fmb-1830-08-08-01
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Salzburg, 8. August 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Auguste Leo
oii.
Morgen geht die Post nach Frankreich, und da kann ich nicht unterlassen ein Paar Zeilen für Dich mitzuschicken, obwohl ich Dir in ein Paar Tagen aus Wien ausführlicher zu schreiben gedenke. Eigentlich kann ich Dir nichts sagen, als meine gespannte Neugierde auf Deinen ersten Brief. Welch unvergeßliche Zeit mußt Du erlebt haben! Bei den ersten Nachrichten von den anfangenden Bewegungen hatt’ ich die größeste Lust alles aufzugeben und nach Paris zu reisen, und ich glaube noch heut daß ich es nicht bereut hätte; doch blieb ich dann einige Zeit ohne bestimmte Neuigkeiten, konnte also keinen Entschluß fassen, sagte mir freilich auch daß Du mich mit Befremden und vielleicht gar ungern würdest kommen sehen, dann erfuhr ich, daß die Hauptsache wieder vorüber und Alles in der Ordnung sey und so ist es unterblieben. Dennoch kann ich noch jetzt nicht daran denken, ohne ein geheimes Bedauern, daß ich in solchem Zeitpuncte nicht habe mit Dir zusammensein können. Wann wirst Du mir davon erzählen? Denkst Du noch an Deinen Reiseplan nach Genua und OberItalien, und an Deine Fragen nach dem Dampfboot, das in 36 Stunden von Genua nach Neapel geht? Es wäre gar zu herrlich, wenn wir im schönen Lande irgendwo zusammenträfen. Mein ungefährer Plan, den ich Wien noch genauer machen und Dir dann mittheilen will, ist Ende dieses, oder Anfang des künft. Monats über Triest nach Venedig, und dann über Florenz nach Rom zu gehen, damit ich den October in Rom nicht versäume, von dem alle Welt Wunder erzählt. Natürlich wäre es ein Leichtes auf der Hinreise Venedig und Florenz nur zu berühren und dafür ganz OberItalien genauer zu sehen, und dann hätten wir grade den schönsten Monat für diese Länder; ich erwarte nun sehnlichst Nachricht von Deiner Reise, damit ich die meinige für den September danach einrichten kann, denn es scheint mir ganz einerley, ob ich beim Hinweg auf dem Lande länger verweile und die Städte nur durchreise, oder ob ich es auf dem Rückweg thue, und umgekehrt; und da ich den September nur zur Reise bestimme, so ist es gleichbedeutend welche tour ich darin mache, wenn ich nur im Oct. in Rom bin. – Meine Gebirgsreise, die ich heut fortsetze, war wunderschön; vom herrlichsten Wetter begünstigt habe ich das Bairische und Tiroler Gebirge recht genossen; das Thal in dem Inspruck liegt gehört zu dem Allerschönsten, das ich gesehn; auch Salzburgs Lage ist prächtig, und ich freue mich nun sehr auf das Salzkammergut und Ischel, wohin ich morgen komme. Die Reise hat etwas länger gedauert und mich mehr gekostet, als ich dachte, weil ich am Tag vor meiner Abreise von München die Correcturen
Salzburg 8 Aug 30Lieber Vater Morgen geht die Post nach Frankreich, und da kann ich nicht unterlassen ein Paar Zeilen für Dich mitzuschicken, obwohl ich Dir in ein Paar Tagen aus Wien ausführlicher zu schreiben gedenke. Eigentlich kann ich Dir nichts sagen, als meine gespannte Neugierde auf Deinen ersten Brief. Welch unvergeßliche Zeit mußt Du erlebt haben! Bei den ersten Nachrichten von den anfangenden Bewegungen hatt’ ich die größeste Lust alles aufzugeben und nach Paris zu reisen, und ich glaube noch heut daß ich es nicht bereut hätte; doch blieb ich dann einige Zeit ohne bestimmte Neuigkeiten, konnte also keinen Entschluß fassen, sagte mir freilich auch daß Du mich mit Befremden und vielleicht gar ungern würdest kommen sehen, dann erfuhr ich, daß die Hauptsache wieder vorüber und Alles in der Ordnung sey und so ist es unterblieben. Dennoch kann ich noch jetzt nicht daran denken, ohne ein geheimes Bedauern, daß ich in solchem Zeitpuncte nicht habe mit Dir zusammensein können. Wann wirst Du mir davon erzählen? Denkst Du noch an Deinen Reiseplan nach Genua und OberItalien, und an Deine Fragen nach dem Dampfboot, das in 36 Stunden von Genua nach Neapel geht? Es wäre gar zu herrlich, wenn wir im schönen Lande irgendwo zusammenträfen. Mein ungefährer Plan, den ich Wien noch genauer machen und Dir dann mittheilen will, ist Ende dieses, oder Anfang des künft. Monats über Triest nach Venedig, und dann über Florenz nach Rom zu gehen, damit ich den October in Rom nicht versäume, von dem alle Welt Wunder erzählt. Natürlich wäre es ein Leichtes auf der Hinreise Venedig und Florenz nur zu berühren und dafür ganz OberItalien genauer zu sehen, und dann hätten wir grade den schönsten Monat für diese Länder; ich erwarte nun sehnlichst Nachricht von Deiner Reise, damit ich die meinige für den September danach einrichten kann, denn es scheint mir ganz einerley, ob ich beim Hinweg auf dem Lande länger verweile und die Städte nur durchreise, oder ob ich es auf dem Rückweg thue, und umgekehrt; und da ich den September nur zur Reise bestimme, so ist es gleichbedeutend welche tour ich darin mache, wenn ich nur im Oct. in Rom bin. – Meine Gebirgsreise, die ich heut fortsetze, war wunderschön; vom herrlichsten Wetter begünstigt habe ich das Bairische und Tiroler Gebirge recht genossen; das Thal in dem Inspruck liegt gehört zu dem Allerschönsten, das ich gesehn; auch Salzburgs Lage ist prächtig, und ich freue mich nun sehr auf das Salzkammergut und Ischel, wohin ich morgen komme. Die Reise hat etwas länger gedauert und mich mehr gekostet, als ich dachte, weil ich am Tag vor meiner Abreise von München die Correcturen meiner Quartette aus Leipzig erhielt, nebst mehreren Aufträgen. Ich habe einen 4 händigen Clavierauszug davon seitdem machen müssen, und außerdem 4 neue Sachen zum Druck dahin geschickt. Du wirst also nach und nach mehreres Honorar von Leipz. aus geschickt bekommen, doch denke ich nicht, daß Du Hofmeister wirst zu erinnern brauchen, da man mir sagt, daß er sehr pünctlich zahlt. Ich glaube aber, die Leipziger werden sich wundern, wenn sie Compositionen aus Salzburg zugeschickt bekommen, denn ich bin erst gestern mit allem fertig geworden und schicke heut von hier ab. Überhaupt, wenn Haydn nicht hier geboren wäre, so würde ich auf die Kirchenmusik schimpfen, die ich im Dome gehört habe, und auf 2 junge Damen, die mir gegenüber Duetten singen. – Das Wetter, das gestern getobt und gewüthet hat, klärt sich auf, und ich will nach Berchtolsgaden; lebe denn wohl, lieber Vater; in einigen Tagen schreibe ich wieder. Allen Freunden, die sich meiner noch erinnern, die besten Grüße; namentlich an Neukomm, wenn Du ihn siehst, und an Adele Bigot; ob sie noch von mir weiß und sich erinnert wie ich ihr den Fidelio stückweise und sehr schlecht vorspielte, und wie es ihr dennoch gefiel? Nochmals lebe wohl, und sey so gesund und heiter und glücklich wie ich es Dir wünsche Dein Felix.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-08-08" xml:id="date_f9aa8c02-46fc-4b22-be47-f7f705e3dc4f">8. 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Natürlich wäre es ein Leichtes auf der Hinreise Venedig und Florenz nur zu berühren und dafür ganz OberItalien genauer zu sehen, und dann hätten wir grade den schönsten Monat für diese Länder; ich erwarte nun sehnlichst Nachricht von Deiner Reise, damit ich die meinige für den September danach einrichten kann, denn es scheint mir ganz einerley, ob ich beim Hinweg auf dem Lande länger verweile und die Städte nur durchreise, oder ob ich es auf dem Rückweg thue, und umgekehrt; und da ich den September nur zur Reise bestimme, so ist es gleichbedeutend welche tour ich darin mache, wenn ich nur im Oct. in Rom bin. – Meine Gebirgsreise, die ich heut fortsetze, war wunderschön; vom herrlichsten Wetter begünstigt habe ich das Bairische und Tiroler Gebirge recht genossen; das Thal in dem Inspruck liegt gehört zu dem Allerschönsten, das ich gesehn; auch Salzburgs Lage ist prächtig, und ich freue mich nun sehr auf das Salzkammergut und Ischel, wohin ich morgen komme. 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