]> Brief: fmb-1829-09-22-01

fmb-1829-09-22-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy<lb></lb> London, 22. September 1829 Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 222

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/87. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 22. September 1829 Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. September 1829 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
via Rotterdam À Mde. Mde. Mendelssohn Bartholdy. Berlin (Leipziger Strasse no. 3)
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) 35 Bury St. St James’.

Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit gutem Gewissen im vorigen Briefe vorstellen konnte, so war doch soviel ich mich erinnre ein tüchtiges Theil Ärgerlichkeit zwischen den Zeilen zu lesen, und deshalb schicke ich Euch diesen Brief heut Abend über Rotterdam, und einige Worte morgen früh mit dem Segelschiff über Hamburg, um anzuzeigen, daß ich mich süperb befinde „den Umständen nach.“ Das einzige Fatale bei der Sache ist, daß ich die kostbarste Zeit verliere und zwar mit Nichtsthun und langer Weile, denn der vorsichtige Dr. KindKind, Carl Maximilian (1801-1831) will „vor 14 Tagen frühestens“ kein Wort von Abreise hören. Das hat mich denn die vorigen Tage sehr verstimmt, namentlich als ich Euch schrieb, denn da hatte ich eben VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Brief aus Holland erhalten, auf den ich wahrscheinlich gleich nach Amsterd. hätte fahren können und den ich nun im Bett mit Grimm las, hatte Euren lustigen mit FrancksFranck, Georg Hermann (1802-1855) Auf[tr]eten zugleich mit VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) erhalten, und war im Allgemeinen herunter. Da ich aber ein Philosoph bin und gestern und heut mit verheerendem Appetit gegessen habe, so fühle ich mich heut besser und sage mir: 1) daß ich in einigen Tagen wieder werde gehen können, und thun was ich will, und eben dasselbe auch essen und trinken, und daß KindKind, Carl Maximilian (1801-1831) mir gar nichts mehr verordnen will 2) daß Mr. LawrenceLawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867), einer der Ersten Engl. Wundärzte, den wir doch aller nachfragenden Besuche wegen consultirten die Sache nur mit einem Witze behandelte, einen Umschlag von Brod noch verordnete, bedauerte daß er mich aus dieser Ursache wohl nicht wieder besuchen würde, eine Guinee einschluckte und verschwand um nicht wieder aufzutreten. 3) daß ich wohl bin und nicht die geringsten Schmerzen habe. 4) daß ich heut Morgen wieder ein bischen componiren konnte. 5) daß Sir Lewis MollarMöller (Mollar), Sir Johann Georg Ludwig (Lewis, Louis), mein Gönner, aber Klingem.s Chef, eben hier war und Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) den unglücklichen Kasten brachte, in dem dieser immer die Depeschen erhält, die ihn in meinem Nebenzimmer langweilen; daß dieser Kasten aber diesesmal voll eingemachter Pflaumen, Erdbeeren u. dgl. steckte, die mir seine FrauMöller (Mollar), Lady zart zuschickte, endlich 6) und dies im Ernst daß ich in vielleicht weniger als 8 Wochen meine Wiedererscheinung in der Leipz. Str. no. 3 feyern kann, und Euch wieder sehn und wieder sprechen, und 8 Wochen sind nicht viel, wenn nur erst diese nächste ennujante vorüber ist. Denn sobald ich fort von hier kann, will ich fort; was ich noch hier zu thun habe, mache ich in meiner Stube hier ab, denn alle meine Leute sind so freundlich mich fast täglich zu besuchen, und ich muß freilich Einiges hier auch aufgeben, so wie auch einen großen Theil meiner Niederländ. Absichten, indessen soll doch geschehen, was sich thun läßt. Fragt doch Mühlenf.Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861) oder RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) wann und wo sie die Niederl. passiren, ich möchte sie da treffen. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) frägt ob ich nächstes Jahr wieder nach Lond.LondonGroßbritannien gehen wolle, aber dies ist wohl ein bloßes Misverständniß, weil ich das nächstfolgende Jahr (next following) schrieb, womit sie hier das auf das nächste folgende meinen, und ich bitte wegen dieses Anglicismus um Verzeihung. Fannys Hochzeitstück kann ich nun leider nicht schicken, obwohls halb fertig ist, sie haben mir das Componiren durch ihre verf- dünne Diät gelegt. Hang the Cabs! Das Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ws3zbn2h-nyu0-sh6y-iayj-tdunevxeq5gl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name> ist fertig, und ich denke der Schluß sey nicht das Schlechteste. Dieser Conjunctiv ist ein Gruß an DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884), dem ich zugleich mit PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) einen wichtigen Brief an dem Tage schreiben wollte, wo das Cabriolet mich auswarf. Ich erwarte viel Nachrichten von ihm. Warum schreibt mir aber keiner der HeydemannsHeydemann, Albert Gustav (1808-1877)Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874), und wieso antwortet RitzRietz, Johann Friedrich (1767-1828) auf den Brief durch Thoms.Thomson, John (1805-1841) nicht? SchubringsSchubring, Karl Julius (1806-1889) Brief habe ich gleichfalls erst nach dem Umfall erhalten, sobald ich zurechnungsfähig bin, antworte ich ihm. Sagt ihm das mit meinem Gruß. An MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) hatte ich mir viel ausgedacht und führe es auch noch aus, zum Dank für die Briefe die er mir schickt, aber alles aufgeschoben. Neuigkeiten gibts hier nicht. Capt. DickinsonDickinson, Richard ist freigesprochen, EinbrodtEinbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840) ist abgereis’t und will nach BerlinBerlinDeutschland, CoventgardenRoyal Opera House Covent GardenLondonGroßbritannien ist herunter, ich auch rather; aber auf Wiedersehen. Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.

F.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) 22 Sept 29

Alte erfahrne Männer sehen nie ohne Genuß, wenn junges Volk etwa vergißt einen Datum herzusetzen, darum schrieb ichs mit Stolz hin. Doch das beiläufig, die Hauptsachen, die mir sonst immer erst einfallen, wenn ich vom angefüllten Papier weg auf den Tisch schreibe, müssen aber in einer wohlgerichteten Haushaltung, wie jetzt die unsrige ist, voran kommen, nämlich die vielen John Bulls, die bei uns zur Zeit zu John Bulletins werden, – wir kriegen so viele Karten, daß wir damit, wie mit einer Alexandrinischen Bibliothek, bequem einheizen, falls wir nicht einen Atlas daraus machen. Und von Besuchen giebts eine ganze Gallerie; in mehr Zungen wie der MaltheserOrden hatte, – ich muß nur noch sehen, daß ich einige Spanier und Otaheiter herbeilocke, zu mehrerer Vollständigkeit. I am glad, to see you so well, my fine fellow! sagt der kleine röthliche AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838). – How fortunate you don’t drink wine, as people like myself do – näselt Sir George SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867), der lieber den BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) aus der Musik ausstriche, als 8 Tage lang ohne Wein lebte; Mon cher ami, u.s.w. spricht EichthalEichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895), – Sir Lewis MollarMöller (Mollar), Sir Johann Georg Ludwig (Lewis, Louis) flucht auf Russen und Türken zugleich und nennt so friedfertig Volk Lumpenpack, und unser Freund GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) erzählt unglaubliche Geschichten an den Dr KindKind, Carl Maximilian (1801-1831), wie er einmal auf einem Schiffe von Amerika her vier Leute mit vier verschiedenen Krankheiten curirt habe. Wer nennt den Unsinn alle, den ich jetzt erlebe? GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) fing gestern Abend mit einemmale an, sich nach Göthe’sGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) Religion und Moral zu erkundigen, und Felix und ich fielen im selben Augenblick ins unauslöschlichste Gelächter, was er fast übel genommen hatte, wäre er nicht so sehr gutmüthig. Letzters bemerke ich ohne Spaß. – Dabei kommen die Leute auf den guten Gedanken, Süßigkeiten von Einsicht herzuschicken, unter andern Dingen, die Felix mag, einen Topf mit treflicher OrangeMarmelade, die er nicht mag, und bei dem ich nun, vieles lernend und leerend, in die Schule gehe. Von einem Manne aber, der wie ich mit seinen Füßen noch im vorigen Jahrhundert steht, und der beinahe schon den 7.jährigen Krieg erlebt hätte, wenn der, nämlich der Krieg, ein wenig später gekommen wäre, erwartet man fast umständlichen, ehrbaren Bericht über alle die Zufälle, die der Zufall dieses Unfalls zum Vorfall bringt, wäre nicht Abfall daran – alles was sich sagen läßt, ist, daß der Patient einer ist, nämlich geduldig, sich und namentlich sein Bein so grade hält, wie mirs Madam LaucherieLaucherie (Lauchery?), Madame nie beibringen konnte, daß er, obgleich ein höflicher Mensch, doch nur einmal Tages leicht verbunden wird, daß er kein anderes Fiebersymptom von sich giebt, als ein häufiges Wiederholen des Worts indeed, was auch hübsche Engl. Misses an sich haben. Auf dem Dampfboot im LochLomond z.B. waren zwei, eine alte und eine junge, – von denen sagte die erste, bei Gelegenheit einer Insel, im tiefen Ton: a vary pretty island! und darauf die andere ganz hoch: a beautiful island, indeed! Sie kriegens nie heraus, o jüngste Tochter des Hauses, bis es Felix Ihnen vormacht! Sanft bin ich aber und bescheiden, wenn ich nun gar nicht damit prale, wie der junge Mann doch noch in meinen Händen bleiben muß – o Himmel, wer berechnet das alles! Viel wird damit sonst versäumt, die Englische Rindviehzucht muß leiden wegen des Ausfalls an Dinners und Consumtion, den dieser Accident nach sich zieht, und wenn ich nur bemerke, daß wir am selben Abend wo das Ding verrichtet wurde, mit zwei jungen Damen conversiren und purificirten Galopp tanzen sollten, die in Indien geboren sind und von denen die jüngste aussieht wie Mamsell SonntagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854), die tout en passant die Weinberge am Rhein mit denen am Cape of good hope vergleichen, so wirds elegisch. Ich ging hin und sagte ab. – großes Bedauern – es war zugegen unsre Freundinn Miss AttwoodAttwood, Caroline Eliza (1796-1889), die ein veilchenseidnes Kleid mit weißen Ermeln trägt und ehrliche braune Augen hat: die Dame vom Hause sagte höflich, ob ich nicht wenigstens auf eine Zeitlang kommen wollte, und wie ich anhub mich zu entschuldigen, rief Miss A.Attwood, Caroline Eliza (1796-1889) schnell: Oh no, don’t leave him! und wollte mich gar nicht haben. Brave Leute, aber die Indierinnen sehen ganz und gar nicht aus wie Lotosblumen. – O Fräulein Braut! es rührt mich, daß Sie meine RaspelEpigramme noch citiren, würde man nicht gestört, ich machte aus Dankbarkeit neue, etwa: (Das Etwa schreibe ich in dem festen Glauben hin, daß mir etwas einfällt, und Felix weilt obendrein im Nebenzimmer)

O, hochgebildet Autorwesen

Sich einmal so gedruckt zu lesen!

womit ich die Heirathsanzeige meine – aber eigentlich fällt mirs erst nachher ein. Ein Benedikt bin ich aber doch nicht, eher the Man of feeling<name key="PSN0113026" style="hidden" type="author">MacKenzie, Henry (1745-1831)</name><name key="CRT0109865" style="hidden" type="literature">The Man of Feeling</name>, was ein Englischer Roman. Wehe wenn man erst so lange in der Fremde ist, daß man alle Anspielungen erklären muß! – Sind denn MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) und RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) in Berlin? Von RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) habe ich einen kurzen Brief der das zu verstehen giebt, und wir grüßen sie stark. An MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) mögte ich Sie ersuchen zu sagen, daß Miss Schultze tapfer drauf los drücken läßt, – und daß die Poetry<name key="PSN0113471" style="hidden" type="author">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name><name key="CRT0110157" style="hidden" type="science">A manual of German literature</name> sich beim 4ten Bogen bis zum Idyll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_t6nlzbbj-xxc1-c9oi-zwsg-inwomvkvbxi1"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name> befindet; alles in guter Ordnung und Fortgang. – Ich spiele endlich zum dritten und letztenmale auf meine Jahre an, wenn ich als verständiger Mensch folgende Rückblicke in die Vergangenheit thue: Wir schrieben am letzten Freitag den 18ten an den Herrn StadtrathMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) nach Amsterdam, und meldeten ihm, daß wir, nämlich Felix, gerne hinübergekommen wären, aber leider nicht könnten, weil ein Gig so ungeschickt gewesen wäre, Tags zuvor mit uns, nämlich Felix, umzufallen. Dabei meldeten wir, nach Pflicht und Gewissen, namentlich ich der ich auf dergleichen beeidigt bin, daß die Wunde eine bloße Fleischwunde sey, von weiter gar keiner Erheblichkeit, die nur, als nahe am Knie, mehr Ruhe bedürfe um zuzuheilen, als an einer ungelenken Stelle; daß deshalb unser junger Mann in geradeausgehender BeinStellung für mehrere Tage zu verharren habe, hübsch mäßig zu seyn und sich verbinden zu lassen. Diesen Brief baten wir, aus Mangel an Zeit, alsbald nach BerlinBerlinDeutschland zu schicken. Mir ist nun die Möglichkeit eingefallen, daß er sich in Holland verspäten könnte und noch nicht eingelaufen seyn, – darum habe ich seinen Inhalt kurz nachgeholt. Sir George SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867), der eine wahre Studie ist und Spaß darüber macht, daß er etwas Bratsche spiele, hat sich ein BratschenDuett von Felix bestellt, das er mit ihm spielen will, wenn F. erst wieder ausgeht. Es wird den Accident vorstellen, und in Rücksicht auf Sir G.Smart, Sir George Thomas (1776-1867) prächtig clownisch werden; er freute sich halbtodt über seine Idee, und Felix hat gewiß schon daran componirt. Heute aber wohl nicht; er hat an was ganz Andres, die Hebridengeschichte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lqe0vhq3-kmpr-mkun-zstv-6d3hsj0nnnfh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name>, gedacht und weiter componirt. Ich betheure, das wird ein wüstes großes Ding! –

Mais que Diable alloit-il faire dans cette galère? Es erinnert an sein /Lotterie/Loos und scheidet herzlichst

Ihr allgemeiner CKlingemann.
            35 Bury St. St James’. Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit gutem Gewissen im vorigen Briefe vorstellen konnte, so war doch soviel ich mich erinnre ein tüchtiges Theil Ärgerlichkeit zwischen den Zeilen zu lesen, und deshalb schicke ich Euch diesen Brief heut Abend über Rotterdam, und einige Worte morgen früh mit dem Segelschiff über Hamburg, um anzuzeigen, daß ich mich süperb befinde „den Umständen nach. “ Das einzige Fatale bei der Sache ist, daß ich die kostbarste Zeit verliere und zwar mit Nichtsthun und langer Weile, denn der vorsichtige Dr. Kind will „vor 14 Tagen frühestens“ kein Wort von Abreise hören. Das hat mich denn die vorigen Tage sehr verstimmt, namentlich als ich Euch schrieb, denn da hatte ich eben Vaters Brief aus Holland erhalten, auf den ich wahrscheinlich gleich nach Amsterd. hätte fahren können und den ich nun im Bett mit Grimm las, hatte Euren lustigen mit Francks Auftreten zugleich mit Vaters erhalten, und war im Allgemeinen herunter. Da ich aber ein Philosoph bin und gestern und heut mit verheerendem Appetit gegessen habe, so fühle ich mich heut besser und sage mir: 1) daß ich in einigen Tagen wieder werde gehen können, und thun was ich will, und eben dasselbe auch essen und trinken, und daß Kind mir gar nichts mehr verordnen will 2) daß Mr. Lawrence, einer der Ersten Engl. Wundärzte, den wir doch aller nachfragenden Besuche wegen consultirten die Sache nur mit einem Witze behandelte, einen Umschlag von Brod noch verordnete, bedauerte daß er mich aus dieser Ursache wohl nicht wieder besuchen würde, eine Guinee einschluckte und verschwand um nicht wieder aufzutreten. 3) daß ich wohl bin und nicht die geringsten Schmerzen habe. 4) daß ich heut Morgen wieder ein bischen componiren konnte. 5) daß Sir Lewis Mollar, mein Gönner, aber Klingem. s Chef, eben hier war und Klingem. den unglücklichen Kasten brachte, in dem dieser immer die Depeschen erhält, die ihn in meinem Nebenzimmer langweilen; daß dieser Kasten aber diesesmal voll eingemachter Pflaumen, Erdbeeren u. dgl. steckte, die mir seine Frau zart zuschickte, endlich 6) und dies im Ernst daß ich in vielleicht weniger als 8 Wochen meine Wiedererscheinung in der Leipz. Str. no. 3 feyern kann, und Euch wieder sehn und wieder sprechen, und 8 Wochen sind nicht viel, wenn nur erst diese nächste ennujante vorüber ist. Denn sobald ich fort von hier kann, will ich fort; was ich noch hier zu thun habe, mache ich in meiner Stube hier ab, denn alle meine Leute sind so freundlich mich fast täglich zu besuchen, und ich muß freilich Einiges hier auch aufgeben, so wie auch einen großen Theil meiner Niederländ. Absichten, indessen soll doch geschehen, was sich thun läßt. Fragt doch Mühlenf. oder Rosen wann und wo sie die Niederl. passiren, ich möchte sie da treffen. Vater frägt ob ich nächstes Jahr wieder nach Lond. gehen wolle, aber dies ist wohl ein bloßes Misverständniß, weil ich das nächstfolgende Jahr (next following) schrieb, womit sie hier das auf das nächste folgende meinen, und ich bitte wegen dieses Anglicismus um Verzeihung. Fannys Hochzeitstück kann ich nun leider nicht schicken, obwohls halb fertig ist, sie haben mir das Componiren durch ihre verf- dünne Diät gelegt. Hang the Cabs! Das Quartett ist fertig, und ich denke der Schluß sey nicht das Schlechteste. Dieser Conjunctiv ist ein Gruß an Droysen, dem ich zugleich mit Paul einen wichtigen Brief an dem Tage schreiben wollte, wo das Cabriolet mich auswarf. Ich erwarte viel Nachrichten von ihm. Warum schreibt mir aber keiner der Heydemanns, und wieso antwortet Ritz auf den Brief durch Thoms. nicht? Schubrings Brief habe ich gleichfalls erst nach dem Umfall erhalten, sobald ich zurechnungsfähig bin, antworte ich ihm. Sagt ihm das mit meinem Gruß. An Marx hatte ich mir viel ausgedacht und führe es auch noch aus, zum Dank für die Briefe die er mir schickt, aber alles aufgeschoben. Neuigkeiten gibts hier nicht. Capt. Dickinson ist freigesprochen, Einbrodt ist abgereis’t und will nach Berlin, Coventgarden ist herunter, ich auch rather; aber auf Wiedersehen.
F.
22 Sept 29 Alte erfahrne Männer sehen nie ohne Genuß, wenn junges Volk etwa vergißt einen Datum herzusetzen, darum schrieb ichs mit Stolz hin. Doch das beiläufig, die Hauptsachen, die mir sonst immer erst einfallen, wenn ich vom angefüllten Papier weg auf den Tisch schreibe, müssen aber in einer wohlgerichteten Haushaltung, wie jetzt die unsrige ist, voran kommen, nämlich die vielen John Bulls, die bei uns zur Zeit zu John Bulletins werden, – wir kriegen so viele Karten, daß wir damit, wie mit einer Alexandrinischen Bibliothek, bequem einheizen, falls wir nicht einen Atlas daraus machen. Und von Besuchen giebts eine ganze Gallerie; in mehr Zungen wie der MaltheserOrden hatte, – ich muß nur noch sehen, daß ich einige Spanier und Otaheiter herbeilocke, zu mehrerer Vollständigkeit. I am glad, to see you so well, my fine fellow! sagt der kleine röthliche Attwood. – How fortunate you don’t drink wine, as people like myself do – näselt Sir George Smart, der lieber den Beethoven aus der Musik ausstriche, als 8 Tage lang ohne Wein lebte; Mon cher ami, u. s. w. spricht Eichthal, – Sir Lewis Mollar flucht auf Russen und Türken zugleich und nennt so friedfertig Volk Lumpenpack, und unser Freund Goldschmidt erzählt unglaubliche Geschichten an den Dr Kind, wie er einmal auf einem Schiffe von Amerika her vier Leute mit vier verschiedenen Krankheiten curirt habe. Wer nennt den Unsinn alle, den ich jetzt erlebe? Goldschmidt fing gestern Abend mit einemmale an, sich nach Göthe’s Religion und Moral zu erkundigen, und Felix und ich fielen im selben Augenblick ins unauslöschlichste Gelächter, was er fast übel genommen hatte, wäre er nicht so sehr gutmüthig. Letzters bemerke ich ohne Spaß. – Dabei kommen die Leute auf den guten Gedanken, Süßigkeiten von Einsicht herzuschicken, unter andern Dingen, die Felix mag, einen Topf mit treflicher OrangeMarmelade, die er nicht mag, und bei dem ich nun, vieles lernend und leerend, in die Schule gehe. Von einem Manne aber, der wie ich mit seinen Füßen noch im vorigen Jahrhundert steht, und der beinahe schon den 7. jährigen Krieg erlebt hätte, wenn der, nämlich der Krieg, ein wenig später gekommen wäre, erwartet man fast umständlichen, ehrbaren Bericht über alle die Zufälle, die der Zufall dieses Unfalls zum Vorfall bringt, wäre nicht Abfall daran – alles was sich sagen läßt, ist, daß der Patient einer ist, nämlich geduldig, sich und namentlich sein Bein so grade hält, wie mirs Madam Laucherie nie beibringen konnte, daß er, obgleich ein höflicher Mensch, doch nur einmal Tages leicht verbunden wird, daß er kein anderes Fiebersymptom von sich giebt, als ein häufiges Wiederholen des Worts indeed, was auch hübsche Engl. Misses an sich haben. Auf dem Dampfboot im LochLomond z. B. waren zwei, eine alte und eine junge, – von denen sagte die erste, bei Gelegenheit einer Insel, im tiefen Ton: a vary pretty island! und darauf die andere ganz hoch: a beautiful island, indeed! Sie kriegens nie heraus, o jüngste Tochter des Hauses, bis es Felix Ihnen vormacht! Sanft bin ich aber und bescheiden, wenn ich nun gar nicht damit prale, wie der junge Mann doch noch in meinen Händen bleiben muß – o Himmel, wer berechnet das alles! Viel wird damit sonst versäumt, die Englische Rindviehzucht muß leiden wegen des Ausfalls an Dinners und Consumtion, den dieser Accident nach sich zieht, und wenn ich nur bemerke, daß wir am selben Abend wo das Ding verrichtet wurde, mit zwei jungen Damen conversiren und purificirten Galopp tanzen sollten, die in Indien geboren sind und von denen die jüngste aussieht wie Mamsell Sonntag, die tout en passant die Weinberge am Rhein mit denen am Cape of good hope vergleichen, so wirds elegisch. Ich ging hin und sagte ab. – großes Bedauern – es war zugegen unsre Freundinn Miss Attwood, die ein veilchenseidnes Kleid mit weißen Ermeln trägt und ehrliche braune Augen hat: die Dame vom Hause sagte höflich, ob ich nicht wenigstens auf eine Zeitlang kommen wollte, und wie ich anhub mich zu entschuldigen, rief Miss A. schnell: Oh no, don’t leave him! und wollte mich gar nicht haben. Brave Leute, aber die Indierinnen sehen ganz und gar nicht aus wie Lotosblumen. – O Fräulein Braut! es rührt mich, daß Sie meine RaspelEpigramme noch citiren, würde man nicht gestört, ich machte aus Dankbarkeit neue, etwa: (Das Etwa schreibe ich in dem festen Glauben hin, daß mir etwas einfällt, und Felix weilt obendrein im Nebenzimmer)
O, hochgebildet Autorwesen
Sich einmal so gedruckt zu lesen!
womit ich die Heirathsanzeige meine – aber eigentlich fällt mirs erst nachher ein. Ein Benedikt bin ich aber doch nicht, eher the Man of feeling, was ein Englischer Roman. Wehe wenn man erst so lange in der Fremde ist, daß man alle Anspielungen erklären muß! – Sind denn Mühlenfels und Rosen in Berlin? Von Rosen habe ich einen kurzen Brief der das zu verstehen giebt, und wir grüßen sie stark. An Mühlenfels mögte ich Sie ersuchen zu sagen, daß Miss Schultze tapfer drauf los drücken läßt, – und daß die Poetry sich beim 4ten Bogen bis zum Idyll befindet; alles in guter Ordnung und Fortgang. – Ich spiele endlich zum dritten und letztenmale auf meine Jahre an, wenn ich als verständiger Mensch folgende Rückblicke in die Vergangenheit thue: Wir schrieben am letzten Freitag den 18ten an den Herrn Stadtrath nach Amsterdam, und meldeten ihm, daß wir, nämlich Felix, gerne hinübergekommen wären, aber leider nicht könnten, weil ein Gig so ungeschickt gewesen wäre, Tags zuvor mit uns, nämlich Felix, umzufallen. Dabei meldeten wir, nach Pflicht und Gewissen, namentlich ich der ich auf dergleichen beeidigt bin, daß die Wunde eine bloße Fleischwunde sey, von weiter gar keiner Erheblichkeit, die nur, als nahe am Knie, mehr Ruhe bedürfe um zuzuheilen, als an einer ungelenken Stelle; daß deshalb unser junger Mann in geradeausgehender BeinStellung für mehrere Tage zu verharren habe, hübsch mäßig zu seyn und sich verbinden zu lassen. Diesen Brief baten wir, aus Mangel an Zeit, alsbald nach Berlin zu schicken. Mir ist nun die Möglichkeit eingefallen, daß er sich in Holland verspäten könnte und noch nicht eingelaufen seyn, – darum habe ich seinen Inhalt kurz nachgeholt. Sir George Smart, der eine wahre Studie ist und Spaß darüber macht, daß er etwas Bratsche spiele, hat sich ein BratschenDuett von Felix bestellt, das er mit ihm spielen will, wenn F. erst wieder ausgeht. Es wird den Accident vorstellen, und in Rücksicht auf Sir G. prächtig clownisch werden; er freute sich halbtodt über seine Idee, und Felix hat gewiß schon daran componirt. Heute aber wohl nicht; er hat an was ganz Andres, die Hebridengeschichte, gedacht und weiter componirt. Ich betheure, das wird ein wüstes großes Ding! –
Mais que Diable alloit-il faire dans cette galère? Es erinnert an sein /Lotterie/Loos und scheidet herzlichst
Ihr allgemeiner
CKlingemann.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1829-09-22-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1829-09-22-01" xml:id="title_43e0f52c-45c8-47a9-a235-cabc3f371cb0">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy<lb></lb> London, 22. September 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_274747db-cb56-43dd-84bc-fc1f07af822f">Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_11273a1e-9c21-4c0b-ac0c-f2931855afc9">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 222</idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. II/87.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1829-09-22-01" type="letter" xml:id="title_2bc3901a-41ea-4105-92c8-0b80370a2022">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy;  London, 22. September 1829</title> <incipit>Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse.</p> <handDesc hands="2"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-09-22" xml:id="date_07b2cd40-ef10-44f7-bcee-e95f1a16f62d">22. September 1829</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_f975895a-4503-428b-9500-fae274678ca3">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_2fbfb44c-7ebb-4418-8894-e8af5ce15dcf">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_67dc4c52-f89f-470e-aed9-fcf1ff829e31"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_306d9b18-6cf5-4e5e-bc1c-3e589eeb192b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_1abda820-15dc-4fea-908a-eb2fdbaa51fa">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_1a1b09b6-10a0-48d4-8711-760b6da28efb"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_c24b34d8-d2ed-48df-a687-fd79dceacfd7"> <head> <address> <addrLine>via Rotterdam</addrLine> <addrLine>À Mde.</addrLine> <addrLine>Mde. Mendelssohn Bartholdy.</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>(Leipziger Strasse no. 3)</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_485d4fa3-9fd2-47b1-9f95-1c1668d87d77"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">35 Bury St. St James’.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich kenne meine Pappenheimer, damit will ich andeuten, daß ich mir denke <seg type="salute">Ihr werdet das doppelte Porto diesmal entschuldigen</seg>, um Bulletins zu haben von der Pote. Denn obwohl ich Euch die Sache als trifling mit gutem Gewissen im vorigen Briefe vorstellen konnte, so war doch soviel ich mich erinnre ein tüchtiges Theil Ärgerlichkeit zwischen den Zeilen zu lesen, und deshalb schicke ich Euch diesen Brief heut Abend über Rotterdam, und einige Worte morgen früh mit dem Segelschiff über Hamburg, um anzuzeigen, daß ich mich süperb befinde „den Umständen nach.“ Das einzige Fatale bei der Sache ist, daß ich die kostbarste Zeit verliere und zwar mit Nichtsthun und langer Weile, denn der vorsichtige <persName xml:id="persName_af6067cf-e91e-4bb0-8674-0127cd4e23a1">Dr. Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> will „vor 14 Tagen frühestens“ kein Wort von Abreise hören. Das hat mich denn die vorigen Tage sehr verstimmt, namentlich als ich Euch schrieb, denn da hatte ich eben <persName xml:id="persName_0537721f-716e-4b01-a40f-33caba18e51c">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Brief aus Holland erhalten, auf den ich wahrscheinlich gleich nach Amsterd. hätte fahren können und den ich nun im Bett mit Grimm las, hatte Euren lustigen mit <persName xml:id="persName_94d1e513-17c9-4f09-b0a3-561ad2cb0c76">Francks<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> Auf[tr]eten zugleich mit <persName xml:id="persName_e7fa1a10-880b-4a5a-b0a1-ff90b57ff2c0">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> erhalten, und war im Allgemeinen herunter. Da ich aber ein Philosoph bin und gestern und heut mit verheerendem Appetit gegessen habe, so fühle ich mich heut besser und sage mir: 1) daß ich in einigen Tagen wieder werde gehen können, und thun was ich will, und eben dasselbe auch essen und trinken, und daß <persName xml:id="persName_b9b734df-4524-47b9-94ae-a69504e4a432">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName> mir gar nichts mehr verordnen will 2) daß <persName xml:id="persName_f6fd7a46-80cd-4203-84f3-c115e865b588">Mr. Lawrence<name key="PSN0112724" style="hidden">Lawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867)</name></persName>, einer der Ersten Engl. Wundärzte, den wir doch aller nachfragenden Besuche wegen consultirten die Sache nur mit einem Witze behandelte, einen Umschlag von Brod noch verordnete, bedauerte daß er mich aus dieser Ursache wohl nicht wieder besuchen würde, eine Guinee einschluckte und verschwand um nicht wieder aufzutreten. 3) daß ich wohl bin und nicht die geringsten Schmerzen habe. 4) daß ich heut Morgen wieder ein bischen componiren konnte. 5) daß <persName xml:id="persName_0a872104-71e7-4194-a724-a386fe1e0fe0">Sir Lewis Mollar<name key="PSN0113386" style="hidden">Möller (Mollar), Sir Johann Georg Ludwig (Lewis, Louis)</name></persName>, mein Gönner, aber Klingem.s Chef, eben hier war und <persName xml:id="persName_e7e3b971-c5b7-4cd5-bbc0-b400918f6aa0">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> den unglücklichen Kasten brachte, in dem dieser immer die Depeschen erhält, die ihn in meinem Nebenzimmer langweilen; daß dieser Kasten aber diesesmal voll eingemachter Pflaumen, Erdbeeren u. dgl. steckte, die mir <persName xml:id="persName_66149f24-3d5f-4570-8e3a-a60a7f054e27">seine Frau<name key="PSN0113384" style="hidden">Möller (Mollar), Lady</name></persName> zart zuschickte, endlich 6) und dies im Ernst daß ich in vielleicht weniger als 8 Wochen meine Wiedererscheinung in der Leipz. Str. no. 3 feyern kann, und Euch wieder sehn und wieder sprechen, und 8 Wochen sind nicht viel, wenn nur erst diese nächste ennujante vorüber ist. Denn sobald ich fort von hier <hi rend="underline">kann, will</hi> ich fort; was ich noch hier zu thun habe, mache ich in meiner Stube hier ab, denn alle meine Leute sind so freundlich mich fast täglich zu besuchen, und ich muß freilich Einiges hier auch aufgeben, so wie auch einen großen Theil meiner Niederländ. Absichten, indessen soll doch geschehen, was sich thun läßt. Fragt doch <persName xml:id="persName_3c0aa468-0ea2-45e5-9f81-8590a0a2c7cb">Mühlenf.<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_c18364bf-de10-44a5-840a-532f8c17d3f8">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> wann und wo sie die Niederl. passiren, ich möchte sie da treffen. <persName xml:id="persName_cfeb747b-6ce0-4b28-97da-2ddaf32dd2d1">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> frägt ob ich nächstes Jahr wieder nach <placeName xml:id="placeName_36c8e0cc-3c1a-4dde-aed7-ae46b02cc943">Lond.<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gehen wolle, aber dies ist wohl ein bloßes Misverständniß, weil ich das nächstfolgende Jahr (next following) schrieb, womit sie hier das auf das nächste folgende meinen, und ich bitte wegen dieses Anglicismus um Verzeihung. Fannys Hochzeitstück kann ich nun leider nicht schicken, obwohls halb fertig ist, sie haben mir das Componiren durch ihre verf- dünne Diät gelegt. Hang the Cabs! Das <title xml:id="title_3c55c491-f1e0-4922-ab35-519924c8d1b7">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ws3zbn2h-nyu0-sh6y-iayj-tdunevxeq5gl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> ist fertig, und ich denke der Schluß sey nicht das Schlechteste. Dieser Conjunctiv ist ein Gruß an <persName xml:id="persName_7f1bc1c0-0f0d-4713-b03b-a79f7a625f52">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, dem ich zugleich mit <persName xml:id="persName_1fecebad-fbef-45dc-86d9-b020f4fd65e5">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> einen wichtigen Brief an dem Tage schreiben wollte, wo das Cabriolet mich auswarf. Ich erwarte viel Nachrichten von ihm. Warum schreibt mir aber keiner der <persName xml:id="persName_741d54dc-8bdf-40e5-97f7-1ed702f40b2e">Heydemanns<name key="PSN0111960" style="hidden">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name><name key="PSN0111961" style="hidden">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>, und wieso antwortet <persName xml:id="persName_a74ec56f-140f-4cb6-b9ac-a124961e0201">Ritz<name key="PSN0114204" style="hidden">Rietz, Johann Friedrich (1767-1828)</name></persName> auf den Brief durch <persName xml:id="persName_9c08d8c4-36f5-46dc-88ff-76e206722126">Thoms.<name key="PSN0115318" style="hidden">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> nicht? <persName xml:id="persName_599fb063-bab9-4b60-b300-b26bae2ea7ce">Schubrings<name key="PSN0114732" style="hidden">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName> Brief habe ich gleichfalls erst nach dem Umfall erhalten, sobald ich zurechnungsfähig bin, antworte ich ihm. Sagt ihm das mit meinem Gruß. An <persName xml:id="persName_4e63a049-50a0-420c-a126-e38742ea8e2f">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> hatte ich mir viel ausgedacht und führe es auch noch aus, zum Dank für die Briefe die er mir schickt, aber alles aufgeschoben. Neuigkeiten gibts hier nicht. <persName xml:id="persName_f134b2a6-c525-435c-bdae-db016f29ed66">Capt. Dickinson<name key="PSN0110644" style="hidden">Dickinson, Richard</name></persName> ist freigesprochen, <persName xml:id="persName_7b2c05be-7af1-4648-9676-3d955d02390f">Einbrodt<name key="PSN0110873" style="hidden">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> ist abgereis’t und will nach <placeName xml:id="placeName_4be3c4a8-addf-474d-bb73-94a7c2101c2f">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_fe12147b-3a3c-4331-a154-f43a7554dac3">Coventgarden<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ist herunter, ich auch rather; aber <seg type="closer" xml:id="seg_42273a5e-3721-478b-a8d7-89d003d9aeff">auf Wiedersehen.</seg> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_fae1613a-0a4b-1bd48-f1390-380e9426f386" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <signed rend="right">F.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_6fc14f9e-62fb-4278-bc70-9f53848a4b77"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1829-09-22" xml:id="date_9d9511bd-06b7-42d9-9f88-b901e4783cad">22 Sept 29</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Alte erfahrne Männer sehen nie ohne Genuß, wenn junges Volk etwa vergißt einen Datum herzusetzen, darum schrieb ichs mit Stolz hin. Doch das beiläufig, die Hauptsachen, die mir sonst immer erst einfallen, wenn ich vom angefüllten Papier weg auf den Tisch schreibe, müssen aber in einer wohlgerichteten Haushaltung, wie jetzt die unsrige ist, voran kommen, nämlich die vielen John Bulls, die bei uns zur Zeit zu John Bulletins werden, – wir kriegen so viele Karten, daß wir damit, wie mit einer Alexandrinischen Bibliothek, bequem einheizen, falls wir nicht einen Atlas daraus machen. Und von Besuchen giebts eine ganze Gallerie; in mehr Zungen wie der MaltheserOrden hatte, – ich muß nur noch sehen, daß ich einige Spanier und Otaheiter herbeilocke, zu mehrerer Vollständigkeit. I am glad, to see you so well, my fine fellow! sagt der kleine röthliche <persName xml:id="persName_7c87cf2f-45f8-473c-8843-4169f8360834">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName>. – How fortunate you don’t drink wine, as people like myself do – näselt <persName xml:id="persName_614a23e9-f2eb-42fb-9a0a-6cfd30f1ebea">Sir George Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, der lieber den <persName xml:id="persName_97fb5241-a9d9-45ea-9928-9407f1a9429d">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> aus der Musik ausstriche, als 8 Tage lang ohne Wein lebte; Mon cher ami, u.s.w. spricht <persName xml:id="persName_3bdfcced-3b8c-4c0a-99f2-ab1e73270756">Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName>, – <persName xml:id="persName_718ccd5f-7374-4df2-9e7e-e03150240600">Sir Lewis Mollar<name key="PSN0113386" style="hidden">Möller (Mollar), Sir Johann Georg Ludwig (Lewis, Louis)</name></persName> flucht auf Russen und Türken zugleich und nennt so friedfertig Volk Lumpenpack, und unser Freund <persName xml:id="persName_c2f5dc47-f87e-4698-a79e-c0e004ae0129">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> erzählt unglaubliche Geschichten an den D<hi rend="superscript">r</hi> <persName xml:id="persName_c202722a-feb4-4759-9984-ba5ee2664ffa">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName>, wie er einmal auf einem Schiffe von Amerika her vier Leute mit vier verschiedenen Krankheiten curirt habe. Wer nennt den Unsinn alle, den ich jetzt erlebe? <persName xml:id="persName_fb4a2424-1ecf-45c9-8978-3a8e5223e48d">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> fing gestern Abend mit einemmale an, sich nach <persName xml:id="persName_76dfa129-c3b2-4bd9-973c-a2b9f2165f7d">Göthe’s<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Religion und Moral zu erkundigen, und Felix und ich fielen im selben Augenblick ins unauslöschlichste Gelächter, was er fast übel genommen hatte, wäre er nicht so sehr gutmüthig. Letzters bemerke ich ohne Spaß. – Dabei kommen die Leute auf den guten Gedanken, Süßigkeiten von Einsicht herzuschicken, unter andern Dingen, die Felix mag, einen Topf mit treflicher OrangeMarmelade, die er nicht mag, und bei dem ich nun, vieles lernend und leerend, in die Schule gehe. Von einem Manne aber, der wie ich mit seinen Füßen noch im vorigen Jahrhundert steht, und der beinahe schon den 7.jährigen Krieg erlebt hätte, wenn der, nämlich der Krieg, ein wenig später gekommen wäre, erwartet man fast umständlichen, ehrbaren Bericht über alle die Zufälle, die der Zufall dieses Unfalls zum Vorfall bringt, wäre nicht Abfall daran – alles was sich sagen läßt, ist, daß der Patient einer ist, nämlich geduldig, sich und namentlich sein Bein so grade hält, wie mirs <persName xml:id="persName_5f4ae9be-1ef4-47a5-a600-cda1d3296d3a">Madam Laucherie<name key="PSN0112704" style="hidden">Laucherie (Lauchery?), Madame</name></persName> nie beibringen konnte, daß er, obgleich ein höflicher Mensch, doch nur einmal Tages leicht verbunden wird, daß er kein anderes Fiebersymptom von sich giebt, als ein häufiges Wiederholen des Worts indeed, was auch hübsche Engl. Misses an sich haben. Auf dem Dampfboot im LochLomond z.B. waren zwei, eine alte und eine junge, – von denen sagte die erste, bei Gelegenheit einer Insel, im tiefen Ton: a v<hi rend="underline">a</hi>ry pretty island! und darauf die andere ganz hoch: a beautiful island, indeed! Sie kriegens nie heraus, o jüngste Tochter des Hauses, bis es Felix Ihnen vormacht! Sanft bin ich aber und bescheiden, wenn ich nun gar nicht damit prale, wie der junge Mann doch noch in meinen Händen bleiben muß – o Himmel, wer berechnet das alles! Viel wird damit sonst versäumt, die Englische Rindviehzucht muß leiden wegen des Ausfalls an Dinners und Consumtion, den dieser Accident nach sich zieht, und wenn ich nur bemerke, daß wir am selben Abend wo das Ding verrichtet wurde, mit zwei jungen Damen conversiren und purificirten Galopp tanzen sollten, die in Indien geboren sind und von denen die jüngste aussieht wie <persName xml:id="persName_62bbe401-a4a7-407f-a318-787ce48fd77c">Mamsell Sonntag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName>, die tout en passant die Weinberge am Rhein mit denen am Cape of good hope vergleichen, so wirds elegisch. Ich ging hin und sagte ab. – großes Bedauern – es war zugegen unsre Freundinn <persName xml:id="persName_71cc1429-5431-470d-8b23-952d60431b35">Miss Attwood<name key="PSN0109573" style="hidden">Attwood, Caroline Eliza (1796-1889)</name></persName>, die ein veilchenseidnes Kleid mit weißen Ermeln trägt und ehrliche braune Augen hat: die Dame vom Hause sagte höflich, ob ich nicht wenigstens auf eine Zeitlang kommen wollte, und wie ich anhub mich zu entschuldigen, rief <persName xml:id="persName_aad3147c-d036-4286-8b0f-c178dbd93bcb">Miss A.<name key="PSN0109573" style="hidden">Attwood, Caroline Eliza (1796-1889)</name></persName> schnell: Oh no, don’t leave him! und wollte mich gar nicht haben. Brave Leute, aber die Indierinnen sehen ganz und gar nicht aus wie Lotosblumen. – O Fräulein Braut! es rührt mich, daß Sie meine RaspelEpigramme noch citiren, würde man nicht gestört, ich machte aus Dankbarkeit neue, etwa: (Das Etwa schreibe ich in dem festen Glauben hin, daß mir etwas einfällt, und Felix weilt obendrein im Nebenzimmer)</p> <p style="paragraph_centered">O, hochgebildet Autorwesen </p> <p style="paragraph_centered">Sich einmal so gedruckt zu lesen!</p> <p style="paragraph_without_indent">womit ich die Heirathsanzeige meine – aber eigentlich fällt mirs erst nachher ein. Ein Benedikt bin ich aber doch nicht, eher <title xml:id="title_6461178e-bb6f-43d1-a448-de0e322e05fe">the Man of feeling<name key="PSN0113026" style="hidden" type="author">MacKenzie, Henry (1745-1831)</name><name key="CRT0109865" style="hidden" type="literature">The Man of Feeling</name></title>, was ein Englischer Roman. Wehe wenn man erst so lange in der Fremde ist, daß man alle Anspielungen erklären muß! – Sind denn <persName xml:id="persName_7063bb62-3bb9-4706-ba0a-7a70498a3230">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c8fbf2f6-55e3-4491-9fc2-9d4f131232cb">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> in Berlin? Von <persName xml:id="persName_b9b0b9a5-1edb-4195-9909-1562a6443385">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> habe ich einen kurzen Brief der das zu verstehen giebt, und wir grüßen sie stark. An <persName xml:id="persName_5d240e8d-519e-4ea6-a74e-7e1ac7a4282d">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> mögte ich Sie ersuchen zu sagen, daß Miss Schultze tapfer drauf los drücken läßt, – und daß die <title xml:id="title_1c316ad2-0a3a-469f-b60b-575eceae0049">Poetry<name key="PSN0113471" style="hidden" type="author">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name><name key="CRT0110157" style="hidden" type="science">A manual of German literature</name></title> sich beim 4<hi rend="superscript">ten</hi> Bogen bis zum <title xml:id="title_ca1047cd-5eca-4733-bce1-50dd7d4f8aa0">Idyll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_t6nlzbbj-xxc1-c9oi-zwsg-inwomvkvbxi1"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> befindet; alles in guter Ordnung und Fortgang. – Ich spiele endlich zum dritten und letztenmale auf meine Jahre an, wenn ich als verständiger Mensch folgende Rückblicke in die Vergangenheit thue: Wir schrieben am letzten Freitag den 18<hi rend="superscript">ten</hi> an den Herrn <persName xml:id="persName_f66db0d2-3db3-4a4d-aaaa-248f5a6f30c0">Stadtrath<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> nach Amsterdam, und meldeten ihm, daß wir, nämlich Felix, gerne hinübergekommen wären, aber leider nicht könnten, weil ein Gig so ungeschickt gewesen wäre, Tags zuvor mit uns, nämlich Felix, umzufallen. Dabei meldeten wir, nach Pflicht und Gewissen, namentlich ich der ich auf dergleichen beeidigt bin, daß die Wunde eine bloße Fleischwunde sey, von weiter gar keiner Erheblichkeit, die nur, als nahe am Knie, mehr Ruhe bedürfe um zuzuheilen, als an einer ungelenken Stelle; daß deshalb unser junger Mann in geradeausgehender BeinStellung für mehrere Tage zu verharren habe, hübsch mäßig zu seyn und sich verbinden zu lassen. Diesen Brief baten wir, aus Mangel an Zeit, alsbald nach <placeName xml:id="placeName_ecee3ef2-94a5-420a-be99-fe9b07f4983e">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu schicken. Mir ist nun die Möglichkeit eingefallen, daß er sich in Holland verspäten könnte und noch nicht eingelaufen seyn, – darum habe ich seinen Inhalt kurz nachgeholt. <persName xml:id="persName_33d8b892-7e7b-4ee2-9dfb-b50d09c4396e">Sir George Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, der eine wahre Studie ist und Spaß darüber macht, daß er etwas Bratsche spiele, hat sich ein BratschenDuett von Felix bestellt, das er mit ihm spielen will, wenn F. erst wieder ausgeht. Es wird den Accident vorstellen, und in Rücksicht auf <persName xml:id="persName_436efb41-90bb-47eb-9f0b-909d36d5a689">Sir G.<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> prächtig clownisch werden; er freute sich halbtodt über seine Idee, und Felix hat gewiß schon daran componirt. Heute aber wohl nicht; er hat an was ganz Andres, die <title xml:id="title_620fd1a2-0872-4561-91f0-26e6f64a09cf">Hebridengeschichte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lqe0vhq3-kmpr-mkun-zstv-6d3hsj0nnnfh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title>, gedacht und weiter componirt. Ich betheure, das wird ein wüstes großes Ding! – </p> <p>Mais que Diable alloit-il faire dans cette galère? <seg type="closer" xml:id="seg_eaf0427f-73c0-4534-aa81-efc282cc5221">Es erinnert an sein /Lotterie/Loos und scheidet herzlichst </seg></p> <signed rend="right">Ihr allgemeiner</signed> <signed rend="right">CKlingemann.</signed> </div> </body> </text></TEI>