fmb-1829-06-05-01
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London, 5. Juni 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusätze von fremder Hand: »pr Hambro / Steam Boat«, »acheminé par vos devoués / D & C[o] / 5 June 1829«. – Das Datum ergibt sich aus dem Poststempel und einem französischen postalischen Absendevermerk vom 5. Juni 1829.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Monsr Mendelssohn Bartholdy, Gentelmann, fideles Haus, Componist der Insel Ceylon, nephew of the
Ich glaube, ich habe noch keinen verrückten Brief nach Hause geschrieben. So sey denn dieser der erste; denn wenn Ihr meint, heut von mir Interessantes zu hören so irrt Ihr, ich erzähle Euch nichts, und wär’s auch nur aus Rache für Euern Brief vom 27sten, worin auch nichts steht. – Komm lieber ten Tag meines Hierseins ihm introducirt, drittens braucht er mein Cicerone nicht zu sein, weil der liebe Herr Gott das Amt übernommen und mir liebe Freunde für die erste Zeit meines Ausflugs hier zusammengetrommelt hat, auch schönes, warmes, heiter duftiges Wetter, von Nachtregen gekühlt, mir besorgt, und überhaupt meinen Aufenthalt hier so angenehm macht, wie es ten Juny, Montag bei
Sonnabend Morgen sollte ich im Concert auftreten, und hatte auf dem wildfremden, neuen Clementischen Instrument, das mir die
stenJuni soll ich wieder im Concert spielen, und inzwischen noch in einem andern, das ein
Monsr Mendelssohn Bartholdy, Gentelmann, fideles Haus, Componist der Insel Ceylon, nephew of the grand philosopher, allen Bewohnern der Gartenwohnung in der Leipz. Str. no. 3 seinen Gruß. Ich glaube, ich habe noch keinen verrückten Brief nach Hause geschrieben. So sey denn dieser der erste; denn wenn Ihr meint, heut von mir Interessantes zu hören so irrt Ihr, ich erzähle Euch nichts, und wär’s auch nur aus Rache für Euern Brief vom 27sten, worin auch nichts steht. – Komm lieber Deetz und mache p p! Der Grund meiner Lustigkeit heut ist nur der, daß ich gestern ein großes Concert, worin 6000 Kinder einen Choral singen, und die Gesellschaft eines schönen Mädchens ausschlug, um ein Pferderennen zu sehen, und daß ich daran Recht that. Ich bin ein John Bull. Zuweilen berieche ich meine Partituren und freue mich des Steinkohlenduftes. Mein Exquisite, Bruder von Dandizette, Sohn von little John, ein gebildeter Fuchs that gestern Wunder; in den Englischen Pferdefüßen steckt mehr Musik, als in den Engl. Kehlen; in letzteren aber auch sehr wenig; so ein glee ist ein höchst infames Ding. Wenn ich zurück komme, mach ich sie für Geld nach, und habe Zulauf. Den Empfehlungsbrief von Celeste Spontini habe ich noch nicht abgegeben, (thu’s aber heute) denn erstens habe ich keine Lust Herrn Erard kennen zu lernen, zweitens kenne ich ihn schon längst, und bin schon den 3ten Tag meines Hierseins ihm introducirt, drittens braucht er mein Cicerone nicht zu sein, weil der liebe Herr Gott das Amt übernommen und mir liebe Freunde für die erste Zeit meines Ausflugs hier zusammengetrommelt hat, auch schönes, warmes, heiter duftiges Wetter, von Nachtregen gekühlt, mir besorgt, und überhaupt meinen Aufenthalt hier so angenehm macht, wie es Erard doch nicht kann, endlich, weil ich, wenn ich nicht mit Engländern bin, den Deutschen den Vorzug zu geben pflege, ich habe besondere Achtung vor dieser Nation. Warum ich die Fürstinn Liewen nicht nenne? Sie hat meinen Brief nicht respectirt (der Herz. v. Montrose ebensowenig) und da ich sie nachher in Gesellschaft traf, unbemerkt belauschte, und nicht nur unliebenswürdig sondern sogar sehr widrig fand, so habe ich keine weitere Schritte gethan, mich ihr zu näheren; auch habe ich von diesen Vornehmen gerade schon soviel, als ich brauche, gehabt, nämlich ihren Anblick; vertraut werden wir doch nicht miteinander, und Musik wird da nicht gemacht, außer bei Tische oder beim Theetrinken; so eine Geschichte werde ich übrigens auch erleben, nämlich am 15ten Juny, Montag bei Lansdowne, und wenn ich das gesehn habe, kenne ich Ball, Musik und Conversation; wenn Ihr also Montag Abend an mich denkt, so stecke ich im dress und zwischen viel Noblen. How do you like Engl. ? – I dare say, no foreigner p p. Dann lobe ich’s nach Kräften, denn es ist ein himmlisches Land, und ich werde darin braun und dick. Nur mit dem Componiren geht es nicht. Man ist zu sehr ins Äußerliche gezogen, und müßte sich, um Ruhe zu gewinnen, aus dem Lärm zurückziehen, das thue ich bei Leibe nicht, und bleibe darin. Neulich habe ich mich betrunken. Aber nur in zwei sehr bedeutend braunen Augen, wie sie die Welt noch nicht sah, oder nur selten. O Weltentrennung des Empedocles. Sie hier zu beschreiben und zu loben ist unnöthig; denn wenn sie Euch gefallen, bin ich pr distance eifersüchtig und wenn sie Euch misfallen, ärgerlich. Letzteres ist aber unmöglich. Denke Dir, liebe Fanny, ein Lied aus a dur, sehr sanft, was nun endlich mit dem Anfang wieder schließt, und wenn man es durch die Nase hört, so ist es süß (cf. Shaksp. der auch ein John Bull war) (Du kennst mich in dieser Hinsicht) und das zum Schluß folgenden Knix nach d dur macht: (Vater wird mich fragen aus welchem Tone college pudding geht:) Cadenza und aus. Wenn ich Du wäre, Fanny, und Humor hätte, so machte ich zu diesem Schluß, für den ich (Felix) schwärme, ein ordentliches Lied, zu dem ich (Fanny) mir von Droysen Worte bestellte. Überhaupt rathe ich Dir ernstlich, eine Oper in einem lustigen Acte zu schreiben, zu der Hensel den Text machen sollte, und die Ihr beide dann einem gewissen reisenden Bruder in die Ferne schicken dürft. Das dächte ich mir ganz hübsch, wenn Ihr zwei Brautleute darüber conferirtet, und tausend Anzüglichkeiten drin vorbrächtet, die wenige so gut verständen, als Felix Bull auf der Insel. Auch gebe ich meinen Consens zur baldigen Hochzeit, und zu allem andern, was Ihr beschließt. In der Instrumentirung aber, liebe Fanny, verbiete ich Dir ernstlich, mehr als 300 dicke Hörner auf anzubringen, und lege auf tiefe Flöten, hohe Cellos, 8 verschiedene Geigen, uno Contrabassos, u. dgl. Meerungeheuer, einen Impost; um Brummrüpel, als da sind: Serpent, etc. zu gebrauchen, mußt Du eine Dispensations Bulle haben, die derselbe Bruder Bull gut ausfertigen kann. Wäre ich Du, ich thät’s. Was denkst Du zum Vorschlag? Es ist nämlich sehr mein Ernst. Hiebey die Beschreibung zweier Tage in London aus den Papieren eines Musikers: Sonnabend Morgen sollte ich im Concert auftreten, und hatte auf dem wildfremden, neuen Clementischen Instrument, das mir die Fabrik geschickt hatte, noch nie gespielt. Ich ging in den leeren Saal, wo die Leute meine Symphonie aufgeführt haben, und wo nun jeder Fußtritt stark hallte, und wo ich etwas gerührt wurde; das Piano war zugeschlossen; man mußte nach dem Schlüssel schicken, er kam aber nicht; unterdessen setzte ich mich an das alte, graue Instrument, worauf sich die Finger mehrerer Generationen mögen getummelt haben, und wollte mein Stück sehr exerciren, verfiel aber unmerklich in sonderliche Phantasien, und blieb darin so lange, bis Leute kamen, die mich durch ihre Gegenwart erinnerten, daß ich hätte studiren sollen; aber der große leere Saal hatte mich zerstreut gemacht, und ich ging lieber weg, zu Herrn v. Schröter, dem neulich bei meiner b dur Sonate ein kleines allegorisches Bildchen eingefallen ist, woran er fleißig malte; es stellt eine Art Leier vor, aus der sich zwei Leute hinaus schwingen etc. Kurz die Concertstunde (2 Uhr) kam, und ich hatte nie auf dem Instrument gespielt. Ich blieb aber ganz wohlgemuth, und zog meinen großen dress an (für Beckchens ModeJournal: weiße sehr lange Beinkleider, braune seidne Weste, schwarze Binde, und blauer Frack) Als ich aber aufs Orchester kam, und es ganz mit Damen gefüllt fand, die im Saal keinen Platz mehr hatten, und nun den Saal so voll sah, wie noch nie, seit ich hier bin, und lauter bunte Damenhüte, und schreckliche Hitze, und das unbekannte Instrum., da überfiel mich ein panischer Schrecken, und ich hatte bis zum Augenblick, wo ich vortrat, die längsten Manschetten und Mohren; ja ich glaube, daß ich Fieber besaß. Da mich selbige bunte Hüte nun aber gleich beim Kommen empfingen und klatschten, da sie sehr aufmerksam still waren (was beim plaudernden Concertpubl. hier eine Seltenheit ist) und da ich das Instrum. sehr trefflich und leicht zu spielen fand, so verlor ich obige Mohren, bekam Pomade, und amüsirte mich nun prächtig, wie die Hüte bei jeder kleinen Verzierung sehr sich bewegten, wobey mir und vielen Recensenten das Gleichniß vom Wind und Tulpenbeet in den Sinn kam, und wie einige Damen auf dem Orchester sehr hübsch waren, und wie Sir George, den ich gerührt anblickte, eine Prise nahm. Es ging ziemlich gut, und sie machten großen Lärm, als es aus war; auch haben mich die Times, die ich beim Thee des Morgens studire, sehr gepriesen (Paul kann mit Ritz und Simpsone zu Stehely gehen, wofür ich ihm bei meiner Rückkunft sixpense verspreche, und daselbst solche Times von Montag 1 Juny nachlesen) Mich freute es höllisch, daß mir das Publikum hier gut ist, und mich leiden mag, und daß ich meiner Musik nun viel mehr Bekanntschaften danke, als meinen Empfehlungsbriefen, die doch wahrhaftig kräftig und zahlreich genug waren (hier ist denn der Ort, meinen Dank für alle, die mir welche mitgegeben haben, für Humboldt, Reden, Gans und Schadow auszusprechen, namentlich aber für Bauer, durch den ich Mühlenfels, einen prächtigen, tüchtigen Menschen kenne) Kurz ich war sehr froh am Sonnabend, und auf dem dinner, nach dem ich nun ging, fiel obige Betrinkscene vor; denn die Dame neben mir hatte besagte braune Augen, und diese sind wunderschön, und heißen Luise, und sprechen englisch, und zogen sich beim Käse zurück, worauf ich unmittelbar Claret soff, denn ich bekam nun nichts mehr zu sehen, sondern mußte fort, auf’s Land, und fand keinen Wagen, mußte in der Kühle zu Fuß gehen; mir fiel manches Musikalische ein, das ich mir laut vorsang, denn ich ging einen Wiesenweg, wo mir kein Mensch begegnete; und der ganze Himmel war grau, mit einem Purpurstreif am Horizont, und die dicke Rauchwolke lag hinter mir. Sobald ich nur zur Ruhe komme, sey es hier, an der Küste oder in Schottland, da will ich mancherley schreiben, und der Schottische Dudelsack existirt nicht umsonst. Die Nacht blieb ich auf dem Lande, und fuhr nun am frischen, feuchten Morgen weiter nach Richmond, mit Eichthal allein in einem kleinen Cabriolet. Der Weg ging über die hängende eiserne Brücke, durch Dörfer an deren Häusern man statt der Weinstöcke hochstämmige Rosen heraufzieht, so daß sich die frischen Blumen auf den rauchigen Mauern seltsam ausnehmen. Und in Richmond, auf einem Hügel, der die Aussicht auf die unermeßliche grüne Ebne hat, die mit Bäumen besäet, in der Nähe blendend warm grün und gleich darauf in einer Ferne von 1000 Schritt blau, duftig und verschwimmend ist, und wo Windsor auf der einen Seite, London auf der andern im Nebel steht, – da lagerten wir uns, und brachten unsren Sonntag still und sehr feyerlich zu. Ich bin nun doch ernsthaft geworden, und das Papier reicht nicht hin, weiter zu erzählen. Von Aufträgen und Einladungen noch folgendes: Mittwoch, wenn Ihr diesen Br. bekommt, um 2 Uhr dirigire ich meine Sinf. wieder, am ersten July ist hoffentlich das Preuß: Concert der Sontag worin ich meinen S. N. Tr. haben will; am 23sten Juni soll ich wieder im Concert spielen, und inzwischen noch in einem andern, das ein Violinist der Ital. Oper gibt, und das noch nicht bestimmt ist; morgen bin ich von der roy. society of musicians zum diner eingeladen, und nachher ist immer ein Concert, wo ich auch spielen soll. Von Coventg kann ich immer noch nichts bestimmtes schreiben und aus der Einlad. zum Musikfest in Birmingh. ist zu meinem großen Ärger nichts geworden, weil das ganze Repertoire schon gemacht ist. Dagegen habe ich einen Auftrag über den ihr Euch todtlachen werdet und der mich freut, weil er ein unicum ist, und nur in London möglich. Ich componire ein Festlied, für eine Feyer, die in – – – Ceylon stattfinden wird. Die Eingebornen sind vor einiger Zeit emancipirt worden, und begehen den Jahrestag dieses Ereignisses, dazu sollen sie nun ein Lied singen, und Sir Alex. Johnston, der Gouverneur ist, hat mir den Auftrag gegeben. Es ist wirklich sehr toll und komisch, ich habe 2 Tage lang darüber innerlich gelacht. In der nächsten Woche hoffe ich das Versprechen für Schlesinger erfüllen zu können, und muß überhaupt wieder einen Geschäftsbrief schreiben. Collard ist ein junger Engländer, halb Lamm, halb Bull; spricht nur Englisch, und wir lieben uns sehr. Eben hat er mich besucht. Noch eins. Gestern waren 100, 000 Menschen in Epsom auf der Wiese zusammen. 8 Wege führen dahin, und auf einem davon zählte man 850 4spännige Wagen. Die Reiter, Fußgänger, Zigeuner, Bettler, bis in die weiteste Ferne glänzenden bunten Anzüge, bildschönen Gesichter sind unzählig. Mit dem Fernglas sieht man am Horizont Rauch und St. Paul’s Thurm. Fast jeden Tag erlebe ich hier etwas Unvergeßliches. Bleibt froh und zusammen, und denkt mein oft. Ich muß hier schließen.
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-06-05" xml:id="date_828bb358-ab24-4402-94e0-49953d1af9bb">5. 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Kehlen; in letzteren aber auch sehr wenig; so ein glee ist ein höchst infames Ding. Wenn ich zurück komme, mach ich sie für Geld nach, und habe Zulauf. 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Montrose<name key="PSN0111506" style="hidden">Graham, James 3rd Duke of Montrose (1755-1836)</name></persName> ebensowenig) und da ich sie nachher in Gesellschaft traf, unbemerkt belauschte, und nicht nur unliebenswürdig sondern sogar sehr widrig fand, so habe ich keine weitere Schritte gethan, mich ihr zu näheren; auch habe ich von diesen Vornehmen gerade schon soviel, als ich brauche, gehabt, nämlich ihren Anblick; vertraut werden wir doch nicht miteinander, und Musik wird da nicht gemacht, außer bei Tische oder beim Theetrinken; so eine Geschichte werde ich übrigens auch erleben, nämlich am 15<hi rend="superscript">ten</hi> Juny, Montag bei <persName xml:id="persName_c2048bfe-7586-46a8-af19-148231ce1038">Lansdowne<name key="PSN0113838" style="hidden">Petty-Fitzmaurice, Henry (seit 1809) 3rd Marquess of Lansdowne (1780-1863)</name></persName>, und wenn ich das gesehn habe, kenne ich Ball, Musik und Conversation; wenn Ihr also Montag Abend an mich denkt, so stecke ich im dress und zwischen viel Noblen. How do you like Engl.? – I dare say, no foreigner p p. Dann lobe ich’s nach Kräften, denn es ist ein himmlisches Land, und ich werde darin braun und dick. Nur mit dem Componiren geht es nicht. Man ist zu sehr ins Äußerliche gezogen, und müßte sich, um Ruhe zu gewinnen, aus dem Lärm zurückziehen, das thue ich bei Leibe nicht, und bleibe darin. Neulich habe ich mich betrunken. Aber nur in zwei sehr bedeutend braunen Augen, wie sie die Welt noch nicht sah, oder nur selten. O Weltentrennung des <persName xml:id="persName_8037d6f0-3706-469e-aeb6-f51a682ca993">Empedocles<name key="PSN0110903" style="hidden">Empedokles</name></persName>. Sie hier zu beschreiben und zu loben ist unnöthig; denn wenn sie Euch gefallen, bin ich pr distance eifersüchtig und wenn sie Euch misfallen, ärgerlich. Letzteres ist aber unmöglich. Denke Dir, liebe <persName xml:id="persName_acbb8b72-f26c-4f0a-81c9-c0f3b72335f1">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, ein <title xml:id="title_8524c2b8-7af4-406f-b13e-d95bb84d54a4">Lied aus a dur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_q4rjul7z-72jr-juch-5l3v-xwzj6wjmiomi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100257" style="hidden">The Garland »By Celia’s arbour all the night« / Der Blumenkranz »An Celias Baum in stiller Nacht«, 22./24. Mai 1829<idno type="MWV">K 44</idno><idno type="op"></idno></name></title>, sehr sanft, was nun endlich mit dem Anfang wieder schließt, und wenn man es durch die Nase hört, so ist es süß (cf. <title xml:id="title_a1092ea8-09b0-4266-9041-fd7b5fbabbb4">Shaksp.<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110873" style="hidden" type="dramatic_work">Was ihr wollt (Twelfth Night, or What You Will)</name></title> der auch ein John Bull war) (Du kennst mich in dieser Hinsicht) und das zum Schluß folgenden Knix nach d dur macht: (<persName xml:id="persName_7d1dbbe5-dd0b-4154-9ae7-0f18f8f6b423">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> wird mich fragen aus welchem Tone college pudding geht:) <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_f49a4a89-5957-7e2b9-91155-4fb20d887206" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> Cadenza und aus. Wenn ich Du wäre, <persName xml:id="persName_a00bc353-c992-477e-8914-8a286ec81c4f">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, und Humor hätte, so machte ich zu diesem Schluß, für den ich (Felix) schwärme, ein ordentliches Lied, zu dem ich <persName xml:id="persName_c2c7e628-20b9-4110-90fe-6d5db4d109fa">(Fanny)<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mir von <persName xml:id="persName_d9bd0a22-fc9f-4fa9-98f2-6a62875053f0">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> Worte bestellte. Überhaupt rathe ich Dir ernstlich, eine Oper in einem lustigen Acte zu schreiben, zu der <persName xml:id="persName_9e1f460f-ec1a-4171-b105-fa13f4fe7d3d">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> den Text machen sollte, und die Ihr beide dann einem gewissen reisenden Bruder in die Ferne schicken dürft. Das dächte ich mir ganz hübsch, wenn Ihr zwei <persName xml:id="persName_8217a33e-ad4c-434b-83ee-b23868f9a80c">Brautleute<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> darüber conferirtet, und tausend Anzüglichkeiten drin vorbrächtet, die wenige so gut verständen, als Felix Bull auf der Insel. Auch gebe ich meinen Consens zur baldigen Hochzeit, und zu allem andern, was Ihr beschließt. In der Instrumentirung aber, liebe <persName xml:id="persName_de569669-ef42-4ff3-bd3e-a41b847ec39d">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, verbiete ich Dir ernstlich, mehr als 300 dicke Hörner auf <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_393bcba8-cd4e-1ef0e-71972-5353c32eaaa7" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> anzubringen, und lege auf tiefe Flöten, hohe Cellos, 8 verschiedene Geigen, uno Contrabassos, u. dgl. Meerungeheuer, einen Impost; um Brummrüpel, als da sind: Serpent, etc. zu gebrauchen, mußt Du eine Dispensations Bulle haben, die derselbe Bruder Bull gut ausfertigen kann. Wäre ich Du, ich thät’s. Was denkst Du zum Vorschlag? Es ist nämlich sehr mein Ernst. Hiebey die Beschreibung zweier Tage in London aus den Papieren eines Musikers:</p><p>Sonnabend Morgen sollte ich im Concert auftreten, und hatte auf dem wildfremden, neuen Clementischen Instrument, das mir die <persName xml:id="persName_e2c96a27-0bac-4042-bd24-be275fe6ba9d">Fabrik<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi & Co., Klavierbaufirma in London</name></persName> geschickt hatte, noch nie gespielt. Ich ging in den leeren Saal, wo die Leute <title xml:id="title_bc56408c-75cc-4c5f-ab94-23a88c24d832">meine Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ldjelx1y-zuk7-vdqj-aaa7-n2yzyfynywd9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> aufgeführt haben, und wo nun jeder Fußtritt stark hallte, und wo ich etwas gerührt wurde; das Piano war zugeschlossen; man mußte nach dem Schlüssel schicken, er kam aber nicht; unterdessen setzte ich mich an das alte, graue Instrument, worauf sich die Finger mehrerer Generationen mögen getummelt haben, und wollte mein Stück sehr exerciren, verfiel aber unmerklich in sonderliche Phantasien, und blieb darin so lange, bis Leute kamen, die mich durch ihre Gegenwart erinnerten, daß ich hätte studiren sollen; aber der große leere Saal hatte mich zerstreut gemacht, und ich ging lieber weg, zu <persName xml:id="persName_af389eb3-6860-4ef0-8b76-91f5abcaccfa">Herrn v. Schröter<name key="PSN0114712" style="hidden">Schroeter, Gottlieb Heinrich von (1802-?)</name></persName>, dem neulich bei <title xml:id="title_5fb68ac9-ce26-422e-9670-7ab0b1cd9e31">meiner b dur Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qkyxxzv7-jtdk-kg7n-4h95-9hfrqiopmatk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100414" style="hidden">Sonate B-Dur, 31. Mai 1827<idno type="MWV">U 64</idno><idno type="op">106</idno></name></title> ein kleines allegorisches Bildchen eingefallen ist, woran er fleißig malte; es stellt eine Art Leier vor, aus der sich zwei Leute hinaus schwingen etc. Kurz die Concertstunde (2 Uhr) kam, und ich hatte nie auf dem Instrument gespielt. Ich blieb aber ganz wohlgemuth, und zog meinen großen dress an (für <persName xml:id="persName_e18eb922-f70e-4269-a325-75c98908de20">Beckchens<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ModeJournal: weiße sehr lange Beinkleider, braune seidne Weste, schwarze Binde, und blauer Frack) Als ich aber aufs Orchester kam, und es ganz mit Damen gefüllt fand, die im Saal keinen Platz mehr hatten, und nun den Saal so voll sah, wie noch nie, seit ich hier bin, und lauter bunte Da[me]nhüte, und schreckliche Hitze, und das unbekannte Instrum., da überfiel mich ein panischer Schrecken, und ich hatte bis zum Augenblick, wo ich vortrat, die längsten Manschetten und Mohren; ja ich glaube, daß ich Fieber besaß. Da mich selbige bunte Hüte nun aber gleich beim Kommen empfingen und klatschten, da sie sehr aufmerksam still waren (was beim plaudernden Concertpubl. hier eine Seltenheit ist) und da ich das Instrum. sehr trefflich und leicht zu spielen fand, so verlor ich obige Mohren, bekam Pomade, und amüsirte mich nun prächtig, wie die Hüte bei jeder kleinen Verzierung sehr sich bewegten, wobey mir und vielen Recensenten das Gleichniß vom Wind und Tulpenbeet in den Sinn kam, und wie einige Damen auf dem Orchester sehr hübsch waren, und wie <persName xml:id="persName_44212e45-9b63-4946-8dbe-954ea0eab1d4">Sir George<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, den ich gerührt anblickte, eine Prise nahm. Es ging ziemlich gut, und sie machten großen Lärm, als es aus war; auch haben mich die <title xml:id="title_6b940027-ce66-43a8-9f57-38d45b00600c">Times<name key="PSN0120522" style="hidden" type="author">Walter, John d. J. (1776-1847)</name><name key="CRT0113201" style="hidden" type="periodical">The Times</name></title>, die ich beim Thee des Morgens studire, sehr gepriesen (<persName xml:id="persName_f0d8a467-9368-4293-8cdd-c9db44f5d681">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> kann mit <persName xml:id="persName_5e84704c-3f02-4500-98c6-55054e2ee9ac">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f0bbb322-23bb-416a-be13-157e6a653bcc">Simpsone<name key="PSN0114928" style="hidden">Simpson (Simpsone), W.</name></persName> zu <persName xml:id="persName_c3050aa0-51a6-41cd-aa0b-c0e7df630aed">Stehely<name key="PSN0118341" style="hidden">Stehely & Company, Konditorei in Berlin</name></persName> gehen, wofür ich ihm bei meiner Rückkunft sixpense verspreche, und daselbst solche Times von Montag 1 Juny nachlesen) Mich freute es höllisch, daß mir das Publikum hier gut ist, und mich leiden mag, und daß ich meiner Musik nun viel mehr Bekanntschaften danke, als meinen Empfehlungsbriefen, die doch wahrhaftig kräftig und zahlreich genug waren (hier ist denn der Ort, meinen Dank für alle, die mir welche mitgegeben haben, für <persName xml:id="persName_909feae5-5e70-4940-8e6f-09d61b9462ee">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f003a1fb-6698-4169-bdaf-16f78e584d65">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName>, <persName xml:id="persName_14203ae6-8086-419a-a14c-d2ccaa03f015">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1d1365d0-e905-490f-983c-cbec87096e73">Schadow<name key="PSN0114495" style="hidden">Schadow, Johann Gottfried (1764-1850)</name></persName> auszusprechen, namentlich aber für <persName xml:id="persName_61b11469-2d1e-41ea-89cd-bb5d2f94857d">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName>, durch den ich <persName xml:id="persName_312806f1-74d4-40f6-8423-cdca7fbde26a">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, einen prächtigen, tüchtigen Menschen kenne) Kurz ich war sehr froh am Sonnabend, und auf dem dinner, nach dem ich nun ging, fiel obige Betrinkscene vor; denn die Dame neben mir hatte besagte braune Augen, und diese sind wunderschön, und heißen Luise, und sprechen englisch, und zogen sich beim Käse zurück, worauf ich unmittelbar Claret soff, denn ich bekam nun nichts mehr zu sehen, sondern mußte fort, auf’s Land, und fand keinen Wagen, mußte in der Kühle zu Fuß gehen; mir fiel manches Musikalische ein, das ich mir laut vorsang, denn ich ging einen Wiesenweg, wo mir kein Mensch begegnete; und der ganze Himmel war grau, mit einem Purpurstreif am Horizont, und die dicke Rauchwolke lag hinter mir. Sobald ich nur zur Ruhe komme, sey es hier, an der Küste oder in Schottland, da will ich mancherley schreiben, und der Schottische Dudelsack existirt nicht umsonst. Die Nacht blieb ich auf dem Lande, und fuhr nun am frischen, feuchten Morgen weiter nach Richmond, mit <persName xml:id="persName_9190ad48-62e6-4bf9-9a98-e79a71181597">Eich[thal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName> a]llein in einem kleinen Cabriolet. Der Weg ging über die hängende eiserne Brücke, durch Dörfer an deren Häusern man statt der Weinstöcke hochstämmige Rosen heraufzieht, so daß sich die frischen Blumen auf den rauchigen Mauern seltsam ausnehmen. Und in Richmond, auf einem Hügel, der die Aussicht auf die unermeßliche grüne Ebne hat, die mit Bäumen besäet, in der Nähe blendend warm grün und gleich darauf in einer Ferne von 1 000 Schritt blau, duftig und verschwimmend ist, und wo Windsor auf der einen Seite, London auf der andern im Nebel steht, – da lagerten wir uns, und brachten unsren Sonntag still und sehr feyerlich zu. Ich bin nun doch ernsthaft geworden, und das Papier reicht nicht hin, weiter zu erzählen. Von Aufträgen und Einladungen noch folgendes: Mittwoch, wenn Ihr diesen Br. bekommt, um 2 Uhr dirigire ich <title xml:id="title_fbf5e341-cbb6-45c6-8c18-4575866e7878">meine Sinf.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_elz3yijr-orhb-e81q-jtil-nttnicu4pvvi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> wieder, am ersten July ist hoffentlich das Preuß: Concert der <persName xml:id="persName_5873b5d5-6486-40b5-ab13-5b6988aa6fb4">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> worin ich <title xml:id="title_8b27a580-9d24-4959-b574-520d8fa6af61">meinen S. N. Tr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_trejxsrg-npuw-idbr-v0zc-s2dldg69qazg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> haben will; am 23<hi rend="superscript">sten</hi> Juni soll ich wieder im Concert spielen, und inzwischen noch in einem andern, das ein <persName xml:id="persName_28f04a05-f1ef-40fd-b56b-d1ef6a892b48">Violinist<name key="PSN0115001" style="hidden">Spagnoletti, Paolo (1773-1834)</name></persName> der Ital. Oper gibt, und das noch nicht bestimmt ist; morgen bin ich von der <placeName xml:id="placeName_2144f70f-7239-4a37-b332-63cf370f0bf1">roy. society of musicians<name key="NST0100478" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Society of Musicians</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zum diner eingeladen, und nachher ist immer ein Concert, wo ich auch spielen soll. Von <placeName xml:id="placeName_1aee2bcc-033f-4d50-8538-eab4f0634e71">Coventg<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> kann ich immer noch nichts bestimmtes schreiben und aus der Einlad. zum Musikfest in <placeName xml:id="placeName_6f4e1644-4154-4beb-8fb0-9d1c39595313">Birmingh.<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ist zu meinem großen Ärger nichts geworden, weil das ganze Repertoire schon gemacht ist. Dagegen habe ich einen Auftrag über den ihr Euch todtlachen werdet und der mich freut, weil er ein unicum ist, und nur in London möglich. Ich componire ein <title xml:id="title_8af513e2-e8d8-44ac-b1f7-d077bf2b7a91">Festlied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cbmmphc2-acpn-j9rs-6o1i-s3wtdvkvzxq7"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100177" style="hidden">»The Sun is dancing on the Streams«, [Juni 1829]<idno type="MWV">F 3</idno><idno type="op"></idno></name></title>, für eine Feyer, die in – – – Ceylon stattfinden wird. Die Eingebornen sind vor einiger Zeit emancipirt worden, und begehen den Jahrestag dieses Ereignisses, dazu sollen sie nun ein Lied singen, und <persName xml:id="persName_02d7b977-7aa5-4270-9d46-a020f1b4c560">Sir Alex. Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>, der Gouverneur ist, hat mir den Auftrag gegeben. Es ist wirklich sehr toll und komisch, ich habe 2 Tage lang darüber innerlich gelacht. In der nächsten Woche hoffe ich das Versprechen für <persName xml:id="persName_c722a0e1-5b28-453e-b681-66516bb948b0">Schlesinger<name key="PSN0114576" style="hidden">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName> erfüllen zu können, und muß überhaupt wieder einen Geschäftsbrief schreiben. Collard ist ein <persName xml:id="persName_ac9fb122-898a-4e1c-adf9-6715a73f56b6">junger Engländer<name key="PSN0110438" style="hidden">Collard, Frederick William jun. (1795-?)</name></persName>, halb Lamm, halb Bull; spricht nur Englisch, und wir lieben uns sehr. Eben hat er mich besucht. Noch eins. Gestern waren 100,000 Menschen in Epsom auf der Wiese zusammen. 8 Wege führen dahin, und auf einem davon zählte man 850 4spännige Wagen. Die Reiter, Fußgänger, Zigeuner, Bettler, bis in die weiteste Ferne glänzenden bunten Anzüge, bildschönen Gesichter sind unzählig. Mit dem Fernglas sieht man am Horizont Rauch und <placeName xml:id="placeName_73b8c7a4-af9a-4754-9fb2-0e30473e6d48">St. Paul’s<name key="SGH0100307" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Paul’s Cathedral</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Thurm. Fast jeden Tag erlebe ich hier etwas Unvergeßliches. <seg type="closer" xml:id="seg_3881eba8-b423-41b6-a782-8422e9ec3dc1">Bleibt froh und zusammen, und denkt mein oft. Ich muß hier schließen.</seg></p></div></body> </text></TEI>