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fmb-1830-07-08-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Ottilie von Goethe in Weimar <lb></lb>München, 8. Juli 1830 Nun frage ich: wer ist verläumdet worden? Die Redactrice, die versprach das Chaos pünctlich jeden Montag einem verlangenden Leser und Mitarbeiter zuzusenden, damit er es gleich im Posthofe aufbrechen und lesen könne, oder besagter Leser, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 320

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung N. Mus. ep. 839. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ottilie von Goethe in Weimar; München, 8. Juli 1830 Nun frage ich: wer ist verläumdet worden? Die Redactrice, die versprach das Chaos pünctlich jeden Montag einem verlangenden Leser und Mitarbeiter zuzusenden, damit er es gleich im Posthofe aufbrechen und lesen könne, oder besagter Leser,

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

8. Juli 1830 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) München Deutschland Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872) Weimar Deutschland deutsch
À Mde. Mde. Ottilie de Goethe à Weimar. fr.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)München 8 July 1830.

Nun frage ich: wer ist verläumdet worden? Die RedactriceGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872), die versprach das Chaos pünctlich jeden Montag einem verlangenden Leser und Mitarbeiter zuzusenden, damit er es gleich im Posthofe aufbrechen und lesen könne, oder besagter Leser, der die längsten Briefe schreibt und mit der Notenfeder hinter dem Ohre vergeblich auf Texte zum Componiren wartet? Wie hab’ ich gequält! Wie haben Sie versprochen! Und wie bin ich ohne die geringsten Nachrichten über das Chaos und sein Vaterland! Ich wollte fast, Sie packten alle Nummern zusammen, sobald Sie dieses lesen und schickten sie nach München, Burggasse no 167, wo ich wohne; das wäre doch gar zu schön. Das letztemal erhielt ich einen Brief an Dr. FroriepFroriep, Robert Friedrich (1804-1861), für den ich vielmal danke, und einen Brief von AdeleSchopenhauer, Luise Adelaide (Adele) (1797-1849) aber kein Blatt. Der Brief von Adele war verstimmt, und verdrießlich; ich konnte mich nicht freuen, wie ich ihn las und bin in Verlegenheit, wie und in welchem Tone ich ihn beantworten soll; vielleicht lassen Sie mich darüber ein Paar aufklärende Worte wissen, denn ohne einen Schlüssel zu der Stimmung, die fast jede Zeile bitter macht, kann ich mich schwerlich hineinfinden, und schreiben möchte ich ihr doch bald, da sie so freundlich die Mittheilung mit mir wieder angeknüpft. – Wenn Sie das nicht zu einigen Zeilen bringt, so weiß ich nicht, wie ichs machen soll, und möchte fast glauben, daß Sie sehr viel von mir halten: denn solchen Leuten antworten Sie gar nicht, wie Sie mir in Tiefurth am Pfingsttage versichert haben. Oder wollen Sie erst einen Beitrag? Hier ist ein elendes Räthsel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zdrylcyj-6urh-81vx-vhsl-nkuiiabqgwk6"> <item n="1" sortKey="literary_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="other" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100724" style="hidden">Rätsel, [1826]; für die familieninterne »Gartenzeitung«<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name>: (Zeigen Sie es aber erst dem Comittée, ob es aufgenommen werden kann; ich stimme dagegen)

Erste Sylbe. Bei Zeiten bin ich gern gesehn, Doch ungern vor Gericht. Zweite Ich muß stets kommen oder gehn; Nur bleiben kann ich nicht. Dritte und Vierte. Mich mögt ihr nicht, mich laßt ihr stehn Süß bin ich freilich nicht. Ganze. Ich lauf’ umher mit Sträußen schön Und lächelndem Gesicht. –

Nun aber zu etwas Ernsthaften. Hier ist ein junger Componist, Namens LenzLenz, Leopold (1804-1862), dessen Lieder sehr beliebt sind und auch wirklich oft recht hübsch gelingen; der hörte neulich daß ich, wie gewöhnlich mit meinem 14tägigen Aufenthalt in Weimar entsetzlich renommirte (UlrikePogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875) muß das Studentenwort abermals durchgehn lassen) und kam gleich den nächsten Morgen mit einer Geschäftsmiene; eröffnete mir, daß er die Lieder aus dem Meister<name key="PSN0112779" style="hidden" type="author">Lenz, Leopold (1804-1862)</name><name key="CRT0109690" style="hidden" type="music">Mignon der Harfner und Philine op. 12</name><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108866" style="hidden" type="literature">Wilhelm Meisters Lehrjahre</name> componirt habe, und daß er sie herauszugeben und Goethe’nGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) zu dediciren wünsche, im Falle dieser zu bewegen wäre, ihm es zu erlauben. Er hatte schon einen Brief von CorneliusCornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867) für Goethe und somit hätte ich es für überflüssig gehalten noch etwas hinzuzusetzen; da er mir aber die Compositionen zeigte, und da ich fand, daß sie zufällig ganz für Ihre Stimmlage geschrieben wären, so versprach ich ihm, in meinem nächsten Brief an Sie Ihnen davon zu sagen (denn ich gebe hier vor, daß ich in Correspondenz mit Ihnen stehe.) Wenn also nächstens das große Packet ankommt, so lassen Sie sichs vom VaterGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) geben, und gefällt Ihnen eines der Lieder, so singen Sie es ihm vor, und legen Sie ein gutes Wort bei ihm ein; denn wenn der LenzLenz, Leopold (1804-1862) eine freundliche zusagende Antwort erhielte, würde es ihn ganz ungemein glücklich machen. Verzeihen Sie the trouble, aber ich konnte nicht umhin Ihnen die Bitte wenigstens vorzutragen. – Soll ich schreiben, wie es mir geht? Toll genug. Ich muß so entsetzlich viel Clavierspielen, daß ich vorige Woche unwohl davon geworden bin, und habe in der kurzen Zeit eine bunte Menge von Menschen kennen gelernt Wenn Sie sich einige unsrer Gespräche Abends nach Tisch zurückrufen, werden Sie sich nicht wundern daß mich der Eindruck, den meine Musik auf die Leute hier macht, innerlich gar sehr freut. Es sind nicht ihre Redensarten, die mir beweisen daß sie Theil daran nehmen, sondern der freundliche herzliche Empfang, den ich überall finde, und die Leichtigkeit mit der ich viele Sachen sehen kann, die andern Reisenden verschlossen und unbekannt bleiben müßten. So habe ich mich denn schon soviel umhergetrieben und so Vieles mir angeschaut, daß ich wohl bald genug davon haben werde und anfange ans Weitergehen zu denken. StielerStieler, Joseph Karl (1781-1858) ist fortwährend die Freundlichkeit und Gefälligkeit selbst gegen mich, ich habe ihn sehr lieb gewonnen; dagegen hat mir selten eine Frau weniger gefallen, als die seinigeStieler, Pauline Luise (1798-1830). Diese Härte, Kälte und innerliche Anmaßung sind mir noch nicht vorgekommen, und alle meine Versuche etwas zu finden, was sie achtete oder wobey ihr warm ums Herz würde, sind vergeblich gewesen. Mir wird aber auch wirklich gleich ganz vornehm und langweilig zu Muth wenn ich nur an sie denke. Übrigens sind wir äußerlich sehr gut Freund. – Vertheidigen Sie sie und schreiben Sie; oder geben Sie mir Recht und schreiben Sie, oder schelten Sie mich, aber schicken Sie, oder loben Sie mich, aber schreiben Sie mir nur. Kurz ich möchte die ganze Seite nur mit: „schreiben und schicken Sie“ anfüllen. Vielleicht habe ich diesen gar zu schlechten Brief nur geschrieben, um in Ihrer guten Meinung zu sinken und somit bald Antwort zu erhalten; in Tiefurth wenigstens nahm ich mir es vor. – Verliebt bin ich bis jetzt noch nicht, indeß kann mir es ja jeden Augenblick geschehen, also verzweifeln Sie nicht an mir und schreiben Sie; lassen Sie mich wissen, wie es im Hause aussieht, was GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) spricht, und wie es UlrikenPogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875) geht, ob Frl. FroriepFroriep, Emma Charlotte Luise (1805-1872) die Flegeljahre<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name> schon gelesen hat, wie sie versprach, und wo Frl. PappenheimPappenheim, Jenny Gräfin von (1811-1890) sich jetzt aufhält: in Berka, Weimar oder Dalkeith; kurz ob es noch dasselbe Weimar ist, das ich kenne und liebe. Nun brauche ich kaum Ihnen und Ihren KindernGoethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885) Gesundheit und fortdauerndes Glück zu wünschen, denn Sie wissen ja, daß ich bin und bleibe der alte

Felix MB.
            München 8 July 1830. Nun frage ich: wer ist verläumdet worden? Die Redactrice, die versprach das Chaos pünctlich jeden Montag einem verlangenden Leser und Mitarbeiter zuzusenden, damit er es gleich im Posthofe aufbrechen und lesen könne, oder besagter Leser, der die längsten Briefe schreibt und mit der Notenfeder hinter dem Ohre vergeblich auf Texte zum Componiren wartet? Wie hab’ ich gequält! Wie haben Sie versprochen! Und wie bin ich ohne die geringsten Nachrichten über das Chaos und sein Vaterland! Ich wollte fast, Sie packten alle Nummern zusammen, sobald Sie dieses lesen und schickten sie nach München, Burggasse no 167, wo ich wohne; das wäre doch gar zu schön. Das letztemal erhielt ich einen Brief an Dr. Froriep, für den ich vielmal danke, und einen Brief von Adele aber kein Blatt. Der Brief von Adele war verstimmt, und verdrießlich; ich konnte mich nicht freuen, wie ich ihn las und bin in Verlegenheit, wie und in welchem Tone ich ihn beantworten soll; vielleicht lassen Sie mich darüber ein Paar aufklärende Worte wissen, denn ohne einen Schlüssel zu der Stimmung, die fast jede Zeile bitter macht, kann ich mich schwerlich hineinfinden, und schreiben möchte ich ihr doch bald, da sie so freundlich die Mittheilung mit mir wieder angeknüpft. – Wenn Sie das nicht zu einigen Zeilen bringt, so weiß ich nicht, wie ichs machen soll, und möchte fast glauben, daß Sie sehr viel von mir halten: denn solchen Leuten antworten Sie gar nicht, wie Sie mir in Tiefurth am Pfingsttage versichert haben. Oder wollen Sie erst einen Beitrag? Hier ist ein elendes Räthsel : (Zeigen Sie es aber erst dem Comittée, ob es aufgenommen werden kann; ich stimme dagegen)
Erste Sylbe. Bei Zeiten bin ich gern gesehn, Doch ungern vor Gericht. Zweite Ich muß stets kommen oder gehn; Nur bleiben kann ich nicht. Dritte und Vierte. Mich mögt ihr nicht, mich laßt ihr stehn Süß bin ich freilich nicht. Ganze. Ich lauf’ umher mit Sträußen schön Und lächelndem Gesicht. –Nun aber zu etwas Ernsthaften. Hier ist ein junger Componist, Namens Lenz, dessen Lieder sehr beliebt sind und auch wirklich oft recht hübsch gelingen; der hörte neulich daß ich, wie gewöhnlich mit meinem 14tägigen Aufenthalt in Weimar entsetzlich renommirte (Ulrike muß das Studentenwort abermals durchgehn lassen) und kam gleich den nächsten Morgen mit einer Geschäftsmiene; eröffnete mir, daß er die Lieder aus dem Meister componirt habe, und daß er sie herauszugeben und Goethe’n zu dediciren wünsche, im Falle dieser zu bewegen wäre, ihm es zu erlauben. Er hatte schon einen Brief von Cornelius für Goethe und somit hätte ich es für überflüssig gehalten noch etwas hinzuzusetzen; da er mir aber die Compositionen zeigte, und da ich fand, daß sie zufällig ganz für Ihre Stimmlage geschrieben wären, so versprach ich ihm, in meinem nächsten Brief an Sie Ihnen davon zu sagen (denn ich gebe hier vor, daß ich in Correspondenz mit Ihnen stehe. ) Wenn also nächstens das große Packet ankommt, so lassen Sie sichs vom Vater geben, und gefällt Ihnen eines der Lieder, so singen Sie es ihm vor, und legen Sie ein gutes Wort bei ihm ein; denn wenn der Lenz eine freundliche zusagende Antwort erhielte, würde es ihn ganz ungemein glücklich machen. Verzeihen Sie the trouble, aber ich konnte nicht umhin Ihnen die Bitte wenigstens vorzutragen. – Soll ich schreiben, wie es mir geht? Toll genug. Ich muß so entsetzlich viel Clavierspielen, daß ich vorige Woche unwohl davon geworden bin, und habe in der kurzen Zeit eine bunte Menge von Menschen kennen gelernt Wenn Sie sich einige unsrer Gespräche Abends nach Tisch zurückrufen, werden Sie sich nicht wundern daß mich der Eindruck, den meine Musik auf die Leute hier macht, innerlich gar sehr freut. Es sind nicht ihre Redensarten, die mir beweisen daß sie Theil daran nehmen, sondern der freundliche herzliche Empfang, den ich überall finde, und die Leichtigkeit mit der ich viele Sachen sehen kann, die andern Reisenden verschlossen und unbekannt bleiben müßten. So habe ich mich denn schon soviel umhergetrieben und so Vieles mir angeschaut, daß ich wohl bald genug davon haben werde und anfange ans Weitergehen zu denken. Stieler ist fortwährend die Freundlichkeit und Gefälligkeit selbst gegen mich, ich habe ihn sehr lieb gewonnen; dagegen hat mir selten eine Frau weniger gefallen, als die seinige. Diese Härte, Kälte und innerliche Anmaßung sind mir noch nicht vorgekommen, und alle meine Versuche etwas zu finden, was sie achtete oder wobey ihr warm ums Herz würde, sind vergeblich gewesen. Mir wird aber auch wirklich gleich ganz vornehm und langweilig zu Muth wenn ich nur an sie denke. Übrigens sind wir äußerlich sehr gut Freund. – Vertheidigen Sie sie und schreiben Sie; oder geben Sie mir Recht und schreiben Sie, oder schelten Sie mich, aber schicken Sie, oder loben Sie mich, aber schreiben Sie mir nur. Kurz ich möchte die ganze Seite nur mit: „schreiben und schicken Sie“ anfüllen. Vielleicht habe ich diesen gar zu schlechten Brief nur geschrieben, um in Ihrer guten Meinung zu sinken und somit bald Antwort zu erhalten; in Tiefurth wenigstens nahm ich mir es vor. – Verliebt bin ich bis jetzt noch nicht, indeß kann mir es ja jeden Augenblick geschehen, also verzweifeln Sie nicht an mir und schreiben Sie; lassen Sie mich wissen, wie es im Hause aussieht, was Goethe spricht, und wie es Ulriken geht, ob Frl. Froriep die Flegeljahre schon gelesen hat, wie sie versprach, und wo Frl. Pappenheim sich jetzt aufhält: in Berka, Weimar oder Dalkeith; kurz ob es noch dasselbe Weimar ist, das ich kenne und liebe. Nun brauche ich kaum Ihnen und Ihren Kindern Gesundheit und fortdauerndes Glück zu wünschen, denn Sie wissen ja, daß ich bin und bleibe der alte
Felix MB.          
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Der Brief von Adele war verstimmt, und verdrießlich; ich konnte mich nicht freuen, wie ich ihn las und bin in Verlegenheit, wie und in welchem Tone ich ihn beantworten soll; vielleicht lassen Sie mich darüber ein Paar aufklärende Worte wissen, denn ohne einen Schlüssel zu der Stimmung, die fast jede Zeile bitter macht, kann ich mich schwerlich hineinfinden, und schreiben möchte ich ihr doch bald, da sie so freundlich die Mittheilung mit mir wieder angeknüpft. – Wenn Sie das nicht zu einigen Zeilen bringt, so weiß ich nicht, wie ichs machen soll, und möchte fast glauben, daß Sie sehr viel von mir halten: denn solchen Leuten antworten Sie gar nicht, wie Sie mir in Tiefurth am Pfingsttage versichert haben. Oder wollen Sie erst einen Beitrag? Hier ist ein <title xml:id="title_9066a848-16ea-4c06-b620-d98242467735">elendes Räthsel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zdrylcyj-6urh-81vx-vhsl-nkuiiabqgwk6"> <item n="1" sortKey="literary_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="other" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100724" style="hidden">Rätsel, [1826]; für die familieninterne »Gartenzeitung«<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title>: (Zeigen Sie es aber erst dem Comittée, ob es aufgenommen werden kann; ich stimme dagegen)</p><lg rend="left" type="verse" xml:id="lg_86b80cff-6b50-40cd-a1eb-b35890ef5461"> <l>Erste Sylbe.</l> <l>Bei Zeiten bin ich gern gesehn,</l> <l>Doch ungern vor Gericht.</l> <l>Zweite</l> <l>Ich muß stets kommen oder gehn;</l> <l>Nur bleiben kann ich nicht.</l> <l>Dritte und Vierte.</l> <l>Mich mögt ihr nicht, mich laßt ihr stehn</l> <l>Süß bin ich freilich nicht.</l> <l>Ganze.</l> <l>Ich lauf’ umher mit Sträußen schön</l> <l>Und lächelndem Gesicht. –</l></lg><p>Nun aber zu etwas Ernsthaften. Hier ist ein junger Componist, Namens <persName xml:id="persName_8faeb87d-3611-40df-87e1-cb5319be016e">Lenz<name key="PSN0112779" style="hidden">Lenz, Leopold (1804-1862)</name></persName>, dessen Lieder sehr beliebt sind und auch wirklich oft recht hübsch gelingen; der hörte neulich daß ich, wie gewöhnlich mit meinem 14tägigen Aufenthalt in Weimar entsetzlich renommirte (<persName xml:id="persName_64cebbfb-fb06-47ba-aee4-e8a44705b33d">Ulrike<name key="PSN0113923" style="hidden">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName> muß das Studentenwort abermals durchgehn lassen) und kam gleich den nächsten Morgen mit einer Geschäftsmiene; eröffnete mir, daß er die <title xml:id="title_de719ecf-fadf-44c3-b243-3156789121e9">Lieder aus dem Meister<name key="PSN0112779" style="hidden" type="author">Lenz, Leopold (1804-1862)</name><name key="CRT0109690" style="hidden" type="music">Mignon der Harfner und Philine op. 12</name><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108866" style="hidden" type="literature">Wilhelm Meisters Lehrjahre</name></title> componirt habe, und daß er sie herauszugeben und <persName xml:id="persName_2f38c8bb-1104-4141-9c50-48ae8d85c20e">Goethe’n<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> zu dediciren wünsche, im Falle dieser zu bewegen wäre, ihm es zu erlauben. Er hatte schon einen Brief von <persName xml:id="persName_534aeb54-ac2d-4a1d-8873-52011db6870b">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName> für Goethe und somit hätte ich es für überflüssig gehalten noch etwas hinzuzusetzen; da er mir aber die Compositionen zeigte, und da ich fand, daß sie zufällig ganz für Ihre Stimmlage geschrieben wären, so versprach ich ihm, in meinem nächsten Brief an Sie Ihnen davon zu sagen (denn ich gebe hier vor, daß ich in Correspondenz mit Ihnen stehe.) Wenn also nächstens das große Packet ankommt, so lassen Sie sichs vom <persName xml:id="persName_1de3119c-fa66-4ab8-8afe-8627c3513821">Vater<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> geben, und gefällt Ihnen eines der Lieder, so singen Sie es ihm vor, und legen Sie ein gutes Wort bei ihm ein; denn wenn der <persName xml:id="persName_c483356c-f283-447c-ad38-cf5b1a7af9df">Lenz<name key="PSN0112779" style="hidden">Lenz, Leopold (1804-1862)</name></persName> eine freundliche zusagende Antwort erhielte, würde es ihn ganz ungemein glücklich machen. Verzeihen Sie the trouble, aber ich konnte nicht umhin Ihnen die Bitte wenigstens vorzutragen. – Soll ich schreiben, wie es mir geht? Toll genug. Ich muß so entsetzlich viel Clavierspielen, daß ich vorige Woche unwohl davon geworden bin, und habe in der kurzen Zeit eine bunte Menge von Menschen kennen gelernt Wenn Sie sich einige unsrer Gespräche Abends nach Tisch zurückrufen, werden Sie sich nicht wundern daß mich der Eindruck, den meine Musik auf die Leute hier macht, innerlich gar sehr freut. Es sind nicht ihre Redensarten, die mir beweisen daß sie Theil daran nehmen, sondern der freundliche herzliche Empfang, den ich überall finde, und die Leichtigkeit mit der ich viele Sachen sehen kann, die andern Reisenden verschlossen und unbekannt bleiben müßten. So habe ich mich denn schon soviel umhergetrieben und so Vieles mir angeschaut, daß ich wohl bald genug davon haben werde und anfange ans Weitergehen zu denken. <persName xml:id="persName_43aae2ce-53db-4c9c-aa16-277df2e16122">Stieler<name key="PSN0115136" style="hidden">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name></persName> ist fortwährend die Freundlichkeit und Gefälligkeit selbst gegen mich, ich habe ihn sehr lieb gewonnen; dagegen hat mir selten eine Frau weniger gefallen, als die <persName xml:id="persName_22edef31-cb59-4efb-8272-bf278f524130">seinige<name key="PSN0115138" style="hidden">Stieler, Pauline Luise (1798-1830)</name></persName>. Diese Härte, Kälte und innerliche Anmaßung sind mir noch nicht vorgekommen, und alle meine Versuche etwas zu finden, was sie achtete oder wobey ihr warm ums Herz würde, sind vergeblich gewesen. Mir wird aber auch wirklich gleich ganz vornehm und langweilig zu Muth wenn ich nur an sie denke. Übrigens sind wir äußerlich sehr gut Freund. – Vertheidigen Sie sie und schreiben Sie; oder geben Sie mir Recht und schreiben Sie, oder schelten Sie mich, aber schicken Sie, oder loben Sie mich, aber schreiben Sie mir nur. Kurz ich möchte die ganze Seite nur mit: „schreiben und schicken Sie“ anfüllen. Vielleicht habe ich diesen gar zu schlechten Brief nur geschrieben, um in Ihrer guten Meinung zu sinken und somit bald Antwort zu erhalten; in Tiefurth wenigstens nahm ich mir es vor. – Verliebt bin ich bis jetzt noch nicht, indeß kann mir es ja jeden Augenblick geschehen, also verzweifeln Sie nicht an mir und schreiben Sie; lassen Sie mich wissen, wie es im Hause aussieht, was <persName xml:id="persName_d5052ed5-c071-4da3-9a9a-b8517e76faf3">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> spricht, und wie es <persName xml:id="persName_c6ee0ac0-1b1d-4c40-98aa-e1a02996025e">Ulriken<name key="PSN0113923" style="hidden">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName> geht, ob <persName xml:id="persName_1523d7f8-f400-4944-aa82-d855a773c731">Frl. Froriep<name key="PSN0111249" style="hidden">Froriep, Emma Charlotte Luise (1805-1872)</name></persName> die <title xml:id="title_e6e56523-c08f-46e7-8b4f-d54b33d35edc">Flegeljahre<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name></title> schon gelesen hat, wie sie versprach, und wo <persName xml:id="persName_ed31d91c-f360-4a52-b64c-2adacbc909dc">Frl. Pappenheim<name key="PSN0113746" style="hidden">Pappenheim, Jenny Gräfin von (1811-1890)</name></persName> sich jetzt aufhält: in Berka, Weimar oder Dalkeith; kurz ob es noch dasselbe Weimar ist, das ich kenne und liebe. <seg type="closer" xml:id="seg_e655d87e-c66a-4c20-b0d6-5cc2a99dc7e9">Nun brauche ich kaum Ihnen und Ihren </seg><persName xml:id="persName_48f771d6-8278-43ed-9581-a47e49b39f50">Kindern<name key="PSN0111426" style="hidden">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName><seg type="closer" xml:id="seg_7e3929a5-e9c4-4c02-bcea-5393f4536b65"> Gesundheit und fortdauerndes Glück zu wünschen, denn Sie wissen ja, daß ich bin und bleibe der alte</seg></p><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>