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fmb-1831-09-16-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>München, 16. September 1831 Nur vor Allem meinen herzlichsten Dank für Eure Briefe. In dieser ängstlichen Zeit, ist es mir doppelt nothwendig, so oft als möglich Nachricht von Euch zu haben; denn jetzt ist ja der bloße Anblick der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 460

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIa/136. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; München, 16. September 1831 Nur vor Allem meinen herzlichsten Dank für Eure Briefe. In dieser ängstlichen Zeit, ist es mir doppelt nothwendig, so oft als möglich Nachricht von Euch zu haben; denn jetzt ist ja der bloße Anblick der

4 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Brief Nr. 458 (fmb-1831-09-05-01) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Rigikulm, 30. August, bis Lindau, 5. September 1831.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

16. September 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) München Deutschland Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)München d. 16 Sept. 1831.Ihr Lieben!

Nur vor Allem meinen herzlichsten Dank für Eure Briefe. In dieser ängstlichen Zeit, ist es mir doppelt nothwendig, so oft als möglich Nachricht von Euch zu haben; denn jetzt ist ja der bloße Anblick der Schrift die Hauptsache, und wenn ich die ersten ruhigen Worte hervorkommen sehe, dann wird mir selbst auch wieder fürs erste ruhiger zu Muthe. – Sonderbar sind diese ersten Tage in München gewesen, als ich herumfuhr, und dachte, daß ich in zwei Stunden schon wieder abreisen wollte, da konnte ich mich eigentlich nicht freuen über all die wohlbekannten Häuser, und die alten Wege und die Veränderungen, kurz das Gefühl des Wiederkommens in eine liebe Gegend war mir sehr verbittert, und wenn das auch nicht ganz so fortdauert, so hab ich doch die Tage hier in einer wunderlichen Verwirrung gelebt: zwischen der lebhaftesten Freude, wenn ich meine alten Freunde und Bekannten wiedersah, und der Unruhe, wenn ich an Euch dachte und allein war. In dieser Stimmung habe ich mir vorgenommen mich doppelt fest an das zu halten, was ich zu thun habe, weil sonst kein Halten wäre; freilich wird mir das Arbeiten jetzt sehr schwer, ich muß mich zum Schreiben zwingen, worauf ich mich schon lange gefreut hatte; aber da es so ist, werde ichs wahrscheinlich lernen müssen. Das weiß ich aber bestimmt, daß mir München einer der angenehmsten Orte ist und nun auch immer bleiben wird; denn jede andre Stadt wäre mir in dieser traurigen Zeit wol verleidet worden, statt dessen heitert mich die Fröhlichkeit aller Gesichter hier, das ganze sorglose Völkchen auf den Straßen, die aufrichtige Freundlichkeit meiner Bekannten ganz auf. Auch kann ich, so Gott will, alle meine Vorsätze hier der Zeit nach ausführen, obgleich ich natürlich Euerem Willen wörtlich folgen werde, nach Paris zu gehn, sobald die Krankheit und somit Quarantaine mich hier ereilen könnte; bisjetzt ist im ganzen Lande aber noch keine Spur davon, und ich werde natürlich keine Nachricht darüber und keine Maßregel von Seiten der Franzosen außer Acht lassen. Währenddessen also treibe ich, wie gesagt, meine Angelegenheiten hier fort: mit PoisslPoißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865) bin ich schon wieder in Verbindung, und hoffe bestimmt einen formellen Auftrag, wie ich ihn wünsche zu erhalten und gegen Ende dieses Monats werde ich für die Armen ein Concert geben. Ich bin von allen Seiten dazu aufgefordert, meine Freunde und namentlich die HH. KerstorfKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832) und PappenheimerPappenheimer, Seligmann (1767-1844) die ich als Deine Freunde, lieber Vater, hier immer um Rath frage, rathen mir unbedingt dazu; obwohl mir eigentlich jetzt nicht danach zu Muthe ist, so darf ich mich daran nicht kehren, wer weiß, wie lange man sonst warten könnte, und so will ich es thun. Die Form ist übrigens noch unbestimmt, d. h. ob ich oder eine Behörde oder wer sonst es geben soll, aber auf jeden Fall soll eine Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4yjf2dku-eh3g-gqxu-70w2-hos144gucbfc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name> und eine Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_t4qjdlf8-xyy7-qpmr-mepr-t3dfekd1oks2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> von mir hinein, und ich werde ein Paar mal spielen; ich componire mir sogar ein eignes Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_30rwes0i-yzch-ycxm-3qxc-hdjlyiwtwz3f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name> dazu, und es ist mir eine schwere Aufgabe gerade jetzt, wo mir weniger nach Musik und namentlich nach Claviermusik zu Muthe ist, als je. Darum ist es aber gerade eine tüchtige Übung; auch freue ich mich nicht wenig drauf, einmal wieder ein Orchester zu dirigiren; man verspricht mir zwei Proben und in dem Falle gebe ich meine dmoll Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ppvdme3l-98ue-cbm2-axbe-ddemibzl3xif"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name>; BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) wird spielen, und was von guten Sängerinnen und Sängern da ist nimmt gern Theil, wenn nun bis dahin nicht vielleicht die ganze Welt anders aussieht, so kann es ein hübscher Abend werden, und die Armen können viel Geld kriegen. Aber freilich sind es noch 14 Tage hin, und das ist jetzt lange. Sobald das vorbei ist, packe ich auf und ziehe nach Frankreich. – Ich lebe übrigens sehr ruhig hier, und gehe so wenig, als möglich, in die großen Gesellschaften; übe aber dafür fleißig Clavier und höre soviele gute Musik, als ich kann, weil ich beides sehr lange Zeit hier nicht habe thun können. Mit BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) habe ich einen Abend gespielt; er hat wirklich ein außerordentliches Talent, und kann mit seinem Instrument sprechen, was doch einmal das Beste ist; auch zu SchaurothsSchauroth, Familie von → Augustine Luise Friederike Ernestine von S. gehe ich zuweilen Abends und lasse mir von DelphineSchauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887) vorspielen, ich glaube fast, ich habe nie so schön Clavier spielen hören, sie hat seit dem vorigen Jahre sich so merkwürdig gebessert, daß man ihr Spiel kaum wieder erkennen würde; es sprüht Alles von Feuer und Geist, und dabei ist die Ausführung so kraftvoll und leicht, daß nichts fehlt. Gestern spielte sie die Sonate aus dmoll von Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111252" style="hidden" type="music">3. Klaviersonate d-Moll, op. 49 (WeV Q. 4)</name>; wie sie das letzte Stück anfing, wurde mir ganz bange, denn sie fuhr mit solch einer Gewalt und in so schnellem Tempo hinein, daß ich dachte es wäre unmöglich; aber sie führt es bis zu Ende durch. Und was ich noch mehr bewunderte, war wie sie mein verrücktes Capriccio in fis moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_c6ivkkau-sww3-i61h-yy1h-yujh1ynor7fk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100410" style="hidden">Caprice / Capriccio (Scherzo) fis-Moll, 23. Juli 1825<idno type="MWV">U 50</idno><idno type="op">5</idno></name> spielt, das Stück gefiel mir selbst wieder, wie sie es herunterdonnerte, es kamen eine Menge Feinheiten und Nuancen zum Vorschein, die ich nie hatte herausbringen können, und das Tempo war so schnell, wie ich es nur je gewünscht hatte, das will was sagen. Ebenso auch die kleinen Stücke aus Wales<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5toba6kn-od76-wmlc-hhzb-ejqm47hymsdf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name>; dazu ist sie noch sehr hübsch geworden; sieht fast den gestickten Fischen ähnlich, wie fängt es da ein junger Musiker an, um nicht für sie zu schwärmen? Ich schwärme also, und componire ihr wieder ein Paar neue Claviersachen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7lgzv521-niw4-2txx-qwbr-2u0cztlh8q84"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100435" style="hidden">Andante H-Dur – Allegro di molto h-Moll (Rondo brillant), 18. September 1831<idno type="MWV">U 87</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_c6hpwvl2-vpyh-xuqq-w3qv-tihfj1ludgjt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name>; morgens spiele ich täglich eine Stunde OrgelSt. PeterMünchenDeutschland, kann aber leider nicht üben, wie ich wollte, weil das Pedal um 5 hohe Töne zu kurz ist, so daß man keine Seb. BachscheBach, Johann Sebastian (1685-1750) Passage drauf machen kann. Aber es sind wunderschöne Register darin, mit denen man Choräle figuriren kann, da erbaue ich mich denn täglich am himmlischen strömenden Ton des Instruments; namentlich, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), habe ich hier die Register gefunden, mit denen man Seb. Bachs „Schmücke Dich o liebe Seele“<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107702" style="hidden" type="music">Schmücke dich, o liebe Seele BWV 654</name> spielen muß; das ist, als wären sie dazu gemacht, und klingt so rührend, daß mich es alle Tage wieder durchschauert, wenn ich es wieder anfange. Zu den gehenden Stimmen habe ich eine Flöte 8 Fuß und eine ganz sanfte 4 Fuß, die nun immer über dem Choral schwebt, Du kennst das schon von Berlin her; aber zum Choral ist ein Clavier da, das lauter Zungenregister hat, und da nehme ich dann eine sanfte Hoboe, ein Clairon sehr leise 4ʹ, und eine Viola; das zieht den Choral so still und durchdringend, als wären es ferne Menschenstimmen, die ihn aus tiefstem Herzensgrunde sängen. Mit denselben Stimmen spiele ich dann immer eine meiner neuen Kirchenmusiken „verleih uns Frieden“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tpftvcne-2rd8-9hka-zaal-4enu1o1nijpp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100111" style="hidden">Choral / Gebet »Verleih uns Frieden« / »Da nobis pacem, Domine« für gemischten Chor, kleines Orchester und Orgel, 10. Februar 1831<idno type="MWV">A 11</idno><idno type="op"></idno></name> und gestern habe ich den Anfang der Reform. Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ql7880jt-oab6-sron-vb4x-3h6bgiddnsxm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name> versucht; hatte zu den Blaseinstrumenten Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. wieder mein Clavier mit den Zungenregistern, aber mit allen, und da ist noch ein Fagott 32 Fuß, eine Bratsche 16ʹ, und ein Paar andre tiefe Schnarrstimmen dabey, da klang das Ding mächtig und gar entsetzlich ernsthaft. Dann gehe ich essen in irgend einer Münchener Kneipe, wo es Bier und Schlägel und Dampfnudeln giebt, dann lese ich unter den Arkaden die Zeitungen und suche den Dr. LindnerLindner, Friedrich Georg Ludwig (Pseud.: George Erichson) (1772-1845) auf, um was Vernünftiges über Politik zu hören, dann arbeite ich wieder und dann ists Abend. Ich schreibe Euch alle Kleinigkeiten, weil Ihr schreibt, daß Ihr es mögt; darum schicke ich Euch auch noch den Schluß des Tagebuchs, der sich verspätet hat, weil ich den Buchdruckerstock fertig zeichnen wollte; aber nun mag es so zu Euch gehen, das gehört ja eben auch zum Tagebuch und zur Erinnerung an die Zeit. Mein Bild von Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name> schicke ich mit erster Gelegenheit; es misfällt aber hier allgemein, man findet es weder ähnlich, noch gut gemacht, und allerdings schiele ich sehr arg im Bilde. Sogar SohnSohn, Carl Ferdinand (1805-1867) und BendemannBendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889), die mich neulich hier überraschten und gestern nach Düsseldorf fort sind, finden es nicht gut, obwohl sie sonst VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863) sehr verehren, also fürchte ich, Ihr werdet nicht viel Freude dran haben. Mir ist aber das Liebste dran: H. VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863), Rome 1831 und damit werde ich mich auch immer freuen. – Du schreibst mir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), daß ich Dir nicht gemeldet, 10 Napoléons von LombardLombard, Odier & Co., Bankhaus in Genf und Odier genommen zu haben; es ist mir unbegreiflich, weil ich mir als ganz gewiß gemerkt hatte, daß ich es Dir angezeigt; es ist eine fatale Nachlässigkeit, wenn ich es nicht gethan, und ich muß Dich abermals um Verzeihung bitten, aber ich dachte gewiß, es stände davon im Briefe aus Genf. Vorgestern habe ich hier von KerstorfKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832) 50 Gulden genommen. MendelsohnsMendelsohn, Familie von → Rosalie M., von denen Du mir schreibst, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), sind bis jetzt nicht hier, und auch von Genf habe ich Dir nicht viel nachträglich zu melden: EynardsEynard, Jean Gabriel (1775-1863)Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868) waren nicht da, Frau v. StaëlBroglie, Albertine Ida Gustavine Duchesse de (1797-1838) mit ihrer SchwesterBroglie, Louise-Albertine Comtesse de (1818-1882) war auf dem Lande, Mde. DiodatiDiodati, Charlotte-Susanne (1796-1862) war ins Bad gereis’t, so traf ich nur DiodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860) allein, und blieb nur drei Tage, während derer das Wetter so fatal war, daß man an Landpartien nicht denken konnte, und daß ich nur einmal nach dem petit Saconex herauskam, wo ich dann, wie schon erzählt, die freundlich herzliche Aufnahme fand, die die ganze Familie DoxatDoxat, Familie in Genf einem zu bereiten weiß. Euch aber, Ihr lieben SchwesternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und Dir, mein pro tempore professorHensel, Wilhelm (1794-1861), schreibe ich einen Privatbrief, um für Eure Geschenke zu danken; das muß von Grund aus geschehn, denn Ihr erfreut die Leute von Grund aus. Aber sie sind prächtig und wie mich so etwas, und solche Musik erquickt, wißt Ihr ja; ich werd’ es Euch aber doch noch einmal beschreiben und schreiben. – Gestern hatte ich einen verdrießlichen, grauen Tag; die Weltbegebenheiten sahen trüber aus, als je; da kam Abends ein Brief von GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), eine Antwort auf meinen Luzerner Brief an ihn, und wie mich der glücklich gemacht hat, ist schwer zu beschreiben, es war als höre ich ihn in seiner ganzen Ruhe und Klarheit sprechen, das that sehr wohl, denn was man sonst lies’t, ist so hitzig und confus. Eine Stelle muß ich Euch abschreiben, weil sie so schön ist, er spricht von der Walpurgisnacht<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108812" style="hidden" type="literature">Die erste Walpurgisnacht</name>. „Es ist im eigentlichen Sinne hoch symbolisch intentionirt. Denn es muß sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen, daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch auftauchende Neuerungen, gedrängt, geschoben, verrückt, und wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werde. Die Mittelzeit, wo der Haß noch gegenwirken kann und mag ist hier prägnant genug dargestellt, und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast Du gewiß Leben und Bedeutung verliehen, und so möge es denn auch mir zu freudigem Genuß gedeihen.“ Am meisten Freude aber hat mir doch der bloße Anfang gemacht „Du hast mir, mein lieber Sohn etc.“ und dann das Ende „und somit lebewohl und treffe, wann es auch sey zur guten Stunde ein, sie wird Dich willkommen heißen. Und so fortan! in treuster Gesinnung J. W. v. G.“ Bin ich aber nicht wie SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851), der tout à vous abschreiben läßt? Zum Glück ist aber dieser Brief keine Ausstellung und Ihr seid kein Publikum, und WitzlebenWitzleben, Karl Ernst Job Wilhelm von (1783-1837) ist kein Dichter etc., kurz ich war eine Stunde lang sehr hochfahrend über den Brief, um so mehr, als ich vorher, etwas herunter gewesen war, und Heines neue Nachträge<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109131" style="hidden" type="literature">Die Stadt Lukka</name><name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109130" style="hidden" type="literature">Englische Fragmente</name> gelesen hatte, die so viel elende Infamien und so viel leere Niederträchtigkeit enthalten, daß einem die Worte widrig werden, die so etwas ausdrücken können. Er ist so ohne Gesinnung, daß er sich sogar schrauben muß, um grundgemein zu sein. Und doch hatte er ein so großes Talent; es ist tief traurig. Aber damit soll mein heutiger Brief doch nicht schließen, sondern mit der Hoffnung, daß Ihr alle glücklich und gesund lebt und mir bleibt, und daß der liebe Gott uns alle erhalten und froh wieder zusammenführen möge. Lebt wohl.

FMB
            München d. 16 Sept. 1831. Ihr Lieben!
Nur vor Allem meinen herzlichsten Dank für Eure Briefe. In dieser ängstlichen Zeit, ist es mir doppelt nothwendig, so oft als möglich Nachricht von Euch zu haben; denn jetzt ist ja der bloße Anblick der Schrift die Hauptsache, und wenn ich die ersten ruhigen Worte hervorkommen sehe, dann wird mir selbst auch wieder fürs erste ruhiger zu Muthe. – Sonderbar sind diese ersten Tage in München gewesen, als ich herumfuhr, und dachte, daß ich in zwei Stunden schon wieder abreisen wollte, da konnte ich mich eigentlich nicht freuen über all die wohlbekannten Häuser, und die alten Wege und die Veränderungen, kurz das Gefühl des Wiederkommens in eine liebe Gegend war mir sehr verbittert, und wenn das auch nicht ganz so fortdauert, so hab ich doch die Tage hier in einer wunderlichen Verwirrung gelebt: zwischen der lebhaftesten Freude, wenn ich meine alten Freunde und Bekannten wiedersah, und der Unruhe, wenn ich an Euch dachte und allein war. In dieser Stimmung habe ich mir vorgenommen mich doppelt fest an das zu halten, was ich zu thun habe, weil sonst kein Halten wäre; freilich wird mir das Arbeiten jetzt sehr schwer, ich muß mich zum Schreiben zwingen, worauf ich mich schon lange gefreut hatte; aber da es so ist, werde ichs wahrscheinlich lernen müssen. Das weiß ich aber bestimmt, daß mir München einer der angenehmsten Orte ist und nun auch immer bleiben wird; denn jede andre Stadt wäre mir in dieser traurigen Zeit wol verleidet worden, statt dessen heitert mich die Fröhlichkeit aller Gesichter hier, das ganze sorglose Völkchen auf den Straßen, die aufrichtige Freundlichkeit meiner Bekannten ganz auf. Auch kann ich, so Gott will, alle meine Vorsätze hier der Zeit nach ausführen, obgleich ich natürlich Euerem Willen wörtlich folgen werde, nach Paris zu gehn, sobald die Krankheit und somit Quarantaine mich hier ereilen könnte; bisjetzt ist im ganzen Lande aber noch keine Spur davon, und ich werde natürlich keine Nachricht darüber und keine Maßregel von Seiten der Franzosen außer Acht lassen. Währenddessen also treibe ich, wie gesagt, meine Angelegenheiten hier fort: mit Poissl bin ich schon wieder in Verbindung, und hoffe bestimmt einen formellen Auftrag, wie ich ihn wünsche zu erhalten und gegen Ende dieses Monats werde ich für die Armen ein Concert geben. Ich bin von allen Seiten dazu aufgefordert, meine Freunde und namentlich die HH. Kerstorf und Pappenheimer die ich als Deine Freunde, lieber Vater, hier immer um Rath frage, rathen mir unbedingt dazu; obwohl mir eigentlich jetzt nicht danach zu Muthe ist, so darf ich mich daran nicht kehren, wer weiß, wie lange man sonst warten könnte, und so will ich es thun. Die Form ist übrigens noch unbestimmt, d. h. ob ich oder eine Behörde oder wer sonst es geben soll, aber auf jeden Fall soll eine Sinfonie und eine Ouvertüre von mir hinein, und ich werde ein Paar mal spielen; ich componire mir sogar ein eignes Stück dazu, und es ist mir eine schwere Aufgabe gerade jetzt, wo mir weniger nach Musik und namentlich nach Claviermusik zu Muthe ist, als je. Darum ist es aber gerade eine tüchtige Übung; auch freue ich mich nicht wenig drauf, einmal wieder ein Orchester zu dirigiren; man verspricht mir zwei Proben und in dem Falle gebe ich meine dmoll Sinfonie ; Bärmann wird spielen, und was von guten Sängerinnen und Sängern da ist nimmt gern Theil, wenn nun bis dahin nicht vielleicht die ganze Welt anders aussieht, so kann es ein hübscher Abend werden, und die Armen können viel Geld kriegen. Aber freilich sind es noch 14 Tage hin, und das ist jetzt lange. Sobald das vorbei ist, packe ich auf und ziehe nach Frankreich. – Ich lebe übrigens sehr ruhig hier, und gehe so wenig, als möglich, in die großen Gesellschaften; übe aber dafür fleißig Clavier und höre soviele gute Musik, als ich kann, weil ich beides sehr lange Zeit hier nicht habe thun können. Mit Bärmann habe ich einen Abend gespielt; er hat wirklich ein außerordentliches Talent, und kann mit seinem Instrument sprechen, was doch einmal das Beste ist; auch zu Schauroths gehe ich zuweilen Abends und lasse mir von Delphine vorspielen, ich glaube fast, ich habe nie so schön Clavier spielen hören, sie hat seit dem vorigen Jahre sich so merkwürdig gebessert, daß man ihr Spiel kaum wieder erkennen würde; es sprüht Alles von Feuer und Geist, und dabei ist die Ausführung so kraftvoll und leicht, daß nichts fehlt. Gestern spielte sie die Sonate aus dmoll von Weber; wie sie das letzte Stück anfing, wurde mir ganz bange, denn sie fuhr mit solch einer Gewalt und in so schnellem Tempo hinein, daß ich dachte es wäre unmöglich; aber sie führt es bis zu Ende durch. Und was ich noch mehr bewunderte, war wie sie mein verrücktes Capriccio in fis moll spielt, das Stück gefiel mir selbst wieder, wie sie es herunterdonnerte, es kamen eine Menge Feinheiten und Nuancen zum Vorschein, die ich nie hatte herausbringen können, und das Tempo war so schnell, wie ich es nur je gewünscht hatte, das will was sagen. Ebenso auch die kleinen Stücke aus Wales ; dazu ist sie noch sehr hübsch geworden; sieht fast den gestickten Fischen ähnlich, wie fängt es da ein junger Musiker an, um nicht für sie zu schwärmen? Ich schwärme also, und componire ihr wieder ein Paar neue Claviersachen ; morgens spiele ich täglich eine Stunde Orgel, kann aber leider nicht üben, wie ich wollte, weil das Pedal um 5 hohe Töne zu kurz ist, so daß man keine Seb. Bachsche Passage drauf machen kann. Aber es sind wunderschöne Register darin, mit denen man Choräle figuriren kann, da erbaue ich mich denn täglich am himmlischen strömenden Ton des Instruments; namentlich, Fanny, habe ich hier die Register gefunden, mit denen man Seb. Bachs „Schmücke Dich o liebe Seele“ spielen muß; das ist, als wären sie dazu gemacht, und klingt so rührend, daß mich es alle Tage wieder durchschauert, wenn ich es wieder anfange. Zu den gehenden Stimmen habe ich eine Flöte 8 Fuß und eine ganz sanfte 4 Fuß, die nun immer über dem Choral schwebt, Du kennst das schon von Berlin her; aber zum Choral ist ein Clavier da, das lauter Zungenregister hat, und da nehme ich dann eine sanfte Hoboe, ein Clairon sehr leise 4ʹ, und eine Viola; das zieht den Choral so still und durchdringend, als wären es ferne Menschenstimmen, die ihn aus tiefstem Herzensgrunde sängen. Mit denselben Stimmen spiele ich dann immer eine meiner neuen Kirchenmusiken „verleih uns Frieden“ und gestern habe ich den Anfang der Reform. Sinfonie versucht; hatte zu den Blaseinstrumenten wieder mein Clavier mit den Zungenregistern, aber mit allen, und da ist noch ein Fagott 32 Fuß, eine Bratsche 16ʹ, und ein Paar andre tiefe Schnarrstimmen dabey, da klang das Ding mächtig und gar entsetzlich ernsthaft. Dann gehe ich essen in irgend einer Münchener Kneipe, wo es Bier und Schlägel und Dampfnudeln giebt, dann lese ich unter den Arkaden die Zeitungen und suche den Dr. Lindner auf, um was Vernünftiges über Politik zu hören, dann arbeite ich wieder und dann ists Abend. Ich schreibe Euch alle Kleinigkeiten, weil Ihr schreibt, daß Ihr es mögt; darum schicke ich Euch auch noch den Schluß des Tagebuchs, der sich verspätet hat, weil ich den Buchdruckerstock fertig zeichnen wollte; aber nun mag es so zu Euch gehen, das gehört ja eben auch zum Tagebuch und zur Erinnerung an die Zeit. Mein Bild von Vernet schicke ich mit erster Gelegenheit; es misfällt aber hier allgemein, man findet es weder ähnlich, noch gut gemacht, und allerdings schiele ich sehr arg im Bilde. Sogar Sohn und Bendemann, die mich neulich hier überraschten und gestern nach Düsseldorf fort sind, finden es nicht gut, obwohl sie sonst Vernet sehr verehren, also fürchte ich, Ihr werdet nicht viel Freude dran haben. Mir ist aber das Liebste dran: H. Vernet, Rome 1831 und damit werde ich mich auch immer freuen. – Du schreibst mir, lieber Vater, daß ich Dir nicht gemeldet, 10 Napoléons von Lombard und Odier genommen zu haben; es ist mir unbegreiflich, weil ich mir als ganz gewiß gemerkt hatte, daß ich es Dir angezeigt; es ist eine fatale Nachlässigkeit, wenn ich es nicht gethan, und ich muß Dich abermals um Verzeihung bitten, aber ich dachte gewiß, es stände davon im Briefe aus Genf. Vorgestern habe ich hier von Kerstorf 50 Gulden genommen. Mendelsohns, von denen Du mir schreibst, liebe Mutter, sind bis jetzt nicht hier, und auch von Genf habe ich Dir nicht viel nachträglich zu melden: Eynards waren nicht da, Frau v. Staël mit ihrer Schwester war auf dem Lande, Mde. Diodati war ins Bad gereis’t, so traf ich nur Diodati allein, und blieb nur drei Tage, während derer das Wetter so fatal war, daß man an Landpartien nicht denken konnte, und daß ich nur einmal nach dem petit Saconex herauskam, wo ich dann, wie schon erzählt, die freundlich herzliche Aufnahme fand, die die ganze Familie Doxat einem zu bereiten weiß. Euch aber, Ihr lieben Schwestern und Dir, mein pro tempore professor, schreibe ich einen Privatbrief, um für Eure Geschenke zu danken; das muß von Grund aus geschehn, denn Ihr erfreut die Leute von Grund aus. Aber sie sind prächtig und wie mich so etwas, und solche Musik erquickt, wißt Ihr ja; ich werd’ es Euch aber doch noch einmal beschreiben und schreiben. – Gestern hatte ich einen verdrießlichen, grauen Tag; die Weltbegebenheiten sahen trüber aus, als je; da kam Abends ein Brief von Goethe, eine Antwort auf meinen Luzerner Brief an ihn, und wie mich der glücklich gemacht hat, ist schwer zu beschreiben, es war als höre ich ihn in seiner ganzen Ruhe und Klarheit sprechen, das that sehr wohl, denn was man sonst lies’t, ist so hitzig und confus. Eine Stelle muß ich Euch abschreiben, weil sie so schön ist, er spricht von der Walpurgisnacht. „Es ist im eigentlichen Sinne hoch symbolisch intentionirt. Denn es muß sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen, daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch auftauchende Neuerungen, gedrängt, geschoben, verrückt, und wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werde. Die Mittelzeit, wo der Haß noch gegenwirken kann und mag ist hier prägnant genug dargestellt, und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast Du gewiß Leben und Bedeutung verliehen, und so möge es denn auch mir zu freudigem Genuß gedeihen. “ Am meisten Freude aber hat mir doch der bloße Anfang gemacht „Du hast mir, mein lieber Sohn etc. “ und dann das Ende „und somit lebewohl und treffe, wann es auch sey zur guten Stunde ein, sie wird Dich willkommen heißen. Und so fortan! in treuster Gesinnung J. W. v. G. “ Bin ich aber nicht wie Spontini, der tout à vous abschreiben läßt? Zum Glück ist aber dieser Brief keine Ausstellung und Ihr seid kein Publikum, und Witzleben ist kein Dichter etc., kurz ich war eine Stunde lang sehr hochfahrend über den Brief, um so mehr, als ich vorher, etwas herunter gewesen war, und Heines neue Nachträge gelesen hatte, die so viel elende Infamien und so viel leere Niederträchtigkeit enthalten, daß einem die Worte widrig werden, die so etwas ausdrücken können. Er ist so ohne Gesinnung, daß er sich sogar schrauben muß, um grundgemein zu sein. Und doch hatte er ein so großes Talent; es ist tief traurig. Aber damit soll mein heutiger Brief doch nicht schließen, sondern mit der Hoffnung, daß Ihr alle glücklich und gesund lebt und mir bleibt, und daß der liebe Gott uns alle erhalten und froh wieder zusammenführen möge. Lebt wohl.
FMB          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1831-09-16-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1831-09-16-01" xml:id="title_124a5515-b8c6-4219-9162-4fd3fea7f95e">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>München, 16. September 1831</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8f4b04c7-c1d9-427e-9c9e-f8434bbdb928">Nur vor Allem meinen herzlichsten Dank für Eure Briefe. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-09-16" xml:id="date_545f674b-a52a-4824-8145-bb321f5f3c46">16. 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In dieser ängstlichen Zeit, ist es mir doppelt nothwendig, so oft als möglich Nachricht von Euch zu haben; denn jetzt ist ja der bloße Anblick der Schrift die Hauptsache, und wenn ich die ersten ruhigen Worte hervorkommen sehe, dann wird mir selbst auch wieder fürs erste ruhiger zu Muthe. – Sonderbar sind diese ersten Tage in München gewesen, als ich herumfuhr, und dachte, daß ich in zwei Stunden schon wieder abreisen wollte, da konnte ich mich eigentlich nicht freuen über all die wohlbekannten Häuser, und die alten Wege und die Veränderungen, kurz das Gefühl des Wiederkommens in eine liebe Gegend war mir sehr verbittert, und wenn das auch nicht ganz so fortdauert, so hab ich doch die Tage hier in einer wunderlichen Verwirrung gelebt: zwischen der lebhaftesten Freude, wenn ich meine alten Freunde und Bekannten wiedersah, und der Unruhe, wenn ich an Euch dachte und allein war. In dieser Stimmung habe ich mir vorgenommen mich doppelt fest an das zu halten, was ich zu thun habe, weil sonst kein Halten wäre; freilich wird mir das Arbeiten jetzt sehr schwer, ich muß mich zum Schreiben zwingen, worauf ich mich schon lange gefreut hatte; aber da es so ist, werde ichs wahrscheinlich lernen müssen. Das weiß ich aber bestimmt, daß mir München einer der angenehmsten Orte ist und nun auch immer bleiben wird; denn jede andre Stadt wäre mir in dieser traurigen Zeit wol verleidet worden, statt dessen heitert mich die Fröhlichkeit aller Gesichter hier, das ganze sorglose Völkchen auf den Straßen, die aufrichtige Freundlichkeit meiner Bekannten ganz auf. Auch kann ich, so Gott will, alle meine Vorsätze hier der Zeit nach ausführen, obgleich ich natürlich Euerem Willen wörtlich folgen werde, nach Paris zu gehn, sobald die Krankheit und somit Quarantaine mich hier ereilen könnte; bisjetzt ist im ganzen Lande aber noch keine Spur davon, und ich werde natürlich keine Nachricht darüber und keine Maßregel von Seiten der Franzosen außer Acht lassen. Währenddessen also treibe ich, wie gesagt, meine Angelegenheiten hier fort: mit <persName xml:id="persName_3cb0fd77-0472-46d0-9d80-361469b5fe48">Poissl<name key="PSN0113936" style="hidden">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</name></persName> bin ich schon wieder in Verbindung, und hoffe bestimmt einen formellen Auftrag, wie ich ihn wünsche zu erhalten und gegen Ende dieses Monats werde ich für die Armen ein Concert geben. Ich bin von allen Seiten dazu aufgefordert, meine Freunde und namentlich die <persName xml:id="persName_fc0f4012-bfe9-4df9-b2a5-07c621cfe909">HH. Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_8e2829fb-6a99-44c1-9033-5aa9f941feb8">Pappenheimer<name key="PSN0113748" style="hidden">Pappenheimer, Seligmann (1767-1844)</name></persName> die ich als Deine Freunde, lieber Vater, hier immer um Rath frage, rathen mir unbedingt dazu; obwohl mir eigentlich jetzt nicht danach zu Muthe ist, so darf ich mich daran nicht kehren, wer weiß, wie lange man sonst warten könnte, und so will ich es thun. Die Form ist übrigens noch unbestimmt, d. h. ob ich oder eine Behörde oder wer sonst es geben soll, aber auf jeden Fall soll <title xml:id="title_5c41c800-4ea1-485c-99bc-54f8e7b5d6f9">eine Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4yjf2dku-eh3g-gqxu-70w2-hos144gucbfc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. 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August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> von mir hinein, und ich werde ein Paar mal spielen; ich componire mir sogar <title xml:id="title_2653c6fb-d8ab-4bdb-a323-6718c2ec83ff">ein eignes Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_30rwes0i-yzch-ycxm-3qxc-hdjlyiwtwz3f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. 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Darum ist es aber gerade eine tüchtige Übung; auch freue ich mich nicht wenig drauf, einmal wieder ein Orchester zu dirigiren; man verspricht mir zwei Proben und in dem Falle gebe ich <title xml:id="title_41b0dba1-af41-46ce-b8ba-ab1daed38b59">meine dmoll Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ppvdme3l-98ue-cbm2-axbe-ddemibzl3xif"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. 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Mit <persName xml:id="persName_83957389-942e-409d-ad0a-ff1aaa110321">Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> habe ich einen Abend gespielt; er hat wirklich ein außerordentliches Talent, und kann mit seinem Instrument sprechen, was doch einmal das Beste ist; auch zu <persName xml:id="persName_c854a393-a013-4248-a2d2-9f194fcec50b">Schauroths<name key="PSN0114512" style="hidden">Schauroth, Familie von → Augustine Luise Friederike Ernestine von S.</name></persName> gehe ich zuweilen Abends und lasse mir von <persName xml:id="persName_ce71a71c-c597-43ba-998e-dd4e6d8aae61">Delphine<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> vorspielen, ich glaube fast, ich habe nie so schön Clavier spielen hören, sie hat seit dem vorigen Jahre sich so merkwürdig gebessert, daß man ihr Spiel kaum wieder erkennen würde; es sprüht Alles von Feuer und Geist, und dabei ist die Ausführung so kraftvoll und leicht, daß nichts fehlt. Gestern spielte sie die Sonate aus <title xml:id="title_62c0b66f-af22-451d-9357-9a5fb77198b0">dmoll von Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111252" style="hidden" type="music">3. Klaviersonate d-Moll, op. 49 (WeV Q. 4)</name></title>; wie sie das letzte Stück anfing, wurde mir ganz bange, denn sie fuhr mit solch einer Gewalt und in so schnellem Tempo hinein, daß ich dachte es wäre unmöglich; aber sie führt es bis zu Ende durch. Und was ich noch mehr bewunderte, war wie sie <title xml:id="title_3b12517d-a19b-43d1-a221-5eea9a2e48e9">mein verrücktes Capriccio in fis moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_c6ivkkau-sww3-i61h-yy1h-yujh1ynor7fk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100410" style="hidden">Caprice / Capriccio (Scherzo) fis-Moll, 23. Juli 1825<idno type="MWV">U 50</idno><idno type="op">5</idno></name></title> spielt, das Stück gefiel mir selbst wieder, wie sie es herunterdonnerte, es kamen eine Menge Feinheiten und Nuancen zum Vorschein, die ich nie hatte herausbringen können, und das Tempo war so schnell, wie ich es nur je gewünscht hatte, das will was sagen. Ebenso auch <title xml:id="title_b34f8563-cc81-48f2-ba89-7acc49613e6a">die kleinen Stücke aus Wales<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5toba6kn-od76-wmlc-hhzb-ejqm47hymsdf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name></title>; dazu ist sie noch sehr hübsch geworden; sieht fast den gestickten Fischen ähnlich, wie fängt es da ein junger Musiker an, um nicht für sie zu schwärmen? Ich schwärme also, und componire ihr wieder <title xml:id="title_0365881a-3d28-439a-bc40-9fccb46355a1">ein Paar neue Claviersachen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7lgzv521-niw4-2txx-qwbr-2u0cztlh8q84"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100435" style="hidden">Andante H-Dur – Allegro di molto h-Moll (Rondo brillant), 18. September 1831<idno type="MWV">U 87</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_c6hpwvl2-vpyh-xuqq-w3qv-tihfj1ludgjt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title>; morgens spiele ich täglich eine Stunde <placeName xml:id="placeName_1bbebd1c-e2fa-4503-86d6-eb048ad78bc4">Orgel<name key="SGH0100388" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Peter</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, kann aber leider nicht üben, wie ich wollte, weil das Pedal um 5 hohe Töne zu kurz ist, so daß man keine <persName xml:id="persName_b59a391a-8ad4-4ccf-ad1f-183337dca396">Seb. Bachsche<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> Passage drauf machen kann. Aber es sind wunderschöne Register darin, mit denen man Choräle figuriren kann, da erbaue ich mich denn täglich am himmlischen strömenden Ton des Instruments; namentlich, <persName xml:id="persName_40c1a02d-59df-464d-83c6-f0e1583b5916">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, habe ich hier die Register gefunden, mit denen man <title xml:id="title_091f2bb1-ffab-47a0-96bc-10d42c4710b9">Seb. Bachs „Schmücke Dich o liebe Seele“<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107702" style="hidden" type="music">Schmücke dich, o liebe Seele BWV 654</name></title> spielen muß; das ist, als wären sie dazu gemacht, und klingt so rührend, daß mich es alle Tage wieder durchschauert, wenn ich es wieder anfange. Zu den gehenden Stimmen habe ich eine Flöte 8 Fuß und eine ganz sanfte 4 Fuß, die nun immer über dem Choral schwebt, Du kennst das schon von Berlin her; aber zum Choral ist ein Clavier da, das lauter Zungenregister hat, und da nehme ich dann eine sanfte Hoboe, ein Clairon sehr leise 4ʹ, und eine Viola; das zieht den Choral so still und durchdringend, als wären es ferne Menschenstimmen, die ihn aus tiefstem Herzensgrunde sängen. Mit denselben Stimmen spiele ich dann immer eine meiner neuen Kirchenmusiken <title xml:id="title_b65cfd6c-b201-4915-8f66-2001950572d4">„verleih uns Frieden“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tpftvcne-2rd8-9hka-zaal-4enu1o1nijpp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100111" style="hidden">Choral / Gebet »Verleih uns Frieden« / »Da nobis pacem, Domine« für gemischten Chor, kleines Orchester und Orgel, 10. Februar 1831<idno type="MWV">A 11</idno><idno type="op"></idno></name></title> und gestern habe ich den <title xml:id="title_e066848b-28ae-472b-aa1d-0bf1432bbb33">Anfang der Reform. Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ql7880jt-oab6-sron-vb4x-3h6bgiddnsxm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title> versucht; hatte zu den Blaseinstrumenten <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_e566d510-72d3-a1383-20aab-df2285b315c0" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> wieder mein Clavier mit den Zungenregistern, aber mit allen, und da ist noch ein Fagott 32 Fuß, eine Bratsche 16ʹ, und ein Paar andre tiefe Schnarrstimmen dabey, da klang das Ding mächtig und gar entsetzlich ernsthaft. Dann gehe ich essen in irgend einer Münchener Kneipe, wo es Bier und Schlägel und Dampfnudeln giebt, dann lese ich unter den Arkaden die Zeitungen und suche den <persName xml:id="persName_436b9c0e-f524-4181-8800-9c0e1594ce21">Dr. Lindner<name key="PSN0112868" style="hidden">Lindner, Friedrich Georg Ludwig (Pseud.: George Erichson) (1772-1845)</name></persName> auf, um was Vernünftiges über Politik zu hören, dann arbeite ich wieder und dann ists Abend. Ich schreibe Euch alle Kleinigkeiten, weil Ihr schreibt, daß Ihr es mögt; darum schicke ich Euch auch noch den Schluß des Tagebuchs, der sich verspätet hat, weil ich den Buchdruckerstock fertig zeichnen wollte; aber nun mag es so zu Euch gehen, das gehört ja eben auch zum Tagebuch und zur Erinnerung an die Zeit. <title xml:id="title_0402250b-56c9-414e-8e63-5a3bb2ed0208">Mein Bild von Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name></title> schicke ich mit erster Gelegenheit; es misfällt aber hier allgemein, man findet es weder ähnlich, noch gut gemacht, und allerdings schiele ich sehr arg im Bilde. Sogar <persName xml:id="persName_eb83c2e6-85a9-4efb-8c23-341c902ba931">Sohn<name key="PSN0114959" style="hidden">Sohn, Carl Ferdinand (1805-1867)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2c9b9488-16d6-4583-98fa-01a401fbe728">Bendemann<name key="PSN0109806" style="hidden">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName>, die mich neulich hier überraschten und gestern nach Düsseldorf fort sind, finden es nicht gut, obwohl sie sonst <persName xml:id="persName_58bd6ecb-93a5-4877-8841-d3a5fd4420b2">Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> sehr verehren, also fürchte ich, Ihr werdet nicht viel Freude dran haben. Mir ist aber das Liebste dran: <persName xml:id="persName_8c86c256-beea-4430-b3a4-a3559c4834d2">H. Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName>, Rome 1831 und damit werde ich mich auch immer freuen. – Du schreibst mir, lieber <persName xml:id="persName_18d0b10c-9570-4f77-b1fb-dd2e73b38d74">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, daß ich Dir nicht gemeldet, 10 Napoléons von <persName xml:id="persName_b691e965-ff33-401f-9bc3-0db60cd38a5a">Lombard<name key="PSN0112925" style="hidden">Lombard, Odier &amp; Co., Bankhaus in Genf</name></persName> und Odier genommen zu haben; es ist mir unbegreiflich, weil ich mir als ganz gewiß gemerkt hatte, daß ich es Dir angezeigt; es ist eine fatale Nachlässigkeit, wenn ich es nicht gethan, und ich muß Dich abermals um Verzeihung bitten, aber ich dachte gewiß, es stände davon im Briefe aus Genf. Vorgestern habe ich hier von <persName xml:id="persName_a161cb0b-1fd2-4ccc-9a1d-c5697d625f62">Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> 50 Gulden genommen. <persName xml:id="persName_019ef992-3728-4dfd-ac28-5746d2c6f9f1">Mendelsohns<name key="PSN0113204" style="hidden">Mendelsohn, Familie von → Rosalie M.</name></persName>, von denen Du mir schreibst, liebe <persName xml:id="persName_02880018-98f5-4e73-9758-a29235671ac8">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, sind bis jetzt nicht hier, und auch von Genf habe ich Dir nicht viel nachträglich zu melden: <persName xml:id="persName_8d3db3a9-172c-4d9f-ba18-c65fd63b592d">Eynards<name key="PSN0110972" style="hidden">Eynard, Jean Gabriel (1775-1863)</name><name key="PSN0110971" style="hidden">Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868)</name></persName> waren nicht da, <persName xml:id="persName_3ba3ee56-3bad-4b0d-8ced-621171f1acc9">Frau v. Staël<name key="PSN0110145" style="hidden">Broglie, Albertine Ida Gustavine Duchesse de (1797-1838)</name></persName> mit i<persName xml:id="persName_72282b32-c983-46d1-a760-88e1e51ca687">hrer Schwester<name key="PSN0110146" style="hidden">Broglie, Louise-Albertine Comtesse de (1818-1882)</name></persName> war auf dem Lande, <persName xml:id="persName_c0c05256-38c1-4d1f-a342-de8763486409">Mde. Diodati<name key="PSN0110662" style="hidden">Diodati, Charlotte-Susanne (1796-1862)</name></persName> war ins Bad gereis’t, so traf ich nur <persName xml:id="persName_d59fc2cb-c47c-4bf2-b98e-effebd6f6ca3">Diodati<name key="PSN0110661" style="hidden">Diodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860)</name></persName> allein, und blieb nur drei Tage, während derer das Wetter so fatal war, daß man an Landpartien nicht denken konnte, und daß ich nur einmal nach dem petit Saconex herauskam, wo ich dann, wie schon erzählt, die freundlich herzliche Aufnahme fand, die die ganze <persName xml:id="persName_00eeeee6-f6da-498c-ab46-fa031f2f9302">Familie Doxat<name key="PSN0110723" style="hidden">Doxat, Familie in Genf</name></persName> einem zu bereiten weiß. Euch aber, Ihr lieben <persName xml:id="persName_beeee52d-fa67-4c04-804b-b03529e88173">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und Dir, <persName xml:id="persName_dcf0f6e1-3fb9-4caf-8eb8-11f908c445e5">mein pro tempore professor<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, schreibe ich einen Privatbrief, um für Eure Geschenke zu danken; das muß von Grund aus geschehn, denn Ihr erfreut die Leute von Grund aus. Aber sie sind prächtig und wie mich so etwas, und solche Musik erquickt, wißt Ihr ja; ich werd’ es Euch aber doch noch einmal beschreiben und schreiben. – Gestern hatte ich einen verdrießlichen, grauen Tag; die Weltbegebenheiten sahen trüber aus, als je; da kam Abends ein Brief von <persName xml:id="persName_2292624e-cfa1-4492-af06-c55067ccf6ee">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, eine Antwort auf meinen Luzerner Brief an ihn, und wie mich der glücklich gemacht hat, ist schwer zu beschreiben, es war als höre ich ihn in seiner ganzen Ruhe und Klarheit sprechen, das that sehr wohl, denn was man sonst lies’t, ist so hitzig und confus. Eine Stelle muß ich Euch abschreiben, weil sie so schön ist, <title xml:id="title_1b83212c-689a-450e-a3b5-a499e2b56a9a">er spricht von der Walpurgisnacht<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108812" style="hidden" type="literature">Die erste Walpurgisnacht</name></title>. „Es ist im eigentlichen Sinne hoch symbolisch intentionirt. Denn es muß sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen, daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch auftauchende Neuerungen, gedrängt, geschoben, verrückt, und wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werde. Die Mittelzeit, wo der Haß noch gegenwirken kann und mag ist hier prägnant genug dargestellt, und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast Du gewiß Leben und Bedeutung verliehen, und so möge es denn auch mir zu freudigem Genuß gedeihen.“ Am meisten Freude aber hat mir doch der bloße Anfang gemacht „Du hast mir, mein lieber Sohn etc.“ und dann das Ende „und somit lebewohl und treffe, wann es auch sey zur guten Stunde ein, sie wird Dich willkommen heißen. Und so fortan! in treuster Gesinnung J. W. v. G.“ Bin ich aber nicht wie <persName xml:id="persName_f3325ec6-7384-4d92-82e4-fed90c9f5128">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>, der tout à vous abschreiben läßt? Zum Glück ist aber dieser Brief keine Ausstellung und Ihr seid kein Publikum, und <persName xml:id="persName_59a3549b-5108-4e30-a5f2-23e4b69a7e52">Witzleben<name key="PSN0115835" style="hidden">Witzleben, Karl Ernst Job Wilhelm von (1783-1837)</name></persName> ist kein Dichter etc., kurz ich war eine Stunde lang sehr hochfahrend über den Brief, um so mehr, als ich vorher, etwas herunter gewesen war, und <title xml:id="title_92d7cb91-2226-4423-b147-440a04338f7f">Heines neue Nachträge<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109131" style="hidden" type="literature">Die Stadt Lukka</name><name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109130" style="hidden" type="literature">Englische Fragmente</name></title> gelesen hatte, die so viel elende Infamien und so viel leere Niederträchtigkeit enthalten, daß einem die Worte widrig werden, die so etwas ausdrücken können. Er ist so ohne Gesinnung, daß er sich sogar schrauben muß, um grundgemein zu sein. Und doch hatte er ein so großes Talent; es ist tief traurig. <seg type="closer" xml:id="seg_bde08718-4857-4030-b52c-6d10b9523c2d">Aber damit soll mein heutiger Brief doch nicht schließen, sondern mit der Hoffnung, daß Ihr alle glücklich und gesund lebt und mir bleibt, und daß der liebe Gott uns alle erhalten und froh wieder zusammenführen möge. Lebt wohl.</seg></p><signed rend="right">FMB</signed></div></body> </text></TEI>