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fmb-1831-04-20-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy<lb></lb>Neapel, 20. April 1831 Man muß sich so daran gewöhnen, daß Alles anders kommt als man es eben erwartet und berechnet, daß Ihr Euch nicht wundern werdet, wenn statt des versprochnen Tagebuchbriefes nur ein ganz kurzer einläuft, der eben Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 420

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 53-54. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Neapel, 20. April 1831 Man muß sich so daran gewöhnen, daß Alles anders kommt als man es eben erwartet und berechnet, daß Ihr Euch nicht wundern werdet, wenn statt des versprochnen Tagebuchbriefes nur ein ganz kurzer einläuft, der eben

3 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Das Jahr ergibt sich aus der Ortsangabe »Neapel«.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 138-140 (Teildruck). Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 139-142 (Teildruck). Elvers, Briefe, S. 140-143.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. April 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Neapel Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy. Berlin Prusse.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Neapel d. 20 April.

Man muß sich so daran gewöhnen, daß Alles anders kommt als man es eben erwartet und berechnet, daß Ihr Euch nicht wundern werdet, wenn statt des versprochnen Tagebuchbriefes nur ein ganz kurzer einläuft, der eben mein Wohlsein meldet, und außerdem nicht viel. Was die Gegend betrifft, so kann ich sie nicht beschreiben, und wenn Ihr durch alle, die darüber gesprochen und geschrieben haben, keinen Begriff davon habt, so werde ich ihn schwerlich geben können, denn es ist eben darum unbeschreiblich schön, weil man’s nicht beschreiben kann. Was ich nun sonst berichten könnte, wäre von meinem Leben hier, das war aber so einfach daß ich in zwei Worten damit fertig bin. Bekanntschaften habe ich nicht machen wollen, weil ich nur höchstens noch einige Wochen hier fest bleiben werde, und dann in die Umgegend Touren mache und weil ich nur die Natur hier herum recht kennenlernen will. So bin ich Abends um 9 zu Bett gegangen, und Morgens um 5 aufgestanden, um von meinem Balkon herab mich an dem Vesuv, dem Meer, der Küste von Sorrent in der Morgenbeleuchtung zu erquicken; dann habe ich große, sehr einsame Spaziergänge zu Fuß gemacht, mir meine eigenen Lieblingspuncte selbst herausgesucht, wobey ich dann die Freude hatte, daß mein schönster Punct ein den Neapolitanern fast ganz unbekannter war. Bey diesen Spaziergängen suchte ich mir irgend ein Haus auf der Höhe aus, auf das ich mich hinarbeitete, oder ging nur nach der Idee, ließ mich von der Nacht mit dem Mondschein überraschen, machte dann mit Vignarolen Bekanntschaft um mich wieder zurück zu finden, so daß ich endlich ganz müde gegen neun durch die villa reale nach Hause kam. Wie dann im Mondschein von der villa aus sich das Meer mit dem reizenden Capri macht, wie da die blühenden Akazien fast betäubend duften, wie sonderbar sich die Fruchtbäume ausnehmen die ganz mit rosa Blüthen überschüttet sind und wie rosa belaubte Bäume sind – das ist schon wieder unbeschreiblich. Und weil ich dann eben meist nur in und mit der Natur gelebt habe, so kann ich weniger schreiben, als sonst; vielleicht kommen wir mündlich einmal darauf zurück, dann geben etwa die Bilderchen über dem rosa Sopha Stoff und Anknüpfungspuncte zu Erzählungen. Nur noch das eine, daß ich mit Dir, liebe FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), über einstimme, indem Du nämlich einmal vor langen Jahren sagtest, Dein Liebling sey die Insel Nisida (vielleicht hast Du es schon vergessen, ich aber nicht.) Sie liegt vor einem, als sey sie nur zum Lustort erschaffen: wenn man aus dem Gehölz von Bagnuolo kommt, erschrickt man fast weil sie so nah und groß und grün aus dem Meere aufsteigt, während die andern Inseln Procida und Ischia und Capri in weiter Ferne ungewiß mit ihren blauen Schatten dastehen. Zugleich hat sich BrutusBrutus, Marcus Iunius nach CaesarsCaesar, Gaius Iulius Ermordung auf der Insel versteckt, und CiceroCicero, Marcus Tullius hat ihn dort besucht, damals lag ebenso wie jetzt das Meer dazwischen, und die Felsen hingen so gebogen ins Meer und es wuchs Grün drauf, wie jetzt: das sind die Alterthümer, die mir gefallen, und was zu denken geben. Mehr als ein Paar Brocken Mauerwerk. Übrigens würdest Du liebes BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), Dich doch wirklich grotesk gegen den Vesuv ausnehmen, wenigstens thun es sämtliche Neapolitaner. Solch einen gründlichen Aberglauben und Betrügungssucht wie hier in dem Volke habe ich nie geahndet. Es hat mir oft die Natur verleidet, denn die Schweizer, über die sich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ärgerte, sind wirklich unschuldige Naturmenschen dagegen; mein Wirth giebt mir regelmäßig zu wenig auf einen Piaster heraus, dann sage ichs ihm, und dann holt er ruhig den Rest. BenedictBenedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885) habe ich hier getroffen, und wir sehn uns ziemlich viel. Eben so treffe ich oft die beiden BenedixBenedicks, Wilhelm Alfred (1807-1868)Benedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836). Es scheint ihnen recht gut zu gehen, sie werden in wenigen Tagen Neapel verlassen, und die Rückreise antreten, wobey sie auch über Berlin kommen wollen. Die einzigen Bekanntschaften, die ich hier machen werde, sollen musikalische sein, um nichts unvollständig zu lassen, so z. B. die FodorFodor-Mainvielle, Joséphine (1789-1870), die nicht öffentlich singt, DonizettiDonizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848), CocciaCoccia, Carlo (1782-1873) u.&a.

Nur an Dich, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), noch ein Paar Worte. Du hast mir geschrieben, daß Du es nicht gerne sehen würdest, wenn ich nach Sicilien ginge, und ich habe demnach diesen Plan aufgegeben. Wie ich nun meine Reise von hier aus weiter einrichte, denke ich Dir in den nächsten Tagen schreiben zu können, wenn ich erst übersehe, wie viel Zeit ich noch für hier brauche; von hier aus wende ich mich wieder nördlich, und Du kannst Dir denken, mit welcher Erwartung ich Deiner Antwort auf meine mir so wichtige Frage entgegensehe. Daß es mir etwas schwer wird, Sicilien liegen zu lassen, kann ich nicht läugnen: denn es war wirklich mehr als ein whim von mir; Gefahren sind gar nicht zu befürchten; es geht sogar recht um mir das Herz schwer zu machen, am 4ten May ein Dampfboot ab, welches die ganze Tour macht, auf dem viele Deutsche, wahrscheinlich auch der hiesige Gesandte, LottumWylich und Lottum, Hermann Friedrich Graf von (1796-1847), mitgehen werden, und einen feuerspeienden Berg hätte ich gerne gesehn, da der böse Vesuv nicht einmal raucht. Deine Vorschriften haben indeß bisjetzt immer so sehr mit meinen Wünschen übereingestimmt, daß ich gewiß die erste Gelegenheit, Dir auch gegen meinen augenblicklichen Wunsch gehorsam zu sein, nicht vorbeygehn lassen werde, und somit habe ich Sicilien von meiner Reisecarte ausgestrichen. Vielleicht können wir uns um desto eher wiedersehn.

Und nun lebt wohl; heut will ich nach Capo di monte spazieren gehen. Euer Felix.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Dir, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), habe ich vergessen zu sagen, daß die HerzoginAnhalt-Dessau, Friederike Wilhelmina Louise Amalia Herzogin von (1796-1850) pünctlich von mir benachrichtigt ist, und daß ich hoffe, daß sie sich ebenso pünctlich auslösen wird. Ferner frägst Du mich über HofmeistersHofmeister, Johann Friedrich Carl (1782-1864) Honorar. Ich habe seine Quittung aus Leipzig an VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) geschickt, und Vater hat mir versprochen, das Eincassiren zu besorgen. Die Sachen von FränkelsFränkel, Familie von → Joseph Maximilian F.Fränkel, Karoline Sophie Elisabeth Anna (bis 1821: Kela) (1787-1864) sind besorgt, wie Du schon weißt. Lebt wohl

            Neapel d. 20 April. Man muß sich so daran gewöhnen, daß Alles anders kommt als man es eben erwartet und berechnet, daß Ihr Euch nicht wundern werdet, wenn statt des versprochnen Tagebuchbriefes nur ein ganz kurzer einläuft, der eben mein Wohlsein meldet, und außerdem nicht viel. Was die Gegend betrifft, so kann ich sie nicht beschreiben, und wenn Ihr durch alle, die darüber gesprochen und geschrieben haben, keinen Begriff davon habt, so werde ich ihn schwerlich geben können, denn es ist eben darum unbeschreiblich schön, weil man’s nicht beschreiben kann. Was ich nun sonst berichten könnte, wäre von meinem Leben hier, das war aber so einfach daß ich in zwei Worten damit fertig bin. Bekanntschaften habe ich nicht machen wollen, weil ich nur höchstens noch einige Wochen hier fest bleiben werde, und dann in die Umgegend Touren mache und weil ich nur die Natur hier herum recht kennenlernen will. So bin ich Abends um 9 zu Bett gegangen, und Morgens um 5 aufgestanden, um von meinem Balkon herab mich an dem Vesuv, dem Meer, der Küste von Sorrent in der Morgenbeleuchtung zu erquicken; dann habe ich große, sehr einsame Spaziergänge zu Fuß gemacht, mir meine eigenen Lieblingspuncte selbst herausgesucht, wobey ich dann die Freude hatte, daß mein schönster Punct ein den Neapolitanern fast ganz unbekannter war. Bey diesen Spaziergängen suchte ich mir irgend ein Haus auf der Höhe aus, auf das ich mich hinarbeitete, oder ging nur nach der Idee, ließ mich von der Nacht mit dem Mondschein überraschen, machte dann mit Vignarolen Bekanntschaft um mich wieder zurück zu finden, so daß ich endlich ganz müde gegen neun durch die villa reale nach Hause kam. Wie dann im Mondschein von der villa aus sich das Meer mit dem reizenden Capri macht, wie da die blühenden Akazien fast betäubend duften, wie sonderbar sich die Fruchtbäume ausnehmen die ganz mit rosa Blüthen überschüttet sind und wie rosa belaubte Bäume sind – das ist schon wieder unbeschreiblich. Und weil ich dann eben meist nur in und mit der Natur gelebt habe, so kann ich weniger schreiben, als sonst; vielleicht kommen wir mündlich einmal darauf zurück, dann geben etwa die Bilderchen über dem rosa Sopha Stoff und Anknüpfungspuncte zu Erzählungen. Nur noch das eine, daß ich mit Dir, liebe Fanny, über einstimme, indem Du nämlich einmal vor langen Jahren sagtest, Dein Liebling sey die Insel Nisida (vielleicht hast Du es schon vergessen, ich aber nicht. ) Sie liegt vor einem, als sey sie nur zum Lustort erschaffen: wenn man aus dem Gehölz von Bagnuolo kommt, erschrickt man fast weil sie so nah und groß und grün aus dem Meere aufsteigt, während die andern Inseln Procida und Ischia und Capri in weiter Ferne ungewiß mit ihren blauen Schatten dastehen. Zugleich hat sich Brutus nach Caesars Ermordung auf der Insel versteckt, und Cicero hat ihn dort besucht, damals lag ebenso wie jetzt das Meer dazwischen, und die Felsen hingen so gebogen ins Meer und es wuchs Grün drauf, wie jetzt: das sind die Alterthümer, die mir gefallen, und was zu denken geben. Mehr als ein Paar Brocken Mauerwerk. Übrigens würdest Du liebes Beckchen, Dich doch wirklich grotesk gegen den Vesuv ausnehmen, wenigstens thun es sämtliche Neapolitaner. Solch einen gründlichen Aberglauben und Betrügungssucht wie hier in dem Volke habe ich nie geahndet. Es hat mir oft die Natur verleidet, denn die Schweizer, über die sich Vater ärgerte, sind wirklich unschuldige Naturmenschen dagegen; mein Wirth giebt mir regelmäßig zu wenig auf einen Piaster heraus, dann sage ichs ihm, und dann holt er ruhig den Rest. Benedict habe ich hier getroffen, und wir sehn uns ziemlich viel. Eben so treffe ich oft die beiden Benedix. Es scheint ihnen recht gut zu gehen, sie werden in wenigen Tagen Neapel verlassen, und die Rückreise antreten, wobey sie auch über Berlin kommen wollen. Die einzigen Bekanntschaften, die ich hier machen werde, sollen musikalische sein, um nichts unvollständig zu lassen, so z. B. die Fodor, die nicht öffentlich singt, Donizetti, Coccia u. &a.
Nur an Dich, lieber Vater, noch ein Paar Worte. Du hast mir geschrieben, daß Du es nicht gerne sehen würdest, wenn ich nach Sicilien ginge, und ich habe demnach diesen Plan aufgegeben. Wie ich nun meine Reise von hier aus weiter einrichte, denke ich Dir in den nächsten Tagen schreiben zu können, wenn ich erst übersehe, wie viel Zeit ich noch für hier brauche; von hier aus wende ich mich wieder nördlich, und Du kannst Dir denken, mit welcher Erwartung ich Deiner Antwort auf meine mir so wichtige Frage entgegensehe. Daß es mir etwas schwer wird, Sicilien liegen zu lassen, kann ich nicht läugnen: denn es war wirklich mehr als ein whim von mir; Gefahren sind gar nicht zu befürchten; es geht sogar recht um mir das Herz schwer zu machen, am 4ten May ein Dampfboot ab, welches die ganze Tour macht, auf dem viele Deutsche, wahrscheinlich auch der hiesige Gesandte, Lottum, mitgehen werden, und einen feuerspeienden Berg hätte ich gerne gesehn, da der böse Vesuv nicht einmal raucht. Deine Vorschriften haben indeß bisjetzt immer so sehr mit meinen Wünschen übereingestimmt, daß ich gewiß die erste Gelegenheit, Dir auch gegen meinen augenblicklichen Wunsch gehorsam zu sein, nicht vorbeygehn lassen werde, und somit habe ich Sicilien von meiner Reisecarte ausgestrichen. Vielleicht können wir uns um desto eher wiedersehn.
Und nun lebt wohl; heut will ich nach Capo di monte spazieren gehen. Euer
Felix.
Dir, liebe Mutter, habe ich vergessen zu sagen, daß die Herzogin pünctlich von mir benachrichtigt ist, und daß ich hoffe, daß sie sich ebenso pünctlich auslösen wird. Ferner frägst Du mich über Hofmeisters Honorar. Ich habe seine Quittung aus Leipzig an Vater geschickt, und Vater hat mir versprochen, das Eincassiren zu besorgen. Die Sachen von Fränkels sind besorgt, wie Du schon weißt. Lebt wohl          
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Was die Gegend betrifft, so kann ich sie nicht beschreiben, und wenn Ihr durch alle, die darüber gesprochen und geschrieben haben, keinen Begriff davon habt, so werde ich ihn schwerlich geben können, denn es ist eben darum unbeschreiblich schön, weil man’s nicht beschreiben kann. Was ich nun sonst berichten könnte, wäre von meinem Leben hier, das war aber so einfach daß ich in zwei Worten damit fertig bin. Bekanntschaften habe ich nicht machen wollen, weil ich nur höchstens noch einige Wochen hier fest bleiben werde, und dann in die Umgegend Touren mache und weil ich nur die Natur hier herum recht kennenlernen will. So bin ich Abends um 9 zu Bett gegangen, und Morgens um 5 aufgestanden, um von meinem Balkon herab mich an dem Vesuv, dem Meer, der Küste von Sorrent in der Morgenbeleuchtung zu erquicken; dann habe ich große, sehr einsame Spaziergänge zu Fuß gemacht, mir meine eigenen Lieblingspuncte selbst herausgesucht, wobey ich dann die Freude hatte, daß mein schönster Punct ein den Neapolitanern fast ganz unbekannter war. Bey diesen Spaziergängen suchte ich mir irgend ein Haus auf der Höhe aus, auf das ich mich hinarbeitete, oder ging nur nach der Idee, ließ mich von der Nacht mit dem Mondschein überraschen, machte dann mit Vignarolen Bekanntschaft um mich wieder zurück zu finden, so daß ich endlich ganz müde gegen neun durch die villa reale nach Hause kam. Wie dann im Mondschein von der villa aus sich das Meer mit dem reizenden Capri macht, wie da die blühenden Akazien fast betäubend duften, wie sonderbar sich die Fruchtbäume ausnehmen die ganz mit rosa Blüthen überschüttet sind und wie rosa belaubte Bäume sind – das ist schon wieder unbeschreiblich. Und weil ich dann eben meist nur in und mit der Natur gelebt habe, so kann ich weniger schreiben, als sonst; vielleicht kommen wir mündlich einmal darauf zurück, dann geben etwa die Bilderchen über dem rosa Sopha Stoff und Anknüpfungspuncte zu Erzählungen. Nur noch das eine, daß ich mit Dir, liebe <persName xml:id="persName_c9770a6c-1aa2-4385-87c5-e7b744ad80a1">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, über einstimme, indem Du nämlich einmal vor langen Jahren sagtest, Dein Liebling sey die Insel Nisida (vielleicht hast Du es schon vergessen, ich aber nicht.) Sie liegt vor einem, als sey sie nur zum Lustort erschaffen: wenn man aus dem Gehölz von Bagnuolo kommt, erschrickt man fast weil sie so nah und groß und grün aus dem Meere aufsteigt, während die andern Inseln Procida und Ischia und Capri in weiter Ferne ungewiß mit ihren blauen Schatten dastehen. Zugleich hat sich <persName xml:id="persName_c0c5dc8c-7044-4883-a4b2-ae6fa4998912">Brutus<name key="PSN0110167" style="hidden">Brutus, Marcus Iunius</name></persName> nach <persName xml:id="persName_66ef2cad-ca31-4f38-b301-5aa302754a1c">Caesars<name key="PSN0110243" style="hidden">Caesar, Gaius Iulius</name></persName> Ermordung auf der Insel versteckt, und <persName xml:id="persName_5af85080-f705-4991-a42d-88681e62080c">Cicero<name key="PSN0110392" style="hidden">Cicero, Marcus Tullius</name></persName> hat ihn dort besucht, damals lag ebenso wie jetzt das Meer dazwischen, und die Felsen hingen so gebogen ins Meer und es wuchs Grün drauf, wie jetzt: das sind die Alterthümer, die mir gefallen, und was zu denken geben. Mehr als ein Paar Brocken Mauerwerk. Übrigens würdest Du liebes <persName xml:id="persName_f21e2d15-0330-46ce-bbe0-d855178023e0">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, Dich doch wirklich grotesk gegen den Vesuv ausnehmen, wenigstens thun es sämtliche Neapolitaner. Solch einen gründlichen Aberglauben und Betrügungssucht wie hier in dem Volke habe ich nie geahndet. Es hat mir oft die Natur verleidet, denn die Schweizer, über die sich <persName xml:id="persName_c9cf0588-65f0-4660-995e-b0659349c635">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ärgerte, sind wirklich unschuldige Naturmenschen dagegen; mein Wirth giebt mir regelmäßig zu wenig auf einen Piaster heraus, dann sage ichs ihm, und dann holt er ruhig den Rest. <persName xml:id="persName_96e7f65f-690f-4627-a8c3-3f760bb3ffde">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName> habe ich hier getroffen, und wir sehn uns ziemlich viel. Eben so treffe ich oft die beiden <persName xml:id="persName_a328a606-3bb9-4dd8-8f9b-150c400c605b">Benedix<name key="PSN0109846" style="hidden">Benedicks, Wilhelm Alfred (1807-1868)</name><name key="PSN0109840" style="hidden">Benedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836)</name></persName>. Es scheint ihnen recht gut zu gehen, sie werden in wenigen Tagen Neapel verlassen, und die Rückreise antreten, wobey sie auch über Berlin kommen wollen. Die einzigen Bekanntschaften, die ich hier machen werde, sollen musikalische sein, um nichts unvollständig zu lassen, so z. B. die <persName xml:id="persName_7d62514e-164e-47dc-bb6f-387744932dfe">Fodor<name key="PSN0111091" style="hidden">Fodor-Mainvielle, Joséphine (1789-1870)</name></persName>, die nicht öffentlich singt, <persName xml:id="persName_d4cb0ba2-c6ff-414b-bffe-a48d039f5fbf">Donizetti<name key="PSN0110705" style="hidden">Donizetti, Domenico Gaetano Maria (1797-1848)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7dcd329f-b39b-48b5-b52d-d6d0a8a53939">Coccia<name key="PSN0110429" style="hidden">Coccia, Carlo (1782-1873)</name></persName> u.&amp;a.</p> <p>Nur an Dich, lieber <persName xml:id="persName_fb6f5d32-3d5e-4acb-aea2-9b6c1a881b1d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, noch ein Paar Worte. Du hast mir geschrieben, daß Du es nicht gerne sehen würdest, wenn ich nach Sicilien ginge, und ich habe demnach diesen Plan aufgegeben. Wie ich nun meine Reise von hier aus weiter einrichte, denke ich Dir in den nächsten Tagen schreiben zu können, wenn ich erst übersehe, wie viel Zeit ich noch für hier brauche; von hier aus wende ich mich wieder nördlich, und Du kannst Dir denken, mit welcher Erwartung ich Deiner Antwort auf meine mir so wichtige Frage entgegensehe. Daß es mir etwas schwer wird, Sicilien liegen zu lassen, kann ich nicht läugnen: denn es war wirklich mehr als ein whim von mir; Gefahren sind gar nicht zu befürchten; es geht sogar recht um mir das Herz schwer zu machen, am 4<hi rend="superscript">ten</hi> May ein Dampfboot ab, welches die ganze Tour macht, auf dem viele Deutsche, wahrscheinlich auch der hiesige Gesandte, <persName xml:id="persName_477da41b-17c0-4037-b832-0c13844fd7d0">Lottum<name key="PSN0115902" style="hidden">Wylich und Lottum, Hermann Friedrich Graf von (1796-1847)</name></persName>, mitgehen werden, und einen feuerspeienden Berg hätte ich gerne gesehn, da der böse Vesuv nicht einmal raucht. Deine Vorschriften haben indeß bisjetzt immer so sehr mit meinen Wünschen übereingestimmt, daß ich gewiß die erste Gelegenheit, Dir auch gegen meinen augenblicklichen Wunsch gehorsam zu sein, nicht vorbeygehn lassen werde, und somit habe ich Sicilien von meiner Reisecarte ausgestrichen. Vielleicht können wir uns um desto eher wiedersehn.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_9770dc5b-22bb-4921-9e42-50c9987a29d4">Und nun lebt wohl; heut will ich nach Capo di monte spazieren gehen.</closer> <signed rend="right">Euer </signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_5bf8edcf-9fd4-4809-9572-0923a35f43d8"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_88bd0d96-d20c-4c12-865a-f121e65ddb5d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_7be8860c-1195-477d-802e-233cbeb43c35">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Dir, liebe <persName xml:id="persName_8b460a23-75dc-42cc-94c5-bbc0bde1267f">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, habe ich vergessen zu sagen, daß die <persName xml:id="persName_3fc2b8f6-4c2c-4153-aaa5-4336e4286586">Herzogin<name key="PSN0109499" style="hidden">Anhalt-Dessau, Friederike Wilhelmina Louise Amalia Herzogin von (1796-1850)</name></persName> pünctlich von mir benachrichtigt ist, und daß ich hoffe, daß sie sich ebenso pünctlich auslösen wird. Ferner frägst Du mich über <persName xml:id="persName_d1f46300-b9ef-41ad-a7b0-9fc649bd8238">Hofmeisters<name key="PSN0112046" style="hidden">Hofmeister, Johann Friedrich Carl (1782-1864)</name></persName> Honorar. Ich habe seine Quittung aus Leipzig an <persName xml:id="persName_b04121f9-6028-45be-abb6-49c6bb50d473">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> geschickt, und Vater hat mir versprochen, das Eincassiren zu besorgen. Die Sachen von <persName xml:id="persName_a6cf718b-385c-424d-a953-0586605699e8">Fränkels<name key="PSN0111138" style="hidden">Fränkel, Familie von → Joseph Maximilian F.</name><name key="PSN0111142" style="hidden">Fränkel, Karoline Sophie Elisabeth Anna (bis 1821: Kela) (1787-1864)</name></persName> sind besorgt, wie Du schon weißt. <seg type="closer" xml:id="seg_1571aff6-9981-4c22-b22b-33c7ab86e200">Lebt wohl</seg></p> </div> </body> </text></TEI>