fmb-1829-10-09-01
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London, 9. Oktober 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Was soll ich schreiben? sten habe ich erst eben erhalten; wer weiß, wann Euch dieser zukommt! Scheltet nicht, daß er nicht besser sey; ich kanns nicht ändern, muß so schreiben wie mir zu Muthe ist, und das ist jetzt eben dumm; aus Schottland gings wohl besser; aber da ich nichts ordentliches lesen kann, wie sollte ichs schreiben? Du magst meine Sentimental Philosophie nicht, liebster Vater! Aber bedenke doch nur, daß ich jetzt seit mehr als 3 Wochen ganz in der selben Stellung liege; daß ich auch für die nächste Zeit so liegen bleiben muß; daß ich besagte 3 W. meistentheils im Bette zugebracht habe, und nur gegen Abend zuweilen auf den Sopha transportirt werden konnte; daß ich Deinen Brief mit dem Rotterdamer rendezvous in dem Bette empfing; daß ich den Augenblick von Fannys Hochzeit und Krone in dem Bett lag, daß ich frühestens Ende Oct. fort kann, daß mir also fast 2 Monate aus diesem wichtigen Jahr, wo ich jeden Augenblick etwas thun und genießen sollte, in unbedeutender Unthätigkeit verloren gehen, denn an Componiren und Arbeiten ist bei der Dummheit meines Kopfes gar nicht zu denken; eben so wenig an Clavierspielen. –
Wenn ich denn nun so an Kleinigkeiten sehe, wie pfeilschnell diese kostbare Zeit vorübereilt, wenn ich den Beschluß der Sommertheater in den Zeitungen, und den Anfang der Wintervergnügungen angekündigt sehe, wenn die Bekannten nach und nach von den Reisen zurückkehren, wenn die
Das Tröstlichste ist, daß jeder Tag, der so verfliegt, mich auch zugleich Euch einen Tag näher bringt. Wie freundlich sich die Engl. gegen mich nehmen, glaubt ihr nicht. Da ich Bücher nicht brauchen kann, und Fleisch nicht essen darf, so überhäufen sie mich mit Früchten, Süßigkeiten aller Art; wir müssen von den fremden Schüsseln Buch halten, und einen Keller anlegen, sagt Klingem. Namentlich legt es zu elend, und machen mir wieder die Öffentlichkeit im Vaterland fast zuwider. – Nun noch einige Geschäftssachen. Adressirt immer nach
Da hängt man sich wieder an, wie ein armer Junge an den Wagen, den der Kutscher mit der Peitsche forttreibt! Felix liegt in diesem Augenblick wie ein Tartar, nämlich ein Adler der Tarts, auf dem Sopha, er wird im Briefe sein volles Herz ausgeschüttet haben und kehrt es nun um, am lodernden Kaminfeuer steht der Dr.
London d. 9 Oct. 29. Was soll ich schreiben? All’ Eure Klagen über einförmiges Stubenleben und Nichts zu berichten und mitzutheilen geb ich nun doppelt und dreifach zurück; es wird posttäglich schwerer Euch Neues zu sagen, dagegen bei Euch muß es jetzt wohl bunt lebhaft und schön aussehen; könnt’ ich nur einen Augenblick herüber gucken, um die neuen Herrlichkeiten kennen zu lernen, und das ganze frische Leben, und die Veränderungen, und jede Kleinigkeit, die mir schon bedeutend wäre; denn nun ist ja alles das vorbey, woran ich lange gedacht, und die Flitterwochen stehn im Glanze. Wie ich den Tag zugebracht, werde ich Euch, so Gott will, bald mündlich sagen; schreiben mag ichs Euch nicht, es nähme sich zu kläglich aus, und würde Euch verstimmen, denn es war schlecht und trüb; solch einen Tag, wie den, und den nachher und besonders den vorher, an dem ich Euch meinen vorigen Brief schrieb, gebe mir Gott doch nur selten! Solche Tage machen älter! Und ich fürchte schon ohnehin, Ihr werdet mich älter geworden finden, wenn ich langnäsig, dünn, mit meinem Stocke hereintrete. – Wenigstens jetzt bin ich melancholisch, und lasse mich selten barbieren, und lese viel schlechte Romane; aber die Zeit geht schnell und bald kommt eine liebe, schöne. Denn der Winter ist da, und sogar unsre Correspondenz wird immer unregelmäßiger: Euren Brief vom 29sten habe ich erst eben erhalten; wer weiß, wann Euch dieser zukommt! Scheltet nicht, daß er nicht besser sey; ich kanns nicht ändern, muß so schreiben wie mir zu Muthe ist, und das ist jetzt eben dumm; aus Schottland gings wohl besser; aber da ich nichts ordentliches lesen kann, wie sollte ichs schreiben? Du magst meine Sentimental Philosophie nicht, liebster Vater! Aber bedenke doch nur, daß ich jetzt seit mehr als 3 Wochen ganz in der selben Stellung liege; daß ich auch für die nächste Zeit so liegen bleiben muß; daß ich besagte 3 W. meistentheils im Bette zugebracht habe, und nur gegen Abend zuweilen auf den Sopha transportirt werden konnte; daß ich Deinen Brief mit dem Rotterdamer rendezvous in dem Bette empfing; daß ich den Augenblick von Fannys Hochzeit und Krone in dem Bett lag, daß ich frühestens Ende Oct. fort kann, daß mir also fast 2 Monate aus diesem wichtigen Jahr, wo ich jeden Augenblick etwas thun und genießen sollte, in unbedeutender Unthätigkeit verloren gehen, denn an Componiren und Arbeiten ist bei der Dummheit meines Kopfes gar nicht zu denken; eben so wenig an Clavierspielen. – Wenn ich denn nun so an Kleinigkeiten sehe, wie pfeilschnell diese kostbare Zeit vorübereilt, wenn ich den Beschluß der Sommertheater in den Zeitungen, und den Anfang der Wintervergnügungen angekündigt sehe, wenn die Bekannten nach und nach von den Reisen zurückkehren, wenn die Directoren sich versammeln, um die nächsten philharm. Concerte zu bestimmen, wenn der Wind durch das Camin an meinem Bette so wüthend heult, wie bei meiner Überfahrt von Hamburg durch die Planken an meinem Bette, wenn das berechnete Nachtlicht alle Abend ein bischen länger und dicker wird, und wenn die freundlichen Engländer mir doch wieder lächelnd eine oder die andre Proposition fürs nächste Jahr machen, worauf ich immer vor Grimm aus der Haut fahren möchte, wenn es endlich vorgestern heftig dick schneit – wer würde denn da nicht philosophisch? Und sentimental bin ich ja mein ganzes Leben lang gewesen; da ist der vorige, vorvorige, und alle kommenden schlechten Briefe erklärt; auch dieser incl. ; laßt mich damit auch entschuldigt seyn; ich weiß selbst, es ist um die Schw―eigen wir davon. Das Tröstlichste ist, daß jeder Tag, der so verfliegt, mich auch zugleich Euch einen Tag näher bringt. Wie freundlich sich die Engl. gegen mich nehmen, glaubt ihr nicht. Da ich Bücher nicht brauchen kann, und Fleisch nicht essen darf, so überhäufen sie mich mit Früchten, Süßigkeiten aller Art; wir müssen von den fremden Schüsseln Buch halten, und einen Keller anlegen, sagt Klingem. Namentlich legt es Lady Mollar förmlich drauf an, mich zu verfüttern, und da Sir Lewis der mich fast täglich besucht, ein berühmter Gastronom ist, so denkt Euch wie die puddings und gelées aussehn, die sie schickt. Gestern kam ein großer Korb von Attwood aus Surrey; oben auf lagen herrliche Blumen, die eben neben mir am Kaminfeuer duften; unter den Blumen lag ein großer Fasan verborgen, unter dem Fasan eine Menge Äpfel für pyes u. dgl. ; Mr. Hawes erschien heut mit Weintrauben, die ich nie schöner und malerischer gesehn habe; Mrs. Dance schickt eigenfabricirte Kuchen etc. Was Euch fast rühren muß, ist daß mein voriger Wirth neulich morgens kam, und mich im Bett fand; ganz still fortging, und denselben Abend wieder erschien mit den Complimenten seiner Frau, die mir meine Lieblingsgerichte sandte, die sie sich von damals her gemerkt hatte: einen Rosinenpudding und eine Art Zwieback; ja, daß er sich gestern zur Essenszeit wieder einfand mit einem Seefisch und einer german soup, die mir königlich geschmeckt hat. Verzeiht die vielen Eßgeschichten; es sind meine einzigen amusements jetzt; denn die Berliner Zeitungen, die mir der Baron Bülow, und die deutschen Journale, die ein hiesiger Schöngeist mir schickt, sind zu elend, und machen mir wieder die Öffentlichkeit im Vaterland fast zuwider. – Nun noch einige Geschäftssachen. Adressirt immer nach London und schickt mir alles hieher zu; ich prevenire Euch von Veränderung, sobald ich bestimmtes weiß. 2) Ein hiesiges Journal hat wie ich höre meinen Unfall mit allerley falschen, vergrößernden Zusätzen publizirt; es wird gewiß ins Deutsche übersetzt, und da wieder verfälscht und übertrieben; ängstigt Euch also nicht, wenn ihrs seht; ich mußte Euch doch davon benachrichtigen; freut Euch aber auch nicht, wenn aus Franz. Journalen etwas über mich Euch zu Gesicht kommt; ich höre sie sprechen darin von großen Ehren, die mir hier angethan sein sollen, von denen mein Herz nichts weiß. 3) Hat Fanny meinen weißen Taktstock erhalten und verwahrt? 4) Ich möchte gern hier Einiges einkaufen und mitbringen als Geschenke, da ich hier an der Quelle der schönsten Sachen sitze, und frage nun Dich, lieber Vater, ob Du mir erlaubst dazu etwas Geld auszugeben, oder ob ichs nicht thun soll? Ich möchte es gar zu gerne, und im Erlaubnißfalle sage mir doch liebe Mutter, ob ich Dir eins von den neuen Engl. shawls vielleicht besorgen soll? Sie werden wunderschön gefunden, und sind sehr wohlfeil; die Engl. innen lieben sie ungemein; ich habe mir schon mancherley ausgedacht. 5) Habt ihr meinen Auftrag an Schlesinger bestellt? Ists nicht geschehn, so bitte ich Vater es zu thun. 6) Auch hier muß ich vielleicht noch vor der Abreise Lieder ediren, aber Englische; sie haben mir 10 Guinées für ein Lied geben wollen. Das ist anziehend. Lebt wohl! Über 8 Tage mehr. F. Da hängt man sich wieder an, wie ein armer Junge an den Wagen, den der Kutscher mit der Peitsche forttreibt! Felix liegt in diesem Augenblick wie ein Tartar, nämlich ein Adler der Tarts, auf dem Sopha, er wird im Briefe sein volles Herz ausgeschüttet haben und kehrt es nun um, am lodernden Kaminfeuer steht der Dr. Kind, mit dem Quintus Fixlein in der Hand, und freut sich mit Felix über den Jean. Er könnte mir dictiren, was ich nun als Bulletin hinzustellen, aber ich weiß es Alles allehne: Langwierig bleibts, aber die Aussichten sind die Besten; die Inflammation concentrirt sich, zieht sich zusammen wie ein Gewitterchen – wird in diesen Tagen, in den nächsten, herausbrechen, und dann sind wir baldigst geborgen, und die Wunde wird dann schneller heilen, die jetzt durch die Inflammation gegenüber zurückgehalten wird. Was mehr? Das Liebe und Gute dieser verläumdeten Nation meldet er selber, nebenbei meinen Sie, er, dem es doch noch im Blut stecke, möge sich doch nur als ein Philosopher geriren. Antiquirtes Volk! – A propos: Madam Behr und ihre Schwester, „die “Mosson, waren hier, und haben London in 4 Tagen kennen gelernt. – Goldschmidt war ihr Cicisbeo, wie mal Einer statt Cicerone sagte. G. sagt beim Abschied: ich komme auch bald nach Paris! „Wohl zur Oper? sagt Mad. B. – Ei ja, es wird wohl Oper seyn. – Ich meine, sagt Md. B., zu Joachinos nächster. “ – Mad. Mosson hatte G. empört, weil sie ihn versichert, sie wüßte gewiß, Canterbury läge nur eine Stunde von London. – G. erzählte das alles, nachdem er mit den Frauen gegessen, und auf ihre Kosten 2 Flaschen des besten Clarets getrunken hatte. Frl. Rebekkas braune Nase soll leben! Sie hat Humor, die Nase, wenn auch braun. Ich reite ordentlich auf dieser Brieflinie, 100. 000 Dinge bleiben ungesagt und gehen verloren! O! Carl Klingemann
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Wie ich den Tag zugebracht, werde ich Euch, so Gott will, bald mündlich sagen; schreiben mag ichs Euch nicht, es nähme sich zu kläglich aus, und würde Euch verstimmen, denn es war schlecht und trüb; solch einen Tag, wie den, und den nachher und besonders den vorher, an dem ich Euch meinen vorigen Brief schrieb, gebe mir Gott doch nur selten! Solche Tage machen älter! Und ich fürchte schon ohnehin, Ihr werdet mich älter geworden finden, wenn ich langnäsig, dünn, mit meinem Stocke hereintrete. – Wenigstens jetzt bin ich melancholisch, und lasse mich selten barbieren, und lese viel schlechte Romane; aber die Zeit geht schnell und bald kommt eine liebe, schöne. Denn der Winter ist da, und sogar unsre Correspondenz wird immer unregelmäßiger: Euren Brief vom 29<hi rend="superscript">sten</hi> habe ich erst eben erhalten; wer weiß, wann Euch dieser zukommt! 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Aber bedenke doch nur, daß ich jetzt seit mehr als 3 Wochen ganz in der selben Stellung liege; daß ich auch für die nächste Zeit so liegen bleiben muß; daß ich besagte 3 W. meistentheils im Bette zugebracht habe, und nur gegen Abend zuweilen auf den Sopha transportirt werden konnte; daß ich Deinen Brief mit dem Rotterdamer rendezvous in dem Bette empfing; daß ich den Augenblick von Fannys Hochzeit und Krone in dem Bett lag, daß ich frühestens Ende Oct. fort kann, daß mir also fast 2 Monate aus diesem wichtigen Jahr, wo ich jeden Augenblick etwas thun und genießen sollte, in unbedeutender Unthätigkeit verloren gehen, denn an Componiren und Arbeiten ist bei der Dummheit meines Kopfes gar nicht zu denken; eben so wenig an Clavierspielen. – </p> <p>Wenn ich denn nun so an Kleinigkeiten sehe, wie pfeilschnell diese kostbare Zeit vorübereilt, wenn ich den Beschluß der Sommertheater in den Zeitungen, und den Anfang der Wintervergnügungen angekündigt sehe, wenn die Bekannten nach und nach von den Reisen zurückkehren, wenn die <persName xml:id="persName_b6e24b73-4b87-40ca-a393-7f903f8c8d85">Directoren<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name><name key="PSN0110677" style="hidden">Dizi (Dizy), François Joseph (1780-1840)</name><name key="PSN0112696" style="hidden">Latour, Corneil Francis (François) Tatton (1767-1845)</name></persName> sich versammeln, um die nächsten <placeName xml:id="placeName_59b8f4e4-0f5d-416d-ade4-e682bce031bb">philharm. 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Gestern kam ein großer Korb von <persName xml:id="persName_85958da6-cb40-4e85-8643-9e0f03d0d6fe">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> aus Surrey; oben auf lagen herrliche Blumen, die eben neben mir am Kaminfeuer duften; unter den Blumen lag ein großer Fasan verborgen, unter dem Fasan eine Menge Äpfel für pyes u. dgl.; <persName xml:id="persName_c532a8c0-c75d-44a9-8fcf-0019f6a51c18">Mr. Hawes<name key="PSN0111786" style="hidden">Hawes, William (1785-1846)</name></persName> erschien heut mit Weintrauben, die ich nie schöner und malerischer gesehn habe; <persName xml:id="persName_d538d082-c5d0-4994-9c58-22ce0b7b06e0">Mrs. Dance<name key="PSN0110544" style="hidden">Dance, Mrs.</name></persName> schickt eigenfabricirte Kuchen etc. Was Euch fast rühren muß, ist daß mein voriger <persName xml:id="persName_5c3566e8-714a-4f35-910b-2d56ee56daa1">Wirth<name key="PSN0111829" style="hidden">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName> neulich morgens kam, und mich im Bett fand; ganz still fortging, und denselben Abend wieder erschien mit den Complimenten seiner Frau, die mir meine Lieblingsgerichte sandte, die sie sich von damals her gemerkt hatte: einen Rosinenpudding und eine Art Zwieback; ja, daß er sich gestern zur Essenszeit wieder einfand mit einem Seefisch und einer german soup, die mir königlich geschmeckt hat. Verzeiht die vielen Eßgeschichten; es sind meine einzigen amusements jetzt; denn die Berliner Zeitungen, die mir der <persName xml:id="persName_c160d742-ddd6-4653-b3f3-8f1a00ca008e">Baron Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName>, und die deutschen Journale, die ein hiesiger Schöngeist mir schickt, sind <hi rend="underline">zu</hi> elend, und machen mir wieder die Öffentlichkeit im Vaterland fast zuwider. – Nun noch einige Geschäftssachen. Adressirt immer nach <placeName xml:id="placeName_2831c4ec-ab3c-42a3-86e9-3e5312decb88">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> und schickt mir alles hieher zu; ich prevenire Euch von Veränderung, sobald ich bestimmtes weiß. 2) Ein hiesiges Journal hat wie ich höre meinen Unfall mit allerley falschen, vergrößernden Zusätzen publizirt; es wird gewiß ins Deutsche übersetzt, und da wieder verfälscht und übertrieben; ängstigt Euch also nicht, wenn ihrs seht; ich mußte Euch doch davon benachrichtigen; freut Euch aber auch nicht, wenn aus Franz. Journalen etwas über mich Euch zu Gesicht kommt; ich höre sie sprechen darin von großen Ehren, die mir hier angethan sein sollen, von denen mein Herz nichts weiß. 3) Hat <persName xml:id="persName_7f2cdfb0-2f8f-467b-bdfb-a83c5f6bb4a4">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> meinen weißen Taktstock erhalten und verwahrt? 4) Ich möchte gern hier Einiges einkaufen und mitbringen als Geschenke, da ich hier an der Quelle der schönsten Sachen sitze, und frage nun Dich, lieber Vater, ob Du mir erlaubst dazu etwas Geld auszugeben, oder ob ichs nicht thun soll? Ich möchte es gar zu gerne, und im Erlaubnißfalle sage mir doch liebe Mutter, ob ich Dir eins von den neuen Engl. shawls vielleicht besorgen soll? Sie werden wunderschön gefunden, und sind sehr wohlfeil; die Engl.innen lieben sie ungemein; ich habe mir schon mancherley ausgedacht. 5) Habt ihr meinen Auftrag an <persName xml:id="persName_5e767216-d7bb-4d29-8761-45b2a1f0f713">Schlesinger<name key="PSN0114576" style="hidden">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName> bestellt? Ists nicht geschehn, so bitte ich Vater es zu thun. 6) Auch hier muß ich vielleicht noch vor der Abreise Lieder ediren, aber Englische; sie haben mir 10 Guinées für ein Lied geben wollen. Das ist anziehend. <seg type="closer" xml:id="seg_4531763e-3f00-4dc8-a22a-842b88de7c95">Lebt wohl! Über 8 Tage mehr. </seg></p> <signed rend="right">F.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f9d8c11c-21a5-4af9-aee0-ccd44fd2068d"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Da hängt man sich wieder an, wie ein armer Junge an den Wagen, den der Kutscher mit der Peitsche forttreibt! Felix liegt in diesem Augenblick wie ein Tartar, nämlich ein Adler der Tarts, auf dem Sopha, er wird im Briefe sein volles Herz ausgeschüttet haben und kehrt es nun um, am lodernden Kaminfeuer steht der D<hi rend="superscript">r</hi>. <persName xml:id="persName_ec71adf4-f52e-4086-b19d-08aaab7a6701">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName>, mit dem <title xml:id="title_7ee6dee6-ca6e-4d6d-927e-fbe3b4ed089b">Quintus Fixlein<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0110456" style="hidden" type="literature">Leben des Quintus Fixlein</name></title> in der Hand, und freut sich mit Felix über den <persName xml:id="persName_b5527fbb-7622-41a1-bf8a-ba0546c7bf56">Jean<name key="PSN0114173" style="hidden">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name></persName>. Er könnte mir dictiren, was ich nun als Bulletin hinzustellen, aber ich weiß es Alles allehne: Langwierig bleibts, aber die Aussichten sind die Besten; die Inflammation concentrirt sich, zieht sich zusammen wie ein Gewitterchen – wird in diesen Tagen, in den nächsten, herausbrechen, und dann sind wir baldigst geborgen, und die Wunde wird dann schneller heilen, die jetzt durch die Inflammation gegenüber zurückgehalten wird. Was mehr? Das Liebe und Gute dieser verläumdeten Nation meldet er selber, nebenbei meinen Sie, er, dem es doch noch im Blut stecke, möge sich doch nur als ein Philosopher geriren. Antiquirtes Volk! – A propos: <persName xml:id="persName_b042d895-0358-46bb-ab5c-fac4c8615c59">Madam Behr<name key="PSN0109764" style="hidden">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName> und ihre Schwester, „die “<persName xml:id="persName_e04dc9ce-2c0a-44bc-9d32-26e29cc28d66">Mosson<name key="PSN0113451" style="hidden">Mosson, Jeanette (Johanna) Liebmann Meyer (1770-1847)</name></persName>, waren hier, und haben London in 4 Tagen kennen gelernt. – <persName xml:id="persName_893119be-eb1d-4653-ad86-6b171afffe9c">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> war ihr Cicisbeo, wie mal Einer statt Cicerone sagte. <persName xml:id="persName_bc0e2356-6c2e-45a3-8a10-106efe7fc488">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> sagt beim Abschied: ich komme auch bald nach Paris! „Wohl zur Oper? sagt <persName xml:id="persName_2a4efab4-42a8-4203-9763-91d5604d7d00">Mad. B.<name key="PSN0109764" style="hidden">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName> – Ei ja, es wird wohl Oper seyn. – Ich meine, sagt <persName xml:id="persName_630902e2-2955-4c5f-8250-7bc638c11eb1">Md. B.<name key="PSN0109764" style="hidden">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName>, zu <persName xml:id="persName_b1020c93-837b-4a61-ac82-25c1adea32bd">Joachinos<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> nächster.“ – <persName xml:id="persName_bea41e10-7a0c-4f08-8599-0767f49e5124">Mad. Mosson<name key="PSN0113451" style="hidden">Mosson, Jeanette (Johanna) Liebmann Meyer (1770-1847)</name></persName> hatte G. empört, weil sie ihn versichert, sie wüßte gewiß, Canterbury läge nur eine Stunde von London. – <persName xml:id="persName_2bd30845-cdc6-421a-81db-ae9d5356c1ae">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> erzählte das alles, nachdem er mit den Frauen gegessen, und auf ihre Kosten 2 Flaschen des besten Clarets getrunken hatte. <persName xml:id="persName_a0b5ca62-8a31-469b-bced-5d4a4a4c05ff">Frl. Rebekkas<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> braune Nase soll leben! Sie hat Humor, die Nase, wenn auch braun. <seg type="closer" xml:id="seg_ae6f9e94-189e-437e-bf4c-0f549ff4ee32">Ich reite ordentlich auf dieser Brieflinie, 100.000 Dinge bleiben ungesagt und gehen verloren! O! </seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> </body> </text></TEI>