fmb-1830-04-07-01
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Berlin, Anfang April 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
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Unbekannt. Zwischen dem 9. und 16. April hat Felix Mendelssohn Bartholdy mehrere Briefe diktiert, da er nach der Masernerkrankung seine Augen schonen musste.
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Da ich jeden Morgen Briefe an meinen Correspondenten in England, Ungarn, Südamerika und der Provence in die Feder dictire, so sehe ich nicht ein, warum ich nicht mit Dir,
Da ich jeden Morgen Briefe an meinen Correspondenten in England, Ungarn, Südamerika und der Provence in die Feder dictire, so sehe ich nicht ein, warum ich nicht mit Dir, o königlicher Sänger, auch einmal anbinden soll. „In tausend Formen magst Du Dich verstecken, doch, Allerliebster, gleich erkenn’ ich Dich“ (Goethe’s Divan, auf dem Du ja wohl jetzt schläfst), d. h. ich freue mich herzlich, daß Du als Barbier, Erzengel und Heiland reussirst. Eines solchen Fortschrittes dürfen sich wenig Menschen rühmen; dafür hat Dich auch schon ein Berliner, heut in der Zeitung, scheel angesehen. Ich habe nehmlich eben zu laxieren eingenommen und während es wirkte, laß ich das Zeitungsblatt, daß ich wie natürlich in der Hand hielt. Ich las es, und brauchte es nachher mit Wonne. Neues habe ich Dir nicht zu berichten, so was ist mir seitdem nicht eingefallen. Was aber schreibst Du viel vom Frühling? Besteht er in Schläuchen, was den Himmel, in dem Regenschirm, was die Menschen betrifft, ist Einheizen und Zähnklappen dazu erforderlich? Ich glaube an den Frühling gar nicht. Was ist denn überhaupt Liebe, Kunst und Frühling, wenn man in meinem Zustand ist? Die Liebe läßt sich nicht erbittern, mein Magen aber wohl; die Liebe kommt immer wieder, meine Leibschmerzen auch; ich mache es wie der Heiland und halte mich an das Praktische, dasselbe ist aber in diesem Augenblick lausig. – Bis hieher wird dieser Brief verbrannt oder zerrissen, das Folgende kann leben bleiben – nämlich: wie schön ist Gottes weite Welt! Schreib mir doch bald wieder; ich habe die erste étude von Cramer mit den Handen kreuzweis spielen gelernt, ich spiele die Einsetzung des Abendmahls aus der Passion auf einer Stockflöte, ich gehe müßig wie H. Beer oder ein Kapellmeister. Aber Du willst wissen: wann meine Ostern fallen? Sonntag, Lieber, oder Montag; wenn Du also glaubst, eher als ich abzureisen, so irrst Du stark. Wir werden wahrscheinlich zu gleicher Zeit abgehen nach verschiedenen Seiten. Es wird doch nichts Vernünftiges daraus, also will ich lieber schließen, morgen etwa mehr. Dein Felix Mendelssohn-Bartholdy.
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