fmb-1830-12-18-01
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Rom, 18. Dezember 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; S. 1: Vermerk Zelters unter dem Datum: »angek. 2 Jan. 31«; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Zelter.
Möge Ihnen der Brief zugleich für Ihren Geburtstag, für Weihnachten und für das neue Jahr ein fröhliches Fest wünschen. Sie wissen, wie meine Gedanken immer bei Ihnen sind, um Ihre Heiterkeit und Ihr Glück zu hoffen, und so lassen Sie mich denn diesmal nichts weiter sagen; am Ende eines so bewegten, ernsthaften Jahres, in so unruhiger veränderlicher Zeit, ist es fast ängstlich einen Brief zu schreiben, der erst nach einigen Wochen ankommt, wo sich vieles wieder verwandelt haben kann. Da schicke ich Ihnen denn etwas Musik, die bleibt doch still stehen, bis sie ankommt, und bitte Sie, sie freundlich aufzunehmen. Es ist ein
Was wir kennen und verehren ist hier fremd und unbekannt, man sieht fast ein, daß es so sein müsse, und dann stehn wieder unvergängliche, ewige Denkmale vor einem, die nach Jahrhunderten von neuem ans Licht treten, ohne daß man den Namen des Künstlers wissen könnte; da gilt dann nur das, was im tiefsten Ernst aus der innersten Seele geflossen ist, und wenn auch die Aesthetiker und Kunstgelehrten sich quälen von außen hinein beweisen zu wollen, warum dies schön und das weniger schön sey, durch Epochen, Styl, und wie alle ihre Schubfächer heißen mögen, so ist nur jenes, glaub’ ich, der einzige unveränderliche Maaßstab für Bauwerke, Malerey, Musik und Alles. Wenn nicht der Gegenstand allein das Werk hervorgerufen hat, so wird es nie
Weiterarbeiten nach Kräften sein, nicht ein todtes Wiederholen des schon Vorhandnen, und wie denn jedes Eigenthümliche, Aufrichtige seinen Platz einmal einnehmen muß, wenn auch in spätester Zeit, das kann man nirgends herrlicher sehen, als in Rom und das ist auch der Faden, an dem ich durch alles Gewirre der reichen Museen, Gallerien, und aller Schönheiten mich immer festhalte. Dasselbe bestätigt mir Alles Neue, was ich jeden Tag sehe (denn ich fahre immer noch fort täglich
einenneuen Gegenstand kennen zu lernen) so weiß ich gleichsam schon vorher, welchen Eindruck ich zu erwarten habe, und da ist denn das Eintreffen und dennoch die Überraschung ein glückliches Gefühl.
Sie verlangen nähere Nachrichten von mir über
Die Cardinäle sind nun im Conclave, alle Ceremonien sind vorüber, ich habe täglich die
Rom d. 18 Dec. 30. Lieber Herr Professor Möge Ihnen der Brief zugleich für Ihren Geburtstag, für Weihnachten und für das neue Jahr ein fröhliches Fest wünschen. Sie wissen, wie meine Gedanken immer bei Ihnen sind, um Ihre Heiterkeit und Ihr Glück zu hoffen, und so lassen Sie mich denn diesmal nichts weiter sagen; am Ende eines so bewegten, ernsthaften Jahres, in so unruhiger veränderlicher Zeit, ist es fast ängstlich einen Brief zu schreiben, der erst nach einigen Wochen ankommt, wo sich vieles wieder verwandelt haben kann. Da schicke ich Ihnen denn etwas Musik, die bleibt doch still stehen, bis sie ankommt, und bitte Sie, sie freundlich aufzunehmen. Es ist ein Choral, den ich in Venedig componirt habe. Gern hätte ich Ihnen etwas andres von meinen neuen Sachen geschickt, weil viel bessere darunter sind, indessen hätten sie alle mehr Platz eingenommen, und ich hatte mir vorgesetzt mich auf 2 Bogen zu beschränken. Auch sagten Sie mir einmal, es sey Ihnen sowohl für sich, als für die Akademie unangenehm, daß gar nichts 4 stimmiges componirt würde, sondern Alles gleich 2chörig oder 8stimmig, und da dies Stück ungefähr die Form hat, die Sie mir damals angaben, und insofern vielleicht mit Ihren Wünschen übereinstimmt, so habe ich es Ihnen denn abgeschrieben. Halten Sie es für werth, auf der Akademie gesungen zu werden, so wäre mir das natürlich die größte Freude. Auf jeden Fall aber bitte ich Sie mir ja recht ausführlich darüber zu schreiben, und mir, da ich die Partitur hier habe, die Stellen und Tacte anzugeben, die Ihnen nicht recht sind; namentlich sind einige Puncte über die ich ziemlich ungewiß bin, und die ich geändert haben würde, wenn sich mir hier nicht neue Arbeiten gehäuft hätten, und wenn es mit einem Versuch gethan gewesen wäre: das sind manche Stellen in den Chorälen, wo die Stimmen unruhig durch einander gehen und absetzen; sie werden Ihnen wohl auffallen, und es wäre schön, wenn Sie mir eine Veränderung dafür angeben könnten. Auch möchte ich wissen, ob es Ihnen störend erscheint, daß ich beim Fugenthema die erste Note des Chorals verlängert habe? Ich that es, weil ich erstlich gewohnt war, die Melodie so zu hören; und dann namentlich, weil sichs breiter macht, und mehr wie ein Thema, als wenn lauter Viertelnoten von gleicher Geltung darin sind. Endlich werden Sie in der Stimmenführung manches Unpolirte finden, es kommt aber auch von obigem Grunde her, daß ich es nicht sehr oft habe durchsehen können, und dann weil niemand hier ist, dem ich es zeigen konnte; so zeige ich es Ihnen also, und dann ists schon gut. Fertig sind außerdem ein Ave Maria und ein Lutherscher Choral für 8 Stimmen a capella, ein Psalm „non nobis Domine“ und ein Deutscher Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“s für Chor und Orchester, und endlich eine Ouvertüre für’s Orchester. Sie schienen mir in Ihrem vorigen Briefe zu fürchten, ich möchte, durch Vorliebe für irgend einen der großen Meister geleitet, mich viel an Kirchenmusik machen, um mich einer Nachahmung hinzugeben. Das ist aber wohl bestimmt nicht der Fall, denn nirgends, glaub’ ich entwächst man dem bloßen Glauben an Namen mehr, als hier, wie man denn auch dafür nirgends mehr Achtung und Ehrfurcht für das Geleistete fühlt. Was wir kennen und verehren ist hier fremd und unbekannt, man sieht fast ein, daß es so sein müsse, und dann stehn wieder unvergängliche, ewige Denkmale vor einem, die nach Jahrhunderten von neuem ans Licht treten, ohne daß man den Namen des Künstlers wissen könnte; da gilt dann nur das, was im tiefsten Ernst aus der innersten Seele geflossen ist, und wenn auch die Aesthetiker und Kunstgelehrten sich quälen von außen hinein beweisen zu wollen, warum dies schön und das weniger schön sey, durch Epochen, Styl, und wie alle ihre Schubfächer heißen mögen, so ist nur jenes, glaub’ ich, der einzige unveränderliche Maaßstab für Bauwerke, Malerey, Musik und Alles. Wenn nicht der Gegenstand allein das Werk hervorgerufen hat, so wird es nie „Herz zu Herzen schaffen“ und da ist dann Nachahmung gleich das Aeußerlichste, dem Gedanken Fremdeste. Freilich kann mir niemand verbieten, mich dessen zu erfreuen und an dem weiter zu arbeiten, was mir die großen Meister hinterlassen haben, denn von vorne soll wohl nicht jeder wieder anfangen, aber es soll auch ein Weiterarbeiten nach Kräften sein, nicht ein todtes Wiederholen des schon Vorhandnen, und wie denn jedes Eigenthümliche, Aufrichtige seinen Platz einmal einnehmen muß, wenn auch in spätester Zeit, das kann man nirgends herrlicher sehen, als in Rom und das ist auch der Faden, an dem ich durch alles Gewirre der reichen Museen, Gallerien, und aller Schönheiten mich immer festhalte. Dasselbe bestätigt mir Alles Neue, was ich jeden Tag sehe (denn ich fahre immer noch fort täglich einen neuen Gegenstand kennen zu lernen) so weiß ich gleichsam schon vorher, welchen Eindruck ich zu erwarten habe, und da ist denn das Eintreffen und dennoch die Überraschung ein glückliches Gefühl. Sie verlangen nähere Nachrichten von mir über den jungen Goethe, aber ich bedauere Ihnen nichts sagen zu können als, was Sie schon wissen, es ist plötzlich und unerwartet gekommen, und noch sind die Aerzte nicht drüber einig, was ihm eigentlich gefehlt habe; doch soll sein sehr wildes Leben in Neapel kurz vorher die Sache wenigstens beschleunigt haben, glauben sie. Seine Papiere hat sein Gesandter sämmtlich in Empfang genommen, und Kestner der hanövr. Gesandte, hat alles Nähere nach Weimar an den Kanzler Müller berichtet, von wo Sie es schon längst wissen werden. Eckermann hatte sich schon längst von ihm getrennt, und war zurückgekehrt. Die Gräfinn Julie Egloffstein ist hier, malt viel, und hat sich meiner noch freundlich erinnert. Sie, sowie der Prof. Schadow tragen tausend Grüße an Sie auf. Die Cardinäle sind nun im Conclave, alle Ceremonien sind vorüber, ich habe täglich die päpstliche Capelle gehört; da ist es mir nun recht wieder aufs Herz gefallen, wie sonderbar es hier mit Allem geht: sie sangen nicht besonders, die Compositionen taugten nichts, andächtig waren die Leute auch nicht, und das Ganze that doch eine göttliche Wirkung. Das kam blos davon her, weil sie sich in das Schiff von St. Peter stellen und da singen; nun hallen die Töne in allen Ecken und in der Höhe wieder, vermengen sich, verklingen und die wunderbarste Musik entsteht, ein Akkord schlingt sich in den andern, und woran kein Musiker zu denken wagt, das bringt die Peterskirche zu Stande. Es geht damit eben wieder, wie es in allen Dingen hier ist: sie mögen thun was sie wollen, die schlechtesten Häuser bauen, die geschmacklosesten Gärten anlegen, mittelmäßige Musiken aufführen, so ist Natur und Vorzeit so reich, daß Alles schön und bewundernswerth wird; auf die beiden stützt sich dann aber auch Alles, und wenn man sich nicht die nöthige Gegenwart selbst mitbringen kann, so fehlt es freilich an allen Ecken. Wenn ich die jungen Musiker hier umhersteigen sehe, und klagen, für Musik sey doch eigentlich nichts hier zu holen, und sie hätten sich ganz andre Vorstellungen gemacht, und wie ihre Litaney dann weiter geht, so möchte ich sie immer mit der Nase auf ein Säulencapitäl stoßen, denn da steckt die Musik drin. Was mache ich mir denn draus, daß hier im Orchester der jämmerliche Fagottist pustet, daß die Italiäner weder an Malerey, noch an Musik, noch sonst die rechte Freude haben? Ich freue mich ganz genugsam daran allein, und es ist mehr Göttliches hier, als man in einem Leben fassen kann. Darum thut mir denn die schlechte Musik wenig zu Leide; aber es muß gesagt sein, daß sie schlecht ist, der Wahrheit zu Ehren. Was ich von Bainis Composition kenne, ist genug um von seiner Musik einen Begriff zu haben, denn das dies irae, welches zu seinen besten Stücken gehören soll, habe mehreremal gehört, und sie singen es ganz vortrefflich. Es ist weit unter der Mittelmäßigkeit, ohne allen Character, sogar die Aeußerlichkeiten wie Stimmenführung u. dgl. fast schülerhaft, die leerste Zusammensetzung, die man sich vorstellen kann. Denken Sie sich ein langes Dies irae (bis zum Domine Jesu Chr. ) ohne eine einzige musikalische Idee, aus lauter Gängen bestehend, wie z. B. der Anfang (nach einigen Akkorden) und später was sich dann sehr oft wiederholt, um uns Bock und Schaf recht anschaulich zu machen. Sein miserere soll noch schlimmer sein; er selbst gefällt mir indeß sehr gut, weil er ein so vollkommner, pfiffig-kluger abbate ist, wie man sich nur denken kann. Wie er alle seine Sachen erst unbedeutend und schlecht findet, sich dann endlich doch einmal ins Feuer spricht, und in ordentliche Begeisterung geräth über sich selbst und seine Compositionen, wie er behauptet der einzige Sohn der Kunst sey Palestrina, er sey nur höchstens ihr Enkel, wie er frägt, ob man in Deutschland auch den Contrapunct kenne, wie er einen vollkommnen Heiligenschein um sich her verbreitet, nie ausgeht, nur zu einer gewissen Stunde Leute Abends vorläßt, seine Manuscripte nie aus Händen giebt sondern die Stimmen selbst ausschreibt aus Furcht, wie er sich endlich für einen Märtyrer der heil. Kunst und für einen todtkranken Mann ausgiebt, aber dick und fett und vergnügt aussieht und gewaltig schallend lacht, sobald er dies Thema einmal vergißt, – das Alles kommt unser einem, fremd und verwunderlich vor, und wir vertragen uns prächtig. So geht es denn in allen möglichen Beschäftigungen leise über den Winter hinweg, denn heute hab ich noch die Orangen im Freyen in der Sonne hängen sehen. Und da ich vom ernsten Römerleben gesprochen habe, so darf ich auch nicht verschweigen, daß ich vorgestern auf einem großen Balle war, und mehr und mit größerm Vergnügen getanzt habe, als je sonst in meinem Leben. So genieße ich die schönste Mischung von Lust und Ernst, wie sie nur Rom geben kann. Nun grüßen Sie mir alle die Ihrigen tausendmal und leben Sie wohl und glücklich, wie ich es hoffe Ihr treuer Felix.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-12-18" xml:id="date_a1de1e86-223c-4313-8910-8dde2ce84513">18. 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Es ist ein <title xml:id="title_86d4ca20-ad94-44a8-898a-1026a99073fa">Choral<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_k0jgxdke-cf3w-cqvo-rc1m-pajxytagldbq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100130" style="hidden">Choral »Aus tiefer Not« für Solostimmen, gemischten Chor und Orgel, 18. bis 19. Oktober 1830<idno type="MWV">B 20</idno><idno type="op">23/1</idno></name></title>, den ich in Venedig componirt habe. 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Auch möchte ich wissen, ob es Ihnen störend erscheint, daß ich beim Fugenthema die erste Note des Chorals verlängert habe? Ich that es, weil ich erstlich gewohnt war, die Melodie so zu hören; und dann namentlich, weil sichs breiter macht, und mehr wie ein Thema, als wenn lauter Viertelnoten von gleicher Geltung darin sind. Endlich werden Sie in der Stimmenführung manches Unpolirte finden, es kommt aber auch von obigem Grunde her, daß ich es nicht sehr oft habe durchsehen können, und dann weil niemand hier ist, dem ich es zeigen konnte; so zeige ich es Ihnen also, und dann ists schon gut. Fertig sind außerdem ein <title xml:id="title_9e343997-0634-4e7d-b0b5-25a72c82d0d2">Ave Maria<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ufzyzpoj-jfnm-vkhl-5slv-eqpgjx2ghico"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> und ein <title xml:id="title_1aa6ba60-41c2-4db6-b94e-2530427ba303">Lutherscher Choral<name key="PSN0112987" style="hidden" type="author">Luther, Martin (1483-1546)</name><name key="CRT0109825" style="hidden" type="literature">Mitten wir im Leben sind</name></title> für <title xml:id="title_ed5b88cb-e3eb-4886-98a5-2cbb418609ec">8 Stimmen a capella<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nkquliqd-theb-thmb-gpjb-0mo7ot0kd6qx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100131" style="hidden">Choral »Mitten wir im Leben sind« für gemischten Chor a cappella, 20. November 1830<idno type="MWV">B 21</idno><idno type="op">23/3</idno></name></title>, ein <title xml:id="title_cac11d6d-070a-4349-892e-9c2aad0b6134">Psalm „non nobis Domine“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qzkeky9p-kj7f-03nj-wecf-e7ikev2fx2cd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100109" style="hidden">Der 115. Psalm »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1829] bis 15. November 1830<idno type="MWV">A 9</idno><idno type="op">31</idno></name></title> und ein <title xml:id="title_17c0d98c-35dc-4c4e-b43f-9576d4950673">Deutscher Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“s<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pdualqm3-xxwb-qbhr-liui-60rpcek7ckbo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100108" style="hidden">Choral »O Haupt voll Blut und Wunden« für Bariton solo, gemischten Chor und Orchester, 22. August bis ca. 12. September 1830<idno type="MWV">A 8</idno><idno type="op"></idno></name></title> für Chor und Orchester, und endlich eine <title xml:id="title_cb608a8c-98a2-4abd-9e3f-9a6aba1ab62f">Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qfsv6tbs-q8dj-igkx-zidu-d8hyvjn9jhh0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> für’s Orchester. Sie schienen mir in Ihrem vorigen Briefe zu fürchten, ich möchte, durch Vorliebe für irgend einen der großen Meister geleitet, mich viel an Kirchenmusik machen, um mich einer Nachahmung hinzugeben. Das ist aber wohl bestimmt nicht der Fall, denn nirgends, glaub’ ich entwächst man dem bloßen Glauben an Namen mehr, als hier, wie man denn auch dafür nirgends mehr Achtung und Ehrfurcht für das Geleistete fühlt. </p><p>Was wir kennen und verehren ist hier fremd und unbekannt, man sieht fast ein, daß es so sein müsse, und dann stehn wieder unvergängliche, ewige Denkmale vor einem, die nach Jahrhunderten von neuem ans Licht treten, ohne daß man den Namen des Künstlers wissen könnte; da gilt dann nur das, was im tiefsten Ernst aus der innersten Seele geflossen ist, und wenn auch die Aesthetiker und Kunstgelehrten sich quälen von außen hinein beweisen zu wollen, warum dies schön und das weniger schön sey, durch Epochen, Styl, und wie alle ihre Schubfächer heißen mögen, so ist nur jenes, glaub’ ich, der einzige unveränderliche Maaßstab für Bauwerke, Malerey, Musik und Alles. Wenn nicht der Gegenstand allein das Werk hervorgerufen hat, so wird es nie <title xml:id="title_d9edef62-8c92-47c9-83c2-0b87dcc50ad1">„Herz zu Herzen schaffen“<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title> und da ist dann Nachahmung gleich das Aeußerlichste, dem Gedanken Fremdeste. Freilich kann mir niemand verbieten, mich dessen zu erfreuen und an dem weiter zu arbeiten, was mir die großen Meister hinterlassen haben, denn von vorne soll wohl nicht jeder wieder anfangen, aber es soll auch ein <hi rend="underline">Weiter</hi>arbeiten nach Kräften sein, nicht ein todtes Wiederholen des schon Vorhandnen, und wie denn jedes Eigenthümliche, Aufrichtige seinen Platz einmal einnehmen muß, wenn auch in spätester Zeit, das kann man nirgends herrlicher sehen, als in Rom und das ist auch der Faden, an dem ich durch alles Gewirre der reichen Museen, Gallerien, und aller Schönheiten mich immer festhalte. Dasselbe bestätigt mir Alles Neue, was ich jeden Tag sehe (denn ich fahre immer noch fort täglich <hi rend="underline">einen</hi> neuen Gegenstand kennen zu lernen) so weiß ich gleichsam schon vorher, welchen Eindruck ich zu erwarten habe, und da ist denn das Eintreffen und dennoch die Überraschung ein glückliches Gefühl. </p><p>Sie verlangen nähere Nachrichten von mir über <persName xml:id="persName_2dff8ff4-5e8a-41e0-8355-0907f1749a12">den jungen Goethe<name key="PSN0111423" style="hidden">Goethe, Julius August Walter von (1789-1830)</name></persName>, aber ich bedauere Ihnen nichts sagen zu können als, was Sie schon wissen, es ist plötzlich und unerwartet gekommen, und noch sind die Aerzte nicht drüber einig, was ihm eigentlich gefehlt habe; doch soll sein sehr wildes Leben in Neapel kurz vorher die Sache wenigstens beschleunigt haben, glauben sie. Seine Papiere hat <persName xml:id="persName_1d4433ab-4817-4519-a812-ed65d3595079">sein Gesandter<name key="PSN0113898" style="hidden">Platner, Ernst Zacharias (1773-1855)</name></persName> sämmtlich in Empfang genommen, und <persName xml:id="persName_1141c8e1-c191-4c81-a99a-6828b6743f80">Kestner<name key="PSN0112364" style="hidden">Kestner, Georg August Christian (1777-1853)</name></persName> der hanövr. Gesandte, hat alles Nähere nach Weimar an den <persName xml:id="persName_42a100c7-bf09-4a56-9726-6f944a5dffbc">Kanzler Müller<name key="PSN0113495" style="hidden">Müller, Friedrich Theodor Adam Heinrich (seit 1806/07) von (1779-1849)</name></persName> berichtet, von wo Sie es schon längst wissen werden. <persName xml:id="persName_54f3ec84-4751-49ed-a8fa-d0068010bd9b">Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name></persName> hatte sich schon längst von ihm getrennt, und war zurückgekehrt. Die <persName xml:id="persName_0a18da32-60b6-4f61-ad89-fa4790476b94">Gräfinn Julie Egloffstein<name key="PSN0110839" style="hidden">Egloffstein, Julie Gräfin von (1792-1869)</name></persName> ist hier, malt viel, und hat sich meiner noch freundlich erinnert. Sie, sowie der <persName xml:id="persName_0c68c4c8-0dcc-4df8-94f5-4da03f2cfbed">Prof. Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> tragen tausend Grüße an Sie auf. </p><p>Die Cardinäle sind nun im Conclave, alle Ceremonien sind vorüber, ich habe täglich die <placeName xml:id="placeName_86a131ba-82b7-4078-80ac-47dd71d01764">päpstliche Capelle<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> gehört; da ist es mir nun recht wieder aufs Herz gefallen, wie sonderbar es hier mit Allem geht: sie sangen nicht besonders, die Compositionen taugten nichts, andächtig waren die Leute auch nicht, und das Ganze that doch eine göttliche Wirkung. Das kam blos davon her, weil sie sich in das <placeName xml:id="placeName_a28573ff-d71a-4d00-a418-dc4484b8f4c0">Schiff von St. Peter<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> stellen und da singen; nun hallen die Töne in allen Ecken und in der Höhe wieder, vermengen sich, verklingen und die wunderbarste Musik entsteht, ein Akkord schlingt sich in den andern, und woran kein Musiker zu denken wagt, das bringt die <placeName xml:id="placeName_93a855bc-b35a-4414-b143-f90eabc1ec8f">Peterskirche<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> zu Stande. Es geht damit eben wieder, wie es in allen Dingen hier ist: sie mögen thun was sie wollen, die schlechtesten Häuser bauen, die geschmacklosesten Gärten anlegen, mittelmäßige Musiken aufführen, so ist Natur und Vorzeit so reich, daß Alles schön und bewundernswerth wird; auf die beiden stützt sich dann aber auch Alles, und wenn man sich nicht die nöthige Gegenwart selbst mitbringen kann, so fehlt es freilich an allen Ecken. Wenn ich die jungen Musiker hier umhersteigen sehe, und klagen, für Musik sey doch eigentlich nichts hier zu holen, und sie hätten sich ganz andre Vorstellungen gemacht, und wie ihre Litaney dann weiter geht, so möchte ich sie immer mit der Nase auf ein Säulencapitäl stoßen, denn da steckt die Musik drin. Was mache ich mir denn draus, daß hier im Orchester der jämmerliche Fagottist pustet, daß die Italiäner weder an Malerey, noch an Musik, noch sonst die rechte Freude haben? Ich freue mich ganz genugsam daran allein, und es ist mehr Göttliches hier, als man in einem Leben fassen kann. Darum thut mir denn die schlechte Musik wenig zu Leide; aber es muß gesagt sein, daß sie schlecht ist, der Wahrheit zu Ehren. Was ich von <persName xml:id="persName_71e46db4-4e15-429b-a7f5-0574d0d3f356">Bainis<name key="PSN0109643" style="hidden">Baini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844)</name></persName> Composition kenne, ist genug um von seiner Musik einen Begriff zu haben, denn <title xml:id="title_1b190797-66ea-4656-9bb6-df542a540d8d">das dies irae<name key="PSN0109643" style="hidden" type="author">Baini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844)</name><name key="CRT0107932" style="hidden" type="music">Dies irae a 7</name></title>, welches zu seinen besten Stücken gehören soll, habe mehreremal gehört, und sie singen es ganz vortrefflich. Es ist weit unter der Mittelmäßigkeit, ohne allen Character, sogar die Aeußerlichkeiten wie Stimmenführung u. dgl. fast schülerhaft, die leerste Zusammensetzung, die man sich vorstellen kann. Denken Sie sich ein langes Dies irae (bis zum Domine Jesu Chr.) ohne eine einzige musikalische Idee, aus lauter Gängen bestehend, <title xml:id="title_5a4a4378-656b-40d6-aec9-b3285a40c3f8">wie z. B. der Anfang (nach einigen Akkorden<name key="PSN0109643" style="hidden" type="author">Baini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844)</name><name key="CRT0107932" style="hidden" type="music">Dies irae a 7</name></title>) <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_87b989c3-8c79-79449-78b74-7a7481b488d7" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> und später <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5a4abe1c-7516-8aa88-5fe5f-5068e44143f7" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> was sich dann sehr oft wiederholt, um uns Bock und Schaf recht anschaulich zu machen. <title xml:id="title_5e7417cc-19c4-4484-82a2-5475ed8934ae">Sein miserere<name key="PSN0109643" style="hidden" type="author">Baini, Giuseppe Giacobbe Baldassar(r)e (1775-1844)</name><name key="CRT0107933" style="hidden" type="music">Miserere</name></title> soll noch schlimmer sein; er selbst gefällt mir indeß sehr gut, weil er ein so vollkommner, pfiffig-kluger abbate ist, wie man sich nur denken kann. Wie er alle seine Sachen erst unbedeutend und schlecht findet, sich dann endlich doch einmal ins Feuer spricht, und in ordentliche Begeisterung geräth über sich selbst und seine Compositionen, wie er behauptet der einzige Sohn der Kunst sey <persName xml:id="persName_8a2073a2-3a2f-4d33-8294-efb51bee81cc">Palestrina<name key="PSN0113727" style="hidden">Palestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594)</name></persName>, er sey nur höchstens ihr Enkel, wie er frägt, ob man in Deutschland auch den Contrapunct kenne, wie er einen vollkommnen Heiligenschein um sich her verbreitet, nie ausgeht, nur zu einer gewissen Stunde Leute Abends vorläßt, seine Manuscripte nie aus Händen giebt sondern die Stimmen selbst ausschreibt aus Furcht, wie er sich endlich für einen Märtyrer der heil. Kunst und für einen todtkranken Mann ausgiebt, aber dick und fett und vergnügt aussieht und gewaltig schallend lacht, sobald er dies Thema einmal vergißt, – das Alles kommt unser einem, fremd und verwunderlich vor, und wir vertragen uns prächtig. So geht es denn in allen möglichen Beschäftigungen leise über den Winter hinweg, denn heute hab ich noch die Orangen im Freyen in der Sonne hängen sehen. Und da ich vom ernsten Römerleben gesprochen habe, so darf ich auch nicht verschweigen, daß ich vorgestern auf einem großen Balle war, und mehr und mit größerm Vergnügen getanzt habe, als je sonst in meinem Leben. So genieße ich die schönste Mischung von Lust und Ernst, wie sie nur Rom geben kann. <seg type="closer" xml:id="seg_278dafe9-a8d8-4fb7-8d36-b6a2f582d442">Nun grüßen Sie mir alle die Ihrigen tausendmal und leben Sie wohl und glücklich, wie ich es hoffe Ihr treuer</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>