fmb-1830-11-22-01
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Rom, 22. November 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Als ich eben im Begriff war meinen gewöhnlichen Familienbrief zu schreiben, erhielt ich den Deinigen vom 8ten d. M. und will nun lieber Dir allein antworten, weil es mir fast ist, als hättest Du mich gerade angeredet. Ich kann Dir nicht sagen, wie leid es mir thut und wie sehr betrübt es mich macht, daß Deine Worte, die ich bis jetzt hier in Rom empfangen, so traurig und verstimmt sind, wie ich sie noch niemals von Dir erhalten habe, und obwohl ich mir selbst sagen sollte, daß immer schon 14 Tage vergangen sind, und daß so Gott will Du nun schon wieder heitrer bist, so kann ich doch, da ich eben Deinen Brief empfange und beantworte nicht recht wieder in die frohe Erzähllaune hineinkommen, und so laß ich es lieber für heute, und sage Dir blos, wie ich nicht nur an jeder Begebenheit, sondern auch an jedem Deiner Gedanken immer Theil haben werde, und wie Dich nichts bewegen kann, was nicht uns alle in Nähe und Ferne auch bewegt, und daß es mir nicht möglich wäre, wie Du schreibst, mein Leben mit den jungen zu genießen, wenn ich denken sollte, Du wolltest Dich davon ausschließen. Wenn ich mein Glück hier so recht herzlich fühle und mich daran erquicke, so begreife ich nicht daß Du sagst, was zu genießen sey, sey wenig und vergehe bald; denn ich denke, wenn ich mir bewußt wäre, einem so Alles Glückliche und Herrliche verschafft zu haben, wie Du mir, so müßte mir das ein so großer Genuß sein, als irgend eine Freude. Oder Du müßtest glauben, daß ich das nicht so empfände; ich weiß aber, lieber Vater, wie ich jeden glücklichen Tag so deutlich fühle, daß ich Alles was mir die Welt und das Leben so lieb und schön macht, dem Himmel und nur Dir verdanke, und ich hoffe auch wohl, daß Du daran nie gezweifelt hast. Vielmehr glaube ich, es sey mehr eine augenblickliche Aeußerung, und in den 14 Tagen habe sichs schon geändert.
Verzeihe, lieber Vater, daß ich Dir das Alles so gesagt habe, aber schon seit Du mir schriebst, ob ich Deine Briefe nicht en gripe genommen hätte, weil sie lauter Tadel enthielten, nahm ich mir vor, Dich zu fragen, ob Du Dir nicht denken kannst, wie mir zu Muth ist, wenn ich meine Adresse von Deiner Hand sehe, und wie mir jedes Wort in Deinem Briefe für lange Zeit frohe Stimmung giebt oder nimmt? Wenn ich nur wüßte, wie ich es Dir recht sagen sollte. Aber laß mich erfahren, ob Du nur mir alle Freude schenkst, oder ob Du Dich nicht auch an dem Glücke freust, was ich Dir verdanke, und ob Du es nicht übel nimmst, daß ich Dir dies sage, was so dumm klingt. Du hast mich aber dran gewöhnt, immer mit Dir zu sprechen, wie mir ums Herz war; da hab ich Dir denn auch nicht anders schreiben wollen.
Was die Geld-Angelegenheiten betrifft, von denen Du mir in Deinem vorigen Briefe schreibst, so habe ich mehreremal in meinen Familienbriefen geschrieben, daß ich
stenJahre wieder melden soll, aber nicht einsehe, wie ich bis dahin wieder zurück sein kann nach dem von Dir bewilligten Plane, und da ich in Paris viel und lange zu thun zu finden hoffe, da man auch wohl jetzt nicht leicht einen Aufschub zugestehen wird, so bitte ich Dich, der Du alles dies wohl genau kennst, mir zu sagen, wie dies am besten zu machen sey. – Du schreibst mir aber, ich vermisse hier den comfort von England, und da muß ich mich in meinem Florentiner Briefe wohl falsch ausgedrückt haben; denn mir war dort sehr froh und nicht nach Vermissen von Bequemlichkeiten zu Muthe; auch suche ich mich immer an dem zu erfreuen, was die Gegenwart mir bringt, und dessen ist hier so viel, daß man nicht genügsam zu sein braucht, um nichts zu entbehren. Und doch habe ich wohl jede Stunde heut mit Rührung daran gedacht, daß ich seit einem Jahre nichts von England mehr gesehen habe; denn heut vor einem Jahre verließ ich es und fuhr nach Calais, und fing dort um diese Zeit
durchspielen muß; mir ist dann auch ein bischen befangen, und so war es gestern. Die
Rom d. 22 Nov. 1830. Lieber Vater! Als ich eben im Begriff war meinen gewöhnlichen Familienbrief zu schreiben, erhielt ich den Deinigen vom 8ten d. M. und will nun lieber Dir allein antworten, weil es mir fast ist, als hättest Du mich gerade angeredet. Ich kann Dir nicht sagen, wie leid es mir thut und wie sehr betrübt es mich macht, daß Deine Worte, die ich bis jetzt hier in Rom empfangen, so traurig und verstimmt sind, wie ich sie noch niemals von Dir erhalten habe, und obwohl ich mir selbst sagen sollte, daß immer schon 14 Tage vergangen sind, und daß so Gott will Du nun schon wieder heitrer bist, so kann ich doch, da ich eben Deinen Brief empfange und beantworte nicht recht wieder in die frohe Erzähllaune hineinkommen, und so laß ich es lieber für heute, und sage Dir blos, wie ich nicht nur an jeder Begebenheit, sondern auch an jedem Deiner Gedanken immer Theil haben werde, und wie Dich nichts bewegen kann, was nicht uns alle in Nähe und Ferne auch bewegt, und daß es mir nicht möglich wäre, wie Du schreibst, mein Leben mit den jungen zu genießen, wenn ich denken sollte, Du wolltest Dich davon ausschließen. Wenn ich mein Glück hier so recht herzlich fühle und mich daran erquicke, so begreife ich nicht daß Du sagst, was zu genießen sey, sey wenig und vergehe bald; denn ich denke, wenn ich mir bewußt wäre, einem so Alles Glückliche und Herrliche verschafft zu haben, wie Du mir, so müßte mir das ein so großer Genuß sein, als irgend eine Freude. Oder Du müßtest glauben, daß ich das nicht so empfände; ich weiß aber, lieber Vater, wie ich jeden glücklichen Tag so deutlich fühle, daß ich Alles was mir die Welt und das Leben so lieb und schön macht, dem Himmel und nur Dir verdanke, und ich hoffe auch wohl, daß Du daran nie gezweifelt hast. Vielmehr glaube ich, es sey mehr eine augenblickliche Aeußerung, und in den 14 Tagen habe sichs schon geändert. Verzeihe, lieber Vater, daß ich Dir das Alles so gesagt habe, aber schon seit Du mir schriebst, ob ich Deine Briefe nicht en gripe genommen hätte, weil sie lauter Tadel enthielten, nahm ich mir vor, Dich zu fragen, ob Du Dir nicht denken kannst, wie mir zu Muth ist, wenn ich meine Adresse von Deiner Hand sehe, und wie mir jedes Wort in Deinem Briefe für lange Zeit frohe Stimmung giebt oder nimmt? Wenn ich nur wüßte, wie ich es Dir recht sagen sollte. Aber laß mich erfahren, ob Du nur mir alle Freude schenkst, oder ob Du Dich nicht auch an dem Glücke freust, was ich Dir verdanke, und ob Du es nicht übel nimmst, daß ich Dir dies sage, was so dumm klingt. Du hast mich aber dran gewöhnt, immer mit Dir zu sprechen, wie mir ums Herz war; da hab ich Dir denn auch nicht anders schreiben wollen. Was die Geld-Angelegenheiten betrifft, von denen Du mir in Deinem vorigen Briefe schreibst, so habe ich mehreremal in meinen Familienbriefen geschrieben, daß ich Hensel bäte, sich die 30 Louis von Dir auszahlen zu lassen, und daher dachte ich nicht, daß es nöthig sey, Dich davon zu preveniren, da diese Briefe ja doch zuerst an Dich immer gerichtet sind. Für die Vorstreckung der 10 Louis danke ich Dir sehr, und bitte Dich deshalb meinen Staatsschuldschein nicht anzugreifen; ich habe hier einen Wechsel von Mechetti in Wien auf 150 fl. C. M. zu nächsten Ostern 31, und bitte Dich mich wissen zu lassen, ob ich Dir ihn in einem unsrer Briefe einlegen soll (was aber doppeltes Porto kostet) oder ob ich ihn durch irgend einen Reisenden schicken kann (was freilich nicht so sicher ist. ) Davon bitte ich Dich dann Dir 10 Louis, wenn Du so gut sein willst zu bezahlen, und den Rest zu meinem Gelde zu legen. Ferner melden mir Mechetti’s daß Cramer & Add. in London meine Stücke gekauft haben, und da ich von Klingemann, dem ich von München aus dies Geschäft auftrug, keine Zeile Antwort habe, so möchte ich gern wissen, ob er an Euch deswegen geschrieben hat. Ich will in den nächsten Tagen ihn selbst deshalb fragen, und sollte vielleicht Geld von da aus an Dich einlaufen, was ich nicht glaube, da ich kein Wort davon gehört hatte und auch also keine Dispositionen machen konnte, so bitte ich Dich auch es zu meinem Gelde zu legen. – Warum ich die Adressen poste restante aufgab, habe ich nun seitdem schon gemeldet; da die Kaufleute hier doppeltes oder dreifaches porto sich geben lassen, ist es hier sehr gewöhnlich und sicher eingerichtet, auch hat man mir pünctlich alle Briefe nachgeschickt. Für Deinen Brief an Valentini und die Aufgabe des von mir aufgenommenen Geldes danke ich Dir sehr; ich werde hier monatlich etwa 30 Scudi oder weniger noch brauchen, und denke also um 200 rt unter der bestimmten jährlichen Summe zu bleiben; das Reisen ist mir dies Jahr theuer zu stehen gekommen; nächstes Jahr wo ich es besser einrichten will, hoffe ich weniger auszugeben. Auch wünsche ich mir von Dir einige Verhaltungsregeln wegen meines Dienstjahres; denn da ich mich im 23sten Jahre wieder melden soll, aber nicht einsehe, wie ich bis dahin wieder zurück sein kann nach dem von Dir bewilligten Plane, und da ich in Paris viel und lange zu thun zu finden hoffe, da man auch wohl jetzt nicht leicht einen Aufschub zugestehen wird, so bitte ich Dich, der Du alles dies wohl genau kennst, mir zu sagen, wie dies am besten zu machen sey. – Du schreibst mir aber, ich vermisse hier den comfort von England, und da muß ich mich in meinem Florentiner Briefe wohl falsch ausgedrückt haben; denn mir war dort sehr froh und nicht nach Vermissen von Bequemlichkeiten zu Muthe; auch suche ich mich immer an dem zu erfreuen, was die Gegenwart mir bringt, und dessen ist hier so viel, daß man nicht genügsam zu sein braucht, um nichts zu entbehren. Und doch habe ich wohl jede Stunde heut mit Rührung daran gedacht, daß ich seit einem Jahre nichts von England mehr gesehen habe; denn heut vor einem Jahre verließ ich es und fuhr nach Calais, und fing dort um diese Zeit das Liederspiel für Eure bevorstehende silb. Hochzeit an, von der ich gewiß glaubte ich könnte sie nicht erleben, weil die Freude allzugroß sein würde. Ich fing es aber um diese Zeit an, und reis’te dann durch Brüssel, Löwen, Mastricht zu Euch hin, und an allen den Orten ist jetzt Verwüstung und Elend, und die silberne Hochzeit ist vorüber, und das Liederspiel auch, und die Reise u. s. w. Heut vor einem Jahre trennte ich mich von Ad. Goldschmidt, den ich seitdem bei den Masern wieder sah, und fuhr mit meinem kranken Knie weiter, und heut war ich in der Sixtinischen Kapelle bei MichelAngelos Propheten und im Knopf von Sct. Peter. Mein Leben setze ich so fort, wie ich es neulich beschrieb; Morgens arbeite ich, gehe dann in Rom umher, und bin Abends mit den alten Bekannten zusammen, oder suche neue Bekanntschaften zu machen. Für alle Donnerstage bin ich zu Torlonia, für alle Sonntag zu Bunsen eingeladen; neulich hatten wir eine Fahrt nach dem heitern Albano, gestern war ich bis Sonnenuntergang auf dem alten Rom, nächstens hoffe ich Euch von der beendigten Ouvertüre zu schreiben, nach dem Psalm habe ich wieder eine kleine Musik für die Sing-Akademie fertig gemacht, morgen soll es nach der Farnesina gehen, und das ist ein herrliches Leben. Ich beschreibe es ausführlicher in einem Briefe an Zelter, dessen Worte Du wohl zu streng beurtheilst, wenn Du mit Lindblad sprichst, lieber Vater, so wie die Schwestern wohl auch das Alex. Fest, weil man bei der Akademie immer vergleicht, was sie sein könnte, mit dem was sie ist; der alte Herr muß meinen Brief misverstanden haben, als wolle ich jetzt anfangen Seb. Bach zu copiren, und schreibt mir nun darüber misbilligend, aus diesem Gesichtspunct ist alles was er sagt, zu verstehen, und wenn er mich erinnert nicht andre nachzuahmen, sondern meinen Weg zu gehen, so ärgert mich nur, daß ich meine Worte nicht deutlich genug stelle, um Misverständnisse zu vermeiden. – Endlich frägst Du mich, wie ich mit Bunsen stehe, und ich denke, ich kann darauf antworten, sehr gut. Er hat mich neulich mit der größten Herzlichkeit an alle Freundschaftlichkeit und Güte erinnert, die Ihr, liebe Eltern, für ihn gehabt hättet, und mich gebeten alle Tage, wenn ich wollte, bei ihm zu sein; er erwarte mich jeden Mittag zu Tische, jeden Abend im Kreis seiner Freunde, und Morgens möchte ich mich auf der orgue expressive oder dem Flügel ergehen, denn er sey dies nicht allein mir, sondern aus Dankbarkeit Euch schuldig. Und so verdanke ich die vergnügten Stunden bei ihm wieder Euch. Seitdem war ich nun oft da, und da er gern das Gespräch auf seine Liturgie und ihren musikal. Theil bringt, den ich sehr mangelhaft finde, so nehme ich kein Blatt vor den Mund, sage meine Meinung grade heraus, und wie ich glaube, ist das die einzige Art, den Menschen näher zu kommen. So haben wir schon ein Paar sehr lange ernsthafte Gespräche gehabt, und ich hoffe wir werden einander genauer kennen lernen. Gestern Abend war bei ihm Palestrinasche Musik, wie alle Sonntag, und da habe ich dann zuerst vor den Römischen Musikern in corpore gespielt. Ich weiß das ganz genau, wenn ich in einer fhremden Stadt das erstemal mich bei den Leuten durchspielen muß; mir ist dann auch ein bischen befangen, und so war es gestern. Die päpstl. Sänger hatten den Palestrina ausgesungen, und nun sollte ich noch was spielen; Brillantes paßte nicht, und Ernsthaftes hatten sie übergenug gehabt; ich bat also den Director Astolfi um ein Thema, der tippte mir denn mit einem Finger an: und lächelte dazu, die schwarzröckigen Abbaten stellten sich um mich her, und hatten große Freude daran. Das merkte ich und es munterte mich auf, und so gelang es mir gegen das Ende ganz gut; sie klatschten ganz rasend und der alte Santini küßte mir mehreremal die Hände, ohne daß ich es abwehren konnte; Bunsen meinte, ich hätte die Geistlichkeit verblüfft, kurz die Sache war hübsch, und hat mir viele Freude gemacht. Mit dem öffentlich Spielen oder Aufführen sieht es hier ohnehin elend aus; die philharmonische Gesellschaft hier wird meistens von Schneidern besucht und das Orchester ist elend, als prima donna erwartet man bei der Oper Mamsell Carl aus Berlin und vielleicht auch Mams. Hoffmann; so muß man sich denn an die Gesellschaften halten und im Trüben fischen. Wenn ich Dir und Euch Allen nun noch von Bunsens, Bendemanns, Schadow die besten Grüße bestellt habe, so wäre ich für heut mit dem Neuen fertig, und hätte nur noch zu sagen, wie ich Dir jedes Glück und Freude und Gesundheit wünsche, und wie ich Dich bitte, meiner nicht zu vergessen. Leb wohl und glücklich, lieber Vater. Dein Felix
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-11-22" xml:id="date_e538466a-aeb4-4e47-9028-d52cc401b3cc">22. 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Wenn ich mein Glück hier so recht herzlich fühle und mich daran erquicke, so begreife ich nicht daß Du sagst, was zu genießen sey, sey wenig und vergehe bald; denn ich denke, wenn ich mir bewußt wäre, einem so Alles Glückliche und Herrliche verschafft zu haben, wie Du mir, so müßte mir das ein so großer Genuß sein, als irgend eine Freude. Oder Du müßtest glauben, daß ich das nicht so empfände; ich weiß aber, lieber Vater, wie ich jeden glücklichen Tag so deutlich fühle, daß ich Alles was mir die Welt und das Leben so lieb und schön macht, dem Himmel und nur Dir verdanke, und ich hoffe auch wohl, daß Du daran nie gezweifelt hast. 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C.M. zu nächsten Ostern 31, und bitte Dich mich wissen zu lassen, ob ich Dir ihn in einem unsrer Briefe einlegen soll (was aber doppeltes Porto kostet) oder ob ich ihn durch irgend einen Reisenden schicken kann (was freilich nicht so sicher ist.) Davon bitte ich Dich dann Dir 10 Louis, wenn Du so gut sein willst zu bezahlen, und den Rest zu meinem Gelde zu legen. Ferner melden mir <persName xml:id="persName_b6acf294-184e-40d5-8f57-91f08b4bd0d0">Mechetti’s<name key="PSN0113160" style="hidden">Pietro Mechetti quondam Carlo, Musikverlag in Wien</name></persName> daß <persName xml:id="persName_1a382b47-7194-490f-8353-033a3996e535">Cramer & Add.<name key="PSN0110489" style="hidden">Cramer, Addison & Beale, Musikverlag in London</name></persName> in London <title xml:id="title_6656d8f0-dc59-4953-ab2d-63173400763e">meine Stücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sqcabjs1-ij3z-w8nt-c5hn-ipttyfgoq614"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100417" style="hidden">Rondo capriccioso (Etude) E-Dur, 4. Januar 1828<idno type="MWV">U 67</idno><idno type="op">14</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n0qllc4n-lffp-8i5b-v8ms-gysbmsrlkdyl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name></title> gekauft haben, und da ich von <persName xml:id="persName_be2b69db-ed19-4d89-ba4b-254b3d6f471d">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, dem ich von München aus dies Geschäft auftrug, keine Zeile Antwort habe, so möchte ich gern wissen, ob er an Euch deswegen geschrieben hat. Ich will in den nächsten Tagen ihn selbst deshalb fragen, und sollte vielleicht Geld von da aus an Dich einlaufen, was ich nicht glaube, da ich kein Wort davon gehört hatte und auch also keine Dispositionen machen konnte, so bitte ich Dich auch es zu meinem Gelde zu legen. – Warum ich die Adressen poste restante aufgab, habe ich nun seitdem schon gemeldet; da die Kaufleute hier doppeltes oder dreifaches porto sich geben lassen, ist es hier sehr gewöhnlich und sicher eingerichtet, auch hat man mir pünctlich alle Briefe nachgeschickt. Für Deinen Brief an <persName xml:id="persName_2a2aa619-3348-49ac-9857-92b7bcf75d0d">Valentini<name key="PSN0115441" style="hidden">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName> und die Aufgabe des von mir aufgenommenen Geldes danke ich Dir sehr; ich werde hier monatlich etwa 30 Scudi oder weniger noch brauchen, und denke also um 200 rt unter der bestimmten jährlichen Summe zu bleiben; das Reisen ist mir dies Jahr theuer zu stehen gekommen; nächstes Jahr wo ich es besser einrichten will, hoffe ich weniger auszugeben. Auch wünsche ich mir von Dir einige Verhaltungsregeln wegen meines Dienstjahres; denn da ich mich im 23<hi rend="superscript">sten</hi> Jahre wieder melden soll, aber nicht einsehe, wie ich bis dahin wieder zurück sein kann nach dem von Dir bewilligten Plane, und da ich in Paris viel und lange zu thun zu finden hoffe, da man auch wohl jetzt nicht leicht einen Aufschub zugestehen wird, so bitte ich Dich, der Du alles dies wohl genau kennst, mir zu sagen, wie dies am besten zu machen sey. – Du schreibst mir aber, ich vermisse hier den comfort von England, und da muß ich mich in meinem Florentiner Briefe wohl falsch ausgedrückt haben; denn mir war dort sehr froh und nicht nach Vermissen von Bequemlichkeiten zu Muthe; auch suche ich mich immer an dem zu erfreuen, was die Gegenwart mir bringt, und dessen ist hier so viel, daß man nicht genügsam zu sein braucht, um nichts zu entbehren. Und doch habe ich wohl jede Stunde heut mit Rührung daran gedacht, daß ich seit einem Jahre nichts von England mehr gesehen habe; denn heut vor einem Jahre verließ ich es und fuhr nach Calais, und fing dort um diese Zeit <title xml:id="title_7a1f6040-6b9c-4ea4-862b-e0b3ee429996">das Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zbaz1tcb-k2hk-zatp-uvnm-wvuy4nrvgci7"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> für Eure bevorstehende silb. Hochzeit an, von der ich gewiß glaubte ich könnte sie nicht erleben, weil die Freude allzugroß sein würde. Ich fing es aber um diese Zeit an, und reis’te dann durch Brüssel, Löwen, Mastricht zu Euch hin, und an allen den Orten ist jetzt Verwüstung und Elend, und die silberne Hochzeit ist vorüber, und <title xml:id="title_2f0353a8-610b-4342-87b0-0aaafa1f7969">das Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ijiuo1pp-6xip-bzyc-gi8o-rkkq0v66kclw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> auch, und die Reise u. s. w. Heut vor einem Jahre trennte ich mich von <persName xml:id="persName_5b9139be-72ed-4deb-b996-0760f9bc7dcc">Ad. Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName>, den ich seitdem bei den Masern wieder sah, und fuhr mit meinem kranken Knie weiter, und heut war ich in der <placeName xml:id="placeName_1e122423-8eb6-430b-87df-93e0dd55f17a">Sixtinischen Kapelle<name key="SGH0100582" style="hidden" subtype="" type="sight">Cappella Sistina (Sixtinische Kapelle)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> bei <title xml:id="title_943c6a60-5df2-4a40-8a59-c9ff3b0d818c">MichelAngelos Propheten<name key="PSN0113332" style="hidden" type="author">Michelangelo Buonarroti (1475-1564)</name><name key="CRT0109982" style="hidden" type="art">Propheten</name></title> und im <placeName xml:id="placeName_6f9f8b21-8fc8-4cd7-85b4-08c17e7428fc">Knopf von Sct. Peter<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>. Mein Leben setze ich so fort, wie ich es neulich beschrieb; Morgens arbeite ich, gehe dann in Rom umher, und bin Abends mit den alten Bekannten zusammen, oder suche neue Bekanntschaften zu machen. Für alle Donnerstage bin ich zu <persName xml:id="persName_bfc98706-aa8d-4c07-986c-cdc27775c89f">Torlonia<name key="PSN0115359" style="hidden">Torlonia, Alessandro Raffaele Principe di Musignano (1800-1886)</name></persName>, für alle Sonntag zu <persName xml:id="persName_da4b5014-fc5c-4971-8771-d0c8bd54f467">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> eingeladen; neulich hatten wir eine Fahrt nach dem heitern Albano, gestern war ich bis Sonnenuntergang auf dem alten Rom, nächstens hoffe ich Euch von der <title xml:id="title_a89ab40b-2379-4974-b264-a4fd4744027e">beendigten Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5ksrx9sx-vgvj-2fss-ghsp-k9s4v3ex7onb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> zu schreiben, nach <title xml:id="title_8350b653-f403-4117-b429-d316f98eb7f7">dem Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wglepcyw-ca9c-4xyt-apil-ze99ptkljv3b"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100109" style="hidden">Der 115. Psalm »Non nobis Domine« / »Nicht unserm Namen, Herr« für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1829] bis 15. November 1830<idno type="MWV">A 9</idno><idno type="op">31</idno></name></title> habe ich wieder <title xml:id="title_6526d162-f477-4863-a003-181e9f4e1deb">eine kleine Musik<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vqitd8i0-7rd0-nsd6-lcym-bkxv4scru7mt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100131" style="hidden">Choral »Mitten wir im Leben sind« für gemischten Chor a cappella, 20. November 1830<idno type="MWV">B 21</idno><idno type="op">23/3</idno></name></title> für die <placeName xml:id="placeName_8584a19c-c9c2-4451-b5af-841560bdf6cb">Sing-Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fertig gemacht, morgen soll es nach der <placeName xml:id="placeName_8b6049e4-8d5f-4a5b-9a4d-5a287debb3f9">Farnesina<name key="SGH0102747" style="hidden" subtype="" type="sight">Villa Farnesina</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> gehen, und das ist ein herrliches Leben. Ich beschreibe es ausführlicher in einem Briefe an <persName xml:id="persName_7498a417-6c29-440c-a9a9-e58d82cbd90d">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, dessen Worte Du wohl zu streng beurtheilst, wenn Du mit <persName xml:id="persName_a54dba57-cd13-43af-96a3-1a4cc5a1b92b">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> sprichst, lieber Vater, so wie die Schwestern wohl auch das <title xml:id="title_88dbe00c-1cbb-4605-a556-f189caa590a1">Alex. Fest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title>, weil man bei der <placeName xml:id="placeName_47431e37-5136-43ae-9922-dbb74752d691">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> immer vergleicht, was sie sein könnte, mit dem was sie ist; <persName xml:id="persName_4e2fd7a6-3f61-4f97-8c6d-920af2e0bc76">der alte Herr<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> muß meinen Brief misverstanden haben, als wolle ich jetzt anfangen <persName xml:id="persName_c946499d-74a7-433b-9df3-8b73bf2eeb54">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> zu copiren, und schreibt mir nun darüber misbilligend, aus diesem Gesichtspunct ist alles was er sagt, zu verstehen, und wenn er mich erinnert nicht andre nachzuahmen, sondern meinen Weg zu gehen, so ärgert mich nur, daß ich meine Worte nicht deutlich genug stelle, um Misverständnisse zu vermeiden. – Endlich frägst Du mich, wie ich mit <persName xml:id="persName_a466f500-7efb-4019-9c19-48f866dd0b1c">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> stehe, und ich denke, ich kann darauf antworten, sehr gut. Er hat mich neulich mit der größten Herzlichkeit an alle Freundschaftlichkeit und Güte erinnert, die Ihr, <persName xml:id="persName_2a883190-7ec2-4bdd-a5e0-b99cd91c9765">liebe Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, für ihn gehabt hättet, und mich gebeten alle Tage, wenn ich wollte, bei ihm zu sein; er erwarte mich jeden Mittag zu Tische, jeden Abend im Kreis seiner Freunde, und Morgens möchte ich mich auf der orgue expressive oder dem Flügel ergehen, denn er sey dies nicht allein mir, sondern aus Dankbarkeit Euch schuldig. Und so verdanke ich die vergnügten Stunden bei ihm wieder Euch. Seitdem war ich nun oft da, und da er gern das Gespräch auf seine Liturgie und ihren musikal. Theil bringt, den ich sehr mangelhaft finde, so nehme ich kein Blatt vor den Mund, sage meine Meinung grade heraus, und wie ich glaube, ist das die einzige Art, den Menschen näher zu kommen. So haben wir schon ein Paar sehr lange ernsthafte Gespräche gehabt, und ich hoffe wir werden einander genauer kennen lernen. Gestern Abend war bei ihm <persName xml:id="persName_49c52cf1-d1b6-4f9a-990b-840807016c12">Palestrinasche<name key="PSN0113727" style="hidden">Palestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594)</name></persName> Musik, wie alle Sonntag, und da habe ich dann zuerst vor den Römischen Musikern in corpore gespielt. Ich weiß das ganz genau, wenn ich in einer fhremden Stadt das erstemal mich bei den Leuten <hi rend="underline">durch</hi>spielen muß; mir ist dann auch ein bischen befangen, und so war es gestern. Die <placeName xml:id="placeName_0b473ca1-7be3-4d9d-a5ed-c052639e8cbb">päpstl. Sänger<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hatten den <persName xml:id="persName_4056b14c-a9c2-41f3-b09e-4a2abc992bc6">Palestrina<name key="PSN0113727" style="hidden">Palestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594)</name></persName> ausgesungen, und nun sollte ich noch was spielen; Brillantes paßte nicht, und Ernsthaftes hatten sie übergenug gehabt; ich bat also den <persName xml:id="persName_163bf904-524e-4404-bf9d-bda3dc810f1e">Director Astolfi<name key="PSN0109567" style="hidden">Astolfi, Mariano (1790-1854)</name></persName> um ein Thema, der tippte mir denn mit einem Finger an: <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_e06d1398-e8e4-a08a3-f0ab6-7b31aaa45091" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> und lächelte dazu, die schwarzröckigen Abbaten stellten sich um mich her, und hatten große Freude daran. Das merkte ich und es munterte mich auf, und so gelang es mir gegen das Ende ganz gut; sie klatschten ganz rasend und <persName xml:id="persName_370518ce-d9c8-4733-91bf-707959cb1526">der alte Santini<name key="PSN0114459" style="hidden">Santini, Fortunato (1778-1861)</name></persName> küßte mir mehreremal die Hände, ohne daß ich es abwehren konnte; <persName xml:id="persName_f844a7ef-3be7-4b6f-9ff7-b203f5685e2e">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> meinte, ich hätte die Geistlichkeit verblüfft, kurz die Sache war hübsch, und hat mir viele Freude gemacht. Mit dem öffentlich Spielen oder Aufführen sieht es hier ohnehin elend aus; die <placeName xml:id="placeName_4853b3d2-c6c9-46fb-9bf4-f85e57b823e1">philharmonische Gesellschaft<name key="NST0100262" style="hidden" subtype="" type="institution">Accademia Filarmonica Romana</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> hier wird meistens von Schneidern besucht und das Orchester ist elend, als prima donna erwartet man bei der <placeName xml:id="placeName_f0612944-2496-48e5-bcc0-6b082bae61d5">Oper<name key="NST0100263" style="hidden" subtype="" type="institution">Teatro della Valle</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> <persName xml:id="persName_408cb2a6-5c79-48be-b52d-1a2435f9ab15">Mamsell Carl<name key="PSN0110283" style="hidden">Carl, Henriette Bertha (1805-1890)</name></persName> aus Berlin und vielleicht auch <persName xml:id="persName_b971108d-803d-49d6-914c-2cb71db4a540">Mams. Hoffmann<name key="PSN0112043" style="hidden">Hoffmann, Sophie (1803-1852)</name></persName>; so muß man sich denn an die Gesellschaften halten und im Trüben fischen. Wenn ich Dir und Euch Allen nun noch von <persName xml:id="persName_4063ed3c-318b-4978-bf14-68c4cb1744cb">Bunsens<name key="PSN0110194" style="hidden">Bunsen, Familie von → Christian Carl Josias B.</name></persName>, <persName xml:id="persName_d3ce41ce-376c-4531-af57-de22c76e6c88">Bendemanns<name key="PSN0109803" style="hidden">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName>, <persName xml:id="persName_c6822528-d09d-48be-8413-f70ed3e46462">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> die besten Grüße bestellt habe, <seg type="closer" xml:id="seg_a162c448-c354-45a9-8765-bd4bc5a8cda6">so wäre ich für heut mit dem Neuen fertig, und hätte nur noch zu sagen, wie ich Dir jedes Glück und Freude und Gesundheit wünsche, und wie ich Dich bitte, meiner nicht zu vergessen. Leb wohl und glücklich, lieber Vater.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix</signed></div></body> </text></TEI>