fmb-1830-06-11-02
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München, 11. Juni 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Hensel
o. 3.
Bist Du auch wieder recht gesund? Und nicht mehr böse auf den Rüpel von Bruder, der so lange nicht geschrieben hat? Er sitzt jetzt hier in einem netten Stübchen, und hat Euer grünes Samtbuch mit den Portraits vor sich, und schreibt am offenen Fenster. Hör’ mal, ich wollte Du wärest recht froh und heiter in diesem Augenblick, weil ich gerade an Dich denke; und so wärest Du es in jedem Moment, wo ich an Dich dächte. Da solltest Du nicht verdrießlich und unwohl werden. Aber ein ganzer Kerl bist Du, das muß wahr sein, und hast einige Musik los; gestern Abend sah ich es wieder recht ein, als ich stark Cour schnitt. Denn so weise Du bist, so habe ich doch mich sehr niedlich gemacht d. h. so weise Du bist, so thörigt ist Dein Herr Bruder. Große soirée war nämlich gestern Abend bei denen zu
Da ich eben auf
Hier ist auch
(Beides ist aber nur aus Gedächtniß)
Gestern lobte mich eine gnädige Gräfinn wegen
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gleichcopiren und schick es entweder mit Fahrpost oder durch Gelegenheit, die aber bald gehen müßte. Wenn nun
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München d. 11 Juny. 1830. Mein liebes Schwesterlein! Bist Du auch wieder recht gesund? Und nicht mehr böse auf den Rüpel von Bruder, der so lange nicht geschrieben hat? Er sitzt jetzt hier in einem netten Stübchen, und hat Euer grünes Samtbuch mit den Portraits vor sich, und schreibt am offenen Fenster. Hör’ mal, ich wollte Du wärest recht froh und heiter in diesem Augenblick, weil ich gerade an Dich denke; und so wärest Du es in jedem Moment, wo ich an Dich dächte. Da solltest Du nicht verdrießlich und unwohl werden. Aber ein ganzer Kerl bist Du, das muß wahr sein, und hast einige Musik los; gestern Abend sah ich es wieder recht ein, als ich stark Cour schnitt. Denn so weise Du bist, so habe ich doch mich sehr niedlich gemacht d. h. so weise Du bist, so thörigt ist Dein Herr Bruder. Große soirée war nämlich gestern Abend bei denen zu Kerstorf, und Minister und Grafen liefen umher, wie die Hausthiere auf dem Hühnerhof. Auch Künstler u. a. Gebildete. – Die Delphine Schauroth, die nun hier angebetet wird (und mit Recht) hatte von all diesen Classen ein Bischen; denn ihre Mutter ist Freifrau von, und sie ist Künstlerinn und sehr wohlgebildet; kurz ich lämmerte so sehre. Nämlich so, daß wir die 4 händige Sonate von Hummel zu allgemeinem Jubel schön vortrugen, daß ich nachgab, und lächelte, und zuschlug, und das as im Anfang des letzten Stücks für sie aushielt, „weil ja die kleine Hand nicht zureiche“ und daß die Leute über die allzugroße Sympathie Glossen machten, und daß Minister Schenk sich gegen mich als ein ausgemachter Schatrem benahm, und daß die Frau vom Hause uns neben einander placirte, Gesundheiten ausbrachte, und so fort. – Aber eigentlich wollte ich ja nur sagen, daß das Mädchen sehr gut spielt, und mir als wir vorgestern zum erstenmal zusammenspielten (denn das Stück ist schon 3mal gegeben worden) ganz ordentlich imponirte; als ich sie nun gestern früh allein hörte, und auch sehr bewunderte, fiel mir plötzlich ein, daß wir im Hinterhause ein Frauenzimmer besäßen, das von der Musik doch eine gewisse andre Idee im Kopf hätte, als viele Damen zusammengenommen, und ich dachte, ich wollte ihr diesen Brief schreiben, und wollte sie so herzlich grüßen; die Dame bist Du nun freilich, aber ich sage Dir Fanny, daß ich an gewisse Stücke von Dir nur zu denken brauche, um recht weich und aufrichtig zu werden, obschon man doch in Süddeutschland viel lügen muß. Du weißt aber, wahrhaftig, was sich der liebe Herrgott bei der Musik gedacht hat, als er sie erfand; da ist es kein Wunder wenn man sich drüber freut. Kannst auch Clavier spielen. Kurz ich wollte Du wärest gerade so, wie Du bist, und wenn Du einen größeren Anbeter brauchst, als mich, so kannst Du Dir ihn malen. Oder Dich von ihm malen lassen. Da ich eben auf Hensel anspiele, so muß ich ihm doch erzählen, wie mich Goethe sehr nach ihm frug, und wiederholt sich nach seiner Beschäftigung erkundigte; das grüne Freundbuch mußte ich ihm mehrere Tage lang da lassen, und er lobte es dann sehr; die Lammgruppe in meinem Stammbuch sah er sich an, und brummte: „die haben’s gut – und sieht so zierlich und hübsch aus – und so bequem und doch schön und so anmuthig“ so ging’s dann weiter, kurz, o Hensel, er ist, mit Dir zu reden, sehr für Dich. Jetzt kommt eine Stelle aus einem seiner Gedichte für das Chaos (er sagt, woran ihn die unbekannte Geliebte erkennt:) Wenn Du kommst, es muß mich freuen, Wenn Du gehst, es muß mich schmerzen, Und so wird es sich erneuen Immerfort in beiden Herzen. Fragst Du, werd’ ich gern ausführlich Deinem Forschen Auskunft geben, Wenn ich frage, wirst Du zierlich Mit der Antwort mich beleben. Leiden, welche Dich berührten, Rühren mich in gleicher Strenge; Wenn die Feste Dich entführten, Folg’ ich Dir zur heitern Menge etc. Hier ist auch ein sonderbarer Schluß eines Gedichtes an Fräulein v. Schiller:) Milde zum Verständlichen Wird die Mutter mahnen, Deutend zum Unendlichen Auf des Vaters Bahnen. (Beides ist aber nur aus Gedächtniß) Gestern lobte mich eine gnädige Gräfinn wegen meiner Lieder, und meinte fragweise ob nicht das von Grillparzerↂ ganz entzückend sey? Ja, sagte ich, und sie hielt mich schon für unbescheiden, als ich alles erklärte und versprach, die Compositionen, die Du mir nächstens schicken würdest, in Gesellschaften gleich mitzutheilen. Wenn ich das thue bin ich ein Pfefferkorn ein Brauerpferd; Du schickst aber am Ende auch keine. – Eben kommt Licht, und mein Queernachbar zermartert sein Clavier in der Dämmrung, indem er das Glöckchen von Paganini fast zu jämmerlich verarbeitet. Nun werd’ ich geschäftsmäßig, und sage Dir, daß ich Delphine Schauroth die Cour mache (ich schicke an Beckchen ihren Steckbrief) und daß sie mir befohlen hat, bei Strafe einer und der andern Ungnade, das große Rondo Capriccioso aus e moll 6 8 herauszugeben; ich habe es nämlich mit einem rührenden Einleitungsadagio, und einigen Melodien und Passagen schmackhaft zubereitet und Glück damit gemacht. Jetzt will ichs nun aufschreiben und ihr sehr überreichen, auch will ich meine 20 Pfund verdienen, kurz es soll heraus. Schreib’ doch also an Klingemann (oder laß es durch Beckchen – Ach nein, ich will ihm lieber selbst schreiben, und den vorigen Satz nicht ausstreichen, weil es zu häßlich aussieht; nimm es also nicht übel, und schreib ihm nichts; dieser Brief ist im Schlafrock geistig. Schick mir aber eine Copia vidimata meiner Fantasie aus e moll auf Irlands last rose; denn die will ich herausgeben; auch bitt’ ich Dich zugleich um eine Abschrift des Trompeterstücks aus Wales und der Partitur der Cellovariationen in d dur . Bitte laß alles dies gleich copiren und schick es entweder mit Fahrpost oder durch Gelegenheit, die aber bald gehen müßte. Wenn nun Hensel die 20 Louis berechnet, die bei Vater eben abgegeben sind, ferner die ungeheuern Summen, die mir für obenerwähnte Werke mit Nächstem eingehen müssen, so sehe ich nicht ab, warum er mir nicht für 30 Louis Credit geben will? – Ernstlich zu reden aber, spanne Leinwand auf, spitze den Pinsel, nimm eine Prise Ultramarin, Hofmaler, motivire eine stupende Stellung, und mal mein Bild; ich brauch es. Stieler läßt Dich auch sehr grüßen. Kennst Du Frau v: Krüdner, o Fanny? Sie ist nie aus München gewesen, aber wunderschön, und die weiße zarte Frau eines schwarzen, bärtigen Russen, Stieler hat sie eben für die Sammlung des Königs gemalt, und ich bewundre sie aus der Ferne im Theater. – Es schlägt übrigens 8, und ich will früh zu Bett’, es hat gestern bis 1 2 2 gedauert. – Noch einen Zug aus dem Leben muß ich Dir erzählen. Als ich auf meiner eiligen, verdrießlichen Reise hieher in der Nacht durch Feucht kam, hörte ich in einem Hause Mordlärm, und der Postillion sagte: Se sufen da! – da horchte ich zu, und die Bauern sangen ein großes Lied vom Jäger dessen Refrain so ging: Seitdem nun, wenn ich von einer Staatsvisite komme, oder aus einem Ballet (wie gestern) oder wenn ich Abends zu Hause gehe und an die feinsten Redensarten denken sollte brülle ich aus Herzenslust; theilst Du nicht dies Gefühl? Ich glaube es haben mich schon mehrere Münchner deshalb für roh gehalten; das bin ich aber nicht, sondern habe eine feine Seele, und mit der liebe ich Dich. Sey kräftig und gesund und heiter; und so auf ein frohes Wiedersehn. Dein F.
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Er sitzt jetzt hier in einem netten Stübchen, und hat Euer grünes Samtbuch mit den Portraits vor sich, und schreibt am offenen Fenster. Hör’ mal, ich wollte Du wärest recht froh und heiter in diesem Augenblick, weil ich gerade an Dich denke; und so wärest Du es in jedem Moment, wo ich an Dich dächte. Da solltest Du nicht verdrießlich und unwohl werden. Aber ein ganzer Kerl bist Du, das muß wahr sein, und hast einige Musik los; gestern Abend sah ich es wieder recht ein, als ich stark Cour schnitt. Denn so weise Du bist, so habe ich doch mich sehr niedlich gemacht d. h. so weise Du bist, so thörigt ist Dein Herr Bruder. Große soirée war nämlich gestern Abend bei denen zu <persName xml:id="persName_3b52aeef-6c18-4a20-bd09-d915337c074b">Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName>, und Minister und Grafen liefen umher, wie die Hausthiere auf dem Hühnerhof. Auch Künstler u. a. Gebildete. – Die <persName xml:id="persName_d2256a9e-71f4-46d3-a93e-48f0fce97c1e">Delphine Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName>, die nun hier angebetet wird (und mit Recht) hatte von all diesen Classen ein Bischen; denn <persName xml:id="persName_05c786c7-be69-4e42-ba35-98bb906ed339">ihre Mutter<name key="PSN0114514" style="hidden">Schauroth, Augustine Luise Friederike Ernestine von</name></persName> ist Freifrau von, und sie ist Künstlerinn und sehr wohlgebildet; kurz ich lämmerte so sehre. Nämlich so, daß wir die <title xml:id="title_6297de94-7943-475f-bc40-07a16c607bf9">4 händige Sonate<name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109414" style="hidden" type="music">Grande Sonate für Klavier vierhändig As-Dur, op. 92</name></title> von Hummel zu allgemeinem Jubel schön vortrugen, daß ich nachgab, und lächelte, und zuschlug, und das as im Anfang des letzten Stücks für sie aushielt, „weil ja die kleine Hand nicht zureiche“ und daß die Leute über die allzugroße Sympathie Glossen machten, und daß <persName xml:id="persName_dc386684-784a-4288-ad62-a90c39b83ec1">Minister Schenk<name key="PSN0114531" style="hidden">Schenk, Eduard (seit 1828) Ritter von (1788-1846)</name></persName> sich gegen mich als ein ausgemachter Schatrem benahm, und daß die <persName xml:id="persName_7816d0ab-0041-4b66-9cbe-0aa4cb80451f">Frau vom Hause<name key="PSN0112358" style="hidden">Kerstorf, Fanni (Franziska Luise) von (1774-1854)</name></persName> uns neben einander placirte, Gesundheiten ausbrachte, und so fort. – Aber eigentlich wollte ich ja nur sagen, daß das Mädchen sehr gut spielt, und mir als wir vorgestern zum erstenmal zusammenspielten (denn das Stück ist schon 3mal gegeben worden) ganz ordentlich imponirte; als ich sie nun gestern früh allein hörte, und auch sehr bewunderte, fiel mir plötzlich ein, daß wir im Hinterhause ein Frauenzimmer besäßen, das von der Musik doch eine gewisse andre Idee im Kopf hätte, als viele Damen zusammengenommen, und ich dachte, ich wollte ihr diesen Brief schreiben, und wollte sie so herzlich grüßen; die Dame bist Du nun freilich, aber ich sage Dir Fanny, daß ich an gewisse Stücke von Dir nur zu denken brauche, um recht weich und aufrichtig zu werden, obschon man doch in Süddeutschland viel lügen muß. Du weißt aber, wahrhaftig, was sich der liebe Herrgott bei der Musik gedacht hat, als er sie erfand; da ist es kein Wunder wenn man sich drüber freut. Kannst auch Clavier spielen. Kurz ich wollte Du wärest gerade so, wie Du bist, und wenn Du einen größeren Anbeter brauchst, als mich, so kannst Du Dir ihn malen. Oder Dich von ihm malen lassen.</p><p>Da ich eben auf <persName xml:id="persName_ee43de77-fbfc-4675-8a31-e0e5f581d1de">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> anspiele, so muß ich ihm doch erzählen, wie mich <persName xml:id="persName_773b1cf0-b77a-42e8-a9bd-b07f644561ad">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> sehr nach ihm frug, und wiederholt sich nach seiner Beschäftigung erkundigte; das grüne Freundbuch mußte ich ihm mehrere Tage lang da lassen, und er lobte es dann sehr; die Lammgruppe in meinem Stammbuch sah er sich an, und brummte: „die haben’s gut – und sieht so zierlich und hübsch aus – und so bequem und doch schön und so anmuthig“ so ging’s dann weiter, kurz, o <persName xml:id="persName_559d1bce-b3ea-4f51-ab9b-161cdd2ed2bd">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, er ist, mit Dir zu reden, sehr für Dich. 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Schiller:)</p><lg rend="left" type="verse" xml:id="lg_047a6f06-3d48-4d96-b13b-960d0ebdc0f0"> <l>Milde zum Verständlichen</l> <l>Wird die Mutter mahnen,</l> <l>Deutend zum Unendlichen</l> <l>Auf des Vaters Bahnen.</l></lg><p> </p><p style="paragraph_without_indent">(Beides ist aber nur aus Gedächtniß)</p><p style="paragraph_without_indent">Gestern lobte mich eine gnädige Gräfinn wegen <title xml:id="title_833f623a-4454-4205-9343-f091b8b53811">meiner Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jmqzsobz-lwcn-rwe0-5uuk-jm67dgdcudrp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100618" style="hidden">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1827, 1. Heft; enthält MWV K 30, Das Heimweh »Was ist’s, was mir den Atem hemmet«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, Italien »Schöner und schöner schmückt sich«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, MWV K 37, K 31 und K 17, 2. Heft; enthält MWV K 32, K 33, K 34, K 35, K 36 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy<idno type="MWV">SD 2</idno><idno type="op">8</idno></name></title>, und meinte fragweise ob nicht das von <persName xml:id="persName_83663f4a-cd22-44e7-99e6-e7c94d062bba">Grillparzer<name key="PSN0111549" style="hidden">Grillparzer, Franz Seraphicus (1791-1872)</name></persName><title xml:id="title_966da70f-8154-41ef-bffb-8d93b733e914">ↂ<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111446" style="hidden" type="music">»Italien« für eine Singstimme und Klavier HU 157 (Sommer 1825 oder früher)</name></title> ganz entzückend sey? Ja, sagte ich, und sie hielt mich schon für unbescheiden, als ich alles erklärte und versprach, die Compositionen, die Du mir nächstens schicken würdest, in Gesellschaften gleich mitzutheilen. Wenn ich das thue bin ich ein Pfefferkorn ein Brauerpferd; Du schickst aber am Ende auch keine. – Eben kommt Licht, und mein Queernachbar zermartert sein Clavier in der Dämmrung, indem er <title xml:id="title_0165be36-4131-4b3a-832a-6596f619a974">das Glöckchen von Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="author">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name><name key="CRT0110268" style="hidden" type="music">2. Violinkonzert h-Moll, op. 7 (La Campanella)</name></title> fast zu jämmerlich verarbeitet. Nun werd’ ich geschäftsmäßig, und sage Dir, daß ich <persName xml:id="persName_d5fa9d7a-0b6d-40ea-b994-9cd43ec2a562">Delphine Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> die Cour mache (ich schicke an <persName xml:id="persName_8ca6d4ad-6614-4e35-8f08-06bb04127384">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ihren Steckbrief) und daß sie mir befohlen hat, bei Strafe einer und der andern Ungnade, <title xml:id="title_6dc91377-6631-47a8-bfbb-26c900d7f4ca">das große Rondo Capriccioso aus e moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fqxvzsle-7uam-zow5-ymvu-knij7njrcdgn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100417" style="hidden">Rondo capriccioso (Etude) E-Dur, 4. Januar 1828<idno type="MWV">U 67</idno><idno type="op">14</idno></name></title> <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">6</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">8</hi></formula> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_db698668-002d-c4fd8-04be7-348cf62b31ce" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> herauszugeben; ich habe es nämlich mit einem rührenden Einleitungsadagio, und einigen Melodien und Passagen schmackhaft zubereitet und Glück damit gemacht. Jetzt will ichs nun aufschreiben und ihr sehr überreichen, auch will ich meine 20 Pfund verdienen, kurz es soll heraus. Schreib’ doch also an <persName xml:id="persName_8f938046-a71f-42ef-a933-149e0de0635f">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> (oder laß es durch <persName xml:id="persName_aaddd361-9f6c-414f-a7bc-11811ba6faa3">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> – Ach nein, ich will ihm lieber selbst schreiben, und den vorigen Satz nicht ausstreichen, weil es zu häßlich aussieht; nimm es also nicht übel, und schreib ihm nichts; dieser Brief ist im Schlafrock geistig. Schick mir aber eine <title xml:id="title_5bc233c1-cd80-44ac-8711-d949a8102330">Copia vidimata meiner Fantasie aus e moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bidpmqsx-drs7-zdri-m8nv-no7t7hpqvpky"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100424" style="hidden">Fantasie über das irländische Lied The Last Rose of Summer E-Dur, [1830 oder früher]<idno type="MWV">U 74</idno><idno type="op">15</idno></name></title> auf Irlands last rose; denn die will ich herausgeben; auch bitt’ ich Dich zugleich um eine <title xml:id="title_fcfae995-ca84-47ca-a425-51e6b798f486">Abschrift des Trompeterstücks aus Wales<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ni9acvmq-4qan-4jue-jecg-uptjnkxsbjko"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100421" style="hidden">Fantaisie ou Capriccio (Scherzo) e-Moll, 4. September 1829<idno type="MWV">U 71</idno><idno type="op">16/2</idno></name></title> und der <title xml:id="title_ddedb915-e349-4812-8abd-9299987353b9">Partitur der Cellovariationen in d dur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_d8eljheu-g06c-8jkq-pkgq-4ezoort5yiy5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name></title>. Bitte laß alles dies <hi rend="underline">gleich</hi> copiren und schick es entweder mit Fahrpost oder durch Gelegenheit, die aber bald gehen müßte. Wenn nun <persName xml:id="persName_f694633c-2a7e-4b37-a77b-751de782da56">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> die 20 Louis berechnet, die bei <persName xml:id="persName_eedad595-4e07-4eef-a172-5f59dd3804e8">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> eben abgegeben sind, ferner die ungeheuern Summen, die mir für obenerwähnte Werke mit Nächstem eingehen müssen, so sehe ich nicht ab, warum er mir nicht für 30 Louis Credit geben will? – Ernstlich zu reden aber, spanne Leinwand auf, spitze den Pinsel, nimm eine Prise Ultramarin, Hofmaler, motivire eine stupende Stellung, und mal mein Bild; ich brauch es. <persName xml:id="persName_296b8a41-1e72-4af8-aba3-60dd681bb1dd">Stieler<name key="PSN0115136" style="hidden">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name></persName> läßt Dich auch sehr grüßen. Kennst Du <persName xml:id="persName_6d2f6f0a-95c9-43b3-a893-6e0c97d54a83">Frau v: Krüdner<name key="PSN0112554" style="hidden">Krüdener, Amalie Freifrau von (1808-1888)</name></persName>, o Fanny? Sie ist nie aus München gewesen, aber wunderschön, und die weiße zarte Frau eines schwarzen, bärtigen <persName xml:id="persName_e69e7698-f56d-452c-be69-50f147b57777">Russen<name key="PSN0112555" style="hidden">Krüdener, Georg Alexander Freiherr von (1786-1852)</name></persName>, <title xml:id="title_e8aed872-fb9d-470e-827e-f5bbeb8ceee3">Stieler<name key="PSN0115136" style="hidden" type="author">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name><name key="CRT0110986" style="hidden" type="art">Amalie Freiin von Krüdener</name></title> hat sie eben für die Sammlung des <persName xml:id="persName_b60dcac7-9105-4d17-9cd3-4ef938b01625">Königs<name key="PSN0109721" style="hidden">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName> gemalt, und ich bewundre sie aus der Ferne im Theater. – Es schlägt übrigens 8, und ich will früh zu Bett’, es hat gestern bis <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 2 gedauert. – Noch einen Zug aus dem Leben muß ich Dir erzählen. Als ich auf meiner eiligen, verdrießlichen Reise hieher in der Nacht durch Feucht kam, hörte ich in einem Hause Mordlärm, und der Postillion sagte: Se sufen da! – da horchte ich zu, und die Bauern sangen ein großes Lied vom Jäger dessen Refrain so ging: <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_9fd5a920-5b74-148b4-60fc1-b1d5419c3ae6" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> Seitdem nun, wenn ich von einer Staatsvisite komme, oder aus einem Ballet (wie gestern) oder wenn ich Abends zu Hause gehe und an die feinsten Redensarten denken sollte brülle ich <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_4a220a5d-4a61-7fd12-2a146-f05f07b37dc6" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> aus Herzenslust; theilst Du nicht dies Gefühl? Ich glaube es haben mich schon mehrere Münchner deshalb für roh gehalten; das bin ich aber nicht, sondern habe eine feine Seele, und mit der liebe ich Dich. <seg type="closer" xml:id="seg_230a70d2-7889-4246-981f-91f5558a50d7">Sey kräftig und gesund und heiter; und so auf ein frohes Wiedersehn.</seg></p><signed rend="right">Dein F.</signed></div></body> </text></TEI>