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fmb-1831-08-03-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Genf, 3. August 1831 Inliegenden Brief wollte ich erst gar nicht abschicken, weil er Euch gewiß sehr toll vorkommen muß, soviel ich mich seiner noch erinnere (denn er ist schon seit Chamouni zugemacht) aber da er einmal geschrieben ist, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 448

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIa/134. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Genf, 3. August 1831 Inliegenden Brief wollte ich erst gar nicht abschicken, weil er Euch gewiß sehr toll vorkommen muß, soviel ich mich seiner noch erinnere (denn er ist schon seit Chamouni zugemacht) aber da er einmal geschrieben ist,

3 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Brief Nr. 446 (fmb-1831-07-31-01) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin;Chamonix, 31. Juli 1831.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

3. August 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Genf Schweiz Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Genf den 3ten Aug. 31

Inliegenden Brief wollte ich erst gar nicht abschicken, weil er Euch gewiß sehr toll vorkommen muß, soviel ich mich seiner noch erinnere (denn er ist schon seit Chamouni zugemacht) aber da er einmal geschrieben ist, so mag er angehen oder vielmehr hingehen zu Euch. Die Reise um den montblanc mußte ich des schlimmen Wetters wegen unterlassen, ging dafür den ersten August hieher, fand Eure Briefe nicht gleich vor, las in der Lausanner Zeitung vom 28sten v. M. die Cholera sey in Berlin, war entschlossen den folgenden Tag abzureisen nach Hause, da kam DiodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860); er brachte mir all Eure lieben Briefe, ich sah daß Gott sey Dank an das Unglück nicht zu denken sey bis jetzt, daß ich nicht um Euch mich ängstigen soll, und so kann ich morgen noch einmal die Wanderung gegen das Berner Oberland zu antreten. In Lucern hoffe ich wieder von Euch zu hören.

Wie danke ich Dir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) für Deine beiden Briefe, und wie sehr erkenne ich alle Liebe und Güte an, die aus jeder Zeile spricht. Du sagst, der erste komme Dir trocken vor, und drücke Deine Gesinnung nicht recht aus, aber glaube mir, sie steht in dem kleinsten Wort geschrieben. Ich will auch gewiß nicht brieflich, wie sonst körperlich, mit dem Kopfe schütteln und mich über manches vertheidigen, denn wenn ich fühle, daß ich mir einige Deiner Warnungen gewiß immer vor Augen gehalten habe, so muß ich das eben zeigen und es ist desto besser für mich. Also kann ich weiter nichts dazu sagen, als Ja und meinen Dank, und das möchte ich hiemit thun.

Nur über den Punct des Dienstjahres scheinst Du mir, verzeihe es mir, in einem Irrthum. Du sagst nämlich, wenn ich nicht dispensirt werden sollte, hätte ich immer noch Zeit von London nach Berlin zu kommen. Das ist aber wohl nicht der Fall; denn da mein Zeugniß lautet, ich habe mich vor vollendetem 23sten Lebensjahre zu stellen, so müßte dies vor nächstem Februar geschehen, ich müßte also schon deshalb von Frankreich aus zurückkehren; aber auch das genügte nicht, denn da man sich zu den bestimmten Zeitpuncten melden muß, wo die Commission zusammentritt, und da dies vor meinem vollendeten 23sten Jahre zum Letztenmale (w. ich nicht irre) Ende October oder spätestens im November geschieht, so würde ich gar nicht nach Frankreich gehen können, wenn ich nicht vorher dispensirt wäre. Mir fiel dies neulich plötzlich ein, als ich Deinen Brief las, und ich bitte Dich mir hierauf zu antworten und mir zu sagen, ob ich mich irre, was ich nicht glaube.

Du sagst mir, ich sey über Italien wohl nicht recht ins Klare mit meiner Ansicht gekommen; indessen habe ich es wohl nur in den Briefen nicht ausdrücken können. Ob meine Ansicht recht ist, weiß ich nicht, aber klar ist sie mir, und ich habe sie Euch nicht sagen dürfen, weil ich ein gewisses Thema, das da stark mitspielt, ganz mit Stillschweigen übergehen will. So lange ich mit mir selbst allein, und mit Natur und Vergangenheit des Landes lebte, wie den größten Theil in Rom war ich sehr glücklich und froh über alle Schönheit die ich sah; aber seit den Begebenheiten des Carnavals und der folgenden Zeit wurde ich nur zu sehr daran erinnert, daß es auch Gegenwart da gebe, und so oft ich auf die zurückkam, so oft wurde sie mir von Neuem verhaßt und verächtlich, so daß ich Italien gewiß nicht das Land der Begeisterung nenne, wenn ich auch überhaupt ein solches Land anerkennte. Ihr werdet mir hierin nicht beistimmen, weil ich mich nicht ganz aussprechen kann, und die Hälfte ist eben immer halb, aber es giebt mal viel Stoff zum mündlichen Besprechen.

Von den hiesigen Freunden tausend Grüße. DoxatsDoxat, Familie in Genf sind ja ganz herrliche Leute, die FrauDoxat, Mutter des → Neffen von → Eugen D. ist wirklich einzig und es war eine Lust, wie sich Euer alle so lebhaft erinnerten; es ist um die Herzlichkeit ein sonderbar Ding, sie macht einen nicht allein froh und glücklich, sondern auch besser, aber in Italien giebt es solche nicht. Ich werde die Leute nicht vergessen.

Aber verzeiht die große Eile und Nachlässigkeit des Briefs, in 5 Minuten geht das Dampfboot und ich mit; mein Reisebündel, blauer Himmel und See, die Kellersche Charte<name key="PSN0112344" style="hidden" type="author">Keller, Heinrich (1778-1862)</name><name key="CRT0109481" style="hidden" type="literature">Carte routière de la Suisse</name>, Vevay heut Abend so sieht es um mich aus. Verzeiht und lebt mir wohl; bald ein mehreres. Gott gebe Euch Gesundheit und Glück und somit mir auch eine frohe Reise. Lebt wohl.

F.
            Genf den 3ten Aug. 31Inliegenden Brief wollte ich erst gar nicht abschicken, weil er Euch gewiß sehr toll vorkommen muß, soviel ich mich seiner noch erinnere (denn er ist schon seit Chamouni zugemacht) aber da er einmal geschrieben ist, so mag er angehen oder vielmehr hingehen zu Euch. Die Reise um den montblanc mußte ich des schlimmen Wetters wegen unterlassen, ging dafür den ersten August hieher, fand Eure Briefe nicht gleich vor, las in der Lausanner Zeitung vom 28sten v. M. die Cholera sey in Berlin, war entschlossen den folgenden Tag abzureisen nach Hause, da kam Diodati; er brachte mir all Eure lieben Briefe, ich sah daß Gott sey Dank an das Unglück nicht zu denken sey bis jetzt, daß ich nicht um Euch mich ängstigen soll, und so kann ich morgen noch einmal die Wanderung gegen das Berner Oberland zu antreten. In Lucern hoffe ich wieder von Euch zu hören.
Wie danke ich Dir, lieber Vater für Deine beiden Briefe, und wie sehr erkenne ich alle Liebe und Güte an, die aus jeder Zeile spricht. Du sagst, der erste komme Dir trocken vor, und drücke Deine Gesinnung nicht recht aus, aber glaube mir, sie steht in dem kleinsten Wort geschrieben. Ich will auch gewiß nicht brieflich, wie sonst körperlich, mit dem Kopfe schütteln und mich über manches vertheidigen, denn wenn ich fühle, daß ich mir einige Deiner Warnungen gewiß immer vor Augen gehalten habe, so muß ich das eben zeigen und es ist desto besser für mich. Also kann ich weiter nichts dazu sagen, als Ja und meinen Dank, und das möchte ich hiemit thun.
Nur über den Punct des Dienstjahres scheinst Du mir, verzeihe es mir, in einem Irrthum. Du sagst nämlich, wenn ich nicht dispensirt werden sollte, hätte ich immer noch Zeit von London nach Berlin zu kommen. Das ist aber wohl nicht der Fall; denn da mein Zeugniß lautet, ich habe mich vor vollendetem 23sten Lebensjahre zu stellen, so müßte dies vor nächstem Februar geschehen, ich müßte also schon deshalb von Frankreich aus zurückkehren; aber auch das genügte nicht, denn da man sich zu den bestimmten Zeitpuncten melden muß, wo die Commission zusammentritt, und da dies vor meinem vollendeten 23sten Jahre zum Letztenmale (w. ich nicht irre) Ende October oder spätestens im November geschieht, so würde ich gar nicht nach Frankreich gehen können, wenn ich nicht vorher dispensirt wäre. Mir fiel dies neulich plötzlich ein, als ich Deinen Brief las, und ich bitte Dich mir hierauf zu antworten und mir zu sagen, ob ich mich irre, was ich nicht glaube.
Du sagst mir, ich sey über Italien wohl nicht recht ins Klare mit meiner Ansicht gekommen; indessen habe ich es wohl nur in den Briefen nicht ausdrücken können. Ob meine Ansicht recht ist, weiß ich nicht, aber klar ist sie mir, und ich habe sie Euch nicht sagen dürfen, weil ich ein gewisses Thema, das da stark mitspielt, ganz mit Stillschweigen übergehen will. So lange ich mit mir selbst allein, und mit Natur und Vergangenheit des Landes lebte, wie den größten Theil in Rom war ich sehr glücklich und froh über alle Schönheit die ich sah; aber seit den Begebenheiten des Carnavals und der folgenden Zeit wurde ich nur zu sehr daran erinnert, daß es auch Gegenwart da gebe, und so oft ich auf die zurückkam, so oft wurde sie mir von Neuem verhaßt und verächtlich, so daß ich Italien gewiß nicht das Land der Begeisterung nenne, wenn ich auch überhaupt ein solches Land anerkennte. Ihr werdet mir hierin nicht beistimmen, weil ich mich nicht ganz aussprechen kann, und die Hälfte ist eben immer halb, aber es giebt mal viel Stoff zum mündlichen Besprechen.
Von den hiesigen Freunden tausend Grüße. Doxats sind ja ganz herrliche Leute, die Frau ist wirklich einzig und es war eine Lust, wie sich Euer alle so lebhaft erinnerten; es ist um die Herzlichkeit ein sonderbar Ding, sie macht einen nicht allein froh und glücklich, sondern auch besser, aber in Italien giebt es solche nicht. Ich werde die Leute nicht vergessen.
Aber verzeiht die große Eile und Nachlässigkeit des Briefs, in 5 Minuten geht das Dampfboot und ich mit; mein Reisebündel, blauer Himmel und See, die Kellersche Charte, Vevay heut Abend so sieht es um mich aus. Verzeiht und lebt mir wohl; bald ein mehreres. Gott gebe Euch Gesundheit und Glück und somit mir auch eine frohe Reise. Lebt wohl.
F.          
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Also kann ich weiter nichts dazu sagen, als Ja und meinen Dank, und das möchte ich hiemit thun.</p><p>Nur über den Punct des Dienstjahres scheinst Du mir, verzeihe es mir, in einem Irrthum. Du sagst nämlich, wenn ich nicht dispensirt werden sollte, hätte ich immer noch Zeit von London nach Berlin zu kommen. Das ist aber wohl nicht der Fall; denn da mein Zeugniß lautet, ich habe mich vor vollendetem 23<hi rend="superscript">sten</hi> Lebensjahre zu stellen, so müßte dies <hi rend="underline">vor</hi> nächstem Februar geschehen, ich müßte also schon deshalb von Frankreich aus zurückkehren; aber auch das genügte nicht, denn da man sich zu den bestimmten Zeitpuncten melden muß, wo die Commission zusammentritt, und da dies vor meinem vollendeten 23<hi rend="superscript">sten</hi> Jahre zum Letztenmale (w. ich nicht irre) Ende October oder spätestens im November geschieht, so würde ich gar nicht nach Frankreich gehen können, wenn ich nicht vorher dispensirt wäre. Mir fiel dies neulich plötzlich ein, als ich Deinen Brief las, und ich bitte Dich mir hierauf zu antworten und mir zu sagen, ob ich mich irre, was ich nicht glaube.</p><p>Du sagst mir, ich sey über Italien wohl nicht recht ins Klare mit meiner Ansicht gekommen; indessen habe ich es wohl nur in den Briefen nicht ausdrücken können. Ob meine Ansicht recht ist, weiß ich nicht, aber klar ist sie mir, und ich habe sie Euch nicht sagen dürfen, weil ich ein gewisses Thema, das da stark mitspielt, ganz mit Stillschweigen übergehen will. 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