fmb-1829-07-16-03
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London, 16. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
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Lea Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
es ist lange her, daß ich Dir nicht geschrieben habe. Um so mehr freue ich mich, die Gelegenheit jetzt ergreifen zu können, um Dir Angenehmes und Tröstliches zu melden. Deine Landsleute haben Deinem Briefe an meinen sollte und müßte nun gehen und das Konc. müßte gegeben werden. Mir kam dabei sehr in den Sinn, wie Du mir einmal Geld liehest für den Balgentreter an der alle ausgezeichneten Sänger mußten schon honoris causa umsonst singen, viele Instrumentalspieler hatte die
Nimms nicht übel, daß in dem Br. eigentl. nichts sonst als Konc. und wieder Konc. Es ist das Neuste und hat mich so lebhaft beschäftigt und weß das Herz voll ist etc. Seit dem Anfang der Geschichte habe ich mich darauf gefreut, Dir diesen Br. schreiben zu können. Da ist er nun.
Lieber Onkel! es ist lange her, daß ich Dir nicht geschrieben habe. Um so mehr freue ich mich, die Gelegenheit jetzt ergreifen zu können, um Dir Angenehmes und Tröstliches zu melden. Deine Landsleute haben Deinem Briefe an meinen Vater, worin Du das Unglück durch Wolkenbruch und Ueberschwemmung beschreibst, eine sehr beträchtliche Unterstützung zu danken, die in wenigen Wochen auf officiellem Wege dort anlangen wird. Ich kann Dir nicht sagen, wie herzl. lieb es mir ist, daß sie es zunächst Deinem Schreiben schuldig sind, und daß ich auch Gelegenheit hatte, dazu behülfl. zu sein. Es verhält sich so mit der Sache: die Sontag hatte auf vieles Zureden versprochen, im Mai ein Koncert für die Danziger zu geben, es schien ihr aber die Lust zu fehlen, denn sie verschob es auf den Juni, dann auf d. Juli; und endlich, da ihr Benefiz so schlecht ausfiel, daß sie noch Geld zusetzen mußte, gab sie es gänzl. auf; mir that es leid, ich ging mehreremale zu ihr und sprach mit ihrem homme d’affaires und ihrer Gesellschaftsdame (denn sie ist ordentl. v. einem kleinen Hofstaat umgeben und man wird selten vorgelaßen), beide erklärten sich aber so entschieden dagegen und wurden am Ende so unhöflich, daß ich fortging mit dem Vorsatz nie wiederzukommen. Tags darauf erhielt ich den Br. meiner Eltern mit der Abschrift des Deinigen, und ich weiß nicht, wie es kam, aber ich schwor mir zu, es sollte und müßte nun gehen und das Konc. müßte gegeben werden. Mir kam dabei sehr in den Sinn, wie Du mir einmal Geld liehest für den Balgentreter an der Orgel in Reinerz und es nicht wiedernehmen wolltest; wie Du erst sagtest, meine Musik habe Dir für 8 gr. Vergnügen gemacht und nachher ernsthaft zusetztest, wenn ich mir durch mein Spiel mal was verdienen könnte, möchte ichs an die Armen geben. Auch wie wir so vergnügt damals zusammen gewesen sind, und vieles andre kam mir in den Sinn, und ich lief gleich zur S., ließ mich nicht abweisen, weigerte mich den homme d’affaires und die Dame zu sprechen, setzte ihr sehr arg zu, versicherte, sie müße nun ein Konc. geben, da es in der Staatszeit. gestanden habe, und die Schlesier hätten es nöthiger als die Danziger, kurz sie entschloß sich es zu unternehmen. Nur sie, bei ihren ausgebreiteten Connexionen, bei ihrer Beliebtheit unter allen Ständen konnte es wagen, den Engländern in einem Augenblicke, wo das Elend in Lond. entsetzl. groß ist und wo man nicht weiß, wie es zu erleichtern od. ihm abzuhelfen sei, ein Konc. für fremde Verunglückte anzukündigen. Alles war dagegen, die Musiker prophezeiten, zumal bei dem vorgerückten Sommer einen leeren Saal, benahmen sich zum Theil kalt und unfreundlich, machten auf die Kosten aufmerksam, die man nicht herausbringen würde; ich trieb aber immer fort, es wurde angezeigt, eine Menge hoher Herrschaften nahmen die Patronage an, alle ausgezeichneten Sänger mußten schon honoris causa umsonst singen, viele Instrumentalspieler hatte die S. sich verpflichtet, viele thaten es mir zu Gefallen, kein Name der nur irgend in der saison geglänzt hatte, fehlte auf dem Programm und auf einmal war die Sache fashionable. Von nun an war der gute Ausgang entschieden, die ganze Stadt sprach davon. Als ich eine Stunde vor dem Anfang des Koncerts am vorigen Mont. vor den Argyll rooms (die der Besitzer auch umsonst gab) vorbei kam, und die Menschenmaße sah, die mit ihren fremden Gesichtern hereinströmte und sich drängte, als ich dann später aufs Orchester ging und es ganz mit schönen geputzten Damen besetzt, alle Logen gefüllt, die Vorsäle sogar voll Menschen fand, so war mir unbeschreibl. froh und freudig zu Muthe und es that mir nur leid, daß man hier keinen größern Koncertsaal hat, denn an 100 Menschen mußten abgewiesen werden. Es sind zwischen 250 und 300 guinéen eingekommen die dem preuß. Gesandten hier übergeben und durch ihn nach Schlesien geschickt werden. Wie die Sache entstanden sei, konnten die Engl. sich nicht erklären; auf dem Zettel stand, die S. hätte von vielen hohen Personen in ihrem Vaterlande Briefe und Aufforderungen erhalten: das warst Du. Die Times merkte gar, daß der König v. Pr. sich an die S. gewendet habe: das warst wieder Du. Bei den Einladungen an die Patronages wurden lebhafte Beschreibungen der Verwüstungen beigelegt, wörtl. übersetzt aus dem Bericht eines Augenzeugen: das warst Du auch. Mit einem Wort, es ist in die Trompete ganz gehörig gestoßen worden, und es ist geglückt. Das Konc. war unstreitig das beste im ganzen Jahre; zu einer Arie war nicht Zeit, die vielen Sänger konnten nur in Quintetten und dergl. verbraucht werden, und dennoch dauerte es beinahe 4 Stunden: die S. hat 6mal gesungen, Drouet flötete, Moscheles spielte ein Konc. für 2 Claviere v. meiner Composition mit mir, meine ouvert. zum Sommern. str. kam auch vor, etc. etc. Genug davon! Das beste ist, daß es gewesen und voll gewesen ist. Bitte, lieber Onkel! schreib mir einmal ein paar Worte, mein Vater wird sie mir schon nach dem schott. Hochlande, wohin ich in ein paar Tagen gehe, zukommen laßen. Laß mich v. Dir wißen, und v. allen den Deinigen, und wie Ihr lebt, und ob Arnold noch immer Lust und Liebe zur Musik zeigt und ausbildet. Grüß sie mir alle recht herzlich und bleibe mir gut. Lebe wohl. Dein F. M. B. Nimms nicht übel, daß in dem Br. eigentl. nichts sonst als Konc. und wieder Konc. Es ist das Neuste und hat mich so lebhaft beschäftigt und weß das Herz voll ist etc. Seit dem Anfang der Geschichte habe ich mich darauf gefreut, Dir diesen Br. schreiben zu können. Da ist er nun.
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(Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. 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