fmb-1830-09-16-01
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Wien, 16. September 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Nur einen Brief von Dir wollte ich abwarten, lieber Vater, um sogleich an Dich zu schreiben; nun habe ich den vom 11ten empfangen, und eile ihn zu beantworten. Ich würde Dir nicht Alles Unangenehme mit Ausführlichkeit noch einmal berichten, indeß habe ich mich zu rechtfertigen, wegen der Verlängerung meines Aufenthaltes hier, und so kann ich nicht unterlassen, Dir zu erzählen in wie mancherley Erwartungen und Besorgnissen ich die vorige Woche zugebracht habe. Als ich zwei Tage in Baden gewesen war, erhielt ich einen Brief vom 3ten in dem mir Musikern das absurdeste Gerücht über Dich, und der Mann der sich angelegen sein ließ, es herumzubringen war der ten October schreibt; von diesem Datum an adressirt nach Rom, poste rest., an ten Oct. etwa in Rom zu sein, und den schönen Monat noch zu erleben. Was das betrifft, lieber Vater, was Du mir über muß auch eine glückliche Gelegenheit kommen, es ans Tageslicht zu bringen. So sehe ich mit Erwartung Euern Französ. Liedern entgegen, und hoffe, daß die
Wien d. 16 Sept. 1830. Nur einen Brief von Dir wollte ich abwarten, lieber Vater, um sogleich an Dich zu schreiben; nun habe ich den vom 11ten empfangen, und eile ihn zu beantworten. Ich würde Dir nicht Alles Unangenehme mit Ausführlichkeit noch einmal berichten, indeß habe ich mich zu rechtfertigen, wegen der Verlängerung meines Aufenthaltes hier, und so kann ich nicht unterlassen, Dir zu erzählen in wie mancherley Erwartungen und Besorgnissen ich die vorige Woche zugebracht habe. Als ich zwei Tage in Baden gewesen war, erhielt ich einen Brief vom 3ten in dem mir Mutter die Nachricht von M. Levys Bankrutt mittheilte, und der in solcher Angst und Verwirrung die fatalsten Details gab, daß ich im ersten Augenblicke sehr bestürzt davon wurde. Obwohl ich mir nach einiger Ueberlegung nun wohl dachte, daß der erste Schreck Mutter die Sachen viel zu schlimm habe ansehen lassen, so war es doch meine Pflicht nach dem zu handeln, was ich schwarz auf weiß hatte, und da ich demnach warten mußte, welchen bestimmten Ausgang alles nehmen würde, so kam ich sogleich nach Wien von Baden zurück, und betrachtete meine Reise nach Italien ziemlich wie aufgegeben. Meine Idee war in diesem Falle nach Berlin mit dem Eilwagen zu gehen, und mich bey Dir Raths zu erholen ob ich nach München oder nach London reisen solle, weil es mir an beiden Orten leicht sein würde, mir eine erfreuliche und sichere Existenz zu verschaffen; bei dieser Ungewißheit weiter zu reisen wäre eine strafbare Thorheit gewesen. In Wien angekommen fragte ich bei Walter’s vergeblich nach näheren Nachrichten, sie hatten nur einen Brief aus Paris, noch keinen aus Berlin von Dir. Am folgenden Tage kam die Nachricht Deiner Ankunft, die mir die Schwestern gaben; von da an wurde mir eigentlich unbesorgt zu Muthe, mir fiel erst jetzt wieder ein, daß von Dir und keinem andern die Rede sey, und daß es eigentlich dumm von mir gewesen, daß ich nicht mehr Zutrauen gehabt – da sie mir am Schluß einen Brief von Dir für den nächsten Tag versprachen, so beschloß ich, den abzuwarten und dann zu reisen; so vergingen aber 2 Tage und keiner kam. Nimm dazu einen Umstand, der mich wenigstens wüthend, wenn auch nicht besorgt machte, und den ich Dir verschwiegen hätte, wenn ich nicht wüßte, daß Du gleich in Berlin davon erfahren würdest, und den ich Dir also melde, damit Du denn siehst, was an der Sache hier gewesen ist. Es verbreitete sich nämlich in diesen 2 Tagen unter den hiesigen Musikern das absurdeste Gerücht über Dich, und der Mann der sich angelegen sein ließ, es herumzubringen war der C. M. Seidler aus Berlin der jetzt hier ist. Dieser Schuft, nicht zufrieden mir früher auf die allergemeinste Weise entgegengetreten zu sein, sucht mich nun auch hier, wo er mich mit den Leuten befreundet sieht, wenigstens auf einen Augenblick zu verwunden. Die Leute, denen er das erzählte, wollten es nicht glauben, und frugen den Michalowitz, der seit einiger Zeit sich hier herumtreibt; der soll dann gesagt haben, das sey wohl möglich, und man könne doch nicht wissen u. dgl. Niederträchtigkeiten. Als ichs erfuhr, machte ich mir erst nichts draus, indessen war mirs doch bald, als müsse ich die Kerls prügeln, und ich ging zu Eskeles, um ihn zu fragen, was er an meiner Stelle thäte. Er bat mich dringend nur über die Dummheit zu lachen, wie er es thue, und weiter nichts anzufangen. Nun traf sichs aber, daß Nachmittags in Hitzingen, als ich eben Clavier spielen soll, Michalowitz hereintritt, und da lief mir die Galle über, daß ich den Herrn mit mir auf den Flur nahm, und ihn fragte: was er sich von Dir zu sagen unterstanden hätte; da wurde der Wicht so gelb, wie eine Citrone, und zitterte und schwor: ein Schurke wolle er ewig sein, und nie mehr glücklich werden, wenn er je von Dir anders, als von seinem größten Wohlthäter gesprochen habe; wenn er Dich nicht ehre, wie seinen Vater; und wie ich, sein Verwandter, ihn solcher Infamie fähig halten könne, da er niemand so liebe und achte, wie Dich. Ich sagte, das sey seine Schuldigkeit und nun sei es gut; mir that die Sache aber wohl und so ging ich denn auch zu Hrn. Seidler, dem ich freilich wenig anhaben konnte; denn nachdem ich ihn versichert, daß er mir seine Quelle angeben müßte (von dem kam nämlich alles her) weil es eine Schurkerey sey, dergl. ohne Grund nachzuerzählen, so brachte er mir einen Brief aus Berlin, in dem allerdings die Geschichte stand, und wo es hieß, daß M. Levy vielleicht auch bald fallen würde, und da ich ihn durchaus nicht dazu bringen konnte mir den Namen des Briefstellers zu nennen, so ermahnte ich ihn, künftig nicht mehr solche Lächerlichkeiten vorzubringen, und sagte, ich würde Dir alles melden, damit Du ihn nöthigenfalls drüber fragen könnest, bei seiner Zurückkunft. Das habe ich nun mehr gethan, und verfluche diese gemeinen niedrigen Menschen, die zur Schlechtigkeit zu schlecht sind, und einen hinterrücks wohl hämisch verläumden können, im Herzen aber leer, häßlich und niederträchtig sind. Kein Wort mehr davon. Doch hat mich die allgemeine Indignation, namentlich unter den Kaufleuten, gegen diese Lumpen, gefreut; es war offenbar, daß die Leute Dich achteten, wie ein Orakel, und das hat mich mitten drin eigentlich erquickt. Ich nenne Dir S. Herz, (aus Frankfurt) B. Goldschmidt, Walter, Eskeles u. a. über die ich mich recht ergötzt habe, wegen der Art, wie sie über die Sache sprachen. Gestern kam Dein Brief, und morgen reise ich ab. An Gelde habe ich hier während meines Aufenthaltes 200 fl. gebraucht. Ich bitte nun, mir die Antwort auf diesen Brief nach Florenz poste restante richten zu wollen, und so alle Briefe, die Ihr mir bis zum 10ten October schreibt; von diesem Datum an adressirt nach Rom, poste rest., an Bunsen, oder an Valentini, wie ich das in Florenz erfahren werde. Ich gehe über Mariazell und Grätz nach Triest und Venedig, wo ich etwa heut über 8 Tage zu sein, und einige Tage zu bleiben denke, von da gehe ich nach Florenz, orientire mich da, so gut es geht, um bei meiner Rückreise recht genießen zu können, und denke also den 15ten Oct. etwa in Rom zu sein, und den schönen Monat noch zu erleben. Was das betrifft, lieber Vater, was Du mir über Hensels Reise schreibst, so werden sie Dir wohl gesagt haben, wie ich darüber denke und mich ausgesprochen habe: daß es mir der schönste Festtag sein soll, sie wiederzusehn, sey es wo es sey, und doppelt in Italien; daß aber über den eigentlichen Zweck der Reise, und ob es recht sey sie zu unternehmen ich nie ein Wort nach meiner Rückkunft aus England gesprochen habe, und auch nichts darüber eigentlich zu sagen wußte; daß ich nach einigen Versuchen mich darüber zu erklären lieber ganz geschwiegen habe, weil ich es am Ende für besser hielt, H. das ausführen und erproben zu lassen, was er sich vorgesetzt hatte, und weil er mir technische Gründe angab, auf die ich mich nicht verstand, und gegen die ich also nichts einzuwenden wußte. So ist mir also nichts jetzt geblieben, als die Freude, sie zu sehen; ebensowenig aber, als wenn ihr alle gegangen wäret, ebensowenig kann ich jetzt deswegen meine Reise oder meine Reisezwecke aus den Augen setzen. Ich werde ruhig weiter gehen, und zu erreichen suchen, was ich erreichen kann; daß ich viel zu sagen und zu thun habe, fühle ich lebhaft und klar; so warte ich denn ohne Unruhe die Zeit ab, wo ich es den Leuten zeigen kann; wenn sie kommt, werde ich sie nicht vorüberlassen, bleibt sie länger aus, soll es mich nicht sehr betrüben; ich schreibe mittlerweile fleißig wie mir es ums Herz ist, und dann muß auch eine glückliche Gelegenheit kommen, es ans Tageslicht zu bringen. So sehe ich mit Erwartung Euern Französ. Liedern entgegen, und hoffe, daß die Sinfonie dann bald sich mir gestaltet. Jetzt habe ich ein paar Kirchenmusiken gemacht, deren eine ich an die SingAkademie zur Ausführung schicken werde; bei nächster Muße schreib’ ich die Hebriden Ouvertüre fertig, und wenn ich mir dazu den Weg durch Florenz nach der Tiber zu denke, so baut sich die Zukunft schön und bunt auf. Ein Hauptzweck meiner Reise ist mir, mit den Leuten mich freundlich vertraulich zu stellen, damit sie gegen mich recht offen und empfänglich sind und damit wir froh mit einander leben können; nun freut es mich herzlich sagen zu können, daß mir das bis jetzt überall auf meiner Reise nach Wunsche gelungen ist; diesen Brief schreibe ich in dem freundlichsten Zimmer von der Welt, mit einer schönen Bibliothek geschmückt, ein Flügel in der Mitte, die Aussicht auf den Stephansthurm und die glacis, ich wohne nämlich seit meiner Rückkehr aus Baden bei Hauser, der mich schon bei meinem ersten Aufenthalt bei sich haben wollte; ich schlug es ab weil ich beiderseits gêne fürchtete und bereue jetzt sehr, daß ich es that; denn er hat sich so sehr liebenswürdig und theilnehmend in dieser Woche bewiesen, mich so ganz ungestört gelassen, wenn ich arbeitete, mir wieder ebenso gesagt, wenn er zu thun hatte, und mir so deutlich gezeigt, daß es ihm wirklich Freude mache, mich in seiner Wohnung und vergnügt zu sehen, daß ich ihm und seiner Frau gar nicht genug danken kann; zugleich habe ich alle Musiker des Kärnthner Thor Theaters bei ihm kennen gelernt, und wenn ich daran nun eben keine sonderliche Freude oder Nutzen erlebt habe, so weiß ich doch, wie es ist. Ich werde ein großes Pack mit Stimmen meiner Sinfonie und Ouvertüren von hier zurückschicken, und nur die Partituren mitnehmen, weil ich wohl schwerlich die Stimmen in Italien brauchen kann, und weil es mir lästig ist, so sehr viel Gepäck mitzuhaben; kommt dann die Zeit, wo ich nach Paris gehe, so werde ich Dich schon bitten, sie mir mit irgend einer Gelegenheit zukommen zu lassen. Was das Geld aus Leipzig betrifft, über das Du mich fragst, so bitte ich Dich vorläufig nur zu warten, weil ich glaube daß Hofmeister zu Michaelis die 10 Louisd’., über die ich Dir seinen Wechsel aus Leipz. geschickt habe, an Dich pünctlich zahlen wird. Sollte er das eine Weile nach dem Termin indessen nicht gethan haben, so würde ich Dich bitten, ihn daran zu erinnern. Wann und wieviel ich außerdem von Leipz. erwarte, schreibe ich Dir im nächsten Briefe, sobald ich eine Nachricht von dort, der ich entgegensehe, empfangen habe. Und nun nimm noch schließlich meinen Dank für die lieben Briefe, die Du an mich von Paris aus geschrieben hast, und für jede Zeile, die Du mir zukommen lässest; wenn ich etwas von Dir lese, so wird mir immer so wohl, wie ich es gar nicht sagen kann. Glaube mir, daß ich in keiner glücklichen Stunde vergesse, wie ich sie Dir zu verdanken habe in jedem Sinne, und nun gehe ich Italien entgegen und mir stehen deren viele bevor, so Gott will. Es ist wohl der letzte Brief aus Deutschland diesmal, und so laß mich Dir und Euch allen wünschen, was ich mir Liebes ersinnen kann, damit ich Euch froh und heiter zusammen finde, wenn ich zurückkomme und wenn ich an Alles, was mir jetzt wie blaue Zukunft weit vor den Augen liegt, wie an alte Vergangenheit zurückdenke. Dann werde ich Dir vielleicht einmal danken können, für die glückliche Zeit, die Du mir jetzt schenkst, und Euch allen sagen, wie ich sie genossen habe, Eurer eingedenk. Felix MB.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-09-16" xml:id="date_74983d3b-f877-400c-ad30-b22fda2e22ad">16. 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Seidler<name key="PSN0114850" style="hidden">Seidler, Carl August (1778-1840)</name></persName>, dem ich freilich wenig anhaben konnte; denn nachdem ich ihn versichert, daß er mir seine Quelle angeben müßte (von dem kam nämlich alles her) weil es eine Schurkerey sey, dergl. ohne Grund nachzuerzählen, so brachte er mir einen Brief aus Berlin, in dem allerdings die Geschichte stand, und wo es hieß, daß <persName xml:id="persName_ffbdedca-3e37-4c7f-b3f0-8348b950a22c">M. Levy<name key="PSN0110599" style="hidden">Delmar, Ferdinand Moritz (bis 1806: Salomon Moses Levy) (seit 1810) Freiherr von (?-1858)</name></persName> vielleicht auch bald fallen würde, und da ich ihn durchaus nicht dazu bringen konnte mir den Namen des Briefstellers zu nennen, so ermahnte ich ihn, künftig nicht mehr solche Lächerlichkeiten vorzubringen, und sagte, ich würde Dir alles melden, damit Du ihn nöthigenfalls drüber fragen könnest, bei seiner Zurückkunft. Das habe ich nun mehr gethan, und verfluche diese gemeinen niedrigen Menschen, die zur Schlechtigkeit zu schlecht sind, und einen hinterrücks wohl hämisch verläumden können, im Herzen aber leer, häßlich und niederträchtig sind. Kein Wort mehr davon. Doch hat mich die allgemeine Indignation, namentlich unter den Kaufleuten, gegen diese Lumpen, gefreut; es war offenbar, daß die Leute Dich achteten, wie ein Orakel, und das hat mich mitten drin eigentlich erquickt. Ich nenne Dir <persName xml:id="persName_c0969dcf-5236-4cd6-b3e4-7e09918a9211">S. Herz<name key="PSN0111942" style="hidden">Herz, S.</name></persName>, (aus Frankfurt) <persName xml:id="persName_28441b8c-ae7f-4125-a3cf-eaac922f85d7">B. Goldschmidt<name key="PSN0111443" style="hidden">Goldschmidt, Bernhard Adolf (1808-1863)</name></persName>, <persName xml:id="persName_25fa0a64-55ce-4215-b3ab-31a578a3ccd8">Walter<name key="PSN0115622" style="hidden">Walter, Leonhard</name></persName>, <persName xml:id="persName_64c52ab8-855f-4d86-bd0a-bb687da433d1">Eskeles<name key="PSN0110950" style="hidden">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</name></persName> u. a. über die ich mich recht ergötzt habe, wegen der Art, wie sie über die Sache sprachen. Gestern kam Dein Brief, und morgen reise ich ab. An Gelde habe ich hier während meines Aufenthaltes 200 fl. gebraucht. Ich bitte nun, mir die Antwort auf diesen Brief nach Florenz poste restante richten zu wollen, und so alle Briefe, die Ihr mir bis zum 10<hi rend="superscript">ten</hi> October schreibt; von diesem Datum an adressirt nach Rom, poste rest., an <persName xml:id="persName_e5687e3e-6720-4884-bd3e-db6691e89f76">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName>, oder an <persName xml:id="persName_044a8edc-3d55-4fa6-b21a-ad8340133253">Valentini<name key="PSN0115441" style="hidden">Valentini, Vincenzo (1751-1842)</name></persName>, wie ich das in Florenz erfahren werde. Ich gehe über Mariazell und Grätz nach Triest und Venedig, wo ich etwa heut über 8 Tage zu sein, und einige Tage zu bleiben denke, von da gehe ich nach Florenz, orientire mich da, so gut es geht, um bei meiner Rückreise recht genießen zu können, und denke also den 15<hi rend="superscript">ten</hi> Oct. etwa in Rom zu sein, und den schönen Monat noch zu erleben. Was das betrifft, lieber Vater, was Du mir über <persName xml:id="persName_2fb68270-12cb-478b-8d49-451f658e3056">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> Reise schreibst, so werden sie Dir wohl gesagt haben, wie ich darüber denke und mich ausgesprochen habe: daß es mir der schönste Festtag sein soll, sie wiederzusehn, sey es wo es sey, und doppelt in Italien; daß aber über den eigentlichen Zweck der Reise, und ob es recht sey sie zu unternehmen ich nie ein Wort nach meiner Rückkunft aus England gesprochen habe, und auch nichts darüber eigentlich zu sagen wußte; daß ich nach einigen Versuchen mich darüber zu erklären lieber ganz geschwiegen habe, weil ich es am Ende für besser hielt, <persName xml:id="persName_54813f46-f320-4cc6-8bf8-9db7dea0a86c">H.<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> das ausführen und erproben zu lassen, was er sich vorgesetzt hatte, und weil er mir technische Gründe angab, auf die ich mich nicht verstand, und gegen die ich also nichts einzuwenden wußte. So ist mir also nichts jetzt geblieben, als die Freude, sie zu sehen; ebensowenig aber, als wenn ihr alle gegangen wäret, ebensowenig kann ich jetzt deswegen meine Reise oder meine Reisezwecke aus den Augen setzen. Ich werde ruhig weiter gehen, und zu erreichen suchen, was ich erreichen kann; daß ich viel zu sagen und zu thun habe, fühle ich lebhaft und klar; so warte ich denn ohne Unruhe die Zeit ab, wo ich es den Leuten zeigen kann; wenn sie kommt, werde ich sie nicht vorüberlassen, bleibt sie länger aus, soll es mich nicht sehr betrüben; ich schreibe mittlerweile fleißig wie mir es ums Herz ist, und dann <hi rend="underline">muß</hi> auch eine glückliche Gelegenheit kommen, es ans Tageslicht zu bringen. So sehe ich mit Erwartung Euern Französ. Liedern entgegen, und hoffe, daß die <title xml:id="title_464300bb-2d31-4b26-bd85-dac5f472d668">Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yjq90oxl-qcuz-p4it-cdcj-rjux62xvkadk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100714" style="hidden">Revolutionssinfonie<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> dann bald sich mir gestaltet. Jetzt habe ich <title xml:id="title_472a77bb-d05d-44f2-9671-7ec90c0e518d">ein paar Kirchenmusiken<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h5pukkp3-7q4r-je5v-h2nv-oxb8m4yrvreg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100108" style="hidden">Choral »O Haupt voll Blut und Wunden« für Bariton solo, gemischten Chor und Orchester, 22. August bis ca. 12. September 1830<idno type="MWV">A 8</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ezk3ku4y-afgw-bjep-svhm-7tjomzgaojwh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> gemacht, deren eine ich an die <placeName xml:id="placeName_181e55bb-a5ad-4828-b179-a496e7894c85">SingAkademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zur Ausführung schicken werde; bei nächster Muße schreib’ ich die <title xml:id="title_2f97d5bd-fd0a-46d6-af64-2f4d1e0aacf3">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ytigv6mp-ivl1-ois7-5hjs-2bad8tbfyngx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> Ouvertüre fertig, und wenn ich mir dazu den Weg durch Florenz nach der Tiber zu denke, so baut sich die Zukunft schön und bunt auf. Ein Hauptzweck meiner Reise ist mir, mit den Leuten mich freundlich vertraulich zu stellen, damit sie gegen mich recht offen und empfänglich sind und damit wir froh mit einander leben können; nun freut es mich herzlich sagen zu können, daß mir das bis jetzt überall auf meiner Reise nach Wunsche gelungen ist; diesen Brief schreibe ich in dem freundlichsten Zimmer von der Welt, mit einer schönen Bibliothek geschmückt, ein Flügel in der Mitte, die Aussicht auf den Stephansthurm und die glacis, ich wohne nämlich seit meiner Rückkehr aus Baden bei <persName xml:id="persName_4dc185fb-c8f6-40c3-9e44-c8f9f6294350">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName>, der mich schon bei meinem ersten Aufenthalt bei sich haben wollte; ich schlug es ab weil ich beiderseits gêne fürchtete und bereue jetzt sehr, daß ich es that; denn er hat sich so sehr liebenswürdig und theilnehmend in dieser Woche bewiesen, mich so ganz ungestört gelassen, wenn ich arbeitete, mir wieder ebenso gesagt, wenn er zu thun hatte, und mir so deutlich gezeigt, daß es ihm wirklich Freude mache, mich in seiner Wohnung und vergnügt zu sehen, daß ich ihm und <persName xml:id="persName_c834aad1-c8f8-4d4f-9b0e-c48fc5638ea8">seiner Frau<name key="PSN0111777" style="hidden">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> gar nicht genug danken kann; zugleich habe ich alle Musiker des <placeName xml:id="placeName_dcd1e811-968a-4c38-a604-817e82facb3c">Kärnthner Thor Theaters<name key="NST0100238" style="hidden" subtype="" type="institution">Kärntnertortheater (Hofoper)</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> bei ihm kennen gelernt, und wenn ich daran nun eben keine sonderliche Freude oder Nutzen erlebt habe, so weiß ich doch, wie es ist. Ich werde ein großes Pack mit <title xml:id="title_0d2757c8-bcd1-42ef-a71c-42ed9f462dfd">Stimmen meiner Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zvkk81p0-2n9j-hnp6-0rmj-45gbdbzmztev"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> und <title xml:id="title_9da34ac6-4f3f-4882-b391-7784cc55a9ca">Ouvertüren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sfh1x9yk-b5l2-9eul-lrm3-vt6hwbensqw6"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_t1ni7n4b-54ws-lggw-5nca-q2ej64tphs52"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> von hier zurückschicken, und nur die Partituren mitnehmen, weil ich wohl schwerlich die Stimmen in Italien brauchen kann, und weil es mir lästig ist, so sehr viel Gepäck mitzuhaben; kommt dann die Zeit, wo ich nach Paris gehe, so werde ich Dich schon bitten, sie mir mit irgend einer Gelegenheit zukommen zu lassen. Was das Geld aus Leipzig betrifft, über das Du mich fragst, so bitte ich Dich vorläufig nur zu warten, weil ich glaube daß <persName xml:id="persName_1f1b5a2d-eae9-4c9d-ac2e-502ca3afdfef">Hofmeister<name key="PSN0112046" style="hidden">Hofmeister, Johann Friedrich Carl (1782-1864)</name></persName> zu Michaelis die 10 Louisd’., über die ich Dir seinen Wechsel aus Leipz. geschickt habe, an Dich pünctlich zahlen wird. Sollte er das eine Weile nach dem Termin indessen nicht gethan haben, so würde ich Dich bitten, ihn daran zu erinnern. Wann und wieviel ich außerdem von Leipz. erwarte, schreibe ich Dir im nächsten Briefe, sobald ich eine Nachricht von dort, der ich entgegensehe, empfangen habe. Und nun nimm noch schließlich meinen Dank für die lieben Briefe, die Du an mich von Paris aus geschrieben hast, und für jede Zeile, die Du mir zukommen lässest; wenn ich etwas von Dir lese, so wird mir immer so wohl, wie ich es gar nicht sagen kann. Glaube mir, daß ich in keiner glücklichen Stunde vergesse, wie ich sie Dir zu verdanken habe in jedem Sinne, und nun gehe ich Italien entgegen und mir stehen deren viele bevor, so Gott will. Es ist wohl der letzte Brief aus Deutschland diesmal, und so laß mich Dir und Euch allen wünschen, was ich mir Liebes ersinnen kann, damit ich Euch froh und heiter zusammen finde, wenn ich zurückkomme und wenn ich an Alles, was mir jetzt wie blaue Zukunft weit vor den Augen liegt, wie an alte Vergangenheit zurückdenke. Dann werde ich Dir vielleicht einmal danken können, für die glückliche Zeit, die Du mir jetzt schenkst, und Euch allen sagen, wie ich sie genossen habe, <seg type="closer" xml:id="seg_8d2939c8-29c1-4d14-b66e-b3b1918887fa">Eurer eingedenk.</seg></p><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>