fmb-1829-10-16-01
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London, 16. Oktober 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Euern frohen Brief nach der Hochzeit, und Deinenklingen mag? Könnt’ ich doch zuschauen, wie Du die Köchinn unterweisest, und das Frühstück ankündigst. Machst Du Fortschritte im Cantorgesicht? Wirst Du mich auch mit Anstand empfangen und oft einladen? Frau, Frau! ich empfinde Zuneigung zu Dir, und wenn ein guter Freund nach mir fragt, wirds oft heißen, ich sey drüben. Bin ichs doch jetzt schon zuweilen ganz und gar, wenn ich nur den Gedanken nachhinken könnte! Das geschieht aber so Gott will, auch bald und dann kriege ich Reis zu essen; auf den freue ich mich fast so sehr wie auf’s Wiedersehen. Überhaupt wird mir nie sehnsüchtiger nach Haus zu Muthe, als wenn ich an Kleinigkeiten von daher denke: an den runden Theetisch, Vaters türkische Stiefeln, die grünen Lampen, oder wenn ich mir meine Reisemütze ansehe, die über meinem Bett hängt und die ich zu Hause abzunehmen gedenke. Hier zupft mich aber Vaters Brief an der Nase und zwingt mich abzubrechen, sonst verfalle ich in absonderliche Sentimentalitäten; indem ich an Vergangenheit und Zukunft male, da ich doch Euch die Gegenwart beschreiben sollte, die dann Gottlob heut wirklich um vieles besser ist, als die vorigen Male; die Entzündung ist verjagt und die Wunde fängt an zu heilen; ich darf des Tages längre Zeit auf dem Sopha sein, darf etwas Fleisch essen; und obwohl ich meine Stellung noch immer beibehalten muß, so habe ich doch die Aussicht in 14 Tagen das Gehen in der Stube anzufangen. Ihr schreibt, liebe Eltern, ich solle mich nicht zu früh herauswagen; dafür ist aber gesorgt, wie Ihr seht; so auch dafür, daß ich über Calais wohl werde gehen müssen, denn in nächster Woche hört die Dampfschifffahrt zwischen hier und Hamburg auf, dann auch die nach Rotterdam, und die Stürme werden gräßlich wild; das Rotterdammer Boot hatte neulich schon die holländ. Küste im Gesicht, als der Wind so toll wurde, daß sie sich anfänglich verloren gaben, und endlich nach langer Zeit und Arbeit erschöpft wieder in Ramsgate ankamen, von wo sie ausfuhren. Ein Bekannter von uns war auf dem Schiff, hatte sich bei anbrechendem Orkan schlafen gelegt, und erwachte erst, als er landen hörte; da stieg er denn aus, im vermeintlichen Holland und war angenehm überrascht. Alle Morgen sind die Zeitungen voll Ship News, meist Unglücksfällen; es ist ein fürchterlicher Herbst! Was Deine Cassa betrifft, lieber Vater, so leidet sie bisjetzt nicht so, wie ich gedacht; im Gegentheil habe ich weniger gebraucht, als da ich gesund war, nämlich nur 25 £ in diesem Monat. Wenn’s aber zu Abreise kommt, und ich meine Wirthsleute beschenken muß, die sich wirklich ausgezeichnet benehmen und es an keiner Sorgfalt fehlen lassen, und den nicht beschreibe, obwohl ich wenig Worte brauchte, ferner meinen Tisch, wo Rosen, Heftpflaster, Compositionen, Schachsteine, Billette, Visitencarten u. dgl. in Eintracht wohnen, ferner meinen Sopha dessen Lehne durch vielen Gebrauch zerbrochen ist, etc. etc. O es sieht schön aus! Aber nun hört und beklagt mich! Gestern Abend, als
Wieder einmal 3. Worte im Walde! Immer mehr schrumpfe ich ein – der Genesende steht, oder vielmehr sitzt, oder vielmehr liegt vor mir wie Freund Hain mit der Uhr in der Hand, ich aber bin eilig und voller Geschäfte als wär ich ein neues Ehepaar und melde nur verworren das Beste, nämlich Gutes. Unsre Vorräthe meldet der Sohn und Bruder, Felix ficht darin vor mit Unerschrockenheit, und ich nach, wenn auch schwächer; ich habe immer gesagt, ich wär ein Egoist, aber jetzt fang ich an was auf mich zu halten (nämlich noch abgesehen von meiner Cravatte) seitdem ich zum theilnehmenden Freund geworden bin und andern leidenden Freunden so unerschrocken beistehe im Fasan- und RebhuhnEßen, was sonst gar meines Amts nicht. Den Fragenden gegenüber coquettirt der Patient und sagt: a little better – aber hier sagen wir dreist: es geht viel beßer – Inflammation ist weg und Wunde heilt, Knie wird gebogen und Kind lernt bald gehen, – Mutter Natur die es an den Gängelband nimmt, wär ich wohl, kriegt ich nicht nächstens einen starken Rival an r. F. Mendelssohn B.
London 16 Oct. 29 Euern frohen Brief nach der Hochzeit, und Deinen, liebe Malerinn, vom Morgen vorher empfing ich Mittwoch, weil der Sturm das Dampfboot früher als gewöhnlich in die Themse geworfen hatte – es muß doch gar zu nett aussehen! Alles ganz neu und schön, und ich möchte gerne wissen, wie ein Himmel voll Geigen klingen mag? Könnt’ ich doch zuschauen, wie Du die Köchinn unterweisest, und das Frühstück ankündigst. Machst Du Fortschritte im Cantorgesicht? Wirst Du mich auch mit Anstand empfangen und oft einladen? Frau, Frau! ich empfinde Zuneigung zu Dir, und wenn ein guter Freund nach mir fragt, wirds oft heißen, ich sey drüben. Bin ichs doch jetzt schon zuweilen ganz und gar, wenn ich nur den Gedanken nachhinken könnte! Das geschieht aber so Gott will, auch bald und dann kriege ich Reis zu essen; auf den freue ich mich fast so sehr wie auf’s Wiedersehen. Überhaupt wird mir nie sehnsüchtiger nach Haus zu Muthe, als wenn ich an Kleinigkeiten von daher denke: an den runden Theetisch, Vaters türkische Stiefeln, die grünen Lampen, oder wenn ich mir meine Reisemütze ansehe, die über meinem Bett hängt und die ich zu Hause abzunehmen gedenke. Hier zupft mich aber Vaters Brief an der Nase und zwingt mich abzubrechen, sonst verfalle ich in absonderliche Sentimentalitäten; indem ich an Vergangenheit und Zukunft male, da ich doch Euch die Gegenwart beschreiben sollte, die dann Gottlob heut wirklich um vieles besser ist, als die vorigen Male; die Entzündung ist verjagt und die Wunde fängt an zu heilen; ich darf des Tages längre Zeit auf dem Sopha sein, darf etwas Fleisch essen; und obwohl ich meine Stellung noch immer beibehalten muß, so habe ich doch die Aussicht in 14 Tagen das Gehen in der Stube anzufangen. Ihr schreibt, liebe Eltern, ich solle mich nicht zu früh herauswagen; dafür ist aber gesorgt, wie Ihr seht; so auch dafür, daß ich über Calais wohl werde gehen müssen, denn in nächster Woche hört die Dampfschifffahrt zwischen hier und Hamburg auf, dann auch die nach Rotterdam, und die Stürme werden gräßlich wild; das Rotterdammer Boot hatte neulich schon die holländ. Küste im Gesicht, als der Wind so toll wurde, daß sie sich anfänglich verloren gaben, und endlich nach langer Zeit und Arbeit erschöpft wieder in Ramsgate ankamen, von wo sie ausfuhren. Ein Bekannter von uns war auf dem Schiff, hatte sich bei anbrechendem Orkan schlafen gelegt, und erwachte erst, als er landen hörte; da stieg er denn aus, im vermeintlichen Holland und war angenehm überrascht. Alle Morgen sind die Zeitungen voll Ship News, meist Unglücksfällen; es ist ein fürchterlicher Herbst! Was Deine Cassa betrifft, lieber Vater, so leidet sie bisjetzt nicht so, wie ich gedacht; im Gegentheil habe ich weniger gebraucht, als da ich gesund war, nämlich nur 25 £ in diesem Monat. Wenn’s aber zu Abreise kommt, und ich meine Wirthsleute beschenken muß, die sich wirklich ausgezeichnet benehmen und es an keiner Sorgfalt fehlen lassen, und den Dr. Kind honoriren, der mich wie ein Freund wartet und pflegt, mir Geschenke mitbringt, deutsche Bücher leiht, in den ersten 3 Wochen täglich 2 mal, jetzt täglich einmal kommt, obwohl er Finsbury Circus wohnt (schlagt den Plan nach, Merkwürdigkeit halber) dann wird der Monat freylich theurer werden. Aber doch wie gesagt, nicht so arg, als ich dachte. Vielleicht kommt es auch mit daher, daß ich fast nichts für Essen ausgebe, da mich meine Bekannten hier damit förmlich verziehen; die servant girl lacht immer, wenn sie gegen Essenszeit mir verdeckte Schüsseln bringt, oder des Morgens Wildpret herbeyschleppt; denn ihr wißt, daß hier keines verkauft werden darf, und so ist es point d’honneur seinen Freunden welches schenken zu können, weil es auf die Bekanntschaft mit Landeigenthümern oder großen Herren hinweis’t. Da habe ich Armer denn seit 8 Tagen nichts als Fasanen und Rebhühner essen können, und in diesem Augenblicke hängen wieder 4 partridges im Keller. An Beckchen muß ich noch eine Eßanecdote erzählen (verzeiht nur das Reden davon, aber das sind jetzt meine Begebenheiten) daß nämlich neulich kurz vor dem diner Klingemann unsern Vorrath von geschenkten Sachen untersuchte, und folgendes Inventarium heraufbrachte: Suppe, gekochte Äpfel, 2 Fasanen, Erdbeerenpye, Apfelpye, Pudding, 2 Schachteln Amerikanisches Eingemachte, ein Kaffeekuchen, und Weintrauben. Könnte das Clauren nicht abschreiben? Auch an Gesellschaft fehlt es mir nicht; gestern Vormittag zählten wir 12 Visiten, die fast alle zusammen kamen, einen großen Kreis ums Feuer bildeten, und sonderbar abstachen: Graf Redern conversirte mit dem alten Dance, der’s Philharmonic dirigirt, Sir Lewis mit dem Clavierspieler Schlesinger, Smart mit allen, es nahm sich bunt und gemischt aus. Auch schrieb mir Mrs. Austin neulich ein liebenswürdiges Billet, und kündigte mir ihren Besuch an, zum Glück kann sie Deutsch, und da antwortete ich denn in gutgedrehten deutschen Redensarten, und verbat es „wegen der Unordnung, die in mir und um mich herrsche. “ Damit meinte ich meinen langen Bart (o einen Backenbart bringe ich mit! Schauerlich! trotz A. Magnus) ferner meinen Anzug, den ich nicht beschreibe, obwohl ich wenig Worte brauchte, ferner meinen Tisch, wo Rosen, Heftpflaster, Compositionen, Schachsteine, Billette, Visitencarten u. dgl. in Eintracht wohnen, ferner meinen Sopha dessen Lehne durch vielen Gebrauch zerbrochen ist, etc. etc. O es sieht schön aus! Aber nun hört und beklagt mich! Gestern Abend, als Kind mich eben verbunden, Schlesinger mir eben 3 neue Walzer vorgespielt hat, klopft es einmal (bedeutet eine Botschaft) und es erscheint ein Billet, und ein zarter Korb voll Blumen: Nelken aller Art und kleine gelbe Trompeten – ich ahnde gleich – ich öffne – Mrs. Taylor mit ihrer Tochter Susan ist nach London zurückgekehrt, und schreibt mir die freundlichsten Zeilen, unter andern „if I may be allowed to visit you during your confinement, to enquire whether I can be in any way useful to you I should be most happy to do it, for I am used nursing my own young people that I might be able to suggest some little modes of relief or at least bequite some of your suffering by tales of Coed Du“ etc. etc. Die Blumen hätte mir Susan von Wales mitgebracht und so fort, u. dgl. Ich hebe mir das Billet auf, es ist gar zu freundlich und gütig; aber die Antwort wird mir entsetzlich schwer, denn sie muß Englisch sein, und ich muß den Besuch ablehnen! Hab’ heut eine Feder zerkaut, und bin doch nicht zu Ende gekommen. Könnt Ihr mir nicht eine Redensart souffliren? Wäre jetzt Mühlenfels hier; der mich oft aus der Not riß in solchen Fällen! Ich erwarte ihn aber erst Dinstag, und voll Freude, o Beckchen, ohne Eifersucht wegen der Behörde; und R. Decker! Ist es wahr? Man wird wirklich ein alter Mann! Alle Lämmer werden gebraten. Aber wenn ich mich und meine Umgebungen betrachte, so begreife ich nicht, wie ich je wieder raspeln soll! Gehts doch mit dem Componiren noch gar nicht; muß ich doch statt zu componiren copiren, nämlich ein seltnes Händelsches Manuscript; hab ich doch nichts als ein schlechtes Baßlied, das ich nächstens an Devrient schicke. A propos wo bleibt der versprochne Brief von ihm? Nächsten Dinstag gehen mehrere Briefe von mir mit der Gesandtschaft ab, unter andern einer den ich gestern an Heyse schrieb, einer für Schubring, einer für Ritz etc. Hat Hensel sein Indisch Roth bekommen, das ich durch einen Tractat bei Ackermann erstanden habe? Über 8 Tage schreibe ich Euch hoffentlich schon, auf welche Tage ich Euch meine Zimmer bereit zu halten bitte; ich möchte nämlich nach Berlin gehen; zur Silbernen Hochzeit meiner Eltern. Da möchte ich nicht fehlen! So Gott will geschieht es, und ich komme. F. Wieder einmal 3. Worte im Walde! Immer mehr schrumpfe ich ein – der Genesende steht, oder vielmehr sitzt, oder vielmehr liegt vor mir wie Freund Hain mit der Uhr in der Hand, ich aber bin eilig und voller Geschäfte als wär ich ein neues Ehepaar und melde nur verworren das Beste, nämlich Gutes. Unsre Vorräthe meldet der Sohn und Bruder, Felix ficht darin vor mit Unerschrockenheit, und ich nach, wenn auch schwächer; ich habe immer gesagt, ich wär ein Egoist, aber jetzt fang ich an was auf mich zu halten (nämlich noch abgesehen von meiner Cravatte) seitdem ich zum theilnehmenden Freund geworden bin und andern leidenden Freunden so unerschrocken beistehe im Fasan- und RebhuhnEßen, was sonst gar meines Amts nicht. Den Fragenden gegenüber coquettirt der Patient und sagt: a little better – aber hier sagen wir dreist: es geht viel beßer – Inflammation ist weg und Wunde heilt, Knie wird gebogen und Kind lernt bald gehen, – Mutter Natur die es an den Gängelband nimmt, wär ich wohl, kriegt ich nicht nächstens einen starken Rival an Mühlenfels. Neues giebts nicht, die Engländer schimpfen auf den großmüthigen Russen post festum. In Gloster war ein Musikfest, und auf dem Zettel stand aufgeführt als aufzuführen: Mr. F. Mendelssohn B. Ouvertüre zum Sommernachtstraum – sie hatten sie aber nicht, und hatten geglaubt, die Londoner Musiker brächten diese mit, als matter of course. Ich danke noch gern für tausend Lieblichkeiten, die der umgekehrte Doppelbrief und andere für mich enthalten, und freute mich noch gern eine kleine Ewigkeit lang mit den Freunden aber ich habe nur noch Zeit zu seyn Ihr pp CKl
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-10-16" xml:id="date_dfb58b7f-d822-4099-8125-4001a03f7a87">16. 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Hier zupft mich aber Vaters Brief an der Nase und zwingt mich abzubrechen, sonst verfalle ich in absonderliche Sentimentalitäten; indem ich an Vergangenheit und Zukunft male, da ich doch Euch die Gegenwart beschreiben sollte, die dann Gottlob heut wirklich um vieles besser ist, als die vorigen Male; die Entzündung ist verjagt und die Wunde fängt an zu heilen; ich darf des Tages längre Zeit auf dem Sopha sein, darf etwas Fleisch essen; und obwohl ich meine Stellung noch immer beibehalten muß, so habe ich doch die Aussicht in 14 Tagen das Gehen in der Stube anzufangen. Ihr schreibt, liebe Eltern, ich solle mich nicht zu früh herauswagen; dafür ist aber gesorgt, wie Ihr seht; so auch dafür, daß ich über Calais wohl werde gehen <hi rend="underline">müssen</hi>, denn in nächster Woche hört die Dampfschifffahrt zwischen hier und Hamburg auf, dann auch die nach Rotterdam, und die Stürme werden gräßlich wild; das Rotterdammer Boot hatte neulich schon die holländ. 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Wenn’s aber zu Abreise kommt, und ich meine Wirthsleute beschenken muß, die sich wirklich ausgezeichnet benehmen und es an keiner Sorgfalt fehlen lassen, und den <persName xml:id="persName_81024d77-10d5-4b1c-b014-f5f42e926114">Dr. Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> honoriren, der mich wie ein Freund wartet und pflegt, mir Geschenke mitbringt, deutsche Bücher leiht, in den ersten 3 Wochen täglich 2 mal, jetzt täglich einmal kommt, obwohl er Finsbury Circus wohnt (schlagt den Plan nach, Merkwürdigkeit halber) dann wird der Monat freylich theurer werden. Aber doch wie gesagt, nicht so arg, als ich dachte. Vielleicht kommt es auch mit daher, daß ich fast nichts für Essen ausgebe, da mich meine Bekannten hier damit förmlich verziehen; die servant girl lacht immer, wenn sie gegen Essenszeit mir verdeckte Schüsseln bringt, oder des Morgens Wildpret herbeyschleppt; denn ihr wißt, daß hier keines verkauft werden darf, und so ist es point d’honneur seinen Freunden welches schenken zu können, weil es auf die Bekanntschaft mit Landeigenthümern oder großen Herren hinweis’t. Da habe ich Armer denn seit 8 Tagen nichts als Fasanen und Rebhühner essen können, und in diesem Augenblicke hängen wieder 4 partridges im Keller. An <persName xml:id="persName_186a863b-2c80-4368-8b45-c51ce0fdf177">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> muß ich noch eine Eßanecdote erzählen (verzeiht nur das Reden davon, aber das sind jetzt meine Begebenheiten) daß nämlich neulich kurz vor dem diner Klingemann unsern Vorrath von geschenkten Sachen untersuchte, und folgendes Inventarium heraufbrachte: Suppe, gekochte Äpfel, 2 Fasanen, Erdbeerenpye, Apfelpye, Pudding, 2 Schachteln Amerikanisches Eingemachte, ein Kaffeekuchen, und Weintrauben. Könnte das <persName xml:id="persName_64d38d98-5d65-4444-add5-b83bff794c29">Clauren<name key="PSN0110412" style="hidden">Clauren (eigtl. Karl Gottlob Samuel Heun), Heinrich (1771-1854)</name></persName> nicht abschreiben? Auch an Gesellschaft fehlt es mir nicht; gestern Vormittag zählten wir 12 Visiten, die fast alle zusammen kamen, einen großen Kreis ums Feuer bildeten, und sonderbar abstachen: <persName xml:id="persName_a3a331c4-63eb-4d4f-aba7-474f8db6acc7">Graf Redern<name key="PSN0114097" style="hidden">Redern, Heinrich Alexander Graf von (1804-1888)</name></persName> conversirte mit dem alten <persName xml:id="persName_5f049af8-c165-4e75-ae29-59ea826bd13c">Dance<name key="PSN0110546" style="hidden">Dance, William (1755-1840)</name></persName>, der’s Philharmonic dirigirt, <persName xml:id="persName_0df43805-bf29-412e-bf56-c0b77d02ab67">Sir Lewis<name key="PSN0113386" style="hidden">Möller (Mollar), Sir Johann Georg Ludwig (Lewis, Louis)</name></persName> mit dem <persName xml:id="persName_1cbd6322-0dd6-4643-afcd-0f2d0fd8b642">Clavierspieler Schlesinger<name key="PSN0114578" style="hidden">Schlesinger, Daniel (1799-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_1359c971-4191-4178-9ad2-8e40c55d000c">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> mit allen, es nahm sich bunt und gemischt aus. Auch schrieb mir <persName xml:id="persName_ba2c9f80-1c4e-40d4-80c6-01e21b2f37bb">Mrs. Austin<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName> neulich ein liebenswürdiges Billet, und kündigte mir ihren Besuch an, zum Glück kann sie Deutsch, und da antwortete ich denn in gutgedrehten deutschen Redensarten, und verbat es „wegen der Unordnung, die in mir und um mich herrsche.“ Damit meinte ich meinen langen Bart (o einen Backenbart bringe ich mit! Schauerlich! trotz A. <persName xml:id="persName_4fa6bb43-b84a-4849-8e35-bb6c3a958a3c">Magnus<name key="PSN0113039" style="hidden">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName>) ferner meinen Anzug, den ich <hi rend="underline">nicht</hi> beschreibe, obwohl ich wenig Worte brauchte, ferner meinen Tisch, wo Rosen, Heftpflaster, Compositionen, Schachsteine, Billette, Visitencarten u. dgl. in Eintracht wohnen, ferner meinen Sopha dessen Lehne durch vielen Gebrauch zerbrochen ist, etc. etc. O es sieht schön aus! Aber nun hört und beklagt mich! Gestern Abend, als <persName xml:id="persName_62d49637-4764-477b-b2f1-82cf493232dc">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> mich eben verbunden, <persName xml:id="persName_1aba34b2-6a06-4ef9-a58a-b8004d879a44">Schlesinger<name key="PSN0114578" style="hidden">Schlesinger, Daniel (1799-1839)</name></persName> mir eben 3 neue Walzer vorgespielt hat, klopft es einmal (bedeutet eine Botschaft) und es erscheint ein Billet, und ein zarter Korb voll Blumen: Nelken aller Art und kleine gelbe Trompeten – ich ahnde gleich – ich öffne – <persName xml:id="persName_ebe9b0d1-4f07-4807-8b4d-31f954ba8169">Mrs. Taylor<name key="PSN0115266" style="hidden">Taylor, Ann Rowe (1780-?)</name></persName> mit ihrer <persName xml:id="persName_8c6703b5-c573-49a0-865a-d9b795e942fa">Tochter Susan<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> ist nach <placeName xml:id="placeName_8d96d34c-4f1c-4aae-ba60-166d4e96e93a">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zurückgekehrt, und schreibt mir die freundlichsten Zeilen, unter andern „if I may be allowed to visit you during your confinement, to enquire wh[ether] I can be in any way useful to you I should be most happy to do it, [for I am] used nursing my own young people that I might be able to suggest so[me li]ttle modes of relief or at least bequite some of your suffering by tales of Coed Du“ etc. etc. Die Blumen hätte mir <persName xml:id="persName_1eb49396-d20f-41eb-bd0c-120a5c8fe507">Susan<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> von Wales mitgebracht und so fort, u. dgl. Ich hebe mir das Billet auf, es ist gar zu freundlich und gütig; aber die Antwort wird mir entsetzlich schwer, denn sie muß Englisch sein, und ich muß den Besuch ablehnen! Hab’ heut eine Feder zerkaut, und bin doch nicht zu Ende gekommen. Könnt Ihr mir nicht eine Redensart souffliren? Wäre jetzt <persName xml:id="persName_c87b2691-2b12-4f40-9c41-60db291369b5">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> hier; der mich oft aus der Not riß in solchen Fällen! Ich erwarte ihn aber erst Dinstag, und voll Freude, o <persName xml:id="persName_fd72e2bf-463d-46f4-b6cf-20ed6a64abb5">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, ohne Eifersucht wegen der <persName xml:id="persName_bb5c4eac-bf00-42ca-8c66-02c9c01656af">Behörde<name key="PSN0111814" style="hidden">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>; und <persName xml:id="persName_34d9f79f-3682-4852-b160-767cb1835c8d">R. Decker<name key="PSN0110584" style="hidden">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name></persName>! Ist es wahr? Man wird wirklich ein alter Mann! Alle Lämmer werden gebraten. Aber wenn ich mich und meine Umgebungen betrachte, so begreife ich nicht, wie ich je wieder raspeln soll! Gehts doch mit dem Componiren noch gar nicht; muß ich doch statt zu componiren copiren, nämlich <title xml:id="title_ccee1252-28c9-45ef-9076-9fe0b553f707">ein seltnes Händelsches Manuscript<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108976" style="hidden" type="music">Dixit Dominus Domino meo HWV 232</name></title>; hab ich doch nichts als ein schlechtes Baßlied, das ich nächstens an <persName xml:id="persName_51dcc640-51aa-405c-a7b2-4fa6bcf368a6">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> schicke. A propos wo bleibt der versprochne Brief von ihm? Nächsten Dinstag gehen mehrere Briefe von mir mit der Gesandtschaft ab, unter andern einer den ich gestern an <persName xml:id="persName_4e855a74-7dfd-4f2c-a396-c133a22c058f">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> schrieb, einer für <persName xml:id="persName_fd70d040-8f2b-4838-b51d-58aba66924e9">Schubring<name key="PSN0114732" style="hidden">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName>, einer für <persName xml:id="persName_e9fd0b64-740c-4b90-9f4e-c2d7f32a246b">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> etc. Hat <persName xml:id="persName_d46495a8-71ec-4a41-9e75-09ce75400d94">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> sein Indisch Roth bekommen, das ich durch einen Tractat bei <persName xml:id="persName_a5e3e80f-74ad-46c4-b41d-c820fb3d6438">Ackermann<name key="PSN0109382" style="hidden">Ackermann, Rudolph A. (1764-1834)</name></persName> erstanden habe? Über 8 Tage schreibe ich Euch hoffentlich schon, auf welche Tage ich Euch meine Zimmer bereit zu halten bitte; ich möchte nämlich nach <placeName xml:id="placeName_3966e930-72db-46b7-8731-8f4485f31250">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehen; zur Silbernen Hochzeit meiner Eltern. Da möchte ich nicht fehlen! <seg type="closer" xml:id="seg_196ecef4-f34a-43f7-8b12-386c7e10e4ec">So Gott will geschieht es, und ich komme.</seg></p> <signed rend="right">F.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d3283b12-8038-44a5-a0d7-20e129f62ee6"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wieder einmal 3. Worte im Walde! Immer mehr schrumpfe ich ein – der Genesende steht, oder vielmehr sitzt, oder vielmehr liegt vor mir wie Freund Hain mit der Uhr in der Hand, ich aber bin eilig und voller Geschäfte als wär ich ein neues Ehepaar und melde nur verworren das Beste, nämlich Gutes. Unsre Vorräthe meldet der Sohn und Bruder, Felix ficht darin vor mit Unerschrockenheit, und ich nach, wenn auch schwächer; ich habe immer gesagt, ich wär ein Egoist, aber jetzt fang ich an was auf mich zu halten (nämlich noch abgesehen von meiner Cravatte) seitdem ich zum theilnehmenden Freund geworden bin und andern leidenden Freunden so unerschrocken beistehe im Fasan- und RebhuhnEßen, was sonst gar meines Amts nicht. Den Fragenden gegenüber coquettirt der Patient und sagt: a little better – aber hier sagen wir dreist: es geht viel beßer – Inflammation ist weg und Wunde heilt, Knie wird gebogen und Kind lernt bald gehen, – Mutter Natur die es an den Gängelband nimmt, wär ich wohl, kriegt ich nicht nächstens einen starken Rival an <persName xml:id="persName_0d4f05ed-f357-4bb1-a78b-bc541c76b399">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>. Neues giebts nicht, die Engländer schimpfen auf den <persName xml:id="persName_fed11f5d-ee4d-4bfd-b128-15892ecb95b5">großmüthigen Russen<name key="PSN0114371" style="hidden">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> post festum. In Gloster war ein Musikfest, und auf dem Zettel stand aufgeführt als aufzuführen: M<hi rend="superscript">r</hi>. F. Mendelssohn B. <title xml:id="title_a9c0393e-2567-428e-905a-45365c50d115">Ouvertüre zum Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wibgqo9d-a6iw-kx0o-5ihx-rtqkuvao2xd5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> – sie hatten sie aber nicht, und hatten geglaubt, die <placeName xml:id="placeName_7bbd82ea-ce08-4847-86d8-9edf27be0d47">Londoner<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Musiker brächten diese mit, als matter of course. <seg type="closer" xml:id="seg_1848772a-f19e-456b-8d6e-f4468919b743">Ich danke noch gern für tausend Lieblichkeiten, die der umgekehrte Doppelbrief und andere für mich enthalten, und freute mich noch gern eine kleine Ewigkeit lang mit den Freunden aber ich habe nur noch Zeit zu seyn</seg></p> <signed rend="right">Ihr pp</signed> <signed rend="right">CKl</signed></div></body></text></TEI>