fmb-1831-04-27-01
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Neapel, 27. April 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin
Es ist beinahe 14 Tage, daß ich keinen Brief von Euch habe; hoffentlich ist nichts Beunruhigendes vorgefallen, und so sehe ich denn jeden Posttag Nachrichten entgegen. Mit meinem Schreiben wird es aus Neapel nicht viel werden, man steckt zu tief darin um gleich sich hinausversetzen und erzählen zu können. Dazu kommt noch, daß ich das schlechte Wetter, welches wir einige Tage lang hatten zum Arbeiten benutzt und mich mit Eifer auf die
Dir, liebe
Neapel d. 27 April 31. Es ist beinahe 14 Tage, daß ich keinen Brief von Euch habe; hoffentlich ist nichts Beunruhigendes vorgefallen, und so sehe ich denn jeden Posttag Nachrichten entgegen. Mit meinem Schreiben wird es aus Neapel nicht viel werden, man steckt zu tief darin um gleich sich hinausversetzen und erzählen zu können. Dazu kommt noch, daß ich das schlechte Wetter, welches wir einige Tage lang hatten zum Arbeiten benutzt und mich mit Eifer auf die Walpurgisnacht geworfen habe, das Ding hat mich immer mehr interessirt so daß ich nun jede freye Minute benutze um daran zu arbeiten; in wenig Tagen soll es fertig sein, denke ich, und es kann ein ganz lustiges Stück werden. Bleibe ich so im Zuge, wie jetzt, so mache ich auch noch die Italiänische Sinfonie in Italien fertig, dann hätte ich doch eine ganz gute Ausbeute von diesem Winter mitzubringen. Dazu wird täglich etwas Neues gesehen, die Partien mache ich meist mit Schadows, wir vertragen uns ganz gut mit einander. Gestern waren wir in Pompeii: das ist halb wie eine Brandstätte, halb wie eine Wohnung aus der die Leute eben ausgezogen sind. Für mich, dem beides immer was Rührendes hat, war der Eindruck eigentlich der traurigste den ich bis jetzt in Italien gehabt. Als seien die Menschen eben weggegangen, ist es, doch zeigt so vieles auf eine andre Religion, andres Leben, kurz auf 1700 vergangne Jahre hin, und dazu klettern Franzosen und Engländerinnen so munter drauf umher, zeichnen es auch wohl gar ab – es ist wieder einmal das alte Trauerspiel von Vergangenheit und Gegenwart, über das ich in meinem Leben nicht weg komme. (Vrgl. den Abend der silbernen Hochzeit in dem Gespräch mit Vater) Das lustige Neapel macht sich drauf freilich ganz gut, aber die übertriebne Masse von elenden Bettlern, die einen auf allen Wegen und Stegen verfolgen, den Wagen in Haufen einschließen, sobald man anhält, namentlich die vielen weißhaarigen alten Leute die man drunter sieht, thun mir weh; denn eine solche Masse von Elend kann man sich gar nicht denken; geht man am Meere spazieren, sieht nach den Inseln herüber will dann auch einmal aufs Land sehen und steht in der Mitte von Krüppeln, die mit ihren Gebrechen coquettiren, oder findet sich wie mir es neulich geschah, von 30 – 40 Kindern umgeben, die alle ihr muoio di fame absingen, und sich dabey auf die Kinnbacken klopfen, um zu zeigen daß sie nichts zu beißen haben – so macht es einen widerlichen Contrast. Und doch ist es mir noch viel verhaßter, daß man die Freude, ein zufriednes Gesicht zu sehn, durchaus entbehren muß; denn wenn man reichlich gegeben hat, sey es an Custoden, Arbeiter, Aufwärter, kurz wem ihr wollt, so ist die stehende Redensart „niente di più?“ Dann kann man gewiß sein, daß es zu viel ist. Ist es der rechte Preis, so geben sie es in der größten Entrüstung zurück, und kommen dann nach und bitten wieder drum. Das sind Kleinigkeiten, aber sie zeigen den kläglichen Zustand der Leute, und das Leben besteht daraus; bin ich doch schon so weit gekommen mich einmal über die immerwährende, lächelnde Heiterkeit der Natur zu ärgern, als mir auf abgelegnen Spaziergängen überall Bettler entgegen kamen, und einige davon Viertelstunden weit mitgingen. Nur wenn ich auf meinem Zimmer ruhig sitze, meinen Meerbusen und den Vesuv drüber ansehe und ganz allein damit bin, ist mir hier recht wohl und heiter geworden. Heut werden wir nach dem Camaldolenserkloster hinaufsteigen, und morgen, wenn das Wetter sich hält, nach Procida und Ischia. Abends bin ich heut bei Mde. Fodor mit Donizetti, Benedict u. m. a. Sie ist sehr freundlich und gefällig gegen mich, durch ihr Singen hat sie mir schon sehr großes Vergnügen gemacht, denn sie hat eine unglaubliche Leichtigkeit, und macht ihre Verzierungen mit solchem Geschmack, daß man sieht, wie die Sontag sich vieles von ihr angenommen hat, namentlich das mezza voce, daß die Fodor, deren Stimme nicht mehr ganz frisch und voll ist, sehr politisch klug an vielen Stellen anzubringen weiß. Da sie auf dem Theater nicht singt, so ist mir es doppelt lieb, sie persönlich kennen gelernt zu haben. Das Theater ist auf 19 Tage jetzt geschlossen, weil das Blut des h. Januarius ehester Tage fließen soll; was ich vorher dort gehört war der Mühe des Hingehens nicht werth, das Orchester nicht so arg, wie in Rom, aber schlechter wie jedes Deutsche, keine einzige erträgliche Sängerinn, und nur Tamburini mit seiner frischen Baßstimme gab dem Ganzen etwas Leben. Um Italiänische Oper zu hören muß man jetzt nach Paris oder London gehen; ich bitte Gott, daß es nur nicht mit der Deutschen Musik ebenso werden möge. Am nächsten Posttag ist das zweite Jahr meiner Reise zu Ende, und ich habe meinen Plan zu Anfang des Dritten nun gemacht. Da mir die für Sicilien bestimmte Zeit übrig bleibt, so habe ich mir fest vorgenommen nach München zu gehn (und von dort nach Paris) denn ich möchte sehr gern jetzt bald eine Oper componiren, ich glaube es ist mir nothwendig, und dann muß sich der Text schon finden. Wären nur die Briefe nicht ausgeblieben, so würde ich schon von Dir, lieber Vater, eine Antwort auf meine Frage haben; dann hätte ich Alles heut genauer bestimmt. Mit Neapel denke ich in 3 Wochen fertig zu sein; ich gehe dann Ende May mit dem Vetturin um das Land genauer zu sehen, nach Rom zurück, schließe dort meine Römische Zeit mit dem Blumenfest in Genzano, gehe über Perugia nach Bologna, wo ich die heil. Caecilie noch nicht gesehn habe, dann über Parma nach Genua, so daß ich dort Anfang July etwa eintreffe. Ob ich nun von dort aus, wie ich es wünsche, am Meer hin nach Nizza von dort über den Col de Tende (glaub’ ich) nach Turin und so nach Mailand gehen kann, was ich sehr wünsche, weil dieser Weg das Schönste in Europa sein soll, wie mir hier versichert wird, oder ob ich von Bologna gleich nach Mailand gehen muß, hängt ganz von Deiner Antwort ab, indem ich dadurch früher oder später in Deutschland eintreffen würde. Angenommen aber, ich könnte diesen Weg machen, so wäre ich Mitte August in Mailand, ginge nach den Seeen und so durch die Schweiz nach München, wo ich Ende September ankommen würde, zur rechten Zeit um die Leute, die ich brauche, dort versammelt zu finden, und früh genug um Mitte November in Paris zu sein, wo ich dann den nächsten Winter vor mir hätte. – Alles dies so Gott will. – Es versteht sich aber eigentlich von selbst, und wollte man es immer sagen, so könnte man nicht damit aufhören, da ist es das Beste es wegzulassen und nur hinzuzudenken. – Ich muß aber zu meinen Hexen zurück, verzeiht, wenn ich für heut aufhöre. Die Briefe adressirt nur immer an Valentini, bis ich es Euch anders schreibe. Der ganze Brief schwebt eigentlich in Ungewißheit, oder ich schwebe vielmehr darin, ob ich die große Trommel nehmen darf oder nicht: „Zacken, Gabeln und wilde Klapperstöcke“ treiben mich eigentlich doch zur großen Trommel, aber die Mäßigkeit räth mir ab. Ich bin auch gewiß der einzige der den Bloxberg ohne kleine Flöte componirt, aber um die große Trommel thäte mir es leid, und ehe Fannys Rath ankommt, ist die Walpurgisnacht fertig und eingepackt, ich fahre schon wieder durchs Land, und Gott weiß, wovon dann die Rede ist; ich bin überzeugt, Fanny sagte Ja, aber ich bin doch unschlüssig. Großer Lärm muß auf jeden Fall gemacht werden. O Beckchen, kannst Du mir nicht einige Liedertexte schaffen und schicken; mir ist sehr danach zu Muthe, und Du mußt wieder was Neues zu singen haben, der Verlag von Wittwe Felix hat lange gelegen, die Frau ist aber noch bey Wege. Wenn Du mir hübsche Verse schicken kannst, alte oder neue, lustige oder sauere, oder sauersüße, so schiebe ich sie Dir in Deine Stimme hinein. Für sonstige Bestellungen stehe ich zu Dienst, ich bitte Dich, schaff mir was zu arbeiten, für die Reise, in den Wirthshäusern. Nun aber lebt alle wohl, und so ganz wohl, wie ich es möchte, und denkt mein; daß wir uns bald und fröhlich wiedersehen. Felix. Dir, liebe Mutter, habe ich noch auf Deine Fragen im vorigen Briefe über meine Diät und Gesundheit zu antworten. Ich halte wirklich Diät, aber gewöhnlich verwechsle ich, was schwer und leicht zu verdauen ist, und esse dann munter fort, bis jemand dazu kommt und sich wundert; befinde mich aber prächtig dabey, gehe spazieren, trinke Seeluft, esse Seefische, trage schon wieder einen Backenbart, der kleidet mich aber sehr schlecht, wie mir Benedict zuschwört. Das Stück, was ich hier, in den Gesellschaften spielen muß, womit ich viel Rührung und Beifall einernte, und was heut Abend wahrscheinlich wieder daran kommt, ist – die e dur Sonate . Ob es nun ist, weil ich es lange nicht gespielt habe und mich selbst dabey freue, oder weil es den Leuten so ganz exotisch vorkommt, weiß ich nicht. Vielleicht riechen sie Orangenbüsche darin oder eine Vegetation, wie doll. Die ist hier aber wirklich; fünf Apfelsinen kosten einen Gran. (etwa ein Dreier) Benedict läßt tausendmal grüßen. Nun ist es aber wirklich aus. Lebtwohl.
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Als seien die Menschen eben weggegangen, ist es, doch zeigt so vieles auf eine andre Religion, andres Leben, kurz auf 1700 vergangne Jahre hin, und dazu klettern Franzosen und Engländerinnen so munter drauf umher, zeichnen es auch wohl gar ab – es ist wieder einmal das alte Trauerspiel von Vergangenheit und Gegenwart, über das ich in meinem Leben nicht weg komme. 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Und doch ist es mir noch viel verhaßter, daß man die Freude, ein zufriednes Gesicht zu sehn, durchaus entbehren muß; denn wenn man reichlich gegeben hat, sey es an Custoden, Arbeiter, Aufwärter, kurz wem ihr wollt, so ist die stehende Redensart „niente di più?“ Dann kann man gewiß sein, daß es zu viel ist. Ist es der rechte Preis, so geben sie es in der größten Entrüstung zurück, und kommen dann nach und bitten wieder drum. Das sind Kleinigkeiten, aber sie zeigen den kläglichen Zustand der Leute, und das Leben besteht daraus; bin ich doch schon so weit gekommen mich einmal über die immerwährende, lächelnde Heiterkeit der Natur zu ärgern, als mir auf abgelegnen Spaziergängen überall Bettler entgegen kamen, und einige davon Viertelstunden weit mitgingen. Nur wenn ich auf meinem Zimmer ruhig sitze, meinen Meerbusen und den Vesuv drüber ansehe und ganz allein damit bin, ist mir hier recht wohl und heiter geworden. 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Januarius ehester Tage fließen soll; was ich vorher dort gehört war der Mühe des Hingehens nicht werth, das Orchester nicht so arg, wie in Rom, aber schlechter wie jedes Deutsche, keine einzige erträgliche Sängerinn, und nur <persName xml:id="persName_f9307b54-66a5-4549-a6ab-4147bc4048ab">Tamburini<name key="PSN0115241" style="hidden">Tamburini, Antonio (1800-1876)</name></persName> mit seiner frischen Baßstimme gab dem Ganzen etwas Leben. Um Italiänische Oper zu hören muß man jetzt nach Paris oder London gehen; ich bitte Gott, daß es nur nicht mit der Deutschen Musik ebenso werden möge. Am nächsten Posttag ist das zweite Jahr meiner Reise zu Ende, und ich habe meinen Plan zu Anfang des Dritten nun gemacht. Da mir die für Sicilien bestimmte Zeit übrig bleibt, so habe ich mir fest vorgenommen nach München zu gehn (und von dort nach Paris) denn ich möchte sehr gern jetzt bald eine Oper componiren, ich glaube es ist mir nothwendig, und dann muß sich der Text schon finden. Wären nur die Briefe nicht ausgeblieben, so würde ich schon von Dir, lieber <persName xml:id="persName_0a2ba5e4-e500-4010-9de9-88ed46ae1766">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, eine Antwort auf meine Frage haben; dann hätte ich Alles heut genauer bestimmt. Mit Neapel denke ich in 3 Wochen fertig zu sein; ich gehe dann Ende May mit dem Vetturin um das Land genauer zu sehen, nach Rom zurück, schließe dort meine Römische Zeit mit dem Blumenfest in Genzano, gehe über Perugia nach Bologna, wo ich <title xml:id="title_f7daff03-b10e-4654-9ac8-470b5a9874f5">die heil. Caecilie<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110388" style="hidden" type="art">Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes Evangelist, Augustinus und Magdalena</name></title> noch nicht gesehn habe, dann über Parma nach Genua, so daß ich dort Anfang July etwa eintreffe. Ob ich nun von dort aus, wie ich es wünsche, am Meer hin nach Nizza von dort über den Col de Tende (glaub’ ich) nach Turin und so nach Mailand gehen kann, was ich sehr wünsche, weil dieser Weg das Schönste in Europa sein soll, wie mir hier versichert wird, oder ob ich von Bologna gleich nach Mailand gehen muß, hängt ganz von Deiner Antwort ab, indem ich dadurch früher oder später in Deutschland eintreffen würde. Angenommen aber, ich könnte diesen Weg machen, so wäre ich Mitte August in Mailand, ginge nach den Seeen und so durch die Schweiz nach München, wo ich Ende September ankommen würde, zur rechten Zeit um die Leute, die ich brauche, dort versammelt zu finden, und früh genug um Mitte November in Paris zu sein, wo ich dann den nächsten Winter vor mir hätte. – Alles dies so Gott will. – Es versteht sich aber eigentlich von selbst, und wollte man es immer sagen, so könnte man nicht damit aufhören, da ist es das Beste es wegzulassen und nur hinzuzudenken. – Ich muß aber zu <title xml:id="title_b3c4742c-ff38-4d3d-aafe-62857ef7a25b">meinen Hexen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cyvcphax-1hzu-tgne-eaq6-zr7fycn4yya6"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> zurück, verzeiht, wenn ich für heut aufhöre. Die Briefe adressirt nur immer an <persName xml:id="persName_e741118c-322e-488c-b16b-b3ff48152bf5">Valentini<name key="PSN0115441" style="hidden">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName>, bis ich es Euch anders schreibe. Der ganze Brief schwebt eigentlich in Ungewißheit, oder ich schwebe vielmehr darin, ob ich die große Trommel nehmen darf oder nicht: <title xml:id="title_d7282371-2922-495e-b028-3fab720b1ecb">„Zacken, Gabeln und wilde Klapperstöcke“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ngb4rhgv-sffx-vgr1-8jot-kkxw1uhkgcnh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> treiben mich eigentlich doch zur großen Trommel, aber die Mäßigkeit räth mir ab. Ich bin auch gewiß der einzige der den <title xml:id="title_cdffcec2-71e9-44ac-b099-6ab30a2cb58b">Bloxberg<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xcm17jsv-luc4-sk6t-ursx-klihuthktqca"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> ohne kleine Flöte componirt, aber um die große Trommel thäte mir es leid, und ehe <persName xml:id="persName_46f6a7bd-a1c8-4602-9108-ca4489f5594e">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Rath ankommt, ist die <title xml:id="title_1190fdf6-8cb4-4477-aff6-58a3cfdb359a">Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4myhkfgc-fpyr-jph2-whsj-tz3do5bhj9ro"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> fertig und eingepackt, ich fahre schon wieder durchs Land, und Gott weiß, wovon dann die Rede ist; ich bin überzeugt, <persName xml:id="persName_4ee2bdb9-a777-48b7-8d7d-6a163e29b4a5">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> sagte Ja, aber ich bin doch unschlüssig. Großer Lärm muß auf jeden Fall gemacht werden. O <persName xml:id="persName_45d4d8fb-9826-472f-a53a-6a37a768b4e8">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, kannst Du mir nicht einige Liedertexte schaffen und schicken; mir ist sehr danach zu Muthe, und Du mußt wieder was Neues zu singen haben, der Verlag von Wittwe Felix hat lange gelegen, die Frau ist aber noch bey Wege. Wenn Du mir hübsche Verse schicken kannst, alte oder neue, lustige oder sauere, oder sauersüße, so schiebe ich sie Dir in Deine Stimme hinein. Für sonstige Bestellungen stehe ich zu Dienst, ich bitte Dich, schaff mir was zu arbeiten, für die Reise, in den Wirthshäusern. <seg type="closer" xml:id="seg_a72572fe-68ff-4f9d-8fd1-6c6900296085">Nun aber lebt alle wohl, und so ganz wohl, wie ich es möchte, und denkt mein; daß wir uns bald und fröhlich wiedersehen.</seg></p> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_1c5bab68-41a9-4111-a598-50cc1d5ded54"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e54af0cc-1807-407e-988b-83cf04167ce6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e501726b-c892-4266-9e35-106514488e94">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Dir, liebe <persName xml:id="persName_e2a9d3fe-d960-4fe0-b870-6249d42a7d29">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, habe ich noch auf Deine Fragen im vorigen Briefe über meine Diät und Gesundheit zu antworten. Ich halte wirklich Diät, aber gewöhnlich verwechsle ich, was schwer und leicht zu verdauen ist, und esse dann munter fort, bis jemand dazu kommt und sich wundert; befinde mich aber prächtig dabey, gehe spazieren, trinke Seeluft, esse Seefische, trage schon wieder einen Backenbart, der kleidet mich aber sehr schlecht, wie mir <persName xml:id="persName_72cc9e37-0392-4f11-8950-962807b6303d">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName> zuschwört. Das Stück, was ich hier, in den Gesellschaften spielen muß, womit ich viel Rührung und Beifall einernte, und was heut Abend wahrscheinlich wieder daran kommt, ist – die <title xml:id="title_f20ad125-9c69-4ede-939b-79456261e6e1">e dur Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_o3bhjnbp-mxdk-zrfy-lm5k-jepfk4553r7f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100411" style="hidden">Sonate E-Dur, 22. März 1826<idno type="MWV">U 54</idno><idno type="op">6</idno></name></title>. Ob es nun ist, weil ich es lange nicht gespielt habe und mich selbst dabey freue, oder weil es den Leuten so ganz exotisch vorkommt, weiß ich nicht. Vielleicht riechen sie Orangenbüsche darin oder eine Vegetation, wie doll. Die ist hier aber wirklich; fünf Apfelsinen kosten einen Gran. (etwa ein Dreier) <persName xml:id="persName_854c7750-20fa-4c06-851f-67aca9f685be">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName> läßt tausendmal grüßen. <seg type="closer" xml:id="seg_ed3ff5ec-10bc-46e6-8e57-7fb2ed0bd7d7">Nun ist es aber wirklich aus. Lebtwohl.</seg></p> </div> </body> </text></TEI>