fmb-1829-09-18-01
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London, 18. September 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich erhalte so eben Deinen Brief aus Rotterdam, und hoffe daß Dich dieser noch in Amsterdam trifft. Ich wäre gewiß gekommen denk ich; doch wirst Du an meiner kindischen Hand sehen, daß ich nicht ganz comfortabel schreibe; ich liege nämlich wie ein kranker Schoßhund auf dem Bette ausgestreckt mit einer verbundenen Pote; und kann nur vermittelst besondrer Anstalten überhaupt zum Schreiben kommen. Es ist nämlich ein dummer Gig gestern mit mir umgefallen und hat mich eines schönen Stücks Haut mit zugehörigem Fleisch, schwarzem Tuchhosenzeug u. m. a. beraubt, und sten male erträglich ist.
Getreue Nachbarn und desgleichen geben Ihren Senf dazu, und betheuern und bestätigen wohlseyendes Krankseyn; es ist alles so, der Gig ist leider umgeworfen, das Stückchen Fleisch nebst Haut ist fort, und Stilleliegen ist für die ersten Tage an der Tagesordnung. Unser Ihnen nicht zu geben, – es ist bekanntlich die größte Politik immer wahr zu seyn. Das Dümmste an dieser dummen Sache ist, daß sie alle Pläne kreuzt, und Felixens Reise sehr verrücken wird, bis zu completem Flüggewerden können 8. Tage hingehen. Wie es nun mit dem Spielen vor dem r.
London d. 18. Sept. 29. Lieber Vater! Ich erhalte so eben Deinen Brief aus Rotterdam, und hoffe daß Dich dieser noch in Amsterdam trifft. Ich wäre gewiß gekommen denk ich; doch wirst Du an meiner kindischen Hand sehen, daß ich nicht ganz comfortabel schreibe; ich liege nämlich wie ein kranker Schoßhund auf dem Bette ausgestreckt mit einer verbundenen Pote; und kann nur vermittelst besondrer Anstalten überhaupt zum Schreiben kommen. Es ist nämlich ein dummer Gig gestern mit mir umgefallen und hat mich eines schönen Stücks Haut mit zugehörigem Fleisch, schwarzem Tuchhosenzeug u. m. a. beraubt, und Dr. Kind verdammt mich unerbittlich 4-5 Tage ruhig liegen zu bleiben. Ruhig! Wird mir sehr schwer. Indeß soll Inflammation vermieden werden, und ich kriege deshalb nur Suppe und Reis und Früchte wie ein Bramine zu essen; das gibt schon Ruhe. Daß es mir jetzt grade begegnet ist mir sehr leid ich hatte viel und wichtiges zu thun und alle meine Reisepläne sind gestört. Doch hoffe ich bald wieder auszugehen und mich dann im Landhause eines prof. man einige Tage zu erholen; so daß ich in 2 Wochen so Gott will nach dem Continent komme. Wie liebenswürdig sich die Freunde benehmen, und wie Klingem. mich nicht verläßt; davon bei mehrerer Muße über 8 Tage. Auch die Engländer sind sehr freundlich, und es giebt mehr Visiten als ich brauchen kann. Von alle dem mehr über 8 Tage, bis dahin lebt wohl; ich ärgre mich nur daß ich grade heut still liegen muß, wo das Wetter zum 1sten male erträglich ist. Nun mit Gottes Hülfe wird das Wetter gut bleiben und ich besser sein, wenn ich zunächst schreibe. Euer Felix. Getreue Nachbarn und desgleichen geben Ihren Senf dazu, und betheuern und bestätigen wohlseyendes Krankseyn; es ist alles so, der Gig ist leider umgeworfen, das Stückchen Fleisch nebst Haut ist fort, und Stilleliegen ist für die ersten Tage an der Tagesordnung. Unser Freund Kind verspricht aber baldiges Umherlaufen, und einstweilen pflegen wir so gut wir können; man hat das sehr bequem, wenn man Haus an Haus wohnt, ich nehme die Deutsche Kanzlei mit ins Krankenzimmer, und erschrecke damit überlästige Besucher. Ich schriebe gern ausführlich und Geschichtserzählend, aber die Sache ist so sehr einfach, obendrein wird man confus, denn Felix macht im Nebenzimmer Conversation mit einem alten Philharmonic Director, der ihm seine Compositionen überreicht, und die wenige Zeit zum Briefschreiben noch verkürzt, – ich will Ihnen nicht gern einen Deut verschweigen, damit Sie genau wissen wie es mit uns steht, nämlich liegt. Mein Ehrenwort und Betheuerungen deshalb brauche ich Ihnen nicht zu geben, – es ist bekanntlich die größte Politik immer wahr zu seyn. Das Dümmste an dieser dummen Sache ist, daß sie alle Pläne kreuzt, und Felixens Reise sehr verrücken wird, bis zu completem Flüggewerden können 8. Tage hingehen. Wie es nun mit dem Spielen vor dem König werden wird, was würklich eingeleitet war, weiß der Himmel, – eine Masse nützlichster Engagements mit Englischen Musikern leiden auch darunter, – nur mein Englischer Briefstyl profitirt, da ich als sein Secretair es heute zu einem Dutzend Billets bringen kann. Es ist nun Moutarde après diner, wollte ich noch über Ihre Wünsche und Pläne, Felixen in Holland zu sehen, etwas sagen, – so viel als meine innigste Ueberzeugung: daß sein verlängerter Aufenthalt hier vom wesentlichsten Nutzen war und sich unendlich schwer hätte abkürzen lassen. Die Stadt ist jetzt so leer von Plaisirs, daß Zeit da ist von Geschäften zu reden, und das war im flotten Gange. Aber die alten hiesigen Musiker lieben ihn zärtlichst, – Mr. Attwood, der Organist von St. Pauls, – eben der den er als professional man aufführt, hat eine wahre Leidenschaft für ihn, und ich mache ihn gut nach, wenn er von ihm sagt: He is a glorious fellow! Gut wirds mit uns, wenn erst die nächsten StillliegeTage vorüber sind, dann wird aus der Noth eine Tugend gemacht, nämlich Virtù, er bekommt eine schöne stille Zeit zum Ausdreschen aller gesammelten Vorräthe, – ich hätte wohl besser gesagt, zum Componiren. Etwas war schon in den Tagen vorher geschehen. Uebel ist es, daß die jetzt so ungewissen Dampffahrten alle Briefe so verspäten und Ihre Berechnung so stören. Nach Berlin zu schreiben haben wir keine Zeit, allein mögte ich es natürlich auch nicht, wir bitten also diesen Brief dahin zu befördern, wo er meine Grüße an die verehrten Angehörigen selber abgiebt. Wären Sie doch herüber gekommen von Rotterdam, – selbst aus den wenigen 3. Tagen hätten wir 30. machen wollen. – Die Zeit ist hier so elastisch! Eichthal, der hier ist und den Brief besorgen will und sich Ihnen empfiehlt, drängt. Mit alter treuer Gesinnung Ihr CKlingemann.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-09-18" xml:id="date_81d89f33-893d-433c-8955-82645d72480b">18. 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Gut wirds mit uns, wenn erst die nächsten StillliegeTage vorüber sind, dann wird aus der Noth eine Tugend gemacht, nämlich Virtù, er bekommt eine schöne stille Zeit zum Ausdreschen aller gesammelten Vorräthe, – ich hätte wohl besser gesagt, zum Componiren. Etwas war schon in den Tagen vorher geschehen. Uebel ist es, daß die jetzt so ungewissen Dampffahrten alle Briefe so verspäten und Ihre Berechnung so stören. Nach <placeName xml:id="placeName_e31e235b-b412-4c41-81cd-172b2d570988">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu schreiben haben wir keine Zeit, allein mögte ich es natürlich auch nicht, wir bitten also diesen Brief dahin zu befördern, wo er meine Grüße an die verehrten <persName xml:id="persName_781ed9a3-8167-4668-8d87-1309db87401a">Angehörigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> selber abgiebt. 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