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fmb-1829-05-01-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy<lb></lb>London, 1. Mai 1829 Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 153

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/57. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 1. Mai 1829 Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden,

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 221-223 (Teildruck). Elvers, Briefe, S. 64-68.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. Mai 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Monsieur Mr. A. Mendelssohn Bartholdy. Berlin. (Leipziger Straße no. 3)
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London 1 May 1829.

Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden, weil mich Visiten, die ich empfangen mußte, und die ich alle an meinem Caminfeuer in schöne Armsessel placirte, am Anfang hinderten, und weil mich das CramerscheCramer, Johann (John) Baptist (1771-1858) Morgenconcert, das in einer Stunde beginnen wird, zum Enden treibt. Eigentlich habe ich auch nicht recht viel zu schreiben, denn ich bin jetzt eben dabey mir mein künftiges Leben in London einzurichten, und wenn ich das vorige mal vom äußern Eindruck der Stadt, der Menschen, der Musik reden konnte, so habe ich jetzt meine Briefe abgegeben, viele Bekanntschaften gemacht, viele Besuche bekommen, manche Diners schon verschluckt, noch mehrere vor mir; und erst wenn ich in diese Gesellschaften, die ich jetzt mehr, als Fremder zu sehen gedenke, wieder einige Ordnung gebracht haben werde, sie mit mehr Ruhe und Behaglichkeit überschauen kann, dann werde ich wieder Interessantes und Neues zu schreiben haben, denn wirklich in den vorigen Tagen habe ich gelebt, wie der neugierige Reisende und mich an Merkwürdigkeiten satt gesehen, so daß Ihr meine Lebensbeschreibung in jedem guide finden könntet. Auch wird es Euch nicht sehr ergötzen, zu wissen, wo ich gestern zum Mittag war (nämlich bei Graf MünsterMünster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert Graf zu (1766-1839)) oder wo ich Dinstag sein werde (nämlich bei Graf BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)) oder wo Sonntag (nämlich bei GoldsmithGoldsmid, Sir Isaac Lyon (1778-1859), wohin mich MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) einführen soll) Dankt nur dem alten RedenReden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831) sehr für seine Empfehlungen, ich habe entschiedenes Pech mit dem hohen Adel; denn was kann Graf MünsterMünster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert Graf zu (1766-1839) dafür, daß seine FrauMünster-Ledenburg, Wilhelmine Charlotte Gräfin zu (1783-1858) eine geborene Prinzessinn und er so stolz und langweilig ist, daß er selbst zwischen dem dritten Wort immer gähnen muß? RedenReden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831) hat sein möglichstes gethan, denn er hat mich bürgerlichen zu sich eingeladen, und wird es noch öfter. Aber das Schlimmste ist, daß ich heut Abend zum Ball beim Herzog von DevonshireCavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858) gebeten war, und nicht hinkommen kann, durch eine sonderbare Verwirrung, die zu lang ist, als daß ich sie Euch erzählen sollte; auf solchen Ball hatte ich mich sehr gefreut, und kann nun heut nicht hingehen! Doch versichert BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846) er würde mich wieder einladen, und dann sollt ihr eine Beschreibung haben! Bis auf 4 Briefe, bin ich nun mit dem Abgeben der Empfehlungen fertig. BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846) ist ungemein freundlich und zuvorkommend gegen mich, seine FrauBülow, Gabriele von (1802-1887) ist sehr still, man weiß nicht recht, ob vor Ernst oder vor langer Weile. Der Herzog von DevonshireCavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858) nahm meine Visite an, denkt mich in einem Lehnstuhl! mit einem tauben Herzog französisch schreiend! ihm Hofgeschichten aus Berlin mittheilend! Durch den Brief von GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) an Dr. KönigKönig, Karl (Charles) Dietrich Eberhard (1774-1851) habe ich freien Eintritt zu den musikalischen Manuscripten des Brittischen MuseumsBritish MuseumLondonGroßbritannien, die ich sehr durchsuchen will; denn keiner von den hiesigen Musikern hat sich, wie ich höre, die Mühe genommen, sie nur einmal anzusehen. Bei DoxatsDoxat, Familie von → Eugen D. aß ich Montag Mittag und war mit ihnen im philharmonischen ConcertPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, sie sind voll Freundlichkeit und Güte für mich. Auch SillemSillem, Martin Garlieb (1769-1852) empfing mich sehr gut. Den Herz. von MontroseGraham, James 3rd Duke of Montrose (1755-1836) traf ich nicht, ebenso wenig den Viscount of SandonSandon, Dudley Ryder (seit 1847) 2nd Earl of Harrowby (1798-1882), der auf dem Lande ist. Heut gehe ich noch zur ButeCrichton-Stuart, Frances (Mina) Marchioness of Bute (1773-1832), zu LandsdownPetty-Fitzmaurice, Henry (seit 1809) 3rd Marquess of Lansdowne (1780-1863) und JohnstonJohnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849) dann bin ich fertig. Das sind nun lauter Anknüpfungspuncte, aber eben deshalb kann ich kaum etwas andres, als Namen schreiben. – Es geht mir übrigens sehr gut, die Lebensweise bekommt mir vortrefflich, die Stadt und die Straßen finde ich ganz wunderschön, auch bekam ich wieder einigen Respect, als ich gestern im offnen Cabriolet nach der city auf einem andern Wege fuhr, durch ganz unbekannte Straßen, und überall dasselbe Leben fand, überall die Häuser von oben bis unten mit grünen, gelben, rothen Zetteln beklebt, oder mit Mannshohen Buchstaben bemalt, überall das Geschrei und der Dampf (der mich übrigens sehr incommodirt und im Anfang unwohl machte) überall das Ende der Straßen in Nebel gehüllt, und alle Augenblick eine Kirche, oder ein Markt, oder ein grüner square, oder ein Theater, oder eine Durchsicht auf die Themse, auf der die Dampfschiffe jetzt durch die Stadt fahren können, unter allen Brükken fort, weil man die Erfindung gemacht hat, die großen Röhrenschornsteine, wie einen Mast niederzulassen. Gucken nun noch die Mastbäume aus den Westindischen docks hinüber, und sieht man einen Hafen, etwa so groß wie der Hamburger, hier als Teich behandelt, mit Schleusen versehen, und die Schiffe nicht einzeln, sondern nur haufenweise geordnet, wie die Regimenter aufmarschirt, so muß man sich freuen über die große Welt. – Neulich war ich im Kabinet des Dr. SpurzheimSpurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832), das ein junger Arzt zeigte. Eine Partie Mörder gegen eine Partie Musiker gehalten, interessirte mich sehr, und meine Physiognomik (cf. E. DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877)) erhielt starke Bestätigung; auch ist wirklich der Unterschied zwischen GlucksGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) Stirne, und der eines Vatermörders höchst auffallend, und wohl nicht zu bezweifeln. Wenn aber die Leute nun so ins Detail gehn, mir zeigen zu wollen, wo GlucksGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) Musik sitzt, und wo seine Erfindungskraft, oder wo des SokratesSokrates Philosophie am Schädel sich zeigt, so ist das zwar sehr precär und (wie mir scheint) unwissenschaftlich, führt aber doch zu sehr interessanten Resultaten, nämlich zu folgenden: eine junge hübsche Engländerinn mit der ich da war, bekam Lust zu wissen, ob sie zum Stehlen oder sonst zu Missethaten Neigung habe, und es kam dahin, daß die ganze Gesellschaft sich phrenologisch untersuchen ließ; wie nun der eine gutmüthig befunden wurde, der andre kinderliebend, jene Dame muthig, diese habsüchtig, und wie besagte Engländerinnen sich die langen blonden Haare auflösen mußten, weil der DoctorSpurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832) sonst kein Organ fühlen konnte, und wie sie dabey sehr hübsch aussahen, und sich dann vor dem Spiegel wieder ordneten, so ließ ich die Phrenologie sehr hoch leben, und lobte alles ungemein. Daß ich Musiksinn haben mußte, und Einbildungskraft, konnte nicht fehlen; der DoctorSpurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832) fand später, ich sey ziemlich habsüchtig, liebte die Ordnung und kleine Kinder, und machte gern die cour; die Musik sey aber vorherrschend. Übrigens muß ich am Dinstag von meinem ganzen Kopf, mit Schädel, Gesicht und Zubehör die Maske in Gips nehmen lassen, und dann will ich Hensels Ähnlichkeit<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name> controlliren! – Montag Abend Philharmonisches Concert. Das OrchesterPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien ist vortrefflich, voll Feuer und Kraft, namentlich spielen die Bässe und die Geigen ganz prächtig. Näheres in einem Briefe an ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832), den ich bald schreiben will. Die Ouvertüre zur Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name> und das finale einer Sinfonie von Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109085" style="hidden" type="music">90. Sinfonie C-Dur, Hob. I : 90</name> wurden encoret, nämlich da capo gerufen; die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums ist in diesen Concerten nur auf die Instrumentalstücke fürs ganze Orchester gerichtet, es ist hier die beste, oder vielmehr die einzig gute Gelegenheit meinen Sommrn.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fesghiy5-3i0v-3pbp-oxb1-moczeciwmidt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> aufführen zu lassen; das fand auch Moscheles, der diese Ouvertüre erst in seinem eignen Concert geben wollte, und es jetzt deshalb aufgegeben hat; ich werde nun wahrscheinlich zuerst im philharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien mit irgend einer Composition heraustreten, und dann die Privatanerbietungen, an denen es nicht fehlt, annehmen, auch nicht eher öffentlich spielen (so denke ich) bis das philharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien von mir etwas gegeben hat. Moscheles, den ich hierin zu Rathe gezogen habe, wie bei allen, selbst den kleinsten, Angelegenheiten, und der sich überall gleich freundlich gegen mich zeigt, hält das auch für das Beste; nur fehlt mir noch die officielle schriftliche Aufforderung der Direction des Philharmonischen ConcertsPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, die ich aber, wie MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) versichert, bekommen werde. – Auch habe ich Westminster AbbeyWestminster AbbeyLondonGroßbritannien 2 Tage nach dem Feuer, eine Gemäldeausstellung, die BibliothekKing’s LibraryLondonGroßbritannien gesehn; war gestern in einer Antrittsvorlesung eines Professors der neuen UniversitätUniversity of LondonLondonGroßbritannien, morgen sehe ich PaulskircheSt. Paul’s CathedralLondonGroßbritannien, höre da Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> (worin die SontagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854) singt, first appearance) muß heut ins französischeRoyal Opera House Covent GardenLondonGroßbritannienDrury Lane TheatreLondonGroßbritannien, morgen ins Italiänische TheaterKing’s TheatreLondonGroßbritannien, kurz ich mache (wie Du es nennst, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)) die Ohren so weit auf, wie möglich. CramersCramer, Johann (John) Baptist (1771-1858) Concert ruft. Lebt wohl.

F. V. S.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Nachträge.

I. Wenn ihr nur meinen gestrigen Brief noch zur rechten Zeit bekommen, und mir die dublirten Saiteninstr. von Meeresst.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qm5td9ko-zg6b-m2xt-1li1-uqwgx7wfan9c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name>, Sommern.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1nl2uff3-ejnk-wvu4-td1j-weklypgqmlhc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name>, und Sinfonie in cmoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wq9lp5bm-ftjr-fqvy-9z1s-wqyfmtipuk6g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name> gleich geschickt habt, ich brauche sie gar zu nothwendig hier. II. Dankt Alb. BauerBaur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) für seinen Brief an MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861); er ist sehr angenehm und freundlich mit mir, obwohl er sonst ziemlich verschlossen sein soll, wie ich höre; er wird nächstens an BauerBaur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) schreiben III. Grüßt RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), und sagt ihm F. CramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848) geige zwar gut vor, aber – ! IV. Grüßt .....

Felix Mendelssohn Bartholdy.

103 Great Portland Street.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Ich habe bisjetzt erst den einen Brief aus Hamburg bekommen; und das ist mein fünfter aus London! Ist das recht? – FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) und BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) müssen schreiben! und viel Dummes! Wenn auch VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) oder MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) zuweilen nicht Zeit haben, brauche ich doch Nachrichten, und Lebenszeichen. Schickt sie oft!

            London 1 May 1829. Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden, weil mich Visiten, die ich empfangen mußte, und die ich alle an meinem Caminfeuer in schöne Armsessel placirte, am Anfang hinderten, und weil mich das Cramersche Morgenconcert, das in einer Stunde beginnen wird, zum Enden treibt. Eigentlich habe ich auch nicht recht viel zu schreiben, denn ich bin jetzt eben dabey mir mein künftiges Leben in London einzurichten, und wenn ich das vorige mal vom äußern Eindruck der Stadt, der Menschen, der Musik reden konnte, so habe ich jetzt meine Briefe abgegeben, viele Bekanntschaften gemacht, viele Besuche bekommen, manche Diners schon verschluckt, noch mehrere vor mir; und erst wenn ich in diese Gesellschaften, die ich jetzt mehr, als Fremder zu sehen gedenke, wieder einige Ordnung gebracht haben werde, sie mit mehr Ruhe und Behaglichkeit überschauen kann, dann werde ich wieder Interessantes und Neues zu schreiben haben, denn wirklich in den vorigen Tagen habe ich gelebt, wie der neugierige Reisende und mich an Merkwürdigkeiten satt gesehen, so daß Ihr meine Lebensbeschreibung in jedem guide finden könntet. Auch wird es Euch nicht sehr ergötzen, zu wissen, wo ich gestern zum Mittag war (nämlich bei Graf Münster) oder wo ich Dinstag sein werde (nämlich bei Graf Bülow) oder wo Sonntag (nämlich bei Goldsmith, wohin mich Mühlenfels einführen soll) Dankt nur dem alten Reden sehr für seine Empfehlungen, ich habe entschiedenes Pech mit dem hohen Adel; denn was kann Graf Münster dafür, daß seine Frau eine geborene Prinzessinn und er so stolz und langweilig ist, daß er selbst zwischen dem dritten Wort immer gähnen muß? Reden hat sein möglichstes gethan, denn er hat mich bürgerlichen zu sich eingeladen, und wird es noch öfter. Aber das Schlimmste ist, daß ich heut Abend zum Ball beim Herzog von Devonshire gebeten war, und nicht hinkommen kann, durch eine sonderbare Verwirrung, die zu lang ist, als daß ich sie Euch erzählen sollte; auf solchen Ball hatte ich mich sehr gefreut, und kann nun heut nicht hingehen! Doch versichert Bülow er würde mich wieder einladen, und dann sollt ihr eine Beschreibung haben! Bis auf 4 Briefe, bin ich nun mit dem Abgeben der Empfehlungen fertig. Bülow ist ungemein freundlich und zuvorkommend gegen mich, seine Frau ist sehr still, man weiß nicht recht, ob vor Ernst oder vor langer Weile. Der Herzog von Devonshire nahm meine Visite an, denkt mich in einem Lehnstuhl! mit einem tauben Herzog französisch schreiend! ihm Hofgeschichten aus Berlin mittheilend! Durch den Brief von Gans an Dr. König habe ich freien Eintritt zu den musikalischen Manuscripten des Brittischen Museums, die ich sehr durchsuchen will; denn keiner von den hiesigen Musikern hat sich, wie ich höre, die Mühe genommen, sie nur einmal anzusehen. Bei Doxats aß ich Montag Mittag und war mit ihnen im philharmonischen Concert, sie sind voll Freundlichkeit und Güte für mich. Auch Sillem empfing mich sehr gut. Den Herz. von Montrose traf ich nicht, ebenso wenig den Viscount of Sandon, der auf dem Lande ist. Heut gehe ich noch zur Bute, zu Landsdown und Johnston dann bin ich fertig. Das sind nun lauter Anknüpfungspuncte, aber eben deshalb kann ich kaum etwas andres, als Namen schreiben. – Es geht mir übrigens sehr gut, die Lebensweise bekommt mir vortrefflich, die Stadt und die Straßen finde ich ganz wunderschön, auch bekam ich wieder einigen Respect, als ich gestern im offnen Cabriolet nach der city auf einem andern Wege fuhr, durch ganz unbekannte Straßen, und überall dasselbe Leben fand, überall die Häuser von oben bis unten mit grünen, gelben, rothen Zetteln beklebt, oder mit Mannshohen Buchstaben bemalt, überall das Geschrei und der Dampf (der mich übrigens sehr incommodirt und im Anfang unwohl machte) überall das Ende der Straßen in Nebel gehüllt, und alle Augenblick eine Kirche, oder ein Markt, oder ein grüner square, oder ein Theater, oder eine Durchsicht auf die Themse, auf der die Dampfschiffe jetzt durch die Stadt fahren können, unter allen Brükken fort, weil man die Erfindung gemacht hat, die großen Röhrenschornsteine, wie einen Mast niederzulassen. Gucken nun noch die Mastbäume aus den Westindischen docks hinüber, und sieht man einen Hafen, etwa so groß wie der Hamburger, hier als Teich behandelt, mit Schleusen versehen, und die Schiffe nicht einzeln, sondern nur haufenweise geordnet, wie die Regimenter aufmarschirt, so muß man sich freuen über die große Welt. – Neulich war ich im Kabinet des Dr. Spurzheim, das ein junger Arzt zeigte. Eine Partie Mörder gegen eine Partie Musiker gehalten, interessirte mich sehr, und meine Physiognomik (cf. E. Devrient) erhielt starke Bestätigung; auch ist wirklich der Unterschied zwischen Glucks Stirne, und der eines Vatermörders höchst auffallend, und wohl nicht zu bezweifeln. Wenn aber die Leute nun so ins Detail gehn, mir zeigen zu wollen, wo Glucks Musik sitzt, und wo seine Erfindungskraft, oder wo des Sokrates Philosophie am Schädel sich zeigt, so ist das zwar sehr precär und (wie mir scheint) unwissenschaftlich, führt aber doch zu sehr interessanten Resultaten, nämlich zu folgenden: eine junge hübsche Engländerinn mit der ich da war, bekam Lust zu wissen, ob sie zum Stehlen oder sonst zu Missethaten Neigung habe, und es kam dahin, daß die ganze Gesellschaft sich phrenologisch untersuchen ließ; wie nun der eine gutmüthig befunden wurde, der andre kinderliebend, jene Dame muthig, diese habsüchtig, und wie besagte Engländerinnen sich die langen blonden Haare auflösen mußten, weil der Doctor sonst kein Organ fühlen konnte, und wie sie dabey sehr hübsch aussahen, und sich dann vor dem Spiegel wieder ordneten, so ließ ich die Phrenologie sehr hoch leben, und lobte alles ungemein. Daß ich Musiksinn haben mußte, und Einbildungskraft, konnte nicht fehlen; der Doctor fand später, ich sey ziemlich habsüchtig, liebte die Ordnung und kleine Kinder, und machte gern die cour; die Musik sey aber vorherrschend. Übrigens muß ich am Dinstag von meinem ganzen Kopf, mit Schädel, Gesicht und Zubehör die Maske in Gips nehmen lassen, und dann will ich Hensels Ähnlichkeit controlliren! – Montag Abend Philharmonisches Concert. Das Orchester ist vortrefflich, voll Feuer und Kraft, namentlich spielen die Bässe und die Geigen ganz prächtig. Näheres in einem Briefe an Zelter, den ich bald schreiben will. Die Ouvertüre zur Zauberflöte und das finale einer Sinfonie von Haydn wurden encoret, nämlich da capo gerufen; die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums ist in diesen Concerten nur auf die Instrumentalstücke fürs ganze Orchester gerichtet, es ist hier die beste, oder vielmehr die einzig gute Gelegenheit meinen Sommrn. str. aufführen zu lassen; das fand auch Moscheles, der diese Ouvertüre erst in seinem eignen Concert geben wollte, und es jetzt deshalb aufgegeben hat; ich werde nun wahrscheinlich zuerst im philharmonic mit irgend einer Composition heraustreten, und dann die Privatanerbietungen, an denen es nicht fehlt, annehmen, auch nicht eher öffentlich spielen (so denke ich) bis das philharmonic von mir etwas gegeben hat. Moscheles, den ich hierin zu Rathe gezogen habe, wie bei allen, selbst den kleinsten, Angelegenheiten, und der sich überall gleich freundlich gegen mich zeigt, hält das auch für das Beste; nur fehlt mir noch die officielle schriftliche Aufforderung der Direction des Philharmonischen Concerts, die ich aber, wie Moscheles versichert, bekommen werde. – Auch habe ich Westminster Abbey 2 Tage nach dem Feuer, eine Gemäldeausstellung, die Bibliothek gesehn; war gestern in einer Antrittsvorlesung eines Professors der neuen Universität, morgen sehe ich Paulskirche, höre da Messias (worin die Sontag singt, first appearance) muß heut ins französische, morgen ins Italiänische Theater, kurz ich mache (wie Du es nennst, lieber Vater) die Ohren so weit auf, wie möglich. Cramers Concert ruft. Lebt wohl.
F.
V. S.
Nachträge.
I. Wenn ihr nur meinen gestrigen Brief noch zur rechten Zeit bekommen, und mir die dublirten Saiteninstr. von Meeresst., Sommern. str., und Sinfonie in cmoll gleich geschickt habt, ich brauche sie gar zu nothwendig hier. II. Dankt Alb. Bauer für seinen Brief an Mühlenfels; er ist sehr angenehm und freundlich mit mir, obwohl er sonst ziemlich verschlossen sein soll, wie ich höre; er wird nächstens an Bauer schreiben III. Grüßt Ritz, und sagt ihm F. Cramer geige zwar gut vor, aber – ! IV. Grüßt .. .. .
Felix Mendelssohn Bartholdy.
103 Great Portland Street.
Ich habe bisjetzt erst den einen Brief aus Hamburg bekommen; und das ist mein fünfter aus London! Ist das recht? – Fanny und Beckchen müssen schreiben! und viel Dummes! Wenn auch Vater oder Mutter zuweilen nicht Zeit haben, brauche ich doch Nachrichten, und Lebenszeichen. Schickt sie oft!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1829-05-01-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1829-05-01-01" xml:id="title_f3cfd31e-a5f7-4181-aaaf-acaff052cf63">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy<lb></lb>London, 1. Mai 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_ae2f74eb-64a6-4795-a839-44eaed6da486">Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden,</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_9bbaabd2-56ef-4b16-bbee-468dcda4d144">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 153 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. II/57.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1829-05-01-01" type="letter" xml:id="title_517ef921-8f7d-419e-8aa2-4b4652e84ae5">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 1. Mai 1829</title> <incipit>Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 221-223 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Elvers, Briefe, S. 64-68.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-05-01" xml:id="date_941356a4-4594-47e4-835c-ef08056b0e86">1. Mai 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_506e8845-ff63-4579-be1c-e959d2b54e8f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_1857d957-778b-4a02-8cca-42814a741bf7"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_71b35e7e-2de4-4c3e-a7ab-94d08fed7f19">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_618f5dc6-d913-4df6-a8bc-a2ccddf9b67d">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_47eb772e-edf3-4dc5-b7e2-c80735e565e8"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_eee4b118-8bfe-4209-aee1-7074e4248d47"> <head> <address> <addrLine>Monsieur</addrLine> <addrLine>Mr. A. Mendelssohn Bartholdy.</addrLine> <addrLine>Berlin.</addrLine> <addrLine>(Leipziger Straße no. 3)</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_05c587e8-92d2-4ab7-85fa-cafb0367c192"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">London <date cert="high" when="1829-05-01" xml:id="date_21770b9e-ac56-4c47-883a-69cd98757e04">1 May 1829</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Könnte man nur hier zu etwas kommen! Aber den ganzen Tag geht der Lärm und das Treiben fort, und des Abends ist man sehr müde. Dieser mein zweiter historischer Brief wird deshalb sehr kurz werden, weil mich Visiten, die ich empfangen mußte, und die ich alle an meinem Caminfeuer in schöne Armsessel placirte, am Anfang hinderten, und weil mich das <persName xml:id="persName_216f22fe-6d74-450f-9914-1f8a89254a90">Cramersche<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> Morgenconcert, das in einer Stunde beginnen wird, zum Enden treibt. Eigentlich habe ich auch nicht recht viel zu schreiben, denn ich bin jetzt eben dabey mir mein künftiges Leben in London einzurichten, und wenn ich das vorige mal vom äußern Eindruck der Stadt, der Menschen, der Musik reden konnte, so habe ich jetzt meine Briefe abgegeben, viele Bekanntschaften gemacht, viele Besuche bekommen, manche Diners schon verschluckt, noch mehrere vor mir; und erst wenn ich in diese Gesellschaften, die ich jetzt mehr, als Fremder zu sehen gedenke, wieder einige Ordnung gebracht haben werde, sie mit mehr Ruhe und Behaglichkeit überschauen kann, dann werde ich wieder Interessantes und Neues zu schreiben haben, denn wirklich in den vorigen Tagen habe ich gelebt, wie der neugierige Reisende und mich an Merkwürdigkeiten satt gesehen, so daß Ihr meine Lebensbeschreibung in jedem guide finden könntet. Auch wird es Euch nicht sehr ergötzen, zu wissen, wo ich gestern zum Mittag war (nämlich bei <persName xml:id="persName_7d08c51b-1786-4935-9569-056ef7a3e9ff">Graf Münster<name key="PSN0113521" style="hidden">Münster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert Graf zu (1766-1839)</name></persName>) oder wo ich Dinstag sein werde (nämlich bei <persName xml:id="persName_3f79eea3-eacf-4454-907c-6fc7cec18755">Graf Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName>) oder wo Sonntag (nämlich bei <persName xml:id="persName_32f12b14-7292-4cfb-b363-025cf95e83d1">Goldsmith<name key="PSN0111453" style="hidden">Goldsmid, Sir Isaac Lyon (1778-1859)</name></persName>, wohin mich <persName xml:id="persName_ab729e23-1551-4c7c-9ea4-3f262bbd1aee">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> einführen soll) Dankt nur dem alten <persName xml:id="persName_d48bca72-19d1-442e-8bac-795844ba982e">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> sehr für seine Empfehlungen, ich habe entschiedenes Pech mit dem hohen Adel; denn was kann <persName xml:id="persName_457a6e1c-5874-4423-b55b-668dc088f31a">Graf Münster<name key="PSN0113521" style="hidden">Münster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert Graf zu (1766-1839)</name></persName> dafür, daß <persName xml:id="persName_5769ce34-beb4-4813-ac26-24894a69af92">seine Frau<name key="PSN0113522" style="hidden">Münster-Ledenburg, Wilhelmine Charlotte Gräfin zu (1783-1858)</name></persName> eine geborene Prinzessinn und er so stolz und langweilig ist, daß er selbst zwischen dem dritten Wort immer gähnen muß? <persName xml:id="persName_c830817a-9676-4935-a496-7dec4a7a323a">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> hat sein möglichstes gethan, denn er hat mich bürgerlichen zu sich eingeladen, und wird es noch öfter. Aber das Schlimmste ist, daß ich heut Abend zum Ball beim <persName xml:id="persName_a1182b52-a0ba-43b4-9aa8-47ecab621786">Herzog von Devonshire<name key="PSN0110331" style="hidden">Cavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858)</name></persName> gebeten war, und nicht hinkommen kann, durch eine sonderbare Verwirrung, die zu lang ist, als daß ich sie Euch erzählen sollte; auf solchen Ball hatte ich mich sehr gefreut, und kann nun heut nicht hingehen! Doch versichert <persName xml:id="persName_cb980d92-b5fb-4dcf-9566-d292b576bf02">Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName> er würde mich wieder einladen, und dann sollt ihr eine Beschreibung haben! Bis auf 4 Briefe, bin ich nun mit dem Abgeben der Empfehlungen fertig. <persName xml:id="persName_81701532-8a20-41e1-81fb-8faa04214377">Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName> ist ungemein freundlich und zuvorkommend gegen mich, <persName xml:id="persName_f0e7d5e2-60ef-4dda-805c-231af2661b5c">seine Frau<name key="PSN0110186" style="hidden">Bülow, Gabriele von (1802-1887)</name></persName> ist sehr still, man weiß nicht recht, ob vor Ernst oder vor langer Weile. Der <persName xml:id="persName_ece92f9e-b656-4390-8fa6-b423f2255fd0">Herzog von Devonshire<name key="PSN0110331" style="hidden">Cavendish, William George Spencer 6th Duke of Devonshire (1790-1858)</name></persName> nahm meine Visite an, denkt mich in einem Lehnstuhl! mit einem tauben Herzog französisch schreiend! ihm Hofgeschichten aus Berlin mittheilend! Durch den Brief von <persName xml:id="persName_7f5b6bf2-42f2-4117-9671-3c97b5c6019a">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> an <persName xml:id="persName_68e15b4f-fafc-427b-8d03-bcb3d68f2fd9">Dr. König<name key="PSN0112483" style="hidden">König, Karl (Charles) Dietrich Eberhard (1774-1851)</name></persName> habe ich freien Eintritt zu den musikalischen Manuscripten des <placeName xml:id="placeName_78488860-deca-4548-8912-72e519392f9b">Brittischen Museums<name key="NST0100475" style="hidden" subtype="" type="institution">British Museum</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, die ich sehr durchsuchen will; denn keiner von den hiesigen Musikern hat sich, wie ich höre, die Mühe genommen, sie nur einmal anzusehen. Bei <persName xml:id="persName_47fa1c60-e02f-42b4-8315-6949be968cc0">Doxats<name key="PSN0110722" style="hidden">Doxat, Familie von → Eugen D.</name></persName> aß ich Montag Mittag und war mit ihnen im <placeName xml:id="placeName_005e8a90-6110-4b49-bd4c-e31454e2a0d2">philharmonischen Concert<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, sie sind voll Freundlichkeit und Güte für mich. Auch <persName xml:id="persName_484acb5a-b5d4-4331-8d0a-58fcb023873c">Sillem<name key="PSN0114917" style="hidden">Sillem, Martin Garlieb (1769-1852)</name></persName> empfing mich sehr gut. Den Herz. von <persName xml:id="persName_55cf59e3-66c6-4b4c-91e2-0f8d28bd72eb">Montrose<name key="PSN0111506" style="hidden">Graham, James 3rd Duke of Montrose (1755-1836)</name></persName> traf ich nicht, ebenso wenig den <persName xml:id="persName_6d8d634b-ef1e-4636-b651-f1b7008bd12b">Viscount of Sandon<name key="PSN0114456" style="hidden">Sandon, Dudley Ryder (seit 1847) 2nd Earl of Harrowby (1798-1882)</name></persName>, der auf dem Lande ist. Heut gehe ich noch zur <persName xml:id="persName_e2660a64-c381-48a6-a12e-a496c5158a6e">Bute<name key="PSN0110499" style="hidden">Crichton-Stuart, Frances (Mina) Marchioness of Bute (1773-1832)</name></persName>, zu <persName xml:id="persName_bbc32f6a-09ba-4169-852a-20f06cf40c0a">Landsdown<name key="PSN0113838" style="hidden">Petty-Fitzmaurice, Henry (seit 1809) 3rd Marquess of Lansdowne (1780-1863)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6de5dd54-02fd-4812-85a1-367bce0b3f7b">Johnston<name key="PSN0112262" style="hidden">Johnston, (seit 1811) Sir Alexander (1775-1849)</name></persName> dann bin ich fertig. Das sind nun lauter Anknüpfungspuncte, aber eben deshalb kann ich kaum etwas andres, als Namen schreiben. – Es geht mir übrigens sehr gut, die Lebensweise bekommt mir vortrefflich, die Stadt und die Straßen finde ich ganz wunderschön, auch bekam ich wieder einigen Respect, als ich gestern im offnen Cabriolet nach der city auf einem andern Wege fuhr, durch ganz unbekannte Straßen, und überall dasselbe Leben fand, überall die Häuser von oben bis unten mit grünen, gelben, rothen Zetteln beklebt, oder mit Mannshohen Buchstaben bemalt, überall das Geschrei und der Dampf (der mich übrigens sehr incommodirt und im Anfang unwohl machte) überall das Ende der Straßen in Nebel gehüllt, und alle Augenblick eine Kirche, oder ein Markt, oder ein grüner square, oder ein Theater, oder eine Durchsicht auf die Themse, auf der die Dampfschiffe jetzt durch die Stadt fahren können, unter allen Brükken fort, weil man die Erfindung gemacht hat, die großen Röhrenschornsteine, wie einen Mast niederzulassen. Gucken nun noch die Mastbäume aus den Westindischen docks hinüber, und sieht man einen Hafen, etwa so groß wie der Hamburger, hier als Teich behandelt, mit Schleusen versehen, und die Schiffe nicht einzeln, sondern nur haufenweise geordnet, wie die Regimenter aufmarschirt, so muß man sich freuen über die große Welt. – Neulich war ich im Kabinet des <persName xml:id="persName_e797ba7d-8c59-427e-bce1-5371bde6d9b3">Dr. Spurzheim<name key="PSN0115044" style="hidden">Spurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832)</name></persName>, das ein junger Arzt zeigte. Eine Partie Mörder gegen eine Partie Musiker gehalten, interessirte mich sehr, und meine Physiognomik (cf. <persName xml:id="persName_f277a1b7-f452-465b-b422-669ec61d77cd">E. Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName>) erhielt starke Bestätigung; auch ist wirklich der Unterschied zwischen <persName xml:id="persName_30f6c62a-4c0c-47a3-a90f-751f42bb3226">Glucks<name key="PSN0111405" style="hidden">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> Stirne, und der eines Vatermörders höchst auffallend, und wohl nicht zu bezweifeln. Wenn aber die Leute nun so ins Detail gehn, mir zeigen zu wollen, wo <persName xml:id="persName_afc1dbfc-d1d5-4eaf-92e9-30a2ee65627d">Glucks<name key="PSN0111405" style="hidden">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> Musik sitzt, und wo seine Erfindungskraft, oder wo des <persName xml:id="persName_ad24cdb0-0a27-47fc-b54e-8acdc086e458">Sokrates<name key="PSN0114961" style="hidden">Sokrates</name></persName> Philosophie am Schädel sich zeigt, so ist das zwar sehr precär und (wie mir scheint) unwissenschaftlich, führt aber doch zu sehr interessanten Resultaten, nämlich zu folgenden: eine junge hübsche Engländerinn mit der ich da war, bekam Lust zu wissen, ob sie zum Stehlen oder sonst zu Missethaten Neigung habe, und es kam dahin, daß die ganze Gesellschaft sich phrenologisch untersuchen ließ; wie nun der eine gutmüthig befunden wurde, der andre kinderliebend, jene Dame muthig, diese habsüchtig, und wie besagte Engländerinnen sich die langen blonden Haare auflösen mußten, weil der <persName xml:id="persName_1f093c41-35e7-4856-a5f3-7b2f42aeaa96">Doctor<name key="PSN0115044" style="hidden">Spurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832)</name></persName> sonst kein Organ fühlen konnte, und wie sie dabey sehr hübsch aussahen, und sich dann vor dem Spiegel wieder ordneten, so ließ ich die Phrenologie sehr hoch leben, und lobte alles ungemein. Daß ich Musiksinn haben mußte, und Einbildungskraft, konnte nicht fehlen; der <persName xml:id="persName_5a4e387f-d3e6-4408-bc54-a0d0120416ed">Doctor<name key="PSN0115044" style="hidden">Spurzheim, Johann Christoph (Johann Gaspar) (1776-1832)</name></persName> fand später, ich sey ziemlich habsüchtig, liebte die Ordnung und kleine Kinder, und machte gern die cour; die Musik sey aber vorherrschend. Übrigens muß ich am Dinstag von meinem ganzen Kopf, mit Schädel, Gesicht und Zubehör die Maske in Gips nehmen lassen, und dann will ich <title xml:id="title_c570bdc9-09ec-49a6-9650-6c60b66ceeab">Hensels Ähnlichkeit<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title> controlliren! – Montag Abend Philharmonisches Concert. Das <placeName xml:id="placeName_30f2f7ec-c3c9-4195-9702-9aba81e4bde0">Orchester<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ist vortrefflich, voll Feuer und Kraft, namentlich spielen die Bässe und die Geigen ganz prächtig. Näheres in einem Briefe an <persName xml:id="persName_2e8891e2-2d85-4166-a325-3c892fab38df">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, den ich bald schreiben will. Die <title xml:id="title_aaf4a674-03a9-40e4-9a86-1bc8c4204d13">Ouvertüre zur Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title> und das finale einer <title xml:id="title_09d89603-c550-4fe8-9153-044fbd0bda27">Sinfonie von Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109085" style="hidden" type="music">90. Sinfonie C-Dur, Hob. I : 90</name></title> wurden encoret, nämlich da capo gerufen; die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums ist in diesen Concerten nur auf die Instrumentalstücke fürs ganze Orchester gerichtet, es ist hier die beste, oder vielmehr die einzig gute Gelegenheit <title xml:id="title_2ec054e4-285a-47f2-81f9-552e953dcab9">meinen Sommrn.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fesghiy5-3i0v-3pbp-oxb1-moczeciwmidt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> aufführen zu lassen; das fand auch Moscheles, der diese Ouvertüre erst in seinem eignen Concert geben wollte, und es jetzt deshalb aufgegeben hat; ich werde nun wahrscheinlich zuerst im <placeName xml:id="placeName_ca75a199-901c-4e6f-bd74-940fec24dfa8">philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> mit irgend einer Composition heraustreten, und dann die Privatanerbietungen, an denen es nicht fehlt, annehmen, auch nicht eher öffentlich spielen (so denke ich) bis das <placeName xml:id="placeName_f0ec95d0-0ab3-419d-b973-2404e0a440b0">philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> von mir etwas gegeben hat. Moscheles, den ich hierin zu Rathe gezogen habe, wie bei allen, selbst den kleinsten, Angelegenheiten, und der sich überall gleich freundlich gegen mich zeigt, hält das auch für das Beste; nur fehlt mir noch die <hi rend="underline">officielle</hi> schriftliche Aufforderung <placeName xml:id="placeName_eb78ff3a-9998-4d68-9432-ca8e4c374fe9">der Direction des Philharmonischen Concerts<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="Direktion" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, die ich aber, wie <persName xml:id="persName_bd7397f4-cacb-4b54-82d0-dfde8755e95e">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> versichert, bekommen werde. – Auch habe ich <placeName xml:id="placeName_5f36318f-760c-4cc2-bc3e-39c943d4a0a4">Westminster Abbey<name key="SGH0100434" style="hidden" subtype="" type="sight">Westminster Abbey</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> 2 Tage nach dem Feuer, eine Gemäldeausstellung, die <placeName xml:id="placeName_d97237d5-f33a-404e-b041-982b855e646f">Bibliothek<name key="NST0100413" style="hidden" subtype="" type="institution">King’s Library</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gesehn; war gestern in einer Antrittsvorlesung eines Professors der neuen <placeName xml:id="placeName_dd744267-1462-4b9a-91d7-e2841b9b4a84">Universität<name key="NST0100476" style="hidden" subtype="" type="institution">University of London</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, morgen sehe ich <placeName xml:id="placeName_e235ce10-b698-4bdb-85a9-40e02834c3f7">Paulskirche<name key="SGH0100307" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Paul’s Cathedral</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, höre da <title xml:id="title_94a89db7-4ca2-41e0-ae14-ee7c85888e57">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> (worin die <persName xml:id="persName_9c2765f3-2090-49f1-8d50-047b123a08bb">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> singt, first appearance) muß heut ins <placeName xml:id="placeName_c61d7ec7-27c9-447d-9af7-dc018383c678">französische<name key="NST0100286" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Opera House Covent Garden</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country><name key="NST0100285" style="hidden" subtype="" type="institution">Drury Lane Theatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, morgen ins <placeName xml:id="placeName_1a5e3407-8ebc-4663-b9d1-21818e7536a7">Italiänische Theater<name key="NST0100424" style="hidden" subtype="" type="institution">King’s Theatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, kurz ich mache (wie Du es nennst, lieber <persName xml:id="persName_c6129b54-0ac9-4a74-873a-76320d06a33a">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>) die Ohren so weit auf, wie möglich. <persName xml:id="persName_465e53d2-9de1-4471-aa87-79cf26eccb32">Cramers<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> Concert ruft. <seg type="closer" xml:id="seg_7a8c0e23-0f09-474c-b85b-0e23a3703f9d">Lebt wohl.</seg></p> <signed rend="right">F.</signed> <signed rend="right">V. S.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_4e850a7b-e572-4926-834f-ef44c0e9402d"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_0fbac384-e81d-4d6d-add4-f8ad73c67a33">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b4eae243-c410-45c5-9097-bb55acd1a900">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nachträge.</p> <p>I. Wenn ihr nur meinen gestrigen Brief noch zur rechten Zeit bekommen, und mir die dublirten Saiteninstr. von <title xml:id="title_01e48e73-797f-49c9-856c-b3c3103fffed">Meeresst.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qm5td9ko-zg6b-m2xt-1li1-uqwgx7wfan9c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title>, <title xml:id="title_0e23cbea-5255-4b37-9e0e-5186ea24ddef">Sommern.str.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1nl2uff3-ejnk-wvu4-td1j-weklypgqmlhc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>, und <title xml:id="title_ac32064e-234a-4137-972f-dbc7cb206ebe">Sinfonie in cmoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wq9lp5bm-ftjr-fqvy-9z1s-wqyfmtipuk6g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> gleich geschickt habt, ich brauche sie gar zu nothwendig hier. II. Dankt <persName xml:id="persName_1cd423bc-5c8a-46ac-ac7b-9a24bf72cd79">Alb. Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> für seinen Brief an <persName xml:id="persName_988c631b-2ee1-4d00-8647-68f64e9205c1">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>; er ist sehr angenehm und freundlich mit mir, obwohl er sonst ziemlich verschlossen sein soll, wie ich höre; er wird nächstens an <persName xml:id="persName_f7e02d3e-8d7b-4fbb-adbf-cfac331d1bfc">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> schreiben III. Grüßt <persName xml:id="persName_f99adec3-a22c-4014-a11d-33f1f023332d">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, und sagt ihm <persName xml:id="persName_3cab3052-853b-4695-a412-f94d5215968a">F. Cramer<name key="PSN0110486" style="hidden">Cramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848)</name></persName> geige zwar gut vor, aber – ! IV. <seg type="closer" xml:id="seg_0c364a23-f77c-4490-a0b6-3a444a2c140d">Grüßt .....</seg></p> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_83cd0b8d-e561-4f05-963b-aea6ae3d93ad"> <p style="paragraph_right"> <address> <addrLine>103 Great Portland Street.</addrLine> </address> </p> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c9e620e6-d4ec-41d9-8b36-c3b6b192f9c4"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich habe bisjetzt erst den einen Brief aus Hamburg bekommen; und das ist mein fünfter aus London! Ist das recht? – <persName xml:id="persName_6e97abcf-5c34-4334-b7e9-f9c7d4541811">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_ee772829-2d20-4715-ae07-56d36f5c3899">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> müssen schreiben! und viel Dummes! Wenn auch <persName xml:id="persName_fe1679b1-bd8c-47d5-8145-e29aa7658cd3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_5826fb41-9806-4bac-8a5a-7d681b894caf">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> zuweilen nicht Zeit haben, brauche ich doch Nachrichten, und Lebenszeichen. Schickt sie oft!</p> </div> </body> </text></TEI>