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fmb-1830-12-21-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Rebecka Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Rom, 20. und 21. Dezember 1830 Nun habe ich Euch im vorigen Briefe vom ernsthaften Römerleben gesprochen; da ich aber in meinen Briefen gern schreiben will, wie ich lebe, so muß ich diesmal vom lustigen Leben viel erzählen; denn das hat Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 384

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 31-32. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Rebecka Mendelssohn Bartholdy; Rom, 20. und 21. Dezember 1830 Nun habe ich Euch im vorigen Briefe vom ernsthaften Römerleben gesprochen; da ich aber in meinen Briefen gern schreiben will, wie ich lebe, so muß ich diesmal vom lustigen Leben viel erzählen; denn das hat

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 84-88 (Teildruck). Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 93-98 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. und 21. Dezember 1830 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Rom Italien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mlle. Mlle. R. Mendelssohn Bartholdy Berlin. (Leipziger Strasse no. 3.) fr. front.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Rom d. 20 Dec. 30.

Nun habe ich Euch im vorigen Briefe vom ernsthaften Römerleben gesprochen; da ich aber in meinen Briefen gern schreiben will, wie ich lebe, so muß ich diesmal vom lustigen Leben viel erzählen; denn das hat diese Woche vorgeherrscht. Die Post ist noch nicht angekommen und ich weiß also noch nicht, was sie mir bringen wird, die polnischen Unruhen versetzen alle Leute in die größte Sorge und Angst, und so schreibe ich, ehe ich etwas Näheres von Euch weiß, und kann desto besser beschreiben, wie froh die Welt hier in Rom ist. Heut ist nämlich wieder der wärmste Sonnenschein, blauer Himmel, klare Luft, und an solchen Tagen habe ich meine eigne Lebensart; bin fleißig bis 11 und von da an bis zur Dunkelheit thue ich nichts, als Luft athmen; gestern war seit mehreren Tagen wieder zum erstenmal ganz heiteres Wetter; nachdem ich denn also des Morgens ein Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ftqiernz-gtx9-lb3e-ygvr-5gafhumosi1y"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="a)_arrangements_and_performance_devices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100679" style="hidden">Georg Friedrich Händel, Salomo (Solomon) HWV 67, Aufführungspraktische Einrichtung, Orgelstimme, (1830-1832); 1835<idno type="MWV">Anh. B–a</idno><idno type="op"></idno></name> am Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name> gearbeitet hatte, ging ich auf den monte pincio, und ging da den ganzen Tag, sage den ganzen Tag auf und ab. Es ist ein unglaublicher Eindruck, den diese Luft und diese Heiterkeit macht, und als ich heut aufstand und wieder den klaren Sonnenschein sah, so freute ich mich auf das Nichtsthun, das heut wieder eben so anfangen soll. Vielleicht reite ich auch spazieren. Da geht denn die ganze Welt auf dem Berg hin und her, und freut sich des Frühlings im December, man trifft alle Augenblicke Bekannte, geht mit ihnen ein Stück, verläßt sie und bleibt wieder allein, und kann schön träumen, von den schönsten Gesichtern wimmelts, wie die Sonne rückt so verändert sie die ganze Landschaft und alle Farben, kommt das ave Maria so geht es in die Kirche von Trinità de’ MontiTrinità dei Monti (Kloster)RomItalien, da singen die französischen Nonnen und es ist wunderlieblich. Ich werde bei Gott ganz tolerant und höre schlechte Musik mit Erbauung an, aber was ist zu thun? Die Composition ist lächerlich, das Orgelspiel noch toller, aber nun ists Dämmrung, und die ganze kleine bunte Kirche voll knieender Menschen, die von der Sonne hell beschienen werden sobald die Thür einmal aufgeht, die beiden singenden Nonnen haben die süßesten Stimmen von der Welt, ordentlich rührend zart, und namentlich wenn die eine mit ihrem sanften Ton das Responsorium singt, was man gewohnt ist von den Priestern so rauh und streng und einförmig zu hören, da wird einem ganz wunderlich. Nun weiß man noch dazu, daß man die Sängerinnen nicht zu sehen bekommen darf – da habe ich denn einen sonderbaren Entschluß gefaßt; ich componire ihnen etwas<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xv6qeqaz-rff8-mpkh-9mvr-0gmrb8nanlaf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100633" style="hidden">Drei Motetten für Frauenstimmen und Orgel, 1838; enthält MWV B 24, B 30 und B 23<idno type="MWV">SD 17</idno><idno type="op">39</idno></name> für ihre Stimmen, die ich mir recht genau gemerkt habe, und schicke es ihnen zu, wozu mir mehrere Wege zu Gebote stehen. Singen werden sie es dann, das weiß ich, und das wird nun hübsch sein, wenn ich mein Stück von Leuten, die ich nie gesehn habe, anhören werde, und wenn sie es wieder dem barbaro Tedesco den sie auch nicht kennen vorsingen müssen. Ich freue mich sehr darauf, der Text ist Lateinisch, ein Gebet an die Maria<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_q1jzj6kj-4ov0-uslu-inwe-uytnukqrpc3c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100132" style="hidden">»O beata et benedicta« für Frauenchor und Orgel, 30. Dezember 1830<idno type="MWV">B 22</idno><idno type="op"></idno></name>. Gefällt Euch nicht die Idee? Nach der Kirche geht es wieder auf dem Berge spazieren, bis es dunkel ist; da spielen dann Mde. VernetVernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858) und ihre TochterVernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843), auch die hübsche Mde. VollardVollard, Mathilde, für deren Bekanntschaft ich RöselRösel, Gottlob Samuel (1769-1843) sehr dankbar bin, große Rollen unter uns Deutschen, die wir dann in Gruppen stehn, oder nachfolgen, oder neben her gehen; den Hintergrund machen bleiche Maler mit gräßlichen Bärten, sie rauchen Taback auf dem mte pincio, pfeifen ihren Hunden, und genießen auf ihre Weise den Sonnenuntergang. Heute Morgens tritt in mein Zimmer ein freundlicher, mir fremder Franzose, sagt mir, daß er mich kenne, frägt nach Euch Allen, und es ist Mr. DeodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860) aus Genf, der den Winter hier mit seinen SchwägerinnenDiodati, Schwägerin von → Alexandre Amédée Edouard D.Broglie, Louise-Albertine Comtesse de (1818-1882) und der Familie EynardEynard, Jean Gabriel (1775-1863)Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868) (dem Griechenfreunde) zubringen wird, der sich noch aller Umstände unsres Aufenthalts von damals erinnerte, und so mit mir Bekanntschaft erneuerte. Durch ihn lernte ich nun wieder einen neuen angenehmen Kreis kennen, und so bildet sich das Leben im Winter sehr vergnügt aus. Da ich aber heut doch einmal frivol bin, so muß ich Euch, liebe SchwesternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), ausführlich berichten, wie ich neulich auf einem großen Balle war, und mit einer Lust getanzt habe, wie fast noch nie, ich hatte dem maître de Danse, (denn hier muß so einer in der Mitte stehen und Alles ordnen) ein gutes Wort gegeben, und so ließ der Mann den Galopp über eine halbe Stunde dauern, da war ich denn nun in meinem Element, und erinnerte mich sehr genau, daß ich im palazzo Albani in Rom jetzt tanzte, und noch dazu tanzte ich mit dem schönsten Mädchen in Rom, nach dem Urtheil competenter Richter (cf. ThorwaldsenThorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844), VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863) u. a.) Wie ich deren Bekanntschaft gemacht habe, ist wieder eine Römische Geschichte: ich stand bei TorloniaTorlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886) auf dem ersten Balle, keine Dame kennend, also nicht tanzend, und sah mir die Leute an; auf einmal klopft mir einer auf die Schulter und sagt: „Sie bewundern also auch die schöne Engländerinn? Ich bin ganz erstaunt.“ Das war der Herr Etatsrat ThorwaldsenThorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844), der in der Thür stand und sich gar nicht satt sehen konnte; kaum hat er aber das gesagt, so erschallt hinter uns ein Schwall von Worten „mais où est elle donc, cette petite Anglaise? ma femme m’a envoyée pour la regarder; per bacco“ und daß der kleine, dünne Franzose, mit dem grauen struppigen Haar, und dem Bande der Ehrenlegion Horace VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863) sein mußte, war wohl klar; nun unterhielt der sich mit ThorwaldsThorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844). ganz ernsthaft und gelehrt von dieser Schönheit, und sie waren ganz voll Bewunderung, und mich freute es in der Seele von solch einem jungen Mädchen, wie die beiden alten Meister da standen, und bewundern mußten, da sie ganz unbefangen tanzte; dann ließen sich die beiden Herrn den Eltern vorstellen, ich fiel also sehr weg und konnte nicht mitreden; ein Paar Tage danach war ich aber bei meinen Bekannten aus VenedigSmith, Newman (1788-1864)Smith, Mary Anne (?-1887) von Attwood’sAttwood, Familie von → Thomas A. her, weil sie mich wie sie sagten einigen ihrer Freunde vorstellen, wollten; das waren nun die Freunde, und da war Euer Sohn und Bruder vergnügt. Wir haben Bekanntschaft angeknüpft, und ich erlebe noch, daß ich Emil BendemannBendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882) da einführen muß. Mein Clavierspielen verschafft mir hier eine besondre Freude; Ihr wißt wie ThorwaldsenThorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844) die Musik liebt, und da spiele ich ihm des Morgens zuweilen vor, während er arbeitet, er hat ein recht gutes Instrument bei sich stehen, und wenn ich mir dazu den alten Herrn ansehe, wie er an seinem braunen Thon knetet, und den Arm oder ein Gewand so fein ausglättet, kurz wenn er das schafft, was wir alle nachher als fertig und dauernd bewundern müssen, so freut michs sehr, daß ich ihm ein Vergnügen bereiten kann. Übrigens bin ich bei alle dem doch hinter der Arbeit her; die Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fob4qmeb-dsbn-tmjh-hkhi-epp0aarhun7l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name> sind endlich fertig und ein sonderbares Ding geworden, das Nonnenstück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dyfakn31-epvi-ywmo-xtaq-jspvoj5oyqzs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100132" style="hidden">»O beata et benedicta« für Frauenchor und Orgel, 30. Dezember 1830<idno type="MWV">B 22</idno><idno type="op"></idno></name> habe ich im Kopfe, zu Weihnachten denke ich mir den Lutherschen<name key="PSN0112987" style="hidden" type="author">Luther, Martin (1483-1546)</name><name key="CRT0109828" style="hidden" type="literature / music">Vom Himmel hoch, da komm ich her</name> Choral<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9p3xaeev-bsip-xijb-fk86-vp41625ipkrr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100110" style="hidden">Weihnachtslied »Vom Himmel hoch, da komm ich her« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, 28. Januar 1831<idno type="MWV">A 10</idno><idno type="op"></idno></name> zu componiren, denn diesmal werde ich ihn mir allein machen müssen: das ist dann freilich ernsthafter, und auch die silberne Hochzeit, wo ich mir viel Lichter anstecken will, und mir das Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bp8hs6hs-nrua-m5t4-styc-lrt7knjwz1c5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name> vorsingen, und meinen englischen Taktstock dazu ankucken, und auch das Neujahrsfest; nach Neujahr will ich mich an die Instrumentalmusik wieder machen, mehreres fürs Clavier schreiben, und vielleicht noch eine oder die andre Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_p0w94xny-t3cq-1iqt-pj41-jrpmsbg9piun"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xpnn1qcv-taqo-ddd5-wh6f-vdhqg9rdbuup"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name>, denn mir spuken zwei im Kopfe herum

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Abends Euer lieber Brief ist nun da, und da will ich denn diesen lustigen an Dich richten, mein liebes BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858); Du schreibst jetzt zuweilen so ernst und hast schon mehremale einen Privatbrief an Dich verlangt, und wie ich denn möchte, daß sich Alles zu Deiner Freude gestaltete, so thue ich von Rom aus das Meinige für Deinen alten Humor, den ich sehr lieb habe, und schicke Dir dies hier was Bälle, und Damen, und Promenaden genug enthält, nach denen Du frägst. Du siehst ich mache mich froh und lebe hoch, nun mußt Du mir aber auch munter seyn, denn eins geht ohne das andre nicht. Seitdem habe ich (mit EmilBendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)) einen prächtigen Punct kennen lernen: Das Grab der Caecilia MetellaCaecilia Metella (Cretica); die Sabinerberge hatten Schnee, himmlischer Sonnenschein war, das Albanergebirge lag vor einem wie eine Erscheinung im Traum, Ferne giebts hier in Italien gar nicht, sondern alle Häuser auf den Bergen lassen sich zählen mit ihren Fenstern und Dächern, und so trabte man auf seinem Pferdchen munter in den Hain der Egeria; da kamen Damen und es wurde galoppirt, der blaue Überrock versteht sich, kurz es war, als ritte ich nach Spandau, nur mit dem Unterschied daß ich einen Platzregen, der auf dem Rückwege kam bequem unter dem Triumphbogen des Septimius SeverusSeptimius Severus, Lucius (146-211) abwarten konnte. Eine Menge Italiäner standen auch da und bettelten natürlich, und da ich nichts geben wollte, sagte der eine: ich ritte ja doch nun nach Hause zu meinem Vater, und bekäme da soviel Essen und Geld wie ich haben wollte. Das war ein Irrthum in der distance. So habe ich mich denn wieder an der Luft satt gesogen, und morgen wird wohl wieder das ernste Leben angehen müssen, denn der Himmel ist bezogen und es regnet scharf; welch ein Frühling wird das aber werden! Wenn nun MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) meint, April sey für Neapel zu heiß, so weiß ichs doch nicht anders zu machen, denn Anfang April’s fällt Ostern, da muß ich natürlich in Rom sein, und es einzurichten, wie die Engländer, die zwischen Carnaval und Ostern geschwind Neapel besehen und wiederkommen, dazu freue ich mich zu sehr darauf, bin zu wohl hier, und habe zu viel zu thun. Auch soll es am allerschönsten in der Jahreszeit dort sein und wo andre den Sommer zubringen da werde ich es im April schon ertragen können. Wirklich ist mein Aufenthalt hier zu reizend, als daß ich ihn in der Mitte abbrechen, und eine unbelaubte Landschaft dem Frühling vorziehen sollte. BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860), mit dem ich darüber gesprochen, rieth durchaus zum April, und ich denke, es ist wohl auch das Beste; so daß ich unmittelbar nach dem Feste abzureisen gedenke. Doch muß das Alles erst reifen und glücklich eintreffen!

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

d. 21sten. Der kürzeste Tag ist trübe, wie es vorauszusehen war; heut muß also wieder an Fugen, Choräle, Bälle u. dgl. gedacht werden. Donnerstags müßt Ihr Euch mich ein für allemal in gewaltiger Gesellschaft denken, denn BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860), TorloniaTorlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886), VernetVernet, Emile Jean Horace (1789-1863), IngenheimIngenheim, Gustav Adolf Wilhelm Graf von (1789-1855) u.ma. empfangen an demselben Tage. Laßt mich doch wissen warum DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) kein Wort schreibt? Ich hatte Antwort auf meinen Venetianischen Brief erwartet. Auch alle andern sind stumm. Meine Engländer, deren Namen Du wissen willst, Beckchen, heißen Mr.Smith, Newman (1788-1864) & Mrs. NewmanSmith, Mary Anne (?-1887), und Mr.Goodman, Mr. und Mrs. GoodmanGoodman, Mrs.; sie sind aber jetzt während des Conclaves nach Neapel. Wir wünschen alle daß der Cisterziensercardinal CappellariGregor XVI. (eigtl. Bartolomeo Alberto [Mauro] Cappellari) (1765-1846) Papst werde; die Leute meinen aber ObizzoniOpizzoni, Carlo (1769-1855) werde gewählt; das ist Euch einerley. Nun laufen wir aber alle Tage um den Rauch aufsteigen zu sehen, der beweis’t daß es noch unentschieden ist (cf. HenselHensel, Wilhelm (1794-1861)) Die Nachrichten aus Polen sind entsetzlich, wenn der liebe Gott mal Krieg will, so hilft es den Königen nichts, und ich fürchte selbst es wird so kommen. Aber BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), soll ich mit Dir von Politik sprechen? Il parait que les beaux arts ne vous intéressent guère. Lieber erzähl ich Dir nächstens von der Aurora von Guido<name key="PSN0114139" style="hidden" type="author">Reni, Guido (1575-1642)</name><name key="CRT0110448" style="hidden" type="art">Aurora</name>, die ich sehr oft besuche, und die ein Bild zum Wändeeinrennen ist, denn solch eine Eile, solch ein Vordringen daß alles klirrt und schallt hat kein Mensch sich je gedacht; die Maler behaupten es sey von zwei Seiten beleuchtet; never mind, sie sollen ihre Bilder meinethalben von dreien her beleuchten, wenn es hilft, aber es liegt anderswo. Lieber erzähle ich Dir von BainiBaini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844), dessen abbate mich mit einer Fackel bis zur Thür begleitet, und dann ein Stückchen davon abbricht und mir ansteckt, damit ich die hohen Treppen glücklich herunterkomme, so daß ich mir nun allein mit meiner eignen Fackel herunterleuchte. Eben kommen SantiniSantini, Fortunato (1778-1861) und DeodatiDiodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860) und wollen durchaus Musik hören; da leb denn wohl, und bleibe Beckchen. Ich kann kein ordentlich Lied machen, wer soll sie mir singen? Aber eine große Fuge mach’ ich „Wir glauben all’“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dg37tab6-d77e-7kek-6mlo-2srwbmeacawu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100112" style="hidden">Choral »Wir glauben all an einen Gott« für gemischten Chor und Orchester, [Dezember 1830] bis 1. März 1831<idno type="MWV">A 12</idno><idno type="op"></idno></name> und singe selbst dazu, daß mein HauptmannKöniglich preußischer Hauptmann erschreckt die Treppe herunterkommt und hineinsieht, ob mir was fehle. Ich antworte dann: ein Contrathema. Was fehlt mir aber nicht Alles! Und was hab’ ich nicht Alles! So geht nun das Leben weiter. Sey glücklich

Dein F.
            Rom d. 20 Dec. 30. Nun habe ich Euch im vorigen Briefe vom ernsthaften Römerleben gesprochen; da ich aber in meinen Briefen gern schreiben will, wie ich lebe, so muß ich diesmal vom lustigen Leben viel erzählen; denn das hat diese Woche vorgeherrscht. Die Post ist noch nicht angekommen und ich weiß also noch nicht, was sie mir bringen wird, die polnischen Unruhen versetzen alle Leute in die größte Sorge und Angst, und so schreibe ich, ehe ich etwas Näheres von Euch weiß, und kann desto besser beschreiben, wie froh die Welt hier in Rom ist. Heut ist nämlich wieder der wärmste Sonnenschein, blauer Himmel, klare Luft, und an solchen Tagen habe ich meine eigne Lebensart; bin fleißig bis 11 und von da an bis zur Dunkelheit thue ich nichts, als Luft athmen; gestern war seit mehreren Tagen wieder zum erstenmal ganz heiteres Wetter; nachdem ich denn also des Morgens ein Stück am Salomon gearbeitet hatte, ging ich auf den monte pincio, und ging da den ganzen Tag, sage den ganzen Tag auf und ab. Es ist ein unglaublicher Eindruck, den diese Luft und diese Heiterkeit macht, und als ich heut aufstand und wieder den klaren Sonnenschein sah, so freute ich mich auf das Nichtsthun, das heut wieder eben so anfangen soll. Vielleicht reite ich auch spazieren. Da geht denn die ganze Welt auf dem Berg hin und her, und freut sich des Frühlings im December, man trifft alle Augenblicke Bekannte, geht mit ihnen ein Stück, verläßt sie und bleibt wieder allein, und kann schön träumen, von den schönsten Gesichtern wimmelts, wie die Sonne rückt so verändert sie die ganze Landschaft und alle Farben, kommt das ave Maria so geht es in die Kirche von Trinità de’ Monti, da singen die französischen Nonnen und es ist wunderlieblich. Ich werde bei Gott ganz tolerant und höre schlechte Musik mit Erbauung an, aber was ist zu thun? Die Composition ist lächerlich, das Orgelspiel noch toller, aber nun ists Dämmrung, und die ganze kleine bunte Kirche voll knieender Menschen, die von der Sonne hell beschienen werden sobald die Thür einmal aufgeht, die beiden singenden Nonnen haben die süßesten Stimmen von der Welt, ordentlich rührend zart, und namentlich wenn die eine mit ihrem sanften Ton das Responsorium singt, was man gewohnt ist von den Priestern so rauh und streng und einförmig zu hören, da wird einem ganz wunderlich. Nun weiß man noch dazu, daß man die Sängerinnen nicht zu sehen bekommen darf – da habe ich denn einen sonderbaren Entschluß gefaßt; ich componire ihnen etwas für ihre Stimmen, die ich mir recht genau gemerkt habe, und schicke es ihnen zu, wozu mir mehrere Wege zu Gebote stehen. Singen werden sie es dann, das weiß ich, und das wird nun hübsch sein, wenn ich mein Stück von Leuten, die ich nie gesehn habe, anhören werde, und wenn sie es wieder dem barbaro Tedesco den sie auch nicht kennen vorsingen müssen. Ich freue mich sehr darauf, der Text ist Lateinisch, ein Gebet an die Maria . Gefällt Euch nicht die Idee? Nach der Kirche geht es wieder auf dem Berge spazieren, bis es dunkel ist; da spielen dann Mde. Vernet und ihre Tochter, auch die hübsche Mde. Vollard, für deren Bekanntschaft ich Rösel sehr dankbar bin, große Rollen unter uns Deutschen, die wir dann in Gruppen stehn, oder nachfolgen, oder neben her gehen; den Hintergrund machen bleiche Maler mit gräßlichen Bärten, sie rauchen Taback auf dem mte pincio, pfeifen ihren Hunden, und genießen auf ihre Weise den Sonnenuntergang. Heute Morgens tritt in mein Zimmer ein freundlicher, mir fremder Franzose, sagt mir, daß er mich kenne, frägt nach Euch Allen, und es ist Mr. Deodati aus Genf, der den Winter hier mit seinen Schwägerinnen und der Familie Eynard (dem Griechenfreunde) zubringen wird, der sich noch aller Umstände unsres Aufenthalts von damals erinnerte, und so mit mir Bekanntschaft erneuerte. Durch ihn lernte ich nun wieder einen neuen angenehmen Kreis kennen, und so bildet sich das Leben im Winter sehr vergnügt aus. Da ich aber heut doch einmal frivol bin, so muß ich Euch, liebe Schwestern, ausführlich berichten, wie ich neulich auf einem großen Balle war, und mit einer Lust getanzt habe, wie fast noch nie, ich hatte dem maître de Danse, (denn hier muß so einer in der Mitte stehen und Alles ordnen) ein gutes Wort gegeben, und so ließ der Mann den Galopp über eine halbe Stunde dauern, da war ich denn nun in meinem Element, und erinnerte mich sehr genau, daß ich im palazzo Albani in Rom jetzt tanzte, und noch dazu tanzte ich mit dem schönsten Mädchen in Rom, nach dem Urtheil competenter Richter (cf. Thorwaldsen, Vernet u. a. ) Wie ich deren Bekanntschaft gemacht habe, ist wieder eine Römische Geschichte: ich stand bei Torlonia auf dem ersten Balle, keine Dame kennend, also nicht tanzend, und sah mir die Leute an; auf einmal klopft mir einer auf die Schulter und sagt: „Sie bewundern also auch die schöne Engländerinn? Ich bin ganz erstaunt. “ Das war der Herr Etatsrat Thorwaldsen, der in der Thür stand und sich gar nicht satt sehen konnte; kaum hat er aber das gesagt, so erschallt hinter uns ein Schwall von Worten „mais où est elle donc, cette petite Anglaise? ma femme m’a envoyée pour la regarder; per bacco“ und daß der kleine, dünne Franzose, mit dem grauen struppigen Haar, und dem Bande der Ehrenlegion Horace Vernet sein mußte, war wohl klar; nun unterhielt der sich mit Thorwalds. ganz ernsthaft und gelehrt von dieser Schönheit, und sie waren ganz voll Bewunderung, und mich freute es in der Seele von solch einem jungen Mädchen, wie die beiden alten Meister da standen, und bewundern mußten, da sie ganz unbefangen tanzte; dann ließen sich die beiden Herrn den Eltern vorstellen, ich fiel also sehr weg und konnte nicht mitreden; ein Paar Tage danach war ich aber bei meinen Bekannten aus Venedig von Attwood’s her, weil sie mich wie sie sagten einigen ihrer Freunde vorstellen, wollten; das waren nun die Freunde, und da war Euer Sohn und Bruder vergnügt. Wir haben Bekanntschaft angeknüpft, und ich erlebe noch, daß ich Emil Bendemann da einführen muß. Mein Clavierspielen verschafft mir hier eine besondre Freude; Ihr wißt wie Thorwaldsen die Musik liebt, und da spiele ich ihm des Morgens zuweilen vor, während er arbeitet, er hat ein recht gutes Instrument bei sich stehen, und wenn ich mir dazu den alten Herrn ansehe, wie er an seinem braunen Thon knetet, und den Arm oder ein Gewand so fein ausglättet, kurz wenn er das schafft, was wir alle nachher als fertig und dauernd bewundern müssen, so freut michs sehr, daß ich ihm ein Vergnügen bereiten kann. Übrigens bin ich bei alle dem doch hinter der Arbeit her; die Hebriden sind endlich fertig und ein sonderbares Ding geworden, das Nonnenstück habe ich im Kopfe, zu Weihnachten denke ich mir den Lutherschen Choral zu componiren, denn diesmal werde ich ihn mir allein machen müssen: das ist dann freilich ernsthafter, und auch die silberne Hochzeit, wo ich mir viel Lichter anstecken will, und mir das Liederspiel vorsingen, und meinen englischen Taktstock dazu ankucken, und auch das Neujahrsfest; nach Neujahr will ich mich an die Instrumentalmusik wieder machen, mehreres fürs Clavier schreiben, und vielleicht noch eine oder die andre Sinfonie, denn mir spuken zwei im Kopfe herum
Abends Euer lieber Brief ist nun da, und da will ich denn diesen lustigen an Dich richten, mein liebes Beckchen; Du schreibst jetzt zuweilen so ernst und hast schon mehremale einen Privatbrief an Dich verlangt, und wie ich denn möchte, daß sich Alles zu Deiner Freude gestaltete, so thue ich von Rom aus das Meinige für Deinen alten Humor, den ich sehr lieb habe, und schicke Dir dies hier was Bälle, und Damen, und Promenaden genug enthält, nach denen Du frägst. Du siehst ich mache mich froh und lebe hoch, nun mußt Du mir aber auch munter seyn, denn eins geht ohne das andre nicht. Seitdem habe ich (mit Emil) einen prächtigen Punct kennen lernen: Das Grab der Caecilia Metella; die Sabinerberge hatten Schnee, himmlischer Sonnenschein war, das Albanergebirge lag vor einem wie eine Erscheinung im Traum, Ferne giebts hier in Italien gar nicht, sondern alle Häuser auf den Bergen lassen sich zählen mit ihren Fenstern und Dächern, und so trabte man auf seinem Pferdchen munter in den Hain der Egeria; da kamen Damen und es wurde galoppirt, der blaue Überrock versteht sich, kurz es war, als ritte ich nach Spandau, nur mit dem Unterschied daß ich einen Platzregen, der auf dem Rückwege kam bequem unter dem Triumphbogen des Septimius Severus abwarten konnte. Eine Menge Italiäner standen auch da und bettelten natürlich, und da ich nichts geben wollte, sagte der eine: ich ritte ja doch nun nach Hause zu meinem Vater, und bekäme da soviel Essen und Geld wie ich haben wollte. Das war ein Irrthum in der distance. So habe ich mich denn wieder an der Luft satt gesogen, und morgen wird wohl wieder das ernste Leben angehen müssen, denn der Himmel ist bezogen und es regnet scharf; welch ein Frühling wird das aber werden! Wenn nun Mutter meint, April sey für Neapel zu heiß, so weiß ichs doch nicht anders zu machen, denn Anfang April’s fällt Ostern, da muß ich natürlich in Rom sein, und es einzurichten, wie die Engländer, die zwischen Carnaval und Ostern geschwind Neapel besehen und wiederkommen, dazu freue ich mich zu sehr darauf, bin zu wohl hier, und habe zu viel zu thun. Auch soll es am allerschönsten in der Jahreszeit dort sein und wo andre den Sommer zubringen da werde ich es im April schon ertragen können. Wirklich ist mein Aufenthalt hier zu reizend, als daß ich ihn in der Mitte abbrechen, und eine unbelaubte Landschaft dem Frühling vorziehen sollte. Bunsen, mit dem ich darüber gesprochen, rieth durchaus zum April, und ich denke, es ist wohl auch das Beste; so daß ich unmittelbar nach dem Feste abzureisen gedenke. Doch muß das Alles erst reifen und glücklich eintreffen!
d. 21sten. Der kürzeste Tag ist trübe, wie es vorauszusehen war; heut muß also wieder an Fugen, Choräle, Bälle u. dgl. gedacht werden. Donnerstags müßt Ihr Euch mich ein für allemal in gewaltiger Gesellschaft denken, denn Bunsen, Torlonia, Vernet, Ingenheim u. ma. empfangen an demselben Tage. Laßt mich doch wissen warum Devrient kein Wort schreibt? Ich hatte Antwort auf meinen Venetianischen Brief erwartet. Auch alle andern sind stumm. Meine Engländer, deren Namen Du wissen willst, Beckchen, heißen Mr. & Mrs. Newman, und Mr. und Mrs. Goodman; sie sind aber jetzt während des Conclaves nach Neapel. Wir wünschen alle daß der Cisterziensercardinal Cappellari Papst werde; die Leute meinen aber Obizzoni werde gewählt; das ist Euch einerley. Nun laufen wir aber alle Tage um den Rauch aufsteigen zu sehen, der beweis’t daß es noch unentschieden ist (cf. Hensel) Die Nachrichten aus Polen sind entsetzlich, wenn der liebe Gott mal Krieg will, so hilft es den Königen nichts, und ich fürchte selbst es wird so kommen. Aber Beckchen, soll ich mit Dir von Politik sprechen? Il parait que les beaux arts ne vous intéressent guère. Lieber erzähl ich Dir nächstens von der Aurora von Guido, die ich sehr oft besuche, und die ein Bild zum Wändeeinrennen ist, denn solch eine Eile, solch ein Vordringen daß alles klirrt und schallt hat kein Mensch sich je gedacht; die Maler behaupten es sey von zwei Seiten beleuchtet; never mind, sie sollen ihre Bilder meinethalben von dreien her beleuchten, wenn es hilft, aber es liegt anderswo. Lieber erzähle ich Dir von Baini, dessen abbate mich mit einer Fackel bis zur Thür begleitet, und dann ein Stückchen davon abbricht und mir ansteckt, damit ich die hohen Treppen glücklich herunterkomme, so daß ich mir nun allein mit meiner eignen Fackel herunterleuchte. Eben kommen Santini und Deodati und wollen durchaus Musik hören; da leb denn wohl, und bleibe Beckchen. Ich kann kein ordentlich Lied machen, wer soll sie mir singen? Aber eine große Fuge mach’ ich „Wir glauben all’“ und singe selbst dazu, daß mein Hauptmann erschreckt die Treppe herunterkommt und hineinsieht, ob mir was fehle. Ich antworte dann: ein Contrathema. Was fehlt mir aber nicht Alles! Und was hab’ ich nicht Alles! So geht nun das Leben weiter. Sey glücklich
Dein
F.          
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Sutermeister, Briefe einer Reise, S. 93-98 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-12-20" xml:id="date_7cf2c21e-5b1e-4577-998d-e78342713b29">20.</date> und <date cert="high" when="1830-12-21" xml:id="date_37e7348b-7701-444b-b001-37e028fd5ec6">21. 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Dezember 1830<idno type="MWV">B 22</idno><idno type="op"></idno></name></title>. Gefällt Euch nicht die Idee? Nach der Kirche geht es wieder auf dem Berge spazieren, bis es dunkel ist; da spielen dann <persName xml:id="persName_c457f862-2422-4c27-b3c9-df6689c6edb9">Mde. Vernet<name key="PSN0115496" style="hidden">Vernet, Louise Jeanne Henriette (1789-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e23457c5-0cb7-4ddb-bc17-dcfbbfd0c76d">ihre Tochter<name key="PSN0115492" style="hidden">Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843)</name></persName>, auch <persName xml:id="persName_4ccf12d4-651d-4496-a82f-e7bc60a87eb2">die hübsche Mde. Vollard<name key="PSN0115555" style="hidden">Vollard, Mathilde</name></persName>, für deren Bekanntschaft ich <persName xml:id="persName_0d6a5033-d596-46a5-9597-f4601b6dbe0c">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName> sehr dankbar bin, große Rollen unter uns Deutschen, die wir dann in Gruppen stehn, oder nachfolgen, oder neben her gehen; den Hintergrund machen bleiche Maler mit gräßlichen Bärten, sie rauchen Taback auf dem mte pincio, pfeifen ihren Hunden, und genießen auf ihre Weise den Sonnenuntergang. Heute Morgens tritt in mein Zimmer ein freundlicher, mir fremder Franzose, sagt mir, daß er mich kenne, frägt nach Euch Allen, und es ist <persName xml:id="persName_c859c3c9-c29d-4a15-86be-c2be19124932">Mr. Deodati<name key="PSN0110661" style="hidden">Diodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860)</name></persName> aus Genf, der den Winter hier mit <persName xml:id="persName_d35eb4eb-f737-4f7d-9f9b-98d267045035">seinen Schwägerinnen<name key="PSN0110660" style="hidden">Diodati, Schwägerin von → Alexandre Amédée Edouard D.</name><name key="PSN0110146" style="hidden">Broglie, Louise-Albertine Comtesse de (1818-1882)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_d6a719ca-c79a-485e-8db2-ecdcb0fd93fb">Familie Eynard<name key="PSN0110972" style="hidden">Eynard, Jean Gabriel (1775-1863)</name><name key="PSN0110971" style="hidden">Eynard, Anna Charlotte Adélaide (1793-1868)</name></persName> (dem Griechenfreunde) zubringen wird, der sich noch aller Umstände unsres Aufenthalts von damals erinnerte, und so mit mir Bekanntschaft erneuerte. Durch ihn lernte ich nun wieder einen neuen angenehmen Kreis kennen, und so bildet sich das Leben im Winter sehr vergnügt aus. Da ich aber heut doch einmal frivol bin, so muß ich Euch, liebe <persName xml:id="persName_fbd0d0c8-3404-4003-b331-78f9274d1986">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, ausführlich berichten, wie ich neulich auf einem großen Balle war, und mit einer Lust getanzt habe, wie fast noch nie, ich hatte dem maître de Danse, (denn hier muß so einer in der Mitte stehen und Alles ordnen) ein gutes Wort gegeben, und so ließ der Mann den Galopp über eine halbe Stunde dauern, da war ich denn nun in meinem Element, und erinnerte mich sehr genau, daß ich im palazzo Albani in Rom jetzt tanzte, und noch dazu tanzte ich mit dem schönsten Mädchen in Rom, nach dem Urtheil competenter Richter (cf. <persName xml:id="persName_7b2201a7-1b43-4d6c-b4ef-f8bbc8573f49">Thorwaldsen<name key="PSN0115321" style="hidden">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7873b6ac-0c31-431b-a4f3-d9241aada105">Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> u. a.) Wie ich deren Bekanntschaft gemacht habe, ist wieder eine Römische Geschichte: ich stand bei <persName xml:id="persName_f1885df4-62e8-4cb2-a65c-bda2038a9496">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName> auf dem ersten Balle, keine Dame kennend, also nicht tanzend, und sah mir die Leute an; auf einmal klopft mir einer auf die Schulter und sagt: „Sie bewundern also auch die schöne Engländerinn? Ich bin ganz erstaunt.“ Das war der <persName xml:id="persName_2632d770-be8b-4ff6-bbc5-854c226bba78">Herr Etatsrat Thorwaldsen<name key="PSN0115321" style="hidden">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name></persName>, der in der Thür stand und sich gar nicht satt sehen konnte; kaum hat er aber das gesagt, so erschallt hinter uns ein Schwall von Worten „mais où est elle donc, cette petite Anglaise? ma femme m’a envoyée pour la regarder; per bacco“ und daß der kleine, dünne Franzose, mit dem grauen struppigen Haar, und dem Bande der Ehrenlegion <persName xml:id="persName_97d87bc6-950b-4e07-82a2-e80b8a5c4fb2">Horace Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName> sein mußte, war wohl klar; nun unterhielt der sich mit <persName xml:id="persName_ea2778ec-2f35-4862-9098-7b125f4b30af">Thorwalds<name key="PSN0115321" style="hidden">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name></persName>. ganz ernsthaft und gelehrt von dieser Schönheit, und sie waren ganz voll Bewunderung, und mich freute es in der Seele von solch einem jungen Mädchen, wie die beiden alten Meister da standen, und bewundern mußten, da sie ganz unbefangen tanzte; dann ließen sich die beiden Herrn den Eltern vorstellen, ich fiel also sehr weg und konnte nicht mitreden; ein Paar Tage danach war ich aber bei <persName xml:id="persName_ba609cbe-cfee-49fd-9432-4a4abeb3fa7d">meinen Bekannten aus Venedig<name key="PSN0114950" style="hidden">Smith, Newman (1788-1864)</name><name key="PSN0114949" style="hidden">Smith, Mary Anne (?-1887)</name></persName> von <persName xml:id="persName_a650e6a9-fa05-4a4e-be1c-3b3d8a9f0b29">Attwood’s<name key="PSN0109571" style="hidden">Attwood, Familie von → Thomas A.</name></persName> her, weil sie mich wie sie sagten einigen ihrer Freunde vorstellen, wollten; das waren nun die Freunde, und da war Euer Sohn und Bruder vergnügt. Wir haben Bekanntschaft angeknüpft, und ich erlebe noch, daß ich <persName xml:id="persName_d16cb3a1-e13a-41f6-81ac-9c5e84a9f642">Emil Bendemann<name key="PSN0109807" style="hidden">Bendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)</name></persName> da einführen muß. Mein Clavierspielen verschafft mir hier eine besondre Freude; Ihr wißt wie <persName xml:id="persName_cca504aa-69d9-496f-a898-9560f2cf14e2">Thorwaldsen<name key="PSN0115321" style="hidden">Thorvaldsen, Bertel (Alberto) (1770-1844)</name></persName> die Musik liebt, und da spiele ich ihm des Morgens zuweilen vor, während er arbeitet, er hat ein recht gutes Instrument bei sich stehen, und wenn ich mir dazu den alten Herrn ansehe, wie er an seinem braunen Thon knetet, und den Arm oder ein Gewand so fein ausglättet, kurz wenn er das schafft, was wir alle nachher als fertig und dauernd bewundern müssen, so freut michs sehr, daß ich ihm ein Vergnügen bereiten kann. Übrigens bin ich bei alle dem doch hinter der Arbeit her; die <title xml:id="title_413f0717-fea5-4915-8df1-135daa8c7641">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fob4qmeb-dsbn-tmjh-hkhi-epp0aarhun7l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> sind endlich fertig und ein sonderbares Ding geworden, das <title xml:id="title_18f6708c-cc4d-46a5-9290-fb0f1b67ec4f">Nonnenstück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dyfakn31-epvi-ywmo-xtaq-jspvoj5oyqzs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100132" style="hidden">»O beata et benedicta« für Frauenchor und Orgel, 30. Dezember 1830<idno type="MWV">B 22</idno><idno type="op"></idno></name></title> habe ich im Kopfe, zu Weihnachten denke ich mir den <title xml:id="title_96cd5187-275d-4f04-bbd6-0fd24df0e30b">Lutherschen<name key="PSN0112987" style="hidden" type="author">Luther, Martin (1483-1546)</name><name key="CRT0109828" style="hidden" type="literature / music">Vom Himmel hoch, da komm ich her</name></title> <title xml:id="title_dca6e8dc-596e-4b3d-a2ea-97ed74ba46e2">Choral<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9p3xaeev-bsip-xijb-fk86-vp41625ipkrr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100110" style="hidden">Weihnachtslied »Vom Himmel hoch, da komm ich her« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, 28. Januar 1831<idno type="MWV">A 10</idno><idno type="op"></idno></name></title> zu componiren, denn diesmal werde ich ihn mir allein machen müssen: das ist dann freilich ernsthafter, und auch die silberne Hochzeit, wo ich mir viel Lichter anstecken will, und mir das <title xml:id="title_11ed1c72-ef38-44c3-ae13-fa52db975ad5">Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bp8hs6hs-nrua-m5t4-styc-lrt7knjwz1c5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> vorsingen, und meinen englischen Taktstock dazu ankucken, und auch das Neujahrsfest; nach Neujahr will ich mich an die Instrumentalmusik wieder machen, mehreres fürs Clavier schreiben, und vielleicht noch <title xml:id="title_27938be8-e018-486a-867a-3b6a4595f7a1">eine oder die andre Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_p0w94xny-t3cq-1iqt-pj41-jrpmsbg9piun"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xpnn1qcv-taqo-ddd5-wh6f-vdhqg9rdbuup"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title>, denn mir spuken zwei im Kopfe herum</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a3bdfaab-9c64-40de-bb7c-e8b12c11c938"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p><seg type="inline">Abends </seg>Euer lieber Brief ist nun da, und da will ich denn diesen lustigen an Dich richten, mein liebes <persName xml:id="persName_8ac6d445-b142-4071-b144-9ac5591f892f">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>; Du schreibst jetzt zuweilen so ernst und hast schon mehremale einen Privatbrief an Dich verlangt, und wie ich denn möchte, daß sich Alles zu Deiner Freude gestaltete, so thue ich von Rom aus das Meinige für Deinen alten Humor, den ich sehr lieb habe, und schicke Dir dies hier was Bälle, und Damen, und Promenaden genug enthält, nach denen Du frägst. Du siehst ich mache mich froh und lebe hoch, nun mußt Du mir aber auch munter seyn, denn eins geht ohne das andre nicht. Seitdem habe ich (mit <persName xml:id="persName_c625d009-653f-4737-9aae-1ba2bcdc1283">Emil<name key="PSN0109807" style="hidden">Bendemann, Emil Franz Leopold (1807-1882)</name></persName>) einen prächtigen Punct kennen lernen: Das Grab der <persName xml:id="persName_14930072-a24c-4b8c-94de-bcd67d844fe7">Caecilia Metella<name key="PSN0110242" style="hidden">Caecilia Metella (Cretica)</name></persName>; die Sabinerberge hatten Schnee, himmlischer Sonnenschein war, das Albanergebirge lag vor einem wie eine Erscheinung im Traum, Ferne giebts hier in Italien gar nicht, sondern alle Häuser auf den Bergen lassen sich zählen mit ihren Fenstern und Dächern, und so trabte man auf seinem Pferdchen munter in den Hain der Egeria; da kamen Damen und es wurde galoppirt, der blaue Überrock versteht sich, kurz es war, als ritte ich nach Spandau, nur mit dem Unterschied daß ich einen Platzregen, der auf dem Rückwege kam bequem unter dem Triumphbogen des <persName xml:id="persName_93b1acfb-6f23-433e-8e29-2c8685411a99">Septimius Severus<name key="PSN0114867" style="hidden">Septimius Severus, Lucius (146-211)</name></persName> abwarten konnte. Eine Menge Italiäner standen auch da und bettelten natürlich, und da ich nichts geben wollte, sagte der eine: ich ritte ja doch nun nach Hause zu meinem Vater, und bekäme da soviel Essen und Geld wie ich haben wollte. Das war ein Irrthum in der distance. So habe ich mich denn wieder an der Luft satt gesogen, und morgen wird wohl wieder das ernste Leben angehen müssen, denn der Himmel ist bezogen und es regnet scharf; welch ein Frühling wird das aber werden! Wenn nun <persName xml:id="persName_3aa483f6-3456-4b4c-bfe1-c2099c1d3974">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> meint, April sey für Neapel zu heiß, so weiß ichs doch nicht anders zu machen, denn Anfang April’s fällt Ostern, da muß ich natürlich in Rom sein, und es einzurichten, wie die Engländer, die zwischen Carnaval und Ostern geschwind Neapel besehen und wiederkommen, dazu freue ich mich zu sehr darauf, bin zu wohl hier, und habe zu viel zu thun. Auch soll es am allerschönsten in der Jahreszeit dort sein und wo andre den Sommer zubringen da werde ich es im April schon ertragen können. Wirklich ist mein Aufenthalt hier zu reizend, als daß ich ihn in der Mitte abbrechen, und eine unbelaubte Landschaft dem Frühling vorziehen sollte. <persName xml:id="persName_595e8e7b-e52b-472c-95e6-6d7e2c1a0166">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName>, mit dem ich darüber gesprochen, rieth durchaus zum April, und ich denke, es ist wohl auch das Beste; so daß ich unmittelbar nach dem Feste abzureisen gedenke. Doch muß das Alles erst reifen und glücklich eintreffen!</p> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_4eb2671a-e629-4145-a9f5-0b39b0e8a480"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p><seg type="inline">d. <date cert="high" when="1830-12-21" xml:id="date_84ade4bf-94f4-4f3e-b069-99061b4864ba">21</date></seg><date cert="high" when="1830-12-21" xml:id="date_13f8183c-8270-47fb-b559-4ceeec318845"><hi rend="superscript">sten</hi><seg type="inline">.</seg></date> Der kürzeste Tag ist trübe, wie es vorauszusehen war; heut muß also wieder an Fugen, Choräle, Bälle u. dgl. gedacht werden. Donnerstags müßt Ihr Euch mich ein für allemal in gewaltiger Gesellschaft denken, denn <persName xml:id="persName_567da15b-6db5-46a1-ae9f-089596c75591">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5860544b-122b-4502-afcd-3c6f3bc68259">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2565d01c-2e7c-428f-9f8f-22bc4a0dc7d6">Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName>, <persName xml:id="persName_75927bde-6578-40b9-b3e6-0e6d52df6d9b">Ingenheim<name key="PSN0112171" style="hidden">Ingenheim, Gustav Adolf Wilhelm Graf von (1789-1855)</name></persName> u.ma. empfangen an demselben Tage. Laßt mich doch wissen warum <persName xml:id="persName_b7822255-628e-4915-937c-64fda2b5fd3d">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> kein Wort schreibt? Ich hatte Antwort auf meinen Venetianischen Brief erwartet. Auch alle andern sind stumm. Meine Engländer, deren Namen Du wissen willst, Beckchen, heißen <persName xml:id="persName_27e26fc0-46ed-4add-8efe-a17f60bb8497">Mr.<name key="PSN0114950" style="hidden">Smith, Newman (1788-1864)</name></persName> &amp; <persName xml:id="persName_aacdd909-9160-44c7-af89-447595dc570b">Mrs. Newman<name key="PSN0114949" style="hidden">Smith, Mary Anne (?-1887)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_de8f2d6b-5d03-4ef1-a1c6-7eb308ba7560">Mr.<name key="PSN0111475" style="hidden">Goodman, Mr.</name></persName> und <persName xml:id="persName_84c6010e-d3e2-4205-a386-3b28838b0d87">Mrs. Goodman<name key="PSN0116857" style="hidden">Goodman, Mrs.</name></persName>; sie sind aber jetzt während des Conclaves nach Neapel. Wir wünschen alle daß der <persName xml:id="persName_0235fcc2-e071-42cd-a87f-8969b65c4616">Cisterziensercardinal Cappellari<name key="PSN0111521" style="hidden">Gregor XVI. (eigtl. Bartolomeo Alberto [Mauro] Cappellari) (1765-1846)</name></persName> Papst werde; die Leute meinen aber <persName xml:id="persName_ba1d64ef-29b6-401c-9676-843c540cc913">Obizzoni<name key="PSN0113672" style="hidden">Opizzoni, Carlo (1769-1855)</name></persName> werde gewählt; das ist Euch einerley. Nun laufen wir aber alle Tage um den Rauch aufsteigen zu sehen, der beweis’t daß es noch unentschieden ist (cf. <persName xml:id="persName_5e673fb9-0ba6-4cbc-a4ac-66c6d37bd75e">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>) Die Nachrichten aus Polen sind entsetzlich, wenn der liebe Gott mal Krieg will, so hilft es den Königen nichts, und ich fürchte selbst es wird so kommen. Aber <persName xml:id="persName_06e1e518-f1cd-4d28-b039-b6695ff5ba3d">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, soll ich mit Dir von Politik sprechen? Il parait que les beaux arts ne vous intéressent guère. Lieber erzähl ich Dir nächstens von der <title xml:id="title_cbb2dcd0-9215-4f99-8234-80983a62fe42">Aurora von Guido<name key="PSN0114139" style="hidden" type="author">Reni, Guido (1575-1642)</name><name key="CRT0110448" style="hidden" type="art">Aurora</name></title>, die ich sehr oft besuche, und die ein Bild zum Wändeeinrennen ist, denn solch eine Eile, solch ein Vordringen daß alles klirrt und schallt hat kein Mensch sich je gedacht; die Maler behaupten es sey von zwei Seiten beleuchtet; never mind, sie sollen ihre Bilder meinethalben von dreien her beleuchten, wenn es hilft, aber es liegt anderswo. Lieber erzähle ich Dir von <persName xml:id="persName_913d107c-9544-4f6a-abcf-c242af6ba264">Baini<name key="PSN0109643" style="hidden">Baini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844)</name></persName>, dessen abbate mich mit einer Fackel bis zur Thür begleitet, und dann ein Stückchen davon abbricht und mir ansteckt, damit ich die hohen Treppen glücklich herunterkomme, so daß ich mir nun allein mit meiner eignen Fackel herunterleuchte. Eben kommen <persName xml:id="persName_aacb75e1-3eae-47a5-b052-24c870d0fba7">Santini<name key="PSN0114459" style="hidden">Santini, Fortunato (1778-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_32d9297f-b530-4ed7-8413-dfba6a958e11">Deodati<name key="PSN0110661" style="hidden">Diodati, Alexandre Amédée Edouard (1787-1860)</name></persName> und wollen durchaus Musik hören; da leb denn wohl, und bleibe Beckchen. Ich kann kein ordentlich Lied machen, wer soll sie mir singen? Aber <title xml:id="title_516f98c2-db54-4a22-9032-535ef9f10bb7">eine große Fuge mach’ ich „Wir glauben all’“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dg37tab6-d77e-7kek-6mlo-2srwbmeacawu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100112" style="hidden">Choral »Wir glauben all an einen Gott« für gemischten Chor und Orchester, [Dezember 1830] bis 1. März 1831<idno type="MWV">A 12</idno><idno type="op"></idno></name></title> und singe selbst dazu, daß <persName xml:id="persName_f6117351-a8b8-4021-bc55-2b8053680f9d">mein Hauptmann<name key="PSN0112485" style="hidden">Königlich preußischer Hauptmann</name></persName> erschreckt die Treppe herunterkommt und hineinsieht, ob mir was fehle. Ich antworte dann: ein Contrathema. Was fehlt mir aber nicht Alles! Und was hab’ ich nicht Alles! <seg type="closer" xml:id="seg_bef57f0b-45c1-4660-b1fa-efc6082564da">So geht nun das Leben weiter. Sey glücklich</seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">F.</signed> </div> </body> </text></TEI>