fmb-1829-06-19-01
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London, 19. Juni 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusatz von fremder Hand: »acheminée par vos affectionnés / D & Co / 19/6/29«.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Euern lieben Brief vom 9ten empfing ich am Dinstag, und zugleich damit die drei Briefe von
nach meiner Zurückkunft ist es zu spät offenbar, also muß es vor meiner Rückkehr sein. Und so sey es doch! Bitte! Ich möchte vor meinen Schreibtisch fast niederknien, und sehr quälen. Wenn’s am Logis fehlt, so zieht ich nicht thun; wohl aber Du, liebe
Der Sommer ist da, die saison geht zu Ende; mein letztes Concert ist hoffentlich das für die Danziger, das immer noch unbestimmt ist, und ich fange stark an, auf die Abreise nach Schottland mit sten July denke ich vorläufig London zu verlassen, und nach Edinburg und Glasgow mit der mail zu gehen; wir halten uns auf und bleiben liegen, wo es uns wohlgefällt, denn täglich gehn überall Kutschen durch, in 3 Tag[en k]ann man nach Edinburg kommen von hier aus, von da gehn fortwährend Gelegenheiten nach den Hochlanden, das Dampfschiff auf dem Loch Lomond und den andern Seen benutzen wir nicht, weil wir da zu Fuß gehn wollen, und weil ich viel Felsspitzen zeichnen werde; vielleicht kommen wir bis zu den Inseln und besuchen Staffa, das so schön sein muß; Briefe und Empfehlungen brauche ich wenig dahin, und
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London d. 19 Juny 1829. Euern lieben Brief vom 9ten empfing ich am Dinstag, und zugleich damit die drei Briefe von Zelter, Devrient und der Milder. Nächsten Dinstag gehn mit der Gesandtschaft meine Antworten ab, an Z., dem ich einstweilen für seinen lieben, erfreulichen Brief herzlich zu danken bitte, und an Devrient und Heydemann; mit der Milder bin ich in rechter Verlegenheit, sie hat mir einen dictatorischen, 6 Zeilen langen Ukas gesendet, dessen Schluß ist „wenn Hr. Mendelssohn nicht alsbald schickt, wird Mde. Milder ernstlich böse“ und ich möchte ihr gerne gefällig sein; es ist mir aber in dieser Zeit so viel Neues, Unerwartetes, und die innerste Ruhe Störendes begegnet, daß ich nicht Muße, noch Gedanken oder Andacht genug zum Componiren habe, und mich nach den Bergen und der freien Luft zu sehnen anfange, denn da wird mir gewiß wieder manches durch den Kopf gehen; ob das aber Concertarien sein werden, das bezweifle ich stark, ich befürchte manch seltsames Zeug. Doch will ich sehn, ob ich mir bis nächste Woche etwas herausquälen kann; dann schick ich es ihr sogleich; am guten Willen fehlt es mir nicht, denn ich habe mich gar oft ans Clavier gesetzt, um mich in die Begeisterung hineinzuspielen, und da möglicherweise die versprochne Arie und die fehlenden Lieder zu fischen, aber wenn ich hier ans Clavier komme, so verfalle ich in unaufhörliches Üben von Concertpassagen, u. dgl. Zeug, und stehe auf, ohne Gewinn und Einfälle. Gott mög es bessern, und nächst ihm Schottland und die Seen. – Was Du vom Theater schreibst, lieber Vater, ist wohl sehr treffend und mir so recht aus der Seele gesprochen, aber das Theater von dem Du sprichst, ist hier verschwunden; Nationalität spiegelt sich nicht mehr auf der Bühne, ausgenommen in plumpen Possen, die kein andrer Magen, als ein Englischer verdauen könnte; Shaksp. s Stücke sind durch eingelegte, lächerlich schlechte Arien und Lieder, durch Auslassung des Kräftigen, Übertreibung des Zarten, und gänzliches Misverstehen der Charaktere, z. B. der weiblichen, so umgewandelt und verderbt, daß sie kaum erkannt und genossen werden können, und das Neue, was sich zeigt sucht seine Existenz zu fristen durch Nachahmung dessen, was auf der Französischen oder Deutschen Bühne schon einmal anziehend gewesen ist. So geht’s nicht mehr, und das ist eben, denk ich, unsre beste Hoffnung; denn da wirklich alles wahr ist, was Du sagst, und da von alle dem jetzt gerade das Gegentheil oben auf ist, so muß sich’s umkehren, und einen neuen Weg suchen; denn keine Wahrheit geht verloren; Zeit und Umstände mögen sie vielleicht eine Weile verdunkeln und hindern, sie kommt aber immer wieder von Neuem und immer wieder in andrer Gestalt an den Tag. Darauf hoff ich. Ihr lieben Geren allzumal! Ich soll Euch einen Brief schreiben? Wie soll ich ihn adressiren? An die liebe Zeit, oder an’s Volk, oder an zwei Menschen par excell. und was soll ich hineinschreiben? 2 Seiten lang nichts, als gesegnete Mahlzeit? Buchstaben, die man schreibt, sind sehr kalt, Geren; sprechen geht besser, und wenn’s auch nur Englisch wäre. Ich möchte Beckchen als lady sehen, wenn sie mit einem Engl. Lamm, wofür man hier übrigens Trampelthier oder Nashorn setzen muß, denn Lämmer sind zu zart, hands schüttelte, oder Fanny mit weißen marabouts in einer musikal. Abendunterhaltung Eis essen, und charming murmeln hören; England ist nichts für Euch, Ihr Geren. Ich schreibe Euch aber ein Stückchen Tagebuch, und schicks am Dinstag ab, und wir müssen auch bald anfangen ein Programm für die Festlichkeiten im December zu entwerfen, denn die Zeit kommt heran, und eh ihr es glaubt, rückt einer wieder ein, den Ihr gut kennt. Ich habe besondre Absichten, Pläne und Ideen über alles dies, im Tagebuch theil ich sie Euch mit. Aber, liebste Mutter, wann ist die Hochzeit? Kann denn nicht endlich die Aussteuer beendigt sein; mich interessirt’s fast mehr, als der Einzug der Kaiserinn, und viele andre Neuigkeiten; es ist schwer, über’s Meer hin zu bitten, aber beschleunige doch! Es ist ja besser und nothwendig aus so vielen Gründen, und wenn Hensel bis dahin vor Ungeduld stirbt, wie soll dann die Heirath vor sich gehn? Ich muß ja die ganze kleine Wirthschaft und alles eingerichtet finden, wenn ich nach Berlin komme, denn ich will ja gleich den zweiten Tag bei Fanny essen, und rechne auf Lieblingsgerichte; und wäre die Hochzeit erst im Winter, so wär es mir gar nicht halb so lieb, ich könnte das neue Leben nicht mehr mit ansehen, müßte mich bald losreißen, die Trennung würde doppelt schwer – kurz, ich will nicht dabey sein; nach meiner Zurückkunft ist es zu spät offenbar, also muß es vor meiner Rückkehr sein. Und so sey es doch! Bitte! Ich möchte vor meinen Schreibtisch fast niederknien, und sehr quälen. Wenn’s am Logis fehlt, so zieht Hensel nach dem Hôtel de Brandenbourg, und fehlt es an Aussteuer, so will ich einen Theil meiner Wäsche senden. Mehr kann ich nicht thun; wohl aber Du, liebe Mutter. Thu es doch! Wär es nicht Zeit? Der Sommer ist da, die saison geht zu Ende; mein letztes Concert ist hoffentlich das für die Danziger, das immer noch unbestimmt ist, und ich fange stark an, auf die Abreise nach Schottland mit Klingemann zu denken. Die Reise nach der Küste wird, fürcht’ ich, unterbleiben, aus mehreren Gründen, die ich Euch mündlich mittheilen muß, weil es zu weitläufig zu schreiben wäre; am 20sten July denke ich vorläufig London zu verlassen, und nach Edinburg und Glasgow mit der mail zu gehen; wir halten uns auf und bleiben liegen, wo es uns wohlgefällt, denn täglich gehn überall Kutschen durch, in 3 Tagen kann man nach Edinburg kommen von hier aus, von da gehn fortwährend Gelegenheiten nach den Hochlanden, das Dampfschiff auf dem Loch Lomond und den andern Seen benutzen wir nicht, weil wir da zu Fuß gehn wollen, und weil ich viel Felsspitzen zeichnen werde; vielleicht kommen wir bis zu den Inseln und besuchen Staffa, das so schön sein muß; Briefe und Empfehlungen brauche ich wenig dahin, und Sir Alex. Johnston, der mit dem Herzog von Argyll verwandt ist, wird mir schon die besten geben können, so daß ich mir viel große Freude verspreche. Auf dem Rückwege seh ich vielleicht ein Stück von Irland und Wales; mich zieht Killarney an, weil ich himmlische Gegenden von daher in einer hiesigen Ausstellung gesehn habe, und nach Wales bin ich von einer Engl. Familie, Taylor’s eingeladen um eine Woche daselbst auf ihrem Landgute zuzubringen, und entweder mit den Söhnen Füchse zu jagen, oder mit den Töchtern Gegenden zu zeichnen. Letzteres zog ich vor. Dann denk ich England zu verlassen, und nach Ostende überzufahren, um von da nach Rotterdam, Amsterdam, Gent, Brüssel, Achen, durch Berlin nach Italien zu gehen, aber alles das steht noch in ziemlich dicken Nebel vor mir. – (Beckchen, man blökt hier. Einbrod ist angekommen) (Fanny, man blökt hier nicht; Tante Bute ist immer noch auf dem Lande) Ich muß bald schließen, denn um 2 führt mich Lord Sandon nach Earl of Grosvenor’s berühmter BilderGallerie. Stackelberg geht auch mit; er ist nämlich hier, o Hensel, läßt Dich grüßen, und kommt bald auf einige Tage nach Berlin. Bilder gibt es hier, wie die Welt sie nicht gesehn hat! Die Privatleute haben eben einige ihrer Schätze zusammengestellt, und da sind in 3 Sälen die göttlichen Gestalten vereinigt; ich kann Euch nicht beschreiben, wie es da aussieht. Rubens hat den Zinsgroschen gemalt, und Titian seine junge Tochter, der alte Kerl mag sich viel dabey gedacht haben, wie das blonde Kind so artig und gerade da steht, und so hübsch nachlässig geputzt ist, und einen Apfel in der Hand hält, und eben an gar nichts denkt. Auch gibt’s zwei Prachtstücke von Vandyke, und eine Menge Rembrandts, Murillos, Ruisdqaels und Claudes, daß es eine Lust ist. Titian hat den Ignaz Loyola aufgefaßt, daß einem katholisch zu Muth wird, wenn man’s ansieht; er sieht sehr finster, schwarz und ernsthaft aus dem Bilde heraus, und die Juden von Rubens sind wie losgelaßne Bären und Wölfe. (cf. felicem, post reditum, Leipz. Str. no. 3) . – Lebt wohl. Mittwoch spiel ich zum Schrecken aller Musiker das es dur Concert von Beethoven, ich bin des trocknen Tons nun satt, muß wieder mal den Beethoven spielen. (Eben fällt mir ein, daß ich Euch das schon einmal geschrieben) Die Hauptsache vergeß ich. Die Coventgardner Geschichte geht vorwärts mit Macht; sie haben mir die aller ehrenvollsten und vortheilhaftesten Bedingungen gestellt: ich solle mir den Text wählen, ihn mitnehmen und componiren, wo und wann ich wolle; wenn ich die Oper im December fertig habe, soll sie im Februar aufs Theater kommen; ich soll sie, wenn ich will und kann, selbst dirigiren, sie sichern mir die beste Besetzung zu; was das Honorar vom Theater betrifft, so haben sie mir die Einnahmen einer der ersten Vorstellungen angeboten, und der Musikverleger hat mich um meine Bedingungen für den Clavierauszug gefragt. Alles das geht lustig und schnell. Da mich der Verleger gebeten hat, im Falle ichs annähme, nichts andres, kleineres von meinen Sachen hier zu publiciren, damit er mit der Oper dann zuerst herauskommen könne, so werde ich die Lieder wohl jetzt nicht drucken lassen; denn ich nehme die Anerbietung allerdings an, und bin neugierig auf meine eigne Musik; auch weiß ich nicht, wo ich sie schreiben soll? À propos warum ich Barings nicht erwähne; weil Sillems Briefe wohl sehr schlecht gewesen sein müssen, da ich weder von Baring noch von Sillem ein Wort nach Abgabe der Briefe gehört habe. Vorgestern war ein Ball bei Doxat; ich kam um 1 2 1 und ging um 3. Heut ist einer bei Johnston. Diese Woche geht es sehr arg noch, aber es ist die letzte. Lebt wohl! Grüßt Tante Meier sehr herzlich. Felix.
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Buchstaben, die man schreibt, sind sehr kalt, <persName xml:id="persName_d0e7e3f1-c082-47f6-b92a-f4b95c5c3904">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>; sprechen geht besser, und wenn’s auch nur Englisch wäre. Ich möchte <persName xml:id="persName_d54529c3-5706-4ca2-98f6-8843f07f62ce">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> als lady sehen, wenn sie mit einem Engl. Lamm, wofür man hier übrigens Trampelthier oder Nashorn setzen muß, denn Lämmer sind zu zart, hands schüttelte, oder <persName xml:id="persName_165105fc-3003-40e4-9b13-62ce5591b91b">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mit weißen marabouts in einer musikal. Abendunterhaltung Eis essen, und charming murmeln hören; England ist nichts für Euch, Ihr <persName xml:id="persName_9ad301b5-20a2-46c3-ad1e-572e3e33caed">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. Ich schreibe Euch aber ein Stückchen Tagebuch, und schicks am Dinstag ab, und wir müssen auch bald anfangen ein Programm für die Festlichkeiten im December zu entwerfen, denn die Zeit kommt heran, und eh ihr es glaubt, rückt einer wieder ein, den Ihr gut kennt. Ich habe besondre Absichten, Pläne und Ideen über alles dies, im Tagebuch theil ich sie Euch mit. Aber, liebste <persName xml:id="persName_e7549c0b-7337-497d-aef8-c2800afaa016">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, wann ist die Hochzeit? Kann denn nicht endlich die Aussteuer beendigt sein; mich interessirt’s fast mehr, als der Einzug der <persName xml:id="persName_181fd119-fcc8-485d-8687-b0d194262914">Kaiserinn<name key="PSN0114363" style="hidden">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName>, und viele andre Neuigkeiten; es ist schwer, über’s Meer hin zu bitten, aber beschleunige doch! Es ist ja besser und nothwendig aus so vielen Gründen, und wenn <persName xml:id="persName_11ec4cd6-0ca1-4011-9471-42246f0bf0c9">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> bis dahin vor Ungeduld stirbt, wie soll dann die Heirath vor sich gehn? Ich muß ja die ganze kleine Wirthschaft und alles eingerichtet finden, wenn ich nach Berlin komme, denn ich will ja gleich den zweiten Tag bei <persName xml:id="persName_a6edecee-44cb-4e3a-8c8b-4a8f0df9f6f3">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> essen, und rechne auf Lieblingsgerichte; und wäre die Hochzeit erst im Winter, so wär es mir gar nicht halb so lieb, ich könnte das neue Leben nicht mehr mit ansehen, müßte mich bald losreißen, die Trennung würde doppelt schwer – kurz, ich will nicht dabey sein; <hi rend="underline">nach</hi> meiner Zurückkunft ist es zu spät offenbar, also muß es <hi rend="underline">vor</hi> meiner Rückkehr sein. Und so sey es doch! Bitte! Ich möchte vor meinen Schreibtisch fast niederknien, und sehr quälen. Wenn’s am Logis fehlt, so zieht <persName xml:id="persName_6d30afd6-5ba7-4fb9-a19e-9fbeb3e73ec6">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> nach dem Hôtel de Brandenbourg, und fehlt es an Aussteuer, so will ich einen Theil meiner Wäsche senden. Mehr kann <hi rend="underline">ich</hi> nicht thun; wohl aber <hi rend="underline">Du</hi>, liebe <persName xml:id="persName_eea3928e-a093-46af-9bef-08de314a14ea">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>. Thu es doch! Wär es nicht Zeit?</p><p>Der Sommer ist da, die saison geht zu Ende; mein letztes Concert ist hoffentlich das für die Danziger, das immer noch unbestimmt ist, und ich fange stark an, auf die Abreise nach Schottland mit <persName xml:id="persName_25ca2dc7-8909-41bf-a5d2-dec2f4d96949">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> zu denken. Die Reise nach der Küste wird, fürcht’ ich, unterbleiben, aus mehreren Gründen, die ich Euch mündlich mittheilen muß, weil es zu weitläufig zu schreiben wäre; am 20<hi rend="superscript">sten</hi> July denke ich vorläufig London zu verlassen, und nach Edinburg und Glasgow mit der mail zu gehen; wir halten uns auf und bleiben liegen, wo es uns wohlgefällt, denn täglich gehn überall Kutschen durch, in 3 Tag[en k]ann man nach Edinburg kommen von hier aus, von da gehn fortwährend Gelegenheiten nach den Hochlanden, das Dampfschiff auf dem Loch Lomond und den andern Seen benutzen wir nicht, weil wir da zu Fuß gehn wollen, und weil ich viel Felsspitzen zeichnen werde; vielleicht kommen wir bis zu den Inseln und besuchen Staffa, das so schön sein muß; Briefe und Empfehlungen brauche ich wenig dahin, und <persName xml:id="persName_c03fcaec-0cd2-418a-96bb-385ea1e0e552">Sir Alex. Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>, der mit dem <persName xml:id="persName_0fc9bd9d-4129-4423-8aae-7ce5ce7fb3b8">Herzog von Argyll<name key="PSN0110261" style="hidden">Campbell, Lord William (1730-1778)</name></persName> verwandt ist, wird mir schon die besten geben können, so daß ich mir viel große Freude verspreche. Auf dem Rückwege seh ich vielleicht ein Stück von Irland und Wales; mich zieht Killarney an, weil ich himmlische Gegenden von daher in einer hiesigen Ausstellung gesehn habe, und nach Wales bin ich von einer Engl. Familie, T<persName xml:id="persName_355a479a-28b7-4a9b-afcf-15faaf1833ab">aylor’s<name key="PSN0115264" style="hidden">Taylor, Familie von → John T.</name></persName> eingeladen um eine Woche daselbst auf ihrem Landgute zuzubringen, und entweder mit den Söhnen Füchse zu jagen, oder mit den Töchtern Gegenden zu zeichnen. Letzteres zog ich vor. Dann denk ich England zu verlassen, und nach Ostende überzufahren, um von da nach Rotterdam, Amsterdam, Gent, Brüssel, Achen, durch Berlin nach Italien zu gehen, aber alles das steht noch in ziemlich dicken Nebel vor mir. – (<persName xml:id="persName_b264bb55-c666-485c-81a0-f88628a56ae8">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, man blökt hier. <persName xml:id="persName_2233d122-64b2-465b-8079-93e45e650534">Einbrod<name key="PSN0110873" style="hidden">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> ist angekommen) (<persName xml:id="persName_847fbd02-b2e3-4120-aa89-a7efb1865a2a">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, man blökt hier nicht; <persName xml:id="persName_12973f51-74ea-4984-ad4d-c6b941b6dab1">Tante Bute<name key="PSN0110499" style="hidden">Crichton-Stuart, Frances (Mina) Marchioness of Bute (1773-1832)</name></persName> ist immer noch auf dem Lande) Ich muß bald schließen, denn um 2 führt mich <persName xml:id="persName_f31f9674-668a-4cac-89a7-ea2ab19d7287">Lord Sandon<name key="PSN0114456" style="hidden">Sandon, Dudley Ryder (seit 1847) 2nd Earl of Harrowby (1798-1882)</name></persName> nach <persName xml:id="persName_f1950ae7-200f-44cb-b915-97c945af3265">Earl of Grosvenor’s<name key="PSN0111582" style="hidden">Grosvenor, Robert 2nd Earl of G., 1st Marquess of Westminster (1767-1845)</name></persName> berühmter BilderGallerie. <persName xml:id="persName_71600049-7b3e-43e8-beab-935fe690f2c7">Stackelberg<name key="PSN0115049" style="hidden">Stackelberg, Otto Magnus Freiherr von (1787-1837)</name></persName> geht auch mit; er ist nämlich hier, o <persName xml:id="persName_e348af07-8824-49e3-a8b8-8e095c9fc95d">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, läßt Dich grüßen, und kommt bald auf einige Tage nach Berlin. Bilder gibt es hier, wie die Welt sie nicht gesehn hat! Die Privatleute haben eben einige ihrer Schätze zusammengestellt, und da sind in 3 Sälen die göttlichen Gestalten vereinigt; ich kann Euch nicht beschreiben, wie es da aussieht. Rubens hat den <title xml:id="title_a11d1568-3298-48de-a7bb-389fdf6bef74">Zinsgroschen gemalt<name key="PSN0114342" style="hidden" type="author">Rubens, Peter Paul (1577-1640)</name><name key="CRT0110606" style="hidden" type="art">Der Zinsgroschen</name></title>, und <title xml:id="title_ad580700-b8a5-4ff7-b040-9ea86062d73d">Titian seine junge Tochter<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111085" style="hidden" type="art">La figlia Lavinia (Titian’s Daughter)</name></title>, der alte Kerl mag sich viel dabey gedacht haben, wie das blonde Kind so artig und gerade da steht, und so hübsch nachlässig geputzt ist, und einen Apfel in der Hand hält, und eben an gar nichts denkt. Auch gibt’s zwei Prachtstücke von <persName xml:id="persName_c405e92c-1541-4955-a371-b6636c70508d">Vandyke<name key="PSN0110804" style="hidden">Dyck, (seit 1632) Sir Anton van (1599-1641)</name></persName>, und eine Menge <persName xml:id="persName_0a55def9-04e3-48d7-a0a4-56da42e8d70d">Rembrandts<name key="PSN0114137" style="hidden">Rembrandt van Rijn, Harmensz(oon) (1606-1669)</name></persName>, <persName xml:id="persName_dfdbfb06-1bca-4f97-ba3b-63b6caddc482">Murillos<name key="PSN0113524" style="hidden">Murillo (eigtl. Bartolomé Esteban Pérez), Bartholomé Esteban (1618-1682)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0788ae69-e7bb-4bc6-980a-44e22c6381da">Ruisdqaels<name key="PSN0114353" style="hidden">Ruisdael, Jacob von (?-1682)</name></persName> und <persName xml:id="persName_ead140e5-a060-44ef-8436-db06f3215a35">Claudes<name key="PSN0112932" style="hidden">Lorrain (eigtl. Gelée), Claude (1600-1682)</name></persName>, daß es eine Lust ist. <title xml:id="title_c7e74a0b-1779-481e-9182-41a99ef46770">Titian<name key="PSN0118477" style="hidden" type="author">Unbekannt</name><name key="CRT0111505" style="hidden" type="art">Ignatius Loyola</name></title> hat den <persName xml:id="persName_c23a595d-25f4-4234-b06c-589d19b76346">Ignaz Loyola<name key="PSN0112954" style="hidden">Loyola, Ignatius von (eigtl. Íñigo López de Recalde) (1491-1556)</name></persName> aufgefaßt, daß einem katholisch zu Muth wird, wenn man’s ansieht; er sieht sehr finster, schwarz und ernsthaft aus dem Bilde heraus, und die <title xml:id="title_901efe10-7bf3-4c42-998f-7f021787b000">Juden von Rubens<name key="PSN0114342" style="hidden" type="author">Rubens, Peter Paul (1577-1640)</name><name key="CRT0110606" style="hidden" type="art">Der Zinsgroschen</name></title> sind wie losgelaßne Bären und Wölfe. (cf. felicem, post reditum, Leipz. Str. no. 3). – Lebt wohl. Mittwoch spiel ich zum Schrecken aller Musiker das <title xml:id="title_cbed9c6e-76dd-44ae-a16f-784c13ae1872">es dur Concert von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name></title>, ich bin des trocknen Tons nun satt, muß wieder mal den <title xml:id="title_a250a2f4-332b-4af6-b1e8-3b33b4500227">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name></title> spielen. (Eben fällt mir ein, daß ich Euch das schon einmal geschrieben) Die Hauptsache vergeß ich. Die <placeName xml:id="placeName_5f88bf80-4960-4367-a802-31dbccfe4b97">Coventgardner<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Geschichte geht vorwärts mit Macht; sie haben mir die aller ehrenvollsten und vortheilhaftesten Bedingungen gestellt: ich solle mir den Text wählen, ihn mitnehmen und componiren, wo und wann ich wolle; wenn ich die Oper im December fertig habe, soll sie im Februar aufs Theater kommen; ich soll sie, wenn ich will und kann, selbst dirigiren, sie sichern mir die beste Besetzung zu; was das Honorar vom Theater betrifft, so haben sie mir die Einnahmen einer der ersten Vorstellungen angeboten, und der Musikverleger hat mich um meine Bedingungen für den Clavierauszug gefragt. Alles das geht lustig und schnell. Da mich der Verleger gebeten hat, im Falle ichs annähme, nichts andres, kleineres von meinen Sachen hier zu publiciren, damit er mit der Oper dann zuerst herauskommen könne, so werde ich die <title xml:id="title_0b654d2e-9362-495c-b9dd-66bfc498b60c">Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hcmdx6ga-ea5u-xuiq-obr6-ipkhxz1wici8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100618" style="hidden">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1827, 1. Heft; enthält MWV K 30, Das Heimweh »Was ist’s, was mir den Atem hemmet«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, Italien »Schöner und schöner schmückt sich«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, MWV K 37, K 31 und K 17, 2. Heft; enthält MWV K 32, K 33, K 34, K 35, K 36 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy<idno type="MWV">SD 2</idno><idno type="op">8</idno></name></title> wohl jetzt nicht drucken lassen; denn ich nehme die Anerbietung allerdings an, und bin neugierig auf meine eigne Musik; auch weiß ich nicht, wo ich sie schreiben soll? À propos warum ich <persName xml:id="persName_170901b3-9f67-4c7b-8d08-d127a52d8f75">Barings<name key="PSN0109667" style="hidden">Baring, Alexander 1st Baron Ashburton (1774-1848)</name></persName> nicht erwähne; weil <persName xml:id="persName_b579118a-f866-4b02-bb5c-b60634da17c3">Sillems<name key="PSN0114917" style="hidden">Sillem, Martin Garlieb (1769-1852)</name></persName> Briefe wohl sehr schlecht gewesen sein müssen, da ich weder von <persName xml:id="persName_ca2aaec3-0f2e-4760-9fd1-67031c02e964">Baring<name key="PSN0109667" style="hidden">Baring, Alexander 1st Baron Ashburton (1774-1848)</name></persName> noch von <persName xml:id="persName_4e6931b9-3fc3-4f9a-ba8e-b46ecded4723">Sillem<name key="PSN0114917" style="hidden">Sillem, Martin Garlieb (1769-1852)</name></persName> ein Wort nach Abgabe der Briefe gehört habe. Vorgestern war ein Ball bei <persName xml:id="persName_65f1c61e-fcef-4065-bdd3-bb45490eade2">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName>; ich kam um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 1 und ging um 3. Heut ist einer bei <persName xml:id="persName_c6c5dacd-5b13-47ac-ae57-f0713a54fc4e">Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>. Diese Woche geht es sehr arg noch, aber es ist die letzte. <seg type="closer" xml:id="seg_4c454e19-4d65-46bc-a802-b478ebb5f12f">Lebt wohl! Grüßt </seg><persName xml:id="persName_f0fa9190-0c77-4139-ac6b-0df9b2e0d6e6">Tante Meier<name key="PSN0113312" style="hidden">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName><seg type="closer" xml:id="seg_454f497c-5779-4739-ba63-93c965a21ce4"> sehr herzlich.</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>