fmb-1829-07-17-01
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London, 17. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Es ist der letzte Bogen, den ich habe und da ich keinen andern mehr hier brauche so nehme ich ihn, obwohl er nicht ganz ist. Es geht nun fort, ihr bekommt jetzt den nächsten Brief aus Edinburg und vom Lomond herunter. Schreibt nur regelmäßig fort. Von dem entsetzlichen Treiben in dem ich jetzt lebe habt ihr gar keine Ahndung; der trouble der Ankunft war Spas dagegen. Alles vereinigt sich in diesen letzten Tagen, um mich toll zu machen. Ein wichtiger Augenblick folgt dem andern; nun hat mich noch zu guter Letzt ten Januar auf dem Theater aufgeführt schaffe. Ich will nun sehn, wo möglich auf das nächstfolgende Jahr mir dieselbe Gelegenheit offen zu lassen, das wäre prächtig; ich bin noch Sonntag bei wann ich den Text bekomme, von dem noch keine Zeile da ist, und wie er wird, vor October ist es nicht möglich ihn zu erhalten, in der Mitte December müßte spätestens alles fertig sein, das ist ein Grund dagegen; der wichtigste aber ist, daß ich nicht glaube recht zu handeln, wenn ich dem einmal von
stenam vorigen Montag, gleich drauf mit der Gesandschaft zwei Bogen Tagebuch, und am Dinstag den regelmäßigen Brief mit
Durch
Laßt mich wissen, wie Ihr die Kleinigkeiten unter Euch vertheilt; ich will mal sehen, ob Ihr meine Wahl trefft.
London 17 July 29. Es ist der letzte Bogen, den ich habe und da ich keinen andern mehr hier brauche so nehme ich ihn, obwohl er nicht ganz ist. Es geht nun fort, ihr bekommt jetzt den nächsten Brief aus Edinburg und vom Lomond herunter. Schreibt nur regelmäßig fort. Von dem entsetzlichen Treiben in dem ich jetzt lebe habt ihr gar keine Ahndung; der trouble der Ankunft war Spas dagegen. Alles vereinigt sich in diesen letzten Tagen, um mich toll zu machen. Ein wichtiger Augenblick folgt dem andern; nun hat mich noch zu guter Letzt Werner beim Frühstücke beim Pagen des Königs, Mr. Anderson, aufgesucht, und mir angeboten etwas mitzunehmen, das giebt mir den Rest. Ich schicke Nähnadeln eine Scheere ein montre, eine Arie von Händel und sein Portrait; auch 6 der beliebtesten Carricaturen; sie gefallen mir gar nicht, und scheinen mir grob und übertrieben, indeß die ganze Stadt ist entzückt davon, sie sind der Gegenstand der Conversation bei diners und Bällen, und sind auch freilich wegen der unglaublichen Ähnlichkeit und Frechheit merkwürdig genug. Wellington ist frappant, und Lord Eldon als vergeßner Schoßhund lächerlich ähnlich. Die Arie von Händel habe ich so eben in des Königs Privatbibliothek aus seinem Manuscript-Skizzenbuch abgeschrieben, und das Portrait haben sie mir geschenkt, ich schicke es gleich weiter. Es war schmutzig, und die Feder zur Copie entsetzlich, also entschuldigt beides; das übrige braucht keine Erklärung. Übrigens ist diese Bibliothek außerordentlich wichtig. Ich schreibe an Zelter durch Mühlenfels ein Langes darüber und bitte um Aufträge, denn man hat mir erlaubt zu copiren, was ich will, und es sind an 60 dicke Bände Manuscripte von Händel da vorhanden. – Was mir am meisten diese Tage im Kopf gelegen und ihn verdreht hat, ist daß das Theater Drury Lane neulich in der Probe des Concerts für die Schlesier (Ach, und das wieder!) zu mir einen Philharmon. Director schickte, und mir den Antrag machen ließ, für sie eine Oper zu schreiben. Seitdem hatte ich eine Conferenz mit dem DruryLaner Director, der mir sein bestes Personal, 300 Guineen für die Partitur, einen Text von Planché und andre sehr vortheilhafte Bedingungen anbot. Eben jetzt geht Planché aus meiner Stube heraus, und ich habe die Sache abschlagen müssen, weil sie es nur in dem Falle wollen, daß ich ihnen die Musik zum 15ten Januar auf dem Theater aufgeführt schaffe. Ich will nun sehn, wo möglich auf das nächstfolgende Jahr mir dieselbe Gelegenheit offen zu lassen, das wäre prächtig; ich bin noch Sonntag bei Planché, der ist allmächtig, und ich hoffe das beste. Annehmen konnte ich es aus 1000 Gründen nicht. Ich kann nicht wissen, wann ich den Text bekomme, von dem noch keine Zeile da ist, und wie er wird, vor October ist es nicht möglich ihn zu erhalten, in der Mitte December müßte spätestens alles fertig sein, das ist ein Grund dagegen; der wichtigste aber ist, daß ich nicht glaube recht zu handeln, wenn ich dem einmal von Vater gebilligten Plan, eine Reise zu machen, weniger um zu produciren, als um zu hören, und fortwährend meine Vorsätzen genau zu befolgen, bei der ersten günstigen Anerbietung untreu werde, und das nächste Jahr statt in Italien in London zubringe. Ich will meinen Reiseplan genau befolgen, und dabey natürlich alles mitnehmen, was sich mir anbietet; aber die Reise geht vor, und es zieht mich doch etwas nach Italien, wo es schön sein muß. Mein SommerNsTr. bleibt hier für das Philharm. das ihn verlangt hat. Ebenso mein Choral „Wer nur den lieben Gott“ und wahrscheinlich der Petrus für die festivals; auf die Art bleibe ich in Verbindung und hoffe, daß ich es besser einrichten werde, als es so gewesen wäre, denn eine große Oper mit Ballet, in 3 Acten in 2 Monaten zu schreiben ist zu arg und zu riskirt. Ein andermal. – Das Concert für die Schlesier war prächtig, das Beste in der saison, Damen kuckten hinter den Contrabässen hervor; als ich aufs Orchester kam ließen mich Johnstons Ladys rufen, die zwischen die Fagotten und das Baßhorn gerathen waren, und fragten mich, ob sie da wohl gut hören könnten; eine Dame saß auf einer Pauke; die Rothschild und die St: Antonio campirten auf Bänken im Vorsaal, kurz die Sache war äußerst brillant. Ich kann keine détails schreiben, weil mich alles drängt; habe schon 2 Besuche während des Schreibens gehabt. Das Schicksal hat zuweilen haut gout und raffinirt auf Plaisir; so war das vorletzte Hamburger Dampfboot 8 Tage unterwegs, und ich bekam Euern Brief vom 1sten am vorigen Montag, gleich drauf mit der Gesandschaft zwei Bogen Tagebuch, und am Dinstag den regelmäßigen Brief mit Hensels lieben Worten, und mit allen andern schönen Dingen für die ich so sehr danke. Ich muß schließen, ich kann nicht mehr. Durch Mühlenfels schicke ich auch an den armen Heyse einen Brief. Auch an Zelter und Droysen gebe ich ihm Schreiben mit. Nun ist’s mit London aus. Ich habe genossen das Londoner Glück, ich kenne das Nest recht gut. Es ist nicht so übel, und ziemlich großstädtisch; nun in die Berge hinein, und dann über’s Meer, und dann nehme ich den schmutzigen ledernen Taktstock, der neben mir liegt, und der neulich in der Ouvert. tüchtig aufklopfen mußte, weil es wackelig ging, den nehme ich dann, und studire die neue Symphonie ein, die am Hochzeitabend aufgeführt werden muß, an welchem ich in Englischem Dress erscheinen will; und dann wollen wir viel Musik machen. Bei Gott es soll nett werden; laßt nur ein Paar Monat ins Feld sein; erst muß ich noch die Gesellschaft felix meritis beschnüffeln. Wir werden uns auch nicht beißen. Nun aber geht es fort, und ich nehme von Euch Abschied. Lebt wohl, bleibt mit mir, wir wollen uns von den Seeen aus schreiben. Auf Wiedersehn. Felix Laßt mich wissen, wie Ihr die Kleinigkeiten unter Euch vertheilt; ich will mal sehen, ob Ihr meine Wahl trefft.
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-17" xml:id="date_0def5e58-b7a7-45a5-a39e-933ec8c024b0">17. 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Ich will meinen Reiseplan genau befolgen, und dabey natürlich alles mitnehmen, was sich mir anbietet; aber die Reise geht vor, und es zieht mich doch etwas nach Italien, wo es schön sein muß. <title xml:id="title_e0a26fcd-d551-417e-b7b7-e0058b736af2">Mein SommerNsTr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hsomvbto-50rn-lu15-2077-tpeycxkgmaps"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. 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Ebenso <title xml:id="title_3077684e-9db7-4186-81a7-8c481ae40edd">mein Choral „Wer nur den lieben Gott“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_thaqraxx-sqp8-h6tp-ro0q-lfcmc5ujvtcl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100107" style="hidden">Choral »Wer nur den lieben Gott lässt walten« für Sopran solo, gemischten Chor und Orchester, [1828/1829]<idno type="MWV">A 7</idno><idno type="op"></idno></name></title> und wahrscheinlich der <title xml:id="title_c12db24e-922c-4ea2-ba5b-2750d8f85d34">Petrus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_niaxgclo-yucy-qnrm-8cdx-xgw07d0vohxk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100104" style="hidden">»Tu es Petrus« für gemischten Chor und Orchester, [ca. September 1827] bis 14. November 1827<idno type="MWV">A 4</idno><idno type="op">111</idno></name></title> für die festivals; auf die Art bleibe ich in Verbindung und hoffe, daß ich es besser einrichten werde, als es so gewesen wäre, denn eine große Oper mit Ballet, in 3 Acten in 2 Monaten zu schreiben ist zu arg und zu riskirt. Ein andermal. – Das Concert für die Schlesier war prächtig, das Beste in der saison, Damen kuckten hinter den Contrabässen hervor; als ich aufs Orchester kam ließen mich <persName xml:id="persName_3dbd6400-78a0-4ad7-8939-3c0c0baa9955">Johnstons Ladys<name key="PSN0112263" style="hidden">Johnston, Frederica Paulina Maria (1804-1872)</name><name key="PSN0112264" style="hidden">Johnston, Janet Mary (1808-1846)</name></persName> rufen, die zwischen die Fagotten und das Baßhorn gerathen waren, und fragten mich, ob sie da wohl gut hören könnten; eine Dame saß auf einer Pauke; die <persName xml:id="persName_e079b3a8-e317-44da-a084-3b0c00b7174f">Rothschild<name key="PSN0114315" style="hidden">Rothschild, Hannah (seit 1817) de (seit 1822) Baronne de (1783-1850)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_91ada4c0-cc60-407f-8beb-459dbec0c757">St: Antonio<name key="PSN0115046" style="hidden">St. Antonio, Madame</name></persName> campirten auf Bänken im Vorsaal, kurz die Sache war äußerst brillant. Ich kann keine détails schreiben, weil mich alles drängt; habe schon 2 Besuche während des Schreibens gehabt. Das Schicksal hat zuweilen haut gout und raffinirt auf Plaisir; so war das vorletzte Hamburger Dampfboot 8 Tage unterwegs, und ich bekam Euern Brief vom 1<hi rend="superscript">sten</hi> am vorigen Montag, gleich drauf mit der Gesandschaft zwei Bogen Tagebuch, und am Dinstag den regelmäßigen Brief mit <persName xml:id="persName_8f239dcb-b6f0-46ca-a823-d84ac9e6fbc9">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> lieben Worten, und mit allen andern schönen Dingen für die ich so sehr danke. Ich muß schließen, ich kann nicht mehr.</p><p>Durch <persName xml:id="persName_3946e081-2e6e-403b-a163-7237c8c2e125">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> schicke ich auch an den armen <persName xml:id="persName_80380f6f-ab85-4802-8fbb-d4f153c5f096">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> einen Brief. Auch an <persName xml:id="persName_fbd7443a-7680-4b19-928b-3d1097e8d0a4">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_138c0615-ec66-4729-a5b9-5ff15fb439f6">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> gebe ich ihm Schreiben mit. Nun ist’s mit London aus. Ich habe genossen das Londoner Glück, ich kenne das Nest recht gut. Es ist nicht so übel, und ziemlich großstädtisch; nun in die Berge hinein, und dann über’s Meer, und dann nehme ich den schmutzigen ledernen Taktstock, der neben mir liegt, und der neulich in der <title xml:id="title_7b43cdb9-2305-47a7-afb5-7fc6f371b78e">Ouvert.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tf2ixktj-ssky-ynki-ugwq-czer1zlgsoot"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> tüchtig aufklopfen mußte, weil es wackelig ging, den nehme ich dann, und studire <title xml:id="title_6de46618-111d-454a-b237-01d063c56d25">die neue Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_r8ej76qz-trpm-khdi-drkf-knirjndnkpeu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name></title> ein, die am Hochzeitabend aufgeführt werden muß, an welchem ich in Englischem Dress erscheinen will; und dann wollen wir viel Musik machen. Bei Gott es soll nett werden; laßt nur ein Paar Monat ins Feld sein; erst muß ich noch die <placeName xml:id="placeName_362d7b5b-5d2d-4938-b346-43e86cf5a12d">Gesellschaft felix meritis<name key="NST0100453" style="hidden" subtype="" type="institution">Konzertgesellschaft Felix Meritis</name><settlement key="STM0100369" style="hidden" type="">Amsterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName> beschnüffeln. Wir werden uns auch nicht beißen. Nun aber geht es fort, und ich nehme von Euch Abschied. <seg type="closer" xml:id="seg_b2d24f6b-2e40-43a9-9b17-7cdbab62a9cb">Lebt wohl, bleibt mit mir, wir wollen uns von den Seeen aus schreiben. Auf Wiedersehn.</seg></p><signed rend="right">Felix</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_e58b9e23-37a2-4b9d-86d4-9df5e20eecb9"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Laßt mich wissen, wie Ihr die Kleinigkeiten unter Euch vertheilt; ich will mal sehen, ob Ihr meine Wahl trefft.</p></div></body> </text></TEI>