fmb-1829-07-10-01
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London, 10. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Heut weiß ich wahrlich nicht, was ich schreiben soll, theils aus Mangel, theils aus Überfluß an Stoff. Aus Mangel, denn mir fehlen Eure Briefe, ich habe mit dem Hamburger Schiff am Dinstag nichts bekommen, (will aber nicht unruhig sein, unsrer Übereinkunft wegen) und aus Überfluß, denn wenn ich anfange von meinem Leben diese und künftige Woche ausführlich zu erzählen, so werde ich nicht fertig, und es wird ein Tagebuch statt eines Tagebriefs. Was mich fast ausschließlich in dieser Zeit beschäftigt, ist das Concert für die Schlesier; es wird der Wahl der Stücke nach unstreitig das glänzendste des Jahres; was irgend in der saison Aufsehn gemacht hat, wirkt mit, die meisten unentgeltlich; viele Anerbietungen von guten performers haben müssen abgewiesen werden, weil es ohnehin schon bis den andern Tag dauern wird. Den unermeßlichen Zettel schickt Euch
nachheut über 8 Tage nicht genau nehmen; da schreibe ich Euch nämlich den letzten Brief aus Portland Str., und nachher können wohl leicht 14 Tage, 3 Wochen vergehn, ehe ich Gelegenheit finde, Euch etwas zukommen zu lassen. Doch werde ich, wie Ihr, an einem Bogen fortwährend schreiben, und denselben, er sey nun klein oder groß, abschicken, sobald ich eine vernünftige, schnellgehende Post nach London finde, und derer giebt es Gottlob im Lande recht viel; so werdet Ihr in directe Verbindung mit dem tiefen Loch Lomond, und dem hohen Ben Lomond kommen; die Dudelsäcke werden einen großen Freund an mir finden; eine Marschmelodie habe ich schon aufgefunden, die höchst lustig thut, und die sich in fis dur komisch ausnimmt. Selbige wird benutzt; wo ich aber zum Schreiben kommen soll, das weiß ich nicht; ich muß so Schrecklich viel erleben. Vielleicht geht es in den Decembertagen in Berlin. – Ich muß gleich schließen, weil ich Visiten machen muß: p.p.c., was
London d. 10 July. 1829. Heut weiß ich wahrlich nicht, was ich schreiben soll, theils aus Mangel, theils aus Überfluß an Stoff. Aus Mangel, denn mir fehlen Eure Briefe, ich habe mit dem Hamburger Schiff am Dinstag nichts bekommen, (will aber nicht unruhig sein, unsrer Übereinkunft wegen) und aus Überfluß, denn wenn ich anfange von meinem Leben diese und künftige Woche ausführlich zu erzählen, so werde ich nicht fertig, und es wird ein Tagebuch statt eines Tagebriefs. Was mich fast ausschließlich in dieser Zeit beschäftigt, ist das Concert für die Schlesier; es wird der Wahl der Stücke nach unstreitig das glänzendste des Jahres; was irgend in der saison Aufsehn gemacht hat, wirkt mit, die meisten unentgeltlich; viele Anerbietungen von guten performers haben müssen abgewiesen werden, weil es ohnehin schon bis den andern Tag dauern wird. Den unermeßlichen Zettel schickt Euch Klingem., er ist warlich interessant. Meine Ouvertüre zum SommerNsTr. macht den Anfang auf Begehren, und dann spiele ich das Doppelconcert aus E mit Moscheles. Gestern hatten wir in der Clementischen Fabrik die erste Probe, Mde. Mosch. und Herr Collard hörten zu, und ich amüsirte mich himmlisch dabey, denn man hat keinen Begriff von unsern Coquetterien, und wie einer den andern fortwährend nachahmte, und wie süß wir waren. Das letzte Stück spielt Moscheles ungeheuer brillant, er schüttelt die Läufe aus dem Ärmel. Als es aus war, meinten sie alle, es sey so Schade, daß wir keine Cadenz machten, und da buddelte ich gleich im letzten Tutti des ersten Stücks eine Stelle heraus, wo das Orchester eine Fermate bekommt, und Moscheles mußte nolens volens einwilligen eine große Cadenz zu componiren; wir berechneten nun, unter tausend Possen, ob das letzte kleine solo (vide Fanny) stehn bleiben könnte, da die Leute doch applaudiren müßten. Wir brauchen ein Stück Tutti zwischen der Cadenz und dem Schlußsolo, sagte ich. Wie lange Zeit sollen sie denn klatschen, fragte Mosch. ? 10 Minuten I dare say, sagte ich. Mosch. handelte herunter bis auf 5. Ich versprach ein Tutti zu liefern, und so haben wir förmlich Maaß genommen, geflickt, gewendet und wattirt, Ärmel à la mameluke eingesetzt, und ein brillantes Concert zusammengeschneidert. Heut ist wieder Probe, da giebts einen Musikpikenik, denn Mosch. bringt die Cadenz mit, und ich das Tutti. Morgen um 2 ist die große Instrumentalprobe, nachher habe ich Plaisir vor; ich bin nämlich in Stamfordhill, einem grasigen Dorfe voll Bäume Gärten und Rosen bei einem Herrn Richmond mit vielen Töchtern zu Mittag und Abend; Rosen und Mühlenfls mit mir; da wir drei nun an demselben Ort zum Frühstück des Sonntags bei einem andern Bekannten sein sollen, so wurde gestern beschlossen, die Nacht in dem Wirthshaus des Dorfs zuzubringen, dann Morgens früh ins Feld zu gehen, und die Leute durch unsre frühe Gegenwart in Staunen zu setzen, das wird ausgeführt, und wir werden uns als ächte Londoner höllisch vornehm in solcher Kneipe betragen. Nachher muß ich nach St. Paul (eine kleine Reise) um zum letztenmal die Orgel zu spielen, denn es ist mein letzter Sonntag in London, dann muß ich nach Kilborn (eine große Reise) zu Moscheles, der seit dem Verlust seines Kindes zum erstenmale wieder eine kleine Gesellschaft bei sich sehn wird. Montag ist nun das Concert. Dinstag Abend ist eine fête bei Dr. Billing, einem Arzt hier, der mir gestern Mittag auf einen Daumen Engl. Pflaster legte, und mir bei der Gelegenheit Freundschaft schwor; ich wollte nämlich mit einer Dame Wein trinken, und den gläsernen Pfropf mit Gewalt herausziehn, war aber sehr ungeschickt, die Flasche zerbrach mir in der Hand und ich schnitt mich ein bischen, doch muß man gestehn, daß ich zuvor trank und ernsthaft nickte, und dann erst mich dem Doktor Billing anvertraute. Mittwoch ist ein Ball. Donnerstag sind wir alle noch einmal bei Eichthal zusammen zum Mittag und Abend. Freitag ist ein Abschiedsthee mit begleitender Musik bei mir; meine Gäste sind: Klingem, Rosen, Mühlfls., Einbrodt, Collard, Brunel (der junge Architect des Tunnel, dem das Ding damals auf den Hals stürzte) und Eichthal. Endlich Sonnabend ist der Tag der allgemeinen Abreise nach allen vier Weltgegenden. Klingem. und ich nehmen den Weg nach Norden, Rosen geht nach dem Rhein, und Mühlenfels geht – nach Berlin. Ja, ja! Der kriegt Euch eher zu sehn, als ich. Bitte, habt ihn lieb und seid freundlich zu ihm. Wenn ich Euch sage, daß er mir haupsächlich die Lücke, die durch das erste Alleinsein und den Mangel an vertraulicher Mittheilung entsteht, und die durch Gesellschaften und Zerstreuungen nur noch größer wird, ausgefüllt, oder doch weniger fühlbar gemacht hat; daß ich ihm hauptsächl. das gesunde und frohe Gefühl verdanke, welches mich bis jetzt hier auch in dem größten Lärm und Gewirre selten verlassen hat, so bin ich gewiß, Ihr werdet Euch freuen, wenn er hineinkommt, und werdet ihm auch gut sein. Er ist ein kräftiger, tüchtiger und aufrichtiger Kerl. Viel lustige Geschichten wird er Euch aus dieser Zeit erzählen, denn wir sind reich daran, und haben uns vorgenommen uns in den wenigen Tagen die wir noch zusammenbleiben, recht an einander zu freuen. Neulich gingen wir drei von einem höchst diplomatischen diner bei Bülow zurück, und waren satt an fashionabl. Speisen, Gesprächen und Thaten. Da kamen wir bei einem appetitlichen Wurstladen vorbey, in welchem german sausage für twopens ausgestellt war; der Patriotismus überkam uns, jeder kaufte sich eine lange Wurst, wir flüchteten uns in die weniger belebte Portland Street und verzehrten da unsern Einkauf, indem wir vor Lachen kaum die 3stimmigen Lieder begleiten konnten, die Mühlenfels im Baß anstimmte. Beide Professoren hatten ihre Vorlesungen denselben Tag geschlossen und brauchten also nichts zu fürchten; Rosen wird zu Zeiten ganz wild. – Eure Briefe adressirt nur immer an Doxat’s; ich werde ihnen einige Puncte meiner Reiseroute angeben, wohin sie mir alles, was für mich ankommt, nachschicken sollen, aber mit meinem Schreiben müßt Ihr es nach heut über 8 Tage nicht genau nehmen; da schreibe ich Euch nämlich den letzten Brief aus Portland Str., und nachher können wohl leicht 14 Tage, 3 Wochen vergehn, ehe ich Gelegenheit finde, Euch etwas zukommen zu lassen. Doch werde ich, wie Ihr, an einem Bogen fortwährend schreiben, und denselben, er sey nun klein oder groß, abschicken, sobald ich eine vernünftige, schnellgehende Post nach London finde, und derer giebt es Gottlob im Lande recht viel; so werdet Ihr in directe Verbindung mit dem tiefen Loch Lomond, und dem hohen Ben Lomond kommen; die Dudelsäcke werden einen großen Freund an mir finden; eine Marschmelodie habe ich schon aufgefunden, die höchst lustig thut, und die sich in fis dur komisch ausnimmt. Selbige wird benutzt; wo ich aber zum Schreiben kommen soll, das weiß ich nicht; ich muß so Schrecklich viel erleben. Vielleicht geht es in den Decembertagen in Berlin. – Ich muß gleich schließen, weil ich Visiten machen muß: p. p. c., was Klingem. durch pour prendre Concertbillets erklärt. 20 habe ich schon verkauft, und werde noch mehr absetzen; hoffentlich wird es recht voll, und die Schlesier bekommen einen tüchtigen Schadenersatz, sie würden ihn lediglich dem Brief des Onkels zu danken haben, denn ohne den wäre das ganze Concert unterblieben. Ich kann heut nicht mehr und besser schreiben, weil ich Kopfschmerzen und üble Laune besitze, die ganz allein von dem elenden Wetter herkommt, das wir seit 8 Tagen haben. Regengüsse und stechender Sonnenschein, Herbstkälte mit Sturmwind und drückende Schwüle wechseln ab; der Regenschirm kommt nicht zum Trocknen. Es ist langweilig. Wenns nur bei Euch besser ist. Lebt wohl. Felix.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-10" xml:id="date_8b164f0f-4401-4d1d-918c-7cc72440fdba">10. 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Aus Mangel, denn mir fehlen Eure Briefe, ich habe mit dem Hamburger Schiff am Dinstag nichts bekommen, (will aber nicht unruhig sein, unsrer Übereinkunft wegen) und aus Überfluß, denn wenn ich anfange von meinem Leben diese und künftige Woche ausführlich zu erzählen, so werde ich nicht fertig, und es wird ein Tagebuch statt eines Tagebriefs. Was mich fast ausschließlich in dieser Zeit beschäftigt, ist das Concert für die Schlesier; es wird der Wahl der Stücke nach unstreitig das glänzendste des Jahres; was irgend in der saison Aufsehn gemacht hat, wirkt mit, die meisten unentgeltlich; viele Anerbietungen von guten performers haben müssen abgewiesen werden, weil es ohnehin schon bis den andern Tag dauern wird. Den unermeßlichen Zettel schickt Euch <persName xml:id="persName_a0e1de02-8cb0-463e-99d1-17a90a26a675">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, er ist warlich interessant. Meine Ouvertüre zum <title xml:id="title_e37aafd3-6c61-4e61-b44b-a59e85892557">SommerNsTr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wdvtlakx-sdcf-zhqy-nxvm-im699qbgnww0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> macht den Anfang auf Begehren, und dann spiele ich das <title xml:id="title_1aa782e6-ab11-4824-94c3-e038b3ac6c11">Doppelconcert aus E<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zfzrv9et-i9mr-p6ka-rpka-mx9qh06tlswu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100347" style="hidden">Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, [September 1823] bis 17. Oktober 1823<idno type="MWV">O 5</idno><idno type="op"></idno></name></title> mit <persName xml:id="persName_d1fa4f02-501a-43c5-9a3a-e79bbc9a3df1">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>. Gestern hatten wir in der <persName xml:id="persName_85942101-d905-42b5-9d6e-8f6c39cfac34">Clementischen Fabrik<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi & Co., Klavierbaufirma in London</name></persName> die erste Probe, <persName xml:id="persName_657211ef-6a71-4ffe-a114-835150717f5e">Mde. Mosch.<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> und <persName xml:id="persName_81eb6a26-bb57-440c-906e-8e8a3844541a">Herr Collard<name key="PSN0110438" style="hidden">Collard, Frederick William jun. (1795-?)</name></persName> hörten zu, und ich amüsirte mich himmlisch dabey, denn man hat keinen Begriff von unsern Coquetterien, und wie einer den andern fortwährend nachahmte, und wie süß wir waren. 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Morgen um 2 ist die große Instrumentalprobe, nachher habe ich Plaisir vor; ich bin nämlich in Stamfordhill, einem grasigen Dorfe voll Bäume Gärten und Rosen bei einem <persName xml:id="persName_2717bdd8-1edb-4eb8-b731-64c34f9631b5">Herrn Richmond<name key="PSN0114166" style="hidden">Richmond and Lennox, Charles Gordon 5th Duke of (1791-1860)</name></persName> mit vielen Töchtern zu Mittag und Abend; <persName xml:id="persName_94cff342-04b5-4edc-9d06-e83667bdc6d0">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_06c0de58-13b0-44f5-b3e0-1a47def5321d">Mühlenfls<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> mit mir; da wir drei nun an demselben Ort zum Frühstück des Sonntags bei einem andern Bekannten sein sollen, so wurde gestern beschlossen, die Nacht in dem Wirthshaus des Dorfs zuzubringen, dann Morgens früh ins Feld zu gehen, und die Leute durch unsre frühe Gegenwart in Staunen zu setzen, das wird ausgeführt, und wir werden uns als ächte Londoner höllisch vornehm in solcher Kneipe betragen. Nachher muß ich nach <placeName xml:id="placeName_17094b51-0b40-4d95-bfc3-2ed4c726b9af">St. Paul<name key="SGH0100307" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Paul’s Cathedral</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> (eine kleine Reise) um zum letztenmal die Orgel zu spielen, denn es ist mein letzter Sonntag in London, dann muß ich nach Kilborn (eine große Reise) zu <persName xml:id="persName_3d484395-0e9f-49e1-8ff1-d8e685212431">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der seit dem Verlust seines Kindes zum erstenmale wieder eine kleine Gesellschaft bei sich sehn wird. Montag ist nun das Concert. Dinstag Abend ist eine fête bei <persName xml:id="persName_5c69ea3f-210e-43a7-9d8b-05db53e9a904">Dr. Billing<name key="PSN0109951" style="hidden">Billing, Archibald (1791-1881)</name></persName>, einem Arzt hier, der mir gestern Mittag auf einen Daumen Engl. Pflaster legte, und mir bei der Gelegenheit Freundschaft schwor; ich wollte nämlich mit einer Dame Wein trinken, und den gläsernen Pfropf mit Gewalt herausziehn, war aber sehr ungeschickt, die Flasche zerbrach mir in der Hand und ich schnitt mich ein bischen, doch muß man gestehn, daß ich zuvor trank und ernsthaft nickte, und dann erst mich dem <persName xml:id="persName_065c3b5d-9d22-4b3b-a898-09da1915d429">Doktor Billing<name key="PSN0109951" style="hidden">Billing, Archibald (1791-1881)</name></persName> anvertraute. Mittwoch ist ein Ball. Donnerstag sind wir alle noch einmal bei <persName xml:id="persName_ac2a8844-0cf5-4fa6-b69d-3139df57e351">Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName> zusammen zum Mittag und Abend. Freitag ist ein Abschiedsthee mit begleitender Musik bei mir; meine Gäste sind: <persName xml:id="persName_1b372f14-a888-4459-8743-8d5b2f0539c4">Klingem<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, <persName xml:id="persName_40798ac7-25b0-4b37-a75e-6dc87556f182">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_7d6e6f36-14e8-4ceb-a2b7-5dea0f44c9d6">Mühlfls.<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, <persName xml:id="persName_32571741-b91c-45c8-a484-953665cadfa9">Einbrodt<name key="PSN0110873" style="hidden">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName>, <persName xml:id="persName_61854d72-be3f-46d1-95e8-2aee261db140">Collard<name key="PSN0110436" style="hidden">Collard, Charles Lukey (1807-1891)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3898ad63-cd7b-40cc-81bb-c7ca4dfab906">Brunel<name key="PSN0110160" style="hidden">Brunel, Isambard Kingdom (1806-1859)</name></persName> (der junge Architect des Tunnel, dem das Ding damals auf den Hals stürzte) und <persName xml:id="persName_6abe57b0-0c0c-4815-87b7-482da90b53ff">Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName>. Endlich Sonnabend ist der Tag der allgemeinen Abreise nach allen vier Weltgegenden. <persName xml:id="persName_5da38e29-9943-46dd-97a0-7f2604c77502">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und ich nehmen den Weg nach Norden, <persName xml:id="persName_5ad46272-4183-408c-a863-dae9a2e58f97">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> geht nach dem Rhein, und <persName xml:id="persName_39859e19-80d0-46a9-b3cb-9cc5abd64e90">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> geht – nach Berlin. Ja, ja! Der kriegt Euch eher zu sehn, als ich. Bitte, habt ihn lieb und seid freundlich zu ihm. Wenn ich Euch sage, daß er mir haupsächlich die Lücke, die durch das erste Alleinsein und den Mangel an vertraulicher Mittheilung entsteht, und die durch Gesellschaften und Zerstreuungen nur noch größer wird, ausgefüllt, oder doch weniger fühlbar gemacht hat; daß ich ihm hauptsächl. das gesunde und frohe Gefühl verdanke, welches mich bis jetzt hier auch in dem größten Lärm und Gewirre selten verlassen hat, so bin ich gewiß, Ihr werdet Euch freuen, wenn er hineinkommt, und werdet ihm auch gut sein. Er ist ein kräftiger, tüchtiger und aufrichtiger Kerl. Viel lustige Geschichten wird er Euch aus dieser Zeit erzählen, denn wir sind reich daran, und haben uns vorgenommen uns in den wenigen Tagen die wir noch zusammenbleiben, recht an einander zu freuen. Neulich gingen wir drei von einem höchst diplomatischen diner bei <persName xml:id="persName_04ec155a-e709-4e52-9789-bf535d2672ee">Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName> zurück, und waren satt an fashionabl. Speisen, Gesprächen und Thaten. Da kamen wir bei einem appetitlichen Wurstladen vorbey, in welchem german sausage für twopens ausgestellt war; der Patriotismus überkam uns, jeder kaufte sich eine lange Wurst, wir flüchteten uns in die weniger belebte Portland Street und verzehrten da unsern Einkauf, indem wir vor Lachen kaum die 3stimmigen Lieder begleiten konnten, die <persName xml:id="persName_ed0f1256-8e62-42ed-91a3-17e5174907a8">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> im Baß anstimmte. Beide Professoren hatten ihre Vorlesungen denselben Tag geschlossen und brauchten also nichts zu fürchten; <persName xml:id="persName_95839673-03bc-44e5-88c9-b8484894c200">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> wird zu Zeiten ganz wild. – Eure Briefe adressirt nur immer an <persName xml:id="persName_fb95ce8d-5db0-4049-b16c-d9ec62fe2910">Doxat’s<name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat & Co., Bankhaus in London</name></persName>; ich werde ihnen einige Puncte meiner Reiseroute angeben, wohin sie mir alles, was für mich ankommt, nachschicken sollen, aber mit meinem Schreiben müßt Ihr es <hi rend="underline">nach</hi> heut über 8 Tage nicht genau nehmen; da schreibe ich Euch nämlich den letzten Brief aus Portland Str., und nachher können wohl leicht 14 Tage, 3 Wochen vergehn, ehe ich Gelegenheit finde, Euch etwas zukommen zu lassen. Doch werde ich, wie Ihr, an einem Bogen fortwährend schreiben, und denselben, er sey nun klein oder groß, abschicken, sobald ich eine vernünftige, schnellgehende Post nach London finde, und derer giebt es Gottlob im Lande recht viel; so werdet Ihr in directe Verbindung mit dem tiefen Loch Lomond, und dem hohen Ben Lomond kommen; die Dudelsäcke werden einen großen Freund an mir finden; eine Marschmelodie habe ich schon aufgefunden, die höchst lustig thut, und die sich in fis dur komisch ausnimmt. Selbige wird benutzt; wo ich aber zum Schreiben kommen soll, das weiß ich nicht; ich muß so Schrecklich viel erleben. Vielleicht geht es in den Decembertagen in Berlin. – Ich muß gleich schließen, weil ich Visiten machen muß: p.p.c., was <persName xml:id="persName_3865747b-3a32-4161-a933-61169c4191a4">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> durch pour prendre Concertbillets erklärt. 20 habe ich schon verkauft, und werde noch mehr absetzen; hoffentlich wird es recht voll, und die Schlesier bekommen einen tüchtigen Schadenersatz, sie würden ihn lediglich dem Brief des <persName xml:id="persName_569c885f-11c1-4b56-ab27-54dd4afb393c">Onkels<name key="PSN0113233" style="hidden">Mendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)</name></persName> zu danken haben, denn ohne den wäre das ganze Concert unterblieben. Ich kann heut nicht mehr und besser schreiben, weil ich Kopfschmerzen und üble Laune besitze, die ganz allein von dem elenden Wetter herkommt, das wir seit 8 Tagen haben. Regengüsse und stechender Sonnenschein, Herbstkälte mit Sturmwind und drückende Schwüle wechseln ab; der Regenschirm kommt nicht zum Trocknen. Es ist langweilig. Wenns nur bei Euch besser ist. <seg type="closer" xml:id="seg_5e3cc926-941b-4dd2-b8bf-65a3ce9d8410">Lebt wohl.</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>