]> Brief: fmb-1829-09-02-01

fmb-1829-09-02-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Coed Du, 2. September 1829 An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 214

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/83. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Coed Du, 2. September 1829 An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 272-278. Weissweiler, Briefwechsel, S. 90-95.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

2. September 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Coed Du Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin Deutschland deutsch
Mess. Mess. Doxat & Co London. pour Mr. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)d. 2 Sept. 29

An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der eine, es ist eben nichts wichtiges, ernsthaftes, geschäftsmäßiges zu berichten, sondern mehr von Gärten, Zeichnen, Lämmern, dies der andre, und zum erstenmal seit Deutschland bin ich wieder mal herzlich und zutraulich mit Menschen zusammen, und freue mich ihrer, und denke Eurer: Dies der Hauptgrund. Denn viel ist von Euch Schwestern hier die Rede, sieTaylor, Familie von → John T. machen Euerm Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109205" style="hidden" type="art">Rebecka und Fanny Mendelssohn Bartholdy (aquarellierte Zeichnung 1828)</name> schrecklich die Cour, und kennen Euch sehr gut mit Vornamen und allem, und ich beschreibe Euch pünctlich. Zwar hätte ich Euch alles dies schon von LondonLondonGroßbritannien aus schreiben können; denn wie ich im letzten Brief meldete werde ich gegen Ende dieser Woche da sein; weil ich aber nicht weiß wieviel Zeit und Lust die schnelle Reise und vieles andere bei meiner Ankunft in L. zum Schreiben lassen werden, weil ich zweifle, daß ich Euch so heiter von da aus anreden kann, wie ich es nun grade jetzt mag, so ist es besser, daß ich den Brief noch von hier aus schicke, wenn er auch ein Paar Tage älter ist; hier nämlich ist Coed Du, das Landgut in England. Den Tag meines letzten Briefes aus Llangollen fuhr ich allein in der mail durch furchtbaren Regen; ging dann zu Fuß ins Thal von Llanrwst, und fuhr im offnen Wagen nach Conway, wo ich so naß ankam, wie ich vielleicht noch nie in meinem Leben gewesen war. Den folgenden Tag fuhr ich nach Holywell wo ich Briefe von Euch erwartete, und keine fand; ich kam nasser an, als den vorigen Tag, diesmal war meine Stube schlecht, der Kopf brummte mir vom Sturm, die gehofften Nachrichten von Hause, an denen ich immer einen Taglang kaue und zehre blieben aus, das Kamin rauchte, kurz so behaglich ich es im Wirthshaus das erstemal fand, so unbequem langweilig war es das 2te mal, und wie ich denn überhaupt alle Zweitenmale hasse oder fürchte, so zitterte ich vor der Rückkehr nach Coed Du. Dazu hatte ich nichts zu lesen, weil der erste Theil von Guy Mannering<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)</name><name key="CRT0110828" style="hidden" type="literature">Guy Mannering or The Astrologer</name> den ich mir in der neuen 5 sh. Ausgabe kaufe, zu Ende war, und der 2te erst heut in LondonLondonGroßbritannien erscheint; nahm also die Zeitungen und las vom Irländischen Dampfschiff, das der Capitain schon aufgegeben hatte, dem alle Kohlen fehlten, das statt 26, 56 Stunden ging; in dem die Passagiere auf der Erde lagen, die Aufwärter auf den Vieren kriechen mußten, die Damen nicht aus der Ohnmacht erwachten, und das nur durch ein augenblickliches Anhalten des Wüthewinds gerettet ist; dann wieder von zwei Personen die trotz alles Läugnens, mancher Unwahrscheinlichkeiten, in drei Tagen verdammt und gestorben sind, und so mehrere häßliche Sachen. Am andern Tage aber kam das Landgut, und nun möchte ich doch so gerne beschreiben, aber wie soll ich es machen; wenn jeder Schritt, jeder Augenblick, alles so ganz von Deutschl. verschieden ist, was soll ich hinausheben? Ich wollte, ich wäre ein berühmter Schriftsteller, es wäre was für mich. Doch lege ich los mit Beschreiben, für Euch GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ist es gut genug. Englisch spricht man hier, so fein wie nur möglich, und ich nehme mich sonderlich aus zuweilen; aber das thut wenig. Der Vater also, Hr. TaylorTaylor, John (1779-1863), ist der Englischste Engländer den ihr erdenken könnt. (À propos, HamiltonHamilton, Sir Alfred & Co. kenne ich nicht, habe sie nicht gesehn, und sie zu nichts als zu einem Singakademiebillete empfohlen). Der HausherrTaylor, John (1779-1863) also ist der Inhaber ungemein bedeutender Bergwerke in vielen Theilen Englands, und scheint sehr angesehn in seinem Fach; hier hat er sechs Bleiwerke und inspicirt die mit seinen SöhnenTaylor, John jun. (1808-1881)Taylor, Richard (1810-1883), die waren in Deutschland, sprechen Deutsch mit mir, jagen auf Mord, (Dick hat gestern 15 Rebhühner und einen Fasan geschossen) reiten Carriere über die Wiese vor dem Haus, fischen, richten die Hunde gut ab, und necken ihre SchwesternTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841). Diese haben ihre Meriten, hübsch ist eigentlich nur die zweiteTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841), diese aber sehr, und spricht einen guten Ton, aber gut sehn sie alle aus, und die ältesteTaylor, Anne (1806-1877) ist ein prächtiges Mädchen, so wie auch an der jüngstenTaylor, Honora (Nora) (1814-1849) nichts getadelt werden muß. Zum Glück spielt hauptsächlich die zweiteTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841) Clavier, und ich gab ihr schon manchen guten Rath, wie sie das Gelenk lose halten müsse, und die Finger: so! Aber die ältesteTaylor, Anne (1806-1877) zeichnet vortrefflich Landschaften, und kann auch Männer und Frauen im Vordergrund anbringen; da das mir nun nicht gegeben ist, so macht sie mir zu einigen Schottischen Gegenden gute Staffage, unter andern gestern ein Paar wundernette Hochländer, die jüngsteTaylor, Honora (Nora) (1814-1849) aber hat mir eben ein kleines Nadelkissen geschenkt. Die MutterTaylor, Ann Rowe (1780-?) ist ruhig, und still, und gut; man sieht wohl, daß sie das Ganze führt und regelt, ob sie schon wenig spricht; ich bin ihr von Herzen gut, und sie mir auch, denk ich; sie erinnert mich oft lebhaft an Dich, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), sogar im Gesicht ist zuweilen die Ähnlichkeit auffallend. Außerdem sind da: 3 lange, dürre, häßliche, moquante Cousinen aus Irland, unverheirathet, alt, heimlich kichernd, in papagaygrünen kurzen Kleidern; wir stehn in offner Fehde gegeneinander und hassen uns sehr; item ihr Bruder, ein stiller, grämlicher junger Mann, spielt das Horn und versteht was vom Bergbau; ferner ein andrer Cousin, mein ReisegefährteTaylor, John Edward, schießt viel Kaninchen, zeichnet, macht der jüngsten Cousine fast den Hof; item ein ruhiger Seecapitain, item 3 Ponys, 2 Donkeys, (i.e. Esel) ein Phaeton, ein in Sammt und Seide gehüllter Bediente, Gärtner, Bauern etc. Die Scene ist zwischen Mold und Ruthin in Flintshire, Zeit 12 Uhr Mittags. Die vielen Fremden sind aber erst seit gestern hier, und wollen der großen fête beiwohnen, die in einer Stunde losgeht. In einem engen Thale 6 Meilen von hier ist nämlich ein Zelt aufgebaut, unter dem heut zu Mittag gegessen wird; da ist nun die ganze Nachbarschaft gebeten, versammelt sich hier um 1, und bewegt sich dann zu Fuß nach dem besagten Zelt zu; wo es hübsch ist, wird still gehalten und nach allen 4 Weltgegenden hin gezeichnet, die MutterTaylor, Ann Rowe (1780-?) reitet zu Esel, für Honorazioren ist der Phaeton angespannt, der gestern geschoßne Phasan steckt schon in der braunen Pyekruste, viel Blumen muß der Gärtner bringen, ich sehe aus meinem Fenster weiße Kleider auf der Wiese umherschimmern, ists gut Wetter so lachen wir; sollt’ es regnen so lachen wir noch mehr; auch ist eine Dampfmaschine in der Nähe, an der wir uns wärmen können, und unterkriechen im schlimmsten Falle; wenn wir zu Hause kommen heut Abend so finden wir den Saal erleuchtet und offen, weil getanzt werden soll; (das haben mir die MädchenTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) heimlich verrathen, sagts also nicht weiter) und so ists auf einmal heut ein Festtag, aber ganz ohne Anlaß; nur blos um sich Vergnügen zu machen, das gefällt mir nun gar zu sehr, und es soll mir keiner so gleich auf die Engländer schimpfen. Außerdem leb ich hier prächtig; vor allen giebts viel Musik, ich spiele wohl 3–4 Stunden den Tag, und componire mancherley, unter andern einen Ausgangssatz für die nächste Hochzeitsfeyer. Auch ist das verrückte Lied an die Tragöden abgegangen. Du, Fanny mußt die Correcturen machen. Ferner habe ich Miß AnneTaylor, Anne (1806-1877) voreilig versprochen das Bouquet Nelken mit einer Rose in der Mitte, was sie mir neulich schenkte, zu componiren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2ohflonf-fv7o-h60y-emyk-ozrut51wsox3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100420" style="hidden">Fantaisie ou Capriccio (Nelken und Rosen in Menge) A-Dur, 4. September 1829<idno type="MWV">U 70</idno><idno type="op">16/1</idno></name>, und laborire etwas dran; ich muß es in ihr Buch schreiben und den Strauß drüber zeichnen, es wird, wie SeidelSeidel, Carl Ludwig (1787-1844) sagt, sehr zart. Mein Violinquartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_j2u9jirs-poyy-2ad9-zdgx-3hojuysfaafd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name> schicke ich bald fertig hinüber, und zur Vollendung meiner Reform. Symph.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8l9zwhml-9zgs-vqog-kz7k-cvresnttag0f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name> war ich neulich 500' unter der Erde, viell. nicht ohne Erfolg. Die Hebridengeschichte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vxx3cjrx-vndp-8vuf-xdiy-bls0b63umnvh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name> kann auch toll werden, und zur silbern. Hochz. braue ich viel Getränk. – Das ist die Musik explicite. – Implicite ist sie nun, wenn wir alle zusammen drüben an der Schleuse sitzen und zeichnen: Miß AnneTaylor, Anne (1806-1877) und ich die Schleuse, SusanTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841) ihre Schwester AnneTaylor, Anne (1806-1877), die jüngsteTaylor, Honora (Nora) (1814-1849) mit dem Rücken gegen uns den weitern Lauf des Bachs, der CousinTaylor, John Edward die ganze Gruppe, und dann kommt der VaterTaylor, John (1779-1863) aus seinem Bergwerk über die Brücke, und lächelt sehr behaglich, und plaudert mit uns, die wir uns nicht stören lassen; am Abend wenn genug Musik gemacht ist werden dann die Zeichnungen genommen und gebessert; AnneTaylor, Anne (1806-1877) führt die ihrigen gut aus und hat Licht und Schatten, ich nehme die Sachen breiter und richtiger, SusansTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841) Staffage wird in unsre Landschaft eingetragen, sie braucht unsre Bäume als Hintergrund und so fort. – Oder wenn wir zusammen spazieren reiten, denn die MädchenTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) nehmen sich in den blauen Reitkleidern erträglich aus; so war ich neulich mit dem Bruder JohnTaylor, John jun. (1808-1881) und der ältsten SchwesterTaylor, Anne (1806-1877), und machten in der Nachbarschaft einen Besuch an 2 alte Damen, so ritt ich gestern mit dem CousinTaylor, John Edward und SusanTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841) weit durch die Gegend über 12 Meilen nach dem Th[ale] Clwid; hat man nun eine Weile tüchtig Weg gemacht, über mein Deutsches Traben gesprochen und g[eläste]rt, und reitet dann langsam und conversirt, und fängt dann so eine stille Engländerinn auf einmal an, von Dir, Beckchen, zu sprechen, und mir zu beschreiben, wie sie Dich reiten lehren wolle wenn Du nach Coed Du kommst, (denn daß ihr kommt, ist seit einigen Tagen den MädchenTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) ganz unzweifelhaft) und wie Du viel besser reiten werdest, als Fanny (ich glaub es fast selbst), und welche Zimmer ihr dann bewohnen sollt. – Oder wenn alle Mittag von demselben lieben Hausfreund geredet wird, der jetzt gerade nach Mexico ist, und Capitain LionLyon, George Francis (1795-1832) heißt, Vater wird sich aus RittersRitter, Carl (1779-1859) Colleg seiner entsinnen, er ist derselbe der die Wüste Sahara schnell verließ, um nach dem Nordpol zu gehen, und wenn der VaterTaylor, John (1779-1863) dann die schönsten Züge von LionsLyon, George Francis (1795-1832) Reisen erzählt, und die TöchterTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) die Amerikanischen Ringe zeigen die er jeder geschenkt, und die MutterTaylor, Ann Rowe (1780-?) mir gern die Lieder der Esquimaux beschreiben möchte, die er ihnen an Sommerabenden im Freyen vorsang. – Alles das ist freilich Musik und recht schöne; wißt ihr noch, daß ich bei Potsdam mal für Heliotrop schwärmte, ich thue es hier für eine große Nelkenart (Samen davon wird mitgebracht) und alle Morgen bekomme ich die schönsten geschenkt, mein Zimmer duftet gar zu süß; und wenn ich am Sonntag nicht Clavier spiele, weil ich deutlich merke daß es ihnen unangenehm ist, und dann am Abend ihnen was ernsthaftes, geistliches von HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) od. dgl. spielen muß: so ist das vielleicht doppelte Musik. Morgen ist in Holywell ein publ. diner Hrn. TaylorTaylor, John (1779-1863) von den Leuten in der Umgegend gegeben; dem wohne ich noch bey, als Hausfreund; denn ich glaube ich darf mich fast so nennen, und fahre dann übermorgen nach LondonLondonGroßbritannien zurück. Von da aus mache ich mehrere Dinge richtig, bedanke mich bei allen Freunden und Gönnern, schreibe an Moschel.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), JohnstonJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849) etc. führe meine Zeichnungen aus, gehe über den Canal etc. etc. Dies Ende schreibe ich schon neben der Dampfmaschine von der ich sprach, denn in der Mitte wurde ich abgerufen, und spazierte mit den DamenTaylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Anne (1806-1877)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) hieher ins Thal, wos Zelt steht. Das Weitre will ich eben erleben, und Euch dann schreiben.

Euer F.
            d. 2 Sept. 29An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der eine, es ist eben nichts wichtiges, ernsthaftes, geschäftsmäßiges zu berichten, sondern mehr von Gärten, Zeichnen, Lämmern, dies der andre, und zum erstenmal seit Deutschland bin ich wieder mal herzlich und zutraulich mit Menschen zusammen, und freue mich ihrer, und denke Eurer: Dies der Hauptgrund. Denn viel ist von Euch Schwestern hier die Rede, sie machen Euerm Bilde schrecklich die Cour, und kennen Euch sehr gut mit Vornamen und allem, und ich beschreibe Euch pünctlich. Zwar hätte ich Euch alles dies schon von London aus schreiben können; denn wie ich im letzten Brief meldete werde ich gegen Ende dieser Woche da sein; weil ich aber nicht weiß wieviel Zeit und Lust die schnelle Reise und vieles andere bei meiner Ankunft in L. zum Schreiben lassen werden, weil ich zweifle, daß ich Euch so heiter von da aus anreden kann, wie ich es nun grade jetzt mag, so ist es besser, daß ich den Brief noch von hier aus schicke, wenn er auch ein Paar Tage älter ist; hier nämlich ist Coed Du, das Landgut in England. Den Tag meines letzten Briefes aus Llangollen fuhr ich allein in der mail durch furchtbaren Regen; ging dann zu Fuß ins Thal von Llanrwst, und fuhr im offnen Wagen nach Conway, wo ich so naß ankam, wie ich vielleicht noch nie in meinem Leben gewesen war. Den folgenden Tag fuhr ich nach Holywell wo ich Briefe von Euch erwartete, und keine fand; ich kam nasser an, als den vorigen Tag, diesmal war meine Stube schlecht, der Kopf brummte mir vom Sturm, die gehofften Nachrichten von Hause, an denen ich immer einen Taglang kaue und zehre blieben aus, das Kamin rauchte, kurz so behaglich ich es im Wirthshaus das erstemal fand, so unbequem langweilig war es das 2te mal, und wie ich denn überhaupt alle Zweitenmale hasse oder fürchte, so zitterte ich vor der Rückkehr nach Coed Du. Dazu hatte ich nichts zu lesen, weil der erste Theil von Guy Mannering den ich mir in der neuen 5 sh. Ausgabe kaufe, zu Ende war, und der 2te erst heut in London erscheint; nahm also die Zeitungen und las vom Irländischen Dampfschiff, das der Capitain schon aufgegeben hatte, dem alle Kohlen fehlten, das statt 26, 56 Stunden ging; in dem die Passagiere auf der Erde lagen, die Aufwärter auf den Vieren kriechen mußten, die Damen nicht aus der Ohnmacht erwachten, und das nur durch ein augenblickliches Anhalten des Wüthewinds gerettet ist; dann wieder von zwei Personen die trotz alles Läugnens, mancher Unwahrscheinlichkeiten, in drei Tagen verdammt und gestorben sind, und so mehrere häßliche Sachen. Am andern Tage aber kam das Landgut, und nun möchte ich doch so gerne beschreiben, aber wie soll ich es machen; wenn jeder Schritt, jeder Augenblick, alles so ganz von Deutschl. verschieden ist, was soll ich hinausheben? Ich wollte, ich wäre ein berühmter Schriftsteller, es wäre was für mich. Doch lege ich los mit Beschreiben, für Euch Geren ist es gut genug. Englisch spricht man hier, so fein wie nur möglich, und ich nehme mich sonderlich aus zuweilen; aber das thut wenig. Der Vater also, Hr. Taylor, ist der Englischste Engländer den ihr erdenken könnt. (À propos, Hamilton & Co. kenne ich nicht, habe sie nicht gesehn, und sie zu nichts als zu einem Singakademiebillete empfohlen) . Der Hausherr also ist der Inhaber ungemein bedeutender Bergwerke in vielen Theilen Englands, und scheint sehr angesehn in seinem Fach; hier hat er sechs Bleiwerke und inspicirt die mit seinen Söhnen, die waren in Deutschland, sprechen Deutsch mit mir, jagen auf Mord, (Dick hat gestern 15 Rebhühner und einen Fasan geschossen) reiten Carriere über die Wiese vor dem Haus, fischen, richten die Hunde gut ab, und necken ihre Schwestern. Diese haben ihre Meriten, hübsch ist eigentlich nur die zweite, diese aber sehr, und spricht einen guten Ton, aber gut sehn sie alle aus, und die älteste ist ein prächtiges Mädchen, so wie auch an der jüngsten nichts getadelt werden muß. Zum Glück spielt hauptsächlich die zweite Clavier, und ich gab ihr schon manchen guten Rath, wie sie das Gelenk lose halten müsse, und die Finger: so! Aber die älteste zeichnet vortrefflich Landschaften, und kann auch Männer und Frauen im Vordergrund anbringen; da das mir nun nicht gegeben ist, so macht sie mir zu einigen Schottischen Gegenden gute Staffage, unter andern gestern ein Paar wundernette Hochländer, die jüngste aber hat mir eben ein kleines Nadelkissen geschenkt. Die Mutter ist ruhig, und still, und gut; man sieht wohl, daß sie das Ganze führt und regelt, ob sie schon wenig spricht; ich bin ihr von Herzen gut, und sie mir auch, denk ich; sie erinnert mich oft lebhaft an Dich, liebe Mutter, sogar im Gesicht ist zuweilen die Ähnlichkeit auffallend. Außerdem sind da: 3 lange, dürre, häßliche, moquante Cousinen aus Irland, unverheirathet, alt, heimlich kichernd, in papagaygrünen kurzen Kleidern; wir stehn in offner Fehde gegeneinander und hassen uns sehr; item ihr Bruder, ein stiller, grämlicher junger Mann, spielt das Horn und versteht was vom Bergbau; ferner ein andrer Cousin, mein Reisegefährte, schießt viel Kaninchen, zeichnet, macht der jüngsten Cousine fast den Hof; item ein ruhiger Seecapitain, item 3 Ponys, 2 Donkeys, (i. e. Esel) ein Phaeton, ein in Sammt und Seide gehüllter Bediente, Gärtner, Bauern etc. Die Scene ist zwischen Mold und Ruthin in Flintshire, Zeit 12 Uhr Mittags. Die vielen Fremden sind aber erst seit gestern hier, und wollen der großen fête beiwohnen, die in einer Stunde losgeht. In einem engen Thale 6 Meilen von hier ist nämlich ein Zelt aufgebaut, unter dem heut zu Mittag gegessen wird; da ist nun die ganze Nachbarschaft gebeten, versammelt sich hier um 1, und bewegt sich dann zu Fuß nach dem besagten Zelt zu; wo es hübsch ist, wird still gehalten und nach allen 4 Weltgegenden hin gezeichnet, die Mutter reitet zu Esel, für Honorazioren ist der Phaeton angespannt, der gestern geschoßne Phasan steckt schon in der braunen Pyekruste, viel Blumen muß der Gärtner bringen, ich sehe aus meinem Fenster weiße Kleider auf der Wiese umherschimmern, ists gut Wetter so lachen wir; sollt’ es regnen so lachen wir noch mehr; auch ist eine Dampfmaschine in der Nähe, an der wir uns wärmen können, und unterkriechen im schlimmsten Falle; wenn wir zu Hause kommen heut Abend so finden wir den Saal erleuchtet und offen, weil getanzt werden soll; (das haben mir die Mädchen heimlich verrathen, sagts also nicht weiter) und so ists auf einmal heut ein Festtag, aber ganz ohne Anlaß; nur blos um sich Vergnügen zu machen, das gefällt mir nun gar zu sehr, und es soll mir keiner so gleich auf die Engländer schimpfen. Außerdem leb ich hier prächtig; vor allen giebts viel Musik, ich spiele wohl 3–4 Stunden den Tag, und componire mancherley, unter andern einen Ausgangssatz für die nächste Hochzeitsfeyer. Auch ist das verrückte Lied an die Tragöden abgegangen. Du, Fanny mußt die Correcturen machen. Ferner habe ich Miß Anne voreilig versprochen das Bouquet Nelken mit einer Rose in der Mitte, was sie mir neulich schenkte, zu componiren, und laborire etwas dran; ich muß es in ihr Buch schreiben und den Strauß drüber zeichnen, es wird, wie Seidel sagt, sehr zart. Mein Violinquartett schicke ich bald fertig hinüber, und zur Vollendung meiner Reform. Symph. war ich neulich 500' unter der Erde, viell. nicht ohne Erfolg. Die Hebridengeschichte kann auch toll werden, und zur silbern. Hochz. braue ich viel Getränk. – Das ist die Musik explicite. – Implicite ist sie nun, wenn wir alle zusammen drüben an der Schleuse sitzen und zeichnen: Miß Anne und ich die Schleuse, Susan ihre Schwester Anne, die jüngste mit dem Rücken gegen uns den weitern Lauf des Bachs, der Cousin die ganze Gruppe, und dann kommt der Vater aus seinem Bergwerk über die Brücke, und lächelt sehr behaglich, und plaudert mit uns, die wir uns nicht stören lassen; am Abend wenn genug Musik gemacht ist werden dann die Zeichnungen genommen und gebessert; Anne führt die ihrigen gut aus und hat Licht und Schatten, ich nehme die Sachen breiter und richtiger, Susans Staffage wird in unsre Landschaft eingetragen, sie braucht unsre Bäume als Hintergrund und so fort. – Oder wenn wir zusammen spazieren reiten, denn die Mädchen nehmen sich in den blauen Reitkleidern erträglich aus; so war ich neulich mit dem Bruder John und der ältsten Schwester, und machten in der Nachbarschaft einen Besuch an 2 alte Damen, so ritt ich gestern mit dem Cousin und Susan weit durch die Gegend über 12 Meilen nach dem Thale Clwid; hat man nun eine Weile tüchtig Weg gemacht, über mein Deutsches Traben gesprochen und gelästert, und reitet dann langsam und conversirt, und fängt dann so eine stille Engländerinn auf einmal an, von Dir, Beckchen, zu sprechen, und mir zu beschreiben, wie sie Dich reiten lehren wolle wenn Du nach Coed Du kommst, (denn daß ihr kommt, ist seit einigen Tagen den Mädchen ganz unzweifelhaft) und wie Du viel besser reiten werdest, als Fanny (ich glaub es fast selbst), und welche Zimmer ihr dann bewohnen sollt. – Oder wenn alle Mittag von demselben lieben Hausfreund geredet wird, der jetzt gerade nach Mexico ist, und Capitain Lion heißt, Vater wird sich aus Ritters Colleg seiner entsinnen, er ist derselbe der die Wüste Sahara schnell verließ, um nach dem Nordpol zu gehen, und wenn der Vater dann die schönsten Züge von Lions Reisen erzählt, und die Töchter die Amerikanischen Ringe zeigen die er jeder geschenkt, und die Mutter mir gern die Lieder der Esquimaux beschreiben möchte, die er ihnen an Sommerabenden im Freyen vorsang. – Alles das ist freilich Musik und recht schöne; wißt ihr noch, daß ich bei Potsdam mal für Heliotrop schwärmte, ich thue es hier für eine große Nelkenart (Samen davon wird mitgebracht) und alle Morgen bekomme ich die schönsten geschenkt, mein Zimmer duftet gar zu süß; und wenn ich am Sonntag nicht Clavier spiele, weil ich deutlich merke daß es ihnen unangenehm ist, und dann am Abend ihnen was ernsthaftes, geistliches von Händel od. dgl. spielen muß: so ist das vielleicht doppelte Musik. Morgen ist in Holywell ein publ. diner Hrn. Taylor von den Leuten in der Umgegend gegeben; dem wohne ich noch bey, als Hausfreund; denn ich glaube ich darf mich fast so nennen, und fahre dann übermorgen nach London zurück. Von da aus mache ich mehrere Dinge richtig, bedanke mich bei allen Freunden und Gönnern, schreibe an Moschel., Johnston etc. führe meine Zeichnungen aus, gehe über den Canal etc. etc. Dies Ende schreibe ich schon neben der Dampfmaschine von der ich sprach, denn in der Mitte wurde ich abgerufen, und spazierte mit den Damen hieher ins Thal, wos Zelt steht. Das Weitre will ich eben erleben, und Euch dann schreiben.
Euer F.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1829-09-02-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1829-09-02-01" xml:id="title_efd2d8b9-5ee0-4b32-9fea-749dc42f3a54">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Coed Du, 2. September 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_0ad689dd-7fec-4c92-b3a0-89db6b59613c">An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_68e36a6c-24e1-4e3f-87d6-a2ff403c7acc">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 214 </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. II/83.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1829-09-02-01" type="letter" xml:id="title_9b99237f-4f85-414d-ae0a-0d0f4aa79416">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Coed Du, 2. September 1829</title> <incipit>An die Schwestern will ich ihn richten, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Mehrfache Textverluste durch Siegelabriss.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 272-278.</bibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 90-95.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-09-02" xml:id="date_96e44681-4fe3-4fdb-85ad-5d5b7f7d99d2">2. September 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_63899101-d239-44fa-9fb6-fa000d913b05">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_5e5e2683-32db-4aa6-ac4d-c81d80b71e96"> <settlement key="STM0100165">Coed Du</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0117586" resp="receiver" xml:id="persName_c12da0d1-1d5d-4af4-93f6-0b361dd94c21">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="receiver" xml:id="persName_96e7ed64-697f-489b-aca0-db3f0568a85d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f18db7cb-f30e-4e74-b245-5e348af0cb9f"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_0aa98eb1-3ea1-43e8-88a1-40bfd08c4e88"> <head> <address> <addrLine>Mess.</addrLine> <addrLine>Mess. Doxat &amp; Co</addrLine> <addrLine>London.</addrLine> <addrLine>pour Mr. Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_695d84b3-cdce-4478-8c81-3bf5f726f545"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">d. <date cert="high" when="1829-09-02" xml:id="date_ceaf6890-7305-44ac-8968-67a995847976">2 Sept. 29</date></dateline><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">An die Schwestern will ich ihn richten</seg>, hab meine Gründe dazu; es ist der Wendepunctbrief für dies Jahr, denn von nun an werden sie posttäglich näher und näher adressirt, bis sie ganz aufhören; dies der eine, es ist eben nichts wichtiges, ernsthaftes, geschäftsmäßiges zu berichten, sondern mehr von Gärten, Zeichnen, Lämmern, dies der andre, und zum erstenmal seit Deutschland bin ich wieder mal herzlich und zutraulich mit Menschen zusammen, und freue mich ihrer, und denke Eurer: Dies der Hauptgrund. Denn viel ist von Euch Schwestern hier die Rede, <persName xml:id="persName_1b1660ae-f5c9-418a-85ed-2dc7e42d13fa">sie<name key="PSN0115264" style="hidden">Taylor, Familie von → John T.</name></persName> machen <title xml:id="title_97159787-aa9a-4994-8a99-755938beb550">Euerm Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109205" style="hidden" type="art">Rebecka und Fanny Mendelssohn Bartholdy (aquarellierte Zeichnung 1828)</name></title> schrecklich die Cour, und kennen Euch sehr gut mit Vornamen und allem, und ich beschreibe Euch pünctlich. Zwar hätte ich Euch alles dies schon von <placeName xml:id="placeName_ab61b699-c349-4c11-86f4-3d64ef6c5240">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> aus schreiben können; denn wie ich im letzten Brief meldete werde ich gegen Ende dieser Woche da sein; weil ich aber nicht weiß wieviel Zeit und Lust die schnelle Reise und vieles andere bei meiner Ankunft in L. zum Schreiben lassen werden, weil ich zweifle, daß ich Euch so heiter von da aus anreden kann, wie ich es nun grade jetzt mag, so ist es besser, daß ich den Brief noch von hier aus schicke, wenn er auch ein Paar Tage älter ist; hier nämlich ist Coed Du, das Landgut in England. Den Tag meines letzten Briefes aus Llangollen fuhr ich allein in der mail durch furchtbaren Regen; ging dann zu Fuß ins Thal von Llanrwst, und fuhr im offnen Wagen nach Conway, wo ich so naß ankam, wie ich vielleicht noch nie in meinem Leben gewesen war. Den folgenden Tag fuhr ich nach Holywell wo ich Briefe von Euch erwartete, und keine fand; ich kam nasser an, als den vorigen Tag, diesmal war meine Stube schlecht, der Kopf brummte mir vom Sturm, die gehofften Nachrichten von Hause, an denen ich immer einen Taglang kaue und zehre blieben aus, das Kamin rauchte, kurz so behaglich ich es im Wirthshaus das erstemal fand, so unbequem langweilig war es das 2<hi rend="superscript">te</hi> mal, und wie ich denn überhaupt alle Zweitenmale hasse oder fürchte, so zitterte ich vor der Rückkehr nach Coed Du. Dazu hatte ich nichts zu lesen, weil <title xml:id="title_2ce0f6e7-2a54-46bc-a643-1485f220f081">der erste Theil von Guy Mannering<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)</name><name key="CRT0110828" style="hidden" type="literature">Guy Mannering or The Astrologer</name></title> den ich mir in der neuen 5 sh. Ausgabe kaufe, zu Ende war, und der 2<hi rend="superscript">te</hi> erst heut in <placeName xml:id="placeName_31a7a719-6c31-4324-a364-1b10e7fd5634">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> erscheint; nahm also die Zeitungen und las vom Irländischen Dampfschiff, das der Capitain schon aufgegeben hatte, dem alle Kohlen fehlten, das statt 26, 56 Stunden ging; in dem die Passagiere auf der Erde lagen, die Aufwärter auf den Vieren kriechen mußten, die Damen nicht aus der Ohnmacht erwachten, und das nur durch ein augenblickliches Anhalten des Wüthewinds gerettet ist; dann wieder von zwei Personen die trotz alles Läugnens, mancher Unwahrscheinlichkeiten, in drei Tagen verdammt und gestorben sind, und so mehrere häßliche Sachen. Am andern Tage aber kam das Landgut, und nun möchte ich doch so gerne beschreiben, aber wie soll ich es machen; wenn jeder Schritt, jeder Augenblick, alles so ganz von Deutschl. verschieden ist, was soll ich hinausheben? Ich wollte, ich wäre ein berühmter Schriftsteller, es wäre was für mich. Doch lege ich los mit Beschreiben, für Euch <persName xml:id="persName_b197d47e-cba8-43ac-b08c-49d0f2ff95c1">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ist es gut genug. Englisch spricht man hier, so fein wie nur möglich, und ich nehme mich sonderlich aus zuweilen; aber das thut wenig. Der Vater also, <persName xml:id="persName_82b796b6-1ab9-4e9b-982b-61755998aa99">Hr. Taylor<name key="PSN0115271" style="hidden">Taylor, John (1779-1863)</name></persName>, ist der Englischste Engländer den ihr erdenken könnt. (À propos, <persName xml:id="persName_1ee058f5-6a80-4032-a3d4-6ac51310d7e3">Hamilton<name key="PSN0111683" style="hidden">Hamilton, Sir Alfred</name></persName> &amp; Co. kenne ich nicht, habe sie nicht gesehn, und sie zu nichts als zu einem Singakademiebillete empfohlen). Der <persName xml:id="persName_7f31f6e7-ea1f-4292-9656-6189295361b3">Hausherr<name key="PSN0115271" style="hidden">Taylor, John (1779-1863)</name></persName> also ist der Inhaber ungemein bedeutender Bergwerke in vielen Theilen Englands, und scheint sehr angesehn in seinem Fach; hier hat er sechs Bleiwerke und inspicirt die mit seinen <persName xml:id="persName_4c7f3ba8-944f-4b3b-ab08-3f73514b26ed">Söhnen<name key="PSN0115272" style="hidden">Taylor, John jun. (1808-1881)</name><name key="PSN0115275" style="hidden">Taylor, Richard (1810-1883)</name></persName>, die waren in Deutschland, sprechen Deutsch mit mir, jagen auf Mord, (Dick hat gestern 15 Rebhühner und einen Fasan geschossen) reiten Carriere über die Wiese vor dem Haus, fischen, richten die Hunde gut ab, und necken ihre <persName xml:id="persName_ef01896b-7bd8-47e0-81f0-517d774a0b69">Schwestern<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName>. Diese haben ihre Meriten, hübsch ist eigentlich nur die <persName xml:id="persName_176325df-d3b6-40dc-aaab-eda1370b4631">zweite<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName>, diese aber sehr, und spricht einen guten Ton, aber gut sehn sie alle aus, und die <persName xml:id="persName_4397b250-536f-4b62-a578-91ebeb09369d">älteste<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName> ist ein prächtiges Mädchen, so wie auch an der <persName xml:id="persName_e726dc92-3aeb-4d5e-9bca-f6e56e39205d">jüngsten<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name></persName> nichts getadelt werden muß. Zum Glück spielt hauptsächlich die <persName xml:id="persName_586087b3-db62-43b7-a7f5-db88c4fe71aa">zweite<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> Clavier, und ich gab ihr schon manchen guten Rath, wie sie das Gelenk lose halten müsse, und die Finger: so! Aber die <persName xml:id="persName_b2cd99b6-28bd-435f-81eb-903b2e86645a">älteste<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName> zeichnet vortrefflich Landschaften, und kann auch Männer und Frauen im Vordergrund anbringen; da das mir nun nicht gegeben ist, so macht sie mir zu einigen Schottischen Gegenden gute Staffage, unter andern gestern ein Paar wundernette Hochländer, die <persName xml:id="persName_f800316f-0fc0-4491-8cbb-3b9e423c71c2">jüngste<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name></persName> aber hat mir eben ein kleines Nadelkissen geschenkt. Die <persName xml:id="persName_2ef4665f-0f9a-41a4-a0f6-ff4c48e583d1">Mutter<name key="PSN0115266" style="hidden">Taylor, Ann Rowe (1780-?)</name></persName> ist ruhig, und still, und gut; man sieht wohl, daß sie das Ganze führt und regelt, ob sie schon wenig spricht; ich bin ihr von Herzen gut, und sie mir auch, denk ich; sie erinnert mich oft lebhaft an Dich, liebe <persName xml:id="persName_64249338-0f2a-44cf-a84c-706374235e0e">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, sogar im Gesicht ist zuweilen die Ähnlichkeit auffallend. Außerdem sind da: 3 lange, dürre, häßliche, moquante Cousinen aus Irland, unverheirathet, alt, heimlich kichernd, in papagaygrünen kurzen Kleidern; wir stehn in offner Fehde gegeneinander und hassen uns sehr; item ihr Bruder, ein stiller, grämlicher junger Mann, spielt das Horn und versteht was vom Bergbau; ferner ein andrer Cousin, mein <persName xml:id="persName_3b22741c-2e7e-4b2a-b02c-0b61a440b181">Reisegefährte<name key="PSN0115273" style="hidden">Taylor, John Edward</name></persName>, schießt viel Kaninchen, zeichnet, macht der jüngsten Cousine fast den Hof; item ein ruhiger Seecapitain, item 3 Ponys, 2 Donkeys, (i.e. Esel) ein Phaeton, ein in Sammt und Seide gehüllter Bediente, Gärtner, Bauern etc. Die Scene ist zwischen Mold und Ruthin in Flintshire, Zeit 12 Uhr Mittags. Die vielen Fremden sind aber erst seit gestern hier, und wollen der großen fête beiwohnen, die in einer Stunde losgeht. In einem engen Thale 6 Meilen von hier ist nämlich ein Zelt aufgebaut, unter dem heut zu Mittag gegessen wird; da ist nun die ganze Nachbarschaft gebeten, versammelt sich hier um 1, und bewegt sich dann zu Fuß nach dem besagten Zelt zu; wo es hübsch ist, wird still gehalten und nach allen 4 Weltgegenden hin gezeichnet, die <persName xml:id="persName_24148c57-5947-4577-b486-0be760349d5f">Mutter<name key="PSN0115266" style="hidden">Taylor, Ann Rowe (1780-?)</name></persName> reitet zu Esel, für Honorazioren ist der Phaeton angespannt, der gestern geschoßne Phasan steckt schon in der braunen Pyekruste, viel Blumen muß der Gärtner bringen, ich sehe aus meinem Fenster weiße Kleider auf der Wiese umherschimmern, ists gut Wetter so lachen wir; sollt’ es regnen so lachen wir noch mehr; auch ist eine Dampfmaschine in der Nähe, an der wir uns wärmen können, und unterkriechen im schlimmsten Falle; wenn wir zu Hause kommen heut Abend so finden wir den Saal erleuchtet und offen, weil getanzt werden soll; (das haben mir die <persName xml:id="persName_0e1bee83-c0a2-435f-8156-cb474ea2587d">Mädchen<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> heimlich verrathen, sagts also nicht weiter) und so ists auf einmal heut ein Festtag, aber ganz ohne Anlaß; nur blos um sich Vergnügen zu machen, das gefällt mir nun gar zu sehr, und es soll mir keiner so gleich auf die Engländer schimpfen. Außerdem leb ich hier prächtig; vor allen giebts viel Musik, ich spiele wohl 3–4 Stunden den Tag, und componire mancherley, unter andern einen Ausgangssatz für die nächste Hochzeitsfeyer. Auch ist das verrückte Lied an die Tragöden abgegangen. Du, Fanny mußt die Correcturen machen. Ferner habe ich <persName xml:id="persName_de186f12-7957-4f84-8acf-bcdc61bcc64c">Miß Anne<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName> voreilig versprochen das Bouquet Nelken mit einer Rose in der Mitte, <title xml:id="title_aebac18a-d851-46ce-9205-70072872b895">was sie mir neulich schenkte, zu componiren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2ohflonf-fv7o-h60y-emyk-ozrut51wsox3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100420" style="hidden">Fantaisie ou Capriccio (Nelken und Rosen in Menge) A-Dur, 4. September 1829<idno type="MWV">U 70</idno><idno type="op">16/1</idno></name></title>, und laborire etwas dran; ich muß es in ihr Buch schreiben und den Strauß drüber zeichnen, es wird, wie <persName xml:id="persName_d8e8e40a-a231-4480-927a-b98aa5d0b7d0">Seidel<name key="PSN0114845" style="hidden">Seidel, Carl Ludwig (1787-1844)</name></persName> sagt, sehr zart. <title xml:id="title_793bd67f-1d25-4629-8d17-bdd7afc9148c">Mein Violinquartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_j2u9jirs-poyy-2ad9-zdgx-3hojuysfaafd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> schicke ich bald fertig hinüber, und zur Vollendung <title xml:id="title_fecc55c4-33b4-4de9-833f-604727976c3d">meiner Reform. Symph.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8l9zwhml-9zgs-vqog-kz7k-cvresnttag0f"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title> war ich neulich 500' unter der Erde, viell. nicht ohne Erfolg. Die <title xml:id="title_3501af60-6e61-482a-ad16-4fabace2ae5a">Hebridengeschichte<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vxx3cjrx-vndp-8vuf-xdiy-bls0b63umnvh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> kann auch toll werden, und zur silbern. Hochz. braue ich viel Getränk. – Das ist die Musik explicite. – Implicite ist sie nun, wenn wir alle zusammen drüben an der Schleuse sitzen und zeichnen: <persName xml:id="persName_c0a6a005-7b73-4c7a-8007-520b70d7c451">Miß Anne<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName> und ich die Schleuse, <persName xml:id="persName_95c0f5b9-00b7-4ad1-8ea4-c07b2114eca3">Susan<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> ihre <persName xml:id="persName_aa042a33-3cf4-4eb4-b1a0-20b6895b4c41">Schwester Anne<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_f1d494ad-44cf-42e6-aa3b-015e7084c3a3">jüngste<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name></persName> mit dem Rücken gegen uns den weitern Lauf des Bachs, der <persName xml:id="persName_acdae85f-16e4-431d-9f74-e3a6c47e5d01">Cousin<name key="PSN0115273" style="hidden">Taylor, John Edward</name></persName> die ganze Gruppe, und dann kommt der <persName xml:id="persName_3a3856df-8058-473b-a2de-f09652f43723">Vater<name key="PSN0115271" style="hidden">Taylor, John (1779-1863)</name></persName> aus seinem Bergwerk über die Brücke, und lächelt sehr behaglich, und plaudert mit uns, die wir uns nicht stören lassen; am Abend wenn genug Musik gemacht ist werden dann die Zeichnungen genommen und gebessert; <persName xml:id="persName_25b86491-90d8-45ea-bf0e-4145bbe3cd92">Anne<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName> führt die ihrigen gut aus und hat Licht und Schatten, ich nehme die Sachen breiter und richtiger, <persName xml:id="persName_8b762740-eef2-48eb-99c4-88ac8b75629e">Susans<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> Staffage wird in unsre Landschaft eingetragen, sie braucht unsre Bäume als Hintergrund und so fort. – Oder wenn wir zusammen spazieren reiten, denn die <persName xml:id="persName_56d90dca-ddbd-4c99-9923-242f50fff6ea">Mädchen<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> nehmen sich in den blauen Reitkleidern erträglich aus; so war ich neulich mit dem Bruder <persName xml:id="persName_c90edc14-048e-451d-916b-1c68c846cfa4">John<name key="PSN0115272" style="hidden">Taylor, John jun. (1808-1881)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_ca792697-ae83-42a3-9334-37339e4b0077">ältsten Schwester<name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name></persName>, und machten in der Nachbarschaft einen Besuch an 2 alte Damen, so ritt ich gestern mit dem <persName xml:id="persName_a93e0a7f-281e-4b4f-b3ea-8bdd4d0b123e">Cousin<name key="PSN0115273" style="hidden">Taylor, John Edward</name></persName> und <persName xml:id="persName_a67fa641-055e-4639-b3fa-1a1d178ed5a4">Susan<name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> weit durch die Gegend über 12 Meilen nach dem Th[ale] Clwid; hat man nun eine Weile tüchtig Weg gemacht, über mein Deutsches Traben gesprochen und g[eläste]rt, und reitet dann langsam und conversirt, und fängt dann so eine stille Engländerinn auf einmal an, von Dir, Beckchen, zu sprechen, und mir zu beschreiben, wie sie Dich reiten lehren wolle wenn Du nach Coed Du kommst, (denn daß ihr kommt, ist seit einigen Tagen den <persName xml:id="persName_d19242d8-d62a-4ed3-bd49-a12297a5c2bd">Mädchen<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> ganz unzweifelhaft) und wie Du viel besser reiten werdest, als Fanny (ich glaub es fast selbst), und welche Zimmer ihr dann bewohnen sollt. – Oder wenn alle Mittag von demselben lieben Hausfreund geredet wird, der jetzt gerade nach Mexico ist, und <persName xml:id="persName_a94aab17-8302-48e9-a264-ea29e5809986">Capitain Lion<name key="PSN0113011" style="hidden">Lyon, George Francis (1795-1832)</name></persName> heißt, Vater wird sich aus <persName xml:id="persName_f5cf774e-761d-4acf-8893-30c0e5712dcf">Ritters<name key="PSN0114225" style="hidden">Ritter, Carl (1779-1859)</name></persName> Colleg seiner entsinnen, er ist derselbe der die Wüste Sahara schnell verließ, um nach dem Nordpol zu gehen, und wenn der <persName xml:id="persName_a4b0c74e-9d30-4018-8694-c8fadafed44a">Vater<name key="PSN0115271" style="hidden">Taylor, John (1779-1863)</name></persName> dann die schönsten Züge von <persName xml:id="persName_770c0eb7-aef7-4a4a-b881-f2143084647c">Lions<name key="PSN0113011" style="hidden">Lyon, George Francis (1795-1832)</name></persName> Reisen erzählt, und die <persName xml:id="persName_62e3c165-40ca-4216-8782-afa11212bfa0">Töchter<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> die Amerikanischen Ringe zeigen die er jeder geschenkt, und die <persName xml:id="persName_ce5ddea5-d820-4b5e-93e6-2b1688d65bf8">Mutter<name key="PSN0115266" style="hidden">Taylor, Ann Rowe (1780-?)</name></persName> mir gern die Lieder der Esquimaux beschreiben möchte, die er ihnen an Sommerabenden im Freyen vorsang. – Alles das ist freilich Musik und recht schöne; wißt ihr noch, daß ich bei Potsdam mal für Heliotrop schwärmte, ich thue es hier für eine große Nelkenart (Samen davon wird mitgebracht) und alle Morgen bekomme ich die schönsten geschenkt, mein Zimmer duftet gar zu süß; und wenn ich am Sonntag nicht Clavier spiele, weil ich deutlich merke daß es ihnen unangenehm ist, und dann am Abend ihnen was ernsthaftes, geistliches von <persName xml:id="persName_e59caaa3-98b9-42a5-b236-fda09c070a8a">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> od. dgl. spielen muß: so ist das vielleicht doppelte Musik. Morgen ist in Holywell ein publ. diner <persName xml:id="persName_679926fa-7689-41eb-8a7f-496389c5bed6">Hrn. Taylor<name key="PSN0115271" style="hidden">Taylor, John (1779-1863)</name></persName> von den Leuten in der Umgegend gegeben; dem wohne ich noch bey, als Hausfreund; denn ich glaube ich darf mich fast so nennen, und fahre dann übermorgen nach <placeName xml:id="placeName_16f4ab17-096e-481d-b1d0-5e55ec7708ce">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zurück. Von da aus mache ich mehrere Dinge richtig, bedanke mich bei allen Freunden und Gönnern, schreibe an <persName xml:id="persName_d427cb3c-97bd-430b-a509-9254b2648cb5">Moschel.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7add89a3-5c36-4bd9-956b-e1fbf1e42505">Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName> etc. führe meine Zeichnungen aus, gehe über den Canal etc. etc. Dies Ende schreibe ich schon neben der Dampfmaschine von der ich sprach, denn in der Mitte wurde ich abgerufen, und spazierte mit den <persName xml:id="persName_c35d7f2a-bf32-428a-b907-1e1b8e192cf0">Damen<name key="PSN0115269" style="hidden">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115267" style="hidden">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115277" style="hidden">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> hieher ins Thal, wos Zelt steht. <seg type="closer" xml:id="seg_db9165b4-bad7-4deb-aec9-c617ef7d43d4">Das Weitre will ich eben erleben, und Euch dann schreiben.</seg></p><signed rend="right">Euer F.</signed></div></body> </text></TEI>