]> Brief: fmb-1829-05-15-01

fmb-1829-05-15-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>London, 15. Mai 1829 Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 156

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/60. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 15. Mai 1829 Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusatz von fremder Hand: »pr Hamb / Steam Boat«.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. Mai 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
À Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy Berlin (Leipziger str. no. 3.)
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London 15 May.

Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt belebt, der Nebel gewichen, alle Wagen zurückgeschlagen, die Damen in bunten Kleidern, die ganze Stadt wie am Festtag so hell und feyerlich. Ich kümmre mich nichts um Visiten, sondern um die Parks, in denen ich umhergehe, reite, und fahre, das Zeichenbuch ist auch schon angefangen, und ich fahre auf den stages jetzt outside. Kommt man nun hinaus auf die Wiesen, so sieht man, daß selbst beim heitersten Wetter und bei wolkenlosem blauem Himmel über dem Unthier London ein grauer dicker Nebelstreif, von Rauch, Staub und Dünsten aller Art gebildet, sich lagert; geht man aber in der Nacht zu Fuß auf dem Felde, so sieht man einen hellen, breiten Lichtstreif über dem ganzen Horizont; das kommt von den vielen Lichtern, die in der Stadt zerstreut sind; es sieht aus, wie ein Heiligenschein, und machte mich neulich um Mitternacht auf dem Felde sehr ernsthaft. – Erst will ich jetzt, die Hauptsachen Eurer drei lieben Briefe beantworten, die ich durch WernerWerner, Carl Friedrich, die Gesandtschaft und die Post, fast zu gleicher Zeit am Dinstag bekam. Dir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), will ich noch besonders danken für dein Schreiben; das portoerhöhende Siegellack kam nur davon her, daß ich bei KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) die Briefe zumachte; der ist bekanntlich portofrei und besitzt keine Oblaten, die folgenden leichten Briefe werden mich schon entschuldigt haben. Was aber, das Spiel anbetrifft, so sey außer Sorgen; wie alles hier scharf und streng gesondert ist, so sind es auch die Gesellschaften, und wenn mich auch die größte Lust zum Spielen triebe, so würde ich gezwungen sein, mit Leuten, deren Gegenwart man vermeidet, umzugehen, mich die Nächte bis zum Morgen herumzutreiben, eine Art cordialen Ton mit jedem Unbekannten gleich anzustimmen; das ist mir aber so zuwider und stimmt so wenig überein mit mir, daß es mich neulich Überwindung kostete mit einem jungen Manne, dessen Bekanntschaft ich hier gemacht habe, und der mir erzählte, wie er denselben Morgen erst um 6 das Spielhaus verlassen hatte, und mir alles beschrieb, noch recht freundlich zu sein. Auch war er blaß und müde, und klagte, wie ihm der Tag verdorben sey, und daß er heute nichts arbeiten könne: das predigt Moral. – Liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), daß ich boot statt boat schreibe, ist um so unbegreiflicher, da ich die ganze Adresse nur abgeschrieben habe, von einem mir gegebnen Muster, und ob auch die Cultur fortschreitet, so ist man doch noch nicht so weit Dampfstiefel zu machen. Ich könnte sie übrigens brauchen. Dich, liebe FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847), schnauze ich an. Wenn Du wirklich durch einen Spas von mir Dich „nicht getroffen, aber verletzt fühlst“ so mußt Du mir das nicht über den Canal herschreiben. Denn so etwas kann erstlich nur eine Aufwallung sein, da allein die Absicht zu verletzen, verletzt, und von dieser ist zwischen uns nicht die Rede; zweitens aber wollte ich nicht, daß Du mir bei irgend einer Gelegenheit, wieder Deine Unzufriedenheit zeigtest, ohne nachher ein Wort der Versöhnung hinzugefügt zu haben, die Entfernung ist so groß, und eh Du mir auf meine Antwort antwortest, könnten 14 unangenehme Tage vergangen sein. Nimm meine schlechten Witze aus der Ferne ebensowenig krumm, wie in der Nähe ehemals, und verzeihe mir meine Ungeberdigkeiten. Laß mich Dich aber unverändert wiederfinden. Amen liebe OtterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847). Antworte mir auch hierauf nicht bös, sondern mach Dein Cantorgesicht und denke mein, damit gut. Ich schrieb nur so dringend, weil es mir unbegreiflich war, daß nicht wenigstens RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) noch Stimmen des Sommern.str.s<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tovsmhrc-wuhb-kjdo-uphm-gnk0vvuht5ms"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> hat, da das Stück im SymphonienvereinPhilharmonische GesellschaftBerlinDeutschland gespielt worden ist, und weil mir hier durch das Ausbleiben derselben Zeit verloren geht, da die Abschreiber zu dem Schneckengeschlecht gehören. Genug von der dummen Geschichte. Von was Besserem. Sonntag war ich zu Pferde im Hydepark; drei Reihen Equipagen neben einander, muß alles im Schritt fahren vor Gedränge, soviel Reiter, daß man immer fort die Füße hoch hält, weil Pferd an Pferd sich drückt, auf beiden Seiten ein Gewimmel von Fußgängern, neben denen auf den Wiesen Carriere gejagt wird; die schönsten dicken Bäume am Serpentine river (ihr habt ja den Plan) und bis in die fernste Ferne sieht man alles mit Menschen bedeckt. Man hat Pferde zu diesen Promenaden, die so abgerichtet sind, daß sie zwischen Vorder und Hinterrad des Wagens munter traben; darauf sitzen dann die Stutzer, legen sich mit dem Ellenbogen in den Schlag der Equipagen, kneifen die Lorgnette zwischen die Nase, sind schön und raspeln englisch. Die Kutscher sind gepudert; denn es ist eine Taxe auf dem Puder, und da die Herren sich selbst nicht mehr pudern können, und doch zeigen müssen, daß es nicht aus Geldmangel unterbleibt, so müssen die Bedienten herhalten; auch tragen sie große Stöcke in den Händen, weil das 10 Pfund jährlich kostet. Bei der Gelegenheit beantworte ich BeckchensMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Frage wegen des fashionablen Anzugs. Liebes BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), binde Dir eine steife weiße Halsbinde um, ziehe einen langen breitschößigen blauen Rock und schwarze Beinkleider an, grau geperlte Strümpfe, und Schue die vorne breit und platt sind, ferner eine weiße Weste und rothes Uhrband, so bist Du ein gentleman in dress. Thue von alle dem das Gegentheil; nimm schwarze Binde, graue Beinkleider, eine Tuchweste, kurz zieh Dich an, wie Du willst, sey nur fashionable im Herzen, so bist Du auch in dress. Ich gehöre aber zu den erstgenannten. Ferner wollt ihr wissen, wo ich wohne. Paßt auf: Die Verlängerung von Regent St. ist Portlandplace, und zwischen beiden ist der gebogne Langhamplace. In der Mitte vom Langhampl. findet ihr eine Kirche angegeben, und von der Kirche geht eine kleine Querstraße: Ridinghouselane nach Portland St. An dieser Ecke wohnt ein EisenkrämerHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871), bei dem EisenkrämerHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871) wohne ich. Wenn ich nun z. B. zu JohnstonJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849), Great Cumberland pl., Oxford St. will, und in einem offnen Cabriolet, um 9 wo es jetzt dämmrig ist, Mortimer St. nun gerade herunter durch das Menschengetümmel fahre, so denke ich Eurer und gönnte Euch den schönen Anblick. Ferner soll ich engagemens voraus schreiben, hier sind die bisjetzt angenommnen: heute Abend auf dem Ball bei Sir Alexander (Johnston)Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849), morgen früh auf dem Lande in Championhill bei GoldsmithGoldsmid, Sir Isaac Lyon (1778-1859) (der bei dessen TochterGoldsmid, Anna Maria (1805-1889) die TieckTieck, Sophie (1775-1833) Erzieherinn war) dann zu Mittag bei Adolph EichthalEichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895), den ich vor einigen Tagen hier zufällig traf, und der mir viele Grüße aufgetragen hat; er ist hier in einem Handlungshause, und wir werden uns oft sehen. Montag früh mit [Moschele]sMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), der sich sehr empfehlen läßt, wie auch seine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889), auf dem Brittischen MuseumBritish MuseumLondonGroßbritannien, Abends bei YatesYates, James (1789-1871). Die FrauYates, Dorothea (Dorothy) (?-1884) ist übrigens hier angenehmer, als in Deutschland; ich hörte neulich mit ihr ein musicalisches Collegium, von dem ich an ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) mehr berichte. Dinstag Mittag bei Charles MollarMollar, Charles Esqu., Abends bei Sir AlexanderJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849) zum Thee. Mittwoch früh in PottersPotter, Philip Cipriani Hambly (1792-1871) MorgenconcertArgyll RoomsLondonGroßbritannien, und in Graf GrosvenorsGrosvenor, Robert 2nd Earl of G., 1st Marquess of Westminster (1767-1845) Bildergallerie. Donnerstag früh in Dr. Spurzheim’sSpurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832) Schädelcabinet, Mittag und Abend bei DoxatDoxat, Eugen. Sonntag über 8 Tage endlich werde ich den ganzen Tag bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) sein, der seines kränklichen KindesMoscheles, Emily Mary (1827-1889) halber aufs Land nach Kilborn ziehn muß. Eben kommt noch der junge CollardCollard, Frederick William jun. (1795-?) und ladet mich ein, Sonntag mit ihm nach Greenwich zu fahren. Nun vom Vergangnen. Ich wollte, ihr kenntet Sir Alexanders TöchterJohnston, Frederica Paulina Maria (1804-1872)Johnston, Janet Mary (1808-1846). Sie sind so hübsch, und so freundlich, aber doch adlig, aber doch angenehm, aber doch vornehm kalt, aber doch musikalisch, aber doch nur wenig, aber doch so hübsch. Hättet ihr nur neulich das Englische Duett gehört, das sie mir vorsangen; die eine lady begleitet auf dem Piano, der VaterJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849), der in Ceylon das Geschworengericht eingeführt hat, hört so vergnügt zu, und die MutterJohnston, Louisa (1766-1852) ist eine geborne Herzoginn. Montag Abend Ball in Devonshirehouse beim Herzog von Dev.sh.Cavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858); die Pracht aus den morgenländischen Mährchen kommt zur Erscheinung; was Reichtum, Luxus, Geschmack an Schönheiten für ein Fest erfinden können, ist da gehäuft. Mit meinem hack kam ich an die file der Equipagen, die fast die ganze Piccadilly herunterstanden; daher zog ichs vor zu Fuß einzuziehen; kam in den Saal, wo der HerzogCavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858) die Gäste freundlich empfing; ich hatte auf der Treppe hinter mir Leute hinaufgehn hören, mich aber nicht umgesehn, jetzt gewahrte ich zu meinem Schrecken, daß es WellingtonWellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852) und PeelPeel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850) gewesen waren. Im Haupttanzsaal war statt des Kronleuchters ein dicker breiter Kranz von rothen Rosen, etwa 14 Fuß im Durchmesser, der zu schweben schien, weil die dünnen Fäden, die ihn hielten, sorgfältig versteckt waren, auf dem Kranze brannten nun kleine Lichter zu hunderten; an den Wänden lauter Portraits in Lebensgröße und ganzer Figur von DykDyck, (seit 1632) Sir Anton van (1599-1641), rings umher eine Erhöhung auf der die alten Damen mit Brillanten, Perlen und allen Edelsteinen überladen, Platz nahmen; in der Mitte tanzten die schönen, jungen Mädchen, unter denen man die himmlischsten Gestalten sieht; ein Orchester mit einem eignen Director spielt dazu; die Nebenzimmer waren eröffnet, deren Wände mit TiziansTizian (eigtl. Tiziano Vecellio), CorreggiosCorreggio, Antonio Allegri da (?-1534), LeonardosLeonardo da Vinci (1452-1519), und Niederländern behängt sind; unter den schönen Bildern nun die schönen Gestalten sich bewegen zu sehen, und unter all dem Treiben und in der allgemeinen Aufregung ganz ruhig und sehr unbekannt überall herumzuschleichen, und vieles ungesehn und unbemerkt zu sehn und zu bemerken – es war einer der schönsten Abende, die ich erlebt. Das Bild eines jungen Mannes von TizianTizian (eigtl. Tiziano Vecellio), und das einer jungen Frau von LeonardoLeonardo da Vinci (1452-1519) ergriffen mich sehr und rührten [m]ich etwas. Nirgends findet ihr im ganzen Pallast etwas Unvollkommnes, Ungeordnetes; die Bibliothek war geöffnet, und Prachtwerke lagen auf den Tischen umher; ein kleines Treibhaus, wurde neben dem Tanzsaal aufgemacht, und verbreitete „den Duft und die Kühlung“. alle Früchte aller Jahreszeiten im Übermaß auf den Büffets gehäuft, und nun die Adligen raspeln zu sehn, und wie sie so schlecht walzten, und wie die Damen auf den Tischen saßen, und die Herren auf den Sophas mit den Füßen lagen und sich dehnten, während einer zarten Conversation mit Damen! Auf einer ebenso großen Fête war ich gestern beim Marq. of LansdownePetty-Fitzmaurice, Henry (seit 1809) 3rd Marquess of Lansdowne (1780-1863); der arme Mann hatte seinen Antikensaal aufgemacht, und empfing darin die Gesellschaft. Ein großer gewölbter Saal an dessen 2 Enden, 2 Rotunden sind, die von oben her erleuchtet waren; in den Rotunden nun purpurne Nischen, in deren jeder eine große graue antike Statue steht und droht. Zu deren Füßen saßen hier die alten Damen im Halbkreise, und in der Mitte des Saales drängten sich die Leute hin und her. Im Nebenzimmer war eine neugekaufte Landschaft<name key="PSN0112932" style="hidden" type="author">Lorrain (eigtl. Gelée), Claude (1600-1682)</name><name key="CRT0109800" style="hidden" type="art">Seaport</name> von Claude le Lorrain ausgestellt, der Aufgang der Sonne über einem Meereshafen. Die Treppe ist so gelegt, daß man, wie in den Hamburger Häusern, bis unter das Dach sehn kann, und sie war ganz dick mit Blumen überkleidet, unter denen liegende oder schlafende Statuen vorsahen. Tausend Einzelheiten will ich Euch einst mündlich mittheilen; ich werde sie nicht aus dem Gedächtniß verlieren, denn mir war alles so neu und bewundernswürdig, daß es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, der sich nicht leicht verwischen kann. Daß solche Herrlichkeit in unsrer Zeit wirklich bestehn könnte, hatte ich nicht geglaubt. Es sind das keine Gesellschaften, es sind Feste und Feyerlichkeiten.

Noch muß ich Euch bitten an ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) zu sagen, daß ich einen Brief an ihn angefangen habe und ihn Dinstag abschicken will; bittet ihn um Verzeihung wegen meines langen Zögerns. Lebt wohl.

EuerFelix MB
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

N.S. Lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), wie viel das Porto macht, weiß ich nicht, da DoxatDoxat, Eugen mir meine B

            London 15 May. Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt belebt, der Nebel gewichen, alle Wagen zurückgeschlagen, die Damen in bunten Kleidern, die ganze Stadt wie am Festtag so hell und feyerlich. Ich kümmre mich nichts um Visiten, sondern um die Parks, in denen ich umhergehe, reite, und fahre, das Zeichenbuch ist auch schon angefangen, und ich fahre auf den stages jetzt outside. Kommt man nun hinaus auf die Wiesen, so sieht man, daß selbst beim heitersten Wetter und bei wolkenlosem blauem Himmel über dem Unthier London ein grauer dicker Nebelstreif, von Rauch, Staub und Dünsten aller Art gebildet, sich lagert; geht man aber in der Nacht zu Fuß auf dem Felde, so sieht man einen hellen, breiten Lichtstreif über dem ganzen Horizont; das kommt von den vielen Lichtern, die in der Stadt zerstreut sind; es sieht aus, wie ein Heiligenschein, und machte mich neulich um Mitternacht auf dem Felde sehr ernsthaft. – Erst will ich jetzt, die Hauptsachen Eurer drei lieben Briefe beantworten, die ich durch Werner, die Gesandtschaft und die Post, fast zu gleicher Zeit am Dinstag bekam. Dir, lieber Vater, will ich noch besonders danken für dein Schreiben; das portoerhöhende Siegellack kam nur davon her, daß ich bei Klingemann die Briefe zumachte; der ist bekanntlich portofrei und besitzt keine Oblaten, die folgenden leichten Briefe werden mich schon entschuldigt haben. Was aber, das Spiel anbetrifft, so sey außer Sorgen; wie alles hier scharf und streng gesondert ist, so sind es auch die Gesellschaften, und wenn mich auch die größte Lust zum Spielen triebe, so würde ich gezwungen sein, mit Leuten, deren Gegenwart man vermeidet, umzugehen, mich die Nächte bis zum Morgen herumzutreiben, eine Art cordialen Ton mit jedem Unbekannten gleich anzustimmen; das ist mir aber so zuwider und stimmt so wenig überein mit mir, daß es mich neulich Überwindung kostete mit einem jungen Manne, dessen Bekanntschaft ich hier gemacht habe, und der mir erzählte, wie er denselben Morgen erst um 6 das Spielhaus verlassen hatte, und mir alles beschrieb, noch recht freundlich zu sein. Auch war er blaß und müde, und klagte, wie ihm der Tag verdorben sey, und daß er heute nichts arbeiten könne: das predigt Moral. – Liebe Mutter, daß ich boot statt boat schreibe, ist um so unbegreiflicher, da ich die ganze Adresse nur abgeschrieben habe, von einem mir gegebnen Muster, und ob auch die Cultur fortschreitet, so ist man doch noch nicht so weit Dampfstiefel zu machen. Ich könnte sie übrigens brauchen. Dich, liebe Fanny, schnauze ich an. Wenn Du wirklich durch einen Spas von mir Dich „nicht getroffen, aber verletzt fühlst“ so mußt Du mir das nicht über den Canal herschreiben. Denn so etwas kann erstlich nur eine Aufwallung sein, da allein die Absicht zu verletzen, verletzt, und von dieser ist zwischen uns nicht die Rede; zweitens aber wollte ich nicht, daß Du mir bei irgend einer Gelegenheit, wieder Deine Unzufriedenheit zeigtest, ohne nachher ein Wort der Versöhnung hinzugefügt zu haben, die Entfernung ist so groß, und eh Du mir auf meine Antwort antwortest, könnten 14 unangenehme Tage vergangen sein. Nimm meine schlechten Witze aus der Ferne ebensowenig krumm, wie in der Nähe ehemals, und verzeihe mir meine Ungeberdigkeiten. Laß mich Dich aber unverändert wiederfinden. Amen liebe Otter. Antworte mir auch hierauf nicht bös, sondern mach Dein Cantorgesicht und denke mein, damit gut. Ich schrieb nur so dringend, weil es mir unbegreiflich war, daß nicht wenigstens Ritz noch Stimmen des Sommern. str. s hat, da das Stück im Symphonienverein gespielt worden ist, und weil mir hier durch das Ausbleiben derselben Zeit verloren geht, da die Abschreiber zu dem Schneckengeschlecht gehören. Genug von der dummen Geschichte. Von was Besserem. Sonntag war ich zu Pferde im Hydepark; drei Reihen Equipagen neben einander, muß alles im Schritt fahren vor Gedränge, soviel Reiter, daß man immer fort die Füße hoch hält, weil Pferd an Pferd sich drückt, auf beiden Seiten ein Gewimmel von Fußgängern, neben denen auf den Wiesen Carriere gejagt wird; die schönsten dicken Bäume am Serpentine river (ihr habt ja den Plan) und bis in die fernste Ferne sieht man alles mit Menschen bedeckt. Man hat Pferde zu diesen Promenaden, die so abgerichtet sind, daß sie zwischen Vorder und Hinterrad des Wagens munter traben; darauf sitzen dann die Stutzer, legen sich mit dem Ellenbogen in den Schlag der Equipagen, kneifen die Lorgnette zwischen die Nase, sind schön und raspeln englisch. Die Kutscher sind gepudert; denn es ist eine Taxe auf dem Puder, und da die Herren sich selbst nicht mehr pudern können, und doch zeigen müssen, daß es nicht aus Geldmangel unterbleibt, so müssen die Bedienten herhalten; auch tragen sie große Stöcke in den Händen, weil das 10 Pfund jährlich kostet. Bei der Gelegenheit beantworte ich Beckchens Frage wegen des fashionablen Anzugs. Liebes Beckchen, binde Dir eine steife weiße Halsbinde um, ziehe einen langen breitschößigen blauen Rock und schwarze Beinkleider an, grau geperlte Strümpfe, und Schue die vorne breit und platt sind, ferner eine weiße Weste und rothes Uhrband, so bist Du ein gentleman in dress. Thue von alle dem das Gegentheil; nimm schwarze Binde, graue Beinkleider, eine Tuchweste, kurz zieh Dich an, wie Du willst, sey nur fashionable im Herzen, so bist Du auch in dress. Ich gehöre aber zu den erstgenannten. Ferner wollt ihr wissen, wo ich wohne. Paßt auf: Die Verlängerung von Regent St. ist Portlandplace, und zwischen beiden ist der gebogne Langhamplace. In der Mitte vom Langhampl. findet ihr eine Kirche angegeben, und von der Kirche geht eine kleine Querstraße: Ridinghouselane nach Portland St. An dieser Ecke wohnt ein Eisenkrämer, bei dem Eisenkrämer wohne ich. Wenn ich nun z. B. zu Johnston, Great Cumberland pl., Oxford St. will, und in einem offnen Cabriolet, um 9 wo es jetzt dämmrig ist, Mortimer St. nun gerade herunter durch das Menschengetümmel fahre, so denke ich Eurer und gönnte Euch den schönen Anblick. Ferner soll ich engagemens voraus schreiben, hier sind die bisjetzt angenommnen: heute Abend auf dem Ball bei Sir Alexander (Johnston), morgen früh auf dem Lande in Championhill bei Goldsmith (der bei dessen Tochter die Tieck Erzieherinn war) dann zu Mittag bei Adolph Eichthal, den ich vor einigen Tagen hier zufällig traf, und der mir viele Grüße aufgetragen hat; er ist hier in einem Handlungshause, und wir werden uns oft sehen. Montag früh mit Moscheles, der sich sehr empfehlen läßt, wie auch seine Frau, auf dem Brittischen Museum, Abends bei Yates. Die Frau ist übrigens hier angenehmer, als in Deutschland; ich hörte neulich mit ihr ein musicalisches Collegium, von dem ich an Zelter mehr berichte. Dinstag Mittag bei Charles Mollar Esqu., Abends bei Sir Alexander zum Thee. Mittwoch früh in Potters Morgenconcert, und in Graf Grosvenors Bildergallerie. Donnerstag früh in Dr. Spurzheim’s Schädelcabinet, Mittag und Abend bei Doxat. Sonntag über 8 Tage endlich werde ich den ganzen Tag bei Moscheles sein, der seines kränklichen Kindes halber aufs Land nach Kilborn ziehn muß. Eben kommt noch der junge Collard und ladet mich ein, Sonntag mit ihm nach Greenwich zu fahren. Nun vom Vergangnen. Ich wollte, ihr kenntet Sir Alexanders Töchter. Sie sind so hübsch, und so freundlich, aber doch adlig, aber doch angenehm, aber doch vornehm kalt, aber doch musikalisch, aber doch nur wenig, aber doch so hübsch. Hättet ihr nur neulich das Englische Duett gehört, das sie mir vorsangen; die eine lady begleitet auf dem Piano, der Vater, der in Ceylon das Geschworengericht eingeführt hat, hört so vergnügt zu, und die Mutter ist eine geborne Herzoginn. Montag Abend Ball in Devonshirehouse beim Herzog von Dev. sh. ; die Pracht aus den morgenländischen Mährchen kommt zur Erscheinung; was Reichtum, Luxus, Geschmack an Schönheiten für ein Fest erfinden können, ist da gehäuft. Mit meinem hack kam ich an die file der Equipagen, die fast die ganze Piccadilly herunterstanden; daher zog ichs vor zu Fuß einzuziehen; kam in den Saal, wo der Herzog die Gäste freundlich empfing; ich hatte auf der Treppe hinter mir Leute hinaufgehn hören, mich aber nicht umgesehn, jetzt gewahrte ich zu meinem Schrecken, daß es Wellington und Peel gewesen waren. Im Haupttanzsaal war statt des Kronleuchters ein dicker breiter Kranz von rothen Rosen, etwa 14 Fuß im Durchmesser, der zu schweben schien, weil die dünnen Fäden, die ihn hielten, sorgfältig versteckt waren, auf dem Kranze brannten nun kleine Lichter zu hunderten; an den Wänden lauter Portraits in Lebensgröße und ganzer Figur von Dyk, rings umher eine Erhöhung auf der die alten Damen mit Brillanten, Perlen und allen Edelsteinen überladen, Platz nahmen; in der Mitte tanzten die schönen, jungen Mädchen, unter denen man die himmlischsten Gestalten sieht; ein Orchester mit einem eignen Director spielt dazu; die Nebenzimmer waren eröffnet, deren Wände mit Tizians, Correggios, Leonardos, und Niederländern behängt sind; unter den schönen Bildern nun die schönen Gestalten sich bewegen zu sehen, und unter all dem Treiben und in der allgemeinen Aufregung ganz ruhig und sehr unbekannt überall herumzuschleichen, und vieles ungesehn und unbemerkt zu sehn und zu bemerken – es war einer der schönsten Abende, die ich erlebt. Das Bild eines jungen Mannes von Tizian, und das einer jungen Frau von Leonardo ergriffen mich sehr und rührten mich etwas. Nirgends findet ihr im ganzen Pallast etwas Unvollkommnes, Ungeordnetes; die Bibliothek war geöffnet, und Prachtwerke lagen auf den Tischen umher; ein kleines Treibhaus, wurde neben dem Tanzsaal aufgemacht, und verbreitete „den Duft und die Kühlung“. alle Früchte aller Jahreszeiten im Übermaß auf den Büffets gehäuft, und nun die Adligen raspeln zu sehn, und wie sie so schlecht walzten, und wie die Damen auf den Tischen saßen, und die Herren auf den Sophas mit den Füßen lagen und sich dehnten, während einer zarten Conversation mit Damen! Auf einer ebenso großen Fête war ich gestern beim Marq. of Lansdowne; der arme Mann hatte seinen Antikensaal aufgemacht, und empfing darin die Gesellschaft. Ein großer gewölbter Saal an dessen 2 Enden, 2 Rotunden sind, die von oben her erleuchtet waren; in den Rotunden nun purpurne Nischen, in deren jeder eine große graue antike Statue steht und droht. Zu deren Füßen saßen hier die alten Damen im Halbkreise, und in der Mitte des Saales drängten sich die Leute hin und her. Im Nebenzimmer war eine neugekaufte Landschaft von Claude le Lorrain ausgestellt, der Aufgang der Sonne über einem Meereshafen. Die Treppe ist so gelegt, daß man, wie in den Hamburger Häusern, bis unter das Dach sehn kann, und sie war ganz dick mit Blumen überkleidet, unter denen liegende oder schlafende Statuen vorsahen. Tausend Einzelheiten will ich Euch einst mündlich mittheilen; ich werde sie nicht aus dem Gedächtniß verlieren, denn mir war alles so neu und bewundernswürdig, daß es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, der sich nicht leicht verwischen kann. Daß solche Herrlichkeit in unsrer Zeit wirklich bestehn könnte, hatte ich nicht geglaubt. Es sind das keine Gesellschaften, es sind Feste und Feyerlichkeiten.
Noch muß ich Euch bitten an Zelter zu sagen, daß ich einen Brief an ihn angefangen habe und ihn Dinstag abschicken will; bittet ihn um Verzeihung wegen meines langen Zögerns. Lebt wohl.
Euer
Felix MB
N. S. Lieber Vater, wie viel das Porto macht, weiß ich nicht, da Doxat mir meine B          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1829-05-15-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1829-05-15-01" xml:id="title_dd0361d7-05aa-4012-b846-b6544dfe664f">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>London, 15. Mai 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_86d008de-9935-4885-9a80-9f86bceb0f90">Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a3a67111-e952-4924-bac3-5062bea99a5f">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 156 </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. II/60.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1829-05-15-01" type="letter" xml:id="title_672f8b5e-cc30-40ca-82ad-fe06d6832a88">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 15. Mai 1829</title> <incipit>Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusatz von fremder Hand: »pr Hamb / Steam Boat«.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-05-15" xml:id="date_d8ca3c44-b7bc-48f2-b2ae-4d154624df42">15. Mai 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_7a3e7f6d-7edf-496c-b0e9-8fbc249a6770">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_cfe7e28d-025a-43f8-8bbf-18c7cb84123f"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_a3002f67-5a45-491f-8920-432574265b0e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_076e2fa3-2670-4ead-9854-87023affe3f9">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_d3d2004e-4980-4ee3-baea-01c273b961b0"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_d355b09d-ec9c-49f5-9469-429ccc55014c"> <head> <address> <addrLine>À Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. A. <hi n="1" rend="underline">Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>(Leipziger str. no. 3.)</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_32a05d81-758a-4ce8-b09e-c832b79e0371"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">London <date cert="high" when="1829-05-15" xml:id="date_9a722de1-46f3-4534-8819-b69f96f8af4a">15 May</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Wenn ich in den vorigen Briefen von London entzückt war, was soll ich dann erst heute sagen? Der Frühling hat angefangen, und es ist das schönste Schauspiel, das man sich erträumen kann, die Straßen doppelt belebt, der Nebel gewichen, alle Wagen zurückgeschlagen, die Damen in bunten Kleidern, die ganze Stadt wie am Festtag so hell und feyerlich. Ich kümmre mich nichts um Visiten, sondern um die Parks, in denen ich umhergehe, reite, und fahre, das Zeichenbuch ist auch schon angefangen, und ich fahre auf den stages jetzt outside. Kommt man nun hinaus auf die Wiesen, so sieht man, daß selbst beim heitersten Wetter und bei wolkenlosem blauem Himmel über dem Unthier London ein grauer dicker Nebelstreif, von Rauch, Staub und Dünsten aller Art gebildet, sich lagert; geht man aber in der Nacht zu Fuß auf dem Felde, so sieht man einen hellen, breiten Lichtstreif über dem ganzen Horizont; das kommt von den vielen Lichtern, die in der Stadt zerstreut sind; es sieht aus, wie ein Heiligenschein, und machte mich neulich um Mitternacht auf dem Felde sehr ernsthaft. – Erst will ich jetzt, die Hauptsachen Eurer drei lieben Briefe beantworten, die ich durch <persName xml:id="persName_df6ea009-2995-474b-b929-c1d6e49bb744">Werner<name key="PSN0115713" style="hidden">Werner, Carl Friedrich</name></persName>, die Gesandtschaft und die Post, fast zu gleicher Zeit am Dinstag bekam. Dir, lieber <persName xml:id="persName_f6e6b803-0b04-47ee-8f0b-85906c83dc98">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, will ich noch besonders danken für dein Schreiben; das portoerhöhende Siegellack kam nur davon her, daß ich bei <persName xml:id="persName_7bb9e6a5-8eb3-42c1-8941-4fa5b9f8f984">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> die Briefe zumachte; der ist bekanntlich portofrei und besitzt keine Oblaten, die folgenden leichten Briefe werden mich schon entschuldigt haben. Was aber, das Spiel anbetrifft, so sey außer Sorgen; wie alles hier scharf und streng gesondert ist, so sind es auch die Gesellschaften, und wenn mich auch die größte Lust zum Spielen triebe, so würde ich gezwungen sein, mit Leuten, deren Gegenwart man vermeidet, umzugehen, mich die Nächte bis zum Morgen herumzutreiben, eine Art cordialen Ton mit jedem Unbekannten gleich anzustimmen; das ist mir aber so zuwider und stimmt so wenig überein mit mir, daß es mich neulich Überwindung kostete mit einem jungen Manne, dessen Bekanntschaft ich hier gemacht habe, und der mir erzählte, wie er denselben Morgen erst um 6 das Spielhaus verlassen hatte, und mir alles beschrieb, noch recht freundlich zu sein. Auch war er blaß und müde, und klagte, wie ihm der Tag verdorben sey, und daß er heute nichts arbeiten könne: das predigt Moral. – Liebe <persName xml:id="persName_e876f0f7-d188-4a7c-ba9c-55a68ea0e96c">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, daß ich boot statt boat schreibe, ist um so unbegreiflicher, da ich die ganze Adresse nur abgeschrieben habe, von einem mir gegebnen Muster, und ob auch die Cultur fortschreitet, so ist man doch noch nicht so weit Dampfstiefel zu machen. Ich könnte sie übrigens brauchen. Dich, liebe <persName xml:id="persName_f1cd37b0-09aa-4ce5-a1aa-64d266fd13f0">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, schnauze ich an. Wenn Du wirklich durch einen Spas von mir Dich „nicht getroffen, aber verletzt fühlst“ so mußt Du mir das nicht über den Canal herschreiben. Denn so etwas kann erstlich nur eine Aufwallung sein, da allein die Absicht zu verletzen, verletzt, und von dieser ist zwischen uns nicht die Rede; zweitens aber wollte ich nicht, daß Du mir bei irgend einer Gelegenheit, wieder Deine Unzufriedenheit zeigtest, ohne nachher ein Wort der Versöhnung hinzugefügt zu haben, die Entfernung ist so groß, und eh Du mir auf meine Antwort antwortest, könnten 14 unangenehme Tage vergangen sein. Nimm meine schlechten Witze aus der Ferne ebensowenig krumm, wie in der Nähe ehemals, und verzeihe mir meine Ungeberdigkeiten. Laß mich Dich aber unverändert wiederfinden. Amen liebe <persName xml:id="persName_e1c90ff3-9795-4d5e-b144-1b3041d53d30">Otter<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>. Antworte mir auch hierauf nicht bös, sondern mach Dein Cantorgesicht und denke mein, damit gut. Ich schrieb nur so dringend, weil es mir unbegreiflich war, daß nicht wenigstens <persName xml:id="persName_be1863da-471c-4963-bcc9-a981d7e2a919">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> noch <title xml:id="title_42f4a002-b515-4e26-92d0-76ebfc2842aa">Stimmen des Sommern.str.s<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tovsmhrc-wuhb-kjdo-uphm-gnk0vvuht5ms"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> hat, da das Stück im <placeName xml:id="placeName_fdee99f5-a5da-4fcc-bd4e-a7a90605a5bf">Symphonienverein<name key="NST0100417" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonische Gesellschaft</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gespielt worden ist, und weil mir hier durch das Ausbleiben derselben Zeit verloren geht, da die Abschreiber zu dem Schneckengeschlecht gehören. Genug von der dummen Geschichte. Von was Besserem. Sonntag war ich zu Pferde im Hydepark; drei Reihen Equipagen neben einander, muß alles im Schritt fahren vor Gedränge, soviel Reiter, daß man immer fort die Füße hoch hält, weil Pferd an Pferd sich drückt, auf beiden Seiten ein Gewimmel von Fußgängern, neben denen auf den Wiesen Carriere gejagt wird; die schönsten dicken Bäume am Serpentine river (ihr habt ja den Plan) und bis in die fernste Ferne sieht man alles mit Menschen bedeckt. Man hat Pferde zu diesen Promenaden, die so abgerichtet sind, daß sie zwischen Vorder und Hinterrad des Wagens munter traben; darauf sitzen dann die Stutzer, legen sich mit dem Ellenbogen in den Schlag der Equipagen, kneifen die Lorgnette zwischen die Nase, sind schön und raspeln englisch. Die Kutscher sind gepudert; denn es ist eine Taxe auf dem Puder, und da die Herren sich selbst nicht mehr pudern können, und doch zeigen müssen, daß es nicht aus Geldmangel unterbleibt, so müssen die Bedienten herhalten; auch tragen sie große Stöcke in den Händen, weil das 10 Pfund jährlich kostet. Bei der Gelegenheit beantworte ich <persName xml:id="persName_d5c4b1ee-4989-43a8-a68e-625a7a023d69">Beckchens<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Frage wegen des fashionablen Anzugs. Liebes <persName xml:id="persName_d192a1ae-b7d5-42ee-a3de-3ed945f0ca91">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, binde Dir eine steife weiße Halsbinde um, ziehe einen langen breitschößigen blauen Rock und schwarze Beinkleider an, grau geperlte Strümpfe, und Schue die vorne breit und platt sind, ferner eine weiße Weste und rothes Uhrband, so bist Du ein gentleman in dress. Thue von alle dem das Gegentheil; nimm schwarze Binde, graue Beinkleider, eine Tuchweste, kurz zieh Dich an, wie Du willst, sey nur fashionable im Herzen, so bist Du auch in dress. Ich gehöre aber zu den erstgenannten. Ferner wollt ihr wissen, wo ich wohne. Paßt auf: Die Verlängerung von Regent S<hi rend="superscript">t</hi>. ist Portlandplace, und zwischen beiden ist der gebogne Langhamplace. In der Mitte vom Langhampl. findet ihr eine Kirche angegeben, und von der Kirche geht eine kleine Querstraße: Ridinghouselane nach Portland S<hi rend="superscript">t</hi>. An dieser Ecke wohnt ein <persName xml:id="persName_ce581f75-1b10-4762-8f0a-357188742f1e">Eisenkrämer<name key="PSN0111829" style="hidden">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName>, bei dem <persName xml:id="persName_662267d1-a5e2-4b3b-bbc0-e42eb4be6ebc">Eisenkrämer<name key="PSN0111829" style="hidden">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName> wohne ich. Wenn ich nun z. B. zu <persName xml:id="persName_08c204ea-60f2-43eb-91b2-ec1eb6971f7f">Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>, Great Cumberland pl., Oxford S<hi rend="superscript">t</hi>. will, und in einem offnen Cabriolet, um 9 wo es jetzt dämmrig ist, Mortimer S<hi rend="superscript">t</hi>. nun gerade herunter durch das Menschengetümmel fahre, so denke ich Eurer und gönnte Euch den schönen Anblick. Ferner soll ich engagemens voraus schreiben, hier sind die bisjetzt angenommnen: heute Abend auf dem Ball bei <persName xml:id="persName_999ad887-c71e-4f2f-9d19-81df544dec40">Sir Alexander (Johnston)<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>, morgen früh auf dem Lande in Championhill bei <persName xml:id="persName_5694e454-88cf-4f81-aa02-91e7cc0771f5">Goldsmith<name key="PSN0111453" style="hidden">Goldsmid, Sir Isaac Lyon (1778-1859)</name></persName> (der bei <persName xml:id="persName_534e1271-c159-4e70-8dab-e41a0daddc92">dessen Tochter<name key="PSN0111452" style="hidden">Goldsmid, Anna Maria (1805-1889)</name></persName> die <persName xml:id="persName_75e1917e-1af8-4425-a993-51b71941bbf0">Tieck<name key="PSN0118434" style="hidden">Tieck, Sophie (1775-1833)</name></persName> Erzieherinn war) dann zu Mittag bei <persName xml:id="persName_23c9ef58-1b7d-495c-89b5-0783e7f9b01e">Adolph Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName>, den ich vor einigen Tagen hier zufällig traf, und der mir viele Grüße aufgetragen hat; er ist hier in einem Handlungshause, und wir werden uns oft sehen. Montag früh mit <persName xml:id="persName_140ecb94-15e6-4a0a-874c-17bc06757d99">[Moschele]s<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der sich sehr empfehlen läßt, wie auch <persName xml:id="persName_3a3df9ca-d475-41ff-8217-c6eb77c9f16c">seine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, auf dem <placeName xml:id="placeName_a21c95da-13e9-4d6d-9824-55269b894c00">Brittischen Museum<name key="NST0100475" style="hidden" subtype="" type="institution">British Museum</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, Abends bei <persName xml:id="persName_aa7b74ee-0567-4aff-b6bb-a1e96c2abdc4">Yates<name key="PSN0115905" style="hidden">Yates, James (1789-1871)</name></persName>. Die <persName xml:id="persName_545bc521-69a2-47ad-8911-43017f03b7ca">Frau<name key="PSN0115904" style="hidden">Yates, Dorothea (Dorothy) (?-1884)</name></persName> ist übrigens hier angenehmer, als in Deutschland; ich hörte neulich mit ihr ein musicalisches Collegium, von dem ich an <persName xml:id="persName_52225b8a-95d0-4638-be96-6d3c6361378a">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> mehr berichte. Dinstag Mittag bei <persName xml:id="persName_7fdfba93-aa2c-46ed-9aef-5d9a4d800169">Charles Mollar<name key="PSN0113385" style="hidden">Mollar, Charles</name></persName> Esqu., Abends bei <persName xml:id="persName_73f225b0-fcac-4acc-9802-96d034265990">Sir Alexander<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName> zum Thee. Mittwoch früh in <persName xml:id="persName_952693cf-2301-494e-b5e2-23f5baec0f6c">Potters<name key="PSN0113968" style="hidden">Potter, Philip Cipriani Hambly (1792-1871)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_049a7010-41be-415f-8928-50bfe75535c6">Morgenconcert<name key="NST0100474" style="hidden" subtype="" type="institution">Argyll Rooms</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, und in <persName xml:id="persName_af365825-fe76-479e-a43c-390bd001e9c7">Graf Grosvenors<name key="PSN0111582" style="hidden">Grosvenor, Robert 2nd Earl of G., 1st Marquess of Westminster (1767-1845)</name></persName> Bildergallerie. Donnerstag früh in <persName xml:id="persName_cdc8bf5a-cf49-47f8-a93b-9bf59fbc9088">Dr. Spurzheim’s<name key="PSN0115044" style="hidden">Spurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832)</name></persName> Schädelcabinet, Mittag und Abend bei <persName xml:id="persName_eab47159-5274-4d5c-be21-dba9aa2574a4">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName>. Sonntag über 8 Tage endlich werde ich den ganzen Tag bei <persName xml:id="persName_43893fc7-b456-498f-9d1e-b1a4212f3402">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> sein, der <persName xml:id="persName_14bba728-ee8e-40a3-9b18-c269dc2a8b49">seines kränklichen Kindes<name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name></persName> halber aufs Land nach Kilborn ziehn muß. Eben kommt noch <persName xml:id="persName_2541763c-019e-40dd-bc02-5ce31ce71cf1">der junge Collard<name key="PSN0110438" style="hidden">Collard, Frederick William jun. (1795-?)</name></persName> und ladet mich ein, Sonntag mit ihm nach Greenwich zu fahren. Nun vom Vergangnen. Ich wollte, ihr kenntet <persName xml:id="persName_ef561b30-0453-44a3-bb33-08b7cb18cded">Sir Alexanders Töchter<name key="PSN0112263" style="hidden">Johnston, Frederica Paulina Maria (1804-1872)</name><name key="PSN0112264" style="hidden">Johnston, Janet Mary (1808-1846)</name></persName>. Sie sind so hübsch, und so freundlich, aber doch adlig, aber doch angenehm, aber doch vornehm kalt, aber doch musikalisch, aber doch nur wenig, aber doch so hübsch. Hättet ihr nur neulich das Englische Duett gehört, das sie mir vorsangen; die eine lady begleitet auf dem Piano, der <persName xml:id="persName_dc8d3904-f693-41b8-bc3c-3bc112ed89fa">Vater<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName>, der in Ceylon das Geschworengericht eingeführt hat, hört so vergnügt zu, und die <persName xml:id="persName_d66b13db-3f7d-4e11-b86d-a8364fcd516e">Mutter<name key="PSN0112265" style="hidden">Johnston, Louisa (1766-1852)</name></persName> ist eine geborne Herzoginn. Montag Abend Ball in Devonshirehouse beim <persName xml:id="persName_9df470bc-954f-440c-a061-cffe30280e71">Herzog von Dev.sh.<name key="PSN0110331" style="hidden">Cavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858)</name></persName>; die Pracht aus den morgenländischen Mährchen kommt zur Erscheinung; was Reichtum, Luxus, Geschmack an Schönheiten für ein Fest erfinden können, ist da gehäuft. Mit meinem hack kam ich an die file der Equipagen, die fast die ganze Piccadilly herunterstanden; daher zog ichs vor zu Fuß einzuziehen; kam in den Saal, wo der <persName xml:id="persName_bfca0076-59d2-4051-abcd-4bbb0505409d">Herzog<name key="PSN0110331" style="hidden">Cavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858)</name></persName> die Gäste freundlich empfing; ich hatte auf der Treppe hinter mir Leute hinaufgehn hören, mich aber nicht umgesehn, jetzt gewahrte ich zu meinem Schrecken, daß es <persName xml:id="persName_a4815094-1d1f-4cac-b8d2-9ce46874294b">Wellington<name key="PSN0115692" style="hidden">Wellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852)</name></persName> und <persName xml:id="persName_05fbc0e8-2c4b-417d-a4c7-904981c5787a">Peel<name key="PSN0113783" style="hidden">Peel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850)</name></persName> gewesen waren. Im Haupttanzsaal war statt des Kronleuchters ein dicker breiter Kranz von rothen Rosen, etwa <hi rend="underline">14 Fuß</hi> im Durchmesser, der zu schweben schien, weil die dünnen Fäden, die ihn hielten, sorgfältig versteckt waren, auf dem Kranze brannten nun kleine Lichter zu hunderten; an den Wänden lauter Portraits in Lebensgröße und ganzer Figur von <persName xml:id="persName_36c6ab2c-19bf-44a7-8e0a-adf23a23fa9f">Dyk<name key="PSN0110804" style="hidden">Dyck, (seit 1632) Sir Anton van (1599-1641)</name></persName>, rings umher eine Erhöhung auf der die alten Damen mit Brillanten, Perlen und allen Edelsteinen überladen, Platz nahmen; in der Mitte tanzten die schönen, jungen Mädchen, unter denen man die himmlischsten Gestalten sieht; ein Orchester mit einem eignen Director spielt dazu; die Nebenzimmer waren eröffnet, deren Wände mit <persName xml:id="persName_1fafacf0-0948-471a-bf5f-4895d3160990">Tizians<name key="PSN0115347" style="hidden">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name></persName>, <persName xml:id="persName_bd348844-1d1b-47e1-9070-2e93b1f9f961">Correggios<name key="PSN0110465" style="hidden">Correggio, Antonio Allegri da (?-1534)</name></persName>, <persName xml:id="persName_100fb02e-3f6a-4192-98c3-9ed41141320c">Leonardos<name key="PSN0112789" style="hidden">Leonardo da Vinci (1452-1519)</name></persName>, und Niederländern behängt sind; unter den schönen Bildern nun die schönen Gestalten sich bewegen zu sehen, und unter all dem Treiben und in der allgemeinen Aufregung ganz ruhig und sehr unbekannt überall herumzuschleichen, und vieles ungesehn und unbemerkt zu sehn und zu bemerken – es war einer der schönsten Abende, die ich erlebt. Das Bild eines jungen Mannes von <persName xml:id="persName_937c9d0f-45bb-449d-95ca-659df522d18f">Tizian<name key="PSN0115347" style="hidden">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name></persName>, und das einer jungen Frau von <persName xml:id="persName_5a6ba726-f3de-42cc-8534-d71409b4d05a">Leonardo<name key="PSN0112789" style="hidden">Leonardo da Vinci (1452-1519)</name></persName> ergriffen mich sehr und rührten [m]ich etwas. Nirgends findet ihr im ganzen Pallast etwas Unvollkommnes, Ungeordnetes; die Bibliothek war geöffnet, und Prachtwerke lagen auf den Tischen umher; ein kleines Treibhaus, wurde neben dem Tanzsaal aufgemacht, und verbreitete „den Duft und die Kühlung“. alle Früchte aller Jahreszeiten im Übermaß auf den Büffets gehäuft, und nun die Adligen raspeln zu sehn, und wie sie so schlecht walzten, und wie die Damen auf den Tischen saßen, und die Herren auf den Sophas mit den Füßen lagen und sich dehnten, während einer zarten Conversation mit Damen! Auf einer ebenso großen Fête war ich gestern beim <persName xml:id="persName_d3e81dbb-3046-4b05-9965-cd81ad8f33b8">Marq. of Lansdowne<name key="PSN0113838" style="hidden">Petty-Fitzmaurice, Henry (seit 1809) 3rd Marquess of Lansdowne (1780-1863)</name></persName>; der arme Mann hatte seinen Antikensaal aufgemacht, und empfing darin die Gesellschaft. Ein großer gewölbter Saal an dessen 2 Enden, 2 Rotunden sind, die von oben her erleuchtet waren; in den Rotunden nun purpurne Nischen, in deren jeder eine große graue antike Statue steht und droht. Zu deren Füßen saßen hier die alten Damen im Halbkreise, und in der Mitte des Saales drängten sich die Leute hin und her. Im Nebenzimmer war eine <title xml:id="title_e9ac8031-05af-415e-b9d2-32003404f516">neugekaufte Landschaft<name key="PSN0112932" style="hidden" type="author">Lorrain (eigtl. Gelée), Claude (1600-1682)</name><name key="CRT0109800" style="hidden" type="art">Seaport</name></title> von Claude le Lorrain ausgestellt, der Aufgang der Sonne über einem Meereshafen. Die Treppe ist so gelegt, daß man, wie in den Hamburger Häusern, bis unter das Dach sehn kann, und sie war ganz dick mit Blumen überkleidet, unter denen liegende oder schlafende Statuen vorsahen. Tausend Einzelheiten will ich Euch einst mündlich mittheilen; ich werde sie nicht aus dem Gedächtniß verlieren, denn mir war alles so neu und bewundernswürdig, daß es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, der sich nicht leicht verwischen kann. Daß solche Herrlichkeit in unsrer Zeit wirklich bestehn könnte, hatte ich nicht geglaubt. Es sind das keine Gesellschaften, es sind Feste und Feyerlichkeiten.</p><p>Noch muß ich Euch bitten an <persName xml:id="persName_c29fd496-de3e-4856-a374-5aec80a83533">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> zu sagen, daß ich einen Brief an ihn angefangen habe und ihn Dinstag abschicken will; bittet ihn um Verzeihung wegen meines langen Zögerns. <seg type="closer" xml:id="seg_877fd758-710a-445c-a124-e26958a50295">Lebt wohl. </seg></p><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix MB</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a827e625-7ebf-4aa3-935d-a35d196c6862"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">N.S. Lieber <persName xml:id="persName_b45ae60d-f56a-4633-86c0-0eb6ce47063d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, wie viel das Porto macht, weiß ich nicht, da <persName xml:id="persName_2ce4a551-ed46-44ea-ae71-958a2941a678">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName> mir meine B</p></div></body></text></TEI>