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fmb-1829-06-25-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>London, 25. Juni 1829 Ihr lieben Geren allzumal! Ich sehne mich nach Euch! Und namentlich heute. Es ist Sommer und die saison geht zu Ende; der erste Abend den ich nun allein auf meiner Stube sitzen kann; drum will ich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 182

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/69. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 25. Juni 1829 Ihr lieben Geren allzumal! Ich sehne mich nach Euch! Und namentlich heute. Es ist Sommer und die saison geht zu Ende; der erste Abend den ich nun allein auf meiner Stube sitzen kann; drum will ich

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 231-233 (Teildruck). Weissweiler, Briefwechsel, S. 73-76 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

25. Juni 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin Deutschland deutsch
Hamburg Steamboat À Mlle. Mlle. Fanny Mendelssohn Bartholdy Berlin (Leipziger Str. no. 3)
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London 25 Juny 1829.

Ihr lieben GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) allzumal!

Ich sehne mich nach Euch! Und namentlich heute. Es ist Sommer und die saison geht zu Ende; der erste Abend den ich nun allein auf meiner Stube sitzen kann; drum will ich ihn auch anwenden, mit Euch einen Congreß zu halten. Draußen gehn die Leute spazieren, pfeifen aus der Stummen von Portici<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name><name key="CRT0107680" style="hidden" type="music">La Muette de Portici (auch: Masaniello) AWV 16</name> und dem Freischütz<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name>, und die Wagen in RegentStreet rasseln heftig. Ihr sitzt an den Ecken des Sophas, ich klemme mich in die Mitte; und nun geht’s los. Das Tagebuch wird ein Tageblatt und folgt auf der nächsten Seite. Aber vor allen Dingen: was ist Eure Meinung über das Programm zur silbernen Hochzeit im December? Schickt mir umgehend Eure Ideen darüber; wenn die Sache aber nicht wenigstens so glänzend wird, wie Euer kaiserlicher Einzug, so sage ich mich von allem los, und feire nicht mit. Eine große Musik mit neuen Schottischen Compositionen, wozu Du, o älteste OtterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847), auch etwas schreiben mußt (hear, hear! Cheers, hurray – Order, order!) schlage ich unmaßgeblich vor; auch kann BrahamBraham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856) eine Arie singen, und NeateNeate, Charles (1784-1877) ein Concert spielen etc.; auch kann nichts ohne Comödie, Maskerade, Diner und einen Ball (die linke Seite hear) geschehen, wenn ich auch stille Hochzeiten lobe, so müssen silberne Hochzeiten doch laut sein. Braucht Ihr eine Dampfmaschine dazu so kann ich sie Euch mit der Gesandtschaft schicken; die Kosten sind unbedeutend, da seit kurzem hier eine Dampfmaschine eingerichtet ist, die Dampfmaschinen fabricirt; oder wollen wir einen kleinen Ostindienfahrer VaternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) verehren? Oder wollen wir den Hof heimlich chaussiren oder macadamisiren lassen? FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847). „Hätte nun Einer statt der 20 dummen Vorschläge, einen vernünftigen etc.“ Macht letzteren, Ihr Volk! Und schreibt mit eine ordentliche bill mit a,b,c, und 1,2,3, kurz einen systematischen Feyerplan. Ich brüte Großes, kann’s Euch nur heut aber nicht mittheilen, denn ich bin so müde, daß Ihr mich über den Hof führen, und mich dann vom offnen Fenster wegweisen müßtet. Das kommt aber vom Tanzen. Auch darüber seht das Tageblatt. Ich wollte nur, ich hätte erst Euer zweites; denn bisjetzt hat mir die Gesandtschaft erst eine Lage Tagebuch gebracht, und Eure Sendung, von der Ihr schon in zwei Briefen mir schreibt, und auf die ich etwas gespannt bin, ist noch immer nicht angekommen. Ich werde London nun bald verlassen; vorläufig habe ich den 20sten July zur Abreise nach Schottland bestimmt, und vielleicht gehe ich doch noch vorher auf die Seeküsten; von künftigen Anerbietungen und Aufforderungen kann ich Euch heut gar nichts schreiben, denn sonderbarerweise steht jetzt wieder einmal alles auf der Kippe und in der Luft, ich hoffe, daß es heut über 8 Tage im Gleichgewicht ist, dann schreibe ich Euch wieder davon. Nur das müßt Ihr wissen, daß ich Mittwoch Abend über Land bin, bei einem alten Musiker hieselbst; es ist 17 Meilen (Engl.) weit, ich fahre mit einigen Bekannten (sie sind hübsch) heraus, erst wird Musik gemacht, etwa bis 10 Uhr Abends, dann wird im Garten gegessen, und endlich wird um 12 getanzt. Wenn’s Tag wird, so fahre ich wieder hinein mit meinen Bekannten (die hübsch sind.) Ist das nicht eine Plaisiranstalt? Die Engländerinnen fangen jetzt an, Galopp zu tanzen, und ich gelte viel. Ich thue ganz patriotisch, wenn dieser „Nationaltanz“ (so nenne ich ihn nämlich) anfängt; ich behaupte dann, kein Deutscher könne die Musik hören, ohne Tanzlust zu bekommen, beweise das durch die That, und lehre meine Engländerinnen von Range rund Galopp tanzen. O Welt!

Tagebuch für die GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858). Montag d. 22 Juny. Nachdem ich Morgens einige Visiten hatte machen und empfangen müssen, ging ich zu ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855), um mir für das Concert von DrouetDrouet, Louis François Philippe (1792-1873) ein Instrument auszusuchen. ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) ist ein schrecklicher Stutzer, eitel auf seine nachlässige Toilette und seine unordentlichen Haare, er sieht aus, wie eine Londoner Parodie auf Werthers Leiden<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name>, und beträgt sich melancholisch; er erklärte mir schmachtend die neue Belederung seiner Instrumente, und den großen Vortheil, den die nouvelle invention de Séb. ErardÉrard, Sébastien (1752-1831) haben müßte; es ist aber gar nichts daran, denn wenn jetzt einer, um die Flügel zu verbessern, sie complicirter macht, so geht’s, wie natürlich schlecht; es kommen tausend kleine Zufälligkeiten hinzu, die sich nicht berechnen lassen, kurz die Erardschen Instrum[ente] sind bei meinem Bart unangenehm, trotz der invention; ich mußte aber doch eines nehmen, Familienverhältnisse wegen. Abends ging ich mit RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), Mühlenfels und Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) nach CoventgardenRoyal Opera House Covent GardenLondonGroßbritannien: Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name>. Ich glaube, GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), daß jener Recht hatte, der behauptete, die Engländer verständen den Shaksp. zuweilen nicht. Wenigstens diese Vorstellung war toll, und doch spielte KembleKemble, Charles (1775-1854) den Hamlet, und sogar gut in seiner Art, leider ist die Art aber verrückt, und hebt das ganze Stück auf. Daß er z. B. mit einem gelben und einem schwarzen Bein erscheint, um Tollheit anzudeuten, daß er vor dem Geist auf die Knie fällt, um eine Stellung zu fischen, daß er das Ende jeder kleinen Phrase in dem bekannten, Beifall erpressenden hohen Tone herausstößt, daß er sich überhaupt beträgt, wie ein in Oxford studierender John Bull, nicht wie ein Dänischer Kronprinz, das möchte noch hingehen: daß er aber die ganze Intention vom armen Shaksp., mit dem beabsichtigten Königsmorde gar nicht anerkennt, und deshalb z. B. die Scene, wo der König betet und Hamlet währenddessen ungesehn erscheint und wieder ohne entschlossen zu sein, weggeht, (für mich eine der schönsten Stellen des Stücks,) ohne Weiteres herausstreicht, dagegen sich fortwährend wie ein bravado beträgt, namentlich den König so behandelt, daß der ihn auf der Stelle müßte todtschießen lassen, daß er ihm z. B. während des Schauspiels auf dem Theater fortwährend mit der Faust droht, und ihm die Worte, die er hinwerfen sollte, ins Ohr schreit, das ist doch unverzeihlich. Natürlich springen Laertes und Hamlet nicht ins Grab der Ophelia und ringen da, denn sie sind weit entfernt zu ahnden, was das bedeuten soll, und am Ende, als Hamlet hinfällt und eben gesagt hat „der Rest ist Schweigen“ und gestorben ist, und ich einen Trompetenstoß und Fortinbras erwartete, so läßt Horatio den Prinzen liegen, kommt eilig an die Lampen und spricht: Ladies & gentlemen: tomorrow evening the devil’s elixir<name key="PSN0114258" style="hidden" type="author">Rodwell, George Herbert Bonaparte (1800-1852)</name><name key="CRT0110541" style="hidden" type="music">The devil’s elixir, or The shadowless man</name>. – So endigt der Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name> in England. Von dem, was sie auslassen oder abkürzen, könnte man eine Tragödie für sich machen; die Lehren des Polonius, der Abschied des Laertes von der Ophelia, ein halber Monolog des Hamlet, u.s.w. kommen gar nicht vor. Einzelnes geben sie aber vortrefflich: z. B. die Todtengräberscene. Der alte Clown machte göttlich grobe Späße, und sang sein Lied im Grabe sehr unmusikalisch und sehr schön; auch sang Ophelia im Wahnsinn einmal ganz toll, sie murmelte während des Sprechens der andern leise eine Melodie; endlich machten sie das Fechten und den Rapierwechsel geschickt. Aber was will das sagen? GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), es ist wenig Poesie in England. Wahrhaftig!

Nach dem Theater tranken wir alle Thee bei mir, und kannegießerten. Dinstag d. 23. Um 10 Uhr Probe bei DrouetDrouet, Louis François Philippe (1792-1873). Sobald ich kam, ging die Probe vom SommerN.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nv3ujjib-dkvh-0c0t-zzdq-zld1te3g20bw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> los; das Baßhorn fehlte, ich wüthete etwas, sprach vom Zurücknehmen der Ouvert.; Sir GeorgeSmart, Sir George Thomas (1776-1867), der wirklich ein fataler Mensch ist, intrigant, hinterlistig und unwahr, versprach mir den Mann mit dem Bierbaß auf die Stube zu schicken, und so probirten wir denn; gleich der Anfang wollte nicht gehen, noch weniger das Ende, die Mitte war ganz arg, mit Mühe brachte ich die Noten zur Richtigkeit; das Concert von Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name> begleiteten sie mir ganz gräulich, kamen kaum in den Takt, kurz nach der Probe war ich in einiger Angst und in großem Ärger; fand aber, als ich zu Hause kam, Balsam, nämlich ein Billet zu AlmacksAlmack, William (1741-1781). Wißt Ihr was das ist, GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)? Das ist ein Ball. Aber welch ein Ball! Der aristocratischste Punct in Europa, wo die Adligen unter Adligen und in Wonne schwimmen, wo man mich würde gesteinigt haben, hätte man meinen Namen und meine Bemühungen um die Musik gewußt, ein Meerwunder mit einem Wort. Ich bin aber gentlemanlike, daher bekam ich die Einladung; mündlich erzähle ich Euch genau, wie es kam, und Ihr lacht Euch todt, denn es ist sehr komisch. Zu Mittag fuhr ich über Land zu MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) nach Kilburn; wenn ich sage zu Mittag so heißt das um 1 2 8, ging um 10 bei kühlem grauen Himmel zu Fuß zurück (der Weg geht durch die Wiesen und man sieht die Lichter der Zollhäuser immer aus der Ferne, am Horizont liegt der Londoner Lichtstreif) ging um 11 in eine fash. party zu JohnstonJohnston, Familie von → Sir Alexander J., die Töchter sangen, ich spielte, dann probirten sie den Galopp für AlmacksAlmack, William (1741-1781), natürlich verfehlte ich nicht, sie zu engagiren, und gab dem jungen JohnstonJohnston, Sohn von → Sir Alexander J. und → Louisa J. nützlichen Rath; dann bewunderten sie meine drei Bairischen Walzer<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_luhkrgxa-diuf-13bg-3mi7-kxvlzvg41yam"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="e)_arrangements_and_recordings_of_folk_tunes" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100699" style="hidden">Galoppwalzer (Bayrische Walzer – Galoppade) für Klavier, September 1827<idno type="MWV">Anh. B–e</idno><idno type="op"></idno></name>, ich versprach natürlich eine Abschrift, dann wieder Musik, Schottische Nationallieder, die Aufforderung zum Tanze<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111239" style="hidden" type="music">Aufforderung zum Tanz op. 65 (WeV S. 10)</name>, poor Weber, draußen regnete es heftig, es wurde 1 2 2, good night, Händeschütteln, und sehr lange geschlafen. Mittwoch. Um 10 nach der Gemäldeausstellung im Sommersethouse, wo die gräulichsten Schmierereien mit Achtung angesehen werden, LawrenceLawrence, (seit 1815) Sir Thomas (1769-1830), WilkieWilkie, Sir David (1785-1841), TurnerTurner, Joseph Mallord William (1775-1851) & Co. sind schauderhaftes Volk; Was meinst Du, HenselHensel, Wilhelm (1794-1861)? Nachher zur Bank, die mir ein Director der Bank, Mr. HeathHeath, John Benjamin (1790-1879) zeigte; dann zu DoxatDoxat, Eugen, dessen NeffeDoxat, Neffe von → Eugen D. einen Tag nach dem lustigen Ball die Nachricht vom Tode seiner Schwester empfing, und sogleich nach Yverdun abgereis’t ist, um seine Mutter zu sehen. Von da auf dem Deck einer stage nach Hause, eine Stunde Wegs. Sir G.Smart, Sir George Thomas (1776-1867) und NeateNeate, Charles (1784-1877), ein Director des Philharm., bei dem ich Montag meine Quartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uty4rrem-64ou-dlib-oupz-miykoo2kvy9r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100372" style="hidden">Quartett Nr. 1 c-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 20. September bis 18. Oktober 1822<idno type="MWV">Q 11</idno><idno type="op">1</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xab7mpeb-kwgz-zceq-w4q3-gbjxllbhks70"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100374" style="hidden">Quartett Nr. 2 f-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 9. November 1823 bis [Anfang 1824]<idno type="MWV">Q 13</idno><idno type="op">2</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ndkkgcsf-gben-nvn8-j7gx-rqnjttgqego4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name> spielen soll, besuchten mich, und kaum waren sie da, so kam der Kerl mit dem Baßhorn, ich begleitete ihn auf dem Clavier und hetzte ihn etwas ein, NeateNeate, Charles (1784-1877) drehte mir um; Sir G.Smart, Sir George Thomas (1776-1867) ermuthigte den Soldaten, frug ihn nach seiner Frau und seinen Kindern, gab ihm Schnupftaback, und als es vorbey war, verstand er die Sache falsch, dachte das Instrument sollte schön sein, lobte es daher als Kenner, und nahm sich vor, es nächstens in einer Kirchencantate anzubringen. Der Kerl nahm seine Stimme mit nach Hause, und Sir G.Smart, Sir George Thomas (1776-1867) sagte, er wäre liebenswürdig und bescheiden. Die Scene war göttlich. Nun Abends das Concert. Der Saal war leer, kaum über 200 Personen, glaub’ ich. Als ich auftrat, empfingen sie mich lauer, als bisher, und beim ersten Ton machte die Flöte einen Kix, so daß viele Leute lächelten. Mir war unbehaglich. Indeß, als die Geigen loslegten verbreitete sich eine ungeheure Stille im Saal, die anhielt, bis zum forte Schluß in E dur, wo die Pauke lärmt (cf. FannysMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) linke Hand) da dachten sie es wäre aus, und brachen in wüthenden Lärm aus, als ich aber fort dirigirte, geboten sie Stille, und merkten wohl den Braten. Nach dem wirklichen Schluß war nun der Spectakel arg, ich machte Diener, und ging fort, sie riefen aber da Capo und klatschten bis ich wiederkam, und es zum zweitenmal gespielt wurde. Nun ging es sehr gut, das Orchester war warm geworden, und nun waren sie beim forte Schluß mäuschenstill, und lächelten nur vergnügt. Ich war sehr froh; man verlangte die Ouvert.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wwf8sd2s-5z7n-bezd-oriq-nr8i9sbx51zo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> fürs Philharm. ConcertPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien des nächsten Jahres. Das Concert von Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name> begleiteten sie scandalös; es machte aber den Leuten doch ein wenig Plaisir, viel freilich nicht; sie wunderten sich, daß ich auswendig spielte, und die Musiker hatten an der Composition manches auszusetzen. Von da ging ich nun um 1 2 12 auf AlmacksAlmack, William (1741-1781), da es aber noch zu früh war, so sprach ich bei Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) vor, der gerade gegenüber wohnt, und ging erst um Mitternacht hin, amüsirte mich prächtig, die Mädchen waren schön und herrlich geputzt, wir tanzten einen Galopp durch den ganzen Saal, der ebenso lang, wie der Akademie Saal ist, dabey war ich Pöbel und zog meinen ledernen weißen Stock aus der Tasche und renommirte gegen Lady JohnstonJohnston, Louisa (1766-1852) damit, die EsterhazyEsterházy von Galántha, Maria Theresia Fürstin (1794-1874) ist gräulich anzusehen, Lady BuccleughBuccleuch, Charlotte Anne (1811-1895) aber weniger, Clan WilliamGloucester and Edinburgh, Familie von → William Frederick 2nd Duke of G. and E. spielt eine sehr untergeordnete Rolle, um 3 Uhr beim Tageslicht ging ich langsam nach Hause, und rief Eure Namen ein Paarmal laut, Regent Str. war still, und die Obstweiber rückten mit ihren Körben ein. Ich schlief. Und so leben wir. So leben wir alle Tage pp.

Wie ich an Dich gedacht habe, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), bei DrouetsDrouet, Louis François Philippe (1792-1873) herrlichem Spiel, kann ich Dir gar nicht sagen. Er ist noch ganz der Alte, mit seiner Ruhe und seiner sanften Unfehlbarkeit. – An PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) schreibe ich nächstens einen eigenen Brief. – Die Königstädter soll der Teufel 20,000 mal holen; sie sind miserabel, und haben mich hier wüthend gemacht; Marx soll mir aber nur Instrumentalsachen schicken, dann will ich schon sorgen, auch könnte er einmal schreiben; ebenso RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832); ebenso mehrere. À propos, wie die SontagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854) heißt, weiß ich nicht. Es interessirt mich auch nicht; wenn nur das Concert überhaupt zu Stande käme, für die Schlesier sollte sich schon was davon wegnehmen lassen. Aber die SontagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854) hat so ein schlechtes Benefiz gehabt, daß sie 600 Freibillets hat ausgeben und Geld zusetzen müssen. Nun ist sie ganz abgeschreckt, und fürchtet sich vor neuen Unternehmungen. Gott gebe, daß ich sie herumkriege, wollen sehn. – Lebt wohl.

Felix MB
            London 25 Juny 1829. Ihr lieben Geren allzumal!
Ich sehne mich nach Euch! Und namentlich heute. Es ist Sommer und die saison geht zu Ende; der erste Abend den ich nun allein auf meiner Stube sitzen kann; drum will ich ihn auch anwenden, mit Euch einen Congreß zu halten. Draußen gehn die Leute spazieren, pfeifen aus der Stummen von Portici und dem Freischütz, und die Wagen in RegentStreet rasseln heftig. Ihr sitzt an den Ecken des Sophas, ich klemme mich in die Mitte; und nun geht’s los. Das Tagebuch wird ein Tageblatt und folgt auf der nächsten Seite. Aber vor allen Dingen: was ist Eure Meinung über das Programm zur silbernen Hochzeit im December? Schickt mir umgehend Eure Ideen darüber; wenn die Sache aber nicht wenigstens so glänzend wird, wie Euer kaiserlicher Einzug, so sage ich mich von allem los, und feire nicht mit. Eine große Musik mit neuen Schottischen Compositionen, wozu Du, o älteste Otter, auch etwas schreiben mußt (hear, hear! Cheers, hurray – Order, order!) schlage ich unmaßgeblich vor; auch kann Braham eine Arie singen, und Neate ein Concert spielen etc. ; auch kann nichts ohne Comödie, Maskerade, Diner und einen Ball (die linke Seite hear) geschehen, wenn ich auch stille Hochzeiten lobe, so müssen silberne Hochzeiten doch laut sein. Braucht Ihr eine Dampfmaschine dazu so kann ich sie Euch mit der Gesandtschaft schicken; die Kosten sind unbedeutend, da seit kurzem hier eine Dampfmaschine eingerichtet ist, die Dampfmaschinen fabricirt; oder wollen wir einen kleinen Ostindienfahrer Vatern verehren? Oder wollen wir den Hof heimlich chaussiren oder macadamisiren lassen? Fanny. „Hätte nun Einer statt der 20 dummen Vorschläge, einen vernünftigen etc. “ Macht letzteren, Ihr Volk! Und schreibt mit eine ordentliche bill mit a, b, c, und 1, 2, 3, kurz einen systematischen Feyerplan. Ich brüte Großes, kann’s Euch nur heut aber nicht mittheilen, denn ich bin so müde, daß Ihr mich über den Hof führen, und mich dann vom offnen Fenster wegweisen müßtet. Das kommt aber vom Tanzen. Auch darüber seht das Tageblatt. Ich wollte nur, ich hätte erst Euer zweites; denn bisjetzt hat mir die Gesandtschaft erst eine Lage Tagebuch gebracht, und Eure Sendung, von der Ihr schon in zwei Briefen mir schreibt, und auf die ich etwas gespannt bin, ist noch immer nicht angekommen. Ich werde London nun bald verlassen; vorläufig habe ich den 20sten July zur Abreise nach Schottland bestimmt, und vielleicht gehe ich doch noch vorher auf die Seeküsten; von künftigen Anerbietungen und Aufforderungen kann ich Euch heut gar nichts schreiben, denn sonderbarerweise steht jetzt wieder einmal alles auf der Kippe und in der Luft, ich hoffe, daß es heut über 8 Tage im Gleichgewicht ist, dann schreibe ich Euch wieder davon. Nur das müßt Ihr wissen, daß ich Mittwoch Abend über Land bin, bei einem alten Musiker hieselbst; es ist 17 Meilen (Engl. ) weit, ich fahre mit einigen Bekannten (sie sind hübsch) heraus, erst wird Musik gemacht, etwa bis 10 Uhr Abends, dann wird im Garten gegessen, und endlich wird um 12 getanzt. Wenn’s Tag wird, so fahre ich wieder hinein mit meinen Bekannten (die hübsch sind. ) Ist das nicht eine Plaisiranstalt? Die Engländerinnen fangen jetzt an, Galopp zu tanzen, und ich gelte viel. Ich thue ganz patriotisch, wenn dieser „Nationaltanz“ (so nenne ich ihn nämlich) anfängt; ich behaupte dann, kein Deutscher könne die Musik hören, ohne Tanzlust zu bekommen, beweise das durch die That, und lehre meine Engländerinnen von Range rund Galopp tanzen. O Welt!
Tagebuch für die Geren. Montag d. 22 Juny. Nachdem ich Morgens einige Visiten hatte machen und empfangen müssen, ging ich zu Erard, um mir für das Concert von Drouet ein Instrument auszusuchen. Erard ist ein schrecklicher Stutzer, eitel auf seine nachlässige Toilette und seine unordentlichen Haare, er sieht aus, wie eine Londoner Parodie auf Werthers Leiden, und beträgt sich melancholisch; er erklärte mir schmachtend die neue Belederung seiner Instrumente, und den großen Vortheil, den die nouvelle invention de Séb. Erard haben müßte; es ist aber gar nichts daran, denn wenn jetzt einer, um die Flügel zu verbessern, sie complicirter macht, so geht’s, wie natürlich schlecht; es kommen tausend kleine Zufälligkeiten hinzu, die sich nicht berechnen lassen, kurz die Erardschen Instrumente sind bei meinem Bart unangenehm, trotz der invention; ich mußte aber doch eines nehmen, Familienverhältnisse wegen. Abends ging ich mit Rosen, Mühlenfels und Klingem. nach Coventgarden: Hamlet. Ich glaube, Geren, daß jener Recht hatte, der behauptete, die Engländer verständen den Shaksp. zuweilen nicht. Wenigstens diese Vorstellung war toll, und doch spielte Kemble den Hamlet, und sogar gut in seiner Art, leider ist die Art aber verrückt, und hebt das ganze Stück auf. Daß er z. B. mit einem gelben und einem schwarzen Bein erscheint, um Tollheit anzudeuten, daß er vor dem Geist auf die Knie fällt, um eine Stellung zu fischen, daß er das Ende jeder kleinen Phrase in dem bekannten, Beifall erpressenden hohen Tone herausstößt, daß er sich überhaupt beträgt, wie ein in Oxford studierender John Bull, nicht wie ein Dänischer Kronprinz, das möchte noch hingehen: daß er aber die ganze Intention vom armen Shaksp., mit dem beabsichtigten Königsmorde gar nicht anerkennt, und deshalb z. B. die Scene, wo der König betet und Hamlet währenddessen ungesehn erscheint und wieder ohne entschlossen zu sein, weggeht, (für mich eine der schönsten Stellen des Stücks, ) ohne Weiteres herausstreicht, dagegen sich fortwährend wie ein bravado beträgt, namentlich den König so behandelt, daß der ihn auf der Stelle müßte todtschießen lassen, daß er ihm z. B. während des Schauspiels auf dem Theater fortwährend mit der Faust droht, und ihm die Worte, die er hinwerfen sollte, ins Ohr schreit, das ist doch unverzeihlich. Natürlich springen Laertes und Hamlet nicht ins Grab der Ophelia und ringen da, denn sie sind weit entfernt zu ahnden, was das bedeuten soll, und am Ende, als Hamlet hinfällt und eben gesagt hat „der Rest ist Schweigen“ und gestorben ist, und ich einen Trompetenstoß und Fortinbras erwartete, so läßt Horatio den Prinzen liegen, kommt eilig an die Lampen und spricht: Ladies & gentlemen: tomorrow evening the devil’s elixir. – So endigt der Hamlet in England. Von dem, was sie auslassen oder abkürzen, könnte man eine Tragödie für sich machen; die Lehren des Polonius, der Abschied des Laertes von der Ophelia, ein halber Monolog des Hamlet, u. s. w. kommen gar nicht vor. Einzelnes geben sie aber vortrefflich: z. B. die Todtengräberscene. Der alte Clown machte göttlich grobe Späße, und sang sein Lied im Grabe sehr unmusikalisch und sehr schön; auch sang Ophelia im Wahnsinn einmal ganz toll, sie murmelte während des Sprechens der andern leise eine Melodie; endlich machten sie das Fechten und den Rapierwechsel geschickt. Aber was will das sagen? Geren, es ist wenig Poesie in England. Wahrhaftig!
Nach dem Theater tranken wir alle Thee bei mir, und kannegießerten. Dinstag d. 23. Um 10 Uhr Probe bei Drouet. Sobald ich kam, ging die Probe vom SommerN. str. los; das Baßhorn fehlte, ich wüthete etwas, sprach vom Zurücknehmen der Ouvert. ; Sir George, der wirklich ein fataler Mensch ist, intrigant, hinterlistig und unwahr, versprach mir den Mann mit dem Bierbaß auf die Stube zu schicken, und so probirten wir denn; gleich der Anfang wollte nicht gehen, noch weniger das Ende, die Mitte war ganz arg, mit Mühe brachte ich die Noten zur Richtigkeit; das Concert von Beeth. begleiteten sie mir ganz gräulich, kamen kaum in den Takt, kurz nach der Probe war ich in einiger Angst und in großem Ärger; fand aber, als ich zu Hause kam, Balsam, nämlich ein Billet zu Almacks. Wißt Ihr was das ist, Geren? Das ist ein Ball. Aber welch ein Ball! Der aristocratischste Punct in Europa, wo die Adligen unter Adligen und in Wonne schwimmen, wo man mich würde gesteinigt haben, hätte man meinen Namen und meine Bemühungen um die Musik gewußt, ein Meerwunder mit einem Wort. Ich bin aber gentlemanlike, daher bekam ich die Einladung; mündlich erzähle ich Euch genau, wie es kam, und Ihr lacht Euch todt, denn es ist sehr komisch. Zu Mittag fuhr ich über Land zu Moscheles nach Kilburn; wenn ich sage zu Mittag so heißt das um 1 2 8, ging um 10 bei kühlem grauen Himmel zu Fuß zurück (der Weg geht durch die Wiesen und man sieht die Lichter der Zollhäuser immer aus der Ferne, am Horizont liegt der Londoner Lichtstreif) ging um 11 in eine fash. party zu Johnston, die Töchter sangen, ich spielte, dann probirten sie den Galopp für Almacks, natürlich verfehlte ich nicht, sie zu engagiren, und gab dem jungen Johnston nützlichen Rath; dann bewunderten sie meine drei Bairischen Walzer, ich versprach natürlich eine Abschrift, dann wieder Musik, Schottische Nationallieder, die Aufforderung zum Tanze, poor Weber, draußen regnete es heftig, es wurde 1 2 2, good night, Händeschütteln, und sehr lange geschlafen. Mittwoch. Um 10 nach der Gemäldeausstellung im Sommersethouse, wo die gräulichsten Schmierereien mit Achtung angesehen werden, Lawrence, Wilkie, Turner & Co. sind schauderhaftes Volk; Was meinst Du, Hensel? Nachher zur Bank, die mir ein Director der Bank, Mr. Heath zeigte; dann zu Doxat, dessen Neffe einen Tag nach dem lustigen Ball die Nachricht vom Tode seiner Schwester empfing, und sogleich nach Yverdun abgereis’t ist, um seine Mutter zu sehen. Von da auf dem Deck einer stage nach Hause, eine Stunde Wegs. Sir G. und Neate, ein Director des Philharm., bei dem ich Montag meine Quartetten spielen soll, besuchten mich, und kaum waren sie da, so kam der Kerl mit dem Baßhorn, ich begleitete ihn auf dem Clavier und hetzte ihn etwas ein, Neate drehte mir um; Sir G. ermuthigte den Soldaten, frug ihn nach seiner Frau und seinen Kindern, gab ihm Schnupftaback, und als es vorbey war, verstand er die Sache falsch, dachte das Instrument sollte schön sein, lobte es daher als Kenner, und nahm sich vor, es nächstens in einer Kirchencantate anzubringen. Der Kerl nahm seine Stimme mit nach Hause, und Sir G. sagte, er wäre liebenswürdig und bescheiden. Die Scene war göttlich. Nun Abends das Concert. Der Saal war leer, kaum über 200 Personen, glaub’ ich. Als ich auftrat, empfingen sie mich lauer, als bisher, und beim ersten Ton machte die Flöte einen Kix, so daß viele Leute lächelten. Mir war unbehaglich. Indeß, als die Geigen loslegten verbreitete sich eine ungeheure Stille im Saal, die anhielt, bis zum forte Schluß in E dur, wo die Pauke lärmt (cf. Fannys linke Hand) da dachten sie es wäre aus, und brachen in wüthenden Lärm aus, als ich aber fort dirigirte, geboten sie Stille, und merkten wohl den Braten. Nach dem wirklichen Schluß war nun der Spectakel arg, ich machte Diener, und ging fort, sie riefen aber da Capo und klatschten bis ich wiederkam, und es zum zweitenmal gespielt wurde. Nun ging es sehr gut, das Orchester war warm geworden, und nun waren sie beim forte Schluß mäuschenstill, und lächelten nur vergnügt. Ich war sehr froh; man verlangte die Ouvert. fürs Philharm. Concert des nächsten Jahres. Das Concert von Beeth. begleiteten sie scandalös; es machte aber den Leuten doch ein wenig Plaisir, viel freilich nicht; sie wunderten sich, daß ich auswendig spielte, und die Musiker hatten an der Composition manches auszusetzen. Von da ging ich nun um 1 2 12 auf Almacks, da es aber noch zu früh war, so sprach ich bei Klingem. vor, der gerade gegenüber wohnt, und ging erst um Mitternacht hin, amüsirte mich prächtig, die Mädchen waren schön und herrlich geputzt, wir tanzten einen Galopp durch den ganzen Saal, der ebenso lang, wie der Akademie Saal ist, dabey war ich Pöbel und zog meinen ledernen weißen Stock aus der Tasche und renommirte gegen Lady Johnston damit, die Esterhazy ist gräulich anzusehen, Lady Buccleugh aber weniger, Clan William spielt eine sehr untergeordnete Rolle, um 3 Uhr beim Tageslicht ging ich langsam nach Hause, und rief Eure Namen ein Paarmal laut, Regent Str. war still, und die Obstweiber rückten mit ihren Körben ein. Ich schlief. Und so leben wir. So leben wir alle Tage pp.
Wie ich an Dich gedacht habe, lieber Vater, bei Drouets herrlichem Spiel, kann ich Dir gar nicht sagen. Er ist noch ganz der Alte, mit seiner Ruhe und seiner sanften Unfehlbarkeit. – An Paul schreibe ich nächstens einen eigenen Brief. – Die Königstädter soll der Teufel 20, 000 mal holen; sie sind miserabel, und haben mich hier wüthend gemacht; Marx soll mir aber nur Instrumentalsachen schicken, dann will ich schon sorgen, auch könnte er einmal schreiben; ebenso Ritz; ebenso mehrere. À propos, wie die Sontag heißt, weiß ich nicht. Es interessirt mich auch nicht; wenn nur das Concert überhaupt zu Stande käme, für die Schlesier sollte sich schon was davon wegnehmen lassen. Aber die Sontag hat so ein schlechtes Benefiz gehabt, daß sie 600 Freibillets hat ausgeben und Geld zusetzen müssen. Nun ist sie ganz abgeschreckt, und fürchtet sich vor neuen Unternehmungen. Gott gebe, daß ich sie herumkriege, wollen sehn. – Lebt wohl.
Felix MB          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-06-25" xml:id="date_e3306ccf-07c1-4f99-a827-efae1a243a98">25. 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Nur das müßt Ihr wissen, daß ich Mittwoch Abend über Land bin, bei einem alten Musiker hieselbst; es ist 17 Meilen (Engl.) weit, ich fahre mit einigen Bekannten (sie sind hübsch) heraus, erst wird Musik gemacht, etwa bis 10 Uhr Abends, dann wird im Garten gegessen, und endlich wird um 12 getanzt. Wenn’s Tag wird, so fahre ich wieder hinein mit meinen Bekannten (die hübsch sind.) Ist das nicht eine Plaisiranstalt? Die Engländerinnen fangen jetzt an, Galopp zu tanzen, und ich gelte viel. Ich thue ganz patriotisch, wenn dieser „Nationaltanz“ (so nenne ich ihn nämlich) anfängt; ich behaupte dann, kein Deutscher könne die Musik hören, ohne Tanzlust zu bekommen, beweise das durch die That, und lehre meine Engländerinnen von Range rund Galopp tanzen. O Welt! </p><p><hi rend="underline">Tagebuch für die </hi><persName xml:id="persName_af19a259-07ff-4f16-9aa2-43774b4b4af5">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><hi rend="underline">.</hi> Montag d. 22 Juny. Nachdem ich Morgens einige Visiten hatte machen und empfangen müssen, ging ich zu <persName xml:id="persName_e1a2b1ac-32c2-4de0-988a-fd2bc979fcfa">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName>, um mir für das Concert von <persName xml:id="persName_9d5a5867-b687-44f9-9264-0aba0fae6f23">Drouet<name key="PSN0110748" style="hidden">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName> ein Instrument auszusuchen. <persName xml:id="persName_201e3520-b770-460e-852b-932193622e9f">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> ist ein schrecklicher Stutzer, eitel auf seine nachlässige Toilette und seine unordentlichen Haare, er sieht aus, wie eine Londoner Parodie auf <title xml:id="title_19130d6c-7ffa-48c6-9675-2083b06ae96c">Werthers Leiden<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name></title>, und beträgt sich melancholisch; er erklärte mir schmachtend die neue Belederung seiner Instrumente, und den großen Vortheil, den die nouvelle invention de Séb. <persName xml:id="persName_e59b310c-ba5c-43e4-b430-20ed22d9a066">Erard<name key="PSN0110925" style="hidden">Érard, Sébastien (1752-1831)</name></persName> haben müßte; es ist aber gar nichts daran, denn wenn jetzt einer, um die Flügel zu verbessern, sie complicirter macht, so geht’s, wie natürlich schlecht; es kommen tausend kleine Zufälligkeiten hinzu, die sich nicht berechnen lassen, kurz die Erardschen Instrum[ente] sind bei meinem Bart unangenehm, trotz der invention; ich mußte aber doch eines nehmen, Familienverhältnisse wegen. Abends ging ich mit <persName xml:id="persName_0e506961-dcc5-429b-a35c-5f58c5f1880a">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, Mühlenfels und <persName xml:id="persName_b8c3ce20-fce6-4aad-9e6c-d265ddd36c48">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_ae584b31-ce97-486f-9649-5397f967f03d">Coventgarden<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>: <title xml:id="title_52a7f103-2923-4164-9a78-5a8f304b766d">Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title>. Ich glaube, <persName xml:id="persName_bf76987d-a88e-4798-95df-502118db2447">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, daß jener Recht hatte, der behauptete, die Engländer verständen den Shaksp. zuweilen nicht. Wenigstens diese Vorstellung war toll, und doch spielte <persName xml:id="persName_f8803ed0-c130-4f3c-bbc8-61028813dca9">Kemble<name key="PSN0112350" style="hidden">Kemble, Charles (1775-1854)</name></persName> den Hamlet, und sogar gut in seiner Art, leider ist die Art aber verrückt, und hebt das ganze Stück auf. Daß er z. B. mit einem gelben und einem schwarzen Bein erscheint, um Tollheit anzudeuten, daß er vor dem Geist auf die Knie fällt, um eine Stellung zu fischen, daß er das Ende jeder kleinen Phrase in dem bekannten, Beifall erpressenden hohen Tone herausstößt, daß er sich überhaupt beträgt, wie ein in Oxford studierender John Bull, nicht wie ein Dänischer Kronprinz, das möchte noch hingehen: daß er aber die ganze Intention vom armen Shaksp., mit dem beabsichtigten Königsmorde gar nicht anerkennt, und deshalb z. B. die Scene, wo der König betet und Hamlet währenddessen ungesehn erscheint und wieder ohne entschlossen zu sein, weggeht, (für mich eine der schönsten Stellen des Stücks,) ohne Weiteres herausstreicht, dagegen sich fortwährend wie ein bravado beträgt, namentlich den König so behandelt, daß der ihn auf der Stelle müßte todtschießen lassen, daß er ihm z. B. während des Schauspiels auf dem Theater fortwährend mit der Faust droht, und ihm die Worte, die er hinwerfen sollte, ins Ohr schreit, das ist doch unverzeihlich. Natürlich springen Laertes und Hamlet nicht ins Grab der Ophelia und ringen da, denn sie sind weit entfernt zu ahnden, was das bedeuten soll, und am Ende, als Hamlet hinfällt und eben gesagt hat „der Rest ist Schweigen“ und gestorben ist, und ich einen Trompetenstoß und Fortinbras erwartete, so läßt Horatio den Prinzen liegen, kommt eilig an die Lampen und spricht: Ladies &amp; gentlemen: tomorrow evening <title xml:id="title_bcf4b694-1f7f-41ec-bb1b-ce44bd04bd7a">the devil’s elixir<name key="PSN0114258" style="hidden" type="author">Rodwell, George Herbert Bonaparte (1800-1852)</name><name key="CRT0110541" style="hidden" type="music">The devil’s elixir, or The shadowless man</name></title>. – So endigt der <title xml:id="title_2eb733bb-6d88-4a3b-b3c5-65817f652293">Hamlet<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title> in England. Von dem, was sie auslassen oder abkürzen, könnte man eine Tragödie für sich machen; die Lehren des Polonius, der Abschied des Laertes von der Ophelia, ein halber Monolog des Hamlet, u.s.w. kommen gar nicht vor. Einzelnes geben sie aber vortrefflich: z. B. die Todtengräberscene. Der alte Clown machte göttlich grobe Späße, und sang sein Lied im Grabe sehr unmusikalisch und sehr schön; auch sang Ophelia im Wahnsinn einmal ganz toll, sie murmelte während des Sprechens der andern leise eine Melodie; endlich machten sie das Fechten und den Rapierwechsel geschickt. Aber was will das sagen? <persName xml:id="persName_c374d1c5-017b-4ac2-b2b8-5c9ce2106879">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, es ist wenig Poesie in England. Wahrhaftig!</p><p>Nach dem Theater tranken wir alle Thee bei mir, und kannegießerten. <hi rend="underline">Dinstag d. 23.</hi> Um 10 Uhr Probe bei <persName xml:id="persName_2c8a763a-0a04-459b-8f40-c99a4346b737">Drouet<name key="PSN0110748" style="hidden">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName>. Sobald ich kam, ging die Probe vom <title xml:id="title_6d6afb2d-0034-429b-8b2f-a9a0d21211d4">SommerN.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nv3ujjib-dkvh-0c0t-zzdq-zld1te3g20bw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> los; das Baßhorn fehlte, ich wüthete etwas, sprach vom Zurücknehmen der Ouvert.; <persName xml:id="persName_ec7c7913-e1ee-4d92-936e-c81314b4ef1d">Sir George<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, der wirklich ein fataler Mensch ist, intrigant, hinterlistig und unwahr, versprach mir den Mann mit dem Bierbaß auf die Stube zu schicken, und so probirten wir denn; gleich der Anfang wollte nicht gehen, noch weniger das Ende, die Mitte war ganz arg, mit Mühe brachte ich die Noten zur Richtigkeit; das <title xml:id="title_736c2479-6b82-4dd6-b31d-7b8d1ad796ab">Concert von Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name></title> begleiteten sie mir ganz gräulich, kamen kaum in den Takt, kurz nach der Probe war ich in einiger Angst und in großem Ärger; fand aber, als ich zu Hause kam, Balsam, nämlich ein Billet zu <persName xml:id="persName_d2514f5b-485a-4dfa-b737-4770b51370ee">Almacks<name key="PSN0109443" style="hidden">Almack, William (1741-1781)</name></persName>. Wißt Ihr was das ist, <persName xml:id="persName_7a7df69e-dc60-408f-bb07-1f06318546c1">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>? Das ist ein Ball. Aber welch ein Ball! Der aristocratischste Punct in Europa, wo die Adligen unter Adligen und in Wonne schwimmen, wo man mich würde gesteinigt haben, hätte man meinen Namen und meine Bemühungen um die Musik gewußt, ein Meerwunder mit einem Wort. Ich bin aber gentlemanlike, daher bekam ich die Einladung; mündlich erzähle ich Euch genau, wie es kam, und Ihr lacht Euch todt, denn es ist sehr komisch. Zu Mittag fuhr ich über Land zu <persName xml:id="persName_0deb7f4b-6e50-4d24-a088-de7ed18780ef">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> nach Kilburn; wenn ich sage zu Mittag so heißt das um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 8, ging um 10 bei kühlem grauen Himmel zu Fuß zurück (der Weg geht durch die Wiesen und man sieht die Lichter der Zollhäuser immer aus der Ferne, am Horizont liegt der Londoner Lichtstreif) ging um 11 in eine fash. party zu <persName xml:id="persName_24a6f3bf-861f-4e18-ad28-83504e60ce3f">Johnston<name key="PSN0112258" style="hidden">Johnston, Familie von → Sir Alexander J.</name></persName>, die Töchter sangen, ich spielte, dann probirten sie den Galopp für <persName xml:id="persName_048c8d35-35a4-426f-aa78-6d603b073584">Almacks<name key="PSN0109443" style="hidden">Almack, William (1741-1781)</name></persName>, natürlich verfehlte ich nicht, sie zu engagiren, und gab dem <persName xml:id="persName_40185fcd-0b78-4d2e-8259-4647d380d0b2">jungen Johnston<name key="PSN0112259" style="hidden">Johnston, Sohn von → Sir Alexander J. und → Louisa J.</name></persName> nützlichen Rath; dann bewunderten sie meine <title xml:id="title_023212ec-bff2-4ca4-bef1-d1ec7eb269ab">drei Bairischen Walzer<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_luhkrgxa-diuf-13bg-3mi7-kxvlzvg41yam"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="e)_arrangements_and_recordings_of_folk_tunes" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100699" style="hidden">Galoppwalzer (Bayrische Walzer – Galoppade) für Klavier, September 1827<idno type="MWV">Anh. B–e</idno><idno type="op"></idno></name></title>, ich versprach natürlich eine Abschrift, dann wieder Musik, Schottische Nationallieder, die <title xml:id="title_077f5ad3-2511-4fdb-9d71-b48602632bd5">Aufforderung zum Tanze<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111239" style="hidden" type="music">Aufforderung zum Tanz op. 65 (WeV S. 10)</name></title>, poor Weber, draußen regnete es heftig, es wurde <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 2, good night, Händeschütteln, und sehr lange geschlafen. <hi rend="underline">Mittwoch</hi>. Um 10 nach der Gemäldeausstellung im Sommersethouse, wo die gräulichsten Schmierereien mit Achtung angesehen werden, <persName xml:id="persName_d4c53806-e712-4440-b5f5-7d4327841db8">Lawrence<name key="PSN0112723" style="hidden">Lawrence, (seit 1815) Sir Thomas (1769-1830)</name></persName>, <persName xml:id="persName_27c6d648-fa99-4125-9f84-8734e17141e8">Wilkie<name key="PSN0115790" style="hidden">Wilkie, Sir David (1785-1841)</name></persName>, <persName xml:id="persName_fadb8258-8445-4dc7-adde-26a09bdf0784">Turner<name key="PSN0115409" style="hidden">Turner, Joseph Mallord William (1775-1851)</name></persName> &amp; Co. sind schauderhaftes Volk; Was meinst Du, <persName xml:id="persName_b0606fe4-f5e9-44b9-9ce1-c2aaf2594f4a">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>? Nachher zur Bank, die mir ein Director der Bank, <persName xml:id="persName_7cde64bc-f023-4ff5-b3bd-2c77cab51ade">Mr. Heath<name key="PSN0111792" style="hidden">Heath, John Benjamin (1790-1879)</name></persName> zeigte; dann zu <persName xml:id="persName_4f222f4d-151e-4dbd-97c8-65c59822fe8b">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName>, <persName xml:id="persName_6ffa5c94-322c-440b-801e-b248d0ccbf12">dessen Neffe<name key="PSN0110726" style="hidden">Doxat, Neffe von → Eugen D.</name></persName> einen Tag nach dem lustigen Ball die Nachricht vom Tode seiner Schwester empfing, und sogleich nach Yverdun abgereis’t ist, um seine Mutter zu sehen. Von da auf dem Deck einer stage nach Hause, eine Stunde Wegs. <persName xml:id="persName_3d280900-ec79-4f65-8b9b-76067474c594">Sir G.<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6e5511a9-3f3f-4c00-9b03-b5c79c537cf0">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName>, ein Director des Philharm., bei dem ich Montag <title xml:id="title_6c340a03-87c9-45ba-ad17-4651fd4cee19">meine Quartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uty4rrem-64ou-dlib-oupz-miykoo2kvy9r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100372" style="hidden">Quartett Nr. 1 c-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 20. September bis 18. Oktober 1822<idno type="MWV">Q 11</idno><idno type="op">1</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xab7mpeb-kwgz-zceq-w4q3-gbjxllbhks70"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100374" style="hidden">Quartett Nr. 2 f-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 9. November 1823 bis [Anfang 1824]<idno type="MWV">Q 13</idno><idno type="op">2</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ndkkgcsf-gben-nvn8-j7gx-rqnjttgqego4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name></title> spielen soll, besuchten mich, und kaum waren sie da, so kam der Kerl mit dem Baßhorn, ich begleitete ihn auf dem Clavier und hetzte ihn etwas ein, <persName xml:id="persName_dca5c0d0-cadf-4374-b97f-d5a35561b78d">Neate<name key="PSN0113559" style="hidden">Neate, Charles (1784-1877)</name></persName> drehte mir um; <persName xml:id="persName_0436768f-5e6d-4510-bde4-1069296bc805">Sir G.<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> ermuthigte den Soldaten, frug ihn nach seiner Frau und seinen Kindern, gab ihm Schnupftaback, und als es vorbey war, verstand er die Sache falsch, dachte das Instrument sollte schön sein, lobte es daher als Kenner, und nahm sich vor, es nächstens in einer Kirchencantate anzubringen. Der Kerl nahm seine Stimme mit nach Hause, und <persName xml:id="persName_4d0120b4-dbe8-4214-9817-0388f402b628">Sir G.<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> sagte, er wäre liebenswürdig und bescheiden. Die Scene war göttlich. Nun Abends das Concert. Der Saal war leer, kaum über 200 Personen, glaub’ ich. Als ich auftrat, empfingen sie mich lauer, als bisher, und beim ersten Ton machte die Flöte einen Kix, so daß viele Leute lächelten. Mir war unbehaglich. Indeß, als die Geigen loslegten verbreitete sich eine ungeheure Stille im Saal, die anhielt, bis zum forte Schluß in E dur, wo die Pauke lärmt (cf. <persName xml:id="persName_8dc12a5e-2cbe-4f29-b962-ab3e0c9964cd">Fannys<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> linke Hand) da dachten sie es wäre aus, und brachen in wüthenden Lärm aus, als ich aber fort dirigirte, geboten sie Stille, und merkten wohl den Braten. Nach dem wirklichen Schluß war nun der Spectakel arg, ich machte Diener, und ging fort, sie riefen aber da Capo und klatschten bis ich wiederkam, und es zum zweitenmal gespielt wurde. Nun ging es sehr gut, das Orchester war warm geworden, und nun waren sie beim forte Schluß mäuschenstill, und lächelten nur vergnügt. Ich war sehr froh; man verlangte die <title xml:id="title_5405d241-1799-4686-ba8b-e1768bf5ce27">Ouvert.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wwf8sd2s-5z7n-bezd-oriq-nr8i9sbx51zo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> fürs <placeName xml:id="placeName_0f2584eb-c039-4d71-9725-396f58496eca">Philharm. Concert<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> des nächsten Jahres. Das <title xml:id="title_ef4ecb3e-e79f-4a25-b89a-e3287fee49d6">Concert von Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name></title> begleiteten sie scandalös; es machte aber den Leuten doch ein wenig Plaisir, viel freilich nicht; sie wunderten sich, daß ich auswendig spielte, und die Musiker hatten an der Composition manches auszusetzen. Von da ging ich nun um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 12 auf <persName xml:id="persName_a2e63ffc-20b7-4396-87d5-cadd977eea1d">Almacks<name key="PSN0109443" style="hidden">Almack, William (1741-1781)</name></persName>, da es aber noch zu früh war, so sprach ich bei <persName xml:id="persName_d78fb836-2803-4073-b192-8fcc91cfcb63">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> vor, der gerade gegenüber wohnt, und ging erst um Mitternacht hin, amüsirte mich prächtig, die Mädchen waren schön und herrlich geputzt, wir tanzten einen Galopp durch den <hi rend="underline">ganzen Saal</hi>, der ebenso lang, wie der Akademie Saal ist, dabey war ich Pöbel und zog meinen ledernen weißen Stock aus der Tasche und renommirte gegen <persName xml:id="persName_8674293f-0181-4ef9-8753-15ed7688c196">Lady Johnston<name key="PSN0112265" style="hidden">Johnston, Louisa (1766-1852)</name></persName> damit, die <persName xml:id="persName_22b7fa48-7cd7-4dbb-a605-ae67e64384a6">Esterhazy<name key="PSN0110958" style="hidden">Esterházy von Galántha, Maria Theresia Fürstin (1794-1874)</name></persName> ist gräulich anzusehen, <persName xml:id="persName_14e0df80-b663-4c60-944b-578bce9f40a3">Lady Buccleugh<name key="PSN0110171" style="hidden">Buccleuch, Charlotte Anne (1811-1895)</name></persName> aber weniger, <persName xml:id="persName_3728bc3c-8a88-40d7-9d9e-96cc2c6d5f27">Clan William<name key="PSN0111403" style="hidden" type="person">Gloucester and Edinburgh, Familie von → William Frederick 2nd Duke of G. and E.</name></persName> spielt eine sehr untergeordnete Rolle, um 3 Uhr beim Tageslicht ging ich langsam nach Hause, und rief Eure Namen ein Paarmal laut, Regent Str. war still, und die Obstweiber rückten mit ihren Körben ein. Ich schlief. Und so leben wir. So leben wir alle Tage pp.</p><p>Wie ich an Dich gedacht habe, lieber <persName xml:id="persName_62f66308-7783-4d5d-b5a6-ccef75b6c75b">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, bei <persName xml:id="persName_8ccb5d63-737b-4f26-9dde-63533476f0d1">Drouets<name key="PSN0110748" style="hidden">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName> herrlichem Spiel, kann ich Dir gar nicht sagen. Er ist noch ganz der Alte, mit seiner Ruhe und seiner sanften Unfehlbarkeit. – An <persName xml:id="persName_d91ee56b-6b87-4840-a866-e0070e11d630">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> schreibe ich nächstens einen eigenen Brief. – Die Königstädter soll der Teufel 20,000 mal holen; sie sind miserabel, und haben mich hier wüthend gemacht; Marx soll mir aber nur Instrumentalsachen schicken, dann will ich schon sorgen, auch könnte er einmal schreiben; ebenso <persName xml:id="persName_fe9fa0ed-f554-4f24-9f92-cbcdce92d879">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>; ebenso mehrere. À propos, wie die <persName xml:id="persName_b1fe7f78-707c-44c4-ab1e-67a456427346">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> heißt, weiß ich nicht. Es interessirt mich auch nicht; wenn nur das Concert überhaupt zu Stande käme, für die Schlesier sollte sich schon was davon wegnehmen lassen. Aber die <persName xml:id="persName_c2ff8b39-d1b9-44bb-8ca6-5d4d7ecd3ca2">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> hat so ein schlechtes Benefiz gehabt, daß sie 600 Freibillets hat ausgeben und Geld zusetzen müssen. Nun ist sie ganz abgeschreckt, und fürchtet sich vor neuen Unternehmungen. Gott gebe, daß ich sie herumkriege, wollen sehn. – <seg type="closer" xml:id="seg_3f9aeb15-1fd5-47fe-9a83-6bbd5611f0b0">Lebt wohl.</seg></p><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body></text></TEI>