fmb-1829-10-23-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
London, 23. Oktober 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Ludwig von Mühlenfels
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Heut früh schien mir die Herbstsonne noch einmal so recht freundlich ins Zimmer; das kommt mir immer vor, wie alte Erinnerung, oder als wenn am Ende von einer Musik der Anfang wieder hineinkuckt; wie ich’s so gern habe, und macht mich immer weich und feierlich und sonntäglich. Auch kam Mühlenfels gestern Abend hinein; ich aß eben bei Licht zu Mittag und erkannte ihn nicht bis er mir um den Hals fiel, den habe ich auch seit dem Frühling nicht gesehen, er aber Euch alle kürzlich, und erzählte gar wenig davon, denn er kam nicht dazu, obwohl er immer fort berichtete und eins ins andere schob – er war noch zu weich und zu voll; – da muß mir ja doch heut etwas sonderlich zu Muthe sein, und ich denk an eine oder die andre Empfindsamkeit. Neulich kamen auch Eure Briefe, in denen Ihr,
Felix (das Einbein) wollte sich eben hinsetzen und ein Duplicat der eben fertigen Seiten über Rotterdam abgehen lassen, weil es von Haus aus so gewünscht sey. Ich hatte eine andere Auslegung, nämlich: daß Sie wünschten, er möge auch des Dienstags (und dann über Rotterdam) schreiben – er findet diese triftig und trägt mir auf den Fall zu eventuellem Lob oder Tadel hier vor- und voranzutragen. Heut sind wir alle bescheiden mit dem Platz, ich fange jetzt schon an meine Worte in Stein zu hauen für den Fels, der uns vidimiren und confirmiren soll. Es war hübsch daß er endlich ankam, und so zu Dreien lebt sichs prächtig, – halb Deutschland schüttet er vor uns aus. [Es] wäre alles recht gut, wüßten wir Sie Alle nur weniger besorgt – im letzten Briefe den Felix erhiel[t, w]urden bedenkliche Stimmen erhoben; hoffentlich werden diese widerlegt und Sie beruhigt, sonst müssen es unsere heut[igen] vollends thun, die nun immer voller werden, denn nächstens textirt auch r.
Als auswärtiges correspondirendes Mitglied des Rades habe ich die Ehre meine glückliche Ankunft in
Mühlenfels, ein stark Stück – warum? – um auf dieser zarten Fläche Abschied zu nehmen, als besagter Klotz. O wie danke ich für mein Loos! Die Nummer ist voller Glücksvorbedeutung – komme es so toll es wolle, ich bin stark gegen jede Ueberraschung. Es ist mir, als müßte ich das junge Ehepaar jedesmal von Neuem beglückwünschen, – ihr Paradies, das sich uns aus allen Nachrichten zusammenblüht, hat wenig von Eismeer und NordPol, warum habe ich dummster Diavolo denn nicht Hymnen, Stand- und Jubelverse zusammen zu zimmern vermocht, auf vergoldetem Papier dargestellt, um würdigermaßen Würdigstes zu würdigen? – Das bemerke ich noch, daß wir, um das Möglichste zu thun, Ihre Wünsche anticipirt haben, und einen der ersten Wundärzte, Mr. r er will immer nicht gehen, und so geht es auch nicht, – aber jetzt sagt er: Good bye!
London d. 23 Oct. 1829 Heut früh schien mir die Herbstsonne noch einmal so recht freundlich ins Zimmer; das kommt mir immer vor, wie alte Erinnerung, oder als wenn am Ende von einer Musik der Anfang wieder hineinkuckt; wie ich’s so gern habe, und macht mich immer weich und feierlich und sonntäglich. Auch kam Mühlenfels gestern Abend hinein; ich aß eben bei Licht zu Mittag und erkannte ihn nicht bis er mir um den Hals fiel, den habe ich auch seit dem Frühling nicht gesehen, er aber Euch alle kürzlich, und erzählte gar wenig davon, denn er kam nicht dazu, obwohl er immer fort berichtete und eins ins andere schob – er war noch zu weich und zu voll; – da muß mir ja doch heut etwas sonderlich zu Muthe sein, und ich denk an eine oder die andre Empfindsamkeit. Neulich kamen auch Eure Briefe, in denen Ihr, liebe Eltern, so besorgt um mich seid, und Du, liebster Vater Dich gar auf die entsetzlich lange Reise machen willst. Was soll ich Dir darauf nun sagen? Aber so stehe ich ja doch nun einmal zu Dir leider, oder vielmehr Gottlob, daß ich ein für allemal Dir meinen Dank und meine Liebe verschweigen muß, sonst müßte ich Dir ja alles nur in solchen Worten sagen, und käme zu nichts anderem, denn ich verdanke Dir ja eben Alles, und so soll denn auch dies verschwiegen sein. Wären doch nur Worte nicht so kalt! Und nun gar geschriebene! Aber das bin ich ja, Gott sey Dank, bald los! Hoffentlich hat Euch auch mein Brief gleich drauf beruhigt, und der von heut vor 8 Tagen zeugte wohl von völliger Munterkeit. Daß Doxats nicht schrieben ist ganz natürlich; ich habe sie fast gar nicht während der ganzen Zeit gesehen, ich selbst aber schrieb nicht über Rotterdam eben um Euch nicht zu beunruhigen, als seyen bulletins nothwendig, denn weiter hätten die Briefe nichts enthalten können, und um lieber die Posttage ruhig, wie im Frühjahr fortzusetzen. Doch geht heut zugleich mit diesem ein kurzer an Fanny ab, weil Ihr es so wünscht, heut über 8 Tage schreib ich den Famil. brief über Rotterdam, und einen Privatbr. an Paul über Hamburg; ich bin Paul schon seit langer Zeit Antwort schuldig, und es hat mit dem nächsten Freitag doch seine eigne Bewandtniß. Mir geht es fortwährend besser, die Wunde wird in einigen Tagen sich hoffentlich schließen, und dann werde ich das Gehen versuchen, doch nur sehr sparsam, langsam und mit Hülfe vieler Bandagen anfangs, denn natürlich ist das Bein ganz matt und steif, da es nun in die sechste Woche geht, daß ich die Stellung gar nicht habe verändern dürfen; auch wird diese Mattigkeit noch eine Zeitlang anhalten, und Ihr werdet mich daher mit einem Stocke wohl erscheinen sehen, nicht als Stutzer, nur als Invalide, auch weiß Gott, wie es mit meinem Tanzen werden soll. Indeß einen Contretanz wie Herr v. Boguslawsky kriege ich doch immer noch heraus. – Wenn es übrigens das Zeichen eines guten Briefs ist, den Zustand des Briefstellers deutlich zu malen, so ist dieser ein Meisterstück, denn genau so mager und dünn, wie er, ist meine Lebensart seit 8 Tagen; ich habe mich nämlich drauf capricirt mich auszuhungern, da mir neulich eine Tasse Caffee und ein Stück steak nicht bekamen, und lebe wie ein Einsiedler von Wurzeln und Kraut; daher ist auch mein langer Bart erklärlich, daher auch meine Gärtnerey, die darin besteht daß ich Dir, lieber Vater, die geforderten alten Nelken, Aurikeln und Stachelbeersamen und Fanny ein Recept für Pye und Eingemachtes mitbringe, daher aber kann ich auch nichts in der Welt Neues melden, denn was gehts Euch an daß Neate aufs Land, Smart nach Paris, Cramer in den Ehestand gereis’t ist? Und Eßgeschichten erzähle ich nicht mehr, weil ich mir so sehre schäme. Doch ist es eine, daß Mühlenf. und Klingem. heute bei mir essen: ich kriege Suppe, sie rumpsteaks, dann essen wir ensemble einen Fasan, dann Pudding und Käse, (sie müssen es noch selbst beschreiben, sonst wird der Brief in seinem Leben nicht voll) dazu kriegen sie ale zu trinken, ich Wasser. Den Fasan hat mir Hr. Cartwright geschickt. Wer ist Hr. Cartwright? Ein Zahnarzt. Rosen kommt nächste Woche. Mit Horn correspondire ich lebhaft. Klingemann hat für Mr. Attwood meine 3 Stücke aus Wales abgeschrieben. Ich fange auch wieder an zu componiren. Ein Bischen mit die Linke. Es wird auch danach. Nur den rechten Fuß kann ich dazu anwenden. Cramer besucht mich fleißig, bringt mir Bücher und Musikalien und phantasirte neulich sehr gut auf meinem Instrument; gestern bat er mich um mein Engl. Lied aus a dur für Miss Marian: er will es in einem Weihnachtsgeschenk, das den Namen führt entweder gem, oder album, oder Apollons gift, oder nosegay oder andres zarte für Damen, gern herausgeben: ich wies ihn natürlich an die schöne Besitzerinn, die kann damit machen, was sie will. Eben war Hr. Vicary hier. Wer ist Hr. Vicary? Ein abbé. Gott, Ihr seht ja, wie ich mich bemühe einen Brief herauszudrücken, es wird doch nichts; nicht mehr für heute, ich muß noch über Rotterdam micheln. Bin des Schreibens satt. Will Euch wieder anfassen, sehen, sprechen. Nun bald, so Gott will. F. Felix (das Einbein) wollte sich eben hinsetzen und ein Duplicat der eben fertigen Seiten über Rotterdam abgehen lassen, weil es von Haus aus so gewünscht sey. Ich hatte eine andere Auslegung, nämlich: daß Sie wünschten, er möge auch des Dienstags (und dann über Rotterdam) schreiben – er findet diese triftig und trägt mir auf den Fall zu eventuellem Lob oder Tadel hier vor- und voranzutragen. Heut sind wir alle bescheiden mit dem Platz, ich fange jetzt schon an meine Worte in Stein zu hauen für den Fels, der uns vidimiren und confirmiren soll. Es war hübsch daß er endlich ankam, und so zu Dreien lebt sichs prächtig, – halb Deutschland schüttet er vor uns aus. Es wäre alles recht gut, wüßten wir Sie Alle nur weniger besorgt – im letzten Briefe den Felix erhielt, wurden bedenkliche Stimmen erhoben; hoffentlich werden diese widerlegt und Sie beruhigt, sonst müssen es unsere heutigen vollends thun, die nun immer voller werden, denn nächstens textirt auch Rosen mit, aber Allotria unterbrachen mich – es ist Posttag und es giebt noch Chiffren in der Welt – Mühlenfels schrieb derweilen unten, und erzählt nun wieder – RumpsteakDampf zieht über diesen Bogen, und ich bin ein absoluter Klotz, der nicht einmal Worte findet für alle das Lieb und Gute das in Ihrem Briefe für mich einfließt, für diverse verdammte Schuldigkeit von meiner. Soll ich nun noch ferner mit aller möglichen Wahrhaftigkeit versichern, daß es mit Felix fortwährend gut und besser geht, daß er in 8 Tagen wieder ein Gehender seyn wird und sich, Bein abgerechnet, vollkommen wohl befindet, und sich, natürlich noch erhöht durch Mühlenfels Kommen, heiter und frisch gerirt? Sogar stört mich jetzt noch ein Dritter, Mr. Neate, und er und Mühlenfels loben Felixens Englischsprechen und seinen Anglicanischen Briefstyl um die Wette, ich schreie: Amazingly! und schriebe gern weiter, wüßte ich mehr. Aber ich thue ein Kühnes, und springe nun über den Carl Klingemann Als auswärtiges correspondirendes Mitglied des Rades habe ich die Ehre meine glückliche Ankunft in London gehorsamst anzuzeigen. Den Patienten fand ich heiter und höchlich erfreut über die StandesErhöhung des p Mühlenfels. Sein Zustand ist so, daß die resp. Mitglieder oder Speichen des Rades vollkommen beruhigt sein können. Nun ohne Bild. Felix ist heiter und wohlgemuth, sein Knie ist so weit hergestellt, daß er wenn auch nicht zum Kniefall vorläufig geschickt, doch binnen 8 Tagen als Reconvalescent sich auf die Behendigkeit seiner Füße wird machen können; also sein Sie vollkommen unbesorgt. Wenn nicht die Bescheidenheit mir verböte mich über mich selbst zu verbreiten, so würde ich über meinen eignen desolaten Zustand der durch eine Spansche Fliege noch um Bedeutendes verschlimmert ist, zu klagen haben; aber davon nicht sondern vielmehr davon, daß ich trotz Schnupfen, Husten und andern Widerwärtigkeiten zb Transport von Gouvernanten, Seekrankheit etc. danach als ein höchst seeliger Oeconom von den Zinsen des Capitals von Liebe und Freundschaft welches ich in den Herzen meiner Deutschen Freunde und zumal auch den Ihrigen aufgespeichert liegen habe zehre mit welchem heitern Bewußtsein ich dies mal von Ihnen Abschied nahm. In treuer Freundschaft L. Mühlenfels Mühlenfels, ein stark Stück – warum? – um auf dieser zarten Fläche Abschied zu nehmen, als besagter Klotz. O wie danke ich für mein Loos! Die Nummer ist voller Glücksvorbedeutung – komme es so toll es wolle, ich bin stark gegen jede Ueberraschung. Es ist mir, als müßte ich das junge Ehepaar jedesmal von Neuem beglückwünschen, – ihr Paradies, das sich uns aus allen Nachrichten zusammenblüht, hat wenig von Eismeer und NordPol, warum habe ich dummster Diavolo denn nicht Hymnen, Stand- und Jubelverse zusammen zu zimmern vermocht, auf vergoldetem Papier dargestellt, um würdigermaßen Würdigstes zu würdigen? – Das bemerke ich noch, daß wir, um das Möglichste zu thun, Ihre Wünsche anticipirt haben, und einen der ersten Wundärzte, Mr. Lawrence, einigemale kommen lassen, der dann jedesmal mit heitersten Mienen und viel Spaß bemerkt hat, der Fall würde der Facultät wenig zu thun geben, und der Kranke könne und möge im November eine Fußreise nach Petersburg antreten. Wir thaten das schon für das freundlich theilnehmende Publicum, das mit einem solchen berühmten Namen getröstet und beruhigt seyn wollte; – er hat nichts anders verordnen können, als was Kind angeordnet hatte. Mr Kneate macht mich vollends dumm, er will immer nicht gehen, und so geht es auch nicht, – aber jetzt sagt er: Good bye! Das macht mich schließsam und ich sage sanft wie er zu Ihnen Allen: Good bye! Carl Klingemann
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1829-10-23-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1829-10-23-01" xml:id="title_2c35462a-4e41-48ee-94b4-c30e082f8144">Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann und Ludwig von Mühlenfels an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>London, 23. Oktober 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_67dbed0b-7c4d-4586-b4b8-487eca729d27">Heut früh schien mir die Herbstsonne noch einmal so recht freundlich ins Zimmer; das kommt mir immer vor, wie alte Erinnerung, oder als wenn am Ende von einer Musik der Anfang wieder hineinkuckt; wie ich’s</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_288550b9-9cec-4822-b798-899159263b9b">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author> <author key="PSN0113471">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113471" resp="writer">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 230 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. II/91.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1829-10-23-01" type="letter" xml:id="title_f1e64bdb-7151-455f-a1b3-591a9386a3f2">Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann und Ludwig von Mühlenfels an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 23. Oktober 1829</title> <incipit>Heut früh schien mir die Herbstsonne noch einmal so recht freundlich ins Zimmer; das kommt mir immer vor, wie alte Erinnerung, oder als wenn am Ende von einer Musik der Anfang wieder hineinkuckt; wie ich’s</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse. Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.</p> <handDesc hands="3"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Ludwig von Mühlenfels </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 289 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-10-23" xml:id="date_cdfaac13-0a0d-4879-8a72-ef67a522f5be">23. Oktober 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_0146c365-8cdc-4c53-8eee-b3396c6a3b3b">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_e2105056-d970-473d-b547-fb49e3cf164a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <persName key="PSN0113471" resp="author" xml:id="persName_884add3e-9b4a-420d-b67d-359767d4c0a9">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><persName key="PSN0113471" resp="writer">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_7335bc00-e1b9-420e-8ab2-1d788ff01f3b"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_3fcf8148-d231-4c46-8c10-21bfb9aee4d8">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_9fc4684b-9f63-4073-a7f1-487853e580c1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_a86ba9b3-5b15-47a4-bd2c-35f74af2e71d"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_4fa1e442-bc58-4391-96fc-c8bf561748e5"> <head> <address> <addrLine>pr. Hamburgh Steamboat.</addrLine> <addrLine>Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. Mendelssohn Bartholdy.</addrLine> <addrLine>Berlin.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_2aa4303f-b78d-44b0-8409-091e730c5b6b"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">London d. <date cert="high" when="1829-10-23" xml:id="date_56f3a35f-c824-496c-84f6-e773c99291d8">23 Oct. 1829</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Heut früh schien mir die Herbstsonne noch einmal so recht freundlich ins Zimmer; das kommt mir immer vor, wie alte Erinnerung, oder als wenn am Ende von einer Musik der Anfang wieder hineinkuckt; wie ich’s so gern habe, und macht mich immer weich und feierlich und sonntäglich. Auch kam Mühlenfels gestern Abend hinein; ich aß eben bei Licht zu Mittag und erkannte ihn nicht bis er mir um den Hals fiel, den habe ich auch seit dem Frühling nicht gesehen, er aber Euch alle kürzlich, und erzählte gar wenig davon, denn er kam nicht dazu, obwohl er immer fort berichtete und eins ins andere schob – er war noch zu weich und zu voll; – da muß mir ja doch heut etwas sonderlich zu Muthe sein, und ich denk an eine oder die andre Empfindsamkeit. Neulich kamen auch Eure Briefe, in denen Ihr, <seg type="salute">liebe Eltern</seg>, so besorgt um mich seid, und Du, liebster Vater Dich gar auf die entsetzlich lange Reise machen willst. Was soll ich Dir darauf nun sagen? Aber so stehe ich ja doch nun einmal zu Dir leider, oder vielmehr Gottlob, daß ich ein für allemal Dir meinen Dank und meine Liebe verschweigen muß, sonst müßte ich Dir ja alles nur in solchen Worten sagen, und käme zu nichts anderem, denn ich verdanke Dir ja eben Alles, und so soll denn auch dies verschwiegen sein. Wären doch nur Worte nicht so kalt! Und nun gar geschriebene! Aber das bin ich ja, Gott sey Dank, bald los! Hoffentlich hat Euch auch mein Brief gleich drauf beruhigt, und der von heut vor 8 Tagen zeugte wohl von völliger Munterkeit. Daß <persName xml:id="persName_e34d3006-271a-46b6-b0a3-bc442ba3ac77">Doxats<name key="PSN0110722" style="hidden">Doxat, Familie von → Eugen D.</name></persName> nicht schrieben ist ganz natürlich; ich habe sie fast gar nicht während der ganzen Zeit gesehen, ich selbst aber schrieb nicht über Rotterdam eben um Euch nicht zu beunruhigen, als seyen bulletins nothwendig, denn weiter hätten die Briefe nichts enthalten können, und um lieber die Posttage ruhig, wie im Frühjahr fortzusetzen. Doch geht heut zugleich mit diesem ein kurzer an <persName xml:id="persName_09f0409d-1ff3-4359-b8be-c3c36fe00f9a">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ab, weil Ihr es so wünscht, heut über 8 Tage schreib ich den Famil.brief über Rotterdam, und einen Privatbr. an <persName xml:id="persName_d6800ab5-69ba-4b0c-a3c0-9d141dc396d3">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> über Hamburg; ich bin <persName xml:id="persName_4845be84-2b6b-4652-882b-cd75a4386c3b">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> schon seit langer Zeit Antwort schuldig, und es hat mit dem nächsten Freitag doch seine eigne Bewandtniß. Mir geht es fortwährend besser, die Wunde wird in einigen Tagen sich hoffentlich schließen, und dann werde ich das Gehen versuchen, doch nur sehr sparsam, langsam und mit Hülfe vieler Bandagen anfangs, denn natürlich ist das Bein ganz matt und steif, da es nun in die sechste Woche geht, daß ich die Stellung gar nicht habe verändern dürfen; auch wird diese Mattigkeit noch eine Zeitlang anhalten, und Ihr werdet mich daher mit einem Stocke wohl erscheinen sehen, nicht als Stutzer, nur als Invalide, auch weiß Gott, wie es mit meinem Tanzen werden soll. Indeß einen Contretanz wie Herr v. <persName xml:id="persName_0b6de6b4-c908-46b7-8c04-1a905932b406">Boguslawsky<name key="PSN0110007" style="hidden">Boguslawski, Wilhelm von (1803-1874)</name></persName> kriege ich doch immer noch heraus. – Wenn es übrigens das Zeichen eines guten Briefs ist, den Zustand des Briefstellers deutlich zu malen, so ist dieser ein Meisterstück, denn genau so mager und dünn, wie er, ist meine Lebensart seit 8 Tagen; ich habe mich nämlich drauf capricirt mich auszuhungern, da mir neulich eine Tasse Caffee und ein Stück steak nicht bekamen, und lebe wie ein Einsiedler von Wurzeln und Kraut; daher ist auch mein langer Bart erklärlich, daher auch meine Gärtnerey, die darin besteht daß ich Dir, lieber Vater, die geforderten alten Nelken, Aurikeln und Stachelbeersamen und <persName xml:id="persName_760d9f97-14eb-4f60-ab51-a15f957e535c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ein Recept für Pye und Eingemachtes mitbringe, daher aber kann ich auch nichts in der Welt Neues melden, denn was gehts Euch an daß <persName xml:id="persName_57c555a8-c5a8-4e3c-8751-80d8bc54f159">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName> aufs Land, <persName xml:id="persName_a85d0333-f717-4037-ba61-71f2051942ee">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> nach Paris, <persName xml:id="persName_4b6305f2-f903-45c2-beca-9e6f98af79a3">Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> in den Ehestand gereis’t ist? Und Eßgeschichten erzähle ich nicht mehr, weil ich mir so sehre schäme. Doch ist es eine, daß Mühlenf. und Klingem. heute bei mir essen: ich kriege Suppe, sie rumpsteaks, dann essen wir ensemble einen Fasan, dann Pudding und Käse, (sie müssen es noch selbst beschreiben, sonst wird der Brief in seinem Leben nicht voll) dazu kriegen sie ale zu trinken, ich Wasser. Den Fasan hat mir <persName xml:id="persName_5abb0749-9c06-407b-b6f6-0bdbb31b09c5">Hr. Cartwright<name key="PSN0110294" style="hidden">Cartwright, Samuel (1789-1864)</name></persName> geschickt. Wer ist <persName xml:id="persName_b9dc4df0-e741-4097-bbe3-797ed6ccb881">Hr. Cartwright<name key="PSN0110294" style="hidden">Cartwright, Samuel (1789-1864)</name></persName>? Ein Zahnarzt. <persName xml:id="persName_cd615221-cf6b-4502-8be3-0323482d2e5e">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> kommt nächste Woche. Mit <persName xml:id="persName_f6a3d47b-ef8c-4504-940e-a62d013ae643">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> correspondire ich lebhaft. Klingemann hat für <persName xml:id="persName_746f1649-3f4c-44a1-890c-85b4cdc13f6a">Mr. Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> <title xml:id="title_adacef76-c14f-4020-bec6-b35a72192030">meine 3 Stücke aus Wales<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_npypwtbr-atuh-djon-ahuz-1xls6wawesyt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831; enthält MWV U 70, U 71 und U 72<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name></title> abgeschrieben. Ich fange auch wieder an zu componiren. Ein Bischen mit die Linke. Es wird auch danach. Nur den rechten Fuß kann ich dazu anwenden. <persName xml:id="persName_9f2ec076-7f5f-4d0f-a61d-697101f39340">Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> besucht mich fleißig, bringt mir Bücher und Musikalien und phantasirte neulich sehr gut auf meinem Instrument; gestern bat er mich um <title xml:id="title_9214e3c1-3a78-4d95-b340-abfd3a1de734">mein Engl. Lied aus a dur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cvtmsxns-ylko-im7o-tfe3-nel85i6scute"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100256" style="hidden">»Hush thee«, Anfang Mai 1829<idno type="MWV">K 43</idno><idno type="op"></idno></name></title> für <persName xml:id="persName_7d75c6ad-19d6-4de2-a2ec-de3682fd84db">Miss Marian<name key="PSN0110488" style="hidden">Cramer, Marian</name></persName>: er will es in einem Weihnachtsgeschenk, das den Namen führt entweder gem, oder album, oder Apollons gift, oder nosegay oder andres zarte für Damen, gern herausgeben: ich wies ihn natürlich an die <persName xml:id="persName_ea2408c9-4154-4318-ab46-562d6bf59ada">schöne Besitzerinn<name key="PSN0110488" style="hidden">Cramer, Marian</name></persName>, die kann damit machen, was sie will. Eben war <persName xml:id="persName_82f94f2e-2cb9-41e1-bd71-b6fadc0899f7">Hr. Vicary<name key="PSN0115510" style="hidden">Vicary, Walter (1770-1845)</name></persName> hier. Wer ist <persName xml:id="persName_92507e63-69b0-4862-a016-f3f1a1e7b5fe">Hr. Vicary<name key="PSN0115510" style="hidden">Vicary, Walter (1770-1845)</name></persName>? Ein abbé. Gott, Ihr seht ja, wie ich mich bemühe einen Brief herauszudrücken, es wird doch nichts; nicht mehr für heute, ich muß noch über Rotterdam micheln. <seg type="closer" xml:id="seg_480180f3-5989-4313-8010-74f33c29fe8e">Bin des Schreibens satt. Will Euch wieder anfassen, sehen, sprechen. Nun bald, so Gott will. </seg></p> <signed rend="right">F.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0a88cc6f-ed48-45f9-a76f-e09a1ee5b3ae"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Felix (das Einbein) wollte sich eben hinsetzen und ein Duplicat der eben fertigen Seiten über Rotterdam abgehen lassen, weil es von Haus aus so gewünscht sey. Ich hatte eine andere Auslegung, nämlich: daß Sie wünschten, er möge auch des Dienstags (und dann über Rotterdam) schreiben – er findet diese triftig und trägt mir auf den Fall zu eventuellem Lob oder Tadel hier vor- und voranzutragen. Heut sind wir alle bescheiden mit dem Platz, ich fange jetzt schon an meine Worte in Stein zu hauen für den Fels, der uns vidimiren und confirmiren soll. Es war hübsch daß er endlich ankam, und so zu Dreien lebt sichs prächtig, – halb Deutschland schüttet er vor uns aus. [Es] wäre alles recht gut, wüßten wir Sie Alle nur weniger besorgt – im letzten Briefe den Felix erhiel[t, w]urden bedenkliche Stimmen erhoben; hoffentlich werden diese widerlegt und Sie beruhigt, sonst müssen es unsere heut[igen] vollends thun, die nun immer voller werden, denn nächstens textirt auch <persName xml:id="persName_a0db8fbd-cc29-4dc3-957e-7afdc0cbad4c">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> mit, aber Allotria unterbrachen mich – es ist Posttag und es giebt noch Chiffren in der Welt – Mühlenfels schrieb derweilen unten, und erzählt nun wieder – RumpsteakDampf zieht über diesen Bogen, und ich bin ein absoluter Klotz, der nicht einmal Worte findet für alle das Lieb und Gute das in Ihrem Briefe für mich einfließt, für diverse verdammte Schuldigkeit von meiner. Soll ich nun noch ferner mit aller möglichen Wahrhaftigkeit versichern, daß es mit Felix fortwährend gut und besser geht, daß er in 8 Tagen wieder ein Gehender seyn wird und sich, Bein abgerechnet, vollkommen wohl befindet, und sich, natürlich noch erhöht durch Mühlenfels Kommen, heiter und frisch gerirt? Sogar stört mich jetzt noch ein Dritter, M<hi rend="superscript">r</hi>. <persName xml:id="persName_2c7e2dc8-2f50-4135-b123-53dfc745749c">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName>, und er und Mühlenfels loben Felixens Englischsprechen und seinen Anglicanischen Briefstyl um die Wette, ich schreie: Amazingly! und schriebe gern weiter, wüßte ich mehr. <seg type="closer" xml:id="seg_226fe612-af1a-4f1d-a1fd-82623cb32f9e">Aber ich thue ein Kühnes, und springe nun über den </seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_d3cac2bb-a5aa-440c-8b2f-162673699362"> <docAuthor key="PSN0113471" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_63bb4394-345a-4e26-ae79-34d4f6076904">Mühlenfels, Ludwig von (1793–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113471" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_03c5fb4e-f767-44c0-8e72-13e9efc0a9e7">Mühlenfels, Ludwig von (1793–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Als auswärtiges correspondirendes Mitglied des Rades habe ich die Ehre meine glückliche Ankunft in <placeName xml:id="placeName_c9c9f1cb-f204-477b-b4ea-ed826344d4cc">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gehorsamst anzuzeigen. Den Patienten fand ich heiter und höchlich erfreut über die StandesErhöhung des p Mühlenfels. Sein Zustand ist so, daß die resp. Mitglieder oder Speichen des Rades vollkommen beruhigt sein können. Nun ohne Bild. Felix ist heiter und wohlgemuth, sein Knie ist so weit hergestellt, daß er wenn auch nicht zum Kniefall vorläufig geschickt, doch binnen 8 Tagen als Reconvalescent sich auf die Behendigkeit seiner Füße wird machen können; also sein Sie vollkommen unbesorgt. Wenn nicht die Bescheidenheit mir verböte mich über mich selbst zu verbreiten, so würde ich über meinen eignen desolaten Zustand der durch eine Spansche Fliege noch um Bedeutendes verschlimmert ist, zu klagen haben; aber davon nicht sondern vielmehr davon, daß ich trotz Schnupfen, Husten und andern Widerwärtigkeiten zb Transport von Gouvernanten, Seekrankheit etc. danach als ein höchst seeliger Oeconom von den Zinsen des Capitals von Liebe und Freundschaft welches ich in den Herzen meiner Deutschen Freunde und zumal auch den Ihrigen aufgespeichert liegen habe zehre mit welchem heitern Bewußtsein ich dies mal von Ihnen Abschied nahm. </p> <closer rend="right" xml:id="closer_a9ee306e-3f00-41eb-9cd8-3dd859fbc560">In treuer Freundschaft</closer> <signed rend="right">L. Mühlenfels</signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_9c3ca0ac-0549-4b31-9288-b431b4f02f22"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mühlenfels, ein stark Stück – warum? – um auf dieser zarten Fläche Abschied zu nehmen, als besagter Klotz. O wie danke ich für mein Loos! Die Nummer ist voller Glücksvorbedeutung – komme es so toll es wolle, ich bin stark gegen jede Ueberraschung. Es ist mir, als müßte ich das junge Ehepaar jedesmal von Neuem beglückwünschen, – ihr Paradies, das sich uns aus allen Nachrichten zusammenblüht, hat wenig von Eismeer und NordPol, warum habe ich dummster Diavolo denn nicht Hymnen, Stand- und Jubelverse zusammen zu zimmern vermocht, auf vergoldetem Papier dargestellt, um würdigermaßen Würdigstes zu würdigen? – Das bemerke ich noch, daß wir, um das Möglichste zu thun, Ihre Wünsche anticipirt haben, und einen der ersten Wundärzte, M<hi rend="superscript">r</hi>. <persName xml:id="persName_2ff27819-b483-4075-812b-3fac591bc721">Lawrence<name key="PSN0112724" style="hidden">Lawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867)</name></persName>, einigemale kommen lassen, der dann jedesmal mit heitersten Mienen und viel Spaß bemerkt hat, der Fall würde der Facultät wenig zu thun geben, und der Kranke könne und möge im November eine Fußreise nach Petersburg antreten. Wir thaten das schon für das freundlich theilnehmende Publicum, das mit einem solchen berühmten Namen getröstet und beruhigt seyn wollte; – er hat nichts anders verordnen können, als was <persName xml:id="persName_2a089193-7e1f-401e-b0cd-0ccc998e290a">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> angeordnet hatte. M<hi rend="superscript">r</hi> <persName xml:id="persName_a96f07fe-5d9f-48df-9701-d6cdf0183148">Kneate<name key="PSN0113559" style="hidden">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName> macht mich vollends dumm, <hi rend="underline">er</hi> will immer nicht gehen, und so geht <hi rend="underline">es</hi> auch nicht, – aber jetzt sagt er: Good bye! <seg type="closer" xml:id="seg_b1ec1ae8-822a-42ee-bb50-f61992caab9f">Das macht mich schließsam und ich sage sanft wie er zu Ihnen Allen: Good bye!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> </body></text></TEI>