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fmb-1830-08-21-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris <lb></lb>Wien, 21. August 1830 Eben sagt mir Herr Walter, dessen Bekanntschaft ich durch Deinen Brief gemacht habe, daß Du noch in Paris seyest, ihm selbst geschrieben habest, und daß er von Deiner Abreise noch nichts wisse. So eile ich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 333

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIa/116. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris; Wien, 21. August 1830 Eben sagt mir Herr Walter, dessen Bekanntschaft ich durch Deinen Brief gemacht habe, daß Du noch in Paris seyest, ihm selbst geschrieben habest, und daß er von Deiner Abreise noch nichts wisse. So eile ich

2 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

21. August 1830 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Wien Österreich Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Paris Frankreich deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy. Paris. Adr. À. Mr. A. Leo rue Louis le grand no ii.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Wien d. 21 Aug. 1830Lieber Vater

Eben sagt mir Herr WalterWalter, Leonhard, dessen Bekanntschaft ich durch Deinen Brief gemacht habe, daß Du noch in Paris seyest, ihm selbst geschrieben habest, und daß er von Deiner Abreise noch nichts wisse. So eile ich denn diese Zeilen an Dich seinem Briefe noch beizulegen, um Dir zu sagen wie ich mich freue, daß Deine Unpäßlichkeit vorüber ist und daß Du nun hoffentlich das Pariser Leben in diesen Tagen der allgemeinen frohen Aufregung besser wirst genießen können, als es während der Unruhen möglich war. Nach Deinem Schreiben an mich vom 5ten, welches Du dictirtest und wo es am Ende heißt, Du würdest hoffentlich in 6 Tagen Paris verlassen dürfen, glaubte ich Dich nicht mehr dort und wußte nicht, wohin ich Dir schreiben sollte. Um so begieriger bin ich nun Deine weiteren Pläne zu erfahren; ob Du wirklich nach London gehst, oder ob gar vielleicht nach Ober-Italien, wo es doch gar sehr schön sein muß, oder ob nach Berlin zurück? – Ich bin hier vor 8 Tagen angekommen, nachdem ich von Linz auf der Donau herunter gefahren war. Daß ich die PereiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859) verfehlt, wird Dir MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) wohl schon gemeldet haben. Die Wasserpartie war wunderschön; meine Sachen hatte ich, um nichts zu riskiren auf der Post hieher geschickt, wir fuhren bei heiterstem Wetter bis spät in die Nacht hinein, und wie ich denn so ganz allein beim Sternenhimmel im kleinen Kahn durch ein fremdes Land fuhr, da wurde mir wieder das Gefühl meiner glücklichen Unabhängigkeit eben so lebhaft, wie die Dankbarkeit gegen Dich, der Du sie mir vergönnst, und wie der Vorsatz, sie deshalb gewiß nicht zu misbrauchen. In anderthalb Tagen ruderte mich mein alter Schiffer hinunter; kurz vor Wien gesellten sich 2 Ungarische Officiere zu uns und zeigten mir alle die Plätze und nannten die Namen, die mir nun wieder auftauchten seit langer Zeit: wir sahen Greifenstein, Meidlingen am Bach, wo sie Dich glaub’ ich als Sept. SeverusSeptimius Severus, Lucius (146-211) verkleideten, Nußdorf, wo Du mir die Donau zum erstenmale zeigtest, u. s. f. Hier nun führe ich ein eigentliches Fremdenleben, mehr als bis jetzt je an einem Ort; weil ich anderswo bald in geselligen Kreisen bekannt wurde; die Geselligkeit scheint im Sommer hier ganz aufzuhören, denn alle Familien ziehen aufs Land, da aber die meisten Herren meines Fachs in Wien sind, so mache ich täglich musikal. Bekanntschaften, sehe mich um, und habe in dieser Woche schon eine Menge Dinge kennen gelernt. Die TantenEskeles, Zippora (Cäcilie) (seit 1822) Freiherrin von (1760-1836)Ephraim, Rebecka (1763-1847) sind gegen mich ungemein freundlich gewesen, T. EskelesEskeles, Zippora (Cäcilie) (seit 1822) Freiherrin von (1760-1836) die in Hitzing wohnt sehe ich auch öfter; die andre in BadenEphraim, Rebecka (1763-1847) aber werde ich selten besuchen können, da es immer einen ganzen Tag kostet, und da ich in 10 12 Tagen mit der Schnellpost nach Triest und mit dem Dampfboot nach Venedig gehen will. Bis dahin schreibe ich Dir noch meinen genauen Reiseplan. Alle Musiker haben mich sehr höflich und freundlich aufgenommen; MerkMerk, Joseph (1795-1852) hat gestern auf meinem Zimmer hier gespielt, und wird morgen wiederkommen zum Musiciren und MaysederMayseder, Joseph (1789-1863) mitbringen; übermorgen soll ich ein Quintett von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108056" style="hidden" type="music">Quintett für Klavier und Blasinstrumente Es-Dur, op. 16</name> mit Blaseinstrumenten spielen, der alte StreicherStreicher, Johann Andreas (1761-1833) hat mir ein schönes neues Instrument auf meine Stube geschickt, und mich beim abbé StadlerStadler, Maximilian (eigtl. Johann Karl Dominik) (1748-1833) eingeführt, HauserHauser, Franz (František) (1794-1870) kommt jeden Morgen zu mir und führt mich dann in der Stadt herum; endlich hat mich HaslingerHaslinger, Tobias Carl (1787-1842) gestern um Verlag gebeten und so freut es mich herzlich überall die Musiker in so guter Stimmung für mich zu finden. Es ist hohe Zeit davon zu profitiren und ich will in Rom, wenn es irgend geht fleißig schreiben und gleich drucken lassen. Ein neues Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yubr1yuw-cdnm-jwei-3mqp-gxrmlqfqf2kt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name> für die Sing-AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland geht wahrscheinlich schon von hier ab. 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Dazu lese ich Abends GlucksGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) Correspondenz<name key="PSN0112735" style="hidden" type="author">Leblond, Gaspard Michel (1738-1809)</name><name key="CRT0109681" style="hidden" type="science">Über den Ritter Gluck und seine Werke</name>, die ich noch nicht kannte, und die viel zu denken giebt und mich zum nothwendigen Ernst wieder zurückführt, und frage dann mein Fremdenbuch (denn ich habe eins) um Rath, was für Morgen zu thun sey. Außer daß ich indessen bei HaslingerHaslinger, Tobias Carl (1787-1842) wohl etwas verlegen will, wenn es geht, werde ich nichts Eigentliches hier unternehmen können, denn öffentliche Musik giebt es jetzt nicht, und zwischen den Akten im BurgtheaterBurgtheaterWienÖsterreich vor dem KaiserÖsterreich, Franz II. Joseph Karl von (seit 1804: Franz I.) (1768-1835) zu spielen, habe ich keine Lust; obgleich Hr. CastelliCastelli, Ignaz Vinzenz Franz (1781-1862) mir dazu zuredet. So werde ich also in 10 Tagen wahrscheinlich fertig sein, und dann nach Italien.

Lebwohl, lieber Vater, und laß mich wissen, wohin Du von Paris aus Dich wenden wirst, damit ich immer Dir gleich schreiben kann, und damit ich weiß, wo und mit wem ich Dich mir denken soll. Gesundheit und einen frohen Morgen

DeinFelix.
            Wien d. 21 Aug. 1830Lieber Vater
Eben sagt mir Herr Walter, dessen Bekanntschaft ich durch Deinen Brief gemacht habe, daß Du noch in Paris seyest, ihm selbst geschrieben habest, und daß er von Deiner Abreise noch nichts wisse. So eile ich denn diese Zeilen an Dich seinem Briefe noch beizulegen, um Dir zu sagen wie ich mich freue, daß Deine Unpäßlichkeit vorüber ist und daß Du nun hoffentlich das Pariser Leben in diesen Tagen der allgemeinen frohen Aufregung besser wirst genießen können, als es während der Unruhen möglich war. Nach Deinem Schreiben an mich vom 5ten, welches Du dictirtest und wo es am Ende heißt, Du würdest hoffentlich in 6 Tagen Paris verlassen dürfen, glaubte ich Dich nicht mehr dort und wußte nicht, wohin ich Dir schreiben sollte. Um so begieriger bin ich nun Deine weiteren Pläne zu erfahren; ob Du wirklich nach London gehst, oder ob gar vielleicht nach Ober-Italien, wo es doch gar sehr schön sein muß, oder ob nach Berlin zurück? – Ich bin hier vor 8 Tagen angekommen, nachdem ich von Linz auf der Donau herunter gefahren war. Daß ich die Pereira verfehlt, wird Dir Mutter wohl schon gemeldet haben. Die Wasserpartie war wunderschön; meine Sachen hatte ich, um nichts zu riskiren auf der Post hieher geschickt, wir fuhren bei heiterstem Wetter bis spät in die Nacht hinein, und wie ich denn so ganz allein beim Sternenhimmel im kleinen Kahn durch ein fremdes Land fuhr, da wurde mir wieder das Gefühl meiner glücklichen Unabhängigkeit eben so lebhaft, wie die Dankbarkeit gegen Dich, der Du sie mir vergönnst, und wie der Vorsatz, sie deshalb gewiß nicht zu misbrauchen. In anderthalb Tagen ruderte mich mein alter Schiffer hinunter; kurz vor Wien gesellten sich 2 Ungarische Officiere zu uns und zeigten mir alle die Plätze und nannten die Namen, die mir nun wieder auftauchten seit langer Zeit: wir sahen Greifenstein, Meidlingen am Bach, wo sie Dich glaub’ ich als Sept. Severus verkleideten, Nußdorf, wo Du mir die Donau zum erstenmale zeigtest, u. s. f. Hier nun führe ich ein eigentliches Fremdenleben, mehr als bis jetzt je an einem Ort; weil ich anderswo bald in geselligen Kreisen bekannt wurde; die Geselligkeit scheint im Sommer hier ganz aufzuhören, denn alle Familien ziehen aufs Land, da aber die meisten Herren meines Fachs in Wien sind, so mache ich täglich musikal. Bekanntschaften, sehe mich um, und habe in dieser Woche schon eine Menge Dinge kennen gelernt. Die Tanten sind gegen mich ungemein freundlich gewesen, T. Eskeles die in Hitzing wohnt sehe ich auch öfter; die andre in Baden aber werde ich selten besuchen können, da es immer einen ganzen Tag kostet, und da ich in 10 12 Tagen mit der Schnellpost nach Triest und mit dem Dampfboot nach Venedig gehen will. Bis dahin schreibe ich Dir noch meinen genauen Reiseplan. Alle Musiker haben mich sehr höflich und freundlich aufgenommen; Merk hat gestern auf meinem Zimmer hier gespielt, und wird morgen wiederkommen zum Musiciren und Mayseder mitbringen; übermorgen soll ich ein Quintett von Beethoven mit Blaseinstrumenten spielen, der alte Streicher hat mir ein schönes neues Instrument auf meine Stube geschickt, und mich beim abbé Stadler eingeführt, Hauser kommt jeden Morgen zu mir und führt mich dann in der Stadt herum; endlich hat mich Haslinger gestern um Verlag gebeten und so freut es mich herzlich überall die Musiker in so guter Stimmung für mich zu finden. Es ist hohe Zeit davon zu profitiren und ich will in Rom, wenn es irgend geht fleißig schreiben und gleich drucken lassen. Ein neues Stück für die Sing-Akademie geht wahrscheinlich schon von hier ab. Ich habe auch die Gallerien von Esterhazy und die von Lichtenstein gesehen, bin in St. Stephan mehreremal und beim Canovaschen Monument gewesen; das Schauspiel im Burgtheater versäume ich nicht, wenn ich irgend kann, weil ich es lebhaft, zusammenwirkend und vortrefflich finde, wie kein Deutsches von den mir bekannten, namentlich an einem Lustspiel habe ich mich neulich ergötzt, weil es das Gegentheil unsrer Beamten-Schläfrigkeit war; rasch, schlagend, und von Lustigkeit sprudelnd; im Kärnthner Thor ist Orchester und Chor ausgezeichnet schön, die einzelnen Chorstimmen glockenrein, das Orchester unter Mayseder voll Feuer und Leben, in der Leopoldstadt giebts vollauf zu Lachen, und Dummheiten und parodirte Othellos in Menge; kurz ich lebe, wie ein Fremder, der neugierig ist und dem sein Vater erlaubt sich prächtig zu amüsiren. Dazu lese ich Abends Glucks Correspondenz, die ich noch nicht kannte, und die viel zu denken giebt und mich zum nothwendigen Ernst wieder zurückführt, und frage dann mein Fremdenbuch (denn ich habe eins) um Rath, was für Morgen zu thun sey. Außer daß ich indessen bei Haslinger wohl etwas verlegen will, wenn es geht, werde ich nichts Eigentliches hier unternehmen können, denn öffentliche Musik giebt es jetzt nicht, und zwischen den Akten im Burgtheater vor dem Kaiser zu spielen, habe ich keine Lust; obgleich Hr. Castelli mir dazu zuredet. So werde ich also in 10 Tagen wahrscheinlich fertig sein, und dann nach Italien.
Lebwohl, lieber Vater, und laß mich wissen, wohin Du von Paris aus Dich wenden wirst, damit ich immer Dir gleich schreiben kann, und damit ich weiß, wo und mit wem ich Dich mir denken soll. Gesundheit und einen frohen Morgen
Dein
Felix.          
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Daß ich die <persName xml:id="persName_68b1b59f-ceb6-475b-9aad-4b553c231ba4">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> verfehlt, wird Dir <persName xml:id="persName_72c44a98-2f2c-4923-bb4e-59cef9a10c6e">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> wohl schon gemeldet haben. Die Wasserpartie war wunderschön; meine Sachen hatte ich, um nichts zu riskiren auf der Post hieher geschickt, wir fuhren bei heiterstem Wetter bis spät in die Nacht hinein, und wie ich denn so ganz allein beim Sternenhimmel im kleinen Kahn durch ein fremdes Land fuhr, da wurde mir wieder das Gefühl meiner glücklichen Unabhängigkeit eben so lebhaft, wie die Dankbarkeit gegen Dich, der Du sie mir vergönnst, und wie der Vorsatz, sie deshalb gewiß nicht zu misbrauchen. In anderthalb Tagen ruderte mich mein alter Schiffer hinunter; kurz vor Wien gesellten sich 2 Ungarische Officiere zu uns und zeigten mir alle die Plätze und nannten die Namen, die mir nun wieder auftauchten seit langer Zeit: wir sahen Greifenstein, Meidlingen am Bach, wo sie Dich glaub’ ich als <persName xml:id="persName_d26c836b-9f6a-4f71-a808-a442ac99adaa">Sept. Severus<name key="PSN0114867" style="hidden">Septimius Severus, Lucius (146-211)</name></persName> verkleideten, Nußdorf, wo Du mir die Donau zum erstenmale zeigtest, u. s. f. Hier nun führe ich ein eigentliches Fremdenleben, mehr als bis jetzt je an einem Ort; weil ich anderswo bald in geselligen Kreisen bekannt wurde; die Geselligkeit scheint im Sommer hier ganz aufzuhören, denn alle Familien ziehen aufs Land, da aber die meisten Herren meines Fachs in Wien sind, so mache ich täglich musikal. Bekanntschaften, sehe mich um, und habe in dieser Woche schon eine Menge Dinge kennen gelernt. Die <persName xml:id="persName_dc0ced5f-a579-4c49-9c38-5ad5bb2803e1">Tanten<name key="PSN0110951" style="hidden">Eskeles, Zippora (Cäcilie) (seit 1822) Freiherrin von (1760-1836)</name><name key="PSN0110922" style="hidden">Ephraim, Rebecka (1763-1847)</name></persName> sind gegen mich ungemein freundlich gewesen, <persName xml:id="persName_362507b3-5338-44e2-b574-3819e7c54862">T. Eskeles<name key="PSN0110951" style="hidden">Eskeles, Zippora (Cäcilie) (seit 1822) Freiherrin von (1760-1836)</name></persName> die in Hitzing wohnt sehe ich auch öfter; <persName xml:id="persName_a427ac78-ce4a-480a-8cf0-06007669b250">die andre in Baden<name key="PSN0110922" style="hidden">Ephraim, Rebecka (1763-1847)</name></persName> aber werde ich selten besuchen können, da es immer einen ganzen Tag kostet, und da ich in 10 12 Tagen mit der Schnellpost nach Triest und mit dem Dampfboot nach Venedig gehen will. Bis dahin schreibe ich Dir noch meinen genauen Reiseplan. Alle Musiker haben mich sehr höflich und freundlich aufgenommen; <persName xml:id="persName_1d806967-daf0-4f3f-b549-2d8f26485a03">Merk<name key="PSN0113278" style="hidden">Merk, Joseph (1795-1852)</name></persName> hat gestern auf meinem Zimmer hier gespielt, und wird morgen wiederkommen zum Musiciren und <persName xml:id="persName_f738105e-0d89-43ae-ac92-733f49a2b4ff">Mayseder<name key="PSN0113157" style="hidden">Mayseder, Joseph (1789-1863)</name></persName> mitbringen; übermorgen soll ich ein <title xml:id="title_8e0a0cfa-3db7-4bd8-b1d3-c958a1403668">Quintett von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108056" style="hidden" type="music">Quintett für Klavier und Blasinstrumente Es-Dur, op. 16</name></title> mit Blaseinstrumenten spielen, <persName xml:id="persName_ba09874e-bae7-411c-abfe-6cd3554f4387">der alte Streicher<name key="PSN0115179" style="hidden">Streicher, Johann Andreas (1761-1833)</name></persName> hat mir ein schönes neues Instrument auf meine Stube geschickt, und mich beim <persName xml:id="persName_b6810631-8a4d-4840-9615-9f6b06dcec3a">abbé Stadler<name key="PSN0115053" style="hidden">Stadler, Maximilian (eigtl. Johann Karl Dominik) (1748-1833)</name></persName> eingeführt, <persName xml:id="persName_f26541bd-6f6e-41a6-87fb-9a800158eedf">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> kommt jeden Morgen zu mir und führt mich dann in der Stadt herum; endlich hat mich <persName xml:id="persName_1adf12f5-63ee-402f-9b5b-8e352e26c787">Haslinger<name key="PSN0111751" style="hidden">Haslinger, Tobias Carl (1787-1842)</name></persName> gestern um Verlag gebeten und so freut es mich herzlich überall die Musiker in so guter Stimmung für mich zu finden. Es ist hohe Zeit davon zu profitiren und ich will in Rom, wenn es irgend geht fleißig schreiben und gleich drucken lassen. Ein <title xml:id="title_4e5a62f0-559d-4983-bf8f-5c9865b9055a">neues Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yubr1yuw-cdnm-jwei-3mqp-gxrmlqfqf2kt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> für die <placeName xml:id="placeName_4cf1943b-0a17-4a6b-a730-888428136f33">Sing-Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geht wahrscheinlich schon von hier ab. Ich habe auch die <placeName xml:id="placeName_722c22da-63be-457b-925e-aa7933f0a9d6">Gallerien von Esterhazy<name key="NST0100234" style="hidden" subtype="" type="institution">Galerie Esterházy</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> und die von <placeName xml:id="placeName_8ed31c88-a201-482f-be19-358a392389c7">Lichtenstein<name key="NST0100235" style="hidden" subtype="" type="institution">Galerie Liechtenstein</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> gesehen, bin in <placeName xml:id="placeName_d5162258-087d-4ddb-b249-461658fdd638">St. Stephan<name key="SGH0100236" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Stephan (Dom)</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> mehreremal und beim <title xml:id="title_9ebf1684-a36a-423a-b631-760925dbe868">Canovaschen Monument<name key="PSN0116378" style="hidden" type="author">Canova, Antonio (1757-1822)</name><name key="CRT0108337" style="hidden" type="art">Theseus besiegt den Centauren</name></title> gewesen; das Schauspiel im <placeName xml:id="placeName_d237cf9c-1b9a-47a8-b019-e21c64dc4846">Burgtheater<name key="NST0100237" style="hidden" subtype="" type="institution">Burgtheater</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> versäume ich nicht, wenn ich irgend kann, weil ich es lebhaft, zusammenwirkend und vortrefflich finde, wie kein Deutsches von den mir bekannten, namentlich an einem Lustspiel habe ich mich neulich ergötzt, weil es das Gegentheil unsrer Beamten-Schläfrigkeit war; rasch, schlagend, und von Lustigkeit sprudelnd; im <placeName xml:id="placeName_f86da96f-dbd8-4e3d-adb5-01a37e9a9632">Kärnthner Thor<name key="NST0100238" style="hidden" subtype="" type="institution">Kärntnertortheater (Hofoper)</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> ist Orchester und Chor ausgezeichnet schön, die einzelnen Chorstimmen glockenrein, das Orchester unter <persName xml:id="persName_2efe481d-45f8-4697-951c-5c1e9747b241">Mayseder<name key="PSN0113157" style="hidden">Mayseder, Joseph (1789-1863)</name></persName> voll Feuer und Leben, in der <placeName xml:id="placeName_7e33883f-3df3-4bb7-a80d-bfb86107ab99">Leopoldstadt<name key="NST0100239" style="hidden" subtype="" type="institution">Leopoldstädter Theater</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> giebts vollauf zu Lachen, und Dummheiten und parodirte <title xml:id="title_7bfb3f10-9a1d-4619-a4cc-af470650095e">Othellos<name key="PSN0114786" style="hidden" type="author">Schuster, Ignaz (1779-1835)</name><name key="CRT0110814" style="hidden" type="music">Othello, der Mohr von Wien</name></title> in Menge; kurz ich lebe, wie ein Fremder, der neugierig ist und dem sein <persName xml:id="persName_6c2ca32d-9c24-4880-94fc-66326a55a441">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> erlaubt sich prächtig zu amüsiren. Dazu lese ich Abends <persName xml:id="persName_acc198c1-89ac-4d40-b918-db0f0210be20">Glucks<name key="PSN0111405" style="hidden">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> <title xml:id="title_9f5e42b4-a254-497d-be51-56146c5470a0">Correspondenz<name key="PSN0112735" style="hidden" type="author">Leblond, Gaspard Michel (1738-1809)</name><name key="CRT0109681" style="hidden" type="science">Über den Ritter Gluck und seine Werke</name></title>, die ich noch nicht kannte, und die viel zu denken giebt und mich zum nothwendigen Ernst wieder zurückführt, und frage dann mein Fremdenbuch (denn ich habe eins) um Rath, was für Morgen zu thun sey. Außer daß ich indessen bei <persName xml:id="persName_24469184-781b-453f-86ef-e54d57fbd695">Haslinger<name key="PSN0111751" style="hidden">Haslinger, Tobias Carl (1787-1842)</name></persName> wohl etwas verlegen will, wenn es geht, werde ich nichts Eigentliches hier unternehmen können, denn öffentliche Musik giebt es jetzt nicht, und zwischen den Akten im <placeName xml:id="placeName_3c9f75f8-2fde-469c-b905-0fe493dcd711">Burgtheater<name key="NST0100237" style="hidden" subtype="" type="institution">Burgtheater</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> vor dem <persName xml:id="persName_718fdd8b-3ab9-4eb5-bcf4-d7cb8bf26149">Kaiser<name key="PSN0113697" style="hidden">Österreich, Franz II. Joseph Karl von (seit 1804: Franz I.) (1768-1835)</name></persName> zu spielen, habe ich keine Lust; obgleich <persName xml:id="persName_7bdb97e2-00f8-40bc-8f40-986f103bbc2e">Hr. Castelli<name key="PSN0110312" style="hidden">Castelli, Ignaz Vinzenz Franz (1781-1862)</name></persName> mir dazu zuredet. So werde ich also in 10 Tagen wahrscheinlich fertig sein, und dann nach Italien.</p><p> <seg type="closer" xml:id="seg_70644700-6ae7-46cd-95f3-44b27a75d020">Lebwohl, lieber Vater, und laß mich wissen, wohin Du von Paris aus Dich wenden wirst, damit ich immer Dir gleich schreiben kann, und damit ich weiß, wo und mit wem ich Dich mir denken soll. Gesundheit und einen frohen Morgen </seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>