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fmb-1831-07-07-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Mailand, 7. Juli 1831 Deinen Brief vom 29 Mai erhielt ich erst vor 4 Tagen in Genua; ich hätte ihn von dort aus sogleich beantwortet, wenn nicht die Post denselben Weg ein Paar Tage später nähme, auf dem ich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 439

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIa/133. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Mailand, 7. Juli 1831 Deinen Brief vom 29 Mai erhielt ich erst vor 4 Tagen in Genua; ich hätte ihn von dort aus sogleich beantwortet, wenn nicht die Post denselben Weg ein Paar Tage später nähme, auf dem ich

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

7. Juli 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mailand Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mayland. d. 7 July 1831Lieber Vater

Deinen Brief vom 29 Mai erhielt ich erst vor 4 Tagen in Genua; ich hätte ihn von dort aus sogleich beantwortet, wenn nicht die Post denselben Weg ein Paar Tage später nähme, auf dem ich heut hier angekommen bin, so daß ich hoffe, daß Dir mein Schreiben so noch früher zukommt. Auch willst Du, ich solle Dir einen Privatbrief schreiben, und das darf ich doch nicht in ein Paar eiligen Zeilen thun. Ich hatte gesagt „ich müsse Dich sprechen“ und Du willst ich solle Dir diese dringende Veranlassung in einem ordentlichen Privatbriefe näher angeben. Darüber hätte ich nun freilich nicht viel zu sagen, denn irgend etwas Besonderes Dir zu vertrauen, oder Dich zu fragen, oder Dir etwas Neues mitzutheilen habe ich nicht. Daß aber nach so vielen Veränderungen in der langen Zeit, die wir nicht zusammen waren, es mir Bedürfniß ist Dich wieder zu sehen, um über tausend Dinge, die sich nur im Sprechen finden, eine Meinung, ein Urtheil zu hören, dem ich so ganz vertrauen und das meinige unterwerfen kann, daß ich namentlich jetzt, wo ich anfangen will auf meine nächste Zukunft hinzuarbeiten und mir den Plan zu meinem künftigen Leben zu machen, Deinen Rath nöthig habe und wäre es auch nur in ein Paar Gesprächen, um danach meine Aussichten und Wünsche entweder zu bestätigen oder abzuändern – das wollte ich ausdrücken, wenn ich sagte, daß ich Dich sprechen müsse. Ich habe wohl in früheren Unterredungen Deinen Willen darüber im Allgemeinen erfahren können; damals lag aber diese Reise als Zukunft vor mir, und verdeckte das Übrige. Das tritt nun nach und nach klarer hervor, und will geordnet sein; und wenn ich nun fühle, wie mir dazu Deine Stimme wichtig und nothwendig sey, so sage nicht das müsse ich mir allein entscheiden, selbstständig, ohne Eingreifen eines andern: ich könnte das wohl, wenn es sein müßte; aber laß mich eben das Glück genießen, das ich habe, indem ich Dich drum fragen kann. Es ist kein Andrer, der dann zu mir spricht, sondern es sind meine besten Wünsche, die ich erfülle, indem ich mich den Deinigen anschließe. Daß in der Hauptsache nichts zu ändern seyn wird, weiß ich wohl; es wäre schlimm wenn es nicht so wäre, ich kenne auch darüber Deine Meinung längst; und daß ich für die Musik lebe und sterbe, ist ausgemacht. Nun kommen aber die verschiednen Wege, die alle im nächsten Jahre für mich offen liegen; wo nun zwei mir ungefähr gleich lieb wären, da möchte ich Deinen Willen kennen, damit der den Ausschlag gäbe. Ich werde wahrscheinlich in München und Paris, in London gewiß Gelegenheit finden zu arbeiten, was und wieviel ich will; die Reise ist in einem Jahr beendigt und es frägt sich also, ob ich neue Fäden da anspinne, oder mich nach der bleibenden, ruhigen Existenz hinwende, die ich mir nun einmal nur in Berlin wünsche, und die ich auch durch das Anerbieten der Vorsteherschaft der Sing-AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland zu meiner Freude vor mir eröffnet sehe. Dieser Antrag wurde mir aber nach der Aufführung der Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name> gemacht, und seit meiner Rückkunft aus England habe ich nichts wieder von mir hören lassen. Es muß also wo möglich vorher noch etwas Ordentliches geschehen, daß ich auch den Antrag mit Ehren annehmen könne, und zugleich auch noch irgend eine andre Stellung in Berlin einnehmen (über die ich aber mit mir selbst noch gar nicht im Klaren bin) dazu sind nun England und Frankreich die besten Stellen; es kommt aber das Dienstjahr in die Queer, da ich mich vor dem nächsten 3ten Febr. melden muß. Auch hierüber müßte ich Dich wohl sprechen, um ins Reine zu kommen. Eine Rückkehr aber nach Berlin ist mir, wie ich Dir schon früher schrieb, für alle meine Pläne hinderlich; namentlich für den mit der AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland; ich müßte dann dort etwas aufführen, dazu gehörte mehr Zeit, als ich übrig hätte, und so sehr ich also im ersten Augenblicke, als ich daran dachte, es zu thun wünschte, um Euch alle wiederzusehen, wonach ich mich gar zu sehr sehne, so ist doch das Erste, daß ich dem Zweck treu bleiben muß, und da es dem offenbar entgegen wäre, wenn ich jetzt wieder hinginge, so darf ich es nicht. Wie ich aber mit mir selbst hin und her überlegte, ob es nicht zu machen sey, daß ich Euch alle sehn könnte, und wie ich die Stelle Deines Briefs las, „ich solle Dir schreiben, wann ich in München, oder wo möglich näher sein könne“ und wie ich meinen Reiseplan für diesen Sommer genauer bestimmte, da fiel mir mit einem Male ein, daß ich einen ganzen Monat noch frey habe, und damit machen kann was ich will. In Paris nämlich brauche ich vor Ende November nicht zu sein, das haben mir BerliozBerlioz, Louis Hector (1803-1869), MontfortMontfort, Alexandre (1803-1856) und alle meine Französischen Bekannten wiederholt bestätigt; in München bin ich, so Gott will, Mitte October mit allem fertig, und habe also die Zeit bis Mitte November ganz übrig. Was ich mit der nun anfangen soll, das bestimme Du, lieber Vater; laß mich Dir nur ans Herz legen, daß ich nur nicht nach Berlin kommen kann, (da ich aus Erfahrung weiß, wie gut dort das philharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien thut und um so mehr etwa das Pariser conservatoireConservatoire de MusiqueParisFrankreich oder irgend etwas in der Fremde Unternommenes) und daß ich doch gar zu sehr Euch wieder einmal sehn möchte: Potsdam ist dasselbe, wie Berlin; aber außerdem sage, wie weit nördlich ich kommen soll und ich will es thun, setze mich auf die Schnellpost, fahre nach Dessau oder Leipzig oder Wittenberg oder wohin Du willst. Ich brauche weiter kein Wort zu sagen, aber denke Dir, wie sehr glücklich mich das machte. Ich ginge dann mit der Schnellpost nach Paris und käme noch über Düsseldorf, wohin ich wegen ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) gern wollte, mit dem ich vielleicht etwas zu unternehmen hoffe. Aber was brauche ich Dir Gründe dafür zu sagen? Du siehst ja den Hauptgrund zu deutlich durchscheinen, und auf ihn antworte mir. Denk’, daß Du mir beim Anfange der Reise in Dessau Abends sagtest: Der Weg hier gefällt mir, man ist Abends bequem da, man müßte einmal eine Landpartie hieher machen, und in Wörlitz die Nacht bleiben. Willst Du es nun und scheust den October nicht? Ich wollte nicht fehlen.

Und mit dem Gelde käm ich auch aus, trotz der Verlängerung der Reise, denn ich habe durch das Aufgeben von Nizza viel gewonnen, und habe auch bei der bloßen Möglichkeit, daß Du meine Bitte genehmigtest, meinen Reiseplan für die Schweiz eingeschränkt. Die ganze Idee kam mir, als ich Deine Worte „in München und wo möglich näher“ mir wieder durchlas, und da habe ich meine Finanzen und Reisecarten revidirt und die Möglichkeit eingesehen. Dies führt mich nun auf Deine Frage wegen des Geldes und ich habe Dich herzlich zu bitten mir nicht übel zu nehmen, daß ich vergessen hatte, Dir die einzelnen erhobnen Posten zu melden. Ich dachte Du wollest es nur im Ganzen wissen und deshalb hatte ichs unterlassen. Es soll nun jedesmal gleich geschehen. In Rom habe ich von TorloniaTorlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886) am 28 Nov. v. J. 50 scudi, am 3ten Jan. d. J. 53 sc. (oder auch nur 50, es war eine Confusion wegen Briefporto, 53 hab’ ich mir aufgeschrieben) am 13ten Febr. 50 sc. (für die Herzoginn von DessauAnhalt-Dessau, Friederike Wilhelmina Louise Amalia Herzogin von (1796-1850)) genommen; von ValentiniValentini, Vincenzo (1751-1842) am 23 Nov. v. J. 50 sc. am 18ten Jan. 50 sc. am 15ten Febr. 50 sc. am 27ten März 70 sc., am 9ten April 100 sc. Die dauerten in Neapel bis in den Mai. Seitdem habe ich nun noch in Neapel auf eine Anweisung von ValentiniValentini, Vincenzo (1751-1842) 100 sc. 82 baj. und dann wieder von ihm selbst in Rom d. 6 Juny 50 sc. und den 18ten 50 sc. als Reisegeld und 6 sc. 45 baj für Briefe erhalten. In Genua habe ich auf den ArnsteinArnstein & Eskeles, Bankhaus in Wien & Eskeles’schen Creditbrief von RicciRicci, Familie in Genua 150 francs genommen, für die Reise und den Aufenthalt hier, und werde nun hier von MirabaudMirabaud, Jacques-Marie Jean (1784-1864) das ganze Geld zur Reise durch die Schweiz aufnehmen, da ich dorthin keine Briefe habe. Für München bist Du dann wohl wieder so gut mich bei Hrn. v. KersdorfKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832) zu accreditiren. Die Reise bis Florenz ist etwas theuer gewesen; seitdem aber geht es wieder besser, ich meine wohlfeiler. Und nun hab’ ich Dir noch meinen Reiseplan für die nächsten Monate zu schreiben. Ich denke 10 Tage etwa hierzubleiben und dann über den Comer, Luganer und Langensee und die Borromäischen Inseln nach der Simplonstraße zu gehn. Die verfolg’ ich bis Martigny und gehe dann über die Berge in einem Tage nach Chamouny, und von dort nach Genf. Diesen Umweg würde ich nicht gemacht haben, wenn ich nicht meinem Freunde DiodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860) (ich kann ihn fast so nennen) bestimmt versprochen hätte, im Fall ich durch die Schweiz käme, ihn und EynardsEynard, Jean Gabriel (1775-1863)Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868) zu besuchen; ich freue mich auch sehr drauf, die lieben Leute wiederzusehen. Von dort will ich über Lausanne, Vevay, die dent de Jaman nach dem Simmenthal und so nach Thun; dann über den Brünig den Vierwaldstätter See und Schwyz nach Appenzell über den Vorarlberg nach Feldkirch, Pludenz und so durch das Zillerthal über Flirsch die große Straße hinauf nach München. Es ist eine grade Linie quer durch auf München zu und voll der göttlichen Schönheiten, die mir immer noch seit damals vorschweben. Ich freue mich ganz unbeschreiblich auf diese Reise. Meine Sachen schicke ich alle nach München voraus und nehme nur ein kleines Bündel mit, weil ich theils zu Fuß und zu Maulthier reisen will. Es kann wunderschön werden, so Gott will. Die Antwort auf diesen Brief und den Brief 8 Tage später adressire nach Genf, wo ich etwa den 1sten Aug. zu sein denke. Die dann folgenden Briefe bitte ich nach Lucern entweder poste restante oder unter einer Adresse, die Du mir nach Genf mittheilst zu adressiren dort denke ich gegen Ende Aug. zu sein, und am 10ten oder 12 Sept. in München einzutreffen. Bitte, richte hienach die Adressen der Briefe; verloren geht keiner, da ich überall hinterlasse, man möge sie mir nachschicken. In Genf bitte ich Dich an Mr. DiodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860), professeur à l’université zu adressiren. Und nun genug, möge es Alles sich glücklich gestalten. – Die Reise von Florenz nach Genua ist ohne Frage das Schönste in Italien, etwa nur Amalfi ausgenommen. In Genua selbst war ich sehr froh, und danke es namentlich Deinem Briefe und dem von MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und den SchwesternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847). Ich kann Dir nicht läugnen, daß Du mir mit EichthalsEichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886) Brief und besonders mit der Stelle über die Damen eine sehr große Freude gemacht hast; denn daß meine schöne EngländerinnenHorsley, Frances Arabella (Fanny) (1815-1849)Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) noch an mich denken, darüber bin ich ein Paar Tage lang gewaltig stolz gewesen. Es ist auch hübsch von den Leuten, daß sie PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) so freundlich aufnahmen, wie ich aus den Briefen sehe, die mir MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) mittheilt. An mich hat er aber noch nicht geschrieben, obwohl ich an ihn. Und die Briefe von MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und den Schwestern mit SebastiansHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) Geburtstagsfeier und FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Fete die waren wieder einmal recht heiter, nach langer Zeit die ersten, und haben mich auch ganz durch und durch erfrischt und erfreut; ich las sie mir alle Abend wieder vor und erquickte mich daran; dazu kam noch das liebe klare Meer von dem ich bis Calais nun Abschied nahm, alle Morgen mit einer Gondel hinausfuhr und mich badete, und die lustige Stadt mit dem Einzug des KönigsSardinien-Piemont, Carlo Alberto I. Amadeo Herzog von Savoyen (1798-1849), und das illuminirte Genua Abends, mit den erleuchteten Kriegsschiffen im Hafen, die schönsten reichsten Villen umher, wohin man spazieren gehen konnte, eine Italiänische Improvisation die mich mit ihrem wunderbaren Talent auf 24 Stunden etwas toll machte, ein Besuch in der Laterne des Leuchtthurms, ein Schiff, das vom Stapel lief – kurz die drei Tage in Genua werd’ ich nicht vergessen, wie sie so heiter und reich und italiänisch wunderbar waren. Noch trug’ zu meiner Freude der Tasso<name key="PSN0115248" style="hidden" type="author">Tasso, Torquato (1544-1595)</name><name key="CRT0111010" style="hidden" type="literature">La Gerusalemme liberata</name> bey, den ich zum erstenmale ordentlich und ohne Peinlichkeit durchlese. Es ist ein prachtvolles Gedicht; mir that es sehr wohl, daß ich den Goetheschen Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name> kannte; bey den Hauptstellen wurde ich immer daran erinnert, denn ganz wie der Dichter dort sind seine Verse so träumerisch süß und zart; man erquickt sich ordentlich an ihrem Wohlklang. Deine Lieblingsstelle era la notte allor<name key="PSN0115248" style="hidden" type="author">Tasso, Torquato (1544-1595)</name><name key="CRT0111010" style="hidden" type="literature">La Gerusalemme liberata</name> ist mir wohl wieder aufgefallen. 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Aber wie ich gestern im Wagen die Episode der Armide las, umgeben von einer Italiänischen Theatergesellschaft, die unaufhörlich Rossinis: ma trema, trema<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110589" style="hidden" type="music">Le Siège de Corinthe</name> sang, da kam mir auf einmal wieder Glucks<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name> „vous m’allez quitter“ und das Einschlafen Rinalds und die Fahrt in die Luft vor die Seele, und mir wurde fast weinerlich zu Muthe. Das ist Musik, so haben die Menschen gesprochen und gefühlt, und so bleibt es ewig. Ich hasse die jetzigen Liederlichkeiten von Herzen. Nimm mir es nicht übel; Dein Spruch ist ja ohne Haß keine Liebe; und es war sonderbar, als mir gestern GluckGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) einfiel mit seinen großen Gestalten. – Das Papier hört auf, ich möchte es nicht. Nun schreib mir, ob ich sagen kann auf baldiges Wiedersehen?

F.
            Mayland. d. 7 July 1831Lieber Vater
Deinen Brief vom 29 Mai erhielt ich erst vor 4 Tagen in Genua; ich hätte ihn von dort aus sogleich beantwortet, wenn nicht die Post denselben Weg ein Paar Tage später nähme, auf dem ich heut hier angekommen bin, so daß ich hoffe, daß Dir mein Schreiben so noch früher zukommt. Auch willst Du, ich solle Dir einen Privatbrief schreiben, und das darf ich doch nicht in ein Paar eiligen Zeilen thun. Ich hatte gesagt „ich müsse Dich sprechen“ und Du willst ich solle Dir diese dringende Veranlassung in einem ordentlichen Privatbriefe näher angeben. Darüber hätte ich nun freilich nicht viel zu sagen, denn irgend etwas Besonderes Dir zu vertrauen, oder Dich zu fragen, oder Dir etwas Neues mitzutheilen habe ich nicht. Daß aber nach so vielen Veränderungen in der langen Zeit, die wir nicht zusammen waren, es mir Bedürfniß ist Dich wieder zu sehen, um über tausend Dinge, die sich nur im Sprechen finden, eine Meinung, ein Urtheil zu hören, dem ich so ganz vertrauen und das meinige unterwerfen kann, daß ich namentlich jetzt, wo ich anfangen will auf meine nächste Zukunft hinzuarbeiten und mir den Plan zu meinem künftigen Leben zu machen, Deinen Rath nöthig habe und wäre es auch nur in ein Paar Gesprächen, um danach meine Aussichten und Wünsche entweder zu bestätigen oder abzuändern – das wollte ich ausdrücken, wenn ich sagte, daß ich Dich sprechen müsse. Ich habe wohl in früheren Unterredungen Deinen Willen darüber im Allgemeinen erfahren können; damals lag aber diese Reise als Zukunft vor mir, und verdeckte das Übrige. Das tritt nun nach und nach klarer hervor, und will geordnet sein; und wenn ich nun fühle, wie mir dazu Deine Stimme wichtig und nothwendig sey, so sage nicht das müsse ich mir allein entscheiden, selbstständig, ohne Eingreifen eines andern: ich könnte das wohl, wenn es sein müßte; aber laß mich eben das Glück genießen, das ich habe, indem ich Dich drum fragen kann. Es ist kein Andrer, der dann zu mir spricht, sondern es sind meine besten Wünsche, die ich erfülle, indem ich mich den Deinigen anschließe. Daß in der Hauptsache nichts zu ändern seyn wird, weiß ich wohl; es wäre schlimm wenn es nicht so wäre, ich kenne auch darüber Deine Meinung längst; und daß ich für die Musik lebe und sterbe, ist ausgemacht. Nun kommen aber die verschiednen Wege, die alle im nächsten Jahre für mich offen liegen; wo nun zwei mir ungefähr gleich lieb wären, da möchte ich Deinen Willen kennen, damit der den Ausschlag gäbe. Ich werde wahrscheinlich in München und Paris, in London gewiß Gelegenheit finden zu arbeiten, was und wieviel ich will; die Reise ist in einem Jahr beendigt und es frägt sich also, ob ich neue Fäden da anspinne, oder mich nach der bleibenden, ruhigen Existenz hinwende, die ich mir nun einmal nur in Berlin wünsche, und die ich auch durch das Anerbieten der Vorsteherschaft der Sing-Akademie zu meiner Freude vor mir eröffnet sehe. Dieser Antrag wurde mir aber nach der Aufführung der Passion gemacht, und seit meiner Rückkunft aus England habe ich nichts wieder von mir hören lassen. Es muß also wo möglich vorher noch etwas Ordentliches geschehen, daß ich auch den Antrag mit Ehren annehmen könne, und zugleich auch noch irgend eine andre Stellung in Berlin einnehmen (über die ich aber mit mir selbst noch gar nicht im Klaren bin) dazu sind nun England und Frankreich die besten Stellen; es kommt aber das Dienstjahr in die Queer, da ich mich vor dem nächsten 3ten Febr. melden muß. Auch hierüber müßte ich Dich wohl sprechen, um ins Reine zu kommen. Eine Rückkehr aber nach Berlin ist mir, wie ich Dir schon früher schrieb, für alle meine Pläne hinderlich; namentlich für den mit der Akademie; ich müßte dann dort etwas aufführen, dazu gehörte mehr Zeit, als ich übrig hätte, und so sehr ich also im ersten Augenblicke, als ich daran dachte, es zu thun wünschte, um Euch alle wiederzusehen, wonach ich mich gar zu sehr sehne, so ist doch das Erste, daß ich dem Zweck treu bleiben muß, und da es dem offenbar entgegen wäre, wenn ich jetzt wieder hinginge, so darf ich es nicht. Wie ich aber mit mir selbst hin und her überlegte, ob es nicht zu machen sey, daß ich Euch alle sehn könnte, und wie ich die Stelle Deines Briefs las, „ich solle Dir schreiben, wann ich in München, oder wo möglich näher sein könne“ und wie ich meinen Reiseplan für diesen Sommer genauer bestimmte, da fiel mir mit einem Male ein, daß ich einen ganzen Monat noch frey habe, und damit machen kann was ich will. In Paris nämlich brauche ich vor Ende November nicht zu sein, das haben mir Berlioz, Montfort und alle meine Französischen Bekannten wiederholt bestätigt; in München bin ich, so Gott will, Mitte October mit allem fertig, und habe also die Zeit bis Mitte November ganz übrig. Was ich mit der nun anfangen soll, das bestimme Du, lieber Vater; laß mich Dir nur ans Herz legen, daß ich nur nicht nach Berlin kommen kann, (da ich aus Erfahrung weiß, wie gut dort das philharmonic thut und um so mehr etwa das Pariser conservatoire oder irgend etwas in der Fremde Unternommenes) und daß ich doch gar zu sehr Euch wieder einmal sehn möchte: Potsdam ist dasselbe, wie Berlin; aber außerdem sage, wie weit nördlich ich kommen soll und ich will es thun, setze mich auf die Schnellpost, fahre nach Dessau oder Leipzig oder Wittenberg oder wohin Du willst. Ich brauche weiter kein Wort zu sagen, aber denke Dir, wie sehr glücklich mich das machte. Ich ginge dann mit der Schnellpost nach Paris und käme noch über Düsseldorf, wohin ich wegen Immermann gern wollte, mit dem ich vielleicht etwas zu unternehmen hoffe. Aber was brauche ich Dir Gründe dafür zu sagen? Du siehst ja den Hauptgrund zu deutlich durchscheinen, und auf ihn antworte mir. Denk’, daß Du mir beim Anfange der Reise in Dessau Abends sagtest: Der Weg hier gefällt mir, man ist Abends bequem da, man müßte einmal eine Landpartie hieher machen, und in Wörlitz die Nacht bleiben. Willst Du es nun und scheust den October nicht? Ich wollte nicht fehlen.
Und mit dem Gelde käm ich auch aus, trotz der Verlängerung der Reise, denn ich habe durch das Aufgeben von Nizza viel gewonnen, und habe auch bei der bloßen Möglichkeit, daß Du meine Bitte genehmigtest, meinen Reiseplan für die Schweiz eingeschränkt. Die ganze Idee kam mir, als ich Deine Worte „in München und wo möglich näher“ mir wieder durchlas, und da habe ich meine Finanzen und Reisecarten revidirt und die Möglichkeit eingesehen. Dies führt mich nun auf Deine Frage wegen des Geldes und ich habe Dich herzlich zu bitten mir nicht übel zu nehmen, daß ich vergessen hatte, Dir die einzelnen erhobnen Posten zu melden. Ich dachte Du wollest es nur im Ganzen wissen und deshalb hatte ichs unterlassen. Es soll nun jedesmal gleich geschehen. In Rom habe ich von Torlonia am 28 Nov. v. J. 50 scudi, am 3ten Jan. d. J. 53 sc. (oder auch nur 50, es war eine Confusion wegen Briefporto, 53 hab’ ich mir aufgeschrieben) am 13ten Febr. 50 sc. (für die Herzoginn von Dessau) genommen; von Valentini am 23 Nov. v. J. 50 sc. am 18ten Jan. 50 sc. am 15ten Febr. 50 sc. am 27ten März 70 sc., am 9ten April 100 sc. Die dauerten in Neapel bis in den Mai. Seitdem habe ich nun noch in Neapel auf eine Anweisung von Valentini 100 sc. 82 baj. und dann wieder von ihm selbst in Rom d. 6 Juny 50 sc. und den 18ten 50 sc. als Reisegeld und 6 sc. 45 baj für Briefe erhalten. In Genua habe ich auf den Arnstein & Eskeles’schen Creditbrief von Ricci 150 francs genommen, für die Reise und den Aufenthalt hier, und werde nun hier von Mirabaud das ganze Geld zur Reise durch die Schweiz aufnehmen, da ich dorthin keine Briefe habe. Für München bist Du dann wohl wieder so gut mich bei Hrn. v. Kersdorf zu accreditiren. Die Reise bis Florenz ist etwas theuer gewesen; seitdem aber geht es wieder besser, ich meine wohlfeiler. Und nun hab’ ich Dir noch meinen Reiseplan für die nächsten Monate zu schreiben. Ich denke 10 Tage etwa hierzubleiben und dann über den Comer, Luganer und Langensee und die Borromäischen Inseln nach der Simplonstraße zu gehn. Die verfolg’ ich bis Martigny und gehe dann über die Berge in einem Tage nach Chamouny, und von dort nach Genf. Diesen Umweg würde ich nicht gemacht haben, wenn ich nicht meinem Freunde Diodati (ich kann ihn fast so nennen) bestimmt versprochen hätte, im Fall ich durch die Schweiz käme, ihn und Eynards zu besuchen; ich freue mich auch sehr drauf, die lieben Leute wiederzusehen. Von dort will ich über Lausanne, Vevay, die dent de Jaman nach dem Simmenthal und so nach Thun; dann über den Brünig den Vierwaldstätter See und Schwyz nach Appenzell über den Vorarlberg nach Feldkirch, Pludenz und so durch das Zillerthal über Flirsch die große Straße hinauf nach München. Es ist eine grade Linie quer durch auf München zu und voll der göttlichen Schönheiten, die mir immer noch seit damals vorschweben. Ich freue mich ganz unbeschreiblich auf diese Reise. Meine Sachen schicke ich alle nach München voraus und nehme nur ein kleines Bündel mit, weil ich theils zu Fuß und zu Maulthier reisen will. Es kann wunderschön werden, so Gott will. Die Antwort auf diesen Brief und den Brief 8 Tage später adressire nach Genf, wo ich etwa den 1sten Aug. zu sein denke. Die dann folgenden Briefe bitte ich nach Lucern entweder poste restante oder unter einer Adresse, die Du mir nach Genf mittheilst zu adressiren dort denke ich gegen Ende Aug. zu sein, und am 10ten oder 12 Sept. in München einzutreffen. Bitte, richte hienach die Adressen der Briefe; verloren geht keiner, da ich überall hinterlasse, man möge sie mir nachschicken. In Genf bitte ich Dich an Mr. Diodati, professeur à l’université zu adressiren. Und nun genug, möge es Alles sich glücklich gestalten. – Die Reise von Florenz nach Genua ist ohne Frage das Schönste in Italien, etwa nur Amalfi ausgenommen. In Genua selbst war ich sehr froh, und danke es namentlich Deinem Briefe und dem von Mutter und den Schwestern. Ich kann Dir nicht läugnen, daß Du mir mit Eichthals Brief und besonders mit der Stelle über die Damen eine sehr große Freude gemacht hast; denn daß meine schöne Engländerinnen noch an mich denken, darüber bin ich ein Paar Tage lang gewaltig stolz gewesen. Es ist auch hübsch von den Leuten, daß sie Paul so freundlich aufnahmen, wie ich aus den Briefen sehe, die mir Mutter mittheilt. An mich hat er aber noch nicht geschrieben, obwohl ich an ihn. Und die Briefe von Mutter und den Schwestern mit Sebastians Geburtstagsfeier und Fannys Fete die waren wieder einmal recht heiter, nach langer Zeit die ersten, und haben mich auch ganz durch und durch erfrischt und erfreut; ich las sie mir alle Abend wieder vor und erquickte mich daran; dazu kam noch das liebe klare Meer von dem ich bis Calais nun Abschied nahm, alle Morgen mit einer Gondel hinausfuhr und mich badete, und die lustige Stadt mit dem Einzug des Königs, und das illuminirte Genua Abends, mit den erleuchteten Kriegsschiffen im Hafen, die schönsten reichsten Villen umher, wohin man spazieren gehen konnte, eine Italiänische Improvisation die mich mit ihrem wunderbaren Talent auf 24 Stunden etwas toll machte, ein Besuch in der Laterne des Leuchtthurms, ein Schiff, das vom Stapel lief – kurz die drei Tage in Genua werd’ ich nicht vergessen, wie sie so heiter und reich und italiänisch wunderbar waren. Noch trug’ zu meiner Freude der Tasso bey, den ich zum erstenmale ordentlich und ohne Peinlichkeit durchlese. Es ist ein prachtvolles Gedicht; mir that es sehr wohl, daß ich den Goetheschen Tasso kannte; bey den Hauptstellen wurde ich immer daran erinnert, denn ganz wie der Dichter dort sind seine Verse so träumerisch süß und zart; man erquickt sich ordentlich an ihrem Wohlklang. Deine Lieblingsstelle era la notte allor ist mir wohl wieder aufgefallen. Aber besonders lieb ich den ganzen Gesang, wo Clorinde getödtet wird; der ist wunderschön und phantastisch; nur das Ende davon will mir nicht gefallen; die Klagen Tancreds kommen mir mehr schön gemacht als wahr vor, es sind so viele sinnreiche Gedanken und Gegensätze drin, und gar die Worte des Eremiten, die ihn beruhigen, klingen einem noch eher wie ein Spott auf den Eremiten selbst; ich hätt’ ihn todtgemacht, wenn er mir so geredet hätte. Aber wie ich gestern im Wagen die Episode der Armide las, umgeben von einer Italiänischen Theatergesellschaft, die unaufhörlich Rossinis: ma trema, trema sang, da kam mir auf einmal wieder Glucks „vous m’allez quitter“ und das Einschlafen Rinalds und die Fahrt in die Luft vor die Seele, und mir wurde fast weinerlich zu Muthe. Das ist Musik, so haben die Menschen gesprochen und gefühlt, und so bleibt es ewig. Ich hasse die jetzigen Liederlichkeiten von Herzen. Nimm mir es nicht übel; Dein Spruch ist ja ohne Haß keine Liebe; und es war sonderbar, als mir gestern Gluck einfiel mit seinen großen Gestalten. – Das Papier hört auf, ich möchte es nicht. Nun schreib mir, ob ich sagen kann auf baldiges Wiedersehen?
F.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1831-07-07-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1831-07-07-01" xml:id="title_80c7adaf-8660-444d-8faa-c65170265490">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Mailand, 7. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 2, 439</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_6eac6805-7c2d-4a3d-8cdc-a3ca89436adc"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. IIIa/133.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1831-07-07-01" type="letter" xml:id="title_ad2a6fb4-92f9-4427-a315-50200e6bb96b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Mailand, 7. 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S.; Adresse, 1 Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-07-07" xml:id="date_1b2561b3-fb02-45e9-a380-89df634cefa9">7. Juli 1831</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_01c26bbc-8843-47fc-91d0-b83099bb4fbd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_0db640fb-a006-4d7b-bf13-9a457d3aaf29"> <settlement key="STM0100180">Mailand</settlement> <country>Italien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_fa424f84-3026-4d5d-b208-8168405b099b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_5a0a248b-9312-4aa7-a1fe-8dcbefc0844a"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_61fc9dd4-9c6f-432f-bc92-1f657fcd4c5b"> <head> <address> <addrLine>À Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. A. 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Auch willst Du, ich solle Dir einen Privatbrief schreiben, und das darf ich doch nicht in ein Paar eiligen Zeilen thun. Ich hatte gesagt „ich <hi rend="underline">müsse</hi> Dich sprechen“ und Du willst ich solle Dir diese dringende Veranlassung in einem ordentlichen Privatbriefe näher angeben. Darüber hätte ich nun freilich nicht viel zu sagen, denn irgend etwas Besonderes Dir zu vertrauen, oder Dich zu fragen, oder Dir etwas Neues mitzutheilen habe ich nicht. Daß aber nach so vielen Veränderungen in der langen Zeit, die wir nicht zusammen waren, es mir Bedürfniß ist Dich wieder zu sehen, um über tausend Dinge, die sich nur im Sprechen finden, eine Meinung, ein Urtheil zu hören, dem ich so ganz vertrauen und das meinige unterwerfen kann, daß ich namentlich jetzt, wo ich anfangen will auf meine nächste Zukunft hinzuarbeiten und mir den Plan zu meinem künftigen Leben zu machen, Deinen Rath nöthig habe und wäre es auch nur in ein Paar Gesprächen, um danach meine Aussichten und Wünsche entweder zu bestätigen oder abzuändern – das wollte ich ausdrücken, wenn ich sagte, daß ich Dich sprechen müsse. Ich habe wohl in früheren Unterredungen Deinen Willen darüber im Allgemeinen erfahren können; damals lag aber diese Reise als Zukunft vor mir, und verdeckte das Übrige. Das tritt nun nach und nach klarer hervor, und will geordnet sein; und wenn ich nun fühle, wie mir dazu Deine Stimme wichtig und nothwendig sey, so sage nicht das müsse ich mir allein entscheiden, selbstständig, ohne Eingreifen eines andern: ich könnte das wohl, wenn es sein müßte; aber laß mich eben das Glück genießen, das ich habe, indem ich Dich drum fragen kann. Es ist kein Andrer, der dann zu mir spricht, sondern es sind meine besten Wünsche, die ich erfülle, indem ich mich den Deinigen anschließe. Daß in der Hauptsache nichts zu ändern seyn wird, weiß ich wohl; es wäre schlimm wenn es nicht so wäre, ich kenne auch darüber Deine Meinung längst; und daß ich für die Musik lebe und sterbe, ist ausgemacht. Nun kommen aber die verschiednen Wege, die alle im nächsten Jahre für mich offen liegen; wo nun zwei mir ungefähr gleich lieb wären, da möchte ich Deinen Willen kennen, damit der den Ausschlag gäbe. Ich werde wahrscheinlich in München und Paris, in London gewiß Gelegenheit finden zu arbeiten, was und wieviel ich will; die Reise ist in einem Jahr beendigt und es frägt sich also, ob ich neue Fäden da anspinne, oder mich nach der bleibenden, ruhigen Existenz hinwende, die ich mir nun einmal nur in Berlin wünsche, und die ich auch durch das Anerbieten der Vorsteherschaft der <placeName xml:id="placeName_dc602ef9-c915-4fea-822a-1ff2f5f2d6aa">Sing-Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="Vorsteherschaft" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu meiner Freude vor mir eröffnet sehe. Dieser Antrag wurde mir aber nach der <title xml:id="title_5b38b005-1c5c-4160-8b80-56f0c19dd809">Aufführung der Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> gemacht, und seit meiner Rückkunft aus England habe ich nichts wieder von mir hören lassen. Es muß also wo möglich vorher noch etwas Ordentliches geschehen, daß ich auch den Antrag mit Ehren annehmen könne, und zugleich auch noch irgend eine andre Stellung in Berlin einnehmen (über die ich aber mit mir selbst noch gar nicht im Klaren bin) dazu sind nun England und Frankreich die besten Stellen; es kommt aber das Dienstjahr in die Queer, da ich mich vor dem nächsten 3<hi rend="superscript">ten</hi> Febr. melden muß. Auch hierüber müßte ich Dich wohl sprechen, um ins Reine zu kommen. Eine Rückkehr aber nach Berlin ist mir, wie ich Dir schon früher schrieb, für alle meine Pläne hinderlich; namentlich für den mit der <placeName xml:id="placeName_a3194db3-1edb-428f-a018-44ba518e6d8e">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; ich müßte dann dort etwas aufführen, dazu gehörte mehr Zeit, als ich übrig hätte, und so sehr ich also im ersten Augenblicke, als ich daran dachte, es zu thun wünschte, um Euch alle wiederzusehen, wonach ich mich gar zu sehr sehne, so ist doch das Erste, daß ich dem Zweck treu bleiben muß, und da es dem offenbar entgegen wäre, wenn ich jetzt wieder hinginge, so darf ich es nicht. Wie ich aber mit mir selbst hin und her überlegte, ob es nicht zu machen sey, daß ich Euch alle sehn könnte, und wie ich die Stelle Deines Briefs las, „ich solle Dir schreiben, wann ich in München, <hi rend="underline">oder wo möglich näher</hi> sein könne“ und wie ich meinen Reiseplan für diesen Sommer genauer bestimmte, da fiel mir mit einem Male ein, daß ich einen ganzen Monat noch frey habe, und damit machen kann was ich will. In Paris nämlich brauche ich vor Ende November nicht zu sein, das haben mir <persName xml:id="persName_8b12ce2b-ca1b-490d-8f60-f6852a7bffa3">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName>, <persName xml:id="persName_673bf6df-1903-4cdc-ae91-8124fe060410">Montfort<name key="PSN0113406" style="hidden">Montfort, Alexandre (1803-1856)</name></persName> und alle meine Französischen Bekannten wiederholt bestätigt; in München bin ich, so Gott will, Mitte October mit allem fertig, und habe also die Zeit bis Mitte November ganz übrig. Was ich mit der nun anfangen soll, das bestimme Du, lieber Vater; laß mich Dir nur ans Herz legen, daß ich nur nicht nach Berlin kommen kann, (da ich aus Erfahrung weiß, wie gut dort das <placeName xml:id="placeName_d4068f9a-e5b2-4bdc-9932-a20d92d0bd34">philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> thut und um so mehr etwa das Pariser <placeName xml:id="placeName_3ea67c25-1da9-41e3-8db1-00d6bbaaf466">conservatoire<name key="NST0100349" style="hidden" subtype="" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> oder irgend etwas in der Fremde Unternommenes) und daß ich doch gar zu sehr Euch wieder einmal sehn möchte: Potsdam ist dasselbe, wie Berlin; aber außerdem sage, wie weit nördlich ich kommen soll und ich will es thun, setze mich auf die Schnellpost, fahre nach Dessau oder Leipzig oder Wittenberg oder wohin Du willst. Ich brauche weiter kein Wort zu sagen, aber denke Dir, wie sehr glücklich mich das machte. Ich ginge dann mit der Schnellpost nach Paris und käme noch über Düsseldorf, wohin ich wegen <persName xml:id="persName_7f3f3884-64de-47bf-81db-1b5845f3bfb8">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> gern wollte, mit dem ich vielleicht etwas zu unternehmen hoffe. Aber was brauche ich Dir Gründe dafür zu sagen? Du siehst ja den Hauptgrund zu deutlich durchscheinen, und auf ihn antworte mir. Denk’, daß Du mir beim Anfange der Reise in Dessau Abends sagtest: Der Weg hier gefällt mir, man ist Abends bequem da, man müßte einmal eine Landpartie hieher machen, und in Wörlitz die Nacht bleiben. Willst Du es nun und scheust den October nicht? Ich wollte nicht fehlen.</p><p>Und mit dem Gelde käm ich auch aus, trotz der Verlängerung der Reise, denn ich habe durch das Aufgeben von Nizza viel gewonnen, und habe auch bei der bloßen Möglichkeit, daß Du meine Bitte genehmigtest, meinen Reiseplan für die Schweiz eingeschränkt. Die ganze Idee kam mir, als ich Deine Worte „in München und wo möglich näher“ mir wieder durchlas, und da habe ich meine Finanzen und Reisecarten revidirt und die Möglichkeit eingesehen. Dies führt mich nun auf Deine Frage wegen des Geldes und ich habe Dich herzlich zu bitten mir nicht übel zu nehmen, daß ich vergessen hatte, Dir die einzelnen erhobnen Posten zu melden. Ich dachte Du wollest es nur im Ganzen wissen und deshalb hatte ichs unterlassen. Es soll nun jedesmal gleich geschehen. In Rom habe ich von <persName xml:id="persName_c06aa327-30a4-4761-8edc-e033f4f90f8c">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName> am 28 Nov. v. J. <hi rend="underline">50 scudi</hi>, am 3<hi rend="superscript">ten</hi> Jan. d. J. <hi rend="underline">53 sc.</hi> (oder auch nur 50, es war eine Confusion wegen Briefporto, 53 hab’ ich mir aufgeschrieben) am 13<hi rend="superscript">ten</hi> Febr. <hi rend="underline">50 sc.</hi> (für die <persName xml:id="persName_74e8e56c-0a18-4571-9584-a90e718dad8c">Herzoginn von Dessau<name key="PSN0109499" style="hidden">Anhalt-Dessau, Friederike Wilhelmina Louise Amalia Herzogin von (1796-1850)</name></persName>) genommen; von <persName xml:id="persName_91a37495-3b51-490e-8936-a5af44c031c5">Valentini<name key="PSN0115441" style="hidden">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName> am 23 Nov. v. J. <hi rend="underline">50 sc.</hi> am 18<hi rend="superscript">ten</hi> Jan. <hi rend="underline">50 sc.</hi> am <hi rend="underline">15</hi><hi rend="superscript">ten</hi><hi rend="underline"> Febr. 50 sc.</hi> am 27<hi rend="superscript">ten</hi> März <hi rend="underline">70 sc.</hi>, am 9<hi rend="superscript">ten</hi> April <hi rend="underline">100 sc.</hi> Die dauerten in Neapel bis in den Mai. Seitdem habe ich nun noch in Neapel auf eine Anweisung von <persName xml:id="persName_2f7ffe66-59c3-4598-93ea-60e12d12099e">Valentini<name key="PSN0115441" style="hidden">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName> 100 sc. 82 baj. und dann wieder von ihm selbst in Rom d. 6 Juny <hi rend="underline">50 sc</hi>. und den 18<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="underline">50</hi> sc. als Reisegeld und <hi rend="underline">6 sc. 45 baj</hi> für Briefe erhalten. In Genua habe ich auf den <persName xml:id="persName_4d9a1b5d-655b-445d-8021-abc7e6459e06">Arnstein<name key="PSN0109544" style="hidden">Arnstein &amp; Eskeles, Bankhaus in Wien</name></persName> &amp; Eskeles’schen Creditbrief von <persName xml:id="persName_6f64730c-acb6-40d0-8914-391ff5f812db">Ricci<name key="PSN0114157" style="hidden">Ricci, Familie in Genua</name></persName> 150 francs genommen, für die Reise und den Aufenthalt hier, und werde nun hier von <persName xml:id="persName_93cac897-8625-4410-9e97-e44e0f82b4d2">Mirabaud<name key="PSN0113359" style="hidden">Mirabaud, Jacques-Marie Jean (1784-1864)</name></persName> das ganze Geld zur Reise durch die Schweiz aufnehmen, da ich dorthin keine Briefe habe. Für München bist Du dann wohl wieder so gut mich bei <persName xml:id="persName_95fb4edc-83e7-471f-8c2c-3e74b8d9318c">Hrn. v. Kersdorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> zu accreditiren. Die Reise bis Florenz ist etwas theuer gewesen; seitdem aber geht es wieder besser, ich meine wohlfeiler. Und nun hab’ ich Dir noch meinen Reiseplan für die nächsten Monate zu schreiben. Ich denke 10 Tage etwa hierzubleiben und dann über den Comer, Luganer und Langensee und die Borromäischen Inseln nach der Simplonstraße zu gehn. Die verfolg’ ich bis Martigny und gehe dann über die Berge in einem Tage nach Chamouny, und von dort nach Genf. Diesen Umweg würde ich nicht gemacht haben, wenn ich nicht meinem Freunde <persName xml:id="persName_ed40ba48-b574-4fde-b25c-b549c843f1a2">Diodati<name key="PSN0110661" style="hidden">Diodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860)</name></persName> (ich kann ihn fast so nennen) bestimmt versprochen hätte, im Fall ich durch die Schweiz käme, ihn und <persName xml:id="persName_2f670b6b-4541-4775-a3f2-0685b4d93870">Eynards<name key="PSN0110972" style="hidden">Eynard, Jean Gabriel (1775-1863)</name><name key="PSN0110971" style="hidden">Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868)</name></persName> zu besuchen; ich freue mich auch sehr drauf, die lieben Leute wiederzusehen. Von dort will ich über Lausanne, Vevay, die dent de Jaman nach dem Simmenthal und so nach Thun; dann über den Brünig den Vierwaldstätter See und Schwyz nach Appenzell über den Vorarlberg nach Feldkirch, Pludenz und so durch das Zillerthal über Flirsch die große Straße hinauf nach München. Es ist eine grade Linie quer durch auf München zu und voll der göttlichen Schönheiten, die mir immer noch seit damals vorschweben. Ich freue mich ganz unbeschreiblich auf diese Reise. Meine Sachen schicke ich alle nach München voraus und nehme nur ein kleines Bündel mit, weil ich theils zu Fuß und zu Maulthier reisen will. Es kann wunderschön werden, so Gott will. Die Antwort auf diesen Brief und den Brief 8 Tage später adressire nach Genf, wo ich etwa den 1<hi rend="superscript">sten</hi> Aug. zu sein denke. Die dann folgenden Briefe bitte ich nach Lucern entweder poste restante oder unter einer Adresse, die Du mir nach Genf mittheilst zu adressiren dort denke ich gegen Ende Aug. zu sein, und am 10<hi rend="superscript">ten</hi> oder 12 Sept. in München einzutreffen. Bitte, richte hienach die Adressen der Briefe; verloren geht keiner, da ich überall hinterlasse, man möge sie mir nachschicken. In Genf bitte ich Dich an <persName xml:id="persName_952b69a4-e278-4fea-ae68-fd7a991e5065">Mr. Diodati<name key="PSN0110661" style="hidden">Diodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860)</name></persName>, professeur à l’université zu adressiren. Und nun genug, möge es Alles sich glücklich gestalten. – Die Reise von Florenz nach Genua ist ohne Frage das Schönste in Italien, etwa nur Amalfi ausgenommen. In Genua selbst war ich sehr froh, und danke es namentlich Deinem Briefe und dem von <persName xml:id="persName_9a2cc601-97fc-4e03-9a89-d017919d3685">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und den <persName xml:id="persName_9023671c-05f4-49b4-9c39-7855241d3c0b">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>. Ich kann Dir nicht läugnen, daß Du mir mit <persName xml:id="persName_d7e50f52-b283-4501-b8fd-c0c7c07cc9b7">Eichthals<name key="PSN0110863" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886)</name></persName> Brief und besonders mit der Stelle über die Damen eine sehr große Freude gemacht hast; denn daß <persName xml:id="persName_d682c571-175e-430c-ad0a-d449de436643">meine schöne Engländerinnen<name key="PSN0112105" style="hidden">Horsley, Frances Arabella (Fanny) (1815-1849)</name><name key="PSN0112107" style="hidden">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name><name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> noch an mich denken, darüber bin ich ein Paar Tage lang gewaltig stolz gewesen. Es ist auch hübsch von den Leuten, daß sie <persName xml:id="persName_7daf4e2e-17f9-499a-9d38-d96cbd0300f1">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> so freundlich aufnahmen, wie ich aus den Briefen sehe, die mir <persName xml:id="persName_e3185589-0608-4bc4-a1b3-4c3d90ba6664">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mittheilt. An mich hat er aber noch nicht geschrieben, obwohl ich an ihn. Und die Briefe von <persName xml:id="persName_d663420b-50b5-436e-9849-7cf7fe43f61c">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und den Schwestern mit <persName xml:id="persName_c36065c4-a71d-4fc0-a5ce-6a79c1bb1a6e">Sebastians<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> Geburtstagsfeier und <persName xml:id="persName_6d7f51a1-164e-40dd-99be-b1ed10669b66">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Fete die waren wieder einmal recht heiter, nach langer Zeit die ersten, und haben mich auch ganz durch und durch erfrischt und erfreut; ich las sie mir alle Abend wieder vor und erquickte mich daran; dazu kam noch das liebe klare Meer von dem ich bis Calais nun Abschied nahm, alle Morgen mit einer Gondel hinausfuhr und mich badete, und die lustige Stadt mit dem Einzug des <persName xml:id="persName_a6cbb0ed-c6a5-4815-9ca0-da037f95256f">Königs<name key="PSN0114463" style="hidden">Sardinien-Piemont, Carlo Alberto I. Amadeo Herzog von Savoyen (1798-1849)</name></persName>, und das illuminirte Genua Abends, mit den erleuchteten Kriegsschiffen im Hafen, die schönsten reichsten Villen umher, wohin man spazieren gehen konnte, eine Italiänische Improvisation die mich mit ihrem wunderbaren Talent auf 24 Stunden etwas toll machte, ein Besuch in der Laterne des Leuchtthurms, ein Schiff, das vom Stapel lief – kurz die drei Tage in Genua werd’ ich nicht vergessen, wie sie so heiter und reich und italiänisch wunderbar waren. Noch trug’ zu meiner Freude <title xml:id="title_331fd397-5fc0-43db-a110-81ab55786b87">der Tasso<name key="PSN0115248" style="hidden" type="author">Tasso, Torquato (1544-1595)</name><name key="CRT0111010" style="hidden" type="literature">La Gerusalemme liberata</name></title> bey, den ich zum erstenmale ordentlich und ohne Peinlichkeit durchlese. Es ist ein prachtvolles Gedicht; mir that es sehr wohl, daß ich den <title xml:id="title_12ddc351-60d3-4db7-9bb9-a5edbba9bf8e">Goetheschen Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title> kannte; bey den Hauptstellen wurde ich immer daran erinnert, denn ganz wie der Dichter dort sind seine Verse so träumerisch süß und zart; man erquickt sich ordentlich an ihrem Wohlklang. <title xml:id="title_38bc3c69-bcfd-47ac-a77c-6099fb1b3458">Deine Lieblingsstelle era la notte allor<name key="PSN0115248" style="hidden" type="author">Tasso, Torquato (1544-1595)</name><name key="CRT0111010" style="hidden" type="literature">La Gerusalemme liberata</name></title> ist mir wohl wieder aufgefallen. Aber besonders lieb ich den ganzen Gesang, <title xml:id="title_f6d3dccf-41e3-413d-8e91-aff340ec9a95">wo Clorinde getödtet wird<name key="PSN0115248" style="hidden" type="author">Tasso, Torquato (1544-1595)</name><name key="CRT0111010" style="hidden" type="literature">La Gerusalemme liberata</name></title>; der ist wunderschön und phantastisch; nur das Ende davon will mir nicht gefallen; die Klagen Tancreds kommen mir mehr schön gemacht als wahr vor, es sind so viele sinnreiche Gedanken und Gegensätze drin, und gar die Worte des Eremiten, die ihn beruhigen, klingen einem noch eher wie ein Spott auf den Eremiten selbst; ich hätt’ ihn todtgemacht, wenn er mir so geredet hätte. Aber wie ich gestern im Wagen die Episode der Armide las, umgeben von einer Italiänischen Theatergesellschaft, die unaufhörlich <title xml:id="title_cd7b99b2-8acf-45da-bc7a-e26b79cc61b2">Rossinis: ma trema, trema<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110589" style="hidden" type="music">Le Siège de Corinthe</name></title> sang, da kam mir auf einmal wieder <title xml:id="title_628534e6-3113-4d8d-8547-8224ae43cf6d">Glucks<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name></title> „vous m’allez quitter“ und das Einschlafen Rinalds und die Fahrt in die Luft vor die Seele, und mir wurde fast weinerlich zu Muthe. Das ist Musik, so haben die Menschen gesprochen und gefühlt, und so bleibt es ewig. Ich hasse die jetzigen Liederlichkeiten von Herzen. Nimm mir es nicht übel; Dein Spruch ist ja ohne Haß keine Liebe; und es war sonderbar, als mir gestern <persName xml:id="persName_d890d043-5f20-4f20-9764-e37bda02db88">Gluck<name key="PSN0111405" style="hidden">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> einfiel mit seinen großen Gestalten. – <seg type="closer" xml:id="seg_b2112113-efd8-46c9-a638-498854ffa6d9">Das Papier hört auf, ich möchte es nicht. Nun schreib mir, ob ich sagen kann auf baldiges Wiedersehen?</seg></p><signed rend="right">F.</signed></div></body> </text></TEI>