]> Brief: fmb-1831-03-21-01

fmb-1831-03-21-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Wien <lb></lb>Rom, 21. März 1831 Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 411

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 7,30/1,4. Abschrift fremder Hand Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Wien; Rom, 21. März 1831 Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien

-

Unbekannt

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

21. März 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Rom Italien Hauser, Franz (František) (1794-1870) Wien Österreich deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Rom 21 März 31.Lieber Hauser!

Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien bleiben würden, habe ich mir immer schon vorgestellt und es war mir auch recht; Wien mit seinem lauen Musiktreiben, und seiner liederlichen Oper ist gewiß nicht der rechte Platz für Sie, und da sollte man sich eigentlich freuen, und wünschen je eher, je lieber den Boden zu verlassen, der doch einmal nicht der heimische werden kann. Aber es geht mir nun eben wie mit den Logis, und wie Ihnen mit den Kupferstichen (wie Sie schreiben) es macht mich unruhig, Sie nicht in Ruhe zu wissen, und wo Ihr Haus so hübsch und freundlich war, da denkt man sollte es doch nur immer stehen bleiben. Aber wie gesagt, es ist kein Ernst da, und die Leute krabbeln um Sie herum, und verstehen nichts von Ihnen, und was Ihnen recht ist, das wollen die Wiener nicht, und was Sie wollen, das ist den Wienern wieder nicht Recht, kurz es ist doch eigentlich gut, daß Sie weggehen. Nur möchte ich bald wissen, wohin Sie sich wenden. Sie schicken mir einen Brief an Mlle CarlCarl, Henriette Bertha (1805-1890), wahrscheinlich aber haben Sie seitdem gehört, wie es ihr hier gegangen ist: sie trat auf, fiel durch (:weil sie wirklich sehr schlecht gesungen haben soll:) Die Oper wurde einigemale wiederholt, es ging immer schlechter, sie versuchte es in einer andern Rolle, auch das half nichts, und so löste sie ihren Contrakt auf, und reiste wieder ab. Wohin sie gegangen ist, weiß ich nicht. Auf keinen Fall hielt ich es für rathsam, den Brief an sie nachzuschicken, weil die ganze Art ihres Auftretens keineswegs so war, daß ich gern gesehen hätte, wenn sie Ihnen einen Gefallen gethan hätte; das hätte nur umgekehrt der Fall seyn dürfen, und die mächtigen Flügel von denen Sie schreiben haben Sie überall wo Sie drey Töne singen, besser und mächtiger, als sie ihr je wachsen werden. Da nun aber das Theater hier, wie Sie vielleicht gehört haben werden, für das ganze Jahr geschlossen ist, und da in dieser Hinsicht Alles ganz im Ungewissen schwebt, weil jetzt hier kein Mensch an Musik, oder Kunst und Theater denkt, so ist es jetzt auf keine Weise möglich irgend ein Engagement anzuknüpfen, und so kann ich leider Ihnen auch nicht behilflich seyn. Weiß man doch nicht einmal, ob wieder eine Oper herkommen wird. Die Impressarien sind in Oberitalien beschäftigt, wo die Theater, trotz der Fasten geöffnet seyn sollen, und so sitzen wir hier ganz im Trocknen oder auf dem Trocknen. Ich bitte Sie, mir zu schreiben, ob ich mich in Neapel etwas umsehen soll, (:denn dahin gehe ich nach Ostern, so Gott will:) und ob Sie es billigen, daß ich den Brief an die CarlCarl, Henriette Bertha (1805-1890) nicht habe abgehen lassen, sonst kann ich ihn leicht später schicken und durch ein Paar Zeilen die ich beilege, die Verzögerung entschuldigen. Aber ehe Sie darüber entscheiden, möchte ich Sie herzlich bitten, lieber HauserHauser, Franz (František) (1794-1870), es recht lange zu überlegen, ob auch Italien ein Land wäre, in dem Sie auftreten wollten? Daß kein Mensch eine Ahndung von Ihnen haben kann, davon bin ich überzeugt, das Beste was Sie haben, versteht hier keiner, und dazu ist das Repertoir so unglaublich klein, und so nur auf BelliniBellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835) beschränkt, daß es Ihnen unmöglich auf einige Zeit nur erträglich seyn kann. Die Unwissenheit aller Künstler hier, die gänzliche Faulheit und Verfaulung aller Kräfte, eine Dummheit die alle Gränzen übersteigt, zugleich Philisterey, Gewohnheit etc. sind daran Schuld. Es blüht ein für allemal weder Tugend noch Heldensinn in Italien Ich kenne freylich Oberitalien noch nicht, aber ich zweifle, daß es da besser sey. Dort sitzt BelliniBellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835) und wird beräuchert und angebetet. Haben Sie denn nicht an München gedacht? Es ist etwas eigennützig, wenn ich Sie dahin haben möchte, denn ich denke selbst vielleicht einmal dort etwas zu unternehmen; aber es ist doch ein gutes Orchester da, und die SchechnerSchechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860) kann doch singen, und die VespermannVespermann (Sigl-Vespermann), Katharina (1802-1877) auch, und sie geben Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name> und alle Mozart’s<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110125" style="hidden" type="music">Opern</name>. Liederlich sind sie freylich auch, aber es geht dort vorwärts, und alles ist jung und neu, und sonderbarerweise fehlt es gänzlich an einem nur erträglichen Bassisten, so daß man die Oper, wo eine schöne Baßrolle ist, gar nicht gibt; da könnten Sie einigermaßen hineinhauen, dächt ich, und den Leuten zeigen, was eine Harke ist, und wie gesagt, interessirt bin ich auch dabey. Wenn Sie mir aber hierauf antworten, so adressiren Sie nicht mehr nach No 5 auf dem spanischen Platz, denn nun muß ich bald mein warmes sonniges Arbeitsstübchen verlassen und weiter reisen in Lärm und Staub; Meine Adr: ist immer hieher an die Pr. Gesandtschaft, die schickt mir die Briefe nach. MechettisPietro Mechetti quondam Carlo, Musikverlag in Wien haben nicht geschrieben des Petrus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_znrqpt7p-1345-i7lg-1583-mxlz4zo1stgy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100104" style="hidden">»Tu es Petrus« für gemischten Chor und Orchester, [ca. September 1827] bis 14. November 1827<idno type="MWV">A 4</idno><idno type="op">111</idno></name> wegen; das Ding bleibt also noch länger liegen für jetzt, und wird nicht daran sterben, es ist dick genug. Aber einen Gefallen thäten Sie mir wenn Sie gelegentlich MechettiMechetti, Pietro (1777-1850) oder vielmehr Finis daran erinnerten, daß er mir zu Ostern 150 fl zahlen mußWährend seines Wienaufenthalts 1830 überließ Mendelssohn dem dort ansässigen Verlag Mechetti mehrere Werke: op. 11 und die Opera 14 bis 17. Ein Verlagsmitarbeiter, E. Finis, hatte in seinem Brief fmb-1831-08-28-02 vom 17. September 1830 im Namen Mechettis versprochen, zur Ostermesse 1831 das vereinbarte Honorar von 150 Gulden über Trautwein in Berlin anzuweisen. Die Sinfonie c-Moll, op. 11 (MWV N 13), erschien 1834 in den Berliner und Pariser Verlagen Schlesinger., und sie mir an TrautweinTrautwein, Traugott (1787-1865) in Berlin zu zahlen versprochen hat; da ich Sie außerdem bitten wollte ihm zu sagen, er möchte TrautweinTrautwein, Traugott (1787-1865) auftragen, das Geld so bald er es erhalten hat meinem Vater zuzustellen, so ist dies eigentlich schon eine feine Erinnerung und genügt vollkommen. Bitte machen Sie es so. Wissen Sie noch wohl, daß ich an Ihrem Clavier einmal eine Stelle aus Göthe’s erste Walpurgisnacht<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108812" style="hidden" type="literature">Die erste Walpurgisnacht</name> komponirte: „Doch ist es Tag, sobald man mag ein reines Herz dir bringen“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kq3xbjls-g2nm-o8jc-kawe-jtoimpkaxzio"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name>, und daß ich Sie nachher sehr damit quälte indem ich es Ihnen immer wieder vorspielte? Mir baut sich das Ding nun zusammen, und ich werde das ganze Gedicht, als eine neue Sorte von Cantate componiren für Chöre und großes Orchester, es kann bunt genug werden, denn es sind prächtige Elemente darin. Jetzt arbeite ich aber vorläufig noch an einer Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_owjnqfiz-bxms-7e5z-mwzv-9zwmulcpxj3j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name>, die ich leider hier nicht mehr werde beendigen können, und aus der Sie auch Brocken kennen. Von LutherLuther, Martin (1483-1546) ist fertig, außer den Stücken von denen Sie schon wissen: „Das Weihnachtslied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hllcvkcx-er0f-rso7-d824-yjecgl70b0nm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100110" style="hidden">Weihnachtslied »Vom Himmel hoch, da komm ich her« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, 28. Januar 1831<idno type="MWV">A 10</idno><idno type="op"></idno></name>, Verleih uns Frieden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hinivkig-2xfl-hq01-gt4z-nbkmfgxyx5fk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100111" style="hidden">Choral / Gebet »Verleih uns Frieden« / »Da nobis pacem, Domine« für gemischten Chor, kleines Orchester und Orgel, 10. Februar 1831<idno type="MWV">A 11</idno><idno type="op"></idno></name>, und „Wir glauben all’ an einen Gott<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zil0fpaw-j7mi-9j3g-lbxj-a8gjevb633u0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100112" style="hidden">Choral »Wir glauben all an einen Gott« für gemischten Chor und Orchester, [Dezember 1830] bis 1. März 1831<idno type="MWV">A 12</idno><idno type="op"></idno></name>, alle 3 für Chor und Orchester. – Draußen ist alles grün und blüht und duftet; in der unruhigen, trüben Zeit geht allein die Natur so heiter vorwärts. Es wird ein sonderbarer Frühling. Leben Sie mir wohl, und grüßen Sie mir Ihre liebe FrauHauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867) und die KinderHauser, Joseph Paul (1828-1903)Hauser, Moritz Heinrich (1826-1857) viel tausendmal. Einen frohen Frühling!

IhrFelix Mendelssohn Bartholdy
            Rom 21 März 31. Lieber Hauser!
Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien bleiben würden, habe ich mir immer schon vorgestellt und es war mir auch recht; Wien mit seinem lauen Musiktreiben, und seiner liederlichen Oper ist gewiß nicht der rechte Platz für Sie, und da sollte man sich eigentlich freuen, und wünschen je eher, je lieber den Boden zu verlassen, der doch einmal nicht der heimische werden kann. Aber es geht mir nun eben wie mit den Logis, und wie Ihnen mit den Kupferstichen (wie Sie schreiben) es macht mich unruhig, Sie nicht in Ruhe zu wissen, und wo Ihr Haus so hübsch und freundlich war, da denkt man sollte es doch nur immer stehen bleiben. Aber wie gesagt, es ist kein Ernst da, und die Leute krabbeln um Sie herum, und verstehen nichts von Ihnen, und was Ihnen recht ist, das wollen die Wiener nicht, und was Sie wollen, das ist den Wienern wieder nicht Recht, kurz es ist doch eigentlich gut, daß Sie weggehen. Nur möchte ich bald wissen, wohin Sie sich wenden. Sie schicken mir einen Brief an Mlle Carl, wahrscheinlich aber haben Sie seitdem gehört, wie es ihr hier gegangen ist: sie trat auf, fiel durch (:weil sie wirklich sehr schlecht gesungen haben soll:) Die Oper wurde einigemale wiederholt, es ging immer schlechter, sie versuchte es in einer andern Rolle, auch das half nichts, und so löste sie ihren Contrakt auf, und reiste wieder ab. Wohin sie gegangen ist, weiß ich nicht. Auf keinen Fall hielt ich es für rathsam, den Brief an sie nachzuschicken, weil die ganze Art ihres Auftretens keineswegs so war, daß ich gern gesehen hätte, wenn sie Ihnen einen Gefallen gethan hätte; das hätte nur umgekehrt der Fall seyn dürfen, und die mächtigen Flügel von denen Sie schreiben haben Sie überall wo Sie drey Töne singen, besser und mächtiger, als sie ihr je wachsen werden. Da nun aber das Theater hier, wie Sie vielleicht gehört haben werden, für das ganze Jahr geschlossen ist, und da in dieser Hinsicht Alles ganz im Ungewissen schwebt, weil jetzt hier kein Mensch an Musik, oder Kunst und Theater denkt, so ist es jetzt auf keine Weise möglich irgend ein Engagement anzuknüpfen, und so kann ich leider Ihnen auch nicht behilflich seyn. Weiß man doch nicht einmal, ob wieder eine Oper herkommen wird. Die Impressarien sind in Oberitalien beschäftigt, wo die Theater, trotz der Fasten geöffnet seyn sollen, und so sitzen wir hier ganz im Trocknen oder auf dem Trocknen. Ich bitte Sie, mir zu schreiben, ob ich mich in Neapel etwas umsehen soll, (:denn dahin gehe ich nach Ostern, so Gott will:) und ob Sie es billigen, daß ich den Brief an die Carl nicht habe abgehen lassen, sonst kann ich ihn leicht später schicken und durch ein Paar Zeilen die ich beilege, die Verzögerung entschuldigen. Aber ehe Sie darüber entscheiden, möchte ich Sie herzlich bitten, lieber Hauser, es recht lange zu überlegen, ob auch Italien ein Land wäre, in dem Sie auftreten wollten? Daß kein Mensch eine Ahndung von Ihnen haben kann, davon bin ich überzeugt, das Beste was Sie haben, versteht hier keiner, und dazu ist das Repertoir so unglaublich klein, und so nur auf Bellini beschränkt, daß es Ihnen unmöglich auf einige Zeit nur erträglich seyn kann. Die Unwissenheit aller Künstler hier, die gänzliche Faulheit und Verfaulung aller Kräfte, eine Dummheit die alle Gränzen übersteigt, zugleich Philisterey, Gewohnheit etc. sind daran Schuld. Es blüht ein für allemal weder Tugend noch Heldensinn in Italien Ich kenne freylich Oberitalien noch nicht, aber ich zweifle, daß es da besser sey. Dort sitzt Bellini und wird beräuchert und angebetet. Haben Sie denn nicht an München gedacht? Es ist etwas eigennützig, wenn ich Sie dahin haben möchte, denn ich denke selbst vielleicht einmal dort etwas zu unternehmen; aber es ist doch ein gutes Orchester da, und die Schechner kann doch singen, und die Vespermann auch, und sie geben Fidelio und alle Mozart’s. Liederlich sind sie freylich auch, aber es geht dort vorwärts, und alles ist jung und neu, und sonderbarerweise fehlt es gänzlich an einem nur erträglichen Bassisten, so daß man die Oper, wo eine schöne Baßrolle ist, gar nicht gibt; da könnten Sie einigermaßen hineinhauen, dächt ich, und den Leuten zeigen, was eine Harke ist, und wie gesagt, interessirt bin ich auch dabey. Wenn Sie mir aber hierauf antworten, so adressiren Sie nicht mehr nach No 5 auf dem spanischen Platz, denn nun muß ich bald mein warmes sonniges Arbeitsstübchen verlassen und weiter reisen in Lärm und Staub; Meine Adr: ist immer hieher an die Pr. Gesandtschaft, die schickt mir die Briefe nach. Mechettis haben nicht geschrieben des Petrus wegen; das Ding bleibt also noch länger liegen für jetzt, und wird nicht daran sterben, es ist dick genug. Aber einen Gefallen thäten Sie mir wenn Sie gelegentlich Mechetti oder vielmehr Finis daran erinnerten, daß er mir zu Ostern 150 fl zahlen muß, und sie mir an Trautwein in Berlin zu zahlen versprochen hat; da ich Sie außerdem bitten wollte ihm zu sagen, er möchte Trautwein auftragen, das Geld so bald er es erhalten hat meinem Vater zuzustellen, so ist dies eigentlich schon eine feine Erinnerung und genügt vollkommen. Bitte machen Sie es so. Wissen Sie noch wohl, daß ich an Ihrem Clavier einmal eine Stelle aus Göthe’s erste Walpurgisnacht komponirte: „Doch ist es Tag, sobald man mag ein reines Herz dir bringen“, und daß ich Sie nachher sehr damit quälte indem ich es Ihnen immer wieder vorspielte? Mir baut sich das Ding nun zusammen, und ich werde das ganze Gedicht, als eine neue Sorte von Cantate componiren für Chöre und großes Orchester, es kann bunt genug werden, denn es sind prächtige Elemente darin. Jetzt arbeite ich aber vorläufig noch an einer Sinfonie, die ich leider hier nicht mehr werde beendigen können, und aus der Sie auch Brocken kennen. Von Luther ist fertig, außer den Stücken von denen Sie schon wissen: „Das Weihnachtslied, Verleih uns Frieden, und „Wir glauben all’ an einen Gott, alle 3 für Chor und Orchester. – Draußen ist alles grün und blüht und duftet; in der unruhigen, trüben Zeit geht allein die Natur so heiter vorwärts. Es wird ein sonderbarer Frühling. Leben Sie mir wohl, und grüßen Sie mir Ihre liebe Frau und die Kinder viel tausendmal. Einen frohen Frühling!
Ihr
Felix Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1831-03-21-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1831-03-21-01" xml:id="title_313a98ed-0c20-4942-9e2b-f657685a2964">Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Wien <lb></lb>Rom, 21. März 1831</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_c0da43c2-89f1-47d8-878d-f0e818b16a08">Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_833fdb15-e54a-456c-a49d-6fa086a37699">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 2, 411</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_76622cd9-0cd7-4145-86ae-43d8b37b81c0"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 7,30/1,4.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph_third_party_copy">Abschrift fremder Hand</idno> <title key="fmb-1831-03-21-01" type="letter" xml:id="title_1016d456-756a-4197-898c-0532921d1aa3">Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Wien; Rom, 21. März 1831</title> <incipit>Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>-</p> <handDesc hands="1"> <p>Unbekannt</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-03-21" xml:id="date_38bb30e5-0b40-496a-b978-c4dd61d192dd">21. März 1831</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_d264966c-d487-4fe2-b07e-4f64103d983d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_98bc2798-5017-4e30-b8de-7ebd2bce8b33"> <settlement key="STM0100177">Rom</settlement> <country>Italien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111775" resp="receiver" xml:id="persName_8f687e58-bc45-4084-95d7-024cb57d6476">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_dde45a1d-58b5-4aa8-a270-0955e37f0d7a"> <settlement key="STM0100145">Wien</settlement> <country>Österreich</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_ca813338-400f-4d63-97f5-7d8828de7c3f"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Rom <date cert="high" when="1831-03-21" xml:id="date_d935a2c6-5ee7-4baf-9106-a414dffb67db">21 März 31</date>.</dateline><salute rend="left">Lieber Hauser!</salute><p style="paragraph_without_indent">Herzlichen Dank für Ihren letzten Brief; die Nachricht, daß Sie im Großen, wie seitdem schon im Kleinen, ausziehen werden, hat mich eigentlich verstimmt, und doch weiß ich nicht warum. Denn daß Sie nicht in Wien bleiben würden, habe ich mir immer schon vorgestellt und es war mir auch recht; Wien mit seinem lauen Musiktreiben, und seiner liederlichen Oper ist gewiß nicht der rechte Platz für Sie, und da sollte man sich eigentlich freuen, und wünschen je eher, je lieber den Boden zu verlassen, der doch einmal nicht der heimische werden kann. Aber es geht mir nun eben wie mit den Logis, und wie Ihnen mit den Kupferstichen (wie Sie schreiben) es macht mich unruhig, Sie nicht in Ruhe zu wissen, und wo Ihr Haus so hübsch und freundlich war, da denkt man sollte es doch nur immer stehen bleiben. Aber wie gesagt, es ist kein Ernst da, und die Leute krabbeln um Sie herum, und verstehen nichts von Ihnen, und was Ihnen recht ist, das wollen die Wiener nicht, und was Sie wollen, das ist den Wienern wieder nicht Recht, kurz es ist doch eigentlich gut, daß Sie weggehen. Nur möchte ich bald wissen, wohin Sie sich wenden. Sie schicken mir einen Brief an <persName xml:id="persName_90f5eb1e-87d0-4a3b-8c00-25a466928780">Mlle Carl<name key="PSN0110283" style="hidden">Carl, Henriette Bertha (1805-1890)</name></persName>, wahrscheinlich aber haben Sie seitdem gehört, wie es ihr hier gegangen ist: sie trat auf, fiel durch (:weil sie wirklich sehr schlecht gesungen haben soll:) Die Oper wurde einigemale wiederholt, es ging immer schlechter, sie versuchte es in einer andern Rolle, auch das half nichts, und so löste sie ihren Contrakt auf, und reiste wieder ab. Wohin sie gegangen ist, weiß ich nicht. Auf keinen Fall hielt ich es für rathsam, den Brief an sie nachzuschicken, weil die ganze Art ihres Auftretens keineswegs so war, daß ich gern gesehen hätte, wenn <hi rend="underline">sie</hi> Ihnen einen Gefallen gethan hätte; das hätte nur umgekehrt der Fall seyn dürfen, und die mächtigen Flügel von denen Sie schreiben haben Sie überall wo Sie drey Töne singen, besser und mächtiger, als sie ihr je wachsen werden. Da nun aber das Theater hier, wie Sie vielleicht gehört haben werden, für das ganze Jahr geschlossen ist, und da in dieser Hinsicht Alles ganz im Ungewissen schwebt, weil jetzt hier kein Mensch an Musik, oder Kunst und Theater denkt, so ist es jetzt auf keine Weise möglich irgend ein Engagement anzuknüpfen, und so kann ich leider Ihnen auch nicht behilflich seyn. Weiß man doch nicht einmal, ob wieder eine Oper herkommen wird. Die Impressarien sind in Oberitalien beschäftigt, wo die Theater, trotz der Fasten geöffnet seyn sollen, und so sitzen wir hier ganz im Trocknen oder auf dem Trocknen. Ich bitte Sie, mir zu schreiben, ob ich mich in Neapel etwas umsehen soll, (:denn dahin gehe ich nach Ostern, so Gott will:) und ob Sie es billigen, daß ich den Brief an die <persName xml:id="persName_0ca74d72-54f6-43ec-9500-2bf51725eb13">Carl<name key="PSN0110283" style="hidden">Carl, Henriette Bertha (1805-1890)</name></persName> nicht habe abgehen lassen, sonst kann ich ihn leicht später schicken und durch ein Paar Zeilen die ich beilege, die Verzögerung entschuldigen. Aber ehe Sie darüber entscheiden, möchte ich Sie herzlich bitten, lieber <persName xml:id="persName_930ad44d-adc4-4030-977c-4dd3b018bdb0">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName>, es recht lange zu überlegen, ob auch Italien ein Land wäre, in dem Sie auftreten wollten? Daß kein Mensch eine Ahndung von Ihnen haben kann, davon bin ich überzeugt, das Beste was Sie haben, versteht hier keiner, und dazu ist das Repertoir so unglaublich klein, und so nur auf <persName xml:id="persName_6e555c95-e28c-4014-bbae-0fcd84383777">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName> beschränkt, daß es Ihnen unmöglich auf einige Zeit nur erträglich seyn kann. Die Unwissenheit aller Künstler hier, die gänzliche Faulheit und Verfaulung aller Kräfte, eine Dummheit die alle Gränzen übersteigt, zugleich Philisterey, Gewohnheit etc. sind daran Schuld. Es blüht ein für allemal weder Tugend noch Heldensinn in Italien Ich kenne freylich Oberitalien noch nicht, aber ich zweifle, daß es da besser sey. Dort sitzt <persName xml:id="persName_2608a710-21eb-4c50-ad10-4b31ba486f1d">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName> und wird beräuchert und angebetet. Haben Sie denn nicht an München gedacht? Es ist etwas eigennützig, wenn ich Sie dahin haben möchte, denn ich denke selbst vielleicht einmal dort etwas zu unternehmen; aber es ist doch ein gutes Orchester da, und die <persName xml:id="persName_d677117c-1d63-43fd-9507-f70b8229b97b">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> kann doch singen, und die <persName xml:id="persName_d15a55d8-8140-4d26-b092-72a3c62820b8">Vespermann<name key="PSN0115501" style="hidden">Vespermann (Sigl-Vespermann), Katharina (1802-1877)</name></persName> auch, und sie geben <title xml:id="title_1c9da2b6-dd0b-45f6-9f58-84a3922925f6">Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name></title> und alle M<title xml:id="title_af2339f3-6cc9-457e-9050-8aa05440a07d">ozart’s<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110125" style="hidden" type="music">Opern</name></title>. Liederlich sind sie freylich auch, aber es geht dort vorwärts, und alles ist jung und neu, und sonderbarerweise fehlt es gänzlich an einem nur erträglichen Bassisten, so daß man die Oper, wo eine schöne Baßrolle ist, gar nicht gibt; da könnten Sie einigermaßen hineinhauen, dächt ich, und den Leuten zeigen, was eine Harke ist, und wie gesagt, interessirt bin ich auch dabey. Wenn Sie mir aber hierauf antworten, so adressiren Sie nicht mehr nach N<hi rend="superscript">o</hi> 5 auf dem spanischen Platz, denn nun muß ich bald mein warmes sonniges Arbeitsstübchen verlassen und weiter reisen in Lärm und Staub; Meine Adr: ist immer hieher an die Pr. Gesandtschaft, die schickt mir die Briefe nach. <persName xml:id="persName_ead6edb4-3357-46f9-ae22-54203761ba3d">Mechettis<name key="PSN0113160" style="hidden">Pietro Mechetti quondam Carlo, Musikverlag in Wien</name></persName> haben nicht geschrieben des <title xml:id="title_7961ac5b-751a-43c4-aa75-493f7b2220f4">Petrus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_znrqpt7p-1345-i7lg-1583-mxlz4zo1stgy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100104" style="hidden">»Tu es Petrus« für gemischten Chor und Orchester, [ca. September 1827] bis 14. November 1827<idno type="MWV">A 4</idno><idno type="op">111</idno></name></title> wegen; das Ding bleibt also noch länger liegen für jetzt, und wird nicht daran sterben, es ist dick genug. Aber einen Gefallen thäten Sie mir wenn Sie <hi rend="underline">gelegentlich</hi> <persName xml:id="persName_33dc1586-112f-49c1-9479-a7e54590995d">Mechetti<name key="PSN0113159" style="hidden">Mechetti, Pietro (1777-1850)</name></persName> oder vielmehr Finis daran erinnerten, daß er mir zu Ostern 150 fl zahlen muß<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_73eda4dd-3cd1-4469-ba37-b5dc2651a665" xml:lang="de">Während seines Wienaufenthalts 1830 überließ Mendelssohn dem dort ansässigen Verlag Mechetti mehrere Werke: op. 11 und die Opera 14 bis 17. Ein Verlagsmitarbeiter, E. Finis, hatte in seinem Brief fmb-1831-08-28-02 vom 17. September 1830 im Namen Mechettis versprochen, zur Ostermesse 1831 das vereinbarte Honorar von 150 Gulden über Trautwein in Berlin anzuweisen. Die Sinfonie c-Moll, op. 11 (MWV N 13), erschien 1834 in den Berliner und Pariser Verlagen Schlesinger.</note>, und sie mir an <persName xml:id="persName_567dd184-0966-4fb4-8c6b-277337da7858">Trautwein<name key="PSN0115371" style="hidden">Trautwein, Traugott (1787-1865)</name></persName> in Berlin zu zahlen versprochen hat; da ich Sie außerdem bitten wollte ihm zu sagen, er möchte <persName xml:id="persName_18ac54a8-a5ce-4694-bdee-801ad73a0500">Trautwein<name key="PSN0115371" style="hidden">Trautwein, Traugott (1787-1865)</name></persName> auftragen, das Geld so bald er es erhalten hat meinem Vater zuzustellen, so ist dies eigentlich schon eine feine Erinnerung und genügt vollkommen. Bitte machen Sie es so. Wissen Sie noch wohl, daß ich an Ihrem Clavier einmal eine Stelle aus <title xml:id="title_6c0c7968-614b-492a-90fb-1ebcc9671585">Göthe’s erste Walpurgisnacht<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108812" style="hidden" type="literature">Die erste Walpurgisnacht</name></title> komponirte: „<title xml:id="title_fa494967-f52b-48df-a755-d4ee317b3cca">Doch ist es Tag, sobald man mag ein reines Herz dir bringen“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kq3xbjls-g2nm-o8jc-kawe-jtoimpkaxzio"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title>, und daß ich Sie nachher sehr damit quälte indem ich es Ihnen immer wieder vorspielte? Mir baut sich das Ding nun zusammen, und ich werde das ganze Gedicht, als eine neue Sorte von Cantate componiren für Chöre und großes Orchester, es kann bunt genug werden, denn es sind prächtige Elemente darin. Jetzt arbeite ich aber vorläufig noch an <title xml:id="title_283138a5-4aea-4b7a-bd5a-f38308218e79">einer Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_owjnqfiz-bxms-7e5z-mwzv-9zwmulcpxj3j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name></title>, die ich leider hier nicht mehr werde beendigen können, und aus der Sie auch Brocken kennen. Von <persName xml:id="persName_0611a412-4a0a-42d2-9f75-9a224d406ac7">Luther<name key="PSN0112987" style="hidden">Luther, Martin (1483-1546)</name></persName> ist fertig, außer den Stücken von denen Sie schon wissen: „<title xml:id="title_02d80aab-89a1-4a2e-be6c-be1716287844">Das Weihnachtslied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hllcvkcx-er0f-rso7-d824-yjecgl70b0nm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100110" style="hidden">Weihnachtslied »Vom Himmel hoch, da komm ich her« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, 28. Januar 1831<idno type="MWV">A 10</idno><idno type="op"></idno></name></title>, <title xml:id="title_05408e99-8e98-4302-8637-22b2b757f7eb">Verleih uns Frieden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hinivkig-2xfl-hq01-gt4z-nbkmfgxyx5fk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100111" style="hidden">Choral / Gebet »Verleih uns Frieden« / »Da nobis pacem, Domine« für gemischten Chor, kleines Orchester und Orgel, 10. Februar 1831<idno type="MWV">A 11</idno><idno type="op"></idno></name></title>, und „<title xml:id="title_f2b92efc-e7c8-407b-b1ee-db65706c73d0">Wir glauben all’ an einen Gott<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zil0fpaw-j7mi-9j3g-lbxj-a8gjevb633u0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100112" style="hidden">Choral »Wir glauben all an einen Gott« für gemischten Chor und Orchester, [Dezember 1830] bis 1. März 1831<idno type="MWV">A 12</idno><idno type="op"></idno></name></title>, alle 3 für Chor und Orchester. – Draußen ist alles grün und blüht und duftet; in der unruhigen, trüben Zeit geht allein die Natur so heiter vorwärts. Es wird ein sonderbarer Frühling. Leben Sie mir wohl, und grüßen Sie mir <persName xml:id="persName_760962e7-34d7-41c0-9707-c06244054c6d">Ihre liebe Frau<name key="PSN0111777" style="hidden">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_b4a937a8-a112-4cc0-886a-261dfe4b6e74">Kinder<name key="PSN0111776" style="hidden">Hauser, Joseph Paul (1828-1903)</name><name key="PSN0111778" style="hidden">Hauser, Moritz Heinrich (1826-1857)</name></persName> viel tausendmal. <seg type="closer" xml:id="seg_a91dc77c-79f6-408d-ba3b-b847cf125a00">Einen frohen Frühling!</seg></p><signed rend="right">Ihr</signed><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix Mendelssohn Bartholdy</add></signed></div></body></text></TEI>