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fmb-1830-06-27-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin <lb></lb>München, 26. und 27. Juni 1830 Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 317

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Schweiz Basel CH-Bps Basel, Paul Sacher Stiftung Sammlung Rudolf Grumbacher Ref.-Nr. 195. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; München, 26. und 27. Juni 1830 Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für

4 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 320-327 (Teildruck). Friedrich Schnapp, Felix Mendelssohn Bartholdys Brief an seine Schwester Fanny Hensel vom 26./27. Juni 1830, in: Schweizerische Musikzeitung 99/3 (1959), S. 85-91.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

26. und 27. Juni 1830 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) München Deutschland Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)München d. 26 Juni 1830.

Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) und sein Aufleben wieder giebt; ihr habt mich sehr geängstigt durch Eure letzten Berichte, drum wollte ich Euch nicht zwischen Furcht und Zweifel schreiben. Gott sey Dank, daß Alles vorüber ist und sich zum Besten wendet! – Liebe Fanny sey sehr gegrüßt, und nimm meinen Glückwunsch hin, wie Du Alles nimmst was ich Dir geben kann – denk nicht an die Sache, nur an mich, dessen Herz rosenroth ist; ich bin sehr bei Dir, und so werde ich es immer auch bleiben; mag kommen wie es wolle; ich hätte Dir gern mein Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xzq4ejfo-r1hg-5ikm-i5zf-q64pbzrssbdc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name> geschickt, aber es ist zu schlecht gerathen. – Eben sehe ich mir es noch einmal an, und denke: Ach was! Das Herz war schwarz, Du verstehst Dich darauf; da ist es; Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.; ist Dirs zu schlecht, so kann ich nicht helfen, mir war so, als ich Euern ersten, halb ängstlich halb erfreuten Brief bekam:

Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

d. 27ten. Das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cvkdzmlf-emam-uhga-w7n3-eljwddct2kxw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name> ist doch so schlecht nicht. Heute kam Euer froher Brief, der von baldigem Aufstehen von sichtlichem Zunehmen des KleinenHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) und von lauter Angenehmen spricht; ich las ihn ruhig auf einer Bank im Hofgarten, wo es schattig war; eben hat ein Gewitter die allzugroße Hitze gekühlt. O liebste GerenHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)! Wenn Ihr so viel schreibt, und so durch einander, und mit einander und große Possen macht – das rührt manchen Landsmann von Euch so sehr, wie Trauerspiele; wahrscheinlich, weil er Euch so genau kennt. BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) soll mir der HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) malen, wie er will; wenn es nur göttlich wird, so bin ich zufrieden. Im Ernst aber möchte ich Dich, o W. H.Hensel, Wilhelm (1794-1861), nicht beschränken, will also weder über Stellung, noch über Kranz oder Nichtkranz entscheiden; aber mach mir kein Modebild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109203" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1830)</name>, und kein Knallbild; ich möchte keine feuerspeiende Berge in den Hintergrund, und keine dicken Sammtgewänder, Diademe, Juwelen in den Vorgrund (ich spreche bildlich) sondern ein stilles, ruhiges, leuchtendes Ebenbild möcht’ ich; durch nichts glänzend als durch die Wahrheit innen, ohne jede Romantik oder Historie die nicht im Gesicht liegt, und ohne irgend etwas anders Anziehendes, als wieder das Gesicht. Dazu taugte, dächt’ ich, die einmal gefundne Stellung nicht bitter; indeß mach es, wie Du willst; und wenn es, wie M.Marx, Adolph Bernhard (1795-1866) sagt, ein Gegenstück zu meinem großen Titian<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109186" style="hidden" type="art">Die Himmelfahrt (Kopie nach → Tizian, 1827)</name> wird, so sollst Du belobt sein. Aber einfach und still! – Du siehst, ich sehe das Bild schon vor Augen; wär es nur wahr!

Was mich nun betrifft, liebe Fanny, so hab’ ich hier mit ein Paar Clavierstücken, dem Concertstück von Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111254" style="hidden" type="music">Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79 (WeV N. 17)</name>, meinem Capriccio aus emoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_m7xrbc1a-yals-igbi-b4sa-jb0fi8zc6btd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100417" style="hidden">Rondo capriccioso (Etude) E-Dur, 4. Januar 1828<idno type="MWV">U 67</idno><idno type="op">14</idno></name>, und 3 freien Fantasien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7xepngt0-0gxv-dqjn-wkbh-hypg1yvqxneg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name> die mir gelangen, mehr Effect gemacht, als irgendwo bis jetzt. Die Leute haben sich höchst freundlich und zuvorkommend in jeder Beziehung zu mir gezeigt, und was mir besonders lieb ist, ich habe wirklich, wenigstens für den Augenblick, auf ihren Modegeschmack eine Art Einfluß ausgeübt; und das kommt daher, daß sich der beliebteste Clavierlehrer hier, der den ganzen Tag den vornehmsten Damen Stunden gibt und HerzHerz, Henri (Heinrich) (1803-1888) einstudirt, bei mir seit kurzem einige Lectionen ausgebeten, und drei schon richtig empfangen hat. Ich laß ihn nun statt aller Knallsachen, nur HaydnHaydn, Franz Joseph (1732-1809) und BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) spielen; er giebt sich viele Mühe und hat vielen Eifer, und nun wird die Armee von jungen Damen den BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) auch kauen müssen, so hart er ihnen zu beißen sein mag. Mein Leben nun ist, daß ich Morgens ganz früh diesem oder einem andern jungen Musiker Stunden gebe, was mich belehrt, mir Freude macht, und wofür sie sehr dankbar sind, dann gehe ich auf die königl. GallerieHofgartengalerieMünchenDeutschland, wo die herrlichsten Bilder sind, oder sehe irgend andre Merkwürdigkeiten, dann mache ich Visiten die man hier leider nach jeder Einladung wiederholen muß, und Mittag und Abends bin ich fast immer ausgebeten. Öffentlich hier aufzutreten, ist die Jahreszeit nicht geeignet, die meisten Leute wohnen auf dem Land oder ziehen bald dahin; man hat mich aufgefordert für Arme ein Concert zu geben, doch zweifle ich, daß es geschehen wird, weil mir alle Sachverständigen das Gelingen d. h. eine gute Einnahme als sehr prekär vorstellen. Wahrscheinlich aber wird nächstens am Vormittag sich das Orchester expreß versammeln, um meine beiden Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pp7ik5ba-gwgf-dx1w-c8pm-u8gliovrgi81"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kkftx7b2-wa7i-a8xy-ghqh-kbrvnhdkgavn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name> zu spielen; sie haben mich nämlich darum für die Concerte des nächsten Winters gebeten, und es wäre wünschenswerth, daß ich sie bei der Gelegenheit noch ein wenig einstudiren könnte. Auch zur Aufführung in der KapelleKönigliches HoforchesterMünchenDeutschland wird einiges von meiner geistlichen Musik hier bleiben, und ich habe sogar vor, etwas besondres für diesen Zweck zu componiren. Endlich hat mich PoisslPoißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865), bei dem ich diesen Mittag gegessen habe, sehr freundlich und herzlich aufgefordert, ihm das nächste Dramatische was ich schreiben würde zur ersten Aufführung zu geben, mir versprochen sich mit allen seinen Kräften dafür zu interessiren, und überhaupt meinen Wünschen zu willfahren was Besetzung u. dgl. beträfe. Wenn nur der liebe Gott einen Text, oder einen Dichter bescheren wollte. Mich dürstet danach.

Eben sehe ich, daß ich Alles dies eigentlich in einen Brief an VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) schreiben wollte; ich bitte Dich daher, es ihm mitzutheilen, und ihn um Verzeihung zu bitten, daß ich lange nicht direct an ihn geschrieben habe; nächstens will ich es thun, und das verlangte Bild von München, so weit ich es kann, ihm geben; jetzt zieht die Wöchnerinn alle Schreibthätigkeit an sich. – Hier aber noch einen Privatnachtrag für die GerenHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858): ich gehe nun Tag um Tag auf die GallerieHofgartengalerieMünchenDeutschland und zweimal in der Woche Morgens zur SchaurothSchauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887), wo ich lange Visiten mache. Wir raspeln gräßlich. Eigentlich ist es zarte Freundschaft, würde BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) sagen, aber wer kann für Unglück, und obwohl StielerStieler, Joseph Karl (1781-1858) ein Schatrem ist und immer um mich rum geht und die Physiognomie der S.Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887) interessant findet, damit ich es hören soll und immer lauter behauptet sie sey das hübscheste Mädchen in München und er müsse sie malen, so ist das Alles nicht gefährlich, denn ich bin schon verliebt. Und zwar in eine SchottinnErskine, Lady Jane Plumer (?-1846), deren Namen ich nicht weiß. Gestern war nämlich der Universitätsball, von dem ihr wißt. Ich wollte ihr hättet mich mit der Frau RectorinnThiersch, Charlotte Amalie (1794-1878) walzen sehen! Schön war’s. Ein Gartenplatz war gedielt und mit Zeug und Blumenguirlanden bedeckt, da wurde getanzt; die Bäume waren mit chinesischen bunten Lampen behängt; als es ganz dunkel war kam Feuerwerk, dann ein Transparent die Universitas vorstellend, dann große Illumination; mein Specieller der NuntiusMercy d’Argenteau, Charles Joseph Benoît Comte de (1787-1879) war auch da, ferner der Erzieher des Hzgs. v. BordeauxChambord, Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné de Bourbon d’Artois Duc de Bordeaux, Comte de (1820-1883), Mr. MartinMartin, Mr., der sich theilnehmend nach Tante JetteMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831) sehr erkundigte, und der ihr tausend Sachen sagen läßt (denn wir sprachen französisch) aus einer dunkeln Allee tauchte auf einmal Hensels Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109188" style="hidden" type="art">Johann Nepomuk Ringeis (Zeichnung 1824)</name> von RingseisRingseis, Johann Nepomuk von (1785-1880) auf, dem ich mich der Ähnlichkeit wegen vorstellen ließ und der freundlichst nach Allem fragte, rechts von mir sprachen sie russisch, ich kuckte hin, da wurde mir mit einem Male zu Muthe, als sey ich am Haackschen Markt, äße stark zu Mittag obwohl ich zu spät käme, säße neben Caroline HeineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) (der ich für ihre Abschrift 1000mal danke) würde von ihr ein bischen angebrummt – mit einem Wort ich saß unversehens dem Dr. LehmannLehmann, Lorenz (?-1852) gegenüber, und wir sahen uns an, und erkannten uns (O Welt, O Welt!), die schönsten Bürgermädchen in Riegelhäubchen gingen unter den großen Bäumen, weiter oben im Kreis saß der Oesterreichische GesandteSpiegel zum Diesenberg-Hanxleden, Caspar Philipp Graf (1766-1837), und die Frau von so, und Baroninn so, und Saphir ohne Halsbinde, auch eine Menge ernsthafte Professoren, süße Officiere, Posaunen und Trompeten, für die Studentenlieder zur Begleitung; – kurz das Fest war gelungen und bunt. Ich ging allein nach Hause, kannte den Weg nicht; ging keck queer ins Korn hinein, nach der Richtung wo ich mir die Stadt dachte, hörte noch von weitem die Tanzmusik; und so auf dem Fußweg, unter dem hellsten Sternenhimmel, zwischen dem Korn im fremden Lande zu wandern, war doch gar zu hübsch. Der Weg führte mich auch ganz recht, ich kam an einen hohen Damm, der an den Ufern der Isar nach der großen Brücke zu führt; der Fluß rauschte tüchtig, und vor mir lagen die Lichter von München ausgebreitet; hinter mir glänzten immer noch die Lampen und Lichter des Balles; es ist da viel an Euch gedacht worden. – Aber ich bin heut sehr geschwätzig und vergesse über eines das andre; denn ich wollte eigentlich nicht vom Ball und meinem einsamen Nachhausegehen sprechen (obwohl ich erwähnen muß, daß ich in meinem Zimmer noch einen Teller mit den schönsten Erdbeeren fand, die man mir geschickt hatte, eben eß’ ich sie gar hinaus) auch nicht von den Bürgermädchen in silbernen Hauben (obwohl die HagnHagn, Charlotte von (1809-1891) und das kleine Reh (wie man sie nennt) schön sind) sondern ich wollte erzählen, wie man mich der SchottinnErskine, Lady Jane Plumer (?-1846) vorstellte, wie ich den ganzen Abend Englisch mit ihr sprach, wie ich mich heut morgen höflich bewies, und wie wir uns aus Zufall wieder begegneten. Die SchottinnErskine, Lady Jane Plumer (?-1846) also –

(gez. F.)
            München d. 26 Juni 1830. Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für Sebastian und sein Aufleben wieder giebt; ihr habt mich sehr geängstigt durch Eure letzten Berichte, drum wollte ich Euch nicht zwischen Furcht und Zweifel schreiben. Gott sey Dank, daß Alles vorüber ist und sich zum Besten wendet! – Liebe Fanny sey sehr gegrüßt, und nimm meinen Glückwunsch hin, wie Du Alles nimmst was ich Dir geben kann – denk nicht an die Sache, nur an mich, dessen Herz rosenroth ist; ich bin sehr bei Dir, und so werde ich es immer auch bleiben; mag kommen wie es wolle; ich hätte Dir gern mein Lied geschickt, aber es ist zu schlecht gerathen. – Eben sehe ich mir es noch einmal an, und denke: Ach was! Das Herz war schwarz, Du verstehst Dich darauf; da ist es; ; ist Dirs zu schlecht, so kann ich nicht helfen, mir war so, als ich Euern ersten, halb ängstlich halb erfreuten Brief bekam:
d. 27ten. Das Lied ist doch so schlecht nicht. Heute kam Euer froher Brief, der von baldigem Aufstehen von sichtlichem Zunehmen des Kleinen und von lauter Angenehmen spricht; ich las ihn ruhig auf einer Bank im Hofgarten, wo es schattig war; eben hat ein Gewitter die allzugroße Hitze gekühlt. O liebste Geren! Wenn Ihr so viel schreibt, und so durch einander, und mit einander und große Possen macht – das rührt manchen Landsmann von Euch so sehr, wie Trauerspiele; wahrscheinlich, weil er Euch so genau kennt. Beckchen soll mir der Hensel malen, wie er will; wenn es nur göttlich wird, so bin ich zufrieden. Im Ernst aber möchte ich Dich, o W. H., nicht beschränken, will also weder über Stellung, noch über Kranz oder Nichtkranz entscheiden; aber mach mir kein Modebild, und kein Knallbild; ich möchte keine feuerspeiende Berge in den Hintergrund, und keine dicken Sammtgewänder, Diademe, Juwelen in den Vorgrund (ich spreche bildlich) sondern ein stilles, ruhiges, leuchtendes Ebenbild möcht’ ich; durch nichts glänzend als durch die Wahrheit innen, ohne jede Romantik oder Historie die nicht im Gesicht liegt, und ohne irgend etwas anders Anziehendes, als wieder das Gesicht. Dazu taugte, dächt’ ich, die einmal gefundne Stellung nicht bitter; indeß mach es, wie Du willst; und wenn es, wie M. sagt, ein Gegenstück zu meinem großen Titian wird, so sollst Du belobt sein. Aber einfach und still! – Du siehst, ich sehe das Bild schon vor Augen; wär es nur wahr!
Was mich nun betrifft, liebe Fanny, so hab’ ich hier mit ein Paar Clavierstücken, dem Concertstück von Weber, meinem Capriccio aus emoll, und 3 freien Fantasien die mir gelangen, mehr Effect gemacht, als irgendwo bis jetzt. Die Leute haben sich höchst freundlich und zuvorkommend in jeder Beziehung zu mir gezeigt, und was mir besonders lieb ist, ich habe wirklich, wenigstens für den Augenblick, auf ihren Modegeschmack eine Art Einfluß ausgeübt; und das kommt daher, daß sich der beliebteste Clavierlehrer hier, der den ganzen Tag den vornehmsten Damen Stunden gibt und Herz einstudirt, bei mir seit kurzem einige Lectionen ausgebeten, und drei schon richtig empfangen hat. Ich laß ihn nun statt aller Knallsachen, nur Haydn und Beethoven spielen; er giebt sich viele Mühe und hat vielen Eifer, und nun wird die Armee von jungen Damen den Beethoven auch kauen müssen, so hart er ihnen zu beißen sein mag. Mein Leben nun ist, daß ich Morgens ganz früh diesem oder einem andern jungen Musiker Stunden gebe, was mich belehrt, mir Freude macht, und wofür sie sehr dankbar sind, dann gehe ich auf die königl. Gallerie, wo die herrlichsten Bilder sind, oder sehe irgend andre Merkwürdigkeiten, dann mache ich Visiten die man hier leider nach jeder Einladung wiederholen muß, und Mittag und Abends bin ich fast immer ausgebeten. Öffentlich hier aufzutreten, ist die Jahreszeit nicht geeignet, die meisten Leute wohnen auf dem Land oder ziehen bald dahin; man hat mich aufgefordert für Arme ein Concert zu geben, doch zweifle ich, daß es geschehen wird, weil mir alle Sachverständigen das Gelingen d. h. eine gute Einnahme als sehr prekär vorstellen. Wahrscheinlich aber wird nächstens am Vormittag sich das Orchester expreß versammeln, um meine beiden Sinfonien zu spielen; sie haben mich nämlich darum für die Concerte des nächsten Winters gebeten, und es wäre wünschenswerth, daß ich sie bei der Gelegenheit noch ein wenig einstudiren könnte. Auch zur Aufführung in der Kapelle wird einiges von meiner geistlichen Musik hier bleiben, und ich habe sogar vor, etwas besondres für diesen Zweck zu componiren. Endlich hat mich Poissl, bei dem ich diesen Mittag gegessen habe, sehr freundlich und herzlich aufgefordert, ihm das nächste Dramatische was ich schreiben würde zur ersten Aufführung zu geben, mir versprochen sich mit allen seinen Kräften dafür zu interessiren, und überhaupt meinen Wünschen zu willfahren was Besetzung u. dgl. beträfe. Wenn nur der liebe Gott einen Text, oder einen Dichter bescheren wollte. Mich dürstet danach.
Eben sehe ich, daß ich Alles dies eigentlich in einen Brief an Vater schreiben wollte; ich bitte Dich daher, es ihm mitzutheilen, und ihn um Verzeihung zu bitten, daß ich lange nicht direct an ihn geschrieben habe; nächstens will ich es thun, und das verlangte Bild von München, so weit ich es kann, ihm geben; jetzt zieht die Wöchnerinn alle Schreibthätigkeit an sich. – Hier aber noch einen Privatnachtrag für die Geren: ich gehe nun Tag um Tag auf die Gallerie und zweimal in der Woche Morgens zur Schauroth, wo ich lange Visiten mache. Wir raspeln gräßlich. Eigentlich ist es zarte Freundschaft, würde Beckchen sagen, aber wer kann für Unglück, und obwohl Stieler ein Schatrem ist und immer um mich rum geht und die Physiognomie der S. interessant findet, damit ich es hören soll und immer lauter behauptet sie sey das hübscheste Mädchen in München und er müsse sie malen, so ist das Alles nicht gefährlich, denn ich bin schon verliebt. Und zwar in eine Schottinn, deren Namen ich nicht weiß. Gestern war nämlich der Universitätsball, von dem ihr wißt. Ich wollte ihr hättet mich mit der Frau Rectorinn walzen sehen! Schön war’s. Ein Gartenplatz war gedielt und mit Zeug und Blumenguirlanden bedeckt, da wurde getanzt; die Bäume waren mit chinesischen bunten Lampen behängt; als es ganz dunkel war kam Feuerwerk, dann ein Transparent die Universitas vorstellend, dann große Illumination; mein Specieller der Nuntius war auch da, ferner der Erzieher des Hzgs. v. Bordeaux, Mr. Martin, der sich theilnehmend nach Tante Jette sehr erkundigte, und der ihr tausend Sachen sagen läßt (denn wir sprachen französisch) aus einer dunkeln Allee tauchte auf einmal Hensels Portrait von Ringseis auf, dem ich mich der Ähnlichkeit wegen vorstellen ließ und der freundlichst nach Allem fragte, rechts von mir sprachen sie russisch, ich kuckte hin, da wurde mir mit einem Male zu Muthe, als sey ich am Haackschen Markt, äße stark zu Mittag obwohl ich zu spät käme, säße neben Caroline Heine (der ich für ihre Abschrift 1000mal danke) würde von ihr ein bischen angebrummt – mit einem Wort ich saß unversehens dem Dr. Lehmann gegenüber, und wir sahen uns an, und erkannten uns (O Welt, O Welt!), die schönsten Bürgermädchen in Riegelhäubchen gingen unter den großen Bäumen, weiter oben im Kreis saß der Oesterreichische Gesandte, und die Frau von so, und Baroninn so, und Saphir ohne Halsbinde, auch eine Menge ernsthafte Professoren, süße Officiere, Posaunen und Trompeten, für die Studentenlieder zur Begleitung; – kurz das Fest war gelungen und bunt. Ich ging allein nach Hause, kannte den Weg nicht; ging keck queer ins Korn hinein, nach der Richtung wo ich mir die Stadt dachte, hörte noch von weitem die Tanzmusik; und so auf dem Fußweg, unter dem hellsten Sternenhimmel, zwischen dem Korn im fremden Lande zu wandern, war doch gar zu hübsch. Der Weg führte mich auch ganz recht, ich kam an einen hohen Damm, der an den Ufern der Isar nach der großen Brücke zu führt; der Fluß rauschte tüchtig, und vor mir lagen die Lichter von München ausgebreitet; hinter mir glänzten immer noch die Lampen und Lichter des Balles; es ist da viel an Euch gedacht worden. – Aber ich bin heut sehr geschwätzig und vergesse über eines das andre; denn ich wollte eigentlich nicht vom Ball und meinem einsamen Nachhausegehen sprechen (obwohl ich erwähnen muß, daß ich in meinem Zimmer noch einen Teller mit den schönsten Erdbeeren fand, die man mir geschickt hatte, eben eß’ ich sie gar hinaus) auch nicht von den Bürgermädchen in silbernen Hauben (obwohl die Hagn und das kleine Reh (wie man sie nennt) schön sind) sondern ich wollte erzählen, wie man mich der Schottinn vorstellte, wie ich den ganzen Abend Englisch mit ihr sprach, wie ich mich heut morgen höflich bewies, und wie wir uns aus Zufall wieder begegneten. Die Schottinn also –
(gez. F. )          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1830-06-27-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1830-06-27-01" xml:id="title_bcf4acae-9f33-4b09-a55c-d184a7b2ea5a">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin <lb></lb>München, 26. und 27. Juni 1830</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_23cba24b-fd7d-4c4f-8e71-835a0b8f4140">Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_0217fb1c-3ef0-48f8-bfe6-229c41777e9f">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 317 </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Schweiz</country> <settlement>Basel</settlement> <institution key="RISM">CH-Bps</institution> <repository>Basel, Paul Sacher Stiftung</repository> <collection>Sammlung Rudolf Grumbacher</collection> <idno type="signatur">Ref.-Nr. 195.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1830-06-27-01" type="letter" xml:id="title_2e81e188-8539-41cd-a93a-a0f3cdc9d13e">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; München, 26. und 27. Juni 1830</title> <incipit>Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; da kommt Euer lieber Brief vom 19ten, der mir nun endlich Hoffnung für</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 320-327 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Friedrich Schnapp, Felix Mendelssohn Bartholdys Brief an seine Schwester Fanny Hensel vom 26./27. Juni 1830, in: Schweizerische Musikzeitung 99/3 (1959), S. 85-91.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-06-26" xml:id="date_bb67c25c-1458-4fe6-b48b-9ff63f8c434e">26.</date> und <date cert="high" when="1830-06-27" xml:id="date_20bf301c-e889-49bf-bf3a-2756ced1944c">27. Juni 1830</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_021f6b56-9318-4ab6-95a9-d5730c65a527">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_3e23041c-f24b-4097-88c2-6a05fa74d771"> <settlement key="STM0100169">München</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111893" resp="receiver" xml:id="persName_f55eae7c-35e5-486a-860c-4e7db38907b8">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_bd8714c3-3183-4750-ba7a-302cfcea8ce6"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_f91f962d-b7a1-4d3e-91e8-76dd9eda2afc"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">München d. <date cert="high" when="1830-06-26" xml:id="date_8da47fc8-9e18-4ee8-9ea7-22e2135f0e06">26 Juni 1830.</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Eben kann ich wieder ein wenig aufathmen; habe mirs gekühlt gemacht in meinem Zimmer, heiterer blauer Himmel und warme Luft ist auch; <seg type="salute">da kommt Euer lieber Brief</seg> vom 19<hi rend="superscript">ten</hi>, der mir nun endlich Hoffnung für <persName xml:id="persName_50a025d3-7f99-4b41-bdf4-7bd0715bd77c">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> und sein Aufleben wieder giebt; ihr habt mich sehr geängstigt durch Eure letzten Berichte, drum wollte ich Euch nicht zwischen Furcht und Zweifel schreiben. Gott sey Dank, daß Alles vorüber ist und sich zum Besten wendet! – Liebe Fanny sey sehr gegrüßt, und nimm meinen Glückwunsch hin, wie Du Alles nimmst was ich Dir geben kann – denk nicht an die Sache, nur an mich, dessen Herz rosenroth ist; ich bin sehr bei Dir, und so werde ich es immer auch bleiben; mag kommen wie es wolle; ich hätte Dir gern <title xml:id="title_5483780b-dc43-48ce-bfc7-5528b660eabf">mein Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xzq4ejfo-r1hg-5ikm-i5zf-q64pbzrssbdc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name></title> geschickt, aber es ist zu schlecht gerathen. – Eben sehe ich mir es noch einmal an, und denke: Ach was! Das Herz war schwarz, Du verstehst Dich darauf; da ist es; <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_713c1b76-6bf3-30617-d308b-5efeb3dc2c3f" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>; ist Dirs zu schlecht, so kann ich nicht helfen, mir war so, als ich Euern ersten, halb ängstlich halb erfreuten Brief bekam:</p><p style="paragraph_centered"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_2ee442ff-6ffa-18efc-7a34d-1ad478271f8a" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. </note></p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0450ffda-e41b-4df9-a4c0-83b832e0c53a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1830-06-27" xml:id="date_24fc727e-7910-4ff8-a845-fc6f06fca5af"><seg type="inline">d. 27</seg><hi rend="superscript">ten</hi><seg type="inline">.</seg></date> <title xml:id="title_179d5153-e18a-40fe-b6c2-f1f9323a6d46">Das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cvkdzmlf-emam-uhga-w7n3-eljwddct2kxw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name></title> ist doch so schlecht nicht. Heute kam Euer froher Brief, der von baldigem Aufstehen von sichtlichem Zunehmen des <persName xml:id="persName_79703a0e-21a9-4b3c-b867-ae5a70409231">Kleinen<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> und von lauter Angenehmen spricht; ich las ihn ruhig auf einer Bank im Hofgarten, wo es schattig war; eben hat ein Gewitter die allzugroße Hitze gekühlt. O liebste <persName xml:id="persName_9a2e4b2b-d387-4098-b118-7c295af834f4">Geren<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>! Wenn Ihr so viel schreibt, und so durch einander, und mit einander und große Possen macht – das rührt manchen Landsmann von Euch so sehr, wie Trauerspiele; wahrscheinlich, weil er Euch so genau kennt. <persName xml:id="persName_e79ab653-ca2c-4b54-a39b-3663b08cc28e">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> soll mir der <persName xml:id="persName_2310b469-166a-450b-af19-545f1c5a21d3">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> malen, wie er will; wenn es nur göttlich wird, so bin ich zufrieden. Im Ernst aber möchte ich Dich, o <persName xml:id="persName_98f896c9-3101-40d1-a9e5-15d602391fd0">W. H.<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, nicht beschränken, will also weder über Stellung, noch über Kranz oder Nichtkranz entscheiden; aber mach mir kein <title xml:id="title_18c91832-aab8-4100-9ba0-067ee23a2602">Modebild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109203" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1830)</name></title>, und kein Knallbild; ich möchte keine feuerspeiende Berge in den Hintergrund, und keine dicken Sammtgewänder, Diademe, Juwelen in den Vorgrund (ich spreche bildlich) sondern ein stilles, ruhiges, leuchtendes Ebenbild möcht’ ich; durch nichts glänzend als durch die Wahrheit innen, ohne jede Romantik oder Historie die nicht im Gesicht liegt, und ohne irgend etwas anders Anziehendes, als wieder das Gesicht. Dazu taugte, dächt’ ich, die einmal gefundne Stellung nicht bitter; indeß mach es, wie Du willst; und wenn es, wie <persName xml:id="persName_cf1a5de8-2811-4402-b34a-5b1491e2e179">M.<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> sagt, <title xml:id="title_a3cdd8e4-9569-4613-877a-67e188ed7f37">ein Gegenstück zu meinem großen Titian<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109186" style="hidden" type="art">Die Himmelfahrt (Kopie nach → Tizian, 1827)</name></title> wird, so sollst Du belobt sein. Aber einfach und still! – Du siehst, ich sehe das Bild schon vor Augen; wär es nur wahr!</p><p>Was mich nun betrifft, <seg type="salute">liebe Fanny</seg>, so hab’ ich hier mit ein Paar Clavierstücken, dem <title xml:id="title_8d0cd7dd-ae4f-48d3-99b5-024c1fe62365">Concertstück von Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111254" style="hidden" type="music">Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79 (WeV N. 17)</name></title>, meinem <title xml:id="title_2f76925b-e1d2-4738-be5a-65ee23f07712">Capriccio aus emoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_m7xrbc1a-yals-igbi-b4sa-jb0fi8zc6btd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100417" style="hidden">Rondo capriccioso (Etude) E-Dur, 4. Januar 1828<idno type="MWV">U 67</idno><idno type="op">14</idno></name></title>, und <title xml:id="title_33c7d85c-959f-48c7-ad7d-52445d5e5afb">3 freien Fantasien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7xepngt0-0gxv-dqjn-wkbh-hypg1yvqxneg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name></title> die mir gelangen, mehr Effect gemacht, als irgendwo bis jetzt. Die Leute haben sich höchst freundlich und zuvorkommend in jeder Beziehung zu mir gezeigt, und was mir besonders lieb ist, ich habe wirklich, wenigstens für den Augenblick, auf ihren Modegeschmack eine Art Einfluß ausgeübt; und das kommt daher, daß sich der beliebteste Clavierlehrer hier, der den ganzen Tag den vornehmsten Damen Stunden gibt und <persName xml:id="persName_16b067a5-f437-4633-a687-f1872df9979d">Herz<name key="PSN0111939" style="hidden">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName> einstudirt, bei mir seit kurzem einige Lectionen ausgebeten, und drei schon richtig empfangen hat. Ich laß ihn nun statt aller Knallsachen, nur <persName xml:id="persName_a1bfb913-471b-46c0-9681-401b30133d37">Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name></persName> und <persName xml:id="persName_00286431-65a8-40c3-a1e9-148fb42abe54">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> spielen; er giebt sich viele Mühe und hat vielen Eifer, und nun wird die Armee von jungen Damen den <persName xml:id="persName_2c2cb118-000b-4b2e-b361-dd5a2e0070fa">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> auch kauen müssen, so hart er ihnen zu beißen sein mag. Mein Leben nun ist, daß ich Morgens ganz früh diesem oder einem andern jungen Musiker Stunden gebe, was mich belehrt, mir Freude macht, und wofür sie sehr dankbar sind, dann gehe ich auf die <placeName xml:id="placeName_96483a81-557f-46b4-be77-9df8da6f555a">königl. Gallerie<name key="NST0100227" style="hidden" subtype="" type="institution">Hofgartengalerie</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo die herrlichsten Bilder sind, oder sehe irgend andre Merkwürdigkeiten, dann mache ich Visiten die man hier leider nach jeder Einladung wiederholen muß, und Mittag und Abends bin ich fast immer ausgebeten. Öffentlich hier aufzutreten, ist die Jahreszeit nicht geeignet, die meisten Leute wohnen auf dem Land oder ziehen bald dahin; man hat mich aufgefordert für Arme ein Concert zu geben, doch zweifle ich, daß es geschehen wird, weil mir alle Sachverständigen das Gelingen d. h. eine gute Einnahme als sehr prekär vorstellen. Wahrscheinlich aber wird nächstens am Vormittag sich das Orchester expreß versammeln, um <title xml:id="title_cd8f4003-c7e2-4d58-8449-0fbb677b88cc">meine beiden Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pp7ik5ba-gwgf-dx1w-c8pm-u8gliovrgi81"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kkftx7b2-wa7i-a8xy-ghqh-kbrvnhdkgavn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title> zu spielen; sie haben mich nämlich darum für die Concerte des nächsten Winters gebeten, und es wäre wünschenswerth, daß ich sie bei der Gelegenheit noch ein wenig einstudiren könnte. Auch zur Aufführung in der <placeName xml:id="placeName_e3051c08-e325-4a64-b81d-4ab25bdc8ebd">Kapelle<name key="NST0100224" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hoforchester</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wird einiges von meiner geistlichen Musik hier bleiben, und ich habe sogar vor, etwas besondres für diesen Zweck zu componiren. Endlich hat mich <persName xml:id="persName_900fa74e-308d-4444-b262-cd58d39dff95">Poissl<name key="PSN0113936" style="hidden">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</name></persName>, bei dem ich diesen Mittag gegessen habe, sehr freundlich und herzlich aufgefordert, ihm das nächste Dramatische was ich schreiben würde zur ersten Aufführung zu geben, mir versprochen sich mit allen seinen Kräften dafür zu interessiren, und überhaupt meinen Wünschen zu willfahren was Besetzung u. dgl. beträfe. Wenn nur der liebe Gott einen Text, oder einen Dichter bescheren wollte. Mich dürstet danach.</p><p>Eben sehe ich, daß ich Alles dies eigentlich in einen Brief an <persName xml:id="persName_d16bd0ea-2c41-4e29-bbb2-7cff142f0101">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> schreiben wollte; ich bitte Dich daher, es ihm mitzutheilen, und ihn um Verzeihung zu bitten, daß ich lange nicht direct an ihn geschrieben habe; nächstens will ich es thun, und das verlangte Bild von München, so weit ich es kann, ihm geben; jetzt zieht die Wöchnerinn alle Schreibthätigkeit an sich. – Hier aber noch einen Privatnachtrag für die <persName xml:id="persName_3b774ff7-9419-4b42-a0e4-e82a3801f27b">Geren<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>: ich gehe nun Tag um Tag auf die <placeName xml:id="placeName_8ceed608-9815-4c39-a170-a0935135b970">Gallerie<name key="NST0100227" style="hidden" subtype="" type="institution">Hofgartengalerie</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und zweimal in der Woche Morgens zur <persName xml:id="persName_a3e21249-5dcf-4d81-af9a-6d31b6236c12">Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName>, wo ich lange Visiten mache. Wir raspeln gräßlich. Eigentlich ist es zarte Freundschaft, würde <persName xml:id="persName_f3a8211a-8c17-4a43-9f49-b6b759a252ad">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sagen, aber wer kann für Unglück, und obwohl <persName xml:id="persName_cc682b0f-1c49-4152-85b2-3c0cdd1c735d">Stieler<name key="PSN0115136" style="hidden">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name></persName> ein Schatrem ist und immer um mich rum geht und die Physiognomie der <persName xml:id="persName_56097231-ad20-441f-8710-1a70025fb116">S.<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> interessant findet, damit ich es hören soll und immer lauter behauptet sie sey das hübscheste Mädchen in München und er müsse sie malen, so ist das Alles nicht gefährlich, denn ich bin schon verliebt. Und zwar in eine <persName xml:id="persName_cfa184ce-4cd6-4c6d-bb12-88ed76d32702">Schottinn<name key="PSN0110940" style="hidden">Erskine, Lady Jane Plumer (?-1846)</name></persName>, deren Namen ich nicht weiß. Gestern war nämlich der Universitätsball, von dem ihr wißt. Ich wollte ihr hättet mich mit der <persName xml:id="persName_51969999-ad3d-447a-ac14-5ca7b6207e69">Frau Rectorinn<name key="PSN0115309" style="hidden">Thiersch, Charlotte Amalie (1794-1878)</name></persName> walzen sehen! Schön war’s. Ein Gartenplatz war gedielt und mit Zeug und Blumenguirlanden bedeckt, da wurde getanzt; die Bäume waren mit chinesischen bunten Lampen behängt; als es ganz dunkel war kam Feuerwerk, dann ein Transparent die Universitas vorstellend, dann große Illumination; mein Specieller der <persName xml:id="persName_753dbc52-2a18-4ac1-864a-71778672f59f">Nuntius<name key="PSN0113276" style="hidden">Mercy d’Argenteau, Charles Joseph Benoît Comte de (1787-1879)</name></persName> war auch da, ferner der <persName xml:id="persName_5b4ae3e9-f157-4d1a-a88f-090fc0f24876">Erzieher des Hzgs. v. Bordeaux<name key="PSN0110346" style="hidden">Chambord, Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné de Bourbon d’Artois Duc de Bordeaux, Comte de (1820-1883)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b1739106-a85f-4590-8278-4ae7acd7c030">Mr. Martin<name key="PSN0113097" style="hidden">Martin, Mr.</name></persName>, der sich theilnehmend nach <persName xml:id="persName_8504870b-7311-4457-ac12-f1318c6f312e">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> sehr erkundigte, und der ihr tausend Sachen sagen läßt (denn wir sprachen französisch) aus einer dunkeln Allee tauchte auf einmal <title xml:id="title_c85f1afb-0b0f-43c7-99c2-8cd23b47e412">Hensels Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109188" style="hidden" type="art">Johann Nepomuk Ringeis (Zeichnung 1824)</name></title> von <persName xml:id="persName_e61b6a11-cdb4-4b7e-a23c-804437650824">Ringseis<name key="PSN0114218" style="hidden">Ringseis, Johann Nepomuk von (1785-1880)</name></persName> auf, dem ich mich der Ähnlichkeit wegen vorstellen ließ und der freundlichst nach Allem fragte, rechts von mir sprachen sie russisch, ich kuckte hin, da wurde mir mit einem Male zu Muthe, als sey ich am Haackschen Markt, äße stark zu Mittag obwohl ich zu spät käme, säße neben <persName xml:id="persName_204b16ff-964f-4109-a38f-604e77f346d3">Caroline Heine<name key="PSN0111814" style="hidden">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> (der ich für ihre Abschrift 1000mal danke) würde von ihr ein bischen angebrummt – mit einem Wort ich saß unversehens dem <persName xml:id="persName_116248d3-26c5-4f69-b56c-21b101f47fc2">Dr. Lehmann<name key="PSN0112753" style="hidden">Lehmann, Lorenz (?-1852)</name></persName> gegenüber, und wir sahen uns an, und erkannten uns (O Welt, O Welt!), die schönsten Bürgermädchen in Riegelhäubchen gingen unter den großen Bäumen, weiter oben im Kreis saß der <persName xml:id="persName_8f840cee-91aa-441a-8319-048a6731f1b2">Oesterreichische Gesandte<name key="PSN0115018" style="hidden">Spiegel zum Diesenberg-Hanxleden, Caspar Philipp Graf (1766-1837)</name></persName>, und die Frau von so, und Baroninn so, und Saphir ohne Halsbinde, auch eine Menge ernsthafte Professoren, süße Officiere, Posaunen und Trompeten, für die Studentenlieder zur Begleitung; – kurz das Fest war gelungen und bunt. Ich ging allein nach Hause, kannte den Weg nicht; ging keck queer ins Korn hinein, nach der Richtung wo ich mir die Stadt dachte, hörte noch von weitem die Tanzmusik; und so auf dem Fußweg, unter dem hellsten Sternenhimmel, zwischen dem Korn im fremden Lande zu wandern, war doch gar zu hübsch. Der Weg führte mich auch ganz recht, ich kam an einen hohen Damm, der an den Ufern der Isar nach der großen Brücke zu führt; der Fluß rauschte tüchtig, und vor mir lagen die Lichter von München ausgebreitet; hinter mir glänzten immer noch die Lampen und Lichter des Balles; es ist da viel an Euch gedacht worden. – Aber ich bin heut sehr geschwätzig und vergesse über eines das andre; denn ich wollte eigentlich nicht vom Ball und meinem einsamen Nachhausegehen sprechen (obwohl ich erwähnen muß, daß ich in meinem Zimmer noch einen Teller mit den schönsten Erdbeeren fand, die man mir geschickt hatte, eben eß’ ich sie gar hinaus) auch nicht von den Bürgermädchen in silbernen Hauben (obwohl die <persName xml:id="persName_e89f6782-1839-4438-a84c-64e4f8387399">Hagn<name key="PSN0111663" style="hidden">Hagn, Charlotte von (1809-1891)</name></persName> und das kleine Reh (wie man sie nennt) schön sind) sondern ich wollte erzählen, wie man mich der <persName xml:id="persName_9ae59d3d-2cc2-42a2-8439-3783cbad1439">Schottinn<name key="PSN0110940" style="hidden">Erskine, Lady Jane Plumer (?-1846)</name></persName> vorstellte, wie ich den ganzen Abend Englisch mit ihr sprach, wie ich mich heut morgen höflich bewies, und wie wir uns aus Zufall wieder begegneten. Die <persName xml:id="persName_941288fa-8708-4c8a-bf34-3ff657f6c401">Schottinn<name key="PSN0110940" style="hidden">Erskine, Lady Jane Plumer (?-1846)</name></persName> also – </p><signed rend="right">(gez. F.)</signed></div></body> </text></TEI>