fmb-1829-10-30-01
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London, 30. Oktober 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, Zusatz von fremder Hand: »single«. Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich erhielt gestern Abend Deinen gütigen Brief vom 22sten Oct., worin Du mir sagst, Du nähmest Deine Vorwürfe wegen
London 30 Oct. 1829 Lieber Vater! Ich erhielt gestern Abend Deinen gütigen Brief vom 22sten Oct., worin Du mir sagst, Du nähmest Deine Vorwürfe wegen Mde. Beer zurück, und weiß nun nicht, wie ich Dich und Mutter genug um Verzeihung bitten soll, wegen dessen, was ich zu meinem Briefe vom Dinstag zugesetzt habe. Mein Trost ist nur daß diese Zeilen eher ankommen, weil sie über Hamburg gehen, und daß ich Dir also wenigstens meine Entschuldigung gleich sagen kann: ich war nämlich den Tag sehr afficirt worden (nachdem ich schon den eigentlichen Brief vollendet hatte) wie denn überhaupt meine Nerven jetzt angegriffen sind, und so hatte mich die Sendung der Tuchnadel und des Liedes von Fanny und ein andres schönes Lied das mir Marx zugleich schickte, sehr heftig bewegt; in diesem Zustande erhielt ich noch den Brief über Hamb., machte ihn mit einer Art Zittern auf, sah zuerst nach dem Ende, und fand von Dir nun kein Wort, als die misbilligenden Zeilen und die Erzählung wie Mde. B. mein Billet „ohne irgend eine Bemerkung zum Zeichen daß es mir wohl gehe“ zu Euch geschickt. Das machte mich nun sehr betrübt und verstimmt für den Abend, und über Mde. B. s Betragen wurde ich ganz grimmig; denn sie wußte durch Goldschm. genau, daß ich durch Blutverlust matt im Bette läge und Fieber hatte, sie wußte daß ich nicht einmal selbst hatte schreiben können, sie dachte nicht daran es irgend übel aufzunehmen, und schickt nun dies Billet, was Euch höchstens alarmiren kann, zu Eurer Beruhigung nach Berlin? Das ist eine zu große Ungeschicklichkeit, zumal da ihr nicht unbekannt war, daß ich alle Posttage selbst an Euch schrieb, und damit muß ich Dich nun bitten zu entschuldigen, wenn ich mich so sehr drüber ärgerte, denn es ist wahrlich zu ungeschickt von ihr, sie mußte sich denken können, daß Misverständnisse draus herkommen würden. Noch einmal also bitte ich Euch wegen der ganzen Sache um Vergebung, liebe Eltern, es sind aber seit meiner Entfernung von Euch so viele Misverständnisse durch Briefe entstanden, daß es schon darum wünschenswerth ist, daß ich sie mündlich alle einmal berichtigen kann. So fürchte ich auch, lieber Vater, daß Du jetzt die Verwundung Dir zu arg denkst, wenn auch früher vielleicht nicht arg genug. Doch bin ich mir bewußt, Euch immer die Wahrheit geschrieben zu haben, und das thue ich auch fortwährend. Jetzt bin ich denn, Gottlob ganz in der Besserung, die Wunde ist fast ganz zugeheilt, mein Befinden überhaupt sehr gut obwohl etwas matt, meine Lage auch insofern viel besser, daß es nicht mehr blos eine Lage ist, sondern daß ich zuweilen das Knie krümmen und sitzen darf: auch habe ich vorgestern angefangen zu gehen, freilich nur an Krücken, doch geht es besser, als wir alle erwarteten; und der Arzt verspricht mir, ich solle wahrscheinlich in 14 Tagen, spätestens 3 Wochen reisen können. Als ich mich neulich nach 6 Wochen zum erstenmal aufrichtete und da stand, und es sich fand daß ich gewachsen war, und als ich dann einige Schritte versuchte und das alles noch ging und in Ordnung war: da sahen Klingemann und ich uns seltsam lächelnd an und betrachteten einander gegenseitig. Es war ein sonderbarer Augenblick. Nun geht die Sache schnell vorwärts; ich bin gestern ohne Hülfe zu Bett gekommen, habe heut wieder Wein getrunken, kurz es geht mir besser. Von hier denke ich dann nach Dover und Calais zu gehn, von C. mit der diligence nach Brüssel, in Brüssel mich ein wenig auszuruhen, dann nach Achen und Cöln mit den Posten, von Cöln nach Cassel, Magdeburg und nach Hauß so Gott will. Ich werde mich dann aufhalten und ausruhen, wenn ichs brauche, es sind genug Puncte dafür da. Doch ist die Route noch nicht bestimmt, über 8 Tage hoffe ich Euch genau alles angeben zu können. Einen Reisewagen werde ich also nicht zu kaufen haben. Zum heutigen Tage habe ich Euch ja nicht weniger Glück zu wünschen, als ich es eben an Paul gethan habe d. h. wohl nur Fortdauer des Glücks und ein fröhliches Wiedersehen in wenigen Wochen. Bald nicht mehr schriftlich F
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Das ist eine zu große Ungeschicklichkeit, zumal da ihr nicht unbekannt war, daß ich alle Posttage selbst an Euch schrieb, und damit muß ich Dich nun bitten zu entschuldigen, wenn ich mich so sehr drüber ärgerte, denn es ist wahrlich zu ungeschickt von ihr, sie mußte sich denken können, daß Misverständnisse draus herkommen würden. Noch einmal also bitte ich Euch wegen der ganzen Sache um Vergebung, liebe Eltern, es sind aber seit meiner Entfernung von Euch so viele Misverständnisse durch Briefe entstanden, daß es schon darum wünschenswerth ist, daß ich sie mündlich alle einmal berichtigen kann. So fürchte ich auch, lieber Vater, daß Du jetzt die Verwundung Dir zu arg denkst, wenn auch früher vielleicht nicht arg genug. Doch bin ich mir bewußt, Euch immer die Wahrheit geschrieben zu haben, und das thue ich auch fortwährend. Jetzt bin ich denn, Gottlob ganz in der Besserung, die Wunde ist fast ganz zugeheilt, mein Befinden überhaupt sehr gut obwohl etwas matt, meine Lage auch insofern viel besser, daß es nicht mehr blos eine Lage ist, sondern daß ich zuweilen das Knie krümmen und sitzen darf: auch habe ich vorgestern angefangen zu gehen, freilich nur an Krücken, doch geht es besser, als wir alle erwarteten; und der <persName xml:id="persName_89cbc3a7-d8c8-484f-8149-67fbf79cb738">Arzt<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> verspricht mir, ich solle wahrscheinlich in 14 Tagen, spätestens 3 Wochen reisen können. 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