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fmb-1829-10-29-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin <lb></lb>London, 29. Oktober 1829 Diesen Brief schreibe ich aus Großmuth und Grimm; denn ich bin Dir nur eine Antwort schuldig, und doch hast Du versprochen auch ohne Antwort zu schreiben; nun könntest Du zwar vielleicht auch gleich aus Großmuth Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 234

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA Washington, DC US-Wc Washington, DC, The Library of Congress, Music Division Whittall Collection Box 1, folder 3. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; London, 29. Oktober 1829 Diesen Brief schreibe ich aus Großmuth und Grimm; denn ich bin Dir nur eine Antwort schuldig, und doch hast Du versprochen auch ohne Antwort zu schreiben; nun könntest Du zwar vielleicht auch gleich aus Großmuth

4 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,11,4. Elvers, Briefe, S. 97-99.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

29. Oktober 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Devrient, Philipp Eduard (1801-1877) Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London d. 29 Oct. 1829.

Diesen Brief schreibe ich aus Großmuth und Grimm; denn ich bin Dir nur eine Antwort schuldig, und doch hast Du versprochen auch ohne Antwort zu schreiben; nun könntest Du zwar vielleicht auch gleich aus Großmuth antworten wollen, das wird Dir aber eben nicht möglich sein, hoffe ich, denn so Gott will begrüße ich Dich bald nach Ankunft dieses Schreibens, und stehe vor Dir „an meinem Stabe gebogen“ und Du findest mich dünn geworden, und backenbärtig, und manches andre, aber in gewissen Puncten unverändert. Es ist wieder einmal die alte Geschichte von äußerlich und innerlich. – Zu schreiben habe ich Dir gar nichts, lieber Eduard, denn von der nächsten Vergangenheit sprechen mag ich nicht, weil sie trüb und traurig und langweilig ist, und Dir meinen vergnügten heitern Frühling und die sonderbaren HebridenHebridenSchottland beschreiben, das kann ich besser, wenn ich bei Dir am runden Theetisch sitze, und Deine FrauDevrient, Therese (1803-1882) zuhört, und dann eine Erzählung die andre giebt – und wenn ich Dir Glück gewünscht habe zu Deinem jüngsten KindeDevrient, Gustav (1829-1832). Zwar hatte ich mir vorgenommen das im Briefe gar nicht zu erwähnen, und lieber mit einem Händedruck es besser zu sagen, aber es ist doch zu wichtig und läßt sich nicht verschweigen, und den Namen Deiner FrauDevrient, Therese (1803-1882) kann ich nun erst gar nicht nennen, ohne den alten oft gebrauchten Glückwunsch dazuzusetzen, bei dem sich ja ein jeder denken kann, was er eben denkt. Ihr müßt sehr glücklich sein! – Nun ich werde es ja bald mit ansehen, und wir müssen viel, viel plaudern, denn ich habe gewaltige Pläne, die mir im Kopf spuken, von hübscher Musik, alter und neuer, die aufgeführt werden soll und bei der Du dann auch vielleicht mitsingen dürftest, wenn Du nämlich willst. Ich aber schlage Dich todt, wenn Du nicht willst. Mithin willst Du. Und dann auch noch aus andern Gründen. Eben fällt mir ein, daß ich Dir doch etwas zu schreiben habe; ich bringe nämlich wahrscheinlich ein Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vfkpcerq-nl2u-xc3y-6fi6-rpxhbnrhogb3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name> mit, das ich für die silberne Hochzeitfeyer meiner ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) hier componire, und das KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und ich schon auf der Schottischen Reise entworfen haben; es wird eben nichts als ein kleines Idyll, spielt auf dem Lande im Sommer, und die Hauptrolle darin ist natürlich für Dich; das ist ein herumvagirender Krämer, der den Bramarbas spielt, Mädchen, Ehre und Geld kapern möchte, sich unter andern in einen Nachtwächter verkleiden und mit seinem Horn aus Noth eine Nachtmusik unter den Fenstern bringen muß, den ich Dir ganz in Kehle schreiben will (Du weißt, ich kann das) und den Du prächtig spielen wirst. Wenn Du nämlich willst. Ich aber schlage Dich todt &c. &c. vide supra. Im Ernst aber, wir wollen diesen Spas nebst andern Kleinigkeiten am Vorabend oder sonst wann aufführen, auf einem ordentlichen (Miniatur)Theater, mit einem ordentlichen (Miniatur)Orchester, und da bitte ich Dich denn von hier aus, Dich der Sache ein bischen anzunehmen, Costüme zu bestimmen, Regisseur zu sein, meiner ältesten SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) zu zeigen, wie sie die Schulzenfrau agiren muß, u. dgl. Du weißt schon, was ich meine, bei dem ersten Reiskuchen den wir beide allein ganz aufessen setze ich Dir alles des breiteren auseinander. À propos über den Doctor SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) habe ich in meinem Bette gelacht, der Kerl wird gewiß noch toll. Übrigens sieht es mit der Musik in Deutschland doch greulich aus. Sie betreiben hier die Musik wie ein Geschäft, berechnen, bezahlen, handeln, und es fehlt wahrlich an gar sehr vielem; aber vergleicht man doch ein Engl. Musikfest mit solch lumpigem Deutschen so ist leider ein großer Unterschied. Die Leute seyen hier noch so berechnend und geldgierig, so bleiben sie doch gentlemen, sonst wären sie gleich aus guter Gesellschaft verstoßen, und das fehlt nun eben den lieben Herrn Kammermusikern gar zu sehr; (es sind Jammerfürsten, voll Eitelkeit, Unwissenheit, Rohheit und Leerheit.) Denke ich an die Musiker in Berlin, Devrient, so wird mir grimmig und gallig zu Muth. Sie haben nicht einmal die Eigenschaft, die ich von meinem Schuster fordre, sie sind nicht einmal ehrlich, und dabey alle solche Gefühlsmenschen, die so blos der Kunst leben! Ich will übrigens die Engl. Musiker hiemit nicht gelobt haben, sie sind auch infames Kropzeug, aber wenn sie einen Äpfelpye essen, so denken und sprechen sie doch wenigstens nicht über den Begriff eines pye’s und wie er aus Rinde und Äpfeln bestehe, sondern sie fressen ihn munter hinein. Kurz, der Teufel hole vieles! Du siehst meinen Grimm von Berlin aus, und bist sehr ruhig, und lachst mich aus, und sprichst vernünftig, morgen aber dreht sichs um und Du bist grimmig, ich vernünftig. Daher paßt es recht gut, und wir kommen mir vor in diesem Unkrautfeld von Musikern, wie Leute die so in der warmen Stube sitzen und draußen den Wind blasen hören und sich am Feuer lustig wärmen. Das Gleichniß drängt sich mir auf, denn draußen ists kalt und windig, hier brennt ein muntres Feuer im Kamin, und ich wärme mich. In Balachulisch habe ich für Dich im Regen ein Lied gemacht, es taugt aber wenig. Wenn ich jetzt nach Hause schreibe wird mir gegen das Ende so eilig und das Schreiben so zuwider, als müßte ich selbst hineilen und sprechen. Und das muß ich auch. –

Bis dahin DeinFelix MB.
            London d. 29 Oct. 1829. Diesen Brief schreibe ich aus Großmuth und Grimm; denn ich bin Dir nur eine Antwort schuldig, und doch hast Du versprochen auch ohne Antwort zu schreiben; nun könntest Du zwar vielleicht auch gleich aus Großmuth antworten wollen, das wird Dir aber eben nicht möglich sein, hoffe ich, denn so Gott will begrüße ich Dich bald nach Ankunft dieses Schreibens, und stehe vor Dir „an meinem Stabe gebogen“ und Du findest mich dünn geworden, und backenbärtig, und manches andre, aber in gewissen Puncten unverändert. Es ist wieder einmal die alte Geschichte von äußerlich und innerlich. – Zu schreiben habe ich Dir gar nichts, lieber Eduard, denn von der nächsten Vergangenheit sprechen mag ich nicht, weil sie trüb und traurig und langweilig ist, und Dir meinen vergnügten heitern Frühling und die sonderbaren Hebriden beschreiben, das kann ich besser, wenn ich bei Dir am runden Theetisch sitze, und Deine Frau zuhört, und dann eine Erzählung die andre giebt – und wenn ich Dir Glück gewünscht habe zu Deinem jüngsten Kinde. Zwar hatte ich mir vorgenommen das im Briefe gar nicht zu erwähnen, und lieber mit einem Händedruck es besser zu sagen, aber es ist doch zu wichtig und läßt sich nicht verschweigen, und den Namen Deiner Frau kann ich nun erst gar nicht nennen, ohne den alten oft gebrauchten Glückwunsch dazuzusetzen, bei dem sich ja ein jeder denken kann, was er eben denkt. Ihr müßt sehr glücklich sein! – Nun ich werde es ja bald mit ansehen, und wir müssen viel, viel plaudern, denn ich habe gewaltige Pläne, die mir im Kopf spuken, von hübscher Musik, alter und neuer, die aufgeführt werden soll und bei der Du dann auch vielleicht mitsingen dürftest, wenn Du nämlich willst. Ich aber schlage Dich todt, wenn Du nicht willst. Mithin willst Du. Und dann auch noch aus andern Gründen. Eben fällt mir ein, daß ich Dir doch etwas zu schreiben habe; ich bringe nämlich wahrscheinlich ein Liederspiel mit, das ich für die silberne Hochzeitfeyer meiner Eltern hier componire, und das Klingemann und ich schon auf der Schottischen Reise entworfen haben; es wird eben nichts als ein kleines Idyll, spielt auf dem Lande im Sommer, und die Hauptrolle darin ist natürlich für Dich; das ist ein herumvagirender Krämer, der den Bramarbas spielt, Mädchen, Ehre und Geld kapern möchte, sich unter andern in einen Nachtwächter verkleiden und mit seinem Horn aus Noth eine Nachtmusik unter den Fenstern bringen muß, den ich Dir ganz in Kehle schreiben will (Du weißt, ich kann das) und den Du prächtig spielen wirst. Wenn Du nämlich willst. Ich aber schlage Dich todt &c. &c. vide supra. Im Ernst aber, wir wollen diesen Spas nebst andern Kleinigkeiten am Vorabend oder sonst wann aufführen, auf einem ordentlichen (Miniatur) Theater, mit einem ordentlichen (Miniatur) Orchester, und da bitte ich Dich denn von hier aus, Dich der Sache ein bischen anzunehmen, Costüme zu bestimmen, Regisseur zu sein, meiner ältesten Schwester zu zeigen, wie sie die Schulzenfrau agiren muß, u. dgl. Du weißt schon, was ich meine, bei dem ersten Reiskuchen den wir beide allein ganz aufessen setze ich Dir alles des breiteren auseinander. À propos über den Doctor Spontini habe ich in meinem Bette gelacht, der Kerl wird gewiß noch toll. Übrigens sieht es mit der Musik in Deutschland doch greulich aus. Sie betreiben hier die Musik wie ein Geschäft, berechnen, bezahlen, handeln, und es fehlt wahrlich an gar sehr vielem; aber vergleicht man doch ein Engl. Musikfest mit solch lumpigem Deutschen so ist leider ein großer Unterschied. Die Leute seyen hier noch so berechnend und geldgierig, so bleiben sie doch gentlemen, sonst wären sie gleich aus guter Gesellschaft verstoßen, und das fehlt nun eben den lieben Herrn Kammermusikern gar zu sehr; (es sind Jammerfürsten, voll Eitelkeit, Unwissenheit, Rohheit und Leerheit. ) Denke ich an die Musiker in Berlin, Devrient, so wird mir grimmig und gallig zu Muth. Sie haben nicht einmal die Eigenschaft, die ich von meinem Schuster fordre, sie sind nicht einmal ehrlich, und dabey alle solche Gefühlsmenschen, die so blos der Kunst leben! Ich will übrigens die Engl. Musiker hiemit nicht gelobt haben, sie sind auch infames Kropzeug, aber wenn sie einen Äpfelpye essen, so denken und sprechen sie doch wenigstens nicht über den Begriff eines pye’s und wie er aus Rinde und Äpfeln bestehe, sondern sie fressen ihn munter hinein. Kurz, der Teufel hole vieles! Du siehst meinen Grimm von Berlin aus, und bist sehr ruhig, und lachst mich aus, und sprichst vernünftig, morgen aber dreht sichs um und Du bist grimmig, ich vernünftig. Daher paßt es recht gut, und wir kommen mir vor in diesem Unkrautfeld von Musikern, wie Leute die so in der warmen Stube sitzen und draußen den Wind blasen hören und sich am Feuer lustig wärmen. Das Gleichniß drängt sich mir auf, denn draußen ists kalt und windig, hier brennt ein muntres Feuer im Kamin, und ich wärme mich. In Balachulisch habe ich für Dich im Regen ein Lied gemacht, es taugt aber wenig. Wenn ich jetzt nach Hause schreibe wird mir gegen das Ende so eilig und das Schreiben so zuwider, als müßte ich selbst hineilen und sprechen. Und das muß ich auch. –
Bis dahin DeinFelix MB.          
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Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> mit, das ich für die silberne Hochzeitfeyer meiner <persName xml:id="persName_75ae59a2-d5c1-48a8-920f-173ba87a1afa">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> hier componire, und das <persName xml:id="persName_5ebe0017-e092-48c9-8383-744d10058262">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und ich schon auf der Schottischen Reise entworfen haben; es wird eben nichts als ein kleines Idyll, spielt auf dem Lande im Sommer, und die Hauptrolle darin ist natürlich für Dich; das ist ein herumvagirender Krämer, der den Bramarbas spielt, Mädchen, Ehre und Geld kapern möchte, sich unter andern in einen Nachtwächter verkleiden und mit seinem Horn aus Noth eine Nachtmusik unter den Fenstern bringen muß, den ich Dir ganz in Kehle schreiben will (Du weißt, ich kann das) und den Du prächtig spielen wirst. Wenn Du nämlich willst. Ich aber schlage Dich todt &amp;c. &amp;c. vide supra. Im Ernst aber, wir wollen diesen Spas nebst andern Kleinigkeiten am Vorabend oder sonst wann aufführen, auf einem ordentlichen (Miniatur)Theater, mit einem ordentlichen (Miniatur)Orchester, und da bitte ich Dich denn von hier aus, Dich der Sache ein bischen anzunehmen, Costüme zu bestimmen, Regisseur zu sein, <persName xml:id="persName_e7c083ed-0957-4ff3-97ee-7fe909692b3f">meiner ältesten Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> zu zeigen, wie sie die Schulzenfrau agiren muß, u. dgl. Du weißt schon, was ich meine, bei dem ersten Reiskuchen den wir beide allein ganz aufessen setze ich Dir alles des breiteren auseinander. À propos über den <persName xml:id="persName_701df277-d26e-4885-a26d-387b3397f6b7">Doctor Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> habe ich in meinem Bette gelacht, der Kerl wird gewiß noch toll. Übrigens sieht es mit der Musik in Deutschland doch greulich aus. Sie betreiben hier die Musik wie ein Geschäft, berechnen, bezahlen, handeln, und es fehlt wahrlich an gar sehr vielem; aber vergleicht man doch ein Engl. Musikfest mit solch lumpigem Deutschen so ist leider ein großer Unterschied. Die Leute seyen hier noch so berechnend und geldgierig, so bleiben sie doch gentlemen, sonst wären sie gleich aus guter Gesellschaft verstoßen, und das fehlt nun eben den lieben Herrn Kammermusikern gar zu sehr; (es sind Jammerfürsten, voll Eitelkeit, Unwissenheit, Rohheit und Leerheit.) Denke ich an die Musiker in Berlin, Devrient, so wird mir grimmig und gallig zu Muth. Sie haben nicht einmal die Eigenschaft, die ich von meinem Schuster fordre, sie sind nicht einmal ehrlich, und dabey alle solche Gefühlsmenschen, die so blos der Kunst leben! Ich will übrigens die Engl. Musiker hiemit nicht gelobt haben, sie sind auch infames Kropzeug, aber wenn sie einen Äpfelpye essen, so denken und sprechen sie doch wenigstens nicht über den Begriff eines pye’s und wie er aus Rinde und Äpfeln bestehe, sondern sie fressen ihn munter hinein. Kurz, der Teufel hole vieles! Du siehst meinen Grimm von Berlin aus, und bist sehr ruhig, und lachst mich aus, und sprichst vernünftig, morgen aber dreht sichs um und Du bist grimmig, ich vernünftig. Daher paßt es recht gut, und wir kommen mir vor in diesem Unkrautfeld von Musikern, wie Leute die so in der warmen Stube sitzen und draußen den Wind blasen hören und sich am Feuer lustig wärmen. Das Gleichniß drängt sich mir auf, denn draußen ists kalt und windig, hier brennt ein muntres Feuer im Kamin, und ich wärme mich. In Balachulisch habe ich für Dich im Regen ein Lied gemacht, es taugt aber wenig. <seg type="closer" xml:id="seg_1fa813f7-e26d-4ffc-b22a-100a1a618700">Wenn ich jetzt nach Hause schreibe wird mir gegen das Ende so eilig und das Schreiben so zuwider, als müßte ich selbst hineilen und sprechen. Und das muß ich auch. – </seg></p><closer rend="right" xml:id="closer_dde64490-b23a-48ce-9a90-a0edfa1d3451">Bis dahin Dein</closer><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>