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fmb-1829-11-20-01

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Carl Klingemann und Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>London, 20. November 1829 Derselbe junge Mann, der mit einer ellenlangen Visitenliste in der Hand, mit vielem Bedauern und mit unendlichen Versicherungen steten Andenkens im Munde, und mit Sehnsucht nach den Seinen und der Heimat im Herzen, in der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 252

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Klingemann, Briefwechsel, S. 63 f. - - - - - - Carl Klingemann und Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 20. November 1829 Derselbe junge Mann, der mit einer ellenlangen Visitenliste in der Hand, mit vielem Bedauern und mit unendlichen Versicherungen steten Andenkens im Munde, und mit Sehnsucht nach den Seinen und der Heimat im Herzen,

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Unbekannt

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. November 1829 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London, den 20. November 1829.

Derselbe junge Mann, der mit einer ellenlangen Visitenliste in der Hand, mit vielem Bedauern und mit unendlichen Versicherungen steten Andenkens im Munde, und mit Sehnsucht nach den Seinen und der Heimat im Herzen, in der grossen Stadt LondonLondonGroßbritannien auf- und abfährt, und nebenbei unzählige Einladungen, d. h. Stürme auf seine edle Zeit, abschlägt, – hat Der wohl Zeit, noch Vieles und Gutes zu schreiben heute? Besonders, wenn er morgens Audienzen der weinenden Freunde annimmt, und mittags, d. h. abends dem alten AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) zu Gefallen irgend einem Glee Klub beiwohnen und unter anderen die Leute dort mit einem tune oder zweien erfreuen muss? Denn so stehen, oder gehen, oder fliegen die Sachen, darum fange ich heute an – die Depeschen und das Wohl und Wehe von Europa müssen warten – und berichte weniges in Kürze, was Geschwisterkind mitmacht.

Gestern morgen kam er zurück von Norwood, abermals stärker, gesunder und blühender, als beim letzten Auseinandergehen, – schreitet das so weiter, so sehe ich kaum ein, wo es mit aller Gesundheit hinaus will; aber wenigstens hat er Kraftvorrat zur Reise. Das Knie geht gut, bis auf Reste der Steifheit und Schwäche. Mittags versammelten sich die vier, zwei ProfessorenMühlenfels, Ludwig von (1793-1861)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und zwei Weltkinder, – zum Dessert traf die Nachricht ein, dass HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) von Paris eingetroffen. Er wurde geholt, erschien – wie er verändert, muss Felix berichten, wir andern werden erst später Zeit haben ihn näher kennen zu lernen – und spät setzte sich Felix ans Piano, ihm die E dur Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yqwsxzav-cc9k-uxyh-7pet-owib8czxmaet"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100411" style="hidden">Sonate E-Dur, 22. März 1826<idno type="MWV">U 54</idno><idno type="op">6</idno></name> vorzuspielen. Als leibhafte Ironie tanzte GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) herein, während des Finales, er hielt HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) von weitem für RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und gebärdete sich wie ein Stück Salz, das in eine süsse Tasse Kaffee fällt, – recht mir zum Trost gehen solche Dinge in der Welt nie aus! – Nun werden Sie aber auch glauben, dass es an liebender und zuverlässiger Autorität nicht fehlt, die Felixens Abreise nimmer zulassen würde, wenn er irgend Gefahr dabei liefe: heute Abend werden sich HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) und KindKind, Carl Maximilian (1801-1831) bei Felix treffen, um 10 nämlich, nach der Klub-Historie; MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861), RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) und ich stossen dazu und wenn dieser Klub nicht absurder und toller wird wie der erste, irr’ ich mich sehr. – Für ganz England nun reist Felix Montags früh ab, für uns und sein Gepäck aber am Dienstag den 24., und wir halten noch in der Stille einen dunkelblauen Montag – am Sonntag wird er uns noch in St. PaulsSt. Paul’s CathedralLondonGroßbritannien was vorspielen. Heute Morgen erhielt er grade vor dem Ausgehen Ihren letzten Brief über Holland. Er selbst nun wird, allen Seeabenteuern zu abgeneigt, über Dover nach Calais gehen, nach Calais nimmt er eine Empfehlung von Doxat’sDoxat, Familie von → Eugen D. mit, und wird so dort sicher ausmitteln können, wie er am sichersten und bequemsten nach Brüssel gelangt, – von da macht sich’s von selbst. Den Tag der Ankunft in Berlin kann er unter diesen Umständen etwa erst in Köln bestimmen; es ist hier übrigens seit mehreren Tagen klares Frostwetter – gibt’s das drüben auch, so kann er auf gute Wege hoffen.

Es kommen aber immer mehr Depeschen, – sie werden mir zu mächtig, und ich muss aufhören um anzufangen. Wo isst Felix morgen? Bei Taylor’sTaylor, Familie von → John T.!

Carl Klingemann
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Euren Brief vom 9. habe ich erhalten und noch ungelesen in der Tasche, ausser dass ich just gesehen, Ihr befindet Euch wohl. Heut kann ich nicht mehr schreiben. Es geht nicht. Auf Wiedersehen, so Gott will!

F.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)

Da sitzt das Alter und sieht zu, wie die Jugend nicht Zeit hat! Und doch habe ich selbst keine, und so geht der nüchternste Brief ab und Doppelkorrespondenz aus und verliert sich wie der Rhein im Sande! Dabei herrscht ein dicker Nebel – auch den sollte Felix noch kennen lernen – und ein sentimentaler Philister kehrte ihn um und folgerte daraus umgekehrte Hopssätze über die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit menschlicher Dinge, aber wir Aufgeklärten glauben an so was wenig, und viel mehr an Steam Carriages, die 50 Meilen in einer Stunde machen werden und die aus dem raren Schaustück Wiedersehen eine bequeme kurrente Münze machen müssen und alle Cirkulation bedeutend befördern. Immer vorwärts, in vielen Hauptdingen wird’s doch beim Alten bleiben! So hofft und grüsst

Ihr C. Klingemann.
            London, den 20. November 1829. Derselbe junge Mann, der mit einer ellenlangen Visitenliste in der Hand, mit vielem Bedauern und mit unendlichen Versicherungen steten Andenkens im Munde, und mit Sehnsucht nach den Seinen und der Heimat im Herzen, in der grossen Stadt London auf- und abfährt, und nebenbei unzählige Einladungen, d. h. Stürme auf seine edle Zeit, abschlägt, – hat Der wohl Zeit, noch Vieles und Gutes zu schreiben heute? Besonders, wenn er morgens Audienzen der weinenden Freunde annimmt, und mittags, d. h. abends dem alten Attwood zu Gefallen irgend einem Glee Klub beiwohnen und unter anderen die Leute dort mit einem tune oder zweien erfreuen muss? Denn so stehen, oder gehen, oder fliegen die Sachen, darum fange ich heute an – die Depeschen und das Wohl und Wehe von Europa müssen warten – und berichte weniges in Kürze, was Geschwisterkind mitmacht.
Gestern morgen kam er zurück von Norwood, abermals stärker, gesunder und blühender, als beim letzten Auseinandergehen, – schreitet das so weiter, so sehe ich kaum ein, wo es mit aller Gesundheit hinaus will; aber wenigstens hat er Kraftvorrat zur Reise. Das Knie geht gut, bis auf Reste der Steifheit und Schwäche. Mittags versammelten sich die vier, zwei Professoren und zwei Weltkinder, – zum Dessert traf die Nachricht ein, dass Horn von Paris eingetroffen. Er wurde geholt, erschien – wie er verändert, muss Felix berichten, wir andern werden erst später Zeit haben ihn näher kennen zu lernen – und spät setzte sich Felix ans Piano, ihm die E dur Sonate vorzuspielen. Als leibhafte Ironie tanzte Goldschmidt herein, während des Finales, er hielt Horn von weitem für Rosen und gebärdete sich wie ein Stück Salz, das in eine süsse Tasse Kaffee fällt, – recht mir zum Trost gehen solche Dinge in der Welt nie aus! – Nun werden Sie aber auch glauben, dass es an liebender und zuverlässiger Autorität nicht fehlt, die Felixens Abreise nimmer zulassen würde, wenn er irgend Gefahr dabei liefe: heute Abend werden sich Horn und Kind bei Felix treffen, um 10 nämlich, nach der Klub-Historie; Mühlenfels, Rosen, Goldschmidt und ich stossen dazu und wenn dieser Klub nicht absurder und toller wird wie der erste, irr’ ich mich sehr. – Für ganz England nun reist Felix Montags früh ab, für uns und sein Gepäck aber am Dienstag den 24., und wir halten noch in der Stille einen dunkelblauen Montag – am Sonntag wird er uns noch in St. Pauls was vorspielen. Heute Morgen erhielt er grade vor dem Ausgehen Ihren letzten Brief über Holland. Er selbst nun wird, allen Seeabenteuern zu abgeneigt, über Dover nach Calais gehen, nach Calais nimmt er eine Empfehlung von Doxat’s mit, und wird so dort sicher ausmitteln können, wie er am sichersten und bequemsten nach Brüssel gelangt, – von da macht sich’s von selbst. Den Tag der Ankunft in Berlin kann er unter diesen Umständen etwa erst in Köln bestimmen; es ist hier übrigens seit mehreren Tagen klares Frostwetter – gibt’s das drüben auch, so kann er auf gute Wege hoffen.
Es kommen aber immer mehr Depeschen, – sie werden mir zu mächtig, und ich muss aufhören um anzufangen. Wo isst Felix morgen? Bei Taylor’s!
Carl Klingemann
Euren Brief vom 9. habe ich erhalten und noch ungelesen in der Tasche, ausser dass ich just gesehen, Ihr befindet Euch wohl. Heut kann ich nicht mehr schreiben. Es geht nicht. Auf Wiedersehen, so Gott will!
F.
Da sitzt das Alter und sieht zu, wie die Jugend nicht Zeit hat! Und doch habe ich selbst keine, und so geht der nüchternste Brief ab und Doppelkorrespondenz aus und verliert sich wie der Rhein im Sande! Dabei herrscht ein dicker Nebel – auch den sollte Felix noch kennen lernen – und ein sentimentaler Philister kehrte ihn um und folgerte daraus umgekehrte Hopssätze über die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit menschlicher Dinge, aber wir Aufgeklärten glauben an so was wenig, und viel mehr an Steam Carriages, die 50 Meilen in einer Stunde machen werden und die aus dem raren Schaustück Wiedersehen eine bequeme kurrente Münze machen müssen und alle Cirkulation bedeutend befördern. Immer vorwärts, in vielen Hauptdingen wird’s doch beim Alten bleiben! So hofft und grüsst
Ihr
C. Klingemann.          
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Mittags versammelten sich die vier, zwei <persName xml:id="persName_371bb255-fb83-4c8e-97f9-e5253f31a0b1">Professoren<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name><name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und zwei Weltkinder, – zum Dessert traf die Nachricht ein, dass <persName xml:id="persName_895d1b4f-3746-4916-a1f0-2cf166157e3f">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> von Paris eingetroffen. Er wurde geholt, erschien – wie er verändert, muss Felix berichten, wir andern werden erst später Zeit haben ihn näher kennen zu lernen – und spät setzte sich Felix ans Piano, ihm die <title xml:id="title_bb98b50d-17fe-4801-aad5-c957d0c786ee">E dur Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yqwsxzav-cc9k-uxyh-7pet-owib8czxmaet"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100411" style="hidden">Sonate E-Dur, 22. März 1826<idno type="MWV">U 54</idno><idno type="op">6</idno></name></title> vorzuspielen. Als leibhafte Ironie tanzte <persName xml:id="persName_e81b3ca7-ab4b-4540-a6d0-ab0c436d09ba">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> herein, während des Finales, er hielt <persName xml:id="persName_5311a5bb-be71-45f5-b78f-7da1cf788822">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> von weitem für <persName xml:id="persName_afb1c9a8-2196-457b-86f5-52d08293ddee">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und gebärdete sich wie ein Stück Salz, das in eine süsse Tasse Kaffee fällt, – recht mir zum Trost gehen solche Dinge in der Welt nie aus! – Nun werden Sie aber auch glauben, dass es an liebender und zuverlässiger Autorität nicht fehlt, die Felixens Abreise nimmer zulassen würde, wenn er irgend Gefahr dabei liefe: heute Abend werden sich <persName xml:id="persName_10320a59-44c3-4807-94e9-5f4a5c8b5920">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> und <persName xml:id="persName_b9a7ce0a-c15a-42c2-b0d0-be42d88fef87">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> bei Felix treffen, um 10 nämlich, nach der Klub-Historie; <persName xml:id="persName_2f89cc5f-19b4-481a-b17e-9624df08c9d4">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2a264bec-d077-457f-b7a4-ed6b1507a0a8">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_adf613ee-7a36-4306-b8cb-b686433bcec9">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> und ich stossen dazu und wenn dieser Klub nicht absurder und toller wird wie der erste, irr’ ich mich sehr. – Für ganz England nun reist Felix Montags früh ab, für uns und sein Gepäck aber am Dienstag den 24., und wir halten noch in der Stille einen dunkelblauen Montag – am Sonntag wird er uns noch in <placeName xml:id="placeName_478c13a3-19e8-4eb7-9794-d69b7d66c083">St. Pauls<name key="SGH0100307" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Paul’s Cathedral</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> was vorspielen. Heute Morgen erhielt er grade vor dem Ausgehen Ihren letzten Brief über Holland. Er selbst nun wird, allen Seeabenteuern zu abgeneigt, über Dover nach Calais gehen, nach Calais nimmt er eine Empfehlung von <persName xml:id="persName_f6524c70-ae1e-4dfa-91cd-92a93dd26252">Doxat’s<name key="PSN0110722" style="hidden">Doxat, Familie von → Eugen D.</name></persName> mit, und wird so dort sicher ausmitteln können, wie er am sichersten und bequemsten nach Brüssel gelangt, – von da macht sich’s von selbst. Den Tag der Ankunft in Berlin kann er unter diesen Umständen etwa erst in Köln bestimmen; es ist hier übrigens seit mehreren Tagen klares Frostwetter – gibt’s das drüben auch, so kann er auf gute Wege hoffen.</p> <p>Es kommen aber immer mehr Depeschen, – sie werden mir zu mächtig, und ich muss aufhören um anzufangen. Wo isst Felix morgen? Bei <persName xml:id="persName_724fac06-e2dc-4940-8e21-261af13d8b74">Taylor’s<name key="PSN0115264" style="hidden">Taylor, Familie von → John T.</name></persName>!</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a9a1b932-71c5-4d52-944a-217b1d2b3433"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Euren Brief vom 9. habe ich erhalten und noch ungelesen in der Tasche, ausser dass ich just gesehen, Ihr befindet Euch wohl. Heut kann ich nicht mehr schreiben. Es geht nicht. <seg type="closer" xml:id="seg_815ee3c7-b095-4b75-a105-8b756286f975">Auf Wiedersehen, so Gott will!</seg></p> <signed rend="right">F.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_a17316dc-d8ad-4283-804d-6ae3606809af"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Da sitzt das Alter und sieht zu, wie die Jugend nicht Zeit hat! Und doch habe ich selbst keine, und so geht der nüchternste Brief ab und Doppelkorrespondenz aus und verliert sich wie der Rhein im Sande! Dabei herrscht ein dicker Nebel – auch den sollte Felix noch kennen lernen – und ein sentimentaler Philister kehrte ihn um und folgerte daraus umgekehrte Hopssätze über die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit menschlicher Dinge, aber wir Aufgeklärten glauben an so was wenig, und viel mehr an Steam Carriages, die 50 Meilen in einer Stunde machen werden und die aus dem raren Schaustück <hi rend="underline">Wiedersehen</hi> eine bequeme kurrente Münze machen müssen und alle Cirkulation bedeutend befördern. Immer vorwärts, in vielen Hauptdingen wird’s doch beim Alten bleiben! <seg type="closer" xml:id="seg_3352467f-2c77-44a1-8123-830ff6b98880">So hofft und grüsst </seg></p> <signed rend="right">Ihr</signed> <signed rend="right">C. Klingemann.</signed> </div> </body> </text></TEI>