fmb-1830-10-02-01
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Wien, 5. September, und Lilienfeld, 2. Oktober 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Eduard Devrient
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenSept. 1830
Ich sehe nicht ein, warum ich Dir jetzt nicht schreiben sollte, da es so recht wohnlich und abendlich hier im Zimmer ist, während es draußen stürmt und regnet, und da ich eben mit Componiren fertig bin und nun an Dich denke, der Du darin predigen sollst. Ich schreibe Dir also, obwohl Du nicht edel bist, sonst hättest Du nicht gewartet bis ich Deinen lieben Brief beantwortete, sondern hättest auch wohl noch einmal geschrieben, und tausend Kleinigkeiten gemeldet und ausgemalt, wie Du es so gut kannst. Nun, wenn Du nur jetzt wieder etwas von Dir hören lässest, so bin ich schon zufrieden; aber schreibe bald, und einen rechten langen, 4 bögigen Brief, mit Klatschereien und Bildern und Noten kurz plaudre mit mir; ich dächte, Du müßtest zuweilen das Bedürfniß dazu fühlen, denn es geht niemals einem allein so, und mir ist gar zu oft danach zu Muthe. Erzähle was und wie Du singst, und wie Dein weißer Morgenrock sich befindet, und ob Du malst; erzähle von
Freilich aber bin ich fern, und viele Zeit ist schon wieder vergangen, seit wir uns nicht gesehn haben; wenn ich aus dem
ten
Wien 5ten Sept. 1830. Mein lieber Eduard Ich sehe nicht ein, warum ich Dir jetzt nicht schreiben sollte, da es so recht wohnlich und abendlich hier im Zimmer ist, während es draußen stürmt und regnet, und da ich eben mit Componiren fertig bin und nun an Dich denke, der Du darin predigen sollst. Ich schreibe Dir also, obwohl Du nicht edel bist, sonst hättest Du nicht gewartet bis ich Deinen lieben Brief beantwortete, sondern hättest auch wohl noch einmal geschrieben, und tausend Kleinigkeiten gemeldet und ausgemalt, wie Du es so gut kannst. Nun, wenn Du nur jetzt wieder etwas von Dir hören lässest, so bin ich schon zufrieden; aber schreibe bald, und einen rechten langen, 4 bögigen Brief, mit Klatschereien und Bildern und Noten kurz plaudre mit mir; ich dächte, Du müßtest zuweilen das Bedürfniß dazu fühlen, denn es geht niemals einem allein so, und mir ist gar zu oft danach zu Muthe. Erzähle was und wie Du singst, und wie Dein weißer Morgenrock sich befindet, und ob Du malst; erzähle von Deiner Frau, und wenn sie über eine tolle Zeitungsanzeige von Dir ein wenig weint, und Du dann allein im Schneegestöber nach der Expedition fahren mußt, um die Sache gut zu machen, so sehne Dich nach mir und schreibe mir es gleich, die Geschichte rührt mich noch, wenn ich daran denke; auch ob Deine Schwägerinn noch meine Reformationssinfonie achtet muß ich wissen, und wie ihr alle vergnügt lebt, ob Felix seinen hoffnungsvollen Übermuth noch hat und tüchtig ungezogen ist, ob Marie noch meine Freundinn ist (denn ich behaupte seit der Gartengeschichte, daß sie ein faible für mich habe, Du weißt daß ich sie nicht grüßte) endlich horche hin, ob Anna und besonders Deine Frau mein Umwerfen des Kinderwagens vergessen haben und ob Ihr an mich denkt bei einem Reiskuchen – kurz, sage wieder guten Tag. Bin ich denn fremd, weil ich fern bin? Freilich aber bin ich fern, und viele Zeit ist schon wieder vergangen, seit wir uns nicht gesehn haben; wenn ich aus dem Liederspiel singe, so klingt es schon gar sehr nach Erinnerung und Vergangenheit. Lustig gelebt habe ich seitdem, und bin heiter gewesen, habe aber wenig Musik innerlich gemacht, wäre nicht Wien solch ein verdammt liederliches Nest so daß ich mich ganz in mich verkriechen muß und geistliche Musiken schreibe, so hätte ich gar Nichts Neues aufzuweisen. Indeß habe ich heut die zweite Nummer eines Chorals mit Instrumenten beendigt, und werde wohl übermorgen mit der dritten und so mit dem ganzen Stück fertig werden, und dann fange ich ein kleines Ave Maria für Singstimmen allein an, das ich schon ganz im Kopfe trage. In dem Choral, den ich Euch schicke, sobald er fertig ist, findest Du eine Arie für Deine Stimme; sey so gut und singe sie zerknirscht. Hauser flucht, daß meine Solobässe und Lieder so hoch liegen; ich behaupte dann, sie paßten Dir, und wenn ich meinen Jüngling-Liederkranz fast jämmerlich selbst singen muß, so erfolgt immer nachher ein Epilog, der für Dich schmeichelhaft ist. Kloster Lilienfeld d. 2ten Okt. Hier wurde ich vor 4 Wochen gestört, ließ den Brief angefangen, und bin seitdem nicht wieder zur Ruhe und zum Schreiben gekommen. Dies aber ist aus Steyermark, und das Kloster liegt ganz von grünen Waldbergen eingeengt, auf allen Seiten rauscht es und murmelt, daher giebt es auch Forellen zum Abendbrod, es ist erst 7 und schon stockfinster draußen, das erinnert nicht weniger an den Herbst als bey Tag die tausendfarbigen Berge, wo das Roth der Kirschbäume und das Frühlingsgrün der Wintersaat lustig durch einander scheint, in der Dämmerung war ich im Kloster und hab die Bekanntschaft der Orgel gemacht, morgen früh gehts weiter gegen Süden zu, und wieder liegt ein ganzes Bündel Zeit hinter mir. Ich habe in der Zwischenzeit Deinen sehr lieben Brief mit der Gartenzeichnung erhalten, für die ich Dir recht von Herzen danke; meine Bitten auf der vorigen Seite wären also eigentlich überflüssig, indessen sind sie nun einmal da, und können ja für ein nächstes Mal und für Rom eben so gut gelten. Der Choral ist nun freilich längst fertig, und das ave auch; mit der ersten guten Gelegenheit schicke ich die Stücke zu Euch; auch ein Lied ist seitdem geboren, da es aber nichts taugt, behalte ichs für mich. Ferner hab ich in Baden leider sehr die cour gemacht, und mir war wirklich gar sehr wohl und warm dabey; es ist mir schwer geworden fortzugehen, denn es war so hübsch, wie ich es vielleicht nicht bald wieder finde; hat aber doch nichts geholfen und heut früh hab ich dran glauben und Abschied nehmen müssen; und wenn ich gestern früh im feinsten morning dress (Du kennst ihn aus fra diavolo) mit vielen Damen spazieren ging, Mittags elegant speis’te, und Abends in Gesellschaft auf Liederthemas phantasirte, so bin ich heut wieder so ruppig, wie immer, der Weg ging durch die Herbstberge es war kalte Luft, mir ist schon wieder echt reisemäßig, und eben kommen die bewußten Forellen. Es ist aber auch verdammt einsam hier in Lilienfeld; man hört die Peitschen von der Landstraße her in großer Ferne. – So, nach dem Essen sieht sich die Sache schon behaglicher an, und ich will Dir noch einige „seitdem’s“ erzählen. Ich bin also in Presburg zur Krönung seitdem gewesen; das Nähere darüber habe ich an Paul gemeldet; indeß fatal war es mir, als ich bei der Cathedrale spazieren ging, zwischen lauter prächtigen Ungarischen Gesichtern, zwischen den schlanken, kecken Gestalten in ihren bunten Trachten auf einmal Herrn Henoch aus Berlin zu begegnen. Die Mark ist wahrhaftig sehr sandig; mir wurde elend zu Muthe beim Anblick des lieben Landsmanns. Und wenn ich dann einmal ins Schimpfen gerathe, so komme ich nicht so leicht wieder heraus, wie Du wol weißt, und da muß ich denn auch sowohl den Förster als den Maler Hermann in München bei Dir verklagen, die beiden Leute haben mir gar zu wenig gefallen. Erstlich ihre Malereien nicht, denn die sind so künstlich-einfach, und so schwächlich-colossal, und so mesquin-großartig, und so geziert-rekelhaft; zweitens sie selbst nicht, denn sie sind wie ihre Malereien, und suchen Deutschland in der Tracht, und tragen das Große immer fort im Munde, und suchen das Eigenthümliche in kurzen Röcken, langen Haaren, und einem nackten Halse, und sprechen so viel von der Herzlichkeit; dann ihre Ansichten nicht, denn es fehlt ihnen das erste, was nach meiner Meinung ein Künstler haben soll, das ist der Respect. Sie sprechen von Peter Paul Rubens als sey der Mann ihres Gleichen, oder noch weniger, und denken, sie haben Cornelius erhoben, wenn sie einen andern, von dem sie nie begreifen werden, was er nur in seinem schlechtesten Bilde gewollt hat, hochmüthig tadeln. Eine Eitelkeit ist aber überhaupt jetzt an der Tagesordnung, die der Teufel holen soll. Bei Gott die Leute kennen nichts besseres, als ihr langweiliges Ich, und daher sind sie auch so mattherzig; der Kerl, der Czerny z. B. thut und denkt nun den ganzen Tag nichts, als sich, seine Ehre, seinen Ruhm, sein Geld, seine Beliebtheit; was ist die Folge? Er ist in ganz Wien gering geachtet, man citirt ihn nicht einmal mehr unter den Clavierspielern, und obwohl er, während des Stundengebens immer Notenpapier und Schreibzeug vor sich hat, um seine Composition zu verrichten, wenn er sie nicht mehr halten kann, so zucken sogar die Verleger zu seinen Sachen die Achseln und meinen, sie gingen doch nicht so recht. Auf dem Kärnthnerthor geben sie ein miserables Ding nach dem andern, eine ordentliche Oper ist seit Jahren nicht gewesen, nur Auber und höchstens einmal Wilh. Tell; da geht nun kein Mensch hinein, wer drin ist langweilt sich, und doch werden die Leute nicht klug. Sobald nur einiges Feuer vom Himmel fällt, wird das Alles gut sein. – (tranquillo. ) Ferner habe ich seitdem einige Tage bei Hauser gewohnt, der sich mit ungemeiner Herzlichkeit und Freundlichkeit gegen mich benommen hat; er hat mir unter andern ein kleines Büchelein mit Luthers Liedern auf die Reise mitgegeben, und da will ich viel componiren. à propos ich bitte Dich Marx zu fragen, ob er den Petrus in Bonn an Simrock verkauft hat, oder nicht, und mir den Bescheid darüber umgehend d. h. stante pede auf Deutsch, zu schreiben (Du kannst auch einen sonstigen Brief hinzusetzen. ) Sie haben mir in Wien angeboten die Partitur zu stechen; wenn es also in Bonn nichts ist, so nehme ich das an und eigne es dem Papst zu, oder der Herzoginn von Dessau oder sonst. – Hörmal Devrient, ich bin müde, und da wir denn doch heut keine Musik mehr zusammen machen können, so will ich lieber zu Bett gehn. Denk zuweilen an mich, schreib oft, und grüße mir von ganzem Herzen Deine Frau und Deine Schwägerinn. Auch bitte ich Dich Baur in meinem Namen um Verzeihung zu bitten, daß ich ihm nicht geantwortet; ich bin so schreibefaul diesmal und es geht mir so schlecht von Statten, daß ich zu entschuldigen bin. Du weißt aber wie es gemeint ist; und wenn die Steiermärkischen Berge, Venedig, die Himmelfahrt der Maria von Tizian etc. einem so bunt vor Augen liegen, so wird einem fast schwindlig, und man vergißt das Schreiben und vieles andre. Die Hauptsachen aber nicht und somit gute Nacht. F.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-09-05" xml:id="date_ec09070b-47fa-4fbf-a8fc-f92bcd7f8ca3">5. September</date> und <date cert="high" when="1830-10-02" xml:id="date_c761887d-9609-44f7-9f68-3a9270b12edc">2. 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September 1830<idno type="MWV">A 8</idno><idno type="op"></idno></name></title> mit Instrumenten beendigt, und werde wohl übermorgen mit der dritten und so mit dem ganzen Stück fertig werden, und dann fange ich <title xml:id="title_00a0ac51-4eee-4ace-9640-4bf8c924cfa6">ein kleines Ave Maria<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4qsomqsp-pihz-gux1-fok1-zbwecmou0goa"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> für Singstimmen allein an, das ich schon ganz im Kopfe trage. In dem Choral, den ich Euch schicke, sobald er fertig ist, findest Du eine Arie für Deine Stimme; sey so gut und singe sie zerknirscht. <persName xml:id="persName_0e79d416-a0d5-4524-85d3-f1030fc4c509">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> flucht, daß meine Solobässe und Lieder so hoch liegen; ich behaupte dann, sie paßten Dir, und wenn ich <title xml:id="title_abfb0434-15a3-4639-920d-acfa01b74557">meinen Jüngling-Liederkranz<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jzbaljps-ctnx-jysp-klwo-vpybtkzb2mk0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100619" style="hidden">Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier, 1830, 1. Heft (Der Jüngling); enthält MWV K 39, K 41, K 42, K 52, K 38 und K 50, 2. Heft (Das Mädchen); enthält Sehnsucht »Fern und ferner schallt der Reigen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 51, K 53, Verlust »Und wüssten’s die Blumen, die kleinen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 54 und Die Nonne »Im stillen Klostergarten«, komponiert von Fanny Hensel<idno type="MWV">SD 3</idno><idno type="op">9</idno></name></title> fast jämmerlich selbst singen muß, so erfolgt immer nachher ein Epilog, der für Dich schmeichelhaft ist.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_446fcbdc-d54d-4a41-9e9a-f41a0da38bfd"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p><seg type="inline">Kloster Lilienfeld d. <date cert="high" when="1830-10-02" xml:id="date_6feb2574-482b-4483-821e-7d6768ab4a4b">2</date></seg><date cert="high" when="1830-10-02" xml:id="date_ea09ec95-b4f4-47af-8b68-0ff491f8b6a6"><hi rend="superscript">ten</hi><seg type="inline"> Okt.</seg></date> Hier wurde ich vor 4 Wochen gestört, ließ den Brief angefangen, und bin seitdem nicht wieder zur Ruhe und zum Schreiben gekommen. Dies aber ist aus Steyermark, und das Kloster liegt ganz von grünen Waldbergen eingeengt, auf allen Seiten rauscht es und murmelt, daher giebt es auch Forellen zum Abendbrod, es ist erst 7 und schon stockfinster draußen, das erinnert nicht weniger an den Herbst als bey Tag die tausendfarbigen Berge, wo das Roth der Kirschbäume und das Frühlingsgrün der Wintersaat lustig durch einander scheint, in der Dämmerung war ich im Kloster und hab die Bekanntschaft der <placeName xml:id="placeName_5b1273f2-5229-4a1d-98f0-c2982a68c2b2">Orgel<name key="SGH0100242" style="hidden" subtype="" type="sight">Kloster Lilienfeld</name><settlement key="STM0100241" style="hidden" type="">Lilienfeld</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gemacht, morgen früh gehts weiter gegen Süden zu, und wieder liegt ein ganzes Bündel Zeit hinter mir. Ich habe in der Zwischenzeit Deinen sehr lieben Brief mit der <title xml:id="title_340a37fe-9b20-4ed6-97c7-052b847f03c7">Gartenzeichnung<name key="PSN0110637" style="hidden" type="author">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name><name key="CRT0108541" style="hidden" type="art">Garten der Devrients (Zeichnung 1830)</name></title> erhalten, für die ich Dir recht von Herzen danke; meine Bitten auf der vorigen Seite wären also eigentlich überflüssig, indessen sind sie nun einmal da, und können ja für ein nächstes Mal und für Rom eben so gut gelten. Der <title xml:id="title_fba87f85-0dfd-4cec-ae44-651d07e4a632">Choral<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_aoy5tlzs-imrd-wqli-twjw-zb31dsbjzzis"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100108" style="hidden">Choral »O Haupt voll Blut und Wunden« für Bariton solo, gemischten Chor und Orchester, 22. August bis ca. 12. September 1830<idno type="MWV">A 8</idno><idno type="op"></idno></name></title> ist nun freilich längst fertig, und <title xml:id="title_533f6ce0-2e3a-40c1-926b-6862701939c1">das ave<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8b9y1mrl-ocrg-lbim-mdfd-qshrarzzej1z"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> auch; mit der ersten guten Gelegenheit schicke ich die Stücke zu Euch; auch <title xml:id="title_7c709262-ed97-4040-98d3-5437df8e2193">ein Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_extfpxcj-ffud-pids-nska-wmifnzupzcrp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100263" style="hidden">Lied für Eduard Devrient, [August 1830]<idno type="MWV">K 62</idno><idno type="op"></idno></name></title> ist seitdem geboren, da es aber nichts taugt, behalte ichs für mich. Ferner hab ich in Baden leider sehr die cour gemacht, und mir war wirklich gar sehr wohl und warm dabey; es ist mir schwer geworden fortzugehen, denn es war so hübsch, wie ich es vielleicht nicht bald wieder finde; hat aber doch nichts geholfen und heut früh hab ich dran glauben und Abschied nehmen müssen; und wenn ich gestern früh im feinsten morning dress (Du kennst ihn aus <title xml:id="title_cd91f142-5ebb-4615-8258-0b06f3b4c362">fra diavolo<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name><name key="CRT0107674" style="hidden" type="music">Fra Diavolo ou L’Hôtellerie de Terracine AWV 18</name></title>) mit vielen Damen spazieren ging, Mittags elegant speis’te, und Abends in Gesellschaft auf Liederthemas phantasirte, so bin ich heut wieder so ruppig, wie immer, der Weg ging durch die Herbstberge es war kalte Luft, mir ist schon wieder echt reisemäßig, und eben kommen die bewußten Forellen. Es ist aber auch verdammt einsam hier in Lilienfeld; man hört die Peitschen von der Landstraße her in großer Ferne. – So, nach dem Essen sieht sich die Sache schon behaglicher an, und ich will Dir noch einige „seitdem’s“ erzählen. Ich bin also in Presburg zur Krönung seitdem gewesen; das Nähere darüber habe ich an <persName xml:id="persName_a1c32443-63a2-44fa-b86d-538acbb9aa73">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> gemeldet; indeß fatal war es mir, als ich bei der Cathedrale spazieren ging, zwischen lauter prächtigen Ungarischen Gesichtern, zwischen den schlanken, kecken Gestalten in ihren bunten Trachten auf einmal <persName xml:id="persName_bc2ee02e-26ac-4ba5-b0d4-daf83347bd7f">Herrn Henoch<name key="PSN0111886" style="hidden">Henoch, Israel Moses (1770-1844)</name></persName> aus Berlin zu begegnen. Die Mark ist wahrhaftig sehr sandig; mir wurde elend zu Muthe beim Anblick des lieben Landsmanns. Und wenn ich dann einmal ins Schimpfen gerathe, so komme ich nicht so leicht wieder heraus, wie Du wol weißt, und da muß ich denn auch sowohl den <persName xml:id="persName_856bbcb3-a377-4692-babf-d3af686d6dd1">Förster<name key="PSN0111097" style="hidden">Förster, Ernst Joachim (1800-1885)</name></persName> als den <persName xml:id="persName_ca0b5e5e-3d0a-4d17-8a46-96de14bebb6e">Maler Hermann<name key="PSN0111917" style="hidden">Hermann, Carl Heinrich (1802-1880)</name></persName> in München bei Dir verklagen, die beiden Leute haben mir gar zu wenig gefallen. Erstlich ihre Malereien nicht, denn die sind so künstlich-einfach, und so schwächlich-colossal, und so mesquin-großartig, und so geziert-rekelhaft; zweitens sie selbst nicht, denn sie sind wie ihre Malereien, und suchen Deutschland in der Tracht, und tragen das Große immer fort im Munde, und suchen das Eigenthümliche in kurzen Röcken, langen Haaren, und einem nackten Halse, und sprechen so viel von der Herzlichkeit; dann ihre Ansichten nicht, denn es fehlt ihnen das erste, was nach meiner Meinung ein Künstler haben soll, das ist der Respect. Sie sprechen von <persName xml:id="persName_e7c51e58-e6ae-4149-b231-15723ae27cc1">Peter Paul Rubens<name key="PSN0114342" style="hidden">Rubens, Peter Paul (1577-1640)</name></persName> als sey der Mann ihres Gleichen, oder noch weniger, und denken, sie haben <persName xml:id="persName_ef5c2c34-118b-439c-b513-e67297b09b7d">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName> erhoben, wenn sie einen andern, von dem sie nie begreifen werden, was er nur in seinem schlechtesten Bilde gewollt hat, hochmüthig tadeln. Eine Eitelkeit ist aber überhaupt jetzt an der Tagesordnung, die der Teufel holen soll. Bei Gott die Leute kennen nichts besseres, als ihr langweiliges Ich, und daher sind sie auch so mattherzig; der Kerl, der <persName xml:id="persName_4599c1c0-ff11-4e60-b0de-772b054d7ab9">Czerny<name key="PSN0110522" style="hidden">Czerny, Carl (1791-1857)</name></persName> z. B. thut und denkt nun den ganzen Tag nichts, als sich, seine Ehre, seinen Ruhm, sein Geld, seine Beliebtheit; was ist die Folge? Er ist in ganz Wien gering geachtet, man citirt ihn nicht einmal mehr unter den Clavierspielern, und obwohl er, während des Stundengebens immer Notenpapier und Schreibzeug vor sich hat, um seine Composition zu verrichten, wenn er sie nicht mehr halten kann, so zucken sogar die Verleger zu seinen Sachen die Achseln und meinen, sie gingen doch nicht so recht. Auf dem <placeName xml:id="placeName_10084ac3-9a48-46e4-86f0-42b2711034e6">Kärnthnerthor<name key="NST0100238" style="hidden" subtype="" type="institution">Kärntnertortheater (Hofoper)</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> geben sie ein miserables Ding nach dem andern, eine ordentliche Oper ist seit Jahren nicht gewesen, nur <persName xml:id="persName_dbb6f203-424c-4bef-88e0-7d647dfc0241">Auber<name key="PSN0109578" style="hidden">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name></persName> und höchstens einmal <title xml:id="title_77d3fd10-9583-469c-91c7-653a82ee33ff">Wilh. Tell<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110579" style="hidden" type="music">Guillaume Tell</name></title>; da geht nun kein Mensch hinein, wer drin ist langweilt sich, und doch werden die Leute nicht klug. Sobald nur einiges Feuer vom Himmel fällt, wird das Alles gut sein. – (tranquillo.) Ferner habe ich seitdem einige Tage bei <persName xml:id="persName_c596be24-c6ea-435b-b984-f34661c420d5">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> gewohnt, der sich mit ungemeiner Herzlichkeit und Freundlichkeit gegen mich benommen hat; er hat mir unter andern ein <title xml:id="title_1830066e-244b-4f7c-8022-9c584e248a8d">kleines Büchelein mit Luthers Liedern<name key="PSN0112987" style="hidden" type="author">Luther, Martin (1483-1546)</name><name key="CRT0109823" style="hidden" type="literature / music">Geistliche Lieder</name></title> auf die Reise mitgegeben, und da will ich viel componiren. à propos ich bitte Dich <persName xml:id="persName_9ca2c0f0-b92e-49d0-9e0b-907324f02b75">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> zu fragen, ob er den <title xml:id="title_20c1a9df-e734-438e-9bd3-fe175fa6d54f">Petrus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nvfz4mty-ucnq-l91q-kgbd-vtswtosnvgxp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100104" style="hidden">»Tu es Petrus« für gemischten Chor und Orchester, [ca. September 1827] bis 14. November 1827<idno type="MWV">A 4</idno><idno type="op">111</idno></name></title> in Bonn an <persName xml:id="persName_3f5bd3a9-186e-4c99-9299-11efa8e8b6b9">Simrock<name key="PSN0114935" style="hidden">N. Simrock, Musikverlag in Bonn</name></persName> verkauft hat, oder nicht, und mir den Bescheid darüber umgehend d. h. stante pede auf Deutsch, zu schreiben (Du kannst auch einen sonstigen Brief hinzusetzen.) Sie haben mir in Wien angeboten die Partitur zu stechen; wenn es also in Bonn nichts ist, so nehme ich das an und eigne es dem Papst zu, oder der <persName xml:id="persName_08899431-20d4-46f6-82f1-5c86ee6da3ae">Herzoginn von Dessau<name key="PSN0109499" style="hidden">Anhalt-Dessau, Friederike Wilhelmina Louise Amalia Herzogin von (1796-1850)</name></persName> oder sonst. – Hörmal Devrient, ich bin müde, und da wir denn doch heut keine Musik mehr zusammen machen können, so will ich lieber zu Bett gehn. Denk zuweilen an mich, schreib oft, und grüße mir von ganzem Herzen <persName xml:id="persName_bc182a40-b464-495d-95de-495153d1df74">Deine Frau<name key="PSN0110639" style="hidden">Devrient, Therese (1803-1882)</name></persName> und <persName xml:id="persName_274c0a40-6b3a-4e62-b1e9-c51acd8abcfa">Deine Schwägerinn<name key="PSN0114707" style="hidden">Schröder-Devrient, Wilhelmine (1804-1860)</name></persName>. Auch bitte ich Dich <persName xml:id="persName_7925936a-f48c-477c-87f1-d8576a476e8a">Baur<name key="PSN0109710" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> in meinem Namen um Verzeihung zu bitten, daß ich ihm nicht geantwortet; ich bin so schreibefaul diesmal und es geht mir so schlecht von Statten, daß ich zu entschuldigen bin. Du weißt aber wie es gemeint ist; und wenn die Steiermärkischen Berge, Venedig, die <title xml:id="title_1b3379a4-9a26-4e36-859b-6f625284c5fa">Himmelfahrt der Maria von Tizian<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111092" style="hidden" type="art">Mariä Himmelfahrt</name></title> etc. einem so bunt vor Augen liegen, so wird einem fast schwindlig, und man vergißt das Schreiben und vieles andre. Die Hauptsachen aber nicht <seg type="closer" xml:id="seg_9a2bdc2f-b591-4e7f-be1e-c5a0aba42c9d">und somit gute Nacht.</seg></p> <signed rend="right">F.</signed> </div> </body> </text></TEI>