fmb-1830-11-02-01
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Rom, 1. und 2. November 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys(FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
So zieht sich denn der Kreis der Nächsten, Befreundeten immerenger zusammen, und die gesund und kräftig stehen bleiben, müssen sich dieses unaussprechlichenGlücks immer mehr bewußt werden, es immer höher schätzen, und desto enger an einander hängen. Michhat die Krankheit von
Es ist dies die einzige Nachricht, die ich von Euch hier gefunden habe, von ten keinen Brief. Siewar mir sehr schmerzlich, und hat mich ernst auf mich zurückgeführt; sie hat mich, da ich nochzweifelhaft war ob ich nicht vielleicht gleich nach dem lustigen, modischen Neapel eilen sollte, nunfast ganz bestimmt den Winter hier zu bleiben und sehr fleißig zu arbeiten.
ten
Daß ich nun in Rom bin, will mir noch kaum recht in den Kopf, und als ich gestern Morgen früh imblendend hellen Mondlicht bei tiefblauem Himmel über eine Brücke mit Statuen fuhr, und der Couriersagte: Ponte molle, so war mir alles wie ein Traum und mir kam zugleich mein Krankenlager in Londonvor einem Jahr, und die rauhe Schottische Reise, und München und Wien und die Pinien auf den Hügelnvor die Sinne
N. S. Liebe
Rom d. 1 Nov. 30So zieht sich denn der Kreis der Nächsten, Befreundeten immerenger zusammen, und die gesund und kräftig stehen bleiben, müssen sich dieses unaussprechlichenGlücks immer mehr bewußt werden, es immer höher schätzen, und desto enger an einander hängen. Michhat die Krankheit von TanteJette innig betrübt, und wenn auch nach Euern Nachrichten Besserung zuhoffen ist, so wird doch wohl eine große Veränderung mit ihr eingetreten sein, und vielleicht werdeich sie nicht mehr im frohen Kreise sehen können. Es geht so vieles auseinander und trennt sich, aber wenn auch an die liebsten Menschen die Reihe kommt so ist es ein hartes beängstigendes Gefühl. Wir haben darin, wie wohl in Allem, bisjetzt ein Glück gehabt für das ich nie dem Himmel genugdanken konnte; möge er uns das erhalten, und mich sein Ende nicht erleben lassen. Mögen wir immerzusammen bleiben; alles andre erscheint so klein dagegen. Es ist dies die einzige Nachricht, die ich von Euch hier gefunden habe, von Vater habe ich seit dem 3ten keinen Brief. Siewar mir sehr schmerzlich, und hat mich ernst auf mich zurückgeführt; sie hat mich, da ich nochzweifelhaft war ob ich nicht vielleicht gleich nach dem lustigen, modischen Neapel eilen sollte, nunfast ganz bestimmt den Winter hier zu bleiben und sehr fleißig zu arbeiten. Bunsen kommt erstEnde dieser Woche wieder, doch sagen mir alle, im Anfang des Frühlings sey die Zeit nach Neapel zugehen, und er werde mir das auch rathen; ich werde ihn befragen sobald er da ist, und wenn wirklichseine Meinung dafür ist, so bleibe ich wohl bis zum April hier. Ein hübsches Zimmer in der Nähe desCapitols werde ich morgenbeziehen: es hat die Sonnenseite, ich bin bei guten Leuten, für ein erträgliches Clavier will ichauch sorgen, mein Notenpapier liegt in einer dicken Rolle auf dem Tische, und wenn ich aus demFenster sehe, so habe ich den spanischen Platz und Trinità vor mir, Hübners haben mich aufsFreundlichste empfangen wir werden viel zusammen sein – es läßt sich Alles schön für den Winter an, und will’s der Himmel so wird es so. Da will ich es denn hoffen. – d. 2ten früh. Nunwill ich aber nicht mehr betrübt schreiben; denn so wie mich nun Euer Brief nach 14 Tagen trübgestimmt hat, so thut es dann meine Antwort in 4 Wochen, Ihr schreibt mir darauf wieder so, und esgeht ins Unendliche. Überhaupt da es 4 Wochen dauert ehe man Antwort haben kann, so muß man sicheben darauf beschränken zu erzählen was vorgeht und vorgegangen ist, und die Stimmung weiter nichtviel beschreiben, sie geht auch aus dem Erlebten und der Erzählung davon meistentheils schon hervor. Ihr werdet schon erfahren haben, daß der junge Goethe hier vor einigen Tagengestorben ist; ich kann Euch nicht sagen, wie mich auch diese Begebenheit traurig gemacht hat, siewird den Vater sehr schmerzen; und wenn auch der Sohn sich eigentlich schlecht undroh gegen ihn benommen haben mag, und wenn es auch wahr ist, daß er an den Folgen des übermäßigenTrinkens gestorben ist, so war er immer der einzige Sohn und der Alte wird sich einsam fühlen. Ichwerd heut zu Kestner gehen, um etwas Näheres darüber zu erfahren; gestern Abend war ich bei Bendemanns und habe denversprochnen Thee wirklich bekommen, sie sind wohl, vergnügt und freundlich, sehen und genießenAlles was hier schön ist, und da sie mir erlaubt haben so oft und so täglich zu kommen, wie ich nurwill, so werde ich oft kommen; sie und Hübner’s lassen Euch alle tausendmal grüßen, wennDu, o Beckchen, aber über Dein Alter seufzest weil Jettchen 5 Jahr jünger ist und ihr doch der Hofgemacht wird, was soll ich da thun, der ich Pauline als muntere Braut verlassen habe, und sienun mit einem netten schwarzäugigenKinde auf dem Arm wiederfinde, während Hübner in die Hände klatscht um es zur Ruhe zubringen, wenn es schreit? Wir werden sehr alt, aber ich hoffe ein Besseres, ähnlich Horace Vernet. Seit ich weiß, daß der Mannschwer zugänglich ist und eineschöne Tochter hat, habe ich für ihn und seine Bilder eine ordentliche Passion, undmuß ihn um jeden Preis kennen lernen. Heut früh ist große Musik im Quirinal, diemuß ich bezeugen, und dann besuch’ ich Joh. Veit (ich habe ein härterAngesicht denn ein Fels, und lasse mich nicht bekehren), dann geh ich zu Hermann Heine, der zwar sehr krank aber nichthoffnungslos sein soll, dann geb’ ich Briefe ab, suche mein Instrument, und heut über 8 Tage schreibich Euch einen ordentlichen langen Schreibebrief, worin von Deutschen Künstlern und mannichfachenSchnurrbärten die Rede sein soll; Götzenberger und die Lauska, Emil Wolff und Ahlborn mit einem Schnurrbart, Ambrosch und Cornelius (der ersterewohnt in Berlin über Horn) und so noch etliche kleine. Ich nehme mir vor so viel Clavier zu spielen in dem Winter, wie dieFinger halten wollen, und mich weidlich zwischen Engländern, Franzosen und meinen biederbärtigenLandsleuten herumzutreiben, wenn sie mich haben wollen. Daß ich nun in Rom bin, will mir noch kaum recht in den Kopf, und als ich gestern Morgen früh imblendend hellen Mondlicht bei tiefblauem Himmel über eine Brücke mit Statuen fuhr, und der Couriersagte: Ponte molle, so war mir alles wie ein Traum und mir kam zugleich mein Krankenlager in Londonvor einem Jahr, und die rauhe Schottische Reise, und München und Wien und die Pinien auf den Hügelnvor die Sinne. Frh. Redens Rath über ponte angelica zu fahren, konnte ich nicht befolgen; weilder Courier Eile hatte, den St. Peter werde ich wohl erst morgen recht in der Nähe ansehenkönnen; die Reise von Florenz her hat wenig Anziehendes; Siena, das schön sein soll, passirten wirin der Nacht; ärgerlich war mir es, daß ein regelmäßig gehender Courier der Regierung einefortwährende Militairbedeckung mitnehmen muß, die er in der Nacht verdoppelt, und die dochnothwendig zu sein scheint, da er sie bezahlt. So etwas sollte heut in dieser Zeit nicht mehrvorkommen. Indeß geht doch Alles vorwärts, und es giebt Momente, wo man ordentlich den Sprung mitansieht; so saß ich in Florenz den Abgang der Post erwartend, las französ. Zeitungen und in demAugenblicke als die Glocke schlug, sah ich noch unter den Ankündigungen: la vie de Siebenkase par Jean Paul; ich hattedarüber so meine eignen Gedanken, wie so nach und nach alle schönen Gestalten von uns hinüberwandelnund wie unsre großen Männer nach ihrem Tode dort gefeiert werden, während bei ihrem Leben Lafontainesche Romane und französ. Vaudevilles auf ihre Landsleute Eindruck machen, und wie wir statt dessen nur den Schund derFranzosen, Auber und Scribe, aber nicht Beaumarchais und Rousseau uns anzueignen versuchen. Das schadet aber garnichts. Das erste von Musik was ich hier sah, war der Tod Jesu von Graun, den ein hiesigerabbate, Fortunato Santini, recht gelungen undtreu ins Italiänische übersetzt hat; nun ist die Musik des Ketzers mit dieser Übersetzung nach Neapelgeschickt worden, wo sie diesen Winter in einer großen Feierlichkeit ausgeführt werden soll, und dieMusiker sollen ganz entzückt sein von der Musik und gehen mit großer Liebe und Enthusiasmus ansWerk; der abbate erwartet mich schon lange wie ich höre, und mit Ungeduld, weil er mehrereAufschlüsse über deutsche Musik von mir haben möchte, und weil er hoffte, ich würde ihm die Partiturvon der Bachschen Passion mitbringen. So geht es dennimmer vorwärts, und dringt so sicher durch wie die Sonne; bleibt’s heute nebelig, so ist es eben einZeichen, daß der Frühling noch nicht da ist, aber wiederkommen muß er. Und so gehe ich denn nunmeinem Winter in Rom entgegen; laßt mich regelmäßig von Euch hören, ich will alle Dinstageschreiben, und Euch von allem was mich bewegt Nachricht geben; lebt alle herzlich wohl und möge Euch der gütigsteHimmel froh und frisch mir erhalten. Dann auf Wiedersehen Felix MendelssohnBartholdy N. S. Liebe Fanny frage doch Hensel ob er mich nicht auch mal wieder will von sich hörenlassen; ob er mir nicht Leute zum Aufsuchen hier empfehlen will; und ob ich nicht erfahren soll, welche Verzierungen in den Ecken von Beckchens Bild sind?
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-11-01" xml:id="date_700994d6-4fd9-4c01-895d-90f1e60113e0">1.</date> und <date cert="high" when="1830-11-02" xml:id="date_2a486cf5-1344-468b-af73-fbeed7f5d144">2. 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Mögen wir immerzusammen bleiben; alles andre erscheint so klein dagegen. </p><p>Es ist dies die einzige Nachricht, die ich von Euch hier gefunden habe, von <persName xml:id="persName_58de454f-44d3-4d69-a7a7-29d5ddb0acd5">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> habe ich seit dem 3<hi rend="superscript">ten</hi> keinen Brief. 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Überhaupt da es 4 Wochen dauert ehe man Antwort haben kann, so muß man sicheben darauf beschränken zu erzählen was vorgeht und vorgegangen ist, und die Stimmung weiter nichtviel beschreiben, sie geht auch aus dem Erlebten und der Erzählung davon meistentheils schon hervor.Ihr werdet schon erfahren haben, daß <persName xml:id="persName_d50d4595-a059-4547-bb5d-bfe0fecfa58c">der junge Goethe<name key="PSN0111423" style="hidden">Goethe, Julius August Walter von (1789-1830)</name></persName> hier vor einigen Tagengestorben ist; ich kann Euch nicht sagen, wie mich auch diese Begebenheit traurig gemacht hat, siewird den <persName xml:id="persName_90767692-5016-402b-92c1-a76dd8da5f95">Vater<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> sehr schmerzen; und wenn auch der Sohn sich eigentlich schlecht undroh gegen ihn benommen haben mag, und wenn es auch wahr ist, daß er an den Folgen des übermäßigenTrinkens gestorben ist, so war er immer der einzige Sohn und der Alte wird sich einsam fühlen. Ichwerd heut zu <persName xml:id="persName_1b18c5cc-937b-471f-88be-44f8f1d51a85">Kestner<name key="PSN0112364" style="hidden">Kestner, Georg August Christian (1777-1853)</name></persName> gehen,um etwas Näheres darüber zu erfahren; gestern Abend war ich bei <persName xml:id="persName_cdfd1a94-dcfc-4c85-adc3-76f61edabf7a">Bendemanns<name key="PSN0109803" style="hidden">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName> und habe denversprochnen Thee wirklich bekommen, sie sind wohl, vergnügt und freundlich, sehen und genießenAlles was hier schön ist, und da sie mir erlaubt haben so oft und so täglich zu kommen, wie ich nurwill, so werde ich oft kommen; sie und <persName xml:id="persName_66436168-594f-4f07-8e36-a2fbaca01150">Hübner’s<name key="PSN0112121" style="hidden">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName> lassen Euch alle tausendmal grüßen, wennDu, o <persName xml:id="persName_9d1fa45d-f270-4ab7-beea-09ba27c6ccfa">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, aber über Dein Alter seufzest weil <persName xml:id="persName_555b5a00-ad3f-4767-8676-9ed73257d4e3">Jettchen<name key="PSN0109842" style="hidden">Benedicks, Henriette Gustafva (1816-1873)</name></persName> 5 Jahr jünger ist und ihr doch der Hofgemacht wird, was soll ich da thun, der ich <persName xml:id="persName_39c7f2ab-34d4-45d8-828b-78a1aab47dee">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> als muntere Braut verlassen habe, und sienun mit <persName xml:id="persName_284abb74-01b9-4bf5-9e07-58450f86c6c7">einem netten schwarzäugigenKinde<name key="PSN0112123" style="hidden">Hübner, Albertine Eleonore Mathilde Emma (1830-1844)</name></persName> auf dem Arm wiederfinde, während <persName xml:id="persName_868269eb-fefc-45c8-8612-7ef78cae7491">Hübner<name key="PSN0112130" style="hidden">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882)</name></persName> in die Hände klatscht um es zur Ruhe zubringen, wenn es schreit? Wir werden sehr alt, aber ich hoffe ein Besseres, ähnlich <persName xml:id="persName_48ebaca7-e714-4dbe-ad34-830698e66ca3">Horace Vernet<name key="PSN0115495" style="hidden">Vernet, Emile Jean Horace (1789-1863)</name></persName>. Seit ich weiß, daß der Mannschwer zugänglich ist und <persName xml:id="persName_c1f48637-4f8c-4ccc-a658-ae7cef826a43">eineschöne Tochter<name key="PSN0115492" style="hidden">Vernet, Anne Elisabeth Louise (1814-1843)</name></persName> hat, habe ich für ihn und seine Bilder eine ordentliche Passion, undmuß ihn um jeden Preis kennen lernen. Heut früh ist große Musik im <placeName xml:id="placeName_ce130f4d-f856-43bf-8cdb-645a1642e41f">Quirinal<name key="SGH0100254" style="hidden" subtype="" type="sight">Palazzo Quirinale</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, diemuß ich bezeugen, und dann besuch’ ich <persName xml:id="persName_36104891-2a95-47f1-bf37-07785e487b0f">Joh. Veit<name key="PSN0115466" style="hidden">Veit, Johannes (bis 1810: Jonas) (1790-1854)</name></persName> (ich habe ein härterAngesicht denn ein Fels, und lasse mich nicht bekehren), dann geh ich zu <persName xml:id="persName_c4f119d2-9e44-4c4b-b28a-34dd182106e4">Hermann Heine<name key="PSN0111819" style="hidden">Heine, Hermann (1804-1831)</name></persName>, der zwar sehr krank aber nichthoffnungslos sein soll, dann geb’ ich Briefe ab, suche mein Instrument, und heut über 8 Tage schreibich Euch einen ordentlichen langen Schreibebrief, worin von Deutschen Künstlern und mannichfachenSchnurrbärten die Rede sein soll; <persName xml:id="persName_b0cce6be-002b-48ea-8f8f-94eacf99aae2">Götzenberger<name key="PSN0111491" style="hidden">Götzenberger, Franz Jacob Julius (1802-1866)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_73e6d2ad-0efb-4c7c-a2af-6c74ae3bcfbd">Lauska<name key="PSN0112718" style="hidden">Lauska, Caroline Friederike Henriette (1787-1871)</name></persName>, <persName xml:id="persName_048574ac-9543-43e9-b977-816c7623f796">Emil Wolff<name key="PSN0115842" style="hidden">Wolff, Emil (1802-1879)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d1ac4695-ba6a-4c36-8b76-7dda99bfa6ff">Ahlborn<name key="PSN0109402" style="hidden">Ahlborn, August Wilhelm Julius (1796-1857)</name></persName> mit einem Schnurrbart, <persName xml:id="persName_8bb64170-bf53-4846-a724-41d4f1435901">Ambrosch<name key="PSN0109458" style="hidden">Ambrosch, Julius Athanasius (1804-1856)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f3da9b0c-a9df-4847-9857-ea2f599c5e56">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName> (der ersterewohnt in Berlin über <persName xml:id="persName_720081c6-9371-49fe-8069-879cacf93995">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName>)und so noch etliche kleine. Ich nehme mir vor so viel Clavier zu spielen in dem Winter, wie dieFinger halten wollen, und mich weidlich zwischen Engländern, Franzosen und meinen biederbärtigenLandsleuten herumzutreiben, wenn sie mich haben wollen.</p><p>Daß ich nun in Rom bin, will mir noch kaum recht in den Kopf, und als ich gestern Morgen früh imblendend hellen Mondlicht bei tiefblauem Himmel über eine Brücke mit Statuen fuhr, und der Couriersagte: Ponte molle, so war mir alles wie ein Traum und mir kam zugleich mein Krankenlager in Londonvor einem Jahr, und die rauhe Schottische Reise, und München und Wien und die Pinien auf den Hügelnvor die Sinne<persName xml:id="persName_f1ba1124-a318-4261-a6ec-f87e34ec4259">. Frh. Redens<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> Rath über ponte angelica zu fahren, konnte ich nicht befolgen; weilder Courier Eile hatte, den <placeName xml:id="placeName_61a1b6b3-0050-4f30-b32e-19310a394f4e">St.Peter<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> werde ich wohl erst morgen recht in der Nähe ansehenkönnen; die Reise von Florenz her hat wenig Anziehendes; Siena, das schön sein soll, passirten wirin der Nacht; ärgerlich war mir es, daß ein regelmäßig gehender Courier der Regierung einefortwährende Militairbedeckung mitnehmen muß, die er in der Nacht verdoppelt, und die dochnothwendig zu sein scheint, da er sie bezahlt. So etwas sollte heut in dieser Zeit nicht mehrvorkommen. Indeß geht doch Alles vorwärts, und es giebt Momente, wo man ordentlich den Sprung mitansieht; so saß ich in Florenz den Abgang der Post erwartend, las französ. Zeitungen und in demAugenblicke als die Glocke schlug, sah ich noch unter den Ankündigungen: la vie de <title xml:id="title_9ddd543e-b058-49aa-91ff-a62e3daf8603">Siebenkase</title> par Jean Paul; ich hattedarüber so meine eignen Gedanken, wie so nach und nach alle schönen Gestalten von uns hinüberwandelnund wie unsre großen Männer nach ihrem Tode dort gefeiert werden, während bei ihrem Leben <persName xml:id="persName_df7c89b5-2aaa-430f-ab0c-21e639b69789">Lafontainesche<name key="PSN0112646" style="hidden">Lafontaine, August Heinrich Julius (1758-1831)</name></persName> Romane und französ.Vaudevilles auf ihre Landsleute Eindruck machen, und wie wir statt dessen nur den Schund derFranzosen, <persName xml:id="persName_90d1fb1b-a23f-4f7c-b009-a95296ac541c">Auber<name key="PSN0109579" style="hidden">Aubert, Jean Louis (1731-1814)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c889af10-4571-4e25-a82b-0af96c0b8c3e">Scribe<name key="PSN0114826" style="hidden">Scribe, Augustin Eugène (1791-1861)</name></persName>, aber nicht <persName xml:id="persName_02d381da-56b0-455c-8c5f-c68a557d315a">Beaumarchais<name key="PSN0109734" style="hidden">Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732-1799)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d7f1e406-2651-4ddd-82d2-60249bbb319a">Rousseau<name key="PSN0114332" style="hidden">Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778)</name></persName> uns anzueignen versuchen. Das schadet aber garnichts. Das erste von Musik was ich hier sah, war der <title xml:id="title_83fb465c-0815-4322-a58e-8ff555c73531">Tod Jesu von Graun</title>, den ein hiesigerabbate, <persName xml:id="persName_6b9191b7-72fc-4c16-9541-0f65f6d5a89f">Fortunato Santini<name key="PSN0114459" style="hidden">Santini, Fortunato (1778-1861)</name></persName>, recht gelungen undtreu <title xml:id="title_b68067e1-5720-4b51-b6ba-eb9220b36945">ins Italiänische übersetzt hat<name key="PSN0114459" style="hidden" type="author">Santini, Fortunato (1778-1861)</name><name key="CRT0110621" style="hidden" type="literature">Carl Heinrich Graun, Der Tod Jesu GraunWV B : VII : 2 (ital. Übersetzung)</name></title>; nun ist die Musik des Ketzers mit dieser Übersetzung nach Neapelgeschickt worden, wo sie diesen Winter in einer großen Feierlichkeit ausgeführt werden soll, und dieMusiker sollen ganz entzückt sein von der Musik und gehen mit großer Liebe und Enthusiasmus ansWerk; der abbate erwartet mich schon lange wie ich höre, und mit Ungeduld, weil er mehrereAufschlüsse über deutsche Musik von mir haben möchte, und weil er hoffte, ich würde ihm die Partiturvon der <title xml:id="title_98d42088-0215-4ae7-86f0-e5e0ec7973fe">Bachschen Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> mitbringen. So geht es dennimmer vorwärts, und dringt so sicher durch wie die Sonne; bleibt’s heute nebelig, so ist es eben einZeichen, daß der Frühling noch nicht da ist, aber wiederkommen muß er. Und so gehe ich denn nunmeinem Winter in Rom entgegen; laßt mich regelmäßig von Euch hören, ich will alle Dinstageschreiben, und Euch von allem was mich bewegt Nachricht geben; <seg type="closer" xml:id="seg_aecbcdde-3d10-4d76-9f5c-174f0132ab3f">lebt alle herzlich wohl und möge Euch der gütigsteHimmel froh und frisch mir erhalten. Dann auf Wiedersehen</seg></p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix MendelssohnBartholdy</add></signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_f79c03b2-581e-4da5-9019-a94b12129cba"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">N. S. Liebe <persName xml:id="persName_0cc13a13-b522-4f03-9661-ad668b8c7590">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> frage doch <persName xml:id="persName_dcbb6e45-5d97-4f52-81cd-3aa1c48cb66a">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ob er mich nicht auch mal wieder will von sich hörenlassen; ob er mir nicht Leute zum Aufsuchen hier empfehlen will; und ob ich nicht erfahren soll,welche Verzierungen in den Ecken von <persName xml:id="persName_36e5c973-56d7-4c14-a9fc-cc8be0612bd8">Beckchens<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><title xml:id="title_0e2f1545-730e-47a1-8b1f-9676cb79320d"> Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109203" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1830)</name></title> sind?</p></div></body></text></TEI>