fmb-1831-06-18-01
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Rom, 18. Juni 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dies ist so Gott will, der letzte Brief den ich Euch diesmal von Rom aus schreibe. Nehmt meinen Dank für alle Herrlichkeit, die ich hier gesehn und genossen habe. Morgen früh um 4 gehe ich mit Vetturin über Terni und Perugia nach Florenz, wo ich Freitag einzutreffen denke; von dort aus gebe ich wieder Nachricht, und hoffe Briefe von Euch in Genua zu finden, wohin sie mir 1 2
Rom 18 Juny 31. Liebe Eltern! Dies ist so Gott will, der letzte Brief den ich Euch diesmal von Rom aus schreibe. Nehmt meinen Dank für alle Herrlichkeit, die ich hier gesehn und genossen habe. Morgen früh um 4 gehe ich mit Vetturin über Terni und Perugia nach Florenz, wo ich Freitag einzutreffen denke; von dort aus gebe ich wieder Nachricht, und hoffe Briefe von Euch in Genua zu finden, wohin sie mir Mirabaud und Reichmann nachschicken werden. Jetzt geht die eigentliche Reise wieder an, und ich freue mich, daß ich mich Euch nun wieder nähere. Verzeiht, wenn ich heute nur wenig Worte schreibe, aber Ihr kennt die Unruhe und die hundert kleinen Geschäfte bei der Abreise aus einem Orte, wo man eingewohnt war. Dir, lieber Vater, habe ich noch über das Geld, das ich im ersten Jahre gebraucht habe, zu berichten. Ich dachte, es solle weniger werden, als die mir ausgesetzte Summe, es findet sich aber, daß ich genau diese Summe ausgeben mußte (denn in Neapel ist das Fremdenleben theuerer, als ich glaubte) und noch 7 rt darüber. Ich hatte nämlich Deinen Brief worin Du mir schreibst, wieviel ich bis zur Abreise aus Wien (incl. ) aufgenommen hätte, nicht bei mir und wußte es also nicht recht genau. Seit Wien nun bis zum Jahrestag meiner Abreise aus Berlin (den ich in Neapel auf dem Meer feierte) habe ich gerade 800 rt preuß. ausgegeben, nämlich 400 scudi, (die wie Du mir in demselben Briefe schreibst 1 1 2 rt preuß. sind) und 300 Gulden, also zusammen 800 rt, da ich nun vorher laut Deinem Briefe 707 rt gebraucht hatte, so habe ich die mir bestimmten 1500 rt allerdings um 7 rt überschritten, indeß will ich das wohl im nächsten Jahre einbringen, denke ich, und da Du auch damals schriebst, es sey dies eine Richtschnur um mich daran zu halten, so hoffe ich Du nimmst mir die Ueberschreitung nicht übel; ich suche wenigstens fortwährend im Auge zu behalten, was Du mir sagtest: nämlich nichts Unnützes auszugeben, aber mir auch nichts Förderndes oder Wichtiges zu versagen, so weit es angeht. Du glaubst, es sey mir in Neapel irgend Etwas begegnet, das ich Euch verschwiege; dem ist aber wirklich nicht so; die Gründe meines Misfallens dort sind genau die, und keine andern, die ich Euch im vorigen Briefe aus Rom angegeben, und da ich bei mehreren Leuten hier seit meiner Rückkunft gehört habe, daß es ihnen eben so gegangen sey, so sehe ich wohl, daß es bei mir keine Ausnahme gewesen sey. Hier ist jetzt eine grimmige Hitze; in den Mittagsstunden kann man fast nichts thun, tritt man aus den Häusern so pustet es einen an, wie aus einem überhitzten Backofen, bey der geringsten Beschäftigung im Zimmer geräth man in Schweiß, auf der spanischen Treppe kann man die heiße Luft flimmern sehen, und dabey wird es unmittelbar nach Sonnenuntergang so empfindlich kalt, daß man sich mit Mänteln versehen muß, wenn man spazieren fährt. Trotz alle dem bin ich um so viel lieber hier, als in Neapel, wo alle die Übelstände nicht sind, daß ich es gar nicht sagen kann; indeß freue ich mich doch, daß ich nun nicht länger hier zu bleiben brauche, wo man in einem beständigen Krieg gegen das Clima leben muß, wenn es heiß ist sich kühl und wenn es kühl sich warm halten, und wo es Pflicht ist nach Kräften ängstlich zu sein gegen jeden Luftzug und sich zu schonen, wie die ganz alten Mütterchen bei uns. – Hoffentlich sind doch Hensels Zahnschmerzen und Nervenzufälle wieder vorbey; der Mann strengt sich zu sehr an, ich habe es immer gesagt; und wenn ich ihm nur den Puls fühlen könnte, würde ich gewiß verordnen, daß er Abends nicht immer zeichnen solle. Du, liebste Fanny, hast einen Privatbrief verlangt, und den sollt Ihr denn auch in den nächsten Tagen kriegen; ich hatte es mir im Gebirge vorgenommen, wohin ich vorige Woche gegangen war und wo ich mich 6 Tage himmlisch amüsirt habe; da muß ich Euch denn eine kleine Reisebeschreibung mit Raisonnement zukommen lassen, über die Felsen, und Kastanienwälder und Kirchenfenster und Anzüge, die ich in dem bunten Lande gesehn habe. Aber für heut, lebt wohl. Die Abreise drängt, und ich habe noch keinen Abschiedsbesuch gemacht. Wenn Ihr den Brief les’t, bin ich Euch hoffentlich ein ganz Stück näher, und somit denkt mein und lebt wohl und glücklich. Aus Rom wohl so bald nicht wieder. F.
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Du glaubst, es sey mir in Neapel irgend Etwas begegnet, das ich Euch verschwiege; dem ist aber wirklich nicht so; die Gründe meines Misfallens dort sind genau die, und keine andern, die ich Euch im vorigen Briefe aus Rom angegeben, und da ich bei mehreren Leuten hier seit meiner Rückkunft gehört habe, daß es ihnen eben so gegangen sey, so sehe ich wohl, daß es bei mir keine Ausnahme gewesen sey. Hier ist jetzt eine grimmige Hitze; in den Mittagsstunden kann man fast nichts thun, tritt man aus den Häusern so pustet es einen an, wie aus einem überhitzten Backofen, bey der geringsten Beschäftigung im Zimmer geräth man in Schweiß, auf der spanischen Treppe kann man die heiße Luft flimmern sehen, und dabey wird es unmittelbar nach Sonnenuntergang so empfindlich kalt, daß man sich mit Mänteln versehen muß, wenn man spazieren fährt. Trotz alle dem bin ich um so viel lieber hier, als in Neapel, wo alle die Übelstände nicht sind, daß ich es gar nicht sagen kann; indeß freue ich mich doch, daß ich nun nicht länger hier zu bleiben brauche, wo man in einem beständigen Krieg gegen das Clima leben muß, wenn es heiß ist sich kühl und wenn es kühl sich warm halten, und wo es Pflicht ist nach Kräften ängstlich zu sein gegen jeden Luftzug und sich zu schonen, wie die ganz alten Mütterchen bei uns. – Hoffentlich sind doch <persName xml:id="persName_73cb9c78-886f-4b63-984d-2178fa93a8d3">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> Zahnschmerzen und Nervenzufälle wieder vorbey; der Mann strengt sich zu sehr an, ich habe es immer gesagt; und wenn ich ihm nur den Puls fühlen könnte, würde ich gewiß verordnen, daß er Abends nicht immer zeichnen solle. 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