fmb-1829-11-17-01
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Norwood, 15., 16. und 17. November 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusätze von fremder Hand: »pr Hamburg Steam Boat.«, »vos devoués D & Co / 17 Nov 1829.«
Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Hamburg
Bei Gott! Nicht umsonst sollen mir
gangvon 2, und eine Spazierfahrt von 12 Meilen gemacht, mein arrowroot getrunken, und bin die Treppen einigemal zur Übung auf und ab gegangen d. h. mein Tagewerk ist abgethan, die Luft hat wirklich sehr wohlthätig auf mich gewirkt und schon in den 3 Tagen die ich hier bin, fühl ich wie ich stärker und gesünder geworden bin; freilich ist das Knie noch steif, indeß wird es das noch für mehrere Monate bleiben und ich kann doch nun gehen, steigen, sitzen und damit thun was ich will; kurz ich hoffe wie ich Euch schon gesagt zum Sonnabend fertig zu sein, werde Euch aber auf jeden Fall noch einmal von Cöln aus, denk’ ich, schreiben. Ich würde Euch auch am Freitag noch mit dem Dampfboot Nachricht geben, nur ist schon gestern das letzte abgegangen also ist es nicht möglich, und da fast alle jetzt 7 – 8 Tage zur Fahrt brauchen (ich habe Euern Brief vom 4
tenerst gestern Abend den 14
tenerhalten) so bedaure ichs auch nicht sehr, und gehe bedächtig durch Holland über den Rhein auf Euch zu.
Ich freue mich ungemein darauf, von der
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2 Hörner in des!!! Das ist doch wohl toll? Und süße Flöten giebts überall. S ist eine liebe Musik, und mir kommts sonderbar vor grade hier in England, wo kein Mensch sie kennt und kennen kann, und wo sie den
Angenehm vorbei – te r. rs. r. Mendelssohn’s
t
Dann kam der Frühling bricht am Sonnabend aus, denn das ist der erste freie Tag; der geplagte Glückliche wird den Knoten zerhauen müssen, sonst kommt er nicht fort. Am Sonnabend gehts schon nicht, – hoffentlich (ich sage so aus unmenschlich großem weltbeschauenden Gesichtspunkte und spiele den Brutus) wirds den Montag gehen oder sonst. – Dann kam unser Dinner – es ist wenig davon zu sagen, als daß F. nacher sich 4händig mit Mrs.
Ich hoffe auch, wir finden Nachsicht, wenn wir uns in unseren Briefen nicht immer vom Augenblick regieren ließen. Ich denke doch, daß die jedesmalige Stimmung durch Felixens Briefe geht, und ich gebehrdete mich mit den zuverlässigsten ärtztlichen Versicherungen in der Tasche, abermals Weltbeschauend, ich hätte gewiß keine Gefahr verschwiegen, aber in dem was incidentell war, und wobei man sich sicher auf die Zeit verließ, glaubte ich könnte ich mich über sie stellen und verstellte mich dabei wenig. Gottlob daß jetzt Alles wieder beim Alten ist! Felixens Gesundheit hat sich in den letzten acht Tagen – namentlich in den letzten NorwoodTagen, so auffallend und schnell gestärkt, daß ich auch für seine Reise gar keine Besorgnisse habe, er ist gestern wieder verhältnißmäßig viel gegangen, und das ohne die geringste Beschwerde, nur etwas langsamer wie andere Leute, er ist heiter und frisch, sieht klar und roth aus, und so sollen Sie Ihre wahre Freude an ihm haben, und nicht merken, daß er acht Wochen lang sein Zimmer gehütet hat. Gott segne die guten Constitutionen! ruft hier ein Diplomat mit unverdächtiger Liberalität. Der Diplomat aber bin ich – er darf die liebe lange Zeit hindurch Allerlei durcheinander schwatzen, und wenn er schweigt, so denken die Leute und Leser, er verschweige das Beste und Schönste als Geheimes, und wenn er schließt so denken Sie noch lange nach und schmücken das Verborgene aus eigenem Schatze –
Norwood Surry 15 Nov. 1829. Bei Gott! Nicht umsonst sollen mir Attwoods diesen Bogen Papier auf meinen Tisch hingelegt haben, nebst Siegellack, Federn und allem: ich will Euch nach dem letzten Brief von vorgestern noch einen allerletzten schreiben, zumal da ich seitdem Eure zwei liebliche Schreiben empfangen habe, und da ich Euch sagen muß, wie sehr ich mich freue daß Ihr meine hora leiden mögt; besonders Deine Zeilen, liebster Vater, haben mich gar zu sehr ergriffen und jedesmal wenn Du mir sagst, daß Dir ein Stück von mir recht ist, so ists mir als hätt’ ichs noch einmal so lieb oder als hätt’ ichs gar von neuem componirt und eben fertig gemacht. Nur muß ich das Local erstlich beschreiben: hier ist Norwood, berühmt wegen guter Luft, denn es liegt auf einem Hügel so hoch als das Kreuz auf St. Paul sagen die Londoner, und ich sitze Abends spät auf meinem Stübchen, wo der Wind entsetzlich wild ums Fenster heult während das Kaminfeuer ruhig brennt, habe heut einen Spaziergang von 2, und eine Spazierfahrt von 12 Meilen gemacht, mein arrowroot getrunken, und bin die Treppen einigemal zur Übung auf und ab gegangen d. h. mein Tagewerk ist abgethan, die Luft hat wirklich sehr wohlthätig auf mich gewirkt und schon in den 3 Tagen die ich hier bin, fühl ich wie ich stärker und gesünder geworden bin; freilich ist das Knie noch steif, indeß wird es das noch für mehrere Monate bleiben und ich kann doch nun gehen, steigen, sitzen und damit thun was ich will; kurz ich hoffe wie ich Euch schon gesagt zum Sonnabend fertig zu sein, werde Euch aber auf jeden Fall noch einmal von Cöln aus, denk’ ich, schreiben. Ich würde Euch auch am Freitag noch mit dem Dampfboot Nachricht geben, nur ist schon gestern das letzte abgegangen also ist es nicht möglich, und da fast alle jetzt 7 – 8 Tage zur Fahrt brauchen (ich habe Euern Brief vom 4ten erst gestern Abend den 14ten erhalten) so bedaure ichs auch nicht sehr, und gehe bedächtig durch Holland über den Rhein auf Euch zu. Ich freue mich ungemein darauf, von der Akademie die hora zu hören; das Stück gefällt Attwood sehr; aber nichts macht hier soviel Glück, als die Portraits der Geren; die jungen Engländer tanzen den Veitstanz wenn ich sie unterm Arm herunterbringe, und jeden Abend einmal zeige; die jungen Engländerinnen sagen einmal übers andre: sweet creature, und ich sage: they are indifferent pretty indeed, kurz wenn Hensel nach England gehen will so ist ihm die Familie Attwood und ihr Cirkel gewiß: er muß sie alle zeichnen, denn sein „style“ ist nicht das letzte worüber sie außer sich sind. Ihr seht gewiß an meiner guten Laune, daß die junge OstIndierinn, von der Klingem. irgendwo in seinen Briefen spricht, heute hier gewesen ist, und Ihr seht recht. Nett ist sie. Aber hang ganz England, ich bin das Lispeln, Händeschütteln und Vorschneiden nun satt und habe hier nichts mehr zu thun, drum führe ich auch jetzt so’n Hundeleben und thue gar nichts, als mich pflegen und Diät halten, was das Philiströseste in der Welt ist, doch machts mich zur Reise fähig, ergo stehe ich wirklich erst um 1 2 11 auf, gehe wirklich nicht sehr spät zu Bett, trinke wirklich keinen Sherry und componire keine Note; zum Glück ist grade hier in meiner Schlafstube der Musikschrank des alten A. und der Schlüssel steckt darin, da krame ich denn herum und wie ich neulich ein te deum von Croft übers andre, und 20 Anthems von Boyce finde, und in Psalmen von Purcell wühle – was fällt mir da in 3 dicken Bänden auf? – Euryanthe, score. Das war ein Fund! Nun lese ichs sehr aufmerksam durch und erquicke mich darin; der alte Herr hat sichs von Deutschland aus kommen lassen, ums besser kennen zu lernen als aus dem Auszug; eine Stelle schreibe ich mir Merkwürdigkeit halber ab, es ist die in ges „Der Du die Unschuld kennst“ Du weißt, Fanny, daß ich immer behauptete da klänge es nach Blech wie nirgends; und was ists? Der Herr v. Weber hat dazu 3 Posaunen, die Trompeten, 2 Hörner in Es und – 2 Hörner in des!!! Das ist doch wohl toll? Und süße Flöten giebts überall. S ist eine liebe Musik, und mir kommts sonderbar vor grade hier in England, wo kein Mensch sie kennt und kennen kann, und wo sie den Weber doch eigentlich schändlich behandelt haben, und wo der Mann gestorben ist, grade da sein Lieblingswerk so genau mir ansehn zu können. Auch Cherubinis requiem und anderes habe ich gefunden, so geht die Zeit sehr angenehm vorbey. Felix Mendelssohn Bartholdy BuryStreet. Angenehm vorbei – es ist heute der 16te und vor einer Stunde trat der junge considerable Mensch in mein Zimmer, frühstückte – es war eben erst 11. Uhr – eine Tasse Chocolade, blühte wie der Maimonat im Mittelalter, ging mit mir RegentStreet hinunter, um sich unter anderm einen Stock zu kaufen, und fährt nun visitierend in der Stadt herum; um 3. gehen wir in die Introductory Lecture des weltberühmten Dr. Rosen, die Landsmannschaft sieht sich da seit Tagen zum erstenmale wieder, und nach Plänen um, fernerweit vor traurigem Auseinanderkommen noch sanft aneinander zu kommen – um 6. nehmen F. und ich ein Dinner bei Mrs. Anderson ein, und dann fährt er wieder nach Norwood, um fernere Pflege zu pflegen. Ich schreibe unstät, aber es ist hundekalt, die Finger sind mir noch erstarrt von gestern Abend, wo ich mit der jungen Ostindierin à la Sonntag und mit einer Clarinettenstimme, und mit ihrer Mutter – der dicke Vater saß draußen – in einem offenen Wagen von Norwood hereinfuhr, und stark perorirend, unbehandschuht in die Nachtluft hineinfocht. Ich bemerke das weniger aus Ruhmredigkeit, als um Felix, wenn er dies durchstöbert, damit zu ärgern – er sah mich ungern ziehen, der Freund und wollte mich beneiden, aber ich war unerbittlich, denn es konnten Depechen eingelaufen seyn. Ich war in N. seit vorgestern Abend, und Zeuge von Vielem – namentlich wie Mr. Mendelssohn’s Sisters Aufruhr anrichteten – ich bin sogar apart um Manches befragt worden, und konnte mitreden – Züge erheiterten Züge, Augen fielen in die Augen, Ausdruck machte Eindruck, und die Bilder sprachen, wie von Rechtswegen, und an, und für sich, und für ihren gepriesenen Verfasser, den King’s Painter, aber die Frage, ob sie nicht very clever seyen, konnten Wenige so bestimmt bejahen, wie gegenwärtiges glückseliges Menschenkind, für dessen Erziehung und fernerweite Aus (ja Ein) bildung das holdselige Paar so Manches gethan hat. O wie würd ich! – In Berlin hätt ein Aufzug achttägiges Stadt- und Theegespräch veranlaßt, der gestern durch die Felder um N. ohne weitere Störung der öffentlichen Ruhe und der Sabbathsordnung zog. In N. lebt nämlich einer der distinguirtesten Esel, die je Disteln gefressen haben (er kriegt aber nur Korn), – ein milchweißes rundes Thier voller Lebhaftigkeit und Gaben, von einem der Attwoodschen Söhne, dem Theologen William großgezogen, und nun selber ziehend, nämlich ein ganz kleines 4rädriges Fuhrwerk. In diesem saß Felix, – munter trabbirte der Donkey die Heerstraße entlang, einige Hunde sprangen nebenher, und zu beiden Seiten oder hinterdrein, schritten durch Dick und Dünn, Hügelauf Hügelab, der Theologe und ich, jener stolz und bewußt auf seinen trabenden unermüdlichen Esel blickend, und nur beklagend, daß er, der Theologe nämlich, so viel trockene Bücher lesen müsse, um sein theologisches Examen zu machen. Auf dem Heimwege stießen wir auf noch einen Bruder mit der Schwester, und noch einem Hunde, Felix stieg aus und ging mit uns, und eine Carawane von einer Dame, vier jungen Leuten, dem Fuhrwerk mit dem milchweißen Esel, und drei Hunden zog gelassen den Hügel hinauf ins Dorf hinein – ein ewiger Vorwurf für Mahler, und eines ihrer unsterblichsten Kunstwerke. Die ganze Familie besteht übrigens aus Portraits, und wir Neuen müssen wieder einmal den Hr. v. Göthe nachahmen, und an den Vicar of Wakefield denken, wenn auch nur eine Tochter da ist – Keiner sieht dem Andren ähnlich, und jeder treibt sein Wesen für sich, und doch geht der Familienzug durch das Ganze. Carl Klingemann d. 17t Heute stehen die Sachen schon wieder anders, und so: die Lecture wurde angehört – Rosen sah in seinem Gown, mit jungem Gesicht und den hellen Locken, aus wie ein weltlicher Walt, und hätte deswegen Damen zu Zuhörern verdient – er sprach schön, und zwar darüber, wie nun durch das Durcheinanderziehen der Nationen die Sprachen ein ganz anderer Gegenstand des Studiums geworden wären pp. Da er im Namen aller fremden SprachProfessoren redete, so kuckte das Indische nur zu Zeiten durch – wir sagten ihm nachher darüber schöne Dinge, z. B. machten wir ihn auf den Gegensatz aufmerksam, wie schwache Neuere, etwa Hotho oder sonst ein Berliner, Fliegen würden zu Elephanten aufgeputzt und als solche aufgeführt haben – während er die mächtigen Elephanten nur als Fliegen im Hintergrunde hätte vorübertanzen lassen. Dann kam Kind und freute sich über seinen ExPatienten – sprach von Taylors die er gesehen, die nun sämmtlich hier sind und die ihn, F. einen Tag haben wollen und haben müssen – der Frühling bricht am Sonnabend aus, denn das ist der erste freie Tag; der geplagte Glückliche wird den Knoten zerhauen müssen, sonst kommt er nicht fort. Am Sonnabend gehts schon nicht, – hoffentlich (ich sage so aus unmenschlich großem weltbeschauenden Gesichtspunkte und spiele den Brutus) wirds den Montag gehen oder sonst. – Dann kam unser Dinner – es ist wenig davon zu sagen, als daß F. nacher sich 4händig mit Mrs. Anderson und mit Glanz vernehmen ließ und darauf nach Norwood entschwand – er ließ, im Gegensatz des Bösen, den Duft seiner high talents und des perfect Gentleman hinter sich, – man kann in der Fremde kaum fassen, wie viel eine Engländerin damit sagt, es steckt ein ganzer Foliant von Anerkennung darin, – ich kann mir den Fall denken, daß der große Apollo selber käme, und unwiderstehlich auf der Guitarre spielte, und doch, wenn er etwa, als freidenkender Grieche, nicht Wein tränke mit der Frau vom Hause, mit dem Bannfluch: he is no Gentleman – belegt würde, dem größten der civilisirten Welt. – Aus alle diesem geht hervor, warum das Haus vergebens durch meine Ameisenlettern hindurch nach neuen fernen Felixianis ausgeschaut hat – es kommen keine mehr! Er fand keine Minute um sich schließend als den Felix zu bekennen, der er doch ist, und ich habe hier das Reich allein, und fülle und schließe ad libitum, und wenn Sie den klaren blauen Winterhimmel sähen, der durch den Nebel gebrochen ist, so würden Sie ihn loben, daß er nun heut und morgen noch in der berühmten Luft von Norwood lebt und sich den allerreinsten Wind um die Nase wehen läßt. Morgen geht Rosen hinaus, den der älteste Attwood, der Reverend und Fellow, nach der Lecture kennen lernte und bewunderte, und übermorgen früh kommt er mit Felix zurück, der dann wieder an die StadtVisitenArbeit p. p. c. geht. Binnen dahin muß auch Horn hier eingetroffen seyn, der uns sehr gefallen und willkommen seyn soll, wenn er auch eine gewisse Dauer-Lücke nicht ausfüllen kann. Mühlenfels ist gestern mit Ihren Grüßen erquickt worden, – er hätte sie nöthig, sagte er, – ich glaube er hat eine Ahndung von Heimweh, es hat ihm gar zu gut in Deutschland gefallen. Desgleichen mir ist Manches Liebliche aus den letzten Briefen mitgetheilt worden, – aber die schlimme Zeit ist nun lange vorüber, und die (mitleidig) klagenden und (in Anerkennung) streitenden Partheien werden nun in ewiges Stillschweigen verurtheilt. Felix tut eben was er muß, die Andern sagen es sey ernst gewesen, und Alle gehen in Liebe und Güte weiter, und an was Neues – ich hatte obendrein nur alte Schulden abzutragen. Ich hoffe auch, wir finden Nachsicht, wenn wir uns in unseren Briefen nicht immer vom Augenblick regieren ließen. Ich denke doch, daß die jedesmalige Stimmung durch Felixens Briefe geht, und ich gebehrdete mich mit den zuverlässigsten ärtztlichen Versicherungen in der Tasche, abermals Weltbeschauend, ich hätte gewiß keine Gefahr verschwiegen, aber in dem was incidentell war, und wobei man sich sicher auf die Zeit verließ, glaubte ich könnte ich mich über sie stellen und verstellte mich dabei wenig. Gottlob daß jetzt Alles wieder beim Alten ist! Felixens Gesundheit hat sich in den letzten acht Tagen – namentlich in den letzten NorwoodTagen, so auffallend und schnell gestärkt, daß ich auch für seine Reise gar keine Besorgnisse habe, er ist gestern wieder verhältnißmäßig viel gegangen, und das ohne die geringste Beschwerde, nur etwas langsamer wie andere Leute, er ist heiter und frisch, sieht klar und roth aus, und so sollen Sie Ihre wahre Freude an ihm haben, und nicht merken, daß er acht Wochen lang sein Zimmer gehütet hat. Gott segne die guten Constitutionen! ruft hier ein Diplomat mit unverdächtiger Liberalität. Der Diplomat aber bin ich – er darf die liebe lange Zeit hindurch Allerlei durcheinander schwatzen, und wenn er schweigt, so denken die Leute und Leser, er verschweige das Beste und Schönste als Geheimes, und wenn er schließt so denken Sie noch lange nach und schmücken das Verborgene aus eigenem Schatze – darum schweige ich und schließe ich. Leben Sie wohl! CKlingemann.
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Nicht umsonst sollen mir <persName xml:id="persName_f71ede9e-da48-480b-8dba-dd445f82bd12">Attwoods<name key="PSN0109571" style="hidden">Attwood, Familie von → Thomas A.</name></persName> diesen Bogen Papier auf meinen Tisch hingelegt haben, nebst Siegellack, Federn und allem: <seg type="salute">ich will Euch nach dem letzten Brief von vorgestern noch einen allerletzten schreiben</seg>, zumal da ich seitdem Eure zwei liebliche Schreiben empfangen habe, und da ich Euch sagen muß, wie sehr ich mich freue daß Ihr <title xml:id="title_1e2bda8b-7fd4-44c4-b72e-cdbb3532af18">meine hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qqlt5zjw-jkaj-uwci-3yyh-5xj0vpmtw9yk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title> leiden mögt; besonders Deine Zeilen, liebster Vater, haben mich gar zu sehr ergriffen und jedesmal wenn Du mir sagst, daß Dir ein Stück von mir recht ist, so ists mir als hätt’ ichs noch einmal so lieb oder als hätt’ ichs gar von neuem componirt und eben fertig gemacht. Nur muß ich das Local erstlich beschreiben: hier ist Norwood, berühmt wegen guter Luft, denn es liegt auf einem Hügel so hoch als das Kreuz auf <placeName xml:id="placeName_a578608e-3341-4bed-b35b-b7a5d789f044">St. Paul<name key="SGH0100307" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Paul’s Cathedral</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> sagen die Londoner, und ich sitze Abends spät auf meinem Stübchen, wo der Wind entsetzlich wild ums Fenster heult während das Kaminfeuer ruhig brennt, habe heut einen Spazier<hi rend="underline">gang</hi> von 2, und eine Spazierfahrt von 12 Meilen gemacht, mein arrowroot getrunken, und bin die Treppen einigemal zur Übung auf und ab gegangen d. h. mein Tagewerk ist abgethan, die Luft hat wirklich sehr wohlthätig auf mich gewirkt und schon in den 3 Tagen die ich hier bin, fühl ich wie ich stärker und gesünder geworden bin; freilich ist das Knie noch steif, indeß wird es das noch für mehrere Monate bleiben und ich kann doch nun gehen, steigen, sitzen und damit thun was ich will; kurz ich hoffe wie ich Euch schon gesagt zum Sonnabend fertig zu sein, werde Euch aber auf jeden Fall noch einmal von Cöln aus, denk’ ich, schreiben. Ich würde Euch auch am Freitag noch mit dem Dampfboot Nachricht geben, nur ist schon gestern das letzte abgegangen also ist es nicht möglich, und da fast alle jetzt 7 – 8 Tage zur Fahrt brauchen (ich habe Euern Brief vom 4<hi rend="superscript">ten</hi> erst gestern Abend den 14<hi rend="superscript">ten</hi> erhalten) so bedaure ichs auch nicht sehr, und gehe bedächtig durch Holland über den Rhein auf Euch zu.</p> <p>Ich freue mich ungemein darauf, von der <placeName xml:id="placeName_1fd520b3-ac48-417a-8741-77fa1f84c93c">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die <title xml:id="title_f622d7b6-45c3-4893-80f9-22f9f20b656e">hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nwgskelz-48th-reei-kqm1-yc6f8cc6uis0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title> zu hören; das Stück gefällt <persName xml:id="persName_778e470a-9e37-495f-a6f7-10dc30e4a945">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> sehr; aber nichts macht hier soviel Glück, als <title xml:id="title_7a8f5f8e-051a-4d93-85bf-d80deba978b4">die Portraits<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109170" style="hidden" type="art">Fanny Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1829)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109204" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1829)</name></title> der <persName xml:id="persName_7806210f-c3d9-4f01-b530-d15bc8ba2951">Geren<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>; die jungen Engländer tanzen den Veitstanz wenn ich sie unterm Arm herunterbringe, und jeden Abend einmal zeige; die jungen Engländerinnen sagen einmal übers andre: sweet creature, und ich sage: they are indifferent pretty indeed, kurz wenn <persName xml:id="persName_f172e68a-2d67-453e-a433-aebc2fa21000">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> nach England gehen will so ist ihm die <persName xml:id="persName_255c9505-9481-4eeb-8373-1eac9f3b4bf7">Familie Attwood<name key="PSN0109571" style="hidden">Attwood, Familie von → Thomas A.</name></persName> und ihr Cirkel gewiß: er muß sie alle zeichnen, denn sein „style“ ist nicht das letzte worüber sie außer sich sind. Ihr seht gewiß an meiner guten Laune, daß die junge OstIndierinn, von der Klingem. irgendwo in seinen Briefen spricht, heute hier gewesen ist, und Ihr seht recht. Nett ist sie. Aber hang ganz England, ich bin das Lispeln, Händeschütteln und Vorschneiden nun satt und habe hier nichts mehr zu thun, drum führe ich auch jetzt so’n Hundeleben und thue gar nichts, als mich pflegen und Diät halten, was das Philiströseste in der Welt ist, doch machts mich zur Reise fähig, ergo stehe ich wirklich erst um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 11 auf, gehe wirklich nicht sehr spät zu Bett, trinke wirklich keinen Sherry und componire keine Note; zum Glück ist grade hier in meiner Schlafstube der Musikschrank des <persName xml:id="persName_0f0fe0b2-492a-490b-999c-edab7cfdc992">alten A.<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> und der Schlüssel steckt darin, da krame ich denn herum und wie ich neulich <title xml:id="title_221b7134-d4d6-442b-8911-214b032abc78">ein te deum von Croft<name key="PSN0110502" style="hidden" type="author">Croft, William (1677-1727)</name><name key="CRT0108477" style="hidden" type="music">Morning Service D-Dur</name></title> übers andre, und 20 Anthems von <persName xml:id="persName_1ef2234c-9815-4d2b-84e2-bbd68e2e6b29">Boyce<name key="PSN0110066" style="hidden">Boyce, William (1711-1779)</name></persName> finde, und in Psalmen von <persName xml:id="persName_c7269fa3-7f0f-4a91-8f3a-1a3191ea133d">Purcell<name key="PSN0114027" style="hidden">Purcell, Henry (1659-1695)</name></persName> wühle – was fällt mir da in 3 dicken Bänden auf? – <title xml:id="title_f605acb1-8550-47a9-9dcb-7b9d1bae01c9">Euryanthe, score<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title>. Das war ein Fund! Nun lese ichs sehr aufmerksam durch und erquicke mich darin; <persName xml:id="persName_2bde9f48-cc3e-40d0-afaf-f09ab22516c3">der alte Herr<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> hat sichs von Deutschland aus kommen lassen, ums besser kennen zu lernen als aus dem Auszug; eine Stelle schreibe ich mir Merkwürdigkeit halber ab, es ist die in ges „Der Du die Unschuld kennst“ Du weißt, <persName xml:id="persName_9f0b268c-bafc-43b9-8544-6f29292acccb">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, daß ich immer behauptete da klänge es nach Blech wie nirgends; und was ists? Der <persName xml:id="persName_9241bb33-296e-48d8-9c9b-3cfeebe4fdce">Herr v. Weber<name key="PSN0115645" style="hidden">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name></persName> hat dazu 3 Posaunen, die Trompeten, 2 Hörner in Es und – <hi rend="underline">2 Hörner in des</hi>!!! Das ist doch wohl toll? Und süße Flöten giebts überall. S ist eine liebe Musik, und mir kommts sonderbar vor grade hier in England, wo kein Mensch sie kennt und kennen kann, und wo sie den <persName xml:id="persName_bdb9ea1a-a0e9-4036-a84a-f9bf2c309792">Weber<name key="PSN0115645" style="hidden">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name></persName> doch eigentlich schändlich behandelt haben, und wo der Mann gestorben ist, grade da sein Lieblingswerk so genau mir ansehn zu können. Auch <title xml:id="title_2e313918-6bac-4259-b566-f0260af76312">Cherubinis requiem<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108392" style="hidden" type="music">Requiem c-Moll</name></title> und anderes habe ich gefunden, so geht die Zeit sehr angenehm vorbey.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_eb38db69-c05c-41ec-9b58-b85f99c82897"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_77c6c84c-4d28-42f1-946c-d158d43c65d2">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_51f0cf6b-fd32-4b4f-958f-5a38de8d6254">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <dateline rend="right">BuryStreet.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Angenehm vorbei – <seg type="inline">es ist heute der <date cert="high" when="1829-11-16" xml:id="date_d7d634fa-93e4-43ff-9674-22e6a0c240da">16</date></seg><date cert="high" when="1829-11-16" xml:id="date_a266ac2c-af96-4374-a669-732ada0e8006"><hi rend="superscript">te </hi></date>und vor einer Stunde trat der junge considerable Mensch in mein Zimmer, frühstückte – es war eben erst 11. Uhr – eine Tasse Chocolade, blühte wie der Maimonat im Mittelalter, ging mit mir RegentStreet hinunter, um sich unter anderm einen Stock zu kaufen, und fährt nun visitierend in der Stadt herum; um 3. gehen wir in die Introductory Lecture des weltberühmten D<hi rend="superscript">r</hi>. <persName xml:id="persName_ff560de2-c075-4534-951f-128c25654fc0">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, die Landsmannschaft sieht sich da seit Tagen zum erstenmale wieder, und nach Plänen um, fernerweit vor traurigem Auseinanderkommen noch sanft aneinander zu kommen – um 6. nehmen F. und ich ein Dinner bei M<hi rend="superscript">rs</hi>. <persName xml:id="persName_caa9e31d-855f-4bd1-bc2e-a2c6fe01fdcf">Anderson<name key="PSN0109480" style="hidden">Anderson, George Frederick (1793-1876)</name></persName> ein, und dann fährt er wieder nach Norwood, um fernere Pflege zu pflegen. Ich schreibe unstät, aber es ist hundekalt, die Finger sind mir noch erstarrt von gestern Abend, wo ich mit der jungen Ostindierin à la <persName xml:id="persName_68822fcd-65be-4dad-95c1-f83c8a3d96d4">Sonntag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> und mit einer Clarinettenstimme, und mit ihrer Mutter – der dicke Vater saß draußen – in einem offenen Wagen von Norwood hereinfuhr, und stark perorirend, unbehandschuht in die Nachtluft hineinfocht. Ich bemerke das weniger aus Ruhmredigkeit, als um Felix, wenn er dies durchstöbert, damit zu ärgern – er sah mich ungern ziehen, der Freund und wollte mich beneiden, aber ich war unerbittlich, denn es konnten Depechen eingelaufen seyn. Ich war in N. seit vorgestern Abend, und Zeuge von Vielem – namentlich wie M<hi rend="superscript">r</hi>. Mendelssohn’s <persName xml:id="persName_8f687e8d-7909-4828-9b1e-bde31f173aee">Sisters<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Aufruhr anrichteten – ich bin sogar apart um Manches befragt worden, und konnte mitreden – Züge erheiterten Züge, Augen fielen in die Augen, Ausdruck machte Eindruck, und die Bilder sprachen, wie von Rechtswegen, und an, und für sich, und für ihren gepriesenen Verfasser, den <persName xml:id="persName_e5d25bfe-6a64-4b13-8d55-561cf0b4ec32">King’s Painter<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, aber die Frage, ob sie nicht very clever seyen, konnten Wenige so bestimmt bejahen, wie gegenwärtiges glückseliges Menschenkind, für dessen Erziehung und fernerweite Aus (ja Ein)bildung das holdselige Paar so Manches gethan hat. O wie würd ich! – In Berlin hätt ein Aufzug achttägiges Stadt- und Theegespräch veranlaßt, der gestern durch die Felder um N. ohne weitere Störung der öffentlichen Ruhe und der Sabbathsordnung zog. In N. lebt nämlich einer der distinguirtesten Esel, die je Disteln gefressen haben (er kriegt aber nur Korn), – ein milchweißes rundes Thier voller Lebhaftigkeit und Gaben, von einem der Attwoodschen Söhne, dem <persName xml:id="persName_f02e6ba1-f632-41a0-954f-241f4ebc5f8b">Theologen William<name key="PSN0109577" style="hidden">Attwood, William</name></persName> großgezogen, und nun selber ziehend, nämlich ein ganz kleines 4rädriges Fuhrwerk. In diesem saß Felix, – munter trabbirte der Donkey die Heerstraße entlang, einige Hunde sprangen nebenher, und zu beiden Seiten oder hinterdrein, schritten durch Dick und Dünn, Hügelauf Hügelab, der <persName xml:id="persName_a02bcac0-3e47-438b-9aac-c99c4c86b09a">Theologe<name key="PSN0109577" style="hidden">Attwood, William</name></persName> und ich, jener stolz und bewußt auf seinen trabenden unermüdlichen Esel blickend, und nur beklagend, daß er, der <persName xml:id="persName_7ff6681a-e6bc-4dd8-aaeb-9703ff021bdb">Theologe<name key="PSN0109577" style="hidden">Attwood, William</name></persName> nämlich, so viel trockene Bücher lesen müsse, um sein theologisches Examen zu machen. Auf dem Heimwege stießen wir auf noch einen <persName xml:id="persName_91a4dc55-3781-485b-864d-c1511470f157">Bruder<name key="PSN0109574" style="hidden">Attwood, George (1795-1884)</name></persName> mit der <persName xml:id="persName_872f163d-7547-47dc-838f-7931f66bb69c">Schwester<name key="PSN0109573" style="hidden">Attwood, Caroline Eliza (1796-1889)</name></persName>, und noch einem Hunde, Felix stieg aus und ging mit uns, und eine Carawane von einer Dame, vier jungen Leuten, dem Fuhrwerk mit dem milchweißen Esel, und drei Hunden zog gelassen den Hügel hinauf ins Dorf hinein – ein ewiger Vorwurf für Mahler, und eines ihrer unsterblichsten Kunstwerke. Die ganze Familie besteht übrigens aus Portraits, und wir Neuen müssen wieder einmal den <persName xml:id="persName_0f9448fb-99cb-42f1-b3ad-b6eabb32ee12">Hr. v. Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> nachahmen, und an den <title xml:id="title_c124ba44-dc5e-4d3e-9e11-b030ebd4c900">Vicar of Wakefield<name key="PSN0111455" style="hidden" type="author">Goldsmith, Oliver (1728-1774)</name><name key="CRT0108879" style="hidden" type="literature">The Vicar of Wakefield</name></title> denken, wenn auch nur eine Tochter da ist – Keiner sieht dem Andren ähnlich, und jeder treibt sein Wesen für sich, und doch geht der Familienzug durch das Ganze. </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_cf0c3ae6-cd1a-4619-9c10-2a837ae900e1"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p><date cert="high" when="1829-11-17" xml:id="date_ba9ec323-66f1-4737-a64a-fb2945448a2d"><seg type="inline">d. 17</seg><hi rend="superscript">t </hi></date>Heute stehen die Sachen schon wieder anders, und so: die Lecture wurde angehört – <persName xml:id="persName_e06f7075-4085-4f85-91b4-96ba9b5336f3">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> sah in seinem Gown, mit jungem Gesicht und den hellen Locken, aus wie <title xml:id="title_86244919-db78-44a5-9a9b-e8dae896e47e">ein weltlicher Walt<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name></title>, und hätte deswegen Damen zu Zuhörern verdient – er sprach schön, und zwar darüber, wie nun durch das Durcheinanderziehen der Nationen die Sprachen ein ganz anderer Gegenstand des Studiums geworden wären pp. Da er im Namen aller fremden SprachProfessoren redete, so kuckte das Indische nur zu Zeiten durch – wir sagten ihm nachher darüber schöne Dinge, z. B. machten wir ihn auf den Gegensatz aufmerksam, wie schwache Neuere, etwa <persName xml:id="persName_ae3ebb79-eec1-4774-af18-07b59eba4098">Hotho<name key="PSN0112111" style="hidden">Hotho, Heinrich Gustav (1802-1873)</name></persName> oder sonst ein Berliner, Fliegen würden zu Elephanten aufgeputzt und als solche aufgeführt haben – während er die mächtigen Elephanten nur als Fliegen im Hintergrunde hätte vorübertanzen lassen. </p> <p>Dann kam <persName xml:id="persName_a75b7ba6-288d-4454-ac31-406fc1b188ca">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> und freute sich über seinen ExPatienten – sprach von <persName xml:id="persName_dbf798c7-4ab0-4798-a9a9-c2fbd1668ad1">Taylors<name key="PSN0115264" style="hidden">Taylor, Familie von → John T.</name></persName> die er gesehen, die nun sämmtlich hier sind und die ihn, F. einen Tag haben wollen und haben müssen – <hi rend="underline">der</hi> Frühling bricht am Sonnabend aus, denn das ist der erste freie Tag; der geplagte Glückliche wird den Knoten zerhauen müssen, sonst kommt er nicht fort. Am Sonnabend gehts schon nicht, – hoffentlich (ich sage so aus unmenschlich großem weltbeschauenden Gesichtspunkte und spiele den Brutus) wirds den Montag gehen oder sonst. – Dann kam unser Dinner – es ist wenig davon zu sagen, als daß F. nacher sich 4händig mit M<hi rend="superscript">rs</hi>. <persName xml:id="persName_00fcc6ff-a0ae-41c3-aae1-d363f010e9b8">Anderson<name key="PSN0109480" style="hidden">Anderson, George Frederick (1793-1876)</name></persName> und mit Glanz vernehmen ließ und darauf nach Norwood entschwand – er ließ, im Gegensatz des Bösen, den Duft seiner high talents und des perfect Gentleman hinter sich, – man kann in der Fremde kaum fassen, wie viel eine Engländerin damit sagt, es steckt ein ganzer Foliant von Anerkennung darin, – ich kann mir den Fall denken, daß der große Apollo selber käme, und unwiderstehlich auf der Guitarre spielte, und doch, wenn er etwa, als freidenkender Grieche, nicht Wein tränke mit der Frau vom Hause, mit dem Bannfluch: he is no Gentleman – belegt würde, dem größten der civilisirten Welt. – Aus alle diesem geht hervor, warum das Haus vergebens durch meine Ameisenlettern hindurch nach neuen fernen Felixianis ausgeschaut hat – es kommen keine mehr! Er fand keine Minute um sich schließend als den Felix zu bekennen, der er doch ist, und ich habe hier das Reich allein, und fülle und schließe ad libitum, und wenn Sie den klaren blauen Winterhimmel sähen, der durch den Nebel gebrochen ist, so würden Sie ihn loben, daß er nun heut und morgen noch in der berühmten Luft von Norwood lebt und sich den allerreinsten Wind um die Nase wehen läßt. Morgen geht <persName xml:id="persName_c9bf2d17-581b-41c3-831e-2faaf2043560">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> hinaus, den der älteste <persName xml:id="persName_4affd8e5-b62c-49c4-a76e-d0022a5a8ece">Attwood<name key="PSN0109577" style="hidden">Attwood, William</name></persName>, der Reverend und Fellow, nach der Lecture kennen lernte und bewunderte, und übermorgen früh kommt er mit Felix zurück, der dann wieder an die StadtVisitenArbeit p.p.c. geht. Binnen dahin muß auch <persName xml:id="persName_2516b85d-7639-40f8-bcf2-7cad084276b0">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> hier eingetroffen seyn, der uns sehr gefallen und willkommen seyn soll, wenn er auch eine gewisse Dauer-Lücke nicht ausfüllen kann. <persName xml:id="persName_8ab21c73-3170-4306-a76f-a3a5ff37d31f">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> ist gestern mit Ihren Grüßen erquickt worden, – er hätte sie nöthig, sagte er, – ich glaube er hat eine Ahndung von Heimweh, es hat ihm gar zu gut in Deutschland gefallen. Desgleichen mir ist Manches Liebliche aus den letzten Briefen mitgetheilt worden, – aber die schlimme Zeit ist nun lange vorüber, und die (mitleidig) klagenden und (in Anerkennung) streitenden Partheien werden nun in ewiges Stillschweigen verurtheilt. Felix tut eben was er muß, die Andern sagen es sey ernst gewesen, und Alle gehen in Liebe und Güte weiter, und an was Neues – ich hatte obendrein nur alte Schulden abzutragen. </p> <p>Ich hoffe auch, wir finden Nachsicht, wenn wir uns in unseren Briefen nicht immer vom Augenblick regieren ließen. Ich denke doch, daß die jedesmalige Stimmung durch Felixens Briefe geht, und <hi rend="underline">ich</hi> gebehrdete mich mit den <hi rend="underline">zuverlässigsten</hi> ärtztlichen Versicherungen in der Tasche, abermals Weltbeschauend, <hi rend="underline">ich hätte gewiß keine Gefahr verschwiegen</hi>, aber in dem was incidentell war, und wobei man sich sicher auf die Zeit verließ, glaubte ich könnte ich mich über sie stellen und verstellte mich dabei wenig. Gottlob daß jetzt Alles wieder beim Alten ist! Felixens Gesundheit hat sich in den letzten acht Tagen – namentlich in den letzten NorwoodTagen, so auffallend und schnell gestärkt, daß ich auch für seine Reise gar keine Besorgnisse habe, er ist gestern wieder verhältnißmäßig viel gegangen, und das ohne die geringste Beschwerde, nur etwas langsamer wie andere Leute, er ist heiter und frisch, sieht klar und roth aus, und so sollen Sie Ihre wahre Freude an ihm haben, und nicht merken, daß er acht Wochen lang sein Zimmer gehütet hat. Gott segne die guten Constitutionen! ruft hier ein Diplomat mit unverdächtiger Liberalität. Der Diplomat aber bin ich – er darf die liebe lange Zeit hindurch Allerlei durcheinander schwatzen, und wenn er schweigt, so denken die Leute und Leser, er verschweige das Beste und Schönste als Geheimes, und wenn er schließt so denken Sie noch lange nach und schmücken das Verborgene aus eigenem Schatze – <seg type="closer" xml:id="seg_967ca7e9-6f86-410c-b884-ff3b38eeb6e9">darum schweige ich und schließe ich. Leben Sie wohl!</seg></p> <signed rend="right">CKlingemann.</signed> </div> </body> </text></TEI>