fmb-1829-09-10-01
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London, 10. September 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Dein Brief aus Hamburg vom 1 Sept. hat mich erst gestern hier getroffen (ich glaube das Schiff ist durch Sturm verspätet worden) und hat mich auf einige Stunden ganz verwirrt gemacht; denn Du schreibst mir, daß Du heut in Rotterdam eintreffen werdest, und der Gedanke nur 2 Tagereisen von Dir entfernt zu sein und nicht gleich mich auf die Reise zu machen, wollte mir gar nicht ein. Es war meine erste Absicht gleich einzupacken, mich morgen statt dieses Briefs aufs Dampfschiff zu begeben, und so Sonntag bei Dir zu sein, ja mir wird indem ichs so schreibe, wieder ganz ungewiß, ob ich es nicht thun sollte. In 24 Stunden kann der Brief ankommen! – Und doch habe ich nachher eingesehen, und weiß es auch wohl jetzt, daß es nicht recht wäre, wenn ich sogleich aufbräche, ohne die Anknüpfungen, auf die es mir jetzt ankommt und von denen ich Dir sagen will, vollendet zu haben, und daß ich vielleicht beides vereinigen könnte, wenn ich für den Augenblick jetzt ruhig hier bliebe, so schwer es mir auch wird: Es sind hauptsächlich vier Gründe, die mich zwingen noch einige Zeit hier zuzubringen: 1) die Verbindung mit wenn es sich bestätigt, nicht gern versäumen. Nun schreibst Du aber, Du würdest bis zum 22sten in Holland bleiben, und ich wollte nun Dich fragen, ob es nicht ginge, daß ich nach Beendigung dieser Geschäfte Dich träfe? Denn wahrscheinlich verspätet sich doch auch Deine Reise um einige Tage, und wenn alles geht, wie ich wünsche, so bin ich am 20sten hier fertig und kann überschiffen. Wenn es Dir irgend möglich ist, so antworte mir doch sogleich hierauf, lieber Vater, und laß mich bestimmt wissen, was Deine Plane sind; ich kann sie aus Deinem Briefe kaum ahnden, und quäle mich nun mit Zweifeln. Du schreibst mir „wenn ich gleich kommen könne, und mich nicht lange aufhalten wollte, könnten wir länger zusammen bleiben.“ Was meinst Du damit? Wirst Du vielleicht längere Zeit in Holland umherreisen, und könnte ich so die Niederlande mit Dir zusammen sehen? Oder meinst Du, ich solle mit Dir zu möchte nicht einmal dabey seyn, um dann gleich wieder fort zu müssen, lieber find ich sie gegen den Winter schon in der vollen Häuslichkeit eingerichtet. Mein Plan war, von hier nach Ostende zu gehn, dann nach Gent, um alle die schönen Bilder und Kirchen zu kennen, von da nach Brüssel, wo ich bis gegen Mitte Octob. zu bleiben dachte, um mich dann nach Rotterdam, Leyden, Harlem Amsterdam zu wenden, und die mus. Einrichtungen in Amsterd. und im Haag im November zu besuchen, so daß ich dann mir ausmalte, Ende Nov. die Niederlande zu verlassen und in einigen Tagen bei Euch zu sein. Dich bitte ich nun, lieber Vater, mir diesen Plan zu berichtigen und besser zu bestimmen, da Du das Land kennst, und mir darüber in Deinem nächsten Briefe zu schreiben, ebenso über die Art, wie ich in Holland mein Geld erheben soll, und endlich hauptsächlich wie lange Du möglicherweise in Rotterdam bleiben kannst, und wohin Du Dich dann wendest. Die Antwort erhalte ich am Donnerstag d. 17ten, und schreibe Dir dann am folgenden Tag, wann ich kommen kann; wenn nämlich sich Dein Aufenthalt so verlängert, wie ichs hoffe.
Es ist der steifste trockenste Brief den ich in meinem Leben geschrieben, weil ich innerlich glühe, und mir immer noch denke ich möchte morgen doch reisen können, und weil ich doch weiß, wie Du das nicht ausgesprochen leiden magst, was sich freilich besser fühlt als sagt oder gar liest; aber wenn wir ein Stück zusammen noch reisen könnten! Was für ein Herbst würde das mir! O wenn es möglich ist, so weiß ich, Du wirst es machen, liebster Vater, und wenn nicht alles sich dagegen stellt so habe ich nach dem 20sten hier nichts mehr zu thun. Aber vor dem kann ich nicht los. Ich kann nicht. Und zu Fannys Hochzeit kann ich auch nicht. Aber ich beklage mich weiter nicht, denn ich habe die Aussicht auf den December, das ist viel; und die Hoffnung, Dich in Kurzem zu sehn, seys auch nur auf einen Tag.
London d. 10 Sept. 1829. Lieber Vater! Dein Brief aus Hamburg vom 1 Sept. hat mich erst gestern hier getroffen (ich glaube das Schiff ist durch Sturm verspätet worden) und hat mich auf einige Stunden ganz verwirrt gemacht; denn Du schreibst mir, daß Du heut in Rotterdam eintreffen werdest, und der Gedanke nur 2 Tagereisen von Dir entfernt zu sein und nicht gleich mich auf die Reise zu machen, wollte mir gar nicht ein. Es war meine erste Absicht gleich einzupacken, mich morgen statt dieses Briefs aufs Dampfschiff zu begeben, und so Sonntag bei Dir zu sein, ja mir wird indem ichs so schreibe, wieder ganz ungewiß, ob ich es nicht thun sollte. In 24 Stunden kann der Brief ankommen! – Und doch habe ich nachher eingesehen, und weiß es auch wohl jetzt, daß es nicht recht wäre, wenn ich sogleich aufbräche, ohne die Anknüpfungen, auf die es mir jetzt ankommt und von denen ich Dir sagen will, vollendet zu haben, und daß ich vielleicht beides vereinigen könnte, wenn ich für den Augenblick jetzt ruhig hier bliebe, so schwer es mir auch wird: Es sind hauptsächlich vier Gründe, die mich zwingen noch einige Zeit hier zuzubringen: 1) die Verbindung mit der Philharmon. Gesellschaft, die ich für den nächsten Winter und namentlich für die nächstfolgende saison eingegangen habe, und die mich nöthigt noch mehreres in dieser Hinsicht mit den Directoren und Smart zu verabreden, wovon ich Dir mündlich bald die détails zu geben hoffe. 2) die Angelegenheit mit Drury Lane, auf die ich freilich wenig baue, da beide Engl. Nationaltheater auf den schwächsten Füßen jetzt stehen, die ich aber dennoch nicht ganz abzubrechen wünschte da man mir so freundlich entgegengekommen ist 3) die Beendigung einiger mir wichtiger Compositionen, die ich seit meiner Ankunft hier vorgenommen, und endlich ein Gerücht, das mir gestern grade vor Empfang Deines Briefes zu Ohren kam: daß ich nämlich vor dem Könige spielen solle. So unerheblich Dir das Letztere auch scheinen mag, so hat es für England großen Werth, und ich möchte es deshalb, wenn es sich bestätigt, nicht gern versäumen. Nun schreibst Du aber, Du würdest bis zum 22sten in Holland bleiben, und ich wollte nun Dich fragen, ob es nicht ginge, daß ich nach Beendigung dieser Geschäfte Dich träfe? Denn wahrscheinlich verspätet sich doch auch Deine Reise um einige Tage, und wenn alles geht, wie ich wünsche, so bin ich am 20sten hier fertig und kann überschiffen. Wenn es Dir irgend möglich ist, so antworte mir doch sogleich hierauf, lieber Vater, und laß mich bestimmt wissen, was Deine Plane sind; ich kann sie aus Deinem Briefe kaum ahnden, und quäle mich nun mit Zweifeln. Du schreibst mir „wenn ich gleich kommen könne, und mich nicht lange aufhalten wollte, könnten wir länger zusammen bleiben. “ Was meinst Du damit? Wirst Du vielleicht längere Zeit in Holland umherreisen, und könnte ich so die Niederlande mit Dir zusammen sehen? Oder meinst Du, ich solle mit Dir zu Fannys Hochzeit nach Berlin gehen? Aber da die gegen Ende Sept. sein soll, wie Du mir schreibst, da man mir hier allgemein räth mir mit der Gesellschaft felix meritis zu thun zu machen, die aber erst Ende October zusammenkommt, und in Brüssel das Ende des Sept. zuzubringen, weil da, ich weiß nicht welche große Feyerlichkeit sey, so sehe ich davon die Möglichkeit nicht ein. Bei der Hochzeit zugegen zu sein, das hab’ ich aufgegeben, wie ich Berlin verließ; sie würden es aufschieben, wenn ich sie bäte, glaub’ ich; aber warum sollte ich ihr Glück ihnen verzögern, und – soll ich’s sagen – ich möchte nicht einmal dabey seyn, um dann gleich wieder fort zu müssen, lieber find ich sie gegen den Winter schon in der vollen Häuslichkeit eingerichtet. Mein Plan war, von hier nach Ostende zu gehn, dann nach Gent, um alle die schönen Bilder und Kirchen zu kennen, von da nach Brüssel, wo ich bis gegen Mitte Octob. zu bleiben dachte, um mich dann nach Rotterdam, Leyden, Harlem Amsterdam zu wenden, und die mus. Einrichtungen in Amsterd. und im Haag im November zu besuchen, so daß ich dann mir ausmalte, Ende Nov. die Niederlande zu verlassen und in einigen Tagen bei Euch zu sein. Dich bitte ich nun, lieber Vater, mir diesen Plan zu berichtigen und besser zu bestimmen, da Du das Land kennst, und mir darüber in Deinem nächsten Briefe zu schreiben, ebenso über die Art, wie ich in Holland mein Geld erheben soll, und endlich hauptsächlich wie lange Du möglicherweise in Rotterdam bleiben kannst, und wohin Du Dich dann wendest. Die Antwort erhalte ich am Donnerstag d. 17ten, und schreibe Dir dann am folgenden Tag, wann ich kommen kann; wenn nämlich sich Dein Aufenthalt so verlängert, wie ichs hoffe. Es ist der steifste trockenste Brief den ich in meinem Leben geschrieben, weil ich innerlich glühe, und mir immer noch denke ich möchte morgen doch reisen können, und weil ich doch weiß, wie Du das nicht ausgesprochen leiden magst, was sich freilich besser fühlt als sagt oder gar liest; aber wenn wir ein Stück zusammen noch reisen könnten! Was für ein Herbst würde das mir! O wenn es möglich ist, so weiß ich, Du wirst es machen, liebster Vater, und wenn nicht alles sich dagegen stellt so habe ich nach dem 20sten hier nichts mehr zu thun. Aber vor dem kann ich nicht los. Ich kann nicht. Und zu Fannys Hochzeit kann ich auch nicht. Aber ich beklage mich weiter nicht, denn ich habe die Aussicht auf den December, das ist viel; und die Hoffnung, Dich in Kurzem zu sehn, seys auch nur auf einen Tag. Bis dahin lebe wohl. Dein Felix.
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Es war meine erste Absicht gleich einzupacken, mich morgen statt dieses Briefs aufs Dampfschiff zu begeben, und so Sonntag bei Dir zu sein, ja mir wird indem ichs so schreibe, wieder ganz ungewiß, ob ich es nicht thun sollte. In 24 Stunden kann der Brief ankommen! – Und doch habe ich nachher eingesehen, und weiß es auch wohl jetzt, daß es nicht recht wäre, wenn ich sogleich aufbräche, ohne die Anknüpfungen, auf die es mir jetzt ankommt und von denen ich Dir sagen will, vollendet zu haben, und daß ich vielleicht beides vereinigen könnte, wenn ich für den Augenblick jetzt ruhig hier bliebe, so schwer es mir auch wird: Es sind hauptsächlich vier Gründe, die mich zwingen noch einige Zeit hier zuzubringen: 1) die Verbindung mit <placeName xml:id="placeName_68a42094-4e10-4b69-abe2-f75e3415c7a4">der Philharmon. 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Dich bitte ich nun, lieber Vater, mir diesen Plan zu berichtigen und besser zu bestimmen, da Du das Land kennst, und mir darüber in Deinem nächsten Briefe zu schreiben, ebenso über die Art, wie ich in Holland mein Geld erheben soll, und endlich hauptsächlich wie lange Du möglicherweise in Rotterdam bleiben kannst, und wohin Du Dich dann wendest. Die Antwort erhalte ich am Donnerstag d. 17<hi rend="superscript">ten</hi>, und schreibe Dir dann am folgenden Tag, wann ich kommen kann; wenn nämlich sich Dein Aufenthalt so verlängert, wie ichs hoffe.</p><p>Es ist der steifste trockenste Brief den ich in meinem Leben geschrieben, weil ich innerlich glühe, und mir immer noch denke ich möchte morgen doch reisen können, und weil ich doch weiß, wie Du das nicht ausgesprochen leiden magst, was sich freilich besser fühlt als sagt oder gar liest; aber wenn wir ein Stück zusammen noch reisen könnten! Was für ein Herbst würde das mir! 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