fmb-1831-01-17-01
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Rom, 17. Januar 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Felix Mendelssohn Bartholdy hat sich bei der Datierung im Jahr geirrt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Euren lieben Brief, worin Ihr mir den Empfang
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tenAct ebenfalls mit Zischen und Gelächter. Am Schluß wurde
Dasteckt die Musik darin,
datönts und klingts von allen Seiten, nicht in den leeren, abgeschmackten Schauspielhäusern. Nun gingen wir so hin und her, und jagten uns auf der Campagna, und kletterten über die Gehäge, und nach Sonnenuntergang fuhren wir nach Hause; da fühlt man sich so ermüdet und so mit sich selbst zufrieden und wohl, als hätte man sehr viel gethan. Und das hat man dann auch, wenn man es recht empfunden hat. Ich habe mich wieder sehr ans Zeichnen gemacht, und fange sogar wieder an zu tuschen, weil ich mir gern so ein Paar Farbenspiele mal zurückrufen könnte, und man immer besser sieht, je mehr man geübt ist. – Eine große, sehr große Freude, die ich neulich hatte, muß ich Dir liebe
Rom d. 17 Jan. 30. Euren lieben Brief, worin Ihr mir den Empfang meiner Musiksendung meldet, hab ich empfangen und einen von Paul zu gleicher Zeit, es thut mir leid, daß Euch die halben Bogen verdrossen, denn es sind noch mehrere seitdem abgegangen, nun will ich aber immer ganze nehmen, obwohl ich nicht versprechen kann, sie immer ganz zu beschreiben. Wir haben seit einer Woche das mildeste herrlichste Frühlingswetter, die jungen Mädchen tragen Veilchen- und Anemonensträuße, die sie sich Morgens in der villa Pamfili selbst gepflückt haben, die Straße und der Platz wimmeln von buntgekleideten Spaziergängern, das ave Maria ist schon um 20 Minuten vorgerückt, wo ist aber der Winter geblieben? Das hat mich in den vorigen Tagen wieder an die Arbeit erinnert, an die ich mich nun wieder ernstlich machen will, da mich wirklich das lustige Gesellschaftsleben der vorigen Wochen etwas herausgerissen hatte. Denn obwohl ich mit der Einrichtung von Salomon und mit meinem Weihnachtsliede, das aus 5 Nummern besteht schon fast fertig bin, so habe ich doch noch namentlich die beiden Sinfonien, die sich mir immer lebendiger gestalten, und die ich gar zu gern hier beendigen möchte, hoffentlich werde ich dazu auch in der Fastenzeit, wo die Gesellschaften aufhören (ich meine besonders die Bälle) wo der Frühling anfängt, Zeit und Lust genug haben, und dann ist doch wieder ein ziemlicher Vorrath von neuen Sachen da. An eine Aufführung hier ist nicht zu denken; die Orchester sind schlechter, als man es glauben sollte, es fehlt recht eigentlich an Musikern und am Sinn dafür, die Paar Geiger greifen jeder auf seine Art, setzen jeder verschieden ein und an, die Blaseinstrumente stimmen zu hoch oder tief, verzieren ihre Mittelstimmen wie wir es auf den Höfen zu hören gewohnt sind, und kaum so schlecht, das Ganze bildet die furchtbarste Katzenmusik, und das sind Compositionen, die sie kennen; es ist also die Frage, ob einer das von Grund aus reformiren, andre Leute ins Orchester bringen, die Musiker den Takt lehren, sie von vorne an bilden wolle und könne, und dann ists kein Zweifel, daß die Leute auch Vergnügen dran haben würden, so lange das aber nicht geschieht, wird es nicht besser, und es ist allen so gleichgültig, daß keine Aussicht dazu da ist. Ich habe ein Flötensolo gehört, wo die Flöte weit über einen Viertelton zu hoch stand, es machte mir Zahnschmerzen, aber keiner merkte es, und als am Ende ein Triller kam, so applaudirten sie mechanisch. Und wäre es im Gesang nur eigentlich besser; die großen Sänger haben das Land verlassen, Lablache, David, die Lalande Pisaroni u&s. f. singen in Paris und nun copiren die kleinen ihre hohen Momente und machen eine unausstehliche Carricatur daraus. Wir mögen etwas Falsches oder Unmögliches durchsetzen wollen, etwas anderes ist und bleibt es, und wie mir ein Cicisbeo in alle Ewigkeit etwas Gemeines und Niedriges sein wird, so auch die Italiänische Musik. Ich mag zu schwerfällig sein, um beide zu verstehen, es ist mir aber nicht drum zu thun, und als neulich in der filarmonica nach allem Pacini und Bellini der Cav. Ricci mich bat ihn non più andrai zu begleiten, und als die ersten Noten anfingen und so innerlichst verschieden und himmelweit entfernt von Allem andern waren, da wurde mir die Sache klar, und es wird sich nicht ausgleichen, so lange es hier blauen Himmel und solch lieblichen Winter giebt, wie diesen. Können die Schweizer doch auch keine schönen Landschaften machen, eben weil sie sie den ganzen Tag vor Augen haben. Les Allemands traitent la musique comme une affaire d’état sagt Spontini und das Omen nehme ich an. Neulich sprachen mehrere Musiker hier von ihren Componisten und ich hörte still zu; da citirte einer auch den Meyerbeer, aber die andern fielen in die Rede und sagten der sey nicht für einen Italiäner zu rechnen, denn die Deutsche Schule klebe ihm immerfort an und er habe sie nie recht los werden können; so sey er auch niemals einheimisch in Italien geworden. So sagen wir Deutschen nun auch, und es muß fatal sein, sich so entre deux ohne Vaterland zu finden. Was mich betrifft so bleibe ich bei der Fahne, die ist ehrenvoll genug. Vorgestern Abend wurde ein neues Theater, das Torlonia unternommen und eingerichtet hat, mit einer neuen Oper von Pacini eröffnet. Das Gedränge war groß, in allen Logen die schönsten geputzten Leute, der junge Torlonia erschien in der Loge am Proscenium und wurde samt seiner alten Herzoginn Mutter sehr applaudirt, man rief Bravo Torlonia, grazie, grazie; ihm gegenüber Jerôme mit seinem Hofstaat und vielen Orden, in der Nebenloge eine Gräfinn Samoilow, die erste im Theater diesmal, eine gemeine, häßliche Person, die früher mit David jetzt mit Pacini reis’te und sie von ihrem großen Vermögen unterhält; über dem Orchester ist ein Bild der Zeit die mit ihrem Finger auf ein Zifferblatt deutet, welches langsam von der Stelle rückt, und einen melancholisch machen könnte, nun erschien Pacini am Clavier und wurde empfangen; eine Ouvertüre hatte er nicht gemacht, die Oper begann mit einem Chor zu welchem ein gestimmter Ambos im Takt geschlagen wurde, der Corsar erschien, sang seine Arie und wurde applaudirt, worauf der Corsar oben und der maestro unten sich verneigten (der Seeräuber singt übrigens Contre Alt und heißt Mde. Mariani) dann kamen noch viele Stücke, und die Sache wurde langweilig, das fand das Publikum auch und als Pacinis großes Final anfing, so stand das Parterre auf, fing an sich laut zu unterhalten, zu lachen, und drehte der Bühne den Rücken zu; Mde. Samoilow fiel in ihrer Loge in Ohnmacht und mußte herausgetragen werden, Pacini entwischte vom Clavier, und der Vorhang fiel am Ende des Acts unter großem Tumult, 3 4 auf 10 war es auch geworden nun kam das große Ballet barba-bleu und dann der letzte Act der Oper, da sie also einmal im Zuge waren, so pfiffen sie das ganze Ballett von vorne herein aus, und begleiteten den 2ten Act ebenfalls mit Zischen und Gelächter. Am Schluß wurde Torlonia gerufen, der aber nicht kam. Das ist die trockne Erzählung einer ersten Vorstellung und Theatereröffnung in Rom, ich hatte mir es wer weiß wie lustig gedacht und kam verstimmt heraus; hätte die Musik furore gemacht, so hätte mich es geärgert denn sie ist unter aller Kritik jämmerlich, aber daß sie nun dem Liebling Pacini den sie auf dem Capitol kränzen wollten auf einmal den Rücken drehn, den Melodien nachäffen und sie karrikirt nachmachen, das ärgert mich auch wieder, und es beweis’t wie tief ein solcher Musiker in der allgemeinen Meinung steht; ein anderes Mal tragen sie ihn auf den Schultern nach Hause, das ist kein Ersatz. Sie würden es in Frankreich mit Boyeldieu nicht so machen, ohne vom Kunstsinn zu reden blos aus Anstandsgefühl. Aber genug davon; es ist verdrießlich; warum soll auch mit Gewalt Italien ein Land der Kunst heut zu Tage sein, während es das Land der Natur ist, und dadurch Alles beglückt; die Spaziergänge des monte pincio habe ich Euch beschrieben, sie gehen täglich noch fort, neulich war ich mit Vollards auf ponte nomentano, das ist eine einsame verfallne Brücke in der weitlinigten grünen Campagna, stehen manche Ruinen aus den Römerzeiten, manche runde Wartthürme aus dem Mittelalter umher auf den langen Wiesenreihen, und am Horizont erheben sich dann alle die Berge, jetzt theils mit glänzendem Schnee bedeckt, von den Wolkenschatten in ihrer Farbe und Gestalt phantastisch verändert, und die himmlisch luftige Erscheinung des Albanergebirgs, das wie ein Chamäleon sich während des Blickes verwandelt, wo man auf Meilenweite die kleinen weißen Capellchen auf dem dunkelschwarzen Berggrunde schimmern sieht bis zum Passionistenkloster auf dem Gipfel, und wo man nun verfolgen kann, wie der Weg sich durchs Gebüsch windet, wie dort der Berg zum Albaner See abfällt, wie dort eine Eremitenwohnung aus den Bäumen hervorguckt, – es ist so weit, wie Potsdam von Berlin, sage ich als guter Berliner, aber es ist wie ein sehr liebliches Traumbild, sage ich im Ernst. Da steckt die Musik darin, da tönts und klingts von allen Seiten, nicht in den leeren, abgeschmackten Schauspielhäusern. Nun gingen wir so hin und her, und jagten uns auf der Campagna, und kletterten über die Gehäge, und nach Sonnenuntergang fuhren wir nach Hause; da fühlt man sich so ermüdet und so mit sich selbst zufrieden und wohl, als hätte man sehr viel gethan. Und das hat man dann auch, wenn man es recht empfunden hat. Ich habe mich wieder sehr ans Zeichnen gemacht, und fange sogar wieder an zu tuschen, weil ich mir gern so ein Paar Farbenspiele mal zurückrufen könnte, und man immer besser sieht, je mehr man geübt ist. – Eine große, sehr große Freude, die ich neulich hatte, muß ich Dir liebe Mutter erzählen, weil Du Dich mitfreuen wirst. Ich war vorgestern zum erstenmale in kleinerer Gesellschaft bei Horace Vernet, und mußte zum erstenmale da spielen; nun hatte er mir vorher erzählt wie D. Juan seine einzige wahre Lieblingsmusik sey, namentlich das Duell und der Comthur am Ende, und wie mir das nun in seine Seele hinein sehr gefiel, so kam ich indem ich zum Concertstück von Weber präludiren wollte unvermerkt tiefer ins Phantasiren, und dachte ich würde ihm einen Gefallen thun und kam auf diese Themas und arbeitete sie ein Weilchen wild durch. Es machte ihm eine Freude, wie ich nicht bald jemand von meiner Musik erfreut gesehen habe, und wir wurden genauer bekannt mit einander. Nachher kam er auf einmal und sagte mir ins Ohr: wir müßten einen Tausch machen, er könne auch improvisiren. Und als ich wie natürlich sehr neugierig war, so meinte er das sey ein Geheimniß. Er ist aber wie ein kleines Kind und hielt es nicht eine Viertelstunde aus, da kam er wieder und nahm mich in die andre Stube und fragte ob ich Zeit zu verlieren hätte, er habe eine Leinewand ganz fertig aufgespannt und bereitet, da wolle er mein Bild darauf malen, und das solle ich zum Andenken an heute behalten, zusammenrollen und an Euch schicken, oder mitnehmen, wie ich wollte; er müsse sich zwar zusammennehmen mit seiner Improvisation, aber er wolle es schon machen. Ich sagte fest ja, und kann Euch nicht beschreiben, was für ein Vergnügen mir das machte, daß er wirklich Freude und Lust daran gehabt hatte. Es war überhaupt ein vergnügter Abend; als ich den Hügel hinauf kam, war alles so ruhig still, und in der großen dunkeln Villa nur ein Fenster hell erleuchtet, und da klang Musik in einzelnen Akkorden hinunter, und der Klang nahm sich in der dunkeln Nacht an der fontaine gar zu süß aus; im Vorzimmer exercirten zwei junge Akademiker und ein Dritter machte den lieutenant und commandirte tüchtig, in der andern Stube saß mein Freund Montfort, der den musikal. Preis im Conservat. gewonnen hat, am Clavier, und die andern standen umher und sangen einen Chor, es ging aber sehr schlecht, sie forderten einen noch auf, und da der sagte, er könne nicht singen, so meinte der andre: Qu’est ce que ça fait, c’est toujours une voix de plus. Ich half dann auch nach Kräften mit, und so amüsirten wir uns ganz gut. Später wurde getanzt und da Beckchen sich mit Louise Vernet nicht befreunden kann (mit mir geht das schon besser) so sollte sie nur einmal sehen, wie sie den Saltarello mit Horace tanzt. Als sie nun gar neulich einen Augenblick aufhören mußte, und das große tambourin gleich nahm, und darauf los schlug, und uns die wir die Hände nicht mehr rühren konnten ablös’te, da hätte ich ein Maler sein mögen, dann hätte es ein prächtiges Bild gegeben. Wahrlich sie ist wunderhübsch, und tanzt nicht übel, und ist die vollkommenste Französinn, ihre Mutter ist die freundlichste Frau von der Welt, die sieht Mar. Saaling etwas ähnlich (aber jetzt en beau unter uns) und der Großvater Carle Vernet (der die schönen Pferde malt) tanzte den Abend einen Contretanz mit so viel Leichtigkeit, machte so viele entrechats, und variirte seine pas so gut, daß nur eines Schade war, daß er nämlich 72 Jahr alt ist. Er reitet jeden Tag zwei Pferde müde, malt und zeichnet dann ein wenig, und Abends muß er in Gesellschaft sein. Das Ganze macht eine nette Familie und ist etwas interessant. Nächstens muß ich Euch meine Bekanntschaft mit Robert erzählen, der jetzt ein ganz herrliches Bild, die Ernte, fertig gemalt hat, und muß von den Besuchen berichten die ich mit Bunsen neulich bei Cornelius, Koch, Overbeck etc. in ihren Atteliers gemacht; es giebt alle Hände voll zu thun und zu sehen, leider will die Zeit durchaus nicht elastisch sein, so viel ich daran zerren mag. Und nun hab’ ich von Raphaels Kinderportrait was Fanny im Steindruck hat und von Titians badenden Damen, die sie hier pikant genug für die himmlische und die irdische Liebe halten weil die eine schon angezogen und in voller Galla, die andre noch unbekleidet ist, und von meiner himmlischen Mad. di Foligno, und von Herrn Francesco Francia, der der unschuldigste und frommste Künstler von der Welt war, und vom armen Guido Reni, den die heutigen Bartmaler so übersehen und der eine gewisse Aurora gemalt hat, und von allen Herrlichkeiten noch nichts gesagt. Aber was braucht es auch immer beschrieben zu sein. Wohl mir daß ich mich dran erquicken kann. Sehe ich Euch einmal wieder, so werde ich es auch vielleicht mittheilen können. Bis dahin immer Euer F.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-01-17" xml:id="date_334e3716-66d3-48a7-afa6-1f3a493c3c34">17. 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Denn obwohl ich mit der <title xml:id="title_df549f88-0577-4237-8c92-92b6629c9366">Einrichtung<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ockfljuu-inwj-xrqg-m0td-pveirlyuuno3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="a)_arrangements_and_performance_devices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100679" style="hidden">Georg Friedrich Händel, Salomo (Solomon) HWV 67, Aufführungspraktische Einrichtung, Orgelstimme, (1830-1832); 1835<idno type="MWV">Anh. B–a</idno><idno type="op"></idno></name></title> von <title xml:id="title_45abf384-3d24-41c0-ac87-caef97102813">Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> und mit meinem <title xml:id="title_42bca88a-ae5c-4b65-b098-7a9b588bdd86">Weihnachtsliede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zoscixpb-q7ot-haiz-pg37-bjoqtbv3hneg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100110" style="hidden">Weihnachtslied »Vom Himmel hoch, da komm ich her« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, 28. Januar 1831<idno type="MWV">A 10</idno><idno type="op"></idno></name></title>, das aus 5 Nummern besteht schon fast fertig bin, so habe ich doch noch namentlich <title xml:id="title_3a6a84d9-b6fa-40c2-adcf-e8c68d4218d8">die beiden Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ygmaizu4-cvh5-btci-5xm9-iagy8n615asl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_oblrxwtw-a5ms-ezh0-dgry-vi4vtqglef3g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title>, die sich mir immer lebendiger gestalten, und die ich gar zu gern hier beendigen möchte, hoffentlich werde ich dazu auch in der Fastenzeit, wo die Gesellschaften aufhören (ich meine besonders die Bälle) wo der Frühling anfängt, Zeit und Lust genug haben, und dann ist doch wieder ein ziemlicher Vorrath von neuen Sachen da. An eine Aufführung hier ist nicht zu denken; die Orchester sind schlechter, als man es glauben sollte, es fehlt recht eigentlich an Musikern und am Sinn dafür, die Paar Geiger greifen jeder auf seine Art, setzen jeder verschieden ein und an, die Blaseinstrumente stimmen zu hoch oder tief, verzieren ihre Mittelstimmen wie wir es auf den Höfen zu hören gewohnt sind, und kaum so schlecht, das Ganze bildet die furchtbarste Katzenmusik, und das sind Compositionen, die sie kennen; es ist also die Frage, ob einer das von Grund aus reformiren, andre Leute ins Orchester bringen, die Musiker den Takt lehren, sie von vorne an bilden wolle und könne, und dann ists kein Zweifel, daß die Leute auch Vergnügen dran haben würden, so lange das aber nicht geschieht, wird es nicht besser, und es ist allen so gleichgültig, daß keine Aussicht dazu da ist. Ich habe ein Flötensolo gehört, wo die Flöte weit über einen Viertelton zu hoch stand, es machte mir Zahnschmerzen, aber keiner merkte es, und als am Ende ein Triller kam, so applaudirten sie mechanisch. Und wäre es im Gesang nur eigentlich besser; die großen Sänger haben das Land verlassen, <persName xml:id="persName_803b3e9e-0ac8-4121-9ac3-d0231edfc843">Lablache<name key="PSN0112634" style="hidden">Lablache, Luigi (Louis) (1794-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_4c215e13-15b4-4e08-9bca-c19a1a01872a">David<name key="PSN0110566" style="hidden">David, Giovanni (1790-1864)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_b8ba1add-f481-47f6-976a-a28231ad70b2">Lalande<name key="PSN0112656" style="hidden">Lalande (Méric-Lalande), Henriette Clémentine (Enrichetta) (1799-1867)</name></persName> <persName xml:id="persName_78321043-2332-436b-b676-3aa3ca2e9471">Pisaroni<name key="PSN0113882" style="hidden">Pisaroni, Benedetta Rosmunda (1793-1872)</name></persName> u&s.f. singen in Paris und nun copiren die kleinen ihre hohen Momente und machen eine unausstehliche Carricatur daraus. Wir mögen etwas Falsches oder Unmögliches durchsetzen wollen, etwas anderes ist und bleibt es, und wie mir ein Cicisbeo in alle Ewigkeit etwas Gemeines und Niedriges sein wird, so auch die Italiänische Musik. Ich mag zu schwerfällig sein, um beide zu verstehen, es ist mir aber nicht drum zu thun, und als neulich in der filarmonica nach allem <persName xml:id="persName_781d492f-1db9-41ca-a81c-cdbd6478f1f0">Pacini<name key="PSN0113719" style="hidden">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name></persName> und <persName xml:id="persName_cf01baa4-5302-411b-9a4d-85e1eb9eb7ef">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName> der <persName xml:id="persName_01e5f831-5200-4f36-b62d-e6b89702fff2">Cav. Ricci<name key="PSN0114159" style="hidden">Ricci, Miniato Conte (1792-1860)</name></persName> mich bat ihn <title xml:id="title_ef974496-2b03-43ea-ad1e-3aac53cdc6f5">non più andrai<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110123" style="hidden" type="music">Le nozze di Figaro KV 492</name></title> zu begleiten, und als die ersten Noten anfingen und so innerlichst verschieden und himmelweit entfernt von Allem andern waren, da wurde mir die Sache klar, und es wird sich nicht ausgleichen, so lange es hier blauen Himmel und solch lieblichen Winter giebt, wie diesen. Können die Schweizer doch auch keine schönen Landschaften machen, eben weil sie sie den ganzen Tag vor Augen haben. Les Allemands traitent la musique comme une affaire d’état sagt <persName xml:id="persName_5cff79ef-76ad-4f3d-9745-6ceaaab763dc">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> und das Omen nehme ich an. Neulich sprachen mehrere Musiker hier von ihren Componisten und ich hörte still zu; da citirte einer auch den <persName xml:id="persName_3d30a7ef-7df7-49e5-babc-ca63bfb824c7">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName>, aber die andern fielen in die Rede und sagten der sey nicht für einen Italiäner zu rechnen, denn die Deutsche Schule klebe ihm immerfort an und er habe sie nie recht los werden können; so sey er auch niemals einheimisch in Italien geworden. So sagen wir Deutschen nun auch, und es muß fatal sein, sich so entre deux ohne Vaterland zu finden. Was mich betrifft so bleibe ich bei der Fahne, die ist ehrenvoll genug. Vorgestern Abend wurde ein neues <placeName xml:id="placeName_8719f959-5904-404d-af92-67a607622493">Theater<name key="NST0100274" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro Argentina</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, das <persName xml:id="persName_c33bf2f1-c92c-4835-b406-13309160c04e">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName> unternommen und eingerichtet hat, mit einer <title xml:id="title_1298a25f-2884-4f30-8c28-f0976426bb8d">neuen Oper von Pacini<name key="PSN0113719" style="hidden" type="author">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name><name key="CRT0110259" style="hidden" type="music">Il corsaro</name></title> eröffnet. Das Gedränge war groß, in allen Logen die schönsten geputzten Leute, <persName xml:id="persName_e869d102-03f0-4ec1-8f55-6d13d9816261">der junge Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName> erschien in der Loge am Proscenium und wurde samt <persName xml:id="persName_0e424753-e342-4c29-a9a9-723b723773f5">seiner alten Herzoginn Mutter<name key="PSN0115360" style="hidden">Torlonia, Anna Maria (1760-1840)</name></persName> sehr applaudirt, man rief Bravo Torlonia, grazie, grazie; ihm gegenüber <persName xml:id="persName_7db54b6a-2582-4e5d-8fce-92f67da61e86">Jerôme<name key="PSN0115739" style="hidden">Westphalen, Jérôme (Hieronymus) Bonaparte (seit 1816) Duc de Montfort (1784-1860)</name></persName> mit seinem Hofstaat und vielen Orden, in der Nebenloge eine <persName xml:id="persName_44da5ba4-b2a1-400e-86eb-9c6e13586af2">Gräfinn Samoilow<name key="PSN0114448" style="hidden">Samoilova, Julia Pawlowna (Pavlovna) Gräfin (1803-1875)</name></persName>, die erste im Theater diesmal, eine gemeine, häßliche Person, die früher mit <persName xml:id="persName_ea48d9e3-c7dd-4a80-9321-4d618ea0d23f">David<name key="PSN0110566" style="hidden">David, Giovanni (1790-1864)</name></persName> jetzt mit <persName xml:id="persName_ed3ef37e-7406-464c-b138-e7032e94d292">Pacini<name key="PSN0113719" style="hidden">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name></persName> reis’te und sie von ihrem großen Vermögen unterhält; über dem Orchester ist ein Bild der Zeit die mit ihrem Finger auf ein Zifferblatt deutet, welches langsam von der Stelle rückt, und einen melancholisch machen könnte, nun erschien <persName xml:id="persName_9b618d09-85de-45fe-9a6b-b86918ebacd5">Pacini<name key="PSN0113719" style="hidden">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name></persName> am Clavier und wurde empfangen; eine Ouvertüre hatte er nicht gemacht, die <title xml:id="title_578acf26-3114-4cc9-8c79-5057c9a0b3a4">Oper<name key="PSN0113719" style="hidden" type="author">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name><name key="CRT0110259" style="hidden" type="music">Il corsaro</name></title> begann mit einem Chor zu welchem ein gestimmter Ambos im Takt geschlagen wurde, der Corsar erschien, sang seine Arie und wurde applaudirt, worauf der Corsar oben und der maestro unten sich verneigten (der Seeräuber singt übrigens Contre Alt und heißt <persName xml:id="persName_38490ad9-1c21-4b83-b84b-0bc3d6f02f88">Mde. Mariani<name key="PSN0113074" style="hidden">Mariani, Rosa (1799-1864)</name></persName>) dann kamen noch viele Stücke, und die Sache wurde langweilig, das fand das Publikum auch und als Pacinis großes Final anfing, so stand das Parterre auf, fing an sich laut zu unterhalten, zu lachen, und drehte der Bühne den Rücken zu; <persName xml:id="persName_b2503cb1-91ec-4179-8bfd-850497e6c9c2">Mde. Samoilow<name key="PSN0114448" style="hidden">Samoilova, Julia Pawlowna (Pavlovna) Gräfin (1803-1875)</name></persName> fiel in ihrer Loge in Ohnmacht und mußte herausgetragen werden, Pacini entwischte vom Clavier, und der Vorhang fiel am Ende des Acts unter großem Tumult, <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi></formula> auf 10 war es auch geworden nun kam <title xml:id="title_00f602dd-114a-4c25-b93e-51c5afb845d0">das große Ballet barba-bleu<name key="PSN0115339" style="hidden" type="author">Tinti, Angelo (vor 1789-?)</name><name key="CRT0111081" style="hidden" type="dramatic_work">Abomelick sopradetto Barba-Bleu</name></title> und dann der <title xml:id="title_c9bac394-8518-4166-a743-eedf12f4f0b8">letzte Act der Oper<name key="PSN0113719" style="hidden" type="author">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name><name key="CRT0110259" style="hidden" type="music">Il corsaro</name></title>, da sie also einmal im Zuge waren, so pfiffen sie das ganze Ballett von vorne herein aus, und begleiteten den 2<hi rend="superscript">ten</hi> Act ebenfalls mit Zischen und Gelächter. Am Schluß wurde <persName xml:id="persName_010cae61-6a57-4007-b581-148a3792aaed">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName> gerufen, der aber nicht kam. Das ist die trockne Erzählung einer ersten Vorstellung und Theatereröffnung in Rom, ich hatte mir es wer weiß wie lustig gedacht und kam verstimmt heraus; hätte die Musik furore gemacht, so hätte mich es geärgert denn sie ist unter aller Kritik jämmerlich, aber daß sie nun dem Liebling <persName xml:id="persName_62607fee-8d5b-4926-9a0d-152298dbcb56">Pacini<name key="PSN0113719" style="hidden">Pacini, Giovanni (1796-1867)</name></persName> den sie auf dem <placeName xml:id="placeName_fa570c0a-0896-4291-98de-1ff4dec6f126">Capitol<name key="SGH0100252" style="hidden" subtype="" type="sight">Kapitol</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> kränzen wollten auf einmal den Rücken drehn, den Melodien nachäffen und sie karrikirt nachmachen, das ärgert mich auch wieder, und es beweis’t wie tief ein solcher Musiker in der allgemeinen Meinung steht; ein anderes Mal tragen sie ihn auf den Schultern nach Hause, das ist kein Ersatz. Sie würden es in Frankreich mit <persName xml:id="persName_0902066c-fc1b-4640-bd48-22c99fe5b893">Boyeldieu<name key="PSN0110015" style="hidden">Boieldieu, François Adrien (1775-1834)</name></persName> nicht so machen, ohne vom Kunstsinn zu reden blos aus Anstandsgefühl. Aber genug davon; es ist verdrießlich; warum soll auch mit Gewalt Italien ein Land der Kunst heut zu Tage sein, während es das Land der Natur ist, und dadurch Alles beglückt; die Spaziergänge des monte pincio habe ich Euch beschrieben, sie gehen täglich noch fort, neulich war ich mit <persName xml:id="persName_f65d59aa-eeb1-434e-bc0d-7ea1d683df49">Vollards<name key="PSN0115555" style="hidden">Vollard, Mathilde</name><name key="PSN0115553" style="hidden">Vollard, Emil (1795-1878)</name></persName> auf ponte nomentano, das ist eine einsame verfallne Brücke in der weitlinigten grünen Campagna, stehen m[anche R]uinen aus den Römerzeiten, manche runde Wartthürme aus dem Mittelalter umher auf den langen Wiesenreihen, und am Horizont erheben sich dann alle die Berge, jetzt theils mit glänzendem Schnee bedeckt, von den Wolkenschatten in ihrer Farbe und Gestalt phantastisch verändert, und die himmlisch luftige Erscheinung des Albanergebirgs, das wie ein Chamäleon sich während des Blickes verwandelt, wo man auf Meilenweite die kleinen weißen Capellchen auf dem dunkelschwarzen Berggrunde schimmern sieht bis zum Passionistenkloster auf dem Gipfel, und wo man nun verfolgen kann, wie der Weg sich durchs Gebüsch windet, wie dort der Berg zum Albaner See abfällt, wie dort eine Eremitenwohnung aus den Bäumen hervorguckt, – es ist so weit, wie Potsdam von Berlin, sage ich als guter Berliner, aber es ist wie ein sehr liebliches Traumbild, sage ich im Ernst. <hi rend="underline">Da</hi> steckt die Musik darin, <hi rend="underline">da </hi>tönts und klingts von allen Seiten, nicht in den leeren, abgeschmackten Schauspielhäusern. Nun gingen wir so hin und her, und jagten uns auf der Campagna, und kletterten über die Gehäge, und nach Sonnenuntergang fuhren wir nach Hause; da fühlt man sich so ermüdet und so mit sich selbst zufrieden und wohl, als hätte man sehr viel gethan. Und das hat man dann auch, wenn man es recht empfunden hat. Ich habe mich wieder sehr ans Zeichnen gemacht, und fange sogar wieder an zu tuschen, weil ich mir gern so ein Paar Farbenspiele mal zurückrufen könnte, und man immer besser sieht, je mehr man geübt ist. – Eine große, sehr große Freude, die ich neulich hatte, muß ich Dir liebe <persName xml:id="persName_5654892f-9b9a-4552-810a-39891f9765f0">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> erzählen, weil Du Dich mitfreuen wirst. Ich war vorgestern zum erstenmale in kleinerer Gesellschaft bei <persName xml:id="persName_2107269f-3874-4410-9994-94721439d396">Horace Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName>, und mußte zum erstenmale da spielen; nun hatte er mir vorher erzählt wie <title xml:id="title_e0ce77ff-7bee-49b9-b1e8-1b1388bd0b54">D. Juan<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title> seine einzige wahre Lieblingsmusik sey, namentlich das Duell und der Comthur am Ende, und wie mir das nun in seine Seele hinein sehr gefiel, so kam ich indem ich <title xml:id="title_f5dd2730-93cb-4b9d-83bd-48bb8897e5e1">zum Concertstück von Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111254" style="hidden" type="music">Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79 (WeV N. 17)</name></title> präludiren wollte unvermerkt tiefer ins Phantasiren, und dachte ich würde ihm einen Gefallen thun und kam auf diese Themas und arbeitete sie ein Weilchen wild durch. Es machte ihm eine Freude, wie ich nicht bald jemand von meiner Musik erfreut gesehen habe, und wir wurden genauer bekannt mit einander. Nachher kam er auf einmal und sagte mir ins Ohr: wir müßten einen Tausch machen, er könne auch improvisiren. Und als ich wie natürlich sehr neugierig war, so meinte er das sey ein Geheimniß. Er ist aber wie ein kleines Kind und hielt es nicht eine Viertelstunde aus, da kam er wieder und nahm mich in die andre Stube und fragte ob ich Zeit zu verlieren hätte, er habe eine Leinewand ganz fertig aufgespannt und bereitet, da wolle er <title xml:id="title_2bb1e4d2-407c-49ea-82f8-aa317b36ad0d">mein Bild<name key="PSN0115495" style="hidden" type="author">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name><name key="CRT0111186" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1831)</name></title> darauf malen, und das solle ich zum Andenken an heute behalten, zusammenrollen und an Euch schicken, oder mitnehmen, wie ich wollte; er müsse sich zwar zusammennehmen mit seiner Improvisation, aber er wolle es schon machen. Ich sagte fest ja, und kann Euch nicht beschreiben, was für ein Vergnügen mir das machte, daß er wirklich Freude und Lust daran gehabt hatte. Es war überhaupt ein vergnügter Abend; als ich den Hügel hinauf kam, war alles so ruhig still, und in <placeName xml:id="placeName_059fe267-53d2-4d39-9cd0-eee56c8de899">der großen dunkeln Villa<name key="SGH0100273" style="hidden" subtype="" type="sight">Villa Medici</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> nur ein Fenster hell erleuchtet, und da klang Musik in einzelnen Akkorden hinunter, und der Klang nahm sich in der dunkeln Nacht an der fontaine gar zu süß aus; im Vorzimmer exercirten zwei junge Akademiker und ein Dritter machte den lieutenant und commandirte tüchtig, in der andern Stube saß <persName xml:id="persName_ea4c67b9-aaac-48a5-8477-3bd5b41f1cfc">mein Freund Montfort<name key="PSN0113406" style="hidden">Montfort, Alexandre (1803-1856)</name></persName>, der den musikal. Preis im <placeName xml:id="placeName_67a6a834-9012-42ee-a562-6de593eece30">Conservat<name key="NST0100349" style="hidden" subtype="" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>. gewonnen hat, am Clavier, und die andern standen umher und sangen einen Chor, es ging aber sehr schlecht, sie forderten einen noch auf, und da der sagte, er könne nicht singen, so meinte der andre: Qu’est ce que ça fait, c’est toujours une voix de plus. Ich half dann auch nach Kräften mit, und so amüsirten wir uns ganz gut. Später wurde getanzt und da <persName xml:id="persName_f2f77f75-23c6-49ba-9a9f-00692d6634bd">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sich mit <persName xml:id="persName_6cb054be-dd74-4964-87e7-4f2133319d44">Louise Vernet<name key="PSN0115492" style="hidden">Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843)</name></persName> nicht befreunden kann (mit mir geht das schon besser) so sollte sie nur einmal sehen, wie sie den Saltarello mit <persName xml:id="persName_4bbba03c-733f-466c-8c96-e8c901062b7a">Horace<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> tanzt. Als sie nun gar neulich einen Augenblick aufhören mußte, und das große tambourin gleich nahm, und darauf los schlug, und uns die wir die Hände nicht mehr rühren konnten ablös’te, da hätte ich ein Maler sein mögen, dann hätte es ein prächtiges Bild gegeben. Wahrlich sie ist wunderhübsch, und tanzt nicht übel, und ist die vollkommenste Französinn, <persName xml:id="persName_67a21cc0-6f1f-4e54-8515-2a7e63dfd40f">ihre Mutter<name key="PSN0115496" style="hidden">Vernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)</name></persName> ist die freundlichste Frau von der Welt, die sieht <persName xml:id="persName_f5279548-d016-48a6-8df6-8817c13c92a1">Mar. Saaling<name key="PSN0114390" style="hidden">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> etwas ähnlich (aber jetzt en beau unter uns) und der <persName xml:id="persName_edfaf9ff-25b5-40a4-85c5-1bfb02ea0ae2">Großvater Carle Vernet<name key="PSN0115493" style="hidden">Vernet, Antoine Charles Horace (gen. Carle) (1758-1836)</name></persName> (der die schönen Pferde malt) tanzte den Abend einen Contretanz mit so viel Leichtigkeit, machte so viele entrechats, und variirte seine pas so gut, daß nur eines Schade war, daß er nämlich 72 Jahr alt ist. Er reitet jeden Tag zwei Pferde müde, malt und zeichnet dann ein wenig, und Abends muß er in Gesellschaft sein. Das Ganze macht eine nette Familie und ist etwas interessant. Nächstens muß ich Euch meine Bekanntschaft mit Robert erzählen, der jetzt <title xml:id="title_1608123f-230d-4feb-be95-fa46c960a6aa">ein ganz herrliches Bild, die Ernte<name key="PSN0114234" style="hidden" type="author">Robert, Louis Léopold (1794-1835)</name><name key="CRT0110531" style="hidden" type="art">L’arrivée des moissonneurs dans les marais pontins</name></title>, fertig gemalt hat, und muß von den Besuchen berichten die ich mit <persName xml:id="persName_c85a94bc-53e6-4fce-b5ad-c0d749d9d818">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> neulich bei <persName xml:id="persName_3069188f-65e9-4222-8bcb-a58c23a6cf8b">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b02c53f2-c32b-4ed2-a7a3-776de984181b">Koch<name key="PSN0112462" style="hidden">Koch, Joseph Anton (1768-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_8179f476-5fd5-4712-85cc-9d80ae00cce6">Overbeck<name key="PSN0113715" style="hidden">Overbeck, Johann Friedrich (1789-1869)</name></persName> etc. in ihren Atteliers gemacht; es giebt alle Hände voll zu thun und zu sehen, leider will die Zeit durchaus nicht elastisch sein, so viel ich daran zerren mag. Und nun hab’ ich von <title xml:id="title_bd801904-956d-4be4-b1eb-e7e14f8348b2">Raphaels Kinderportrait<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110398" style="hidden" type="art">Porträt eines jungen Mannes</name></title> was <persName xml:id="persName_d480592c-7457-488f-8a71-6a538f8273d6">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> im <title xml:id="title_4564e8da-21b3-48a3-969e-57bde1e5260d">Steindruck<name key="PSN0114033" style="hidden" type="author">Quaglio, Lorenzo (1793-1869)</name><name key="CRT0110369" style="hidden" type="art">Porträt eines jungen Mannes (Lithographie nach → Raffael)</name></title> hat und von <title xml:id="title_1502c6e1-0adb-4227-82d2-c3b36603e06e">Titians badenden Damen<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111082" style="hidden" type="art">Amor Sacro e Amor Profano (Himmlische und irdische Liebe)</name></title>, die sie hier pikant genug für die himmlische und die irdische Liebe halten weil die eine schon angezogen und in voller Galla, die andre noch unbekleidet ist, und von <title xml:id="title_7d2be766-15e2-4ed4-a8b8-0546e6afb9ef">meiner himmlischen Mad. di Foligno<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110394" style="hidden" type="art">Madonna di Foligno</name></title>, und von <persName xml:id="persName_882f7209-7be1-4f6a-a0c8-76a6c3a4413b">Herrn Francesco Francia<name key="PSN0111112" style="hidden">Francia (eigtl. Raibolini), Francesco (1450-1517)</name></persName>, der der unschuldigste und frommste Künstler von der Welt war, und <title xml:id="title_4a290e33-471f-4bae-80d5-2edeab6ce755">vom armen Guido Reni<name key="PSN0114139" style="hidden" type="author">Reni, Guido (1575-1642)</name><name key="CRT0110448" style="hidden" type="art">Aurora</name></title>, den die heutigen Bartmaler so übersehen und der eine gewisse Aurora gemalt hat, und von allen Herrlichkeiten noch nichts gesagt. Aber was braucht es auch immer beschrieben zu sein. Wohl mir daß ich mich dran erquicken kann. Sehe ich Euch einmal wieder, so werde ich es auch vielleicht mittheilen können. <seg type="closer" xml:id="seg_dc890381-1f1a-40dc-abf1-5adf8f812c1e">Bis dahin immer Euer </seg></p><signed rend="right">F.</signed></div></body> </text></TEI>