]> Brief: fmb-1831-03-01-01

fmb-1831-03-01-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Rom, 1. März 1831 Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 405

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 43-44. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Rom, 1. März 1831 Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Boks

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 111-114 (Teildruck). Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 113-116 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. März 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Rom Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy. Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Rom 1 März 1831

Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am längsten gewesen. Nun denke ich, ob die Zeit recht benutzt war, und es fehlt mir an allen Ecken; wenn ich nur noch die eine von den beiden Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lmtzlzhq-yfpe-5puq-x7qb-bbeo2u2partu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rf5s5v9j-61bq-bxxu-wxpr-dh3lyydalao8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name> hier fassen könnte, die italiänische will und muß ich mir aufsparen bis ich Neapel gesehen habe, denn das muß mitspielen, aber auch die andre läuft weg, je näher ich ihr kommen möchte, und je näher das Ende dieser ruhigen, Römischen Zeit heranrückt, je befangner werd’ ich, und je weniger will es gehen. Mir ist als würde ich lange nicht wieder so zum behaglichen Schreiben kommen wie hier, und da möchte ich gern noch Alles fertig machen, das geht aber nicht; nur die Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_auw8d8cg-jcan-vxsz-7j6b-q8l857d4rs1w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name> rückt schnell vor und ist bald beendigt, hoff’ ich. Dann will ich nun auch jeden Tag zeichnen, um mir meine Erinnerungsplätze von hier mitzunehmen, will noch viel sehen, und so weiß ich schon, wie auch der Monat plötzlich zu Ende sein wird, und es wird wieder fehlen. Und wirklich ist es doch gar zu einzig schön hier. Freilich ist es sehr verwandelt, und nicht so bunt und heiter wie früher; fast alle Bekannte sind abgereis’t, die Straßen und Spaziergänge leer, die Gallerien geschlossen und es ist unmöglich hineinzukommen, die Nachrichten von außen fehlen fast gänzlich (denn wir haben die Details über Bologna durch die allgemeine Zeitung hier zuerst erfahren) Die Leute kommen wenig oder gar nicht zusammen, das Ganze ist still geworden; aber auch darin ist es wieder so schön, und die milde, warme Luft läßt sich nicht wegnehmen. Am meisten zu bedauern sind bei diesen Geschichten die VernetschenVernet, Emile Jean Horace (1789-1863)Vernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843) Damen, die in einer fatalen Lage sind, der Haß des ganzen Römischen Pöbels ist sonderbarer Weise gegen die Französischen Pensionairs gerichtet, von denen sie glauben, daß sie allein eine Revolution leicht zu Stande bringen würden, man hat mehreremal ihm anonyme Briefe mit Drohungen geschickt, er hat sogar vor seinem Attelier einen bewaffneten Trasteveriner gefunden, der die Flucht ergriff, als VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863) seine Flinte holte, und da nun auf der villaVilla MediciRomItalien die DamenVernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843) ganz allein und abgesondert sind, so giebt es eine Unbehaglichkeit in der Familie, die sehr natürlich ist. Indeß ist Alles sicher und ruhig in der Stadt geblieben, und ich bin ganz überzeugt, daß es dabey sein Bewenden haben wird. Die Deutschen Maler aber sind mir wirklich so jämmerlich, daß ich es nicht sagen kann; nicht allein, daß sie sich sämmtlich sämmtliche Schnurr-, Backen-, Knebel und Stutzbärte weggeschoren haben und offen bekennen, sobald die Gefahr vorüber sey, ließen sie sie wieder stehen; sondern die langen, dicken Kerl gehen mit Anbruch der Nacht nach Hause, schließen sich ein und graulen sich nun da allein; dann nennen sie Horace VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863) einen Bramarbas, und es ist doch ein ander Ding mit ihm, als mit diesen Jammerleuten, sie sind mir durch diese Geschichten förmlich unleidlich geworden. – Vorgestern Abend ist geschehen, was wir lange vorher gewußt und beklagt haben, Hermann HeineHeine, Hermann (1804-1831) ist gestorben. Ich hatte 4 Tage vorher noch ein Blatt in meinem Zeichenbuch aus seinen Fenstern<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wcru3orb-tzlp-knd6-fwc7-tymbfohj2fbn"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="drawing_albums_and_collection_sources_with_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="drawing_albums" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100848" style="hidden">Bartholdys Haus an der Spanischen Treppe, 24. Februar 1831; fol. 37r<idno type="MWV">ZB 8/30</idno><idno type="op"></idno></name> gezeichnet, und er hatte sich noch damit gefreut; daß er tödlich krank sey ahndete er bis zum letzten Augenblicke nicht, und obwohl er in den letzten zwei Tagen unsäglich gelitten haben muß, so sagte er zum Dr. HahnHahn, Samuel Sigismund (1791-1870) eben noch daß er aufstehn wolle, um etwas zu gehen, und in dem Moment war er todt, wie ausgelöscht. Wenn ich daran denke, wie munter wir ihn vor 2 Jahren in Hamburg sahen, wo er mich an das Dampfboot begleitete, so ist es mir furchtbar. – Dagegen habe ich von PereiraPereira-Arnstein, Adolf (Adolph) Freiherr von (1805-1846) die beruhigendsten Nachrichten; es geht ihm viel besser, der Husten hat fast aufgehört, und er sieht, wie mir seine MutterPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859) schreibt, von der ich wieder einen sehr freundlichen Brief gehabt habe, seiner vollkommnen Besserung in kurzer Zeit entgegen. Auch Wilh. BenedicksBenedicks, Wilhelm Alfred (1807-1868) in Neapel soll es sehr gut gehen, und alle die ihn dort gesehen haben, versichern daß er eigentlich mehr Neapels als seiner Gesundheit wegen, dort zu bleiben scheine. Pauline HübnerHübner, Pauline Charlotte (1809-1895), Mde. BunsenBunsen, Frances (seit 1858) Freifrau von (1791-1876), KestnerKestner, Georg August Christian (1777-1853), die alle krank waren, sind auf dem Wege der Besserung, KestnerKestner, Georg August Christian (1777-1853) ist indeß der größte Hypochonder, der lebt, da bin ich nichts dagegen, denn er hatte die Masern und bildete sich fest ein, er müsse dran sterben. In der letzten Zeit bin ich in den neueren Atteliers wieder etwas gewesen. ThorwaldsenThorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844) hat eben eine Statue<name key="PSN0115321" style="hidden" type="author">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name><name key="CRT0111062" style="hidden" type="art">Lord Byron</name> von Lord ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) in Thon beendigt, er sitzt auf alten Ruinen, mit den Füßen auf einem Säulencapitäl, und sieht hinaus im Begriff, etwas auf die Schreibtafel zu schreiben, die er in der Hand hält, er hat ihn nicht in Römischen Costüm, sondern im einfachsten, heutigen dargestellt und ich finde, daß es sehr gut und gar nicht stören thut; das Ganze hat wieder diese natürliche Bewegung, wie sie in all seinen Statuen so wunderbar ist, und doch sieht er finster und elegisch genug aus, so gar nicht affectirt. Vom Alexanderszug<name key="PSN0115321" style="hidden" type="author">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name><name key="CRT0111064" style="hidden" type="art">Der Triumphzug Alexanders des Großen in Babylon</name> müßt’ ich einmal einen ganzen Brief schreiben, denn solchen Eindruck hat die Skulptur gar noch nicht gemacht, wie da; ich gehe alle Woche hin, und sehe mir nur das an, und ziehe mit ein in Babylon. Bei AhlbornAhlborn, August Wilhelm Julius (1796-1857) war ich neulich, der hat prächtige Bleistiftzeichnungen, aus Neapel und Sicilien mitgebracht, und ich möchte ihm gern einiges absehen; ich fürchte aber er ist ein starker Uebertreiber und zeichnet nie ganz treu, seine Landschaft<name key="PSN0109402" style="hidden" type="author">Ahlborn, August Wilhelm Julius (1796-1857)</name><name key="CRT0107623" style="hidden" type="art">Das Colosseum und die Via Sacra bis zum Capitol</name> vom CollosseumKolosseumRomItalien bei Heinr. BeerBeer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842) ist ein schöner Roman, von den dicken Cypressen und Orangenwäldern, von der Fontaine und dem Gebüsch im Mittelgrunde bis zur Ruine ist mir in Wirklichkeit nichts vorgekommen; auch sein Schnurrbart ist verschwunden. Ich werde jetzt bald einige Vormittage sitzen müssen, weil ich verschiedentlich conterfeyt werden soll: einmal von Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name>, dann von der Gräfinn Egloffstein<name key="PSN0110839" style="hidden" type="author">Egloffstein, Julie Gräfin von (1792-1869)</name><name key="CRT0108656" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Porträt 1831)</name>, die ein wunderhübsches Talent hat, und die nettesten Sachen gemacht hat, die man sehen kann, endlich von Carl Sohn<name key="PSN0114959" style="hidden" type="author">Sohn, Carl Ferdinand (1805-1867)</name><name key="CRT0110885" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde, Ausführung unsicher)</name>, der ein Oelbild aus mir machen will. Und nun zum Schluß was Lustiges, obwohl es mit dem Schreiben heut nicht gehen will, ich muß um die Erlaubniß bitten, wieder halbe Bogen nehmen zu dürfen, wenn ich, wie heut, keine rechte Zeit und Stimmung zum Schreiben habe; sonst gerathe ich in die Breite und schreibe doch die ganzen Bogen voll, und kann es nicht lassen und verspäte mich. Aber ich wollte wohl, Du o FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hättest als Gegenstück zu Deinen SonntagsmusikenSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland die Musik gehört, die wir hier neulich Abend Sonntags verübten. Man wollte die Psalmen von Marcello<name key="PSN0113061" style="hidden" type="author">Marcello, Benedetto (1686-1739)</name><name key="CRT0109883" style="hidden" type="music">Estro Poetico-Armonico</name> singen, weil doch die Fasten sind, und so waren dann die besten Dilettanten versammelt, ein päpstlicher SängerCappella Musicale Pontificia »Sistina«RomItalien in der Mitte, ein maestro am Clavier, und wir sangen. O Gott, was ist das für ein Mensch! sagte ich von der ersten Sopranistinn, und von der zweiten, und von allen, denn solch ein Katzenconcert hört man selten. Kam ein Solo, so drängten sich alle Damen hinzu, und jede wollte es singen und so wurde es tutti ausgeführt, neben mir der erste Tenorist traf durchaus keine Note und wandelte in unsichern Regionen hin und her, setzte ich mit dem zweiten Tenor ein, so verfiel er in meinen Ton und wollte ich ihm einhelfen, so dachte er das wäre meine andre Stimme und blieb fest dabey, der päpstliche Sänger half bald mit der Fistel den Sopranen, bald trat er als erster Baß ein, bald quäkte er den Alt, und wenn alles nichts verfing, so lächelte er wehmüthig zu mir herüber. und wir nickten uns verstohlen zu, der maestro verlor über all dem Nachgeben oft selbst seinen Faden und kam einen Tact vor oder zurück, dann sangen wir anarchisch, jeder wie und was er wollte; plötzlich kam eine ernsthafte Stelle für die Bässe allein, sie setzen alle tüchtig ein, brechen aber beim zweiten Takt schon in ein lautes Gelächter aus, wir andern stimmten ein, so lös’t es sich in Wohlgefallen auf. Die Leute die zum Zuhören gekommen waren plauderten erst laut, dann gingen sie heraus, und zerstreuten sich; EynardEynard, Jean Gabriel (1775-1863) kam hinein, hörte unsre Musik, machte eine grimace und ward nicht mehr gesehen. In der Ecke saß ein blasser, schwarzer Mensch, mit dickem Backenbart, die Frau vom Hause redet ihn an: Eh bien, Mr. MizkiewiczMickiewicz, Adam Bernard (1798-1855), comment ça vous plait-il? O Gott, dacht ich, ist der hier? Und muß ich hier die Lämmer kennen lernen, die in Berlin und Weimar alle Damen sehr gerührt haben, ich ließ mich vorstellen, wir bewarfen uns mit Redensarten; auf dem Tisch sahe ich liegen: Crucifixus von Lotti<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name><name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109806" style="hidden" type="music">Crucifixus à 10 voci</name> herausgegeben von A. B. MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), der päpstl. SängerCappella Musicale Pontificia »Sistina«RomItalien buchstabirte es und konnte den barbarischen Namen nicht aussprechen, mir war er geläufiger, wir waren unser 8 und nun wurde das erste Crucif.<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name> gesungen, denkt Euch, wie es klang; als es vorbey war, sagten die Damen: Da ist ja noch ein Stück, das müssen wir auch singen. Aber es ist 10 stimmig<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109806" style="hidden" type="music">Crucifixus à 10 voci</name> sagt der Päpstliche. Was thut das, so fehlen zwei Stimmen, antworten sie. Andiamo sagt der maestro. Ma sono le stesse parole, mi pare, sagt eine Dame. Ach ja, sagen die andern, da können wir also ebenso gut das erste noch einmal singen. Und so geschah es, und dabey blieb es. – Eben rückt besagter MizkiewiczMickiewicz, Adam Bernard (1798-1855) ein, und trägt mir an Euch alle namentlich die besten Grüße auf, eben so an GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) und RobertsRobert, Friederike (1795-1832)Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832), ich schlage ihm vor, mit ihm nach der AusstellungSocietà degli Amatori e Cultori di Belle ArtiRomItalien des CapitolsKapitolRomItalien zu gehen, er nimmt es an, und somit lebt alle wohl und seid mir glücklich und gesund und froh

F
            Rom 1 März 1831Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am längsten gewesen. Nun denke ich, ob die Zeit recht benutzt war, und es fehlt mir an allen Ecken; wenn ich nur noch die eine von den beiden Sinfonien hier fassen könnte, die italiänische will und muß ich mir aufsparen bis ich Neapel gesehen habe, denn das muß mitspielen, aber auch die andre läuft weg, je näher ich ihr kommen möchte, und je näher das Ende dieser ruhigen, Römischen Zeit heranrückt, je befangner werd’ ich, und je weniger will es gehen. Mir ist als würde ich lange nicht wieder so zum behaglichen Schreiben kommen wie hier, und da möchte ich gern noch Alles fertig machen, das geht aber nicht; nur die Walpurgisnacht rückt schnell vor und ist bald beendigt, hoff’ ich. Dann will ich nun auch jeden Tag zeichnen, um mir meine Erinnerungsplätze von hier mitzunehmen, will noch viel sehen, und so weiß ich schon, wie auch der Monat plötzlich zu Ende sein wird, und es wird wieder fehlen. Und wirklich ist es doch gar zu einzig schön hier. Freilich ist es sehr verwandelt, und nicht so bunt und heiter wie früher; fast alle Bekannte sind abgereis’t, die Straßen und Spaziergänge leer, die Gallerien geschlossen und es ist unmöglich hineinzukommen, die Nachrichten von außen fehlen fast gänzlich (denn wir haben die Details über Bologna durch die allgemeine Zeitung hier zuerst erfahren) Die Leute kommen wenig oder gar nicht zusammen, das Ganze ist still geworden; aber auch darin ist es wieder so schön, und die milde, warme Luft läßt sich nicht wegnehmen. Am meisten zu bedauern sind bei diesen Geschichten die Vernetschen Damen, die in einer fatalen Lage sind, der Haß des ganzen Römischen Pöbels ist sonderbarer Weise gegen die Französischen Pensionairs gerichtet, von denen sie glauben, daß sie allein eine Revolution leicht zu Stande bringen würden, man hat mehreremal ihm anonyme Briefe mit Drohungen geschickt, er hat sogar vor seinem Attelier einen bewaffneten Trasteveriner gefunden, der die Flucht ergriff, als Vernet seine Flinte holte, und da nun auf der villa die Damen ganz allein und abgesondert sind, so giebt es eine Unbehaglichkeit in der Familie, die sehr natürlich ist. Indeß ist Alles sicher und ruhig in der Stadt geblieben, und ich bin ganz überzeugt, daß es dabey sein Bewenden haben wird. Die Deutschen Maler aber sind mir wirklich so jämmerlich, daß ich es nicht sagen kann; nicht allein, daß sie sich sämmtlich sämmtliche Schnurr-, Backen-, Knebel und Stutzbärte weggeschoren haben und offen bekennen, sobald die Gefahr vorüber sey, ließen sie sie wieder stehen; sondern die langen, dicken Kerl gehen mit Anbruch der Nacht nach Hause, schließen sich ein und graulen sich nun da allein; dann nennen sie Horace Vernet einen Bramarbas, und es ist doch ein ander Ding mit ihm, als mit diesen Jammerleuten, sie sind mir durch diese Geschichten förmlich unleidlich geworden. – Vorgestern Abend ist geschehen, was wir lange vorher gewußt und beklagt haben, Hermann Heine ist gestorben. Ich hatte 4 Tage vorher noch ein Blatt in meinem Zeichenbuch aus seinen Fenstern gezeichnet, und er hatte sich noch damit gefreut; daß er tödlich krank sey ahndete er bis zum letzten Augenblicke nicht, und obwohl er in den letzten zwei Tagen unsäglich gelitten haben muß, so sagte er zum Dr. Hahn eben noch daß er aufstehn wolle, um etwas zu gehen, und in dem Moment war er todt, wie ausgelöscht. Wenn ich daran denke, wie munter wir ihn vor 2 Jahren in Hamburg sahen, wo er mich an das Dampfboot begleitete, so ist es mir furchtbar. – Dagegen habe ich von Pereira die beruhigendsten Nachrichten; es geht ihm viel besser, der Husten hat fast aufgehört, und er sieht, wie mir seine Mutter schreibt, von der ich wieder einen sehr freundlichen Brief gehabt habe, seiner vollkommnen Besserung in kurzer Zeit entgegen. Auch Wilh. Benedicks in Neapel soll es sehr gut gehen, und alle die ihn dort gesehen haben, versichern daß er eigentlich mehr Neapels als seiner Gesundheit wegen, dort zu bleiben scheine. Pauline Hübner, Mde. Bunsen, Kestner, die alle krank waren, sind auf dem Wege der Besserung, Kestner ist indeß der größte Hypochonder, der lebt, da bin ich nichts dagegen, denn er hatte die Masern und bildete sich fest ein, er müsse dran sterben. In der letzten Zeit bin ich in den neueren Atteliers wieder etwas gewesen. Thorwaldsen hat eben eine Statue von Lord Byron in Thon beendigt, er sitzt auf alten Ruinen, mit den Füßen auf einem Säulencapitäl, und sieht hinaus im Begriff, etwas auf die Schreibtafel zu schreiben, die er in der Hand hält, er hat ihn nicht in Römischen Costüm, sondern im einfachsten, heutigen dargestellt und ich finde, daß es sehr gut und gar nicht stören thut; das Ganze hat wieder diese natürliche Bewegung, wie sie in all seinen Statuen so wunderbar ist, und doch sieht er finster und elegisch genug aus, so gar nicht affectirt. Vom Alexanderszug müßt’ ich einmal einen ganzen Brief schreiben, denn solchen Eindruck hat die Skulptur gar noch nicht gemacht, wie da; ich gehe alle Woche hin, und sehe mir nur das an, und ziehe mit ein in Babylon. Bei Ahlborn war ich neulich, der hat prächtige Bleistiftzeichnungen, aus Neapel und Sicilien mitgebracht, und ich möchte ihm gern einiges absehen; ich fürchte aber er ist ein starker Uebertreiber und zeichnet nie ganz treu, seine Landschaft vom Collosseum bei Heinr. Beer ist ein schöner Roman, von den dicken Cypressen und Orangenwäldern, von der Fontaine und dem Gebüsch im Mittelgrunde bis zur Ruine ist mir in Wirklichkeit nichts vorgekommen; auch sein Schnurrbart ist verschwunden. Ich werde jetzt bald einige Vormittage sitzen müssen, weil ich verschiedentlich conterfeyt werden soll: einmal von Vernet, dann von der Gräfinn Egloffstein, die ein wunderhübsches Talent hat, und die nettesten Sachen gemacht hat, die man sehen kann, endlich von Carl Sohn, der ein Oelbild aus mir machen will. Und nun zum Schluß was Lustiges, obwohl es mit dem Schreiben heut nicht gehen will, ich muß um die Erlaubniß bitten, wieder halbe Bogen nehmen zu dürfen, wenn ich, wie heut, keine rechte Zeit und Stimmung zum Schreiben habe; sonst gerathe ich in die Breite und schreibe doch die ganzen Bogen voll, und kann es nicht lassen und verspäte mich. Aber ich wollte wohl, Du o Fanny hättest als Gegenstück zu Deinen Sonntagsmusiken die Musik gehört, die wir hier neulich Abend Sonntags verübten. Man wollte die Psalmen von Marcello singen, weil doch die Fasten sind, und so waren dann die besten Dilettanten versammelt, ein päpstlicher Sänger in der Mitte, ein maestro am Clavier, und wir sangen. O Gott, was ist das für ein Mensch! sagte ich von der ersten Sopranistinn, und von der zweiten, und von allen, denn solch ein Katzenconcert hört man selten. Kam ein Solo, so drängten sich alle Damen hinzu, und jede wollte es singen und so wurde es tutti ausgeführt, neben mir der erste Tenorist traf durchaus keine Note und wandelte in unsichern Regionen hin und her, setzte ich mit dem zweiten Tenor ein, so verfiel er in meinen Ton und wollte ich ihm einhelfen, so dachte er das wäre meine andre Stimme und blieb fest dabey, der päpstliche Sänger half bald mit der Fistel den Sopranen, bald trat er als erster Baß ein, bald quäkte er den Alt, und wenn alles nichts verfing, so lächelte er wehmüthig zu mir herüber. und wir nickten uns verstohlen zu, der maestro verlor über all dem Nachgeben oft selbst seinen Faden und kam einen Tact vor oder zurück, dann sangen wir anarchisch, jeder wie und was er wollte; plötzlich kam eine ernsthafte Stelle für die Bässe allein, sie setzen alle tüchtig ein, brechen aber beim zweiten Takt schon in ein lautes Gelächter aus, wir andern stimmten ein, so lös’t es sich in Wohlgefallen auf. Die Leute die zum Zuhören gekommen waren plauderten erst laut, dann gingen sie heraus, und zerstreuten sich; Eynard kam hinein, hörte unsre Musik, machte eine grimace und ward nicht mehr gesehen. In der Ecke saß ein blasser, schwarzer Mensch, mit dickem Backenbart, die Frau vom Hause redet ihn an: Eh bien, Mr. Mizkiewicz, comment ça vous plait-il? O Gott, dacht ich, ist der hier? Und muß ich hier die Lämmer kennen lernen, die in Berlin und Weimar alle Damen sehr gerührt haben, ich ließ mich vorstellen, wir bewarfen uns mit Redensarten; auf dem Tisch sahe ich liegen: Crucifixus von Lotti herausgegeben von A. B. Marx, der päpstl. Sänger buchstabirte es und konnte den barbarischen Namen nicht aussprechen, mir war er geläufiger, wir waren unser 8 und nun wurde das erste Crucif. gesungen, denkt Euch, wie es klang; als es vorbey war, sagten die Damen: Da ist ja noch ein Stück, das müssen wir auch singen. Aber es ist 10 stimmig sagt der Päpstliche. Was thut das, so fehlen zwei Stimmen, antworten sie. Andiamo sagt der maestro. Ma sono le stesse parole, mi pare, sagt eine Dame. Ach ja, sagen die andern, da können wir also ebenso gut das erste noch einmal singen. Und so geschah es, und dabey blieb es. – Eben rückt besagter Mizkiewicz ein, und trägt mir an Euch alle namentlich die besten Grüße auf, eben so an Gans und Roberts, ich schlage ihm vor, mit ihm nach der Ausstellung des Capitols zu gehen, er nimmt es an, und somit lebt alle wohl und seid mir glücklich und gesund und froh
F          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1831-03-01-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1831-03-01-01" xml:id="title_f32fa88f-84c6-4617-94c1-f7a932f2a5e4">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Rom, 1. März 1831</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_336074ee-901d-49af-a630-85536c2d062d">Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_23fbbfb5-3fa3-4ead-b648-60fcbd6b0553">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 2, 405</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_3ddb62e4-c8e4-40ee-8f4d-5129a02a4c8f"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 13, fol. 43-44.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1831-03-01-01" type="letter" xml:id="title_8b97807a-fa20-46e3-93cb-2575f0d9d897">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Rom, 1. März 1831</title> <incipit>Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Boks</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Reisebriefe, S. 111-114 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 113-116 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-03-01" xml:id="date_75fb1a51-cc98-4d87-b416-2ece103d98c2">1. März 1831</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_39be95d9-3aae-4c5f-a60c-ebd20afe09b7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_79cc6084-2c08-4e18-b8d9-2209c52c8872"> <settlement key="STM0100177">Rom</settlement> <country>Italien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_1b3e9f09-a133-4e45-aa1b-5aaf51c88b9b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_2036e5df-06a5-4087-afb5-c366a8fb2826">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e3662083-8d8d-422d-ad4e-7542616f88cd"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_278e3c23-63ec-4787-89b3-31f3a17ca470"> <head> <address> <addrLine>À Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. A. Mendelssohn Bartholdy.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Berlin</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_31431e8a-412b-4327-ae22-1f76bad63cf1"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Rom <date cert="high" when="1831-03-01" xml:id="date_df9b150f-72eb-4355-832c-ac9d2d286ce4">1 März 1831</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Wie ich das Datum schreibe, wird mir bang im Gedanken, wie die Zeit verfliegt; ehe der Monat zu Ende ist fängt die heilige Woche an, und nach der heiligen Woche bin ich in Rom am längsten gewesen. Nun denke ich, ob die Zeit recht benutzt war, und es fehlt mir an allen Ecken; wenn ich nur noch die eine von <title xml:id="title_81d8dfc0-5929-43d6-9a48-82e4275b1a33">den beiden Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lmtzlzhq-yfpe-5puq-x7qb-bbeo2u2partu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rf5s5v9j-61bq-bxxu-wxpr-dh3lyydalao8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title> hier fassen könnte, die italiänische will und muß ich mir aufsparen bis ich Neapel gesehen habe, denn das muß mitspielen, aber auch die andre läuft weg, je näher ich ihr kommen möchte, und je näher das Ende dieser ruhigen, Römischen Zeit heranrückt, je befangner werd’ ich, und je weniger will es gehen. Mir ist als würde ich lange nicht wieder so zum behaglichen Schreiben kommen wie hier, und da möchte ich gern noch Alles fertig machen, das geht aber nicht; nur <title xml:id="title_908345ad-71dd-4abd-a427-867674dceda6">die Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_auw8d8cg-jcan-vxsz-7j6b-q8l857d4rs1w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> rückt schnell vor und ist bald beendigt, hoff’ ich. Dann will ich nun auch jeden Tag zeichnen, um mir meine Erinnerungsplätze von hier mitzunehmen, will noch viel sehen, und so weiß ich schon, wie auch der Monat plötzlich zu Ende sein wird, und es wird wieder fehlen. Und wirklich ist es doch gar zu einzig schön hier. Freilich ist es sehr verwandelt, und nicht so bunt und heiter wie früher; fast alle Bekannte sind abgereis’t, die Straßen und Spaziergänge leer, die Gallerien geschlossen und es ist unmöglich hineinzukommen, die Nachrichten von außen fehlen fast gänzlich (denn wir haben die Details über Bologna durch die allgemeine Zeitung hier zuerst erfahren) Die Leute kommen wenig oder gar nicht zusammen, das Ganze ist still geworden; aber auch darin ist es wieder so schön, und die milde, warme Luft läßt sich nicht wegnehmen. Am meisten zu bedauern sind bei diesen Geschichten die <persName xml:id="persName_e6488311-9408-458b-ab3d-72eb978db002">Vernetschen<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="PSN0115496" style="hidden">Vernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)</name><name key="PSN0115492" style="hidden">Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843)</name></persName> Damen, die in einer fatalen Lage sind, der Haß des ganzen Römischen Pöbels ist sonderbarer Weise gegen die Französischen Pensionairs gerichtet, von denen sie glauben, daß sie allein eine Revolution leicht zu Stande bringen würden, man hat mehreremal ihm anonyme Briefe mit Drohungen geschickt, er hat sogar vor seinem Attelier einen bewaffneten Trasteveriner gefunden, der die Flucht ergriff, als <persName xml:id="persName_4ee42cb4-9a19-4891-b57f-e6aa25ab063e">Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> seine Flinte holte, und da nun auf der <placeName xml:id="placeName_c0a9dbc0-d57b-4801-9d48-0bb0f4dd6218">villa<name key="SGH0100273" style="hidden" subtype="" type="sight">Villa Medici</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> die <persName xml:id="persName_e6dcb58f-6105-4907-8605-0c362aa650ef">Damen<name key="PSN0115496" style="hidden">Vernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)</name><name key="PSN0115492" style="hidden">Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843)</name></persName> ganz allein und abgesondert sind, so giebt es eine Unbehaglichkeit in der Familie, die sehr natürlich ist. Indeß ist Alles sicher und ruhig in der Stadt geblieben, und ich bin ganz überzeugt, daß es dabey sein Bewenden haben wird. Die Deutschen Maler aber sind mir wirklich so jämmerlich, daß ich es nicht sagen kann; nicht allein, daß sie sich sämmtlich sämmtliche Schnurr-, Backen-, Knebel und Stutzbärte weggeschoren haben und offen bekennen, sobald die Gefahr vorüber sey, ließen sie sie wieder stehen; sondern die langen, dicken Kerl gehen mit Anbruch der Nacht nach Hause, schließen sich ein und graulen sich nun da allein; dann nennen sie <persName xml:id="persName_e0fccb27-ef20-4b26-a622-91919a893499">Horace Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> einen Bramarbas, und es ist doch ein ander Ding mit ihm, als mit diesen Jammerleuten, sie sind mir durch diese Geschichten förmlich unleidlich geworden. – Vorgestern Abend ist geschehen, was wir lange vorher gewußt und beklagt haben, <persName xml:id="persName_818ee842-2b48-4cf8-9426-d18197b66514">Hermann Heine<name key="PSN0111819" style="hidden">Heine, Hermann (1804-1831)</name></persName> ist gestorben. Ich hatte 4 Tage vorher noch <title xml:id="title_f82f7e94-b10d-42bf-95fb-6f347c468d29">ein Blatt in meinem Zeichenbuch aus seinen Fenstern<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wcru3orb-tzlp-knd6-fwc7-tymbfohj2fbn"> <item n="1" sortKey="art" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="drawing_albums_and_collection_sources_with_drawings" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="drawing_albums" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100848" style="hidden">Bartholdys Haus an der Spanischen Treppe, 24. Februar 1831; fol. 37r<idno type="MWV">ZB 8/30</idno><idno type="op"></idno></name></title> gezeichnet, und er hatte sich noch damit gefreut; daß er tödlich krank sey ahndete er bis zum letzten Augenblicke nicht, und obwohl er in den letzten zwei Tagen unsäglich gelitten haben muß, so sagte er zum <persName xml:id="persName_5da66cc1-2c24-42e7-8792-7ba1b6311fb2">Dr. Hahn<name key="PSN0111666" style="hidden">Hahn, Samuel Sigismund (1791-1870)</name></persName> eben noch daß er aufstehn wolle, um etwas zu gehen, und in dem Moment war er todt, wie ausgelöscht. Wenn ich daran denke, wie munter wir ihn vor 2 Jahren in Hamburg sahen, wo er mich an das Dampfboot begleitete, so ist es mir furchtbar. – Dagegen habe ich von <persName xml:id="persName_35510e63-703c-4ebe-b7b7-47002a4bfd4c">Pereira<name key="PSN0113800" style="hidden">Pereira-Arnstein, Adolf (Adolph) Freiherr von (1805-1846)</name></persName> die beruhigendsten Nachrichten; es geht ihm viel besser, der Husten hat fast aufgehört, und er sieht, wie mir <persName xml:id="persName_1e6f7832-9c87-4679-8867-8ae5aa60bc8a">seine Mutter<name key="PSN0113804" style="hidden">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> schreibt, von der ich wieder einen sehr freundlichen Brief gehabt habe, seiner vollkommnen Besserung in kurzer Zeit entgegen. Auch <persName xml:id="persName_162f7e15-9a55-4850-9f1c-7230819daa6f">Wilh. Benedicks<name key="PSN0109846" style="hidden">Benedicks, Wilhelm Alfred (1807-1868)</name></persName> in Neapel soll es sehr gut gehen, und alle die ihn dort gesehen haben, versichern daß er eigentlich mehr Neapels als seiner Gesundheit wegen, dort zu bleiben scheine. <persName xml:id="persName_70103ab4-2563-4ee1-a995-2e6c76a103e3">Pauline Hübner<name key="PSN0112129" style="hidden">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>, <persName xml:id="persName_8f020f64-98f2-4ad1-94f2-6ab60de15b36">Mde. Bunsen<name key="PSN0110197" style="hidden">Bunsen, Frances (seit 1858) Freifrau von (1791-1876)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d54c2afe-f03a-42d2-b153-0a9fdfbf5afe">Kestner<name key="PSN0112364" style="hidden">Kestner, Georg August Christian (1777-1853)</name></persName>, die alle krank waren, sind auf dem Wege der Besserung, <persName xml:id="persName_42429990-e88e-4712-840a-a17b37d43d85">Kestner<name key="PSN0112364" style="hidden">Kestner, Georg August Christian (1777-1853)</name></persName> ist indeß der größte Hypochonder, der lebt, da bin ich nichts dagegen, denn er hatte die Masern und bildete sich fest ein, er müsse dran sterben. In der letzten Zeit bin ich in den neueren Atteliers wieder etwas gewesen. <persName xml:id="persName_dd79bee0-8249-4541-8a82-3d8038b2f434">Thorwaldsen<name key="PSN0115321" style="hidden">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name></persName> hat eben eine <title xml:id="title_a3dadd1f-2103-4c55-af00-54c7b93485ae">Statue<name key="PSN0115321" style="hidden" type="author">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name><name key="CRT0111062" style="hidden" type="art">Lord Byron</name></title> von <persName xml:id="persName_9090c4d9-a8a6-4b64-9fd5-bbc7c61f84b2">Lord Byron<name key="PSN0110239" style="hidden">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name></persName> in Thon beendigt, er sitzt auf alten Ruinen, mit den Füßen auf einem Säulencapitäl, und sieht hinaus im Begriff, etwas auf die Schreibtafel zu schreiben, die er in der Hand hält, er hat ihn nicht in Römischen Costüm, sondern im einfachsten, heutigen dargestellt und ich finde, daß es sehr gut und gar nicht stören thut; das Ganze hat wieder diese natürliche Bewegung, wie sie in all seinen Statuen so wunderbar ist, und doch sieht er finster und elegisch genug aus, so gar nicht affectirt. Vom <title xml:id="title_d66d3c9c-4c9b-42e6-a994-ae22361ffd4f">Alexanderszug<name key="PSN0115321" style="hidden" type="author">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name><name key="CRT0111064" style="hidden" type="art">Der Triumphzug Alexanders des Großen in Babylon</name></title> müßt’ ich einmal einen ganzen Brief schreiben, denn solchen Eindruck hat die Skulptur gar noch nicht gemacht, wie da; ich gehe alle Woche hin, und sehe mir nur das an, und ziehe mit ein in Babylon. Bei <persName xml:id="persName_8dd86e20-75d0-4d92-9e99-f6136d8966d9">Ahlborn<name key="PSN0109402" style="hidden">Ahlborn, August Wilhelm Julius (1796-1857)</name></persName> war ich neulich, der hat prächtige Bleistiftzeichnungen, aus Neapel und Sicilien mitgebracht, und ich möchte ihm gern einiges absehen; ich fürchte aber er ist ein starker Uebertreiber und <title xml:id="title_0cd5533a-64c5-41b0-9573-0d83eabc1f73">zeichnet nie ganz treu, seine Landschaft<name key="PSN0109402" style="hidden" type="author">Ahlborn, August Wilhelm Julius (1796-1857)</name><name key="CRT0107623" style="hidden" type="art">Das Colosseum und die Via Sacra bis zum Capitol</name></title> vom <placeName xml:id="placeName_a94a1cc1-a2f9-43b1-89a3-544fa891477e">Collosseum<name key="SGH0100255" style="hidden" subtype="" type="sight">Kolosseum</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> bei <persName xml:id="persName_912dcd5d-a44d-4660-81cb-10d196b9912c">Heinr. Beer<name key="PSN0109766" style="hidden">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName> ist ein schöner Roman, von den dicken Cypressen und Orangenwäldern, von der Fontaine und dem Gebüsch im Mittelgrunde bis zur Ruine ist mir in Wirklichkeit nichts vorgekommen; auch sein Schnurrbart ist verschwunden. Ich werde jetzt bald einige Vormittage sitzen müssen, weil ich verschiedentlich conterfeyt werden soll: <title xml:id="title_13f9773e-d580-4857-bf8c-1719e956e437">einmal von Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name></title>, dann <title xml:id="title_e68c1ac2-c23b-4abb-bfb1-4024903596c2">von der Gräfinn Egloffstein<name key="PSN0110839" style="hidden" type="author">Egloffstein, Julie Gräfin von (1792-1869)</name><name key="CRT0108656" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Porträt 1831)</name></title>, die ein wunderhübsches Talent hat, und die nettesten Sachen gemacht hat, die man sehen kann, <title xml:id="title_4167d2df-f7fa-479d-9b73-20470b5f882d">endlich von Carl Sohn<name key="PSN0114959" style="hidden" type="author">Sohn, Carl Ferdinand (1805-1867)</name><name key="CRT0110885" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde, Ausführung unsicher)</name></title>, der ein Oelbild aus mir machen will. Und nun zum Schluß was Lustiges, obwohl es mit dem Schreiben heut nicht gehen will, ich muß um die Erlaubniß bitten, wieder halbe Bogen nehmen zu dürfen, wenn ich, wie heut, keine rechte Zeit und Stimmung zum Schreiben habe; sonst gerathe ich in die Breite und schreibe doch die ganzen Bogen voll, und kann es nicht lassen und verspäte mich. Aber ich wollte wohl, Du o <persName xml:id="persName_033530c0-f70c-4d96-a01d-263095cab7e8">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hättest als Gegenstück zu Deinen <placeName xml:id="placeName_130b332b-1b8d-458e-a88e-823ed16e6913">Sonntagsmusiken<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die Musik gehört, die wir hier neulich Abend Sonntags verübten. Man wollte <title xml:id="title_ef3cf364-c821-400a-ba77-088ced1b88f3">die Psalmen von Marcello<name key="PSN0113061" style="hidden" type="author">Marcello, Benedetto (1686-1739)</name><name key="CRT0109883" style="hidden" type="music">Estro Poetico-Armonico</name></title> singen, weil doch die Fasten sind, und so waren dann die besten Dilettanten versammelt, <placeName xml:id="placeName_0a1f75e2-ffed-4293-9f7d-92c3d3c83770">ein päpstlicher Sänger<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> in der Mitte, ein maestro am Clavier, und wir sangen. O Gott, was ist das für ein Mensch! sagte ich von der ersten Sopranistinn, und von der zweiten, und von allen, denn solch ein Katzenconcert hört man selten. Kam ein Solo, so drängten sich alle Damen hinzu, und jede wollte es singen und so wurde es tutti ausgeführt, neben mir der erste Tenorist traf durchaus keine Note und wandelte in unsichern Regionen hin und her, setzte ich mit dem zweiten Tenor ein, so verfiel er in meinen Ton und wollte ich ihm einhelfen, so dachte er das wäre meine andre Stimme und blieb fest dabey, der päpstliche Sänger half bald mit der Fistel den Sopranen, bald trat er als erster Baß ein, bald quäkte er den Alt, und wenn alles nichts verfing, so lächelte er wehmüthig zu mir herüber. und wir nickten uns verstohlen zu, der maestro verlor über all dem Nachgeben oft selbst seinen Faden und kam einen Tact vor oder zurück, dann sangen wir anarchisch, jeder wie und was er wollte; plötzlich kam eine ernsthafte Stelle für die Bässe allein, sie setzen alle tüchtig ein, brechen aber beim zweiten Takt schon in ein lautes Gelächter aus, wir andern stimmten ein, so lös’t es sich in Wohlgefallen auf. Die Leute die zum Zuhören gekommen waren plauderten erst laut, dann gingen sie heraus, und zerstreuten sich; <persName xml:id="persName_e7bdd709-7027-48c1-a512-66a39f620cf8">Eynard<name key="PSN0110972" style="hidden">Eynard, Jean Gabriel (1775-1863)</name></persName> kam hinein, hörte unsre Musik, machte eine grimace und ward nicht mehr gesehen. In der Ecke saß ein blasser, schwarzer Mensch, mit dickem Backenbart, die Frau vom Hause redet ihn an: Eh bien, <persName xml:id="persName_0a94ad9d-f663-4bc4-8d88-60392cbdd5b2">Mr. Mizkiewicz<name key="PSN0113336" style="hidden">Mickiewicz, Adam Bernard (1798-1855)</name></persName>, comment ça vous plait-il? O Gott, dacht ich, ist der hier? Und muß ich hier die Lämmer kennen lernen, die in Berlin und Weimar alle Damen sehr gerührt haben, ich ließ mich vorstellen, wir bewarfen uns mit Redensarten; auf dem Tisch sahe ich liegen: <title xml:id="title_122cf17b-afda-4da8-aad0-40af52221c9a">Crucifixus von Lotti<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name><name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109806" style="hidden" type="music">Crucifixus à 10 voci</name></title> herausgegeben von <persName xml:id="persName_75e24989-e6ba-431a-9a62-3f43c01b0e52">A. B. Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, <placeName xml:id="placeName_430d955c-325a-438a-9441-cade2624bb2c">der päpstl. Sänger<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> buchstabirte es und konnte den barbarischen Namen nicht aussprechen, mir war er geläufiger, wir waren unser 8 und nun wurde <title xml:id="title_80a25410-68f5-4d45-91e4-092b30be5d30">das erste Crucif.<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name></title> gesungen, denkt Euch, wie es klang; als es vorbey war, sagten die Damen: Da ist ja noch ein Stück, das müssen wir auch singen. Aber es ist <title xml:id="title_5b7bb8f6-cf04-4bf5-998d-6fa7a08ee176">10 stimmig<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666-1740)</name><name key="CRT0109806" style="hidden" type="music">Crucifixus à 10 voci</name></title> sagt der Päpstliche. Was thut das, so fehlen zwei Stimmen, antworten sie. Andiamo sagt der maestro. Ma sono le stesse parole, mi pare, sagt eine Dame. Ach ja, sagen die andern, da können wir also ebenso gut das erste noch einmal singen. Und so geschah es, und dabey blieb es. – Eben rückt besagter <persName xml:id="persName_faf78bdd-5b21-45bf-bf16-9f3bcd88ea62">Mizkiewicz<name key="PSN0113336" style="hidden">Mickiewicz, Adam Bernard (1798-1855)</name></persName> ein, und trägt mir an Euch alle namentlich die besten Grüße auf, eben so an <persName xml:id="persName_4b38c845-6f03-4325-b976-2eb16d00e1d3">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_52020540-08c4-433a-b8af-a50f3e5ce785">Roberts<name key="PSN0114233" style="hidden">Robert, Friederike (1795-1832)</name><name key="PSN0114232" style="hidden">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name></persName>, ich schlage ihm vor, mit ihm nach der <placeName xml:id="placeName_eb46dd8e-f12b-4095-9872-26fb60689571">Ausstellung<name key="NST0100282" style="hidden" subtype="" type="institution">Società degli Amatori e Cultori di Belle Arti</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> des <placeName xml:id="placeName_0223ca41-3c00-4550-8324-3de550e28163">Capitols<name key="SGH0100252" style="hidden" subtype="" type="sight">Kapitol</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> zu gehen, er nimmt es an, <seg type="closer" xml:id="seg_29d46a0d-a972-4ae0-85e7-8091e41aa68a">und somit lebt alle wohl und seid mir glücklich und gesund und froh</seg></p><signed rend="right">F</signed></div></body> </text></TEI>