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fmb-1831-07-15-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Mailand, 14. und 15. Juli 1831 Tausend Dank für Euern frohen Brief vom 20 Juny; gerade jetzt wo mir doch ein wenig bange zu Muth ist, bey den immer vorrückenden Cordons, und wo ich jeden Brief mit doppelter Ungeduld erwarte, jetzt Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 442

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 67-68. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Mailand, 14. und 15. Juli 1831 Tausend Dank für Euern frohen Brief vom 20 Juny; gerade jetzt wo mir doch ein wenig bange zu Muth ist, bey den immer vorrückenden Cordons, und wo ich jeden Brief mit doppelter Ungeduld erwarte, jetzt

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel. – Textverluste durch Papierverlust und das Heften des Briefs.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 191-196 (Teildruck). Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 172-177.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

14. und 15. Juli 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mailand Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy. Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mayland 14 July 31.

Tausend Dank für Euern frohen Brief vom 20 Juny; gerade jetzt wo mir doch ein wenig bange zu Muth ist, bey den immer vorrückenden Cordons, und wo ich jeden Brief mit doppelter Ungeduld erwarte, jetzt ist es gar zu schön von Euch mir so liebe, vergnügte Briefe zu schreiben. Die machen mich dann auch wieder lustig, und das heitert Euch dann vielleicht wieder auf, und so ist es viel besser, als umgekehrt. Dieser mein Brief wäre nun wohl so Gott will, der letzte aus einer Italiänischen Stadt, von den Borromäischen Inseln wohin ich in einigen Tagen gehe, kommt vielleicht noch einer, doch rechnet nicht darauf, es giebt hier nicht Englische Posten. Meine Woche war eine der angenehmsten, vergnügtesten die ich in Italien zugebracht habe, und wie das zuging, im wildfremden Mayland will ich Euch erzählen. Erstlich nahm ich mir gleich ein Tafelklavier und packte die ewige Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tobnrz3i-phqe-8pyz-e7el-2ady6w6b7lop"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name> mit rabbia an, damit das Ding ein Ende nähme, und morgen früh wird sie auch richtig fertig. D. h. bis auf die Ouvertüre, von der ich noch nicht weiß, ob ich eine große Sinfonie oder eine kurze Frühlingseinleitung mache. Hierüber möchte ich einen Gelehrten hören. Nun ist das Ende besser geworden, als ich mir selbst gedacht hatte, das Ungethüm und der bärtige Druide mit seinen Posaunen die hinter ihm stehen und tuten machte mir königlichen Spas, und so brachte ich ein Paar Morgen sehr glücklich zu. Die Abende aber war ich immer in Gesellschaft, und zwar in Folge eines verrückten Streichs, der mir wieder einmal sehr gelang. Ich glaube, ich habe diese Art Tollheiten erfunden und ein Patent darauf bekommen; denn die angenehmsten Bekanntschaften habe ich immer ex abrupto gemacht, ohne Briefe, Empfehlungen, und all dgl. Ich frug nämlich zufällig, als ich ankam nach dem Commandeur der Stadt, wie er heiße, und unter den Namen mehrerer Generale nannte mir der Lohnbediente auch den General ErtmannErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835). Nun fiel mir bey dem Namen gleich wieder die adur Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108028" style="hidden" type="music">Klaviersonate A-Dur, op. 101</name> mit ihrer Dedication ein, und weil ich über die FrauErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) von allen Leuten das Schönste und Beste immer gehört hatte, wie freundlich sie sey, und wie sie BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) so verzogen habe, und wie vortrefflich sie spiele, so zog ich mir den nächsten Morgen um Visitenzeit einen schwarzen Frack an, ließ mir den Gouvernementspallast zeigen, dachte mir unterwegs eine schöne Anrede an die GeneralinnErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) aus und ging ganz munter hinauf. Nun kann ich nicht läugnen, daß mir es ein wenig fatal war zu erfahren, der GeneralErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835) wohne im ersten Stock, vorne heraus, und als ich gar in den wunderschönen, gewölbten Vorsaal kam, kriegte ich wahrhaftig Furcht und wollte umkehren. Mir kam es indessen doch gar zu kleinstädtisch vor, mich vor einem gewölbten Vorsaal zu fürchten, ich ging also grade auf eine Gruppe Soldaten zu, die da standen und frug einen alten Mann in einem kurzen Nakingjäckchen, ob hier der General ErtmannErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835) wohne, und wollte mich dann bey der FrauErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) melden lassen. Unglücklicher Weise antwortet der Mann aber: der bin ich selbst; was steht Ihnen zu Diensten? Dies war sehr unangenehm und ich mußte meine ganze Rede im abrégé anbringen; der Mann schien sich aber dran nicht sonderlich zu erbauen, und wollte wissen, mit wem er die Ehre habe? Das war auch nicht angenehm, aber zum Glück kannte er meinen Namen, und wurde sehr höflich, seine FrauErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) sey nicht zu Hause, ich würde sie um 2 treffen, wenn ich da Zeit hätte, oder zu einer andern Stunde. Ich war froh, daß es noch so gut abgelaufen war, ging so lange gegenüber in die BreraPinacoteca di BreraMailandItalien und kuckte mir das sposalizio von Raphael<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110403" style="hidden" type="art">Lo sposalizio della Vergine (Die Vermählung der Maria)</name> an, und um 2 lernte ich nun die „Freyfrau Dorothea v: Ertmann“Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) kennen. Sie nahm mich sehr freundlich auf, war auch sehr gefällig, spielte mir gleich die cis moll Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108023" style="hidden" type="music">Klaviersonate cis-Moll, op. 27/2 (»Mondschein«)</name> vor, dann die aus dmoll<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108024" style="hidden" type="music">Klaviersonate d-Moll, op. 31/2 (»Sturm«)</name>, der alte GeneralErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835), der nun in seinem grauen stattlichen Commandeurrock mit vielen Orden erschien, war ganz glücklich, weinte vor Freuden, weil er seine Frau so lange nicht hatte spielen hören, es sey in Mailand kein Mensch der so was anhören wolle, sie sprach von dem bdur Trio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name>, dessen sie sich nicht entsinnen könne, ich spielte ich es und sang die Stimmen dazu, das machte dem alten EhepaarErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) viel Freude und so war die Bekanntschaft geschlossen. Seitdem sind sie nun wirklich von einer Freundlichkeit gegen mich, die mich beschämt; der alte GeneralErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835) zeigt mir die Merkwürdigkeiten von Mailand, Nachmittags holt sie mich im Wagen ab um auf den Corso zu fahren, die Abende bis 1 Uhr machen wir Musik, gestern früh führten sie mich in die Umgegend spazieren, Mittags mußte ich da essen, Abends war Gesellschaft da, und dazu sind es die angenehmsten gebildetsten Leute, die man sich denken kann; beide in einander verliebt, als seyen sie Brautleute und sind doch schon 34 Jahr verheirathet, er sprach unter andern gestern von seinem Beruf, dem Soldatenwesen, dem persönlichen Muth u. d. gl. mit einer Klarheit, und so schönen freien Ansichten, wie ich sie fast nie außer von Vater gehört hatte; er ist schon 46 Jahr lang Officier und nun solltet Ihr ihn einmal im Park neben dem Wagen seiner FrauErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) Galopp reiten sehen, wie munter und nobel der alte Herr sich da ausnimmt! Sie spielt die BeethovenschenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) Sachen sehr schön, obgleich sie seit langer Zeit nicht studirt hat; oft übertreibt sie es ein wenig mit dem Ausdruck und hält zu sehr an und eilt dann wieder, doch spielt sie wieder einzelne Stücke herrlich und ich denke, ich habe etwas von ihr gelernt. Wenn sie so zuweilen gar nicht mehr Ton herausdrücken kann und nun dazu zu singen anfängt, mit einer Stimme, die so recht aus dem tiefsten Innersten herauf kommt, so hat sie mich oft an Dich, o FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), erinnert, obwohl Du ihr freilich weit überlegen bist. Als ich gegen das Ende des Adagio’s des bdur Trios<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name> kam, rief sie: das kann man vor Ausdruck gar nicht spielen, und das ist wirklich wahr von dieser Stelle. Den folgenden Tag als ich zum zweitenmal da war und die Cmoll Sinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108066" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 67 (»Schicksal«)</name> Ihnen vorspielte, wollte sie durchaus, ich solle mir den Rock ausziehn, weil es heiß war, zwischen durch erzählt er die schönsten Geschichtchen von BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827), wie er Abends wenn sie ihm vorspielte die Lichtputze zum Zahnstocher gebraucht habe u. s. w. Sie erzählte, wie sie ihr letztes KindErtmann, Franz Carl Freiherr von (1800-1804) verloren habe, da habe der BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) erst gar nicht mehr in’s Haus kommen können, endlich habe er sie zu sich eingeladen, und als sie kam saß er am Clavier, und sagte blos „wir werden nun in Tönen mit einander sprechen“ und spielte so über eine Stunde immer fort, und wie sie sich ausdrückte „er sagte mir Alles und gab mir auch zuletzt den Trost. Kurz mir ist wieder einmal so wohl zu Muthe geworden und so behaglich, und ich brauche so gar nicht zu schminken oder zu schweigen, sondern wir verstehen uns so prächtig über Alles. Sie hat gestern die Sonate mit Violin an Kreutzer<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108078" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47 (»Kreutzer«)</name> gespielt; als aber der Begleiter, ein Oesterreichischer Dragonerofficier, im Anfang des Adagios eine lange Verzierung à la PaganiniPaganini, Niccolò (1782-1840) machte, da schnitt ihm der alte GeneralErtmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835) solch eine entsetzliche Grimaçe, daß ich vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen wäre. À propos, Ihr schreibt: RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) wolle vielleicht nach München kommen, das wäre ja herrlich; bitte redet ihm doch recht zu, ich schreibe ihm selbst und quäle, sobald ich einen Moment Zeit habe. Ihr wißt ja wann ich dort sein will; meldet ihm doch das und macht ihm die Sache plausibel. TeschnerTeschner, Gustav Wilhelm (1800-1883) habe ich besucht, wie Du, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), es mir anbefohlen, es ist unerfreulich, wie der Nebelwind, einen solchen Musiker zu sehen, die Generalinn ErtmannErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849) hat in ihrem kleinen Finger mehr Herz, als der ganze Kerl mit seinen entsetzlichen Schnurrbärten hinter denen er lauert. An öffentlicher Musik ist jetzt gar nichts hier, man spricht noch mit Entzücken vom vorigen Winter, wo die PastaPasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865) und RubiniRubini, Giovanni Battista (1794-1854) hier sangen, nur die Nebenrollen, Orchester und Chöre seyen schlecht gewesen. Nun habe ich aber die PastaPasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865) vor 6 Jahren in Paris gehört, und kann es noch alle Jahre, und habe gute Orchester, und gute Chöre und noch manches andre da, so ist es natürlich, daß ich um Italiänische Musik zu hören, nach Frankreich oder England reisen muß. Das nehmen die Deutschen aber übel, wenn man ihnen das sagt, sie wollen par force hier singen, spielen, Gedanken bekommen, und behaupten es sey das Land der Begeisterung, wenigstens ließ sich das Mde. SchmidtSchmidt, Madame geb. Boquet nicht abstreiten, soviel Mühe ich mir während der ReichmannischenReichmann, Herr table d’hôte gab. Die Leute gehen nach Rom und Neapel, und ich hatte sie kürzlich vor 3 Jahren bei DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D. gesehen, und Du FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hattest kürzlich vor 10 Jahren mit ihr den Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name> (glaub’ ich) gelesen, und ich stritt kürzlich vor 3 Tagen mit ihrSchmidt, Madame, ob es ein Land der Begeisterung gäbe? Ich behauptete nämlich, die Begeisterung fliege in der Luft herum. Indeß wir kreuzten uns, sieSchmidt, Madame auf dem Wege nach Neapel, ich nach Paris und so waren wir ganz gemüthlich mit einander. Auch Hr. SternStern, David, Ries’sRies, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886) Schüler ist hier, sitzt bei Tische neben mir, und wir essen uns gegenseitig was vor. Mit ihm war ich vorgestern im Tagestheater, wo ich mich sehr erbaut habe, da ist mehr Volksleben zu sehen, als irgendwo sonst in Italien. Ein großes Schauspielhaus mit Logen, das Parterre mit Holzböcken besetzt auf denen man Platz findet, wenn man früh kommt, die Bühne ganz wie eine andre, nur fehlt über dem ganzen Parterre und den Logen das Dach, so daß die liebe Sonne auf das Theater, den Schauspielern in die Augen scheint. Noch dazu gaben sie ein Stück im Mayländer Dialect, da war es genau, als guckte man aber allen diesen verwickelten und lustigen Situationen zu, könne sich viell[eicht] im Nothfalle hinein mischen, und die bekanntesten Comödiensituationen wurden neu und interessant. So nahm auch das ganze Publikum den lebhaftesten Theil. Und nun gute Nacht, ich habe nämlich vor dem Zubettgehen noch ein Bischen mit Euch plaudern wollen, das ist der Brief. Mir ist lieb, daß er nur 10 Tage geht, und wenn nicht viel Merkwürdiges drin steht, so ist es schon in der Ordnung; denn mir ist ganz häuslich und wohl zu Muth. Morgen früh schreibe ich meine letzten Posaunen in Cdur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fewzvx6y-reqh-zmsm-5foa-o7mnvvouedos"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name>; aber Du kriegst es nicht eher ins Haus, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), als bis Du mich ins Haus kriegst. Ich muß mich interessant machen, und spare mirs auf. Dafür befehle ich Dir unmittelbar mir „Deine letzte Arbeit“ zu schicken, da Du mich frägst, ob Du es thun sollst? Ja, Du sollst. Noch einige Geschäftsfragen. Wißt Ihr nicht, ob ein dicker Brief von mir an GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) aus Rom, an dem ich lange studirte, angekommen ist? Ferner schreibt mir MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), er habe mir einen Brief mit 6 Praeludien<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109899" style="hidden" type="music">Evangelisches Choral- und Orgelbuch. 235 Choräle mit Vorspielen zunächst in Bezug auf das neue berliner Gesangbuch</name> drin geschickt, und ich habe keine Note empfangen und kein Schreiben. Da ich überall meine Adressen hinterlasse und meine Briefe nachgeschickt bekomme, so ist er offenbar unterdrückt worden, wie die meinigen aus Venedig. Endlich schreibst Du mir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), MechettiMechetti, Pietro (1777-1850) habe Dir 130 Gulden für mich zugestellt. Er hat mir aber 150 schriftlich zugesagt, und ich habe diese Schrift bei mir. Bitte laß mich wissen, ob er vielleicht noch etwas nachgeschickt hat, und was ich thun soll, im Falle er es nicht gethan hätte. Das Beste wäre wohl, daß ich ihm darum schriebe, da es nicht grade ein förmlicher Wechsel ist, den ich eincassiren lassen könnte, sondern nur ein schriftliches Versprechen, von der Verlagshandlung unterzeichnet. Da ich mich ein Paar Tage länger hier aufgehalten habe, als ich dachte, so bitte ich also die Antwort auf diesen Brief, und den folgenden auch nach Genf zu adressiren und dann erst nach Lucern. Ich will nämlich etwa 6 – 8 Tage auf die 3 Seeen von Como, Lugano und den maggiore verwenden, um wieder einmal recht viel zu zeichnen, und die frische kühle Luft zu schnappen. Heut war wieder gräßlicher Scirocco, den aber ein Gewitter Nachmittags vertrieben hat. Dennoch ist es immer schwül und drückend; in den Alpen wird es schon besser sein. Die Glocken brummen aber 1 2 12 und ich bin wirklich müde; also schlaft wohl, und morgen wacht wohl, und träumt nett, und seid mir gut. Gute Nacht Mailand.

EuerF.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

P. S. Ich habe diese Tage ein Paar bunte Bilder gemalt; ein Haus am Felsen und eine Weinlaube mit einem Mönch; beide aus Amalfi. Sie sind aber noch gar nicht schön.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

2tes P. S. d.15ten Verzeiht, daß ich soviel von ErtmannsErtmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835) geschrieben. Aber Ihr [habt] es doch sonst gern, wenn ich Euch meine neuen […]

            Mayland 14 July 31. Tausend Dank für Euern frohen Brief vom 20 Juny; gerade jetzt wo mir doch ein wenig bange zu Muth ist, bey den immer vorrückenden Cordons, und wo ich jeden Brief mit doppelter Ungeduld erwarte, jetzt ist es gar zu schön von Euch mir so liebe, vergnügte Briefe zu schreiben. Die machen mich dann auch wieder lustig, und das heitert Euch dann vielleicht wieder auf, und so ist es viel besser, als umgekehrt. Dieser mein Brief wäre nun wohl so Gott will, der letzte aus einer Italiänischen Stadt, von den Borromäischen Inseln wohin ich in einigen Tagen gehe, kommt vielleicht noch einer, doch rechnet nicht darauf, es giebt hier nicht Englische Posten. Meine Woche war eine der angenehmsten, vergnügtesten die ich in Italien zugebracht habe, und wie das zuging, im wildfremden Mayland will ich Euch erzählen. Erstlich nahm ich mir gleich ein Tafelklavier und packte die ewige Walpurgisnacht mit rabbia an, damit das Ding ein Ende nähme, und morgen früh wird sie auch richtig fertig. D. h. bis auf die Ouvertüre, von der ich noch nicht weiß, ob ich eine große Sinfonie oder eine kurze Frühlingseinleitung mache. Hierüber möchte ich einen Gelehrten hören. Nun ist das Ende besser geworden, als ich mir selbst gedacht hatte, das Ungethüm und der bärtige Druide mit seinen Posaunen die hinter ihm stehen und tuten machte mir königlichen Spas, und so brachte ich ein Paar Morgen sehr glücklich zu. Die Abende aber war ich immer in Gesellschaft, und zwar in Folge eines verrückten Streichs, der mir wieder einmal sehr gelang. Ich glaube, ich habe diese Art Tollheiten erfunden und ein Patent darauf bekommen; denn die angenehmsten Bekanntschaften habe ich immer ex abrupto gemacht, ohne Briefe, Empfehlungen, und all dgl. Ich frug nämlich zufällig, als ich ankam nach dem Commandeur der Stadt, wie er heiße, und unter den Namen mehrerer Generale nannte mir der Lohnbediente auch den General Ertmann. Nun fiel mir bey dem Namen gleich wieder die adur Sonate von Beethoven mit ihrer Dedication ein, und weil ich über die Frau von allen Leuten das Schönste und Beste immer gehört hatte, wie freundlich sie sey, und wie sie Beethoven so verzogen habe, und wie vortrefflich sie spiele, so zog ich mir den nächsten Morgen um Visitenzeit einen schwarzen Frack an, ließ mir den Gouvernementspallast zeigen, dachte mir unterwegs eine schöne Anrede an die Generalinn aus und ging ganz munter hinauf. Nun kann ich nicht läugnen, daß mir es ein wenig fatal war zu erfahren, der General wohne im ersten Stock, vorne heraus, und als ich gar in den wunderschönen, gewölbten Vorsaal kam, kriegte ich wahrhaftig Furcht und wollte umkehren. Mir kam es indessen doch gar zu kleinstädtisch vor, mich vor einem gewölbten Vorsaal zu fürchten, ich ging also grade auf eine Gruppe Soldaten zu, die da standen und frug einen alten Mann in einem kurzen Nakingjäckchen, ob hier der General Ertmann wohne, und wollte mich dann bey der Frau melden lassen. Unglücklicher Weise antwortet der Mann aber: der bin ich selbst; was steht Ihnen zu Diensten? Dies war sehr unangenehm und ich mußte meine ganze Rede im abrégé anbringen; der Mann schien sich aber dran nicht sonderlich zu erbauen, und wollte wissen, mit wem er die Ehre habe? Das war auch nicht angenehm, aber zum Glück kannte er meinen Namen, und wurde sehr höflich, seine Frau sey nicht zu Hause, ich würde sie um 2 treffen, wenn ich da Zeit hätte, oder zu einer andern Stunde. Ich war froh, daß es noch so gut abgelaufen war, ging so lange gegenüber in die Brera und kuckte mir das sposalizio von Raphael an, und um 2 lernte ich nun die „Freyfrau Dorothea v: Ertmann“ kennen. Sie nahm mich sehr freundlich auf, war auch sehr gefällig, spielte mir gleich die cis moll Sonate von Beethoven vor, dann die aus dmoll, der alte General, der nun in seinem grauen stattlichen Commandeurrock mit vielen Orden erschien, war ganz glücklich, weinte vor Freuden, weil er seine Frau so lange nicht hatte spielen hören, es sey in Mailand kein Mensch der so was anhören wolle, sie sprach von dem bdur Trio, dessen sie sich nicht entsinnen könne, ich spielte ich es und sang die Stimmen dazu, das machte dem alten Ehepaar viel Freude und so war die Bekanntschaft geschlossen. Seitdem sind sie nun wirklich von einer Freundlichkeit gegen mich, die mich beschämt; der alte General zeigt mir die Merkwürdigkeiten von Mailand, Nachmittags holt sie mich im Wagen ab um auf den Corso zu fahren, die Abende bis 1 Uhr machen wir Musik, gestern früh führten sie mich in die Umgegend spazieren, Mittags mußte ich da essen, Abends war Gesellschaft da, und dazu sind es die angenehmsten gebildetsten Leute, die man sich denken kann; beide in einander verliebt, als seyen sie Brautleute und sind doch schon 34 Jahr verheirathet, er sprach unter andern gestern von seinem Beruf, dem Soldatenwesen, dem persönlichen Muth u. d. gl. mit einer Klarheit, und so schönen freien Ansichten, wie ich sie fast nie außer von Vater gehört hatte; er ist schon 46 Jahr lang Officier und nun solltet Ihr ihn einmal im Park neben dem Wagen seiner Frau Galopp reiten sehen, wie munter und nobel der alte Herr sich da ausnimmt! Sie spielt die Beethovenschen Sachen sehr schön, obgleich sie seit langer Zeit nicht studirt hat; oft übertreibt sie es ein wenig mit dem Ausdruck und hält zu sehr an und eilt dann wieder, doch spielt sie wieder einzelne Stücke herrlich und ich denke, ich habe etwas von ihr gelernt. Wenn sie so zuweilen gar nicht mehr Ton herausdrücken kann und nun dazu zu singen anfängt, mit einer Stimme, die so recht aus dem tiefsten Innersten herauf kommt, so hat sie mich oft an Dich, o Fanny, erinnert, obwohl Du ihr freilich weit überlegen bist. Als ich gegen das Ende des Adagio’s des bdur Trios kam, rief sie: das kann man vor Ausdruck gar nicht spielen, und das ist wirklich wahr von dieser Stelle. Den folgenden Tag als ich zum zweitenmal da war und die Cmoll Sinfonie Ihnen vorspielte, wollte sie durchaus, ich solle mir den Rock ausziehn, weil es heiß war, zwischen durch erzählt er die schönsten Geschichtchen von Beethoven, wie er Abends wenn sie ihm vorspielte die Lichtputze zum Zahnstocher gebraucht habe u. s. w. Sie erzählte, wie sie ihr letztes Kind verloren habe, da habe der Beethoven erst gar nicht mehr in’s Haus kommen können, endlich habe er sie zu sich eingeladen, und als sie kam saß er am Clavier, und sagte blos „wir werden nun in Tönen mit einander sprechen“ und spielte so über eine Stunde immer fort, und wie sie sich ausdrückte „er sagte mir Alles und gab mir auch zuletzt den Trost. Kurz mir ist wieder einmal so wohl zu Muthe geworden und so behaglich, und ich brauche so gar nicht zu schminken oder zu schweigen, sondern wir verstehen uns so prächtig über Alles. Sie hat gestern die Sonate mit Violin an Kreutzer gespielt; als aber der Begleiter, ein Oesterreichischer Dragonerofficier, im Anfang des Adagios eine lange Verzierung à la Paganini machte, da schnitt ihm der alte General solch eine entsetzliche Grimaçe, daß ich vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen wäre. À propos, Ihr schreibt: Ritz wolle vielleicht nach München kommen, das wäre ja herrlich; bitte redet ihm doch recht zu, ich schreibe ihm selbst und quäle, sobald ich einen Moment Zeit habe. Ihr wißt ja wann ich dort sein will; meldet ihm doch das und macht ihm die Sache plausibel. Teschner habe ich besucht, wie Du, liebe Mutter, es mir anbefohlen, es ist unerfreulich, wie der Nebelwind, einen solchen Musiker zu sehen, die Generalinn Ertmann hat in ihrem kleinen Finger mehr Herz, als der ganze Kerl mit seinen entsetzlichen Schnurrbärten hinter denen er lauert. An öffentlicher Musik ist jetzt gar nichts hier, man spricht noch mit Entzücken vom vorigen Winter, wo die Pasta und Rubini hier sangen, nur die Nebenrollen, Orchester und Chöre seyen schlecht gewesen. Nun habe ich aber die Pasta vor 6 Jahren in Paris gehört, und kann es noch alle Jahre, und habe gute Orchester, und gute Chöre und noch manches andre da, so ist es natürlich, daß ich um Italiänische Musik zu hören, nach Frankreich oder England reisen muß. Das nehmen die Deutschen aber übel, wenn man ihnen das sagt, sie wollen par force hier singen, spielen, Gedanken bekommen, und behaupten es sey das Land der Begeisterung, wenigstens ließ sich das Mde. Schmidt geb. Boquet nicht abstreiten, soviel Mühe ich mir während der Reichmannischen table d’hôte gab. Die Leute gehen nach Rom und Neapel, und ich hatte sie kürzlich vor 3 Jahren bei Devrients gesehen, und Du Fanny hattest kürzlich vor 10 Jahren mit ihr den Tasso (glaub’ ich) gelesen, und ich stritt kürzlich vor 3 Tagen mit ihr, ob es ein Land der Begeisterung gäbe? Ich behauptete nämlich, die Begeisterung fliege in der Luft herum. Indeß wir kreuzten uns, sie auf dem Wege nach Neapel, ich nach Paris und so waren wir ganz gemüthlich mit einander. Auch Hr. Stern, Ries’s Schüler ist hier, sitzt bei Tische neben mir, und wir essen uns gegenseitig was vor. Mit ihm war ich vorgestern im Tagestheater, wo ich mich sehr erbaut habe, da ist mehr Volksleben zu sehen, als irgendwo sonst in Italien. Ein großes Schauspielhaus mit Logen, das Parterre mit Holzböcken besetzt auf denen man Platz findet, wenn man früh kommt, die Bühne ganz wie eine andre, nur fehlt über dem ganzen Parterre und den Logen das Dach, so daß die liebe Sonne auf das Theater, den Schauspielern in die Augen scheint. Noch dazu gaben sie ein Stück im Mayländer Dialect, da war es genau, als guckte man aber allen diesen verwickelten und lustigen Situationen zu, könne sich vielleicht im Nothfalle hinein mischen, und die bekanntesten Comödiensituationen wurden neu und interessant. So nahm auch das ganze Publikum den lebhaftesten Theil. Und nun gute Nacht, ich habe nämlich vor dem Zubettgehen noch ein Bischen mit Euch plaudern wollen, das ist der Brief. Mir ist lieb, daß er nur 10 Tage geht, und wenn nicht viel Merkwürdiges drin steht, so ist es schon in der Ordnung; denn mir ist ganz häuslich und wohl zu Muth. Morgen früh schreibe ich meine letzten Posaunen in Cdur ; aber Du kriegst es nicht eher ins Haus, Fanny, als bis Du mich ins Haus kriegst. Ich muß mich interessant machen, und spare mirs auf. Dafür befehle ich Dir unmittelbar mir „Deine letzte Arbeit“ zu schicken, da Du mich frägst, ob Du es thun sollst? Ja, Du sollst. Noch einige Geschäftsfragen. Wißt Ihr nicht, ob ein dicker Brief von mir an Goethe aus Rom, an dem ich lange studirte, angekommen ist? Ferner schreibt mir Marx, er habe mir einen Brief mit 6 Praeludien drin geschickt, und ich habe keine Note empfangen und kein Schreiben. Da ich überall meine Adressen hinterlasse und meine Briefe nachgeschickt bekomme, so ist er offenbar unterdrückt worden, wie die meinigen aus Venedig. Endlich schreibst Du mir, lieber Vater, Mechetti habe Dir 130 Gulden für mich zugestellt. Er hat mir aber 150 schriftlich zugesagt, und ich habe diese Schrift bei mir. Bitte laß mich wissen, ob er vielleicht noch etwas nachgeschickt hat, und was ich thun soll, im Falle er es nicht gethan hätte. Das Beste wäre wohl, daß ich ihm darum schriebe, da es nicht grade ein förmlicher Wechsel ist, den ich eincassiren lassen könnte, sondern nur ein schriftliches Versprechen, von der Verlagshandlung unterzeichnet. Da ich mich ein Paar Tage länger hier aufgehalten habe, als ich dachte, so bitte ich also die Antwort auf diesen Brief, und den folgenden auch nach Genf zu adressiren und dann erst nach Lucern. Ich will nämlich etwa 6 – 8 Tage auf die 3 Seeen von Como, Lugano und den maggiore verwenden, um wieder einmal recht viel zu zeichnen, und die frische kühle Luft zu schnappen. Heut war wieder gräßlicher Scirocco, den aber ein Gewitter Nachmittags vertrieben hat. Dennoch ist es immer schwül und drückend; in den Alpen wird es schon besser sein. Die Glocken brummen aber 1 2 12 und ich bin wirklich müde; also schlaft wohl, und morgen wacht wohl, und träumt nett, und seid mir gut. Gute Nacht Mailand.
Euer
F.
P. S. Ich habe diese Tage ein Paar bunte Bilder gemalt; ein Haus am Felsen und eine Weinlaube mit einem Mönch; beide aus Amalfi. Sie sind aber noch gar nicht schön.
2tes P. S. d. 15ten Verzeiht, daß ich soviel von Ertmanns geschrieben. Aber Ihr habt es doch sonst gern, wenn ich Euch meine neuen …          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1831-07-15-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1831-07-15-01" xml:id="title_f72c9cc5-2ba4-4a4d-a164-082a079fab39">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Mailand, 14. und 15. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. 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Juli 1831</title> <incipit>Tausend Dank für Euern frohen Brief vom 20 Juny; gerade jetzt wo mir doch ein wenig bange zu Muth ist, bey den immer vorrückenden Cordons, und wo ich jeden Brief mit doppelter Ungeduld erwarte, jetzt</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel. – Textverluste durch Papierverlust und das Heften des Briefs.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Reisebriefe, S. 191-196 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 172-177.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-07-14" xml:id="date_c480b487-177b-46aa-8666-396e137a2043">14.</date> und <date cert="high" when="1831-07-15" xml:id="date_5e67ad00-5b41-476c-8220-129a0eaa21e1">15. Juli 1831</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_a32617fc-4454-4a89-a10f-9ab535e2ddc4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_5249f7f6-232e-4ecd-a4c5-04d0fda7a3e4"> <settlement key="STM0100180">Mailand</settlement> <country>Italien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_b09fd0b4-0f36-4d92-9604-8c87a428cbdd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_ee01aff5-5419-48f0-a6e9-ef1ecd3f739b">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_4d3a1819-6cd6-422c-b3cf-fc730ffa6869"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_a2eabc09-2d12-4e8a-bd04-3f827b6849c3"> <head> <address> <addrLine>À Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. A. 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Die machen mich dann auch wieder lustig, und das heitert Euch dann vielleicht wieder auf, und so ist es viel besser, als umgekehrt. Dieser mein Brief wäre nun wohl so Gott will, der letzte aus einer Italiänischen Stadt, von den Borromäischen Inseln wohin ich in einigen Tagen gehe, kommt vielleicht noch einer, doch rechnet nicht darauf, es giebt hier nicht Englische Posten. Meine Woche war eine der angenehmsten, vergnügtesten die ich in Italien zugebracht habe, und wie das zuging, im wildfremden Mayland will ich Euch erzählen. Erstlich nahm ich mir gleich ein Tafelklavier und packte die ewige <title xml:id="title_12213c62-6a33-414b-81d5-fbef22ec9a4e">Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tobnrz3i-phqe-8pyz-e7el-2ady6w6b7lop"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> mit rabbia an, damit das Ding ein Ende nähme, und morgen früh wird sie auch richtig fertig. D. h. bis auf die Ouvertüre, von der ich noch nicht weiß, ob ich eine große Sinfonie oder eine kurze Frühlingseinleitung mache. Hierüber möchte ich einen Gelehrten hören. Nun ist das Ende besser geworden, als ich mir selbst gedacht hatte, das Ungethüm und der bärtige Druide mit seinen Posaunen die hinter ihm stehen und tuten machte mir königlichen Spas, und so brachte ich ein Paar Morgen sehr glücklich zu. Die Abende aber war ich immer in Gesellschaft, und zwar in Folge eines verrückten Streichs, der mir wieder einmal sehr gelang. Ich glaube, ich habe diese Art Tollheiten erfunden und ein Patent darauf bekommen; denn die angenehmsten Bekanntschaften habe ich immer ex abrupto gemacht, ohne Briefe, Empfehlungen, und all dgl. Ich frug nämlich zufällig, als ich ankam nach dem Commandeur der Stadt, wie er heiße, und unter den Namen mehrerer Generale nannte mir der Lohnbediente auch den <persName xml:id="persName_8c3c37d8-980a-408a-8788-3e91cd1abef8">General Ertmann<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName>. Nun fiel mir bey dem Namen gleich wieder <title xml:id="title_c1ce9f1e-e8af-492a-855d-2009247b124d">die adur Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108028" style="hidden" type="music">Klaviersonate A-Dur, op. 101</name></title> mit ihrer Dedication ein, und weil ich über <persName xml:id="persName_4f665348-c27b-494b-abc2-c9c3af490495">die Frau<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> von allen Leuten das Schönste und Beste immer gehört hatte, wie freundlich sie sey, und wie sie <persName xml:id="persName_69d2cecd-57d2-443a-bb5f-473005ea2ea4">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> so verzogen habe, und wie vortrefflich sie spiele, so zog ich mir den nächsten Morgen um Visitenzeit einen schwarzen Frack an, ließ mir den Gouvernementspallast zeigen, dachte mir unterwegs eine schöne Anrede an die <persName xml:id="persName_4efc4fd2-eca1-4f9b-9b88-95c3ccb9e597">Generalinn<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> aus und ging ganz munter hinauf. Nun kann ich nicht läugnen, daß mir es ein wenig fatal war zu erfahren, der <persName xml:id="persName_f65648d4-b671-407a-91c6-e65bd240a1f6">General<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName> wohne im ersten Stock, vorne heraus, und als ich gar in den wunderschönen, gewölbten Vorsaal kam, kriegte ich wahrhaftig Furcht und wollte umkehren. Mir kam es indessen doch gar zu kleinstädtisch vor, mich vor einem gewölbten Vorsaal zu fürchten, ich ging also grade auf eine Gruppe Soldaten zu, die da standen und frug einen alten Mann in einem kurzen Nakingjäckchen, ob hier der <persName xml:id="persName_506df3c1-2e5f-4136-bcd6-fde4ba003c4e">General Ertmann<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName> wohne, und wollte mich dann bey der <persName xml:id="persName_4d530403-5a3d-49ba-a2a4-25dd4e01d118">Frau<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> melden lassen. Unglücklicher Weise antwortet der Mann aber: der bin ich selbst; was steht Ihnen zu Diensten? Dies war sehr unangenehm und ich mußte meine ganze Rede im abrégé anbringen; der Mann schien sich aber dran nicht sonderlich zu erbauen, und wollte wissen, mit wem er die Ehre habe? Das war auch nicht angenehm, aber zum Glück kannte er meinen Namen, und wurde sehr höflich, <persName xml:id="persName_4ce45ae1-8493-445f-a250-b231cff5ff9c">seine Frau<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> sey nicht zu Hause, ich würde sie um 2 treffen, wenn ich da Zeit hätte, oder zu einer andern Stunde. Ich war froh, daß es noch so gut abgelaufen war, ging so lange gegenüber in die <placeName xml:id="placeName_b70fe989-455c-408b-8c22-894d311d9db9">Brera<name key="SGH0100446" style="hidden" subtype="" type="sight">Pinacoteca di Brera</name><settlement key="STM0100180" style="hidden" type="locality">Mailand</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> und kuckte mir <title xml:id="title_5e4472d5-703f-4aa9-a4b3-631dcee2ee9d">das sposalizio von Raphael<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110403" style="hidden" type="art">Lo sposalizio della Vergine (Die Vermählung der Maria)</name></title> an, und um 2 lernte ich nun die <persName xml:id="persName_48a045f2-6f67-4866-b66a-9e0fbf1c12da">„Freyfrau Dorothea v: Ertmann“<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> kennen. Sie nahm mich sehr freundlich auf, war auch sehr gefällig, spielte mir gleich die <title xml:id="title_b8005a25-1d51-4d63-b724-d201a1893435">cis moll Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108023" style="hidden" type="music">Klaviersonate cis-Moll, op. 27/2 (»Mondschein«)</name></title> vor, dann die <title xml:id="title_e1750577-447c-4eaa-a36a-b29aacb8ba86">aus dmoll<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108024" style="hidden" type="music">Klaviersonate d-Moll, op. 31/2 (»Sturm«)</name></title>, <persName xml:id="persName_f875c0fe-cc53-45a2-b51d-fade5e184325">der alte General<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName>, der nun in seinem grauen stattlichen Commandeurrock mit vielen Orden erschien, war ganz glücklich, weinte vor Freuden, weil er seine Frau so lange nicht hatte spielen hören, es sey in Mailand kein Mensch der so was anhören wolle, sie sprach von dem <title xml:id="title_47a6e817-974b-4cfd-8ec3-ed0c9558c0ff">bdur Trio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name></title>, dessen sie sich nicht entsinnen könne, ich spielte ich es und sang die Stimmen dazu, das machte <persName xml:id="persName_c199f727-85e9-4f6b-8902-a312aeff107d">dem alten Ehepaar<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name><name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> viel Freude und so war die Bekanntschaft geschlossen. Seitdem sind sie nun wirklich von einer Freundlichkeit gegen mich, die mich beschämt; <persName xml:id="persName_500839d4-b2a8-4f59-b78e-c0567d427cfe">der alte General<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName> zeigt mir die Merkwürdigkeiten von Mailand, Nachmittags holt sie mich im Wagen ab um auf den Corso zu fahren, die Abende bis 1 Uhr machen wir Musik, gestern früh führten sie mich in die Umgegend spazieren, Mittags mußte ich da essen, Abends war Gesellschaft da, und dazu sind es die angenehmsten gebildetsten Leute, die man sich denken kann; beide in einander verliebt, als seyen sie Brautleute und sind doch schon 34 Jahr verheirathet, er sprach unter andern gestern von seinem Beruf, dem Soldatenwesen, dem persönlichen Muth u. d. gl. mit einer Klarheit, und so schönen freien Ansichten, wie ich sie fast nie außer von Vater gehört hatte; er ist schon 46 Jahr lang Officier und nun solltet Ihr ihn einmal im Park neben dem Wagen <persName xml:id="persName_a6dbc204-5223-421d-aedc-fc5cf4213dd0">seiner Frau<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> Galopp reiten sehen, wie munter und nobel der alte Herr sich da ausnimmt! Sie spielt die <persName xml:id="persName_83d8b47d-142d-498e-9628-8d967a301c77">Beethovenschen<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> Sachen sehr schön, obgleich sie seit langer Zeit nicht studirt hat; oft übertreibt sie es ein wenig mit dem Ausdruck und hält zu sehr an und eilt dann wieder, doch spielt sie wieder einzelne Stücke herrlich und ich denke, ich habe etwas von ihr gelernt. Wenn sie so zuweilen gar nicht mehr Ton herausdrücken kann und nun dazu zu singen anfängt, mit einer Stimme, die so recht aus dem tiefsten Innersten herauf kommt, so hat sie mich oft an Dich, o <persName xml:id="persName_884f5512-6fc4-4cf6-b322-fe4d32d98561">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, erinnert, obwohl Du ihr freilich weit überlegen bist. Als ich gegen das <title xml:id="title_d36f189e-3372-4949-9a83-395d7789b85c">Ende des Adagio’s des bdur Trios<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name></title> kam, rief sie: das kann man vor Ausdruck gar nicht spielen, und das ist wirklich wahr von dieser Stelle. Den folgenden Tag als ich zum zweitenmal da war und die <title xml:id="title_7acbb770-bf3e-4844-827e-9b6804f34f6b">Cmoll Sinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108066" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 67 (»Schicksal«)</name></title> Ihnen vorspielte, wollte sie durchaus, ich solle mir den Rock ausziehn, weil es heiß war, zwischen durch erzählt er die schönsten Geschichtchen von <persName xml:id="persName_02ed0d11-3c94-46f6-adaf-e642a41f404e">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>, wie er Abends wenn sie ihm vorspielte die Lichtputze zum Zahnstocher gebraucht habe u. s. w. Sie erzählte, wie sie <persName xml:id="persName_d2dc0660-dc90-4eef-ad76-242833944f4b">ihr letztes Kind<name key="PSN0110944" style="hidden">Ertmann, Franz Carl Freiherr von (1800-1804)</name></persName> verloren habe, da habe der <persName xml:id="persName_b3610af7-75cd-4715-aa20-e9f1c93a7fdd">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> erst gar nicht mehr in’s Haus kommen können, endlich habe er sie zu sich eingeladen, und als sie kam saß er am Clavier, und sagte blos „wir werden nun in Tönen mit einander sprechen“ und spielte so über eine Stunde immer fort, und wie sie sich ausdrückte „er sagte mir Alles und gab mir auch zuletzt den Trost. Kurz mir ist wieder einmal so wohl zu Muthe geworden und so behaglich, und ich brauche so gar nicht zu schminken oder zu schweigen, sondern wir verstehen uns so prächtig über Alles. Sie hat gestern die <title xml:id="title_708a54b5-7a0d-47e7-b220-29ddd3e79ec2">Sonate mit Violin an Kreutzer<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108078" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47 (»Kreutzer«)</name></title> gespielt; als aber der Begleiter, ein Oesterreichischer Dragonerofficier, im Anfang des Adagios eine lange Verzierung à la <persName xml:id="persName_59faefed-b352-49fd-8a9e-896be68484e0">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName> machte, da schnitt ihm <persName xml:id="persName_79e7b4fb-b22c-4d27-a15e-9b0f811f448f">der alte General<name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName> solch eine entsetzliche Grimaçe, daß ich vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen wäre. À propos, Ihr schreibt: <persName xml:id="persName_063c74e3-8a61-466e-bc72-dda8134e085b">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> wolle vielleicht nach München kommen, das wäre ja herrlich; bitte redet ihm doch recht zu, ich schreibe ihm selbst und quäle, sobald ich einen Moment Zeit habe. Ihr wißt ja wann ich dort sein will; meldet ihm doch das und macht ihm die Sache plausibel. <persName xml:id="persName_e8be6c2a-bb32-4574-8fb6-17dd74a37099">Teschner<name key="PSN0115293" style="hidden">Teschner, Gustav Wilhelm (1800-1883)</name></persName> habe ich besucht, wie Du, liebe <persName xml:id="persName_7107d961-ee95-44e2-adfc-7ea2cf0a1c9e">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, es mir anbefohlen, es ist unerfreulich, wie der Nebelwind, einen solchen Musiker zu sehen, die <persName xml:id="persName_fdea71b2-1644-4ba8-b936-227c3382a0f4">Generalinn Ertmann<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name></persName> hat in ihrem kleinen Finger mehr Herz, als der ganze Kerl mit seinen entsetzlichen Schnurrbärten hinter denen er lauert. An öffentlicher Musik ist jetzt gar nichts hier, man spricht noch mit Entzücken vom vorigen Winter, wo die <persName xml:id="persName_5ed5f1f1-87f5-46bc-bff7-f6d2b73a4b31">Pasta<name key="PSN0113764" style="hidden">Pasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865)</name></persName> und <persName xml:id="persName_93bf601e-8777-4531-bdf6-837d5a6d4336">Rubini<name key="PSN0114343" style="hidden">Rubini, Giovanni Battista (1794-1854)</name></persName> hier sangen, nur die Nebenrollen, Orchester und Chöre seyen schlecht gewesen. Nun habe ich aber die <persName xml:id="persName_4c563fef-06fe-4e64-bb23-33fb4bc235e5">Pasta<name key="PSN0113764" style="hidden">Pasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865)</name></persName> vor 6 Jahren in Paris gehört, und kann es noch alle Jahre, und habe gute Orchester, und gute Chöre und noch manches andre da, so ist es natürlich, daß ich um Italiänische Musik zu hören, nach Frankreich oder England reisen muß. Das nehmen die Deutschen aber übel, wenn man ihnen das sagt, sie wollen par force hier singen, spielen, Gedanken bekommen, und behaupten es sey das Land der Begeisterung, wenigstens ließ sich das <persName xml:id="persName_ddd59c37-8c04-4cfb-9e9e-142ca3247aaa">Mde. Schmidt<name key="PSN0114602" style="hidden">Schmidt, Madame</name></persName> geb. Boquet nicht abstreiten, soviel Mühe ich mir während der <persName xml:id="persName_f32d83f3-c48a-4f6b-88a9-645783589a16">Reichmannischen<name key="PSN0114118" style="hidden">Reichmann, Herr</name></persName> table d’hôte gab. Die Leute gehen nach Rom und Neapel, und ich hatte sie kürzlich vor 3 Jahren bei <persName xml:id="persName_39fb9fdc-f4df-45b7-82c4-eae2f9b50f4d">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> gesehen, und Du <persName xml:id="persName_77746f5d-4c86-4364-b55e-8370d3d0d52e">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hattest kürzlich vor 10 Jahren mit ihr den <title xml:id="title_7a2d2190-e355-4798-868c-fd237577a2b1">Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title> (glaub’ ich) gelesen, und ich stritt kürzlich vor 3 Tagen mit <persName xml:id="persName_f48d3835-cde0-438e-baf9-ba66f312198b">ihr<name key="PSN0114602" style="hidden">Schmidt, Madame</name></persName>, ob es ein Land der Begeisterung gäbe? Ich behauptete nämlich, die Begeisterung fliege in der Luft herum. Indeß wir kreuzten uns, <persName xml:id="persName_d42c0938-a7b7-46d2-82bc-fe208a4cfa5a">sie<name key="PSN0114602" style="hidden">Schmidt, Madame</name></persName> auf dem Wege nach Neapel, ich nach Paris und so waren wir ganz gemüthlich mit einander. Auch <persName xml:id="persName_d76b241c-b8a0-4018-a119-449cd78e06a0">Hr. Stern<name key="PSN0115116" style="hidden">Stern, David</name></persName>, <persName xml:id="persName_70ad871e-ac1e-456c-b8d3-26b0a23ef6a1">Ries’s<name key="PSN0114192" style="hidden">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName> Schüler ist hier, sitzt bei Tische neben mir, und wir essen uns gegenseitig was vor. Mit ihm war ich vorgestern im Tagestheater, wo ich mich sehr erbaut habe, da ist mehr Volksleben zu sehen, als irgendwo sonst in Italien. Ein großes Schauspielhaus mit Logen, das Parterre mit Holzböcken besetzt auf denen man Platz findet, wenn man früh kommt, die Bühne ganz wie eine andre, nur fehlt über dem ganzen Parterre und den Logen das Dach, so daß die liebe Sonne auf das Theater, den Schauspielern in die Augen scheint. Noch dazu gaben sie ein Stück im Mayländer Dialect, da war es genau, als guckte man aber allen diesen verwickelten und lustigen Situationen zu, könne sich viell[eicht] im Nothfalle hinein mischen, und die bekanntesten Comödiensituationen wurden neu und interessant. So nahm auch das ganze Publikum den lebhaftesten Theil. Und nun gute Nacht, ich habe nämlich vor dem Zubettgehen noch ein Bischen mit Euch plaudern wollen, das ist der Brief. Mir ist lieb, daß er nur 10 Tage geht, und wenn nicht viel Merkwürdiges drin steht, so ist es schon in der Ordnung; denn mir ist ganz häuslich und wohl zu Muth. Morgen früh schreibe ich <title xml:id="title_86d5fd5e-c1ab-4ec5-9a25-c99161522fce">meine letzten Posaunen in Cdur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fewzvx6y-reqh-zmsm-5foa-o7mnvvouedos"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title>; aber Du kriegst es nicht eher ins Haus, <persName xml:id="persName_949f6d76-a27a-40b9-b881-aff6e8b7804d">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, als bis Du mich ins Haus kriegst. Ich muß mich interessant machen, und spare mirs auf. Dafür befehle ich Dir unmittelbar mir „Deine letzte Arbeit“ zu schicken, da Du mich frägst, ob Du es thun sollst? Ja, Du sollst. Noch einige Geschäftsfragen. Wißt Ihr nicht, ob ein dicker Brief von mir an <persName xml:id="persName_dbdeef2c-82a1-4392-a812-5aa46772ac74">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> aus Rom, an dem ich lange studirte, angekommen ist? Ferner schreibt mir <persName xml:id="persName_4c640b48-3c58-4a70-8b98-1ede95a4179c">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, er habe mir einen <title xml:id="title_2e4b1492-7f37-4df0-8cc6-531bb02eb1db">Brief mit 6 Praeludien<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109899" style="hidden" type="music">Evangelisches Choral- und Orgelbuch. 235 Choräle mit Vorspielen zunächst in Bezug auf das neue berliner Gesangbuch</name></title> drin geschickt, und ich habe keine Note empfangen und kein Schreiben. Da ich überall meine Adressen hinterlasse und meine Briefe nachgeschickt bekomme, so ist er offenbar unterdrückt worden, wie die meinigen aus Venedig. Endlich schreibst Du mir, lieber <persName xml:id="persName_827d4f09-93b0-4480-853e-aa4bb631d761">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, <persName xml:id="persName_374a9e15-053f-48e4-93f0-1c4cc87b7c5d">Mechetti<name key="PSN0113159" style="hidden">Mechetti, Pietro (1777-1850)</name></persName> habe Dir 130 Gulden für mich zugestellt. Er hat mir aber 150 schriftlich zugesagt, und ich habe diese Schrift bei mir. Bitte laß mich wissen, ob er vielleicht noch etwas nachgeschickt hat, und was ich thun soll, im Falle er es nicht gethan hätte. Das Beste wäre wohl, daß ich ihm darum schriebe, da es nicht grade ein förmlicher Wechsel ist, den ich eincassiren lassen könnte, sondern nur ein schriftliches Versprechen, von der Verlagshandlung unterzeichnet. Da ich mich ein Paar Tage länger hier aufgehalten habe, als ich dachte, so bitte ich also die Antwort auf diesen Brief, und <hi rend="underline">den folgenden auch</hi> nach Genf zu adressiren und <hi rend="underline">dann</hi> erst nach Lucern. Ich will nämlich etwa 6 – 8 Tage auf die 3 Seeen von Como, Lugano und den maggiore verwenden, um wieder einmal recht viel zu zeichnen, und die frische kühle Luft zu schnappen. Heut war wieder gräßlicher Scirocco, den aber ein Gewitter Nachmittags vertrieben hat. Dennoch ist es immer schwül und drückend; in den Alpen wird es schon besser sein. Die Glocken brummen aber <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 12 und ich bin wirklich müde; <seg type="closer" xml:id="seg_8d21a99b-473e-4d0d-bff7-93834a8003f3">also schlaft wohl, und morgen wacht wohl, und träumt nett, und seid mir gut. Gute Nacht Mailand.</seg></p><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">F.</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_44320627-7f3d-463a-be72-2c446acd3995"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">P. S. Ich habe diese Tage ein Paar bunte Bilder gemalt; ein Haus am Felsen und eine Weinlaube mit einem Mönch; beide aus Amalfi. Sie sind aber noch gar nicht schön.</p></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_84cb2719-83d8-414c-8d4c-84b255ea7f4e"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p><seg type="inline">2</seg><hi rend="superscript">tes</hi><seg type="inline"> P. S. d.<date cert="high" when="1831-07-15" xml:id="date_4819d532-6a25-4e87-a332-feaeb5993fa7">15</date></seg><date cert="high" when="1831-07-15" xml:id="date_bf72fd80-4e70-47c8-b1c8-ec20da87b9d3"><hi rend="superscript">ten</hi></date> Verzeiht, daß ich soviel von <persName xml:id="persName_eacd60c0-1ed9-48be-acb3-11e45145d001">Ertmanns<name key="PSN0110943" style="hidden">Ertmann, Dorothea Catharina Freifrau von (1781-1849)</name><name key="PSN0110945" style="hidden">Ertmann, Stephan Leopold Freiherr von (1769-1835)</name></persName> geschrieben. Aber Ihr [habt] es doch sonst gern, wenn ich Euch meine neuen […]</p></div></body> </text></TEI>