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fmb-1829-04-25-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>London, 25. April 1829 Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicirteste Ungeheuer, das die Welt trägt. Wie kann ich in einen Brief zusammendrängen was ich in 3 Tagen erlebt Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 148

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. II/55. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 25. April 1829 Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicirteste Ungeheuer, das die Welt trägt. Wie kann ich in einen Brief zusammendrängen was ich in 3 Tagen erlebt

8 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 217-221 (Teildruck). Sietz, Leben in Briefen, S. 38-42 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

25. April 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
pr Hamburgh Steamboot Herrn Herrn Stadtrath Mendelssohn Bartholdy Wohlgeb Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London d. 25 April 1829.

Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicirteste Ungeheuer, das die Welt trägt. Wie kann ich in einen Brief zusammendrängen was ich in 3 Tagen erlebt habe? Kaum weiß ich mich noch der Hauptsachen zu entsinnen; und doch darf ich kein Tagebuch führen, sonst würde ich wieder etwas weniger erleben müssen, das will ich aber nicht, sondern alles mitnehmen, was sich mir darbietet. Es geht um mich herum, wie in einem Strudel, und dreht sich und reißt mit fort, im letzten halben Jahre in Berlin habe ich nicht so viel Contraste, und so viel Verschiedenes gesehn, als in den 3 Tagen. Aber geht nur einmal von meiner Wohnung, rechts ab, Regent Street hinunter, seht die glänzende breite, mit Säulenhallen besetzte Straße (leider liegt sie heut schon wieder im dicken Nebel) und seht die Läden mit den Manns hohen Inschriften, und die stage coaches auf denen die Menschen sich aufthürmen, und wie hier eine Reihe Wagen von den Fußgängern hinter sich gelassen wird, weil es sich dort vor eleganten Equipagen gestopft hat, und wie sich hier ein Pferd hoch bäumt, weil der Reiter Bekannte in jenem Hause hat, und wie die Menschen gebraucht werden, um Ankündigungszettel herumzutragen, auf denen man uns die graziösen Kunstleistungen gebildeter Katzen verheißt, und die Bettler, und die Mohren, und die dicken John Bulls mit ihren dünnen, schönen zwei Töchtern an den Armen. Ach diese Töchter! Übrigens seid ruhig, es ist keine Gefahr in dieser Hinsicht, weder in dem damenreichen hydepark, wo ich gestern fashionabler Weise mit Mde. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) umherfuhr, noch in den Concerten, noch in der OperKing’s TheatreLondonGroßbritannien (denn da war ich schon überall) nur an den Ecken und Querstraßen ist Gefahr, und ich sage mir da oft mit wohlbekannter Stimme leise vor: nehmen Sie sich in Acht, daß Sie nicht unter die Wagen kommen! Und daß es mit der Warnung überhaupt seine eigne Bewandtniß hat, wird BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) schon in Hamburg an Lindenau gesehen haben. Und nun gar hier! in dem Gewirre! im Strudel! Ich will nur historisch werden, und ruhig erzählen, sonst erfahrt ihr gar nichts; aber könntet ihr mich nur sehn, neben dem himmlischen Flügel, den mir Clementi’sClementi & Co., Klavierbaufirma in London eben für die Dauer meines Hierseins geschickt haben, am lustigen Caminfeuer, in meinen vier Pfählen, mit Schuhen und grau durchbrochnen Strümpfen und olivenfarbenen Handschuhen (denn ich muß nachher Besuche machen) und neben an mein immenses Himmelbett, in dem ich Nachts spazieren liegen kann, mit den bunten Gardinen und alterthümlichen Möbeln, meinen Frühstücksthee mit trockenem Toast noch vor mir, die servant girl mit Papilloten, die mir eben meine neu gesäumte schwarze Binde bringt, und nach Befehlen frägt, worauf ich englisch höflich mit dem Kopf nach hinten zu nicken versuche, und die vornehme, in Nebel gehüllte Straße, und könntet ihr nur die erbärmliche Stimme hören, mit der dort unten eben ein Bettler sein Lied anstimmt, (er wird aber von den Verkäufern fast überschrien) und könntet ihr ahnden, daß man von hier nach der city 3 4 Stunden fährt, und nun auf dem ganzen Wege da und bei allen Durchsichten nach den Queerstraßen denselben und noch weit größeren Skandal erlebt, und daß man dann etwa ein Viertel des bewohnten Londons erst durchschnitten hat, so mögt ihr euch erklären, daß ich halb verrückt bin. Aber historisch!

Nachdem ich den letzten maladen Brief an Euch abgeschickt hatte, führte mich Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) vor allem nach einem Engl. Kafeehaus; (denn hier ist alles Englisch) natürlich las ich gleich die times, und da ich, als guter Berliner zuerst nach dem TheaterKing’s TheatreLondonGroßbritannien sah, so erfuhr ich, denselben Abend sey Othello<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110586" style="hidden" type="music">Otello ossia Il Moro di Venezia</name>, und die first appearance der Mde. MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836); trotz Müdigkeit und Seekrankheit entschloß ich mich also hinzugehn; Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) lieh mir die nöthigen grauen Strümpfe, da ich die meinigen in der Eil nicht finden konnte, und doch in der Italiänischen Oper im vollen Staate mit schwarzer Binde erscheinen mußte, wie alle noble Welt; dann gings nach meiner Wohnung, die sehr angenehm gelegen, sehr bequem, aber leider auch sehr theuer ist, so daß ich die drüber liegende im 2ten Stock, die nur die Hälfte kostet, nehmen wollte, was Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) aber nicht zugaben, da ich durchaus im ersten Stock wohnen müßte; für die Besuche, die ich ohne Zweifel empfangen würde(!) Dann ging ich zu Moschel.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), traf nur seine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889), die mich mit der größten Freundlichkeit aufnahm, mir ihre Wäscherinn gleich zu schicken versprach, mich an einige nöthige toilettenrücksichten erinnerte, zum folgenden Mittag einlud; von da nach der Ital. Oper, kings theatreKing’s TheatreLondonGroßbritannien, wo ich in den pits Platz fand (kostet 1 2 guinée!) Großes Haus, ganz mit purpurnem Zeugs besetzt, sechs Reihen Logen über einander, mit purpurnen Vorhängen, aus denen die Damengesichter herausschauen mit weißen großen Federn, Ketten, Juwelen aller Art überdeckt, ein Geruch von Pomade und Parfüms strömt einem beim Eintreten gleich entgegen, und machte mir Kopfschmerzen, in den pits alle Herren im Ballanzuge mit neu frisirten Backenbärten, überall gedrängt voll, das Orchester recht gut, dirigirt von Herrn SpagnolettiSpagnoletti, Paolo (1773-1834) (im December will ich ihn nachmachen, es ist zum Todtlachen) DonzelliDonzelli, Domenico (1790-1873) (Othello) voll Bravour, sinnreichen Verzierungen, schreit und stößt schrecklich in die Stimme, singt fast immer ein wenig zu hoch, aber mit unendlichem haut gout (dahin rechne ich z.B. daß er in der letzten Wuthscene, wenn die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) fast unangenehm stark schreit und raset, alle Schlußfälle der Recitative, die er sonst heraustrompetet, nur ganz matt und leise und kaum hörbar hinwirft u. dgl.). Die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836), eine junge, schöne, herrlich gewachsene Frau, mit touppirten Scheiteln (OtternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)!) voll Feuer, Kraft, Coquetterie dabey, die Verzierungen theils sehr gewandt und neu erfunden, theils der PastaPasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865) nachgeahmt (so wurde mir ganz wunderlich, als sie die Harfe nahm, und ich merkte, wie sie der PastaPasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865) alles in der Scene genau nachsang und endlich auch die hohe, umherschweifende Stelle am Ende, die Dir lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) gewiß noch im Gedächtniß sein muß) dabey spielt sie schön, macht gute Stellungen, nur übertreibt sie alles das leider sehr oft, und gränzt oft an das Lächerliche und Unangenehme. Doch will ich sie immer hören, nur morgen nicht, weil sie wieder Othello<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110586" style="hidden" type="music">Otello ossia Il Moro di Venezia</name> giebt, und den werde ich nur hören, wenn die SonntagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854) etwa darin auftritt, die man in diesen Tagen erwartet. LevasseurLevasseur, Nicolas-Prosper (1791-1871) ist übrigens ein ziemlicher Bierbaß, und CurioniCurioni, Alberico (1785-1875) ein Halbbiertenor, doch wird alles wüthend applaudirt, mit Händen und Füßen. Nach dem 2ten Act kam ein langes divertissement mit Sprüngen und Abgeschmacktheiten ganz wie bei uns, das dauerte bis 1 2 12 Uhr, ich war halb todt vor Müdigkeit hielt aber doch aus bis 1 4 auf 1, wo die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) eben abgestochen wurde, und dabey widrig ächzte und schrie, da hatte ich genug und ging nach Hause. Aber das Theater war noch lange nicht aus, denn es kam nachher noch das berühmte Ballet la somnambule<name key="PSN0111922" style="hidden" type="author">Hérold, Louis Joseph Ferdinand (1791-1833)</name><name key="CRT0109233" style="hidden" type="music">La Somnambule ou L’Arrivée d’un nouveau seigneur</name>; ich hatte mich aber inzwischen immer an der Bank festgehalten, weil mir noch war, als schaukelte das ganze Haus hin und her, und dies Gefühl hat mich bis gestern nicht verlassen, und mich heut Nacht zuerst nicht im Schlafe gestört. Tags drauf als ich noch feste schlafe faßt mich eine weiche Hand leise und sehr bedächtig an, und das konnte niemand sein, als MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), der wohl eine Stunde vor meinem Bette blieb, und mir alle möglichen Nachweisungen gleich gab, mir seine Verhältnisse auseinandersetzte, und mich leider sehn ließ, daß überall die Musiker solche gemeine, widerwärtige Nation ist, als im Königl. Preuß. OpernhauseKönigliches OpernhausBerlinDeutschland. In diesem Augenblicke sind sie hier alle wüthend auf einander, der hat jenen beleidigt, dafür hat der in seinem Concerte nicht gespielt, die besten Mitglieder des Philharmon. Concerts sind aus der Capelle verdrängt, und schimpfen auf diese, MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) ist mit der Philharmon. DirectionPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien verfeindet und tadelt diese, es scheint ganz mit Recht, ich will aber ein großes neutrum abgeben, und wenig tadeln und wenig schimpfen. Wie sich aber MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) und seine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) gegen mich benehmen, dafür kann ich keinen Ausdruck finden; was mir nur irgend angenehm, nützlich, ehrenvoll sein kann, wissen sie mir zu verschaffen; er fuhr gestern Vormitttag trotz seiner überhäuften Geschäfte mit mir herum, zu LatourLatour, Corneil Francis (François) Tatton (1767-1845), zu CramerCramer, Johann (John) Baptist (1771-1858), Clementi’sClementi & Co., Klavierbaufirma in London, NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858), stellte mich einem von der Oesterreich. Gesandtschaft vor, und da ich gestern Abend bei ihm durchaus meine CelloVariationen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nijussam-cjpm-vfrz-1sin-q0ibwjugi0me"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name> spielen mußte, und mit der Abschrift der Stimmen nicht ganz fertig geworden war, so schrieb er mir die fehlende Hälfte dazu, während ich zum Essen aus war; sie führte mich gestern in ihrem eleganten cabriolet nach hydepark, heut will sie mir ebenso regentpark zeigen; denkt euch mich in einem cabriolet mit einer Dame spazieren fahrend! mich! (in meinem neuen dress, versteht sich.) Dann brachte sie mich zu BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846), wo ich meine Briefe und Pakete abgab, die man auf dem customhouse ohne Umstände durchgelassen hatte, und wo ich Sonntag Mittag um 7 Uhr (!) essen werde, und als ich die lange Visite beendigt hatte und herunterkam, hatte sie im Wagen auf mich gewartet, weil ich den Weg nicht allein finden könne; kurz beide sind die Freundlichkeit selbst. Aber historisch! Nachdem ich von Moschel.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) verlassen worden war, ging ich zu Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), und mit ihm zu DoxatsDoxat & Co., Bankhaus in London in die city, und gab Deinen Brief ab, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835). Sie empfingen mich sehr zuvorkommend, es war mir eine Freude mich mit diesen Ehrenmännern eine Stunde unterhalten zu können; schon ihr Aeußeres, obwohl sie eigentlich nichts weniger, als hübsch sind, hatte für mich so viel Einnehmendes, Wohlwollendes, daß ich mich ganz warm und vergnügt da befand; und dem alten ManneDoxat, Eugen kann man nicht ins Gesicht sehn, ohne Zutrauen und Ehrfurcht für ihn zu empfinden; alle Leute ehren und achten hier die ganze Familie, und sie frugen mit theilnehmender Freundschaft nach Dir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und nach dem OnkelMendelssohn, Joseph (1770-1848). Am Montag sollte ich mit Ihnen mich im Philharm. Concert treffen, und sie luden mich ein, mit ihnen dahin zu fahren und zu essen, wenn mich nämlich mein Weg in die Gegend bringen sollte, das bezweifle ich aber leider weil es himmelweit von mir zu ihnen ist, und Argyll roomsArgyll RoomsLondonGroßbritannien ganz in meiner Nähe; überhaupt werde ich Sie wohl nicht so oft sehen können, als ich eigentlich wünsche, weil es so ist, als lebten wir in ganz verschiednen Städten. Sie boten mir für jeden möglichen Fall ihren Beistand und ihre Dienste an, und frugen mich, ob ich Geld brauchte, was ich aber verneinte, da ich trotz der entsetzlichen Preise hier, und obgleich ich mir in diesen Tagen vieles Neue anschaffen muß, und deshalb mehr brauche, als später, mit meinem Reisegeld aus Hamburg wohl bis gegen die Mitte des nächsten Monats auskommen werde; überhaupt begreife ich nicht, wie ich von dem, was Du mir monatlich ausgesetzt hast, auch nur die Hälfte werde ausgeben können; ich müßte mir geradezu eine Sternwarte oder einen Garten hier in Portland Str. anlegen, oder ein kleines Volksfest geben. Eine Ausgabe, über die ich mich ärgre, ist die für neue Visitenkarten, weil auf den meinigen nicht Mr. steht, und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) durchaus nicht leiden will, daß ich eine so unmodische bei irgend einem duke oder ministre abgebe. (Aber historisch!) Von DoxatDoxat, Eugen zu RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), der mich den Morgen verfehlt und mir einen Plan von London zum bessern Zurechtfinden dagelassen hatte; da ich ihn nicht traf, und es Essenszeit nämlich 6 war, ging ich zu Mosch.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Er bewohnt ein eignes, kleines Haus ganz allein, und wenn ihr je aus seinem eleganten ersten Stock, wo aber alles so künstlich und eingeschränkt ist, wie in einer Nußschale, nach der Eßstube im parterre gekommen wäret, wo einen Caminfeuer, und mildes Lampenlicht, und zugemachte Fensterladen, und sehr weiche Fußdecken, und ein kleiner Jockey (cf. Heinrich IV<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110860" style="hidden" type="dramatic_work">Heinrich IV. (King Henry IV)</name>) euch gleich empfangen, so würdet ihr wissen, was Engl. comford ist. Ich fühlte mich kannibalisch wohl und fraß Pudding, ohne besondere Eleganz. Nachher führte mich Mosch.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) in das concert (in Argyll roomsArgyll RoomsLondonGroßbritannien,) welches die erzürnten Musiker, aus Rache gegen die Italiäner gaben. Der Saal ist nicht besonders hübsch, ziemlich groß, das Orchester so amphitheatralisch gebaut, wie in der Sing-AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland, nur mit mehreren und viel höheren Stufen; unten am Clavier sitzt der conductor, Sir George SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867), und thut eben gar nichts, als umblättern, und wenn etwa alles recht gut beisammen ist, mit der Hand aufs Pult tüchtig schlagen, über ihm steht der eigentliche Dirigent, (leader) der Vorgeiger, Franz CramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848), mit den Geigen und Bratschen, aber ganz vorne hinter und neben SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867) sind die Bässe; ganz oben die Blaseinstrumente. Moschel.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) blieb mit mir an der Thüre, um mich den Musikern, die sich da versammeln, gleich vorstellen zu können. Bald ging auch einer da auf und ab, klein, dick, mit gebrannten Locken, und aufgeblasenem Gesicht und seine Stimme durch Trillerchen und Läufer wetzend, und ich lernte BrahamBraham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856) kennen; einige andere Sängerbekanntschaften, z.B. Mr. de BegnisBegnis, Giuseppe de (?-1849) und so fort, oder Mr. MoriMori, Nicolas (1796-1839) und dergleichen werden euch nicht interessiren. Die Pastoralsinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name> ging an. Leider muß ich sagen, daß die Tempos durchgängig viel besser waren, als bei uns; die Eintritte z.B. der Trompeten im Trio, der kleinen Flöte im Sturm (o MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), wie schön!) der Posaunen etc. viel besser, die Saiteninstrum. stark und gut, die Blaseinstr. ein wenig zu massiv, fehlt nichts als eines lieben Directors Gegenwart (sagt die VarnhagenVarnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833) Jean Pauline, [wie geht’s ihr?]) sein Auge und seine Brust (um in den Proben zu schreien) denn richtig geht alles, könnte nur ein bischen freier, leichter und geistiger sein; eben das ist F. CramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848) nun wohl nicht, aber er scheint solide, und tüchtig und fleißig zu sein und in jedem Fall ein andrer Kerl, als die unsrigen. Nach der Sinfonie nun eine Masse Arien von Mde. CaradorriCaradori-Allan, Maria Caterina Rosalbina (1800-1865) (passirt) Mlle. BlasisBlasis, Virginia (?-1838), (nie da gewesen) Mrss. PearsonPearson, Sängerin (ganz toll!) Die Thüren gehn auf, J. B. CramerCramer, Johann (John) Baptist (1771-1858) tritt herein, betrunken, ich werde gleich vorgestellt, wir schütteln hands, und er sprach nun den ganzen ersten Theil hindurch mit mir, schimpfte auf die ganze Welt, RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) hätte alles verdorben, und man möchte lieber ein Holzhauer sein, als ein Musiker, und es wäre von mir sehr anzuerkennen, daß ich solch ein Fach ergriffen hätte, da meine Verhältnisse es doch nicht erfordert hätten (da meinte er das Geld mit! ist doch eklig!) und die gute Musik sey nun für immer vorbey und ruhe im Grab, und nächsten Montag gibt er sein Concert, und dazu roch er entsetzlich nach Wein und ich fürchte sogar auch nach Branntwein. Er hat übrigens feine Sitten und eine Adlernase; war ungemein höflich und freundlich gegen mich; als ich ihn frug, was ich zu thun hätte, um in die Philharm. ConcertePhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien zu kommen, da die Subscription längst geschlossen ist, und DoxatDoxat, Eugen gemeint hatte, ich würde durchaus mir kein Billet verschaffen können, so bat er mich niemand weiter ein Wort zu sagen, er seye Mitdirector und wolle es mir selbst übergeben, er hoffe bald meine Compositionen aufgeführt zu hören, und es mache ihm Freude, daß er mir diesen Dienst leisten könne. Überhaupt ist man allgemein hier so freundlich gegen mich, daß ich noch immer in einiger Verlegenheit bin, und mich dabey noch nicht mit gehöriger Englischer Gleichgültigkeit benehme. So hat der EigenthümerWelsh, Thomas (1770-1848) der Argyll roomsArgyll RoomsLondonGroßbritannien den MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) leise befragt, ob ich ihm zu seinem Concerte wohl eine meiner Ouvertüren geben würde, oder auch eine andere Composition, und der hat’s gar nicht sehr angenommen, sondern vornehm gesagt, er müßte mich erst später fragen, wenn ich mich hier mehr umgesehn hätte, meine Pläne seien bisjetzt ihm noch nicht bekannt, und ich würde einige Zeit erst brauchen mich zu orientiren u. dgl. Darüber erschrack ich sehr, Moschel.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) aber versichert, das seie hier ganz gewöhnlich, und noch eine ganz höfliche Antwort. Ferner wollte ich gern ein Instrument auf meiner Stube haben, und bat Mosch.Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) mir den gewöhnlichen Miethspreis zu sagen. Der antwortete aber, an Miethen sey nicht zu denken, sondern wenn ich nach den Fabriken ginge, so würden sie schon von selbst anbieten, mir ein Instrum. zum Gebrauche während meines Aufenthaltes zu schicken, rieth mir aber der Clementischen FabrikClementi & Co., Klavierbaufirma in London darin (wie er’s nannte) den Vorzug zu geben, weil ihre Spielart die beste sey, führte mich darauf gestern dahin, damit ich mir eins aussuchen möge; und heut Morgen hielt ein mit Flügeln beladner Wagen vor meiner Thüre, 3 Mann stiegen ab, brachten mir das schöne Instrument herauf, und fuhren dann mit den andren weiter. Sie treiben’s hier im Großen. Der Flügel ist ganz prächtig, und ich habe mich schon tüchtig darauf herumgetummelt. Fast lächerlich scheint es mir, daß MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) mich bat, nicht zu sagen, daß er mir den ClementiClementi & Co., Klavierbaufirma in London empfohlen habe, weil es BroadwoodBroadwood, James Shudi (1772-1851) sonst ihm und mir übel nehmen würde!!! Denkt dies. SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867), der sich sehr entschuldigt hatte, daß er mir jetzt noch nicht soviel honneurs würde machen können, als nachher, indem die Einrichtung der Concerte ihn so sehr beschäftige, war dennoch gestern bei mir und machte mir zuerst Visite, leider war ich nicht zu Hause, er ließ mir ein Billet zum heutigen Concert, wo ich unter andern die Ouvertüre und einige Chöre aus Acis<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108943" style="hidden" type="music">Acis and Galatea (Masque) HWV 49a</name> von Händel hören werde, und die Bitte zurück, mich morgen über 8 Tage nicht zu versagen, weil er da den Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> mit Mozarts Blaseinstrum.begleitung<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110119" style="hidden" type="music">Der Messias KV 572 (Bearbeitung von → Georg Friedrich Händels Messiah HWV 56)</name> aufführen wird, wobei ihn ein Chorus von 200 Personen, das große Philharm. Orchester, die PatonWood, Mary Ann (1802-1864), BrahamBraham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856) und PhilipsPhillips (Phillipps), Henry (1801-1876) unterstützen. Es ist zum Besten einer Wohlthätigkeitsanstalt, und auf dem Zettel sind die einzelnen Instrumentespieler genannt. Gestern Abend war bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Quartettprobe seiner neuen Compositionen; einer Fantasie<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110028" style="hidden" type="music">Fantaisie sur des Airs des Bardes écossais G-Dur, op. 80</name>, die er wunderschön und brillant spielt, und seiner ersten Orchestersinfonie<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110056" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 81</name>, in der recht viel Gutes und ein tüchtiger ernsthafter Sinn sich zeigt. Da kein Zuhörer zugegen sein sollte, so versprach ich ihm, obwohl ungern, meine Variationen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pl9xkvfi-nsqv-ebcx-isrv-cdnzztj70fcg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name> mit einem Liebling des Engl. Publikums, dem alten Cellisten LindleyLindley, Robert (1776-1855) zu spielen. Es hatten sich aber doch mehrere Leute eingefunden, unter andern der SekretairWatts, William (?-1859) der philharm. GesellschaftPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien, eine junge Engländerinn mit ihrer Mutter (beide saßen auf Stühlen und sprachen mit LindleyLindley, Robert (1776-1855), der sich auf dem Sopha lang ausstreckte, überhaupt ist die nobelste Stellung hier, ein Bein über die Armlehne des Stuhls zu schlagen, und so conversirt man unbefangen mit Damen) Könnte ich nur diese Engländerinn und alle die andern aus regent Str. beschreiben! Wie sie ohne hübsch zu sein, so verdammt anziehend sind, und alle so schlank und so schön gewachsen, und so sehr freundlich-eiskalt aussehn; und so viele blonde Locken tragen, und einen Zug im Gesicht, der sie gar sehr zu Lämmern eignet. (Das Adur Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kcyp12me-ibq0-6hz6-syvl-xb3codbmgfrd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100945" style="hidden">Lied A-Dur, [25. April 1829]<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> schicke ich an BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) im nächsten Brief.) Aber historisch! Ich mußte dennoch spielen, LindleyLindley, Robert (1776-1855) begleitete von Blatt recht gut, brachte viele Doppelschläge an und ich regrettirte im Herzen eigentlich PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) recht sehr, und den Engländern gefiel das nun sehr gut, sie klatschten, schlugen zum Zeichen des Beifalls mit dem Bogen an die Instrumente, sagten während des Stücks oft: how beautyfull! meinten es seye melodiös und gelehrt (FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847), wie wird Dir!) und, was die Hauptsache ist, der SekretairWatts, William (?-1859) der Philh. GesellschaftPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien sagte, ich würde doch hoffentlich der Gesellschaft eine meiner Compositionen zur Aufführung geben, ließ sich die Titel meiner gedruckten Sachen von mir aufschreiben, um sie sich anzuschaffen, und ein andrer ließ sich aus Dankbarkeit in eine lange englische Conversation ein, und corrigirte mich. NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858), der auch da war, und auch alle herzlich grüßt, und der mir morgen Abend bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) seine neuen Compositionen vorspielen will, schüttelte mir die Hand und war zufrieden; ich bin ihm sehr gut, er ist so sehr freundlich und ohne Rückhalt oder Ziererey. Das war alles prächtig und schön, mir fehlte nichts, ich fühlte mich wohl; wie ich aber nun allein im fallenden Nebel nach Hause ging, und niemanden mittheilen konnte, was mich gefreut hatte, was ich auffallend gefunden, was mir misfallen, kurz wie ich nicht das Vergnügen alles Gesehne noch einmal mit andern mir vorüberzuführen, so recht genoß, so kam es mir vor, als sey ich allein, und die stillen Augenblicke in der Nacht nach solchen rauschenden Tagen und nach allen Vergnügungen werden mich noch oft schmerzlich daran erinnern. Lebt wohl.

EuerFelix MB
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Nachträge I. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) mit denen ich gestern Mittag zusammen aß, grüßen herzlich. Beide sind wohl und gesund und – vergnügt. II. Briefe, die nur auf einem Bogen, und sey er noch so stark und groß, geschrieben sind, kosten nur einfaches, die auf zweien doppeltes Porto, daher Klingem.sKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) kleine Schrift, und nur die Menge Stoff zwang mich heute zur Doppelzahl. III. Die dublirten Stimmen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mksxzd5o-ixw6-s3yh-a62f-ijgeqrpo7qs2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zuqqa59i-fiw0-atem-r9ys-pjd97ipodc8k"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9lqrxx8j-gr4o-8auj-qb6i-sjbxge0tgifx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ys45aypd-fyvl-nt46-3qpb-yharvk2txre5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100358" style="hidden">Ouvertüre C-Dur (»Trompeten-Ouvertüre«), [Herbst 1825] bis 4. März 1826; Umarbeitung bis 10. April 1833<idno type="MWV">P 2</idno><idno type="op">101</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2dubmmee-zwp6-qjva-lsdn-qhcjlapg0ttl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100391" style="hidden">Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, 15. Oktober 1825<idno type="MWV">R 20</idno><idno type="op">20</idno></name>, die FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) hoffentlich nach Hamburg geschickt hat, werde ich mir durch Herm. HeineHeine, Hermann (1804-1831) zusenden lassen, ich brauche sie nothwendig. IV. Nächstens schicke ich einen Preiscourant mehrerer Lebensbedürfnisse, damit ihr euch entsetzt. V. Ich kann nicht versprechen, nächsten Dinstag wieder zu schreiben, bei der großen Anzahl Visiten, die ich von morgen an wo ich meine Carten bekomme, machen muß, denn noch ist kein Brief abgegeben; kann ich’s möglich machen, so schreibe ich ein Paar Worte, wo nicht am Freitag wieder ein Breites. VI. Ich wohne Great Portland Street no. 103. VII. O ihr geliebten FischotternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858). VIII. Die Contrabässe und DragonettiDragonetti, Domenico Carlo Maria (1763-1846) à la tête soll der Teufel holen, ihr tiefster Ton ist – a!! was soll ich mit der Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ik5ehibn-vt8n-ga64-zibn-2ikeaun5nvdm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name> machen? Soll ich die Engländer reformiren? Das will ich wohl. Werden sie’s leiden? Das ist die Frage! Es macht mich betrübt. IX. Grüßt Herrn BergerBerger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839) und dankt ihm sehr für seinen Brief; er kann mir aber nichts helfen, weil ClementiClementi, Muzio (1752-1832) 100. Meilen von hier wohnt, und nicht mehr nach London kommt. X. Die Arie der MilderMilder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838) will ich bald beendigen, sagt es ihr. XI. Nächstens würde ich auch an ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) schreiben. XII. LaskiLaski, Herr, den ich in der Oper traf, läßt M. MagnusMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869) grüßen und wünscht Nachrichten über seine Krankheit, ich auch! XIII. Grüßt .........

XIV. Sagt RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), sie hätten die Menuett der Pastorale<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name> gekürzt, und wißt, daß Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) über Hensels Portrait von ihm entzückt sind, so wie ich über sein niedliches Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109213" style="hidden" type="art">Zeichnung zu → Fanny Hensels Duett Schlafe du, schlafe du süß (Hellwig-Unruh Nr. 233, verschollen)</name> zu Fannys Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111452" style="hidden" type="music">»Schlafe du, schlafe du süß«, Duett für Sopran, Alt und Klavier HU 233 (11. April 1829)</name>. FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) danke ihm noch in meinem Namen dafür re

            London d. 25 April 1829. Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicirteste Ungeheuer, das die Welt trägt. Wie kann ich in einen Brief zusammendrängen was ich in 3 Tagen erlebt habe? Kaum weiß ich mich noch der Hauptsachen zu entsinnen; und doch darf ich kein Tagebuch führen, sonst würde ich wieder etwas weniger erleben müssen, das will ich aber nicht, sondern alles mitnehmen, was sich mir darbietet. Es geht um mich herum, wie in einem Strudel, und dreht sich und reißt mit fort, im letzten halben Jahre in Berlin habe ich nicht so viel Contraste, und so viel Verschiedenes gesehn, als in den 3 Tagen. Aber geht nur einmal von meiner Wohnung, rechts ab, Regent Street hinunter, seht die glänzende breite, mit Säulenhallen besetzte Straße (leider liegt sie heut schon wieder im dicken Nebel) und seht die Läden mit den Manns hohen Inschriften, und die stage coaches auf denen die Menschen sich aufthürmen, und wie hier eine Reihe Wagen von den Fußgängern hinter sich gelassen wird, weil es sich dort vor eleganten Equipagen gestopft hat, und wie sich hier ein Pferd hoch bäumt, weil der Reiter Bekannte in jenem Hause hat, und wie die Menschen gebraucht werden, um Ankündigungszettel herumzutragen, auf denen man uns die graziösen Kunstleistungen gebildeter Katzen verheißt, und die Bettler, und die Mohren, und die dicken John Bulls mit ihren dünnen, schönen zwei Töchtern an den Armen. Ach diese Töchter! Übrigens seid ruhig, es ist keine Gefahr in dieser Hinsicht, weder in dem damenreichen hydepark, wo ich gestern fashionabler Weise mit Mde. Moscheles umherfuhr, noch in den Concerten, noch in der Oper (denn da war ich schon überall) nur an den Ecken und Querstraßen ist Gefahr, und ich sage mir da oft mit wohlbekannter Stimme leise vor: nehmen Sie sich in Acht, daß Sie nicht unter die Wagen kommen! Und daß es mit der Warnung überhaupt seine eigne Bewandtniß hat, wird Beckchen schon in Hamburg an Lindenau gesehen haben. Und nun gar hier! in dem Gewirre! im Strudel! Ich will nur historisch werden, und ruhig erzählen, sonst erfahrt ihr gar nichts; aber könntet ihr mich nur sehn, neben dem himmlischen Flügel, den mir Clementi’s eben für die Dauer meines Hierseins geschickt haben, am lustigen Caminfeuer, in meinen vier Pfählen, mit Schuhen und grau durchbrochnen Strümpfen und olivenfarbenen Handschuhen (denn ich muß nachher Besuche machen) und neben an mein immenses Himmelbett, in dem ich Nachts spazieren liegen kann, mit den bunten Gardinen und alterthümlichen Möbeln, meinen Frühstücksthee mit trockenem Toast noch vor mir, die servant girl mit Papilloten, die mir eben meine neu gesäumte schwarze Binde bringt, und nach Befehlen frägt, worauf ich englisch höflich mit dem Kopf nach hinten zu nicken versuche, und die vornehme, in Nebel gehüllte Straße, und könntet ihr nur die erbärmliche Stimme hören, mit der dort unten eben ein Bettler sein Lied anstimmt, (er wird aber von den Verkäufern fast überschrien) und könntet ihr ahnden, daß man von hier nach der city 3 4 Stunden fährt, und nun auf dem ganzen Wege da und bei allen Durchsichten nach den Queerstraßen denselben und noch weit größeren Skandal erlebt, und daß man dann etwa ein Viertel des bewohnten Londons erst durchschnitten hat, so mögt ihr euch erklären, daß ich halb verrückt bin. Aber historisch!
Nachdem ich den letzten maladen Brief an Euch abgeschickt hatte, führte mich Klingem. vor allem nach einem Engl. Kafeehaus; (denn hier ist alles Englisch) natürlich las ich gleich die times, und da ich, als guter Berliner zuerst nach dem Theater sah, so erfuhr ich, denselben Abend sey Othello, und die first appearance der Mde. Malibran; trotz Müdigkeit und Seekrankheit entschloß ich mich also hinzugehn; Klingem. lieh mir die nöthigen grauen Strümpfe, da ich die meinigen in der Eil nicht finden konnte, und doch in der Italiänischen Oper im vollen Staate mit schwarzer Binde erscheinen mußte, wie alle noble Welt; dann gings nach meiner Wohnung, die sehr angenehm gelegen, sehr bequem, aber leider auch sehr theuer ist, so daß ich die drüber liegende im 2ten Stock, die nur die Hälfte kostet, nehmen wollte, was Klingem. und Moscheles aber nicht zugaben, da ich durchaus im ersten Stock wohnen müßte; für die Besuche, die ich ohne Zweifel empfangen würde(!) Dann ging ich zu Moschel., traf nur seine Frau, die mich mit der größten Freundlichkeit aufnahm, mir ihre Wäscherinn gleich zu schicken versprach, mich an einige nöthige toilettenrücksichten erinnerte, zum folgenden Mittag einlud; von da nach der Ital. Oper, kings theatre, wo ich in den pits Platz fand (kostet 1 2 guinée!) Großes Haus, ganz mit purpurnem Zeugs besetzt, sechs Reihen Logen über einander, mit purpurnen Vorhängen, aus denen die Damengesichter herausschauen mit weißen großen Federn, Ketten, Juwelen aller Art überdeckt, ein Geruch von Pomade und Parfüms strömt einem beim Eintreten gleich entgegen, und machte mir Kopfschmerzen, in den pits alle Herren im Ballanzuge mit neu frisirten Backenbärten, überall gedrängt voll, das Orchester recht gut, dirigirt von Herrn Spagnoletti (im December will ich ihn nachmachen, es ist zum Todtlachen) Donzelli (Othello) voll Bravour, sinnreichen Verzierungen, schreit und stößt schrecklich in die Stimme, singt fast immer ein wenig zu hoch, aber mit unendlichem haut gout (dahin rechne ich z. B. daß er in der letzten Wuthscene, wenn die Malibran fast unangenehm stark schreit und raset, alle Schlußfälle der Recitative, die er sonst heraustrompetet, nur ganz matt und leise und kaum hörbar hinwirft u. dgl. ). Die Malibran, eine junge, schöne, herrlich gewachsene Frau, mit touppirten Scheiteln (Ottern!) voll Feuer, Kraft, Coquetterie dabey, die Verzierungen theils sehr gewandt und neu erfunden, theils der Pasta nachgeahmt (so wurde mir ganz wunderlich, als sie die Harfe nahm, und ich merkte, wie sie der Pasta alles in der Scene genau nachsang und endlich auch die hohe, umherschweifende Stelle am Ende, die Dir lieber Vater gewiß noch im Gedächtniß sein muß) dabey spielt sie schön, macht gute Stellungen, nur übertreibt sie alles das leider sehr oft, und gränzt oft an das Lächerliche und Unangenehme. Doch will ich sie immer hören, nur morgen nicht, weil sie wieder Othello giebt, und den werde ich nur hören, wenn die Sonntag etwa darin auftritt, die man in diesen Tagen erwartet. Levasseur ist übrigens ein ziemlicher Bierbaß, und Curioni ein Halbbiertenor, doch wird alles wüthend applaudirt, mit Händen und Füßen. Nach dem 2ten Act kam ein langes divertissement mit Sprüngen und Abgeschmacktheiten ganz wie bei uns, das dauerte bis 1 2 12 Uhr, ich war halb todt vor Müdigkeit hielt aber doch aus bis 1 4 auf 1, wo die Malibran eben abgestochen wurde, und dabey widrig ächzte und schrie, da hatte ich genug und ging nach Hause. Aber das Theater war noch lange nicht aus, denn es kam nachher noch das berühmte Ballet la somnambule; ich hatte mich aber inzwischen immer an der Bank festgehalten, weil mir noch war, als schaukelte das ganze Haus hin und her, und dies Gefühl hat mich bis gestern nicht verlassen, und mich heut Nacht zuerst nicht im Schlafe gestört. Tags drauf als ich noch feste schlafe faßt mich eine weiche Hand leise und sehr bedächtig an, und das konnte niemand sein, als Moscheles, der wohl eine Stunde vor meinem Bette blieb, und mir alle möglichen Nachweisungen gleich gab, mir seine Verhältnisse auseinandersetzte, und mich leider sehn ließ, daß überall die Musiker solche gemeine, widerwärtige Nation ist, als im Königl. Preuß. Opernhause. In diesem Augenblicke sind sie hier alle wüthend auf einander, der hat jenen beleidigt, dafür hat der in seinem Concerte nicht gespielt, die besten Mitglieder des Philharmon. Concerts sind aus der Capelle verdrängt, und schimpfen auf diese, Moscheles ist mit der Philharmon. Direction verfeindet und tadelt diese, es scheint ganz mit Recht, ich will aber ein großes neutrum abgeben, und wenig tadeln und wenig schimpfen. Wie sich aber Moscheles und seine Frau gegen mich benehmen, dafür kann ich keinen Ausdruck finden; was mir nur irgend angenehm, nützlich, ehrenvoll sein kann, wissen sie mir zu verschaffen; er fuhr gestern Vormitttag trotz seiner überhäuften Geschäfte mit mir herum, zu Latour, zu Cramer, Clementi’s, Neukomm, stellte mich einem von der Oesterreich. Gesandtschaft vor, und da ich gestern Abend bei ihm durchaus meine CelloVariationen spielen mußte, und mit der Abschrift der Stimmen nicht ganz fertig geworden war, so schrieb er mir die fehlende Hälfte dazu, während ich zum Essen aus war; sie führte mich gestern in ihrem eleganten cabriolet nach hydepark, heut will sie mir ebenso regentpark zeigen; denkt euch mich in einem cabriolet mit einer Dame spazieren fahrend! mich! (in meinem neuen dress, versteht sich. ) Dann brachte sie mich zu Bülow, wo ich meine Briefe und Pakete abgab, die man auf dem customhouse ohne Umstände durchgelassen hatte, und wo ich Sonntag Mittag um 7 Uhr (!) essen werde, und als ich die lange Visite beendigt hatte und herunterkam, hatte sie im Wagen auf mich gewartet, weil ich den Weg nicht allein finden könne; kurz beide sind die Freundlichkeit selbst. Aber historisch! Nachdem ich von Moschel. verlassen worden war, ging ich zu Klingem., und mit ihm zu Doxats in die city, und gab Deinen Brief ab, lieber Vater. Sie empfingen mich sehr zuvorkommend, es war mir eine Freude mich mit diesen Ehrenmännern eine Stunde unterhalten zu können; schon ihr Aeußeres, obwohl sie eigentlich nichts weniger, als hübsch sind, hatte für mich so viel Einnehmendes, Wohlwollendes, daß ich mich ganz warm und vergnügt da befand; und dem alten Manne kann man nicht ins Gesicht sehn, ohne Zutrauen und Ehrfurcht für ihn zu empfinden; alle Leute ehren und achten hier die ganze Familie, und sie frugen mit theilnehmender Freundschaft nach Dir, lieber Vater und nach dem Onkel. Am Montag sollte ich mit Ihnen mich im Philharm. Concert treffen, und sie luden mich ein, mit ihnen dahin zu fahren und zu essen, wenn mich nämlich mein Weg in die Gegend bringen sollte, das bezweifle ich aber leider weil es himmelweit von mir zu ihnen ist, und Argyll rooms ganz in meiner Nähe; überhaupt werde ich Sie wohl nicht so oft sehen können, als ich eigentlich wünsche, weil es so ist, als lebten wir in ganz verschiednen Städten. Sie boten mir für jeden möglichen Fall ihren Beistand und ihre Dienste an, und frugen mich, ob ich Geld brauchte, was ich aber verneinte, da ich trotz der entsetzlichen Preise hier, und obgleich ich mir in diesen Tagen vieles Neue anschaffen muß, und deshalb mehr brauche, als später, mit meinem Reisegeld aus Hamburg wohl bis gegen die Mitte des nächsten Monats auskommen werde; überhaupt begreife ich nicht, wie ich von dem, was Du mir monatlich ausgesetzt hast, auch nur die Hälfte werde ausgeben können; ich müßte mir geradezu eine Sternwarte oder einen Garten hier in Portland Str. anlegen, oder ein kleines Volksfest geben. Eine Ausgabe, über die ich mich ärgre, ist die für neue Visitenkarten, weil auf den meinigen nicht Mr. steht, und Moscheles durchaus nicht leiden will, daß ich eine so unmodische bei irgend einem duke oder ministre abgebe. (Aber historisch!) Von Doxat zu Rosen, der mich den Morgen verfehlt und mir einen Plan von London zum bessern Zurechtfinden dagelassen hatte; da ich ihn nicht traf, und es Essenszeit nämlich 6 war, ging ich zu Mosch. Er bewohnt ein eignes, kleines Haus ganz allein, und wenn ihr je aus seinem eleganten ersten Stock, wo aber alles so künstlich und eingeschränkt ist, wie in einer Nußschale, nach der Eßstube im parterre gekommen wäret, wo einen Caminfeuer, und mildes Lampenlicht, und zugemachte Fensterladen, und sehr weiche Fußdecken, und ein kleiner Jockey (cf. Heinrich IV) euch gleich empfangen, so würdet ihr wissen, was Engl. comford ist. Ich fühlte mich kannibalisch wohl und fraß Pudding, ohne besondere Eleganz. Nachher führte mich Mosch. in das concert (in Argyll rooms, ) welches die erzürnten Musiker, aus Rache gegen die Italiäner gaben. Der Saal ist nicht besonders hübsch, ziemlich groß, das Orchester so amphitheatralisch gebaut, wie in der Sing-Akademie, nur mit mehreren und viel höheren Stufen; unten am Clavier sitzt der conductor, Sir George Smart, und thut eben gar nichts, als umblättern, und wenn etwa alles recht gut beisammen ist, mit der Hand aufs Pult tüchtig schlagen, über ihm steht der eigentliche Dirigent, (leader) der Vorgeiger, Franz Cramer, mit den Geigen und Bratschen, aber ganz vorne hinter und neben Smart sind die Bässe; ganz oben die Blaseinstrumente. Moschel. blieb mit mir an der Thüre, um mich den Musikern, die sich da versammeln, gleich vorstellen zu können. Bald ging auch einer da auf und ab, klein, dick, mit gebrannten Locken, und aufgeblasenem Gesicht und seine Stimme durch Trillerchen und Läufer wetzend, und ich lernte Braham kennen; einige andere Sängerbekanntschaften, z. B. Mr. de Begnis und so fort, oder Mr. Mori und dergleichen werden euch nicht interessiren. Die Pastoralsinfonie ging an. Leider muß ich sagen, daß die Tempos durchgängig viel besser waren, als bei uns; die Eintritte z. B. der Trompeten im Trio, der kleinen Flöte im Sturm (o Marx, wie schön!) der Posaunen etc. viel besser, die Saiteninstrum. stark und gut, die Blaseinstr. ein wenig zu massiv, fehlt nichts als eines lieben Directors Gegenwart (sagt die Varnhagen Jean Pauline, wie geht’s ihr?) sein Auge und seine Brust (um in den Proben zu schreien) denn richtig geht alles, könnte nur ein bischen freier, leichter und geistiger sein; eben das ist F. Cramer nun wohl nicht, aber er scheint solide, und tüchtig und fleißig zu sein und in jedem Fall ein andrer Kerl, als die unsrigen. Nach der Sinfonie nun eine Masse Arien von Mde. Caradorri (passirt) Mlle. Blasis, (nie da gewesen) Mrss. Pearson (ganz toll!) Die Thüren gehn auf, J. B. Cramer tritt herein, betrunken, ich werde gleich vorgestellt, wir schütteln hands, und er sprach nun den ganzen ersten Theil hindurch mit mir, schimpfte auf die ganze Welt, Rossini hätte alles verdorben, und man möchte lieber ein Holzhauer sein, als ein Musiker, und es wäre von mir sehr anzuerkennen, daß ich solch ein Fach ergriffen hätte, da meine Verhältnisse es doch nicht erfordert hätten (da meinte er das Geld mit! ist doch eklig!) und die gute Musik sey nun für immer vorbey und ruhe im Grab, und nächsten Montag gibt er sein Concert, und dazu roch er entsetzlich nach Wein und ich fürchte sogar auch nach Branntwein. Er hat übrigens feine Sitten und eine Adlernase; war ungemein höflich und freundlich gegen mich; als ich ihn frug, was ich zu thun hätte, um in die Philharm. Concerte zu kommen, da die Subscription längst geschlossen ist, und Doxat gemeint hatte, ich würde durchaus mir kein Billet verschaffen können, so bat er mich niemand weiter ein Wort zu sagen, er seye Mitdirector und wolle es mir selbst übergeben, er hoffe bald meine Compositionen aufgeführt zu hören, und es mache ihm Freude, daß er mir diesen Dienst leisten könne. Überhaupt ist man allgemein hier so freundlich gegen mich, daß ich noch immer in einiger Verlegenheit bin, und mich dabey noch nicht mit gehöriger Englischer Gleichgültigkeit benehme. So hat der Eigenthümer der Argyll rooms den Moscheles leise befragt, ob ich ihm zu seinem Concerte wohl eine meiner Ouvertüren geben würde, oder auch eine andere Composition, und der hat’s gar nicht sehr angenommen, sondern vornehm gesagt, er müßte mich erst später fragen, wenn ich mich hier mehr umgesehn hätte, meine Pläne seien bisjetzt ihm noch nicht bekannt, und ich würde einige Zeit erst brauchen mich zu orientiren u. dgl. Darüber erschrack ich sehr, Moschel. aber versichert, das seie hier ganz gewöhnlich, und noch eine ganz höfliche Antwort. Ferner wollte ich gern ein Instrument auf meiner Stube haben, und bat Mosch. mir den gewöhnlichen Miethspreis zu sagen. Der antwortete aber, an Miethen sey nicht zu denken, sondern wenn ich nach den Fabriken ginge, so würden sie schon von selbst anbieten, mir ein Instrum. zum Gebrauche während meines Aufenthaltes zu schicken, rieth mir aber der Clementischen Fabrik darin (wie er’s nannte) den Vorzug zu geben, weil ihre Spielart die beste sey, führte mich darauf gestern dahin, damit ich mir eins aussuchen möge; und heut Morgen hielt ein mit Flügeln beladner Wagen vor meiner Thüre, 3 Mann stiegen ab, brachten mir das schöne Instrument herauf, und fuhren dann mit den andren weiter. Sie treiben’s hier im Großen. Der Flügel ist ganz prächtig, und ich habe mich schon tüchtig darauf herumgetummelt. Fast lächerlich scheint es mir, daß Moscheles mich bat, nicht zu sagen, daß er mir den Clementi empfohlen habe, weil es Broadwood sonst ihm und mir übel nehmen würde!!! Denkt dies. Smart, der sich sehr entschuldigt hatte, daß er mir jetzt noch nicht soviel honneurs würde machen können, als nachher, indem die Einrichtung der Concerte ihn so sehr beschäftige, war dennoch gestern bei mir und machte mir zuerst Visite, leider war ich nicht zu Hause, er ließ mir ein Billet zum heutigen Concert, wo ich unter andern die Ouvertüre und einige Chöre aus Acis von Händel hören werde, und die Bitte zurück, mich morgen über 8 Tage nicht zu versagen, weil er da den Messias mit Mozarts Blaseinstrum. begleitung aufführen wird, wobei ihn ein Chorus von 200 Personen, das große Philharm. Orchester, die Paton, Braham und Philips unterstützen. Es ist zum Besten einer Wohlthätigkeitsanstalt, und auf dem Zettel sind die einzelnen Instrumentespieler genannt. Gestern Abend war bei Moscheles Quartettprobe seiner neuen Compositionen; einer Fantasie, die er wunderschön und brillant spielt, und seiner ersten Orchestersinfonie, in der recht viel Gutes und ein tüchtiger ernsthafter Sinn sich zeigt. Da kein Zuhörer zugegen sein sollte, so versprach ich ihm, obwohl ungern, meine Variationen mit einem Liebling des Engl. Publikums, dem alten Cellisten Lindley zu spielen. Es hatten sich aber doch mehrere Leute eingefunden, unter andern der Sekretair der philharm. Gesellschaft, eine junge Engländerinn mit ihrer Mutter (beide saßen auf Stühlen und sprachen mit Lindley, der sich auf dem Sopha lang ausstreckte, überhaupt ist die nobelste Stellung hier, ein Bein über die Armlehne des Stuhls zu schlagen, und so conversirt man unbefangen mit Damen) Könnte ich nur diese Engländerinn und alle die andern aus regent Str. beschreiben! Wie sie ohne hübsch zu sein, so verdammt anziehend sind, und alle so schlank und so schön gewachsen, und so sehr freundlich-eiskalt aussehn; und so viele blonde Locken tragen, und einen Zug im Gesicht, der sie gar sehr zu Lämmern eignet. (Das Adur Lied schicke ich an Beckchen im nächsten Brief. ) Aber historisch! Ich mußte dennoch spielen, Lindley begleitete von Blatt recht gut, brachte viele Doppelschläge an und ich regrettirte im Herzen eigentlich Paul recht sehr, und den Engländern gefiel das nun sehr gut, sie klatschten, schlugen zum Zeichen des Beifalls mit dem Bogen an die Instrumente, sagten während des Stücks oft: how beautyfull! meinten es seye melodiös und gelehrt (Fanny, wie wird Dir!) und, was die Hauptsache ist, der Sekretair der Philh. Gesellschaft sagte, ich würde doch hoffentlich der Gesellschaft eine meiner Compositionen zur Aufführung geben, ließ sich die Titel meiner gedruckten Sachen von mir aufschreiben, um sie sich anzuschaffen, und ein andrer ließ sich aus Dankbarkeit in eine lange englische Conversation ein, und corrigirte mich. Neukomm, der auch da war, und auch alle herzlich grüßt, und der mir morgen Abend bei Moscheles seine neuen Compositionen vorspielen will, schüttelte mir die Hand und war zufrieden; ich bin ihm sehr gut, er ist so sehr freundlich und ohne Rückhalt oder Ziererey. Das war alles prächtig und schön, mir fehlte nichts, ich fühlte mich wohl; wie ich aber nun allein im fallenden Nebel nach Hause ging, und niemanden mittheilen konnte, was mich gefreut hatte, was ich auffallend gefunden, was mir misfallen, kurz wie ich nicht das Vergnügen alles Gesehne noch einmal mit andern mir vorüberzuführen, so recht genoß, so kam es mir vor, als sey ich allein, und die stillen Augenblicke in der Nacht nach solchen rauschenden Tagen und nach allen Vergnügungen werden mich noch oft schmerzlich daran erinnern. Lebt wohl.
Euer
Felix MB
Nachträge I. Rosen und Klingem. mit denen ich gestern Mittag zusammen aß, grüßen herzlich. Beide sind wohl und gesund und – vergnügt. II. Briefe, die nur auf einem Bogen, und sey er noch so stark und groß, geschrieben sind, kosten nur einfaches, die auf zweien doppeltes Porto, daher Klingem. s kleine Schrift, und nur die Menge Stoff zwang mich heute zur Doppelzahl. III. Die dublirten Stimmen, die Fanny hoffentlich nach Hamburg geschickt hat, werde ich mir durch Herm. Heine zusenden lassen, ich brauche sie nothwendig. IV. Nächstens schicke ich einen Preiscourant mehrerer Lebensbedürfnisse, damit ihr euch entsetzt. V. Ich kann nicht versprechen, nächsten Dinstag wieder zu schreiben, bei der großen Anzahl Visiten, die ich von morgen an wo ich meine Carten bekomme, machen muß, denn noch ist kein Brief abgegeben; kann ich’s möglich machen, so schreibe ich ein Paar Worte, wo nicht am Freitag wieder ein Breites. VI. Ich wohne Great Portland Street no. 103. VII. O ihr geliebten Fischottern. VIII. Die Contrabässe und Dragonetti à la tête soll der Teufel holen, ihr tiefster Ton ist – a!! was soll ich mit der Meeresstille machen? Soll ich die Engländer reformiren? Das will ich wohl. Werden sie’s leiden? Das ist die Frage! Es macht mich betrübt. IX. Grüßt Herrn Berger und dankt ihm sehr für seinen Brief; er kann mir aber nichts helfen, weil Clementi 100. Meilen von hier wohnt, und nicht mehr nach London kommt. X. Die Arie der Milder will ich bald beendigen, sagt es ihr. XI. Nächstens würde ich auch an Zelter schreiben. XII. Laski, den ich in der Oper traf, läßt M. Magnus grüßen und wünscht Nachrichten über seine Krankheit, ich auch! XIII. Grüßt .. .. .. .. .
XIV. Sagt Ritz, sie hätten die Menuett der Pastorale gekürzt, und wißt, daß Klingem. und Rosen über Hensels Portrait von ihm entzückt sind, so wie ich über sein niedliches Bild zu Fannys Lied. Fanny danke ihm noch in meinem Namen dafür re          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-04-25" xml:id="date_790bb326-7765-47ca-81c5-e410ea4005c4">25. 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Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicirteste Ungeheuer, das die Welt trägt. Wie kann ich in einen Brief zusammendrängen was ich in 3 Tagen erlebt habe? Kaum weiß ich mich noch der Hauptsachen zu entsinnen; und doch darf ich kein Tagebuch führen, sonst würde ich wieder etwas weniger erleben müssen, das will ich aber nicht, sondern alles mitnehmen, was sich mir darbietet. Es geht um mich herum, wie in einem Strudel, und dreht sich und reißt mit fort, im letzten halben Jahre in Berlin habe ich nicht so viel Contraste, und so viel Verschiedenes gesehn, als in den 3 Tagen. Aber geht nur einmal von meiner Wohnung, rechts ab, Regent Street hinunter, seht die glänzende breite, mit Säulenhallen besetzte Straße (leider liegt sie heut schon wieder im dicken Nebel) und seht die Läden mit den Manns hohen Inschriften, und die stage coaches auf denen die Menschen sich aufthürmen, und wie hier eine Reihe Wagen von den Fußgängern hinter sich gelassen wird, weil es sich dort vor eleganten Equipagen gestopft hat, und wie sich hier ein Pferd hoch bäumt, weil der Reiter Bekannte in jenem Hause hat, und wie die Menschen gebraucht werden, um Ankündigungszettel herumzutragen, auf denen man uns die graziösen Kunstleistungen gebildeter Katzen verheißt, und die Bettler, und die Mohren, und die dicken John Bulls mit ihren dünnen, schönen zwei Töchtern an den Armen. Ach diese Töchter! Übrigens seid ruhig, es ist keine Gefahr in dieser Hinsicht, weder in dem damenreichen hydepark, wo ich gestern fashionabler Weise mit <persName xml:id="persName_21477a00-2da2-4158-a686-157be459611c">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> umherfuhr, noch in den Concerten, noch in der <placeName xml:id="placeName_bb7b8f85-6525-4a68-9bac-508330f99fa5">Oper<name key="NST0100424" style="hidden" subtype="" type="institution">King’s Theatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> (denn da war ich schon überall) nur an den Ecken und Querstraßen ist Gefahr, und ich sage mir da oft mit wohlbekannter Stimme leise vor: nehmen Sie sich in Acht, daß Sie nicht unter die Wagen kommen! Und daß es mit der Warnung überhaupt seine eigne Bewandtniß hat, wird <persName xml:id="persName_94781596-b98b-4fd6-8990-72080ba6e634">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> schon in Hamburg an Lindenau gesehen haben. Und nun gar hier! in dem Gewirre! im Strudel! Ich will nur historisch werden, und ruhig erzählen, sonst erfahrt ihr gar nichts; aber könntet ihr mich nur sehn, neben dem himmlischen Flügel, den mir <persName xml:id="persName_7eae3ddc-2aa4-495f-946e-9c18a6c97500">Clementi’s<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi &amp; Co., Klavierbaufirma in London</name></persName> eben für die Dauer meines Hierseins geschickt haben, am lustigen Caminfeuer, in meinen vier Pfählen, mit Schuhen und grau durchbrochnen Strümpfen und olivenfarbenen Handschuhen (denn ich muß nachher Besuche machen) und neben an mein immenses Himmelbett, in dem ich Nachts spazieren liegen kann, mit den bunten Gardinen und alterthümlichen Möbeln, meinen Frühstücksthee mit trockenem Toast noch vor mir, die servant girl mit Papilloten, die mir eben meine neu gesäumte schwarze Binde bringt, und nach Befehlen frägt, worauf ich englisch höflich mit dem Kopf nach hinten zu nicken versuche, und die vornehme, in Nebel gehüllte Straße, und könntet ihr nur die erbärmliche Stimme hören, mit der dort unten eben ein Bettler sein Lied anstimmt, (er wird aber von den Verkäufern fast überschrien) und könntet ihr ahnden, daß man von hier nach der city <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi></formula> Stunden fährt, und nun auf dem ganzen Wege da und bei allen Durchsichten nach den Queerstraßen denselben und noch weit größeren Skandal erlebt, und daß man dann etwa ein Viertel des bewohnten Londons erst durchschnitten hat, so mögt ihr euch erklären, daß ich halb verrückt bin. Aber historisch!</p><p>Nachdem ich den letzten maladen Brief an Euch abgeschickt hatte, führte mich <persName xml:id="persName_8f28bb88-b3d0-4f95-8dd6-526f0632aa4d">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> vor allem nach einem Engl. Kafeehaus; (denn hier ist alles Englisch) natürlich las ich gleich die times, und da ich, als guter Berliner zuerst nach dem <placeName xml:id="placeName_020544d0-6c40-43c6-89d6-8672f435df48">Theater<name key="NST0100424" style="hidden" subtype="" type="institution">King’s Theatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> sah, so erfuhr ich, denselben Abend sey <title xml:id="title_d320455f-d1bb-4901-96b5-e80ee507c858">Othello<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110586" style="hidden" type="music">Otello ossia Il Moro di Venezia</name></title>, und die first appearance der <persName xml:id="persName_513550d4-9d2f-44c9-8657-48e90a6c45a2">Mde. Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName>; trotz Müdigkeit und Seekrankheit entschloß ich mich also hinzugehn; <persName xml:id="persName_f0563dbd-7266-4311-b23e-f90a789982bb">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> lieh mir die nöthigen grauen Strümpfe, da ich die meinigen in der Eil nicht finden konnte, und doch in der Italiänischen Oper im vollen Staate mit schwarzer Binde erscheinen mußte, wie alle noble Welt; dann gings nach meiner Wohnung, die sehr angenehm gelegen, sehr bequem, aber leider auch sehr theuer ist, so daß ich die drüber liegende im 2<hi rend="superscript">ten</hi> Stock, die nur die Hälfte kostet, nehmen wollte, was <persName xml:id="persName_90bcde9c-9f75-4794-99bb-19f30c206a3b">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und <persName xml:id="persName_792bd4d3-8bba-4e4d-ba99-c2b092085a59">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> aber nicht zugaben, da ich durchaus im ersten Stock wohnen müßte; für die Besuche, die ich ohne Zweifel empfangen würde(!) Dann ging ich zu <persName xml:id="persName_3968ae33-7ccc-4ecf-b16a-37c1b5570bbf">Moschel.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, traf nur <persName xml:id="persName_9deb5770-6030-4668-9784-26285c960af2">seine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, die mich mit der größten Freundlichkeit aufnahm, mir ihre Wäscherinn gleich zu schicken versprach, mich an einige nöthige toilettenrücksichten erinnerte, zum folgenden Mittag einlud; von da nach der Ital. Oper, <placeName xml:id="placeName_2bd7df2b-c599-480d-b279-2851cc687bfe">kings theatre<name key="NST0100424" style="hidden" subtype="" type="institution">King’s Theatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, wo ich in den pits Platz fand (kostet <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> guinée!) Großes Haus, ganz mit purpurnem Zeugs besetzt, <hi rend="underline">sechs Reihen</hi> Logen über einander, mit purpurnen Vorhängen, aus denen die Damengesichter herausschauen mit weißen großen Federn, Ketten, Juwelen aller Art überdeckt, ein Geruch von Pomade und Parfüms strömt einem beim Eintreten gleich entgegen, und machte mir Kopfschmerzen, in den pits alle Herren im Ballanzuge mit neu frisirten Backenbärten, überall gedrängt voll, das Orchester recht gut, dirigirt von <persName xml:id="persName_ed5b29e7-860e-4b03-9b46-ce5297323a40">Herrn Spagnoletti<name key="PSN0115001" style="hidden">Spagnoletti, Paolo (1773-1834)</name></persName> (im December will ich ihn nachmachen, es ist zum Todtlachen) <persName xml:id="persName_afd62e4c-0c55-43ee-b1ab-59269399f240">Donzelli<name key="PSN0110708" style="hidden">Donzelli, Domenico (1790-1873)</name></persName> (Othello) voll Bravour, sinnreichen Verzierungen, schreit und stößt schrecklich in die Stimme, singt fast immer ein wenig zu hoch, aber mit unendlichem haut gout (dahin rechne ich z.B. daß er in der letzten Wuthscene, wenn die <persName xml:id="persName_5fe1e76b-cc34-46fe-a949-92741bfb10a6">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> fast unangenehm stark schreit und raset, alle Schlußfälle der Recitative, die er sonst heraustrompetet, nur ganz matt und leise und kaum hörbar hinwirft u. dgl.). Die <persName xml:id="persName_b5d738b9-2120-4a43-ac47-4646a6714d56">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName>, eine junge, schöne, herrlich gewachsene Frau, mit touppirten Scheiteln (<persName xml:id="persName_92680f1c-0d00-46e2-9c7d-ed059c203766">Ottern<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>!) voll Feuer, Kraft, Coquetterie dabey, die Verzierungen theils sehr gewandt und neu erfunden, theils der <persName xml:id="persName_7ed84d38-c36c-4bb3-a137-5e993049c5a0">Pasta<name key="PSN0113764" style="hidden">Pasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865)</name></persName> nachgeahmt (so wurde mir ganz wunderlich, als sie die Harfe nahm, und ich merkte, wie sie der <persName xml:id="persName_afbecefa-8db5-4c76-85bb-818d0a6b1fc6">Pasta<name key="PSN0113764" style="hidden">Pasta, Angiola Maria Costanza Giuditta (1797-1865)</name></persName> alles in der Scene genau nachsang und endlich auch die hohe, umherschweifende Stelle am Ende, die Dir lieber <persName xml:id="persName_ba9b2f10-7f83-4461-a4c6-83e06431bbd3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> gewiß noch im Gedächtniß sein muß) dabey spielt sie schön, macht gute Stellungen, nur übertreibt sie alles das leider sehr oft, und gränzt oft an das Lächerliche und Unangenehme. Doch will ich sie immer hören, nur morgen nicht, weil sie wieder <title xml:id="title_5d8f8409-d5cd-44a0-a709-d139ca76bd09">Othello<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110586" style="hidden" type="music">Otello ossia Il Moro di Venezia</name></title> giebt, und den werde ich nur hören, wenn die <persName xml:id="persName_8687ed87-28de-44dd-a80b-ef7304273d37">Sonntag<name key="PSN0114969" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> etwa darin auftritt, die man in diesen Tagen erwartet. <persName xml:id="persName_cb441ce5-a1d0-401d-9ceb-881ab2e21882">Levasseur<name key="PSN0112809" style="hidden">Levasseur, Nicolas-Prosper (1791-1871)</name></persName> ist übrigens ein ziemlicher Bierbaß, und <persName xml:id="persName_a8cee817-9965-4ea0-acd8-0761c2bd118a">Curioni<name key="PSN0110518" style="hidden">Curioni, Alberico (1785-1875)</name></persName> ein Halbbiertenor, doch wird alles wüthend applaudirt, mit Händen und Füßen. Nach dem 2<hi rend="superscript">ten</hi> Act kam ein langes divertissement mit Sprüngen und Abgeschmacktheiten ganz wie bei uns, das dauerte bis <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 12 Uhr, ich war halb todt vor Müdigkeit hielt aber doch aus bis <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> auf 1, wo die <persName xml:id="persName_668a1bba-05ae-47c4-a118-7d2c777f4f34">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> eben abgestochen wurde, und dabey widrig ächzte und schrie, da hatte ich genug und ging nach Hause. Aber das Theater war noch lange nicht aus, denn es kam nachher noch das <title xml:id="title_819bac87-edd5-468a-9480-e93987dfcc7c">berühmte Ballet la somnambule<name key="PSN0111922" style="hidden" type="author">Hérold, Louis Joseph Ferdinand (1791-1833)</name><name key="CRT0109233" style="hidden" type="music">La Somnambule ou L’Arrivée d’un nouveau seigneur</name></title>; ich hatte mich aber inzwischen immer an der Bank festgehalten, weil mir noch war, als schaukelte das ganze Haus hin und her, und dies Gefühl hat mich bis gestern nicht verlassen, und mich heut Nacht zuerst nicht im Schlafe gestört. Tags drauf als ich noch feste schlafe faßt mich eine weiche Hand leise und sehr bedächtig an, und das konnte niemand sein, als <persName xml:id="persName_f0467966-75b5-4f21-bfa9-ccefc3dca19b">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der wohl eine Stunde vor meinem Bette blieb, und mir alle möglichen Nachweisungen gleich gab, mir seine Verhältnisse auseinandersetzte, und mich leider sehn ließ, daß überall die Musiker solche gemeine, widerwärtige Nation ist, als im <placeName xml:id="placeName_4b1e692a-29e4-4816-8e26-a63a2284f449">Königl. Preuß. Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. In diesem Augenblicke sind sie hier alle wüthend auf einander, der hat jenen beleidigt, dafür hat der in seinem Concerte nicht gespielt, die besten Mitglieder des Philharmon. Concerts sind aus der Capelle verdrängt, und schimpfen auf diese, <persName xml:id="persName_acae6f1a-568c-4a10-8a7a-ee5e136cb767">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> ist mit der <placeName xml:id="placeName_3c6c2d29-ae82-4520-b1f8-8e3cdfd4ca6c">Philharmon. Direction<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="Direktion" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> verfeindet und tadelt diese, es scheint ganz mit Recht, ich will aber ein großes neutrum abgeben, und wenig tadeln und wenig schimpfen. Wie sich aber <persName xml:id="persName_18a3bf6d-7212-4118-b271-0693c30c177a">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und seine <persName xml:id="persName_5de6166d-800a-4ab5-ad2b-336517353946">Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> gegen mich benehmen, dafür kann ich keinen Ausdruck finden; was mir nur irgend angenehm, nützlich, ehrenvoll sein kann, wissen sie mir zu verschaffen; er fuhr gestern Vormitttag trotz seiner überhäuften Geschäfte mit mir herum, zu <persName xml:id="persName_a4101ddb-394b-4e8c-a7d5-3a1422b43391">Latour<name key="PSN0112696" style="hidden">Latour, Corneil Francis (François) Tatton (1767-1845)</name></persName>, zu <persName xml:id="persName_7a2d222b-1c3e-4f6e-852f-d9392c7042a2">Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b4cc1991-1a23-42a3-abe9-ca810f970c4e">Clementi’s<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi &amp; Co., Klavierbaufirma in London</name></persName>, <persName xml:id="persName_a372c364-6e59-41c0-a842-e5386efcae85">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName>, stellte mich einem von der Oesterreich. Gesandtschaft vor, und da ich gestern Abend bei ihm durchaus <title xml:id="title_ea7891e6-5fb6-47ce-b8d8-4e7dda647257">meine CelloVariationen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nijussam-cjpm-vfrz-1sin-q0ibwjugi0me"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name></title> spielen mußte, und mit der Abschrift der Stimmen nicht ganz fertig geworden war, so schrieb er mir die fehlende Hälfte dazu, während ich zum Essen aus war; sie führte mich gestern in ihrem eleganten cabriolet nach hydepark, heut will sie mir ebenso regentpark zeigen; denkt euch mich in einem cabriolet mit einer Dame spazieren fahrend! mich! (in meinem neuen dress, versteht sich.) Dann brachte sie mich zu <persName xml:id="persName_8a576f40-0f59-4cdf-acae-bf4fad370df5">Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName>, wo ich meine Briefe und Pakete abgab, die man auf dem customhouse ohne Umstände durchgelassen hatte, und wo ich Sonntag Mittag um 7 Uhr (!) essen werde, und als ich die lange Visite beendigt hatte und herunterkam, hatte sie im Wagen auf mich gewartet, weil ich den Weg nicht allein finden könne; kurz beide sind die Freundlichkeit selbst. Aber historisch! Nachdem ich von <persName xml:id="persName_650a3708-3800-4b53-8f50-509724e3966e">Moschel.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> verlassen worden war, ging ich zu <persName xml:id="persName_9b1ace7a-b54d-4b55-971d-b41ba945e5f8">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, und mit ihm zu <persName xml:id="persName_b7e26f74-a3b2-4f20-8147-da2f40a4283e">Doxats<name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> in die city, und gab Deinen Brief ab, lieber <persName xml:id="persName_83da9da0-7e6d-4a44-a1a5-86632adaf117">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>. Sie empfingen mich sehr zuvorkommend, es war mir eine Freude mich mit diesen Ehrenmännern eine Stunde unterhalten zu können; schon ihr Aeußeres, obwohl sie eigentlich nichts weniger, als hübsch sind, hatte für mich so viel Einnehmendes, Wohlwollendes, daß ich mich ganz warm und vergnügt da befand; und dem <persName xml:id="persName_f24d0ea3-5654-42fa-82ce-89584bcfb08b">alten Manne<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName> kann man nicht ins Gesicht sehn, ohne Zutrauen und Ehrfurcht für ihn zu empfinden; alle Leute ehren und achten hier die ganze Familie, und sie frugen mit theilnehmender Freundschaft nach Dir, lieber <persName xml:id="persName_7a9b5e6e-5859-4daa-b84e-8baaee990770">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und nach dem <persName xml:id="persName_f5c88434-0e0d-4e4c-9d20-2bd4706fe6d3">Onkel<name key="PSN0113227" style="hidden">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName>. Am Montag sollte ich mit Ihnen mich im Philharm. Concert treffen, und sie luden mich ein, mit ihnen dahin zu fahren und zu essen, wenn mich nämlich mein Weg in die Gegend bringen sollte, das bezweifle ich aber leider weil es himmelweit von mir zu ihnen ist, und <placeName xml:id="placeName_3be2b35a-897d-465e-b442-0b8a6a4e4904">Argyll rooms<name key="NST0100474" style="hidden" subtype="" type="institution">Argyll Rooms</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ganz in meiner Nähe; überhaupt werde ich Sie wohl nicht so oft sehen können, als ich eigentlich wünsche, weil es so ist, als lebten wir in ganz verschiednen Städten. Sie boten mir für jeden möglichen Fall ihren Beistand und ihre Dienste an, und frugen mich, ob ich Geld brauchte, was ich aber verneinte, da ich trotz der entsetzlichen Preise hier, und obgleich ich mir in diesen Tagen vieles Neue anschaffen muß, und deshalb mehr brauche, als später, mit meinem Reisegeld aus Hamburg wohl bis gegen die Mitte des nächsten Monats auskommen werde; überhaupt begreife ich nicht, wie ich von dem, was Du mir monatlich ausgesetzt hast, auch nur die Hälfte werde ausgeben können; ich müßte mir geradezu eine Sternwarte oder einen Garten hier in Portland Str. anlegen, oder ein kleines Volksfest geben. Eine Ausgabe, über die ich mich ärgre, ist die für neue Visitenkarten, weil auf den meinigen nicht Mr. steht, und <persName xml:id="persName_8afba948-c21e-4fba-bd63-9610b355fb4a">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> durchaus nicht leiden will, daß ich eine so unmodische bei irgend einem duke oder ministre abgebe. (Aber historisch!) Von <persName xml:id="persName_6c77cd3a-6ad1-486f-b7d4-72b82251cc63">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName> zu <persName xml:id="persName_5425de38-b2c7-4420-8aba-16b88ed634aa">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, der mich den Morgen verfehlt und mir einen Plan von London zum bessern Zurechtfinden dagelassen hatte; da ich ihn nicht traf, und es Essenszeit nämlich 6 war, ging ich zu <persName xml:id="persName_eaeba0fc-057b-4d53-b70e-a3df9f43d46a">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> Er bewohnt ein eignes, kleines Haus ganz allein, und wenn ihr je aus seinem eleganten ersten Stock, wo aber alles so künstlich und eingeschränkt ist, wie in einer Nußschale, nach der Eßstube im parterre gekommen wäret, wo einen Caminfeuer, und mildes Lampenlicht, und zugemachte Fensterladen, und sehr weiche Fußdecken, und ein kleiner Jockey (cf. <title xml:id="title_de867c6f-8ab6-41fe-a73e-1854ac626861">Heinrich IV<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110860" style="hidden" type="dramatic_work">Heinrich IV. (King Henry IV)</name></title>) euch gleich empfangen, so würdet ihr wissen, was Engl. comford ist. Ich fühlte mich kannibalisch wohl und fraß Pudding, ohne besondere Eleganz. Nachher führte mich <persName xml:id="persName_a1cdcfb3-3e18-4b0e-a845-3d096baa1dd0">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> in das concert (in <placeName xml:id="placeName_50d6b593-a0e3-4990-ae79-ec7d39193e39">Argyll rooms<name key="NST0100474" style="hidden" subtype="" type="institution">Argyll Rooms</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>,) welches die erzürnten Musiker, aus Rache gegen die Italiäner gaben. Der Saal ist nicht besonders hübsch, ziemlich groß, das Orchester so amphitheatralisch gebaut, wie in der <placeName xml:id="placeName_ba73a99c-bc3d-4967-96e0-b6a4230fd07a">Sing-Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nur mit mehreren und viel höheren Stufen; unten am Clavier sitzt der conductor, <persName xml:id="persName_18a14d61-57d8-4fec-b2ef-12a948e15e2e">Sir George Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, und thut eben gar nichts, als umblättern, und wenn etwa alles recht gut beisammen ist, mit der Hand aufs Pult tüchtig schlagen, über ihm steht der eigentliche Dirigent, (leader) der <persName xml:id="persName_f41705fb-4bff-47a5-91b4-b9b3aa16f4ff">Vorgeiger, Franz Cramer<name key="PSN0110486" style="hidden">Cramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848)</name></persName>, mit den Geigen und Bratschen, aber ganz vorne hinter und neben <persName xml:id="persName_60f363e1-1576-4060-bc27-8a47bc0e3bca">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> sind die Bässe; ganz oben die Blaseinstrumente. <persName xml:id="persName_9ef1d1b9-5fd5-4953-bded-cfe10ee777a6">Moschel.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> blieb mit mir an der Thüre, um mich den Musikern, die sich da versammeln, gleich vorstellen zu können. Bald ging auch einer da auf und ab, klein, dick, mit gebrannten Locken, und aufgeblasenem Gesicht und seine Stimme durch Trillerchen und Läufer wetzend, und ich lernte <persName xml:id="persName_1f362016-43f2-4191-adfd-dda98beeca97">Braham<name key="PSN0110071" style="hidden">Braham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856)</name></persName> kennen; einige andere Sängerbekanntschaften, z.B. <persName xml:id="persName_5ea6655b-14b5-4fff-af94-78b068f6ed0a">Mr. de Begnis<name key="PSN0109774" style="hidden">Begnis, Giuseppe de (?-1849)</name></persName> <hi rend="underline">und so fort</hi>, oder <persName xml:id="persName_b8d95a9d-e7b8-481e-a3b0-e549cc250f38">Mr. Mori<name key="PSN0113424" style="hidden">Mori, Nicolas (1796-1839)</name></persName> <hi rend="underline">und dergleichen</hi> werden euch nicht interessiren. Die <title xml:id="title_d2b33ece-bb7c-40ad-91a3-b6a7694492f8">Pastoralsinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name></title> ging an. Leider muß ich sagen, daß die Tempos durchgängig viel besser waren, als bei uns; die Eintritte z.B. der Trompeten im Trio, der kleinen Flöte im Sturm (o <persName xml:id="persName_dd593d0c-4ae8-42f2-bc70-0030fb39d2b5">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, wie schön!) der Posaunen etc. viel besser, die Saiteninstrum. stark und gut, die Blaseinstr. ein wenig zu massiv, fehlt nichts als eines lieben Directors Gegenwart (sagt die <persName xml:id="persName_b13fd890-d85f-4013-8234-1a4a1136fe6a">Varnhagen<name key="PSN0115452" style="hidden">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName> Jean Pauline, [wie geht’s ihr?]) sein Auge und seine Brust (um in den Proben zu schreien) denn richtig geht alles, könnte nur ein bischen freier, leichter und geistiger sein; eben das ist <persName xml:id="persName_4e593c3c-0866-4f1b-aab0-293b93511f43">F. Cramer<name key="PSN0110486" style="hidden">Cramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848)</name></persName> nun wohl nicht, aber er scheint solide, und tüchtig und fleißig zu sein und in jedem Fall ein andrer Kerl, als die unsrigen. Nach der Sinfonie nun eine Masse Arien von <persName xml:id="persName_676024ee-afd6-4c6f-88ea-13cdb0c20f32">Mde. Caradorri<name key="PSN0110278" style="hidden">Caradori-Allan, Maria Caterina Rosalbina (1800-1865)</name></persName> (passirt) <persName xml:id="persName_f4b0e49c-e225-43de-bf6d-58e6499f060f">Mlle. Blasis<name key="PSN0109971" style="hidden">Blasis, Virginia (?-1838)</name></persName>, (nie da gewesen) <persName xml:id="persName_84f314f9-bf90-43d1-b804-6d01bd324594">Mrss. Pearson<name key="PSN0113777" style="hidden">Pearson, Sängerin</name></persName> (ganz toll!) Die Thüren gehn auf, <persName xml:id="persName_a5469bdf-d8a0-4012-b734-61045dc3f76e">J. B. Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> tritt herein, betrunken, ich werde gleich vorgestellt, wir schütteln hands, und er sprach nun den ganzen ersten Theil hindurch mit mir, schimpfte auf die ganze Welt, <persName xml:id="persName_aa3a2efa-8cfd-4024-91a2-a1a8f8c443db">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> hätte alles verdorben, und man möchte lieber ein Holzhauer sein, als ein Musiker, und es wäre von mir sehr anzuerkennen, daß ich solch ein Fach ergriffen hätte, da meine Verhältnisse es doch nicht erfordert hätten (da meinte er das Geld mit! ist doch eklig!) und die gute Musik sey nun für immer vorbey und ruhe im Grab, und nächsten Montag gibt er sein Concert, und dazu roch er entsetzlich nach Wein und ich fürchte sogar auch nach Branntwein. Er hat übrigens feine Sitten und eine Adlernase; war ungemein höflich und freundlich gegen mich; als ich ihn frug, was ich zu thun hätte, um in die <placeName xml:id="placeName_568593e5-a5b3-48fe-aedf-beaa6917855a">Philharm. Concerte<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zu kommen, da die Subscription längst geschlossen ist, und <persName xml:id="persName_0af1fdd1-8a32-4d79-86c8-8bed647efbce">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name></persName> gemeint hatte, ich würde durchaus mir kein Billet verschaffen können, so bat er mich niemand weiter ein Wort zu sagen, er seye Mitdirector und wolle es mir selbst übergeben, er hoffe bald meine Compositionen aufgeführt zu hören, und es mache ihm Freude, daß er mir diesen Dienst leisten könne. Überhaupt ist man allgemein hier so freundlich gegen mich, daß ich noch immer in einiger Verlegenheit bin, und mich dabey noch nicht mit gehöriger Englischer Gleichgültigkeit benehme. So hat der <persName xml:id="persName_2d9af2e5-e30e-4720-8814-875e2f253b2f">Eigenthümer<name key="PSN0115697" style="hidden">Welsh, Thomas (1770-1848)</name></persName> der <placeName xml:id="placeName_7f889747-9fb4-41eb-8ebe-bf04f7d91ea5">Argyll rooms<name key="NST0100474" style="hidden" subtype="" type="institution">Argyll Rooms</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> den <persName xml:id="persName_69cae265-6e3e-438c-8edb-fb6a6cdd2f43">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> leise befragt, ob ich ihm zu seinem Concerte wohl eine meiner Ouvertüren geben würde, oder auch eine andere Composition, und der hat’s gar nicht sehr angenommen, sondern vornehm gesagt, er müßte mich erst später fragen, wenn ich mich hier mehr umgesehn hätte, meine Pläne seien bisjetzt ihm noch nicht bekannt, und ich würde einige Zeit erst brauchen mich zu orientiren u. dgl. Darüber erschrack ich sehr, <persName xml:id="persName_c1de1f94-5fb4-49a8-8e3b-e89febb3adeb">Moschel.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> aber versichert, das seie hier ganz gewöhnlich, und noch eine ganz höfliche Antwort. Ferner wollte ich gern ein Instrument auf meiner Stube haben, und bat <persName xml:id="persName_467b0334-6c8b-4922-b590-f59f894955b7">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> mir den gewöhnlichen Miethspreis zu sagen. Der antwortete aber, an Miethen sey nicht zu denken, sondern wenn ich nach den Fabriken ginge, so würden sie schon von selbst anbieten, mir ein Instrum. zum Gebrauche während meines Aufenthaltes zu schicken, rieth mir aber der <persName xml:id="persName_572265f5-32e4-4c86-bb2f-f6583af6976d">Clementischen Fabrik<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi &amp; Co., Klavierbaufirma in London</name></persName> darin (wie er’s nannte) den Vorzug zu geben, weil ihre Spielart die beste sey, führte mich darauf gestern dahin, damit ich mir eins aussuchen möge; und heut Morgen hielt ein mit Flügeln beladner Wagen vor meiner Thüre, 3 Mann stiegen ab, brachten mir das schöne Instrument herauf, und fuhren dann mit den andren weiter. Sie treiben’s hier im Großen. Der Flügel ist ganz prächtig, und ich habe mich schon tüchtig darauf herumgetummelt. Fast lächerlich scheint es mir, daß <persName xml:id="persName_3913f841-a756-4cc3-9d9f-ccf275e0a361">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> mich bat, nicht zu sagen, daß er mir den <persName xml:id="persName_0eb7b1c6-2921-4262-a9c2-e65c00667905">Clementi<name key="PSN0110422" style="hidden">Clementi &amp; Co., Klavierbaufirma in London</name></persName> empfohlen habe, weil es <persName xml:id="persName_498cb0c1-f76d-4e96-a3a7-3a9eb4c1b76e">Broadwood<name key="PSN0110136" style="hidden">Broadwood, James Shudi (1772-1851)</name></persName> sonst ihm und mir übel nehmen würde!!! Denkt dies. <persName xml:id="persName_fda4333e-cab7-448c-b601-1fe7ed0eeffe">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, der sich sehr entschuldigt hatte, daß er mir jetzt noch nicht soviel honneurs würde machen können, als nachher, indem die Einrichtung der Concerte ihn so sehr beschäftige, war dennoch gestern bei mir und machte mir zuerst Visite, leider war ich nicht zu Hause, er ließ mir ein Billet zum heutigen Concert, wo ich unter andern die Ouvertüre und einige <title xml:id="title_8d2342dd-7cbe-4a00-af46-33ed752e7be0">Chöre aus Acis<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108943" style="hidden" type="music">Acis and Galatea (Masque) HWV 49a</name></title> von Händel hören werde, und die Bitte zurück, mich morgen über 8 Tage nicht zu versagen, weil er da den <title xml:id="title_f852c051-7685-466e-a4cf-f735062333af">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> mit <title xml:id="title_05f62b9c-28f3-4409-be51-14318fee91f9">Mozarts Blaseinstrum.begleitung<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110119" style="hidden" type="music">Der Messias KV 572 (Bearbeitung von → Georg Friedrich Händels Messiah HWV 56)</name></title> aufführen wird, wobei ihn ein Chorus von 200 Personen, das große Philharm. Orchester, die <persName xml:id="persName_317740ce-5502-4b51-b5d5-4f783de8f0cb">Paton<name key="PSN0113765" style="hidden">Wood, Mary Ann (1802-1864)</name></persName>, <persName xml:id="persName_eec6791d-43ea-4c0a-8ac3-66aba8b19327">Braham<name key="PSN0110071" style="hidden">Braham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1fe02a43-b382-4839-9028-2eaf4a769782">Philips<name key="PSN0113864" style="hidden">Phillips (Phillipps), Henry (1801-1876)</name></persName> unterstützen. Es ist zum Besten einer Wohlthätigkeitsanstalt, und auf dem Zettel sind die einzelnen Instrumentespieler genannt. Gestern Abend war bei <persName xml:id="persName_0e26c04e-9e93-45cb-b0cc-364bdea28df6">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> Quartettprobe seiner neuen Compositionen; einer <title xml:id="title_fb96af57-3853-44c8-b985-276506ba80d2">Fantasie<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110028" style="hidden" type="music">Fantaisie sur des Airs des Bardes écossais G-Dur, op. 80</name></title>, die er wunderschön und brillant spielt, und seiner ersten <title xml:id="title_f53f77e1-f870-4c7f-9e3a-bf57241fa605">Orchestersinfonie<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110056" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 81</name></title>, in der recht viel Gutes und ein tüchtiger ernsthafter Sinn sich zeigt. Da kein Zuhörer zugegen sein sollte, so versprach ich ihm, obwohl ungern, <title xml:id="title_d5535efd-7252-44f2-8f58-be4a01cec6cc">meine Variationen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pl9xkvfi-nsqv-ebcx-isrv-cdnzztj70fcg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name></title> mit einem Liebling des Engl. Publikums, dem <persName xml:id="persName_a0ada2ee-f0a6-4dd7-8ea6-45ac36d72aa1">alten Cellisten Lindley<name key="PSN0112865" style="hidden">Lindley, Robert (1776-1855)</name></persName> zu spielen. Es hatten sich aber doch mehrere Leute eingefunden, unter andern der <persName xml:id="persName_34d6e06b-0958-4061-b118-e8f48d8a598e">Sekretair<name key="PSN0115636" style="hidden">Watts, William (?-1859)</name></persName> der <placeName xml:id="placeName_7f2917d0-3299-438d-a2ee-79e3677ab28b">philharm. Gesellschaft<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, eine junge Engländerinn mit ihrer Mutter (beide saßen auf Stühlen und sprachen mit <persName xml:id="persName_3c1c260c-3690-42b6-9418-153a8f8e6e82">Lindley<name key="PSN0112865" style="hidden">Lindley, Robert (1776-1855)</name></persName>, der sich auf dem Sopha lang ausstreckte, überhaupt ist die nobelste Stellung hier, ein Bein über die Armlehne des Stuhls zu schlagen, und so conversirt man unbefangen mit Damen) Könnte ich nur diese Engländerinn und alle die andern aus regent Str. beschreiben! Wie sie ohne hübsch zu sein, so verdammt anziehend sind, und alle so schlank und so schön gewachsen, und so sehr freundlich-eiskalt aussehn; und so viele blonde Locken tragen, und einen Zug im Gesicht, der sie gar sehr zu Lämmern eignet. (Das <title xml:id="title_a8e3b4e1-3488-45a3-96b1-61c9ffe60885">Adur Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kcyp12me-ibq0-6hz6-syvl-xb3codbmgfrd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100945" style="hidden">Lied A-Dur, [25. April 1829]<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> schicke ich an <persName xml:id="persName_ffb65c61-6455-451b-bef5-077e945c302f">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> im nächsten Brief.) Aber historisch! Ich mußte dennoch spielen, <persName xml:id="persName_edd2dd50-cd6b-40ff-9b36-dba495ab8365">Lindley<name key="PSN0112865" style="hidden">Lindley, Robert (1776-1855)</name></persName> begleitete von Blatt recht gut, brachte viele Doppelschläge an und ich regrettirte im Herzen eigentlich <persName xml:id="persName_79e2f737-80c0-44db-add5-5501cc257efe">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> recht sehr, und den Engländern gefiel das nun sehr gut, sie klatschten, schlugen zum Zeichen des Beifalls mit dem Bogen an die Instrumente, sagten während des Stücks oft: how beautyfull! meinten es seye melodiös und gelehrt (<persName xml:id="persName_83a297ad-f8af-496b-9ced-dbc2f04c028c">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, wie wird Dir!) und, was die Hauptsache ist, der <persName xml:id="persName_99ea3667-1549-4875-90fe-6453fc903794">Sekretair<name key="PSN0115636" style="hidden">Watts, William (?-1859)</name></persName> der <placeName xml:id="placeName_8e1072bb-4376-4744-874c-c89e92a7eac2">Philh. Gesellschaft<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> sagte, ich würde doch hoffentlich der Gesellschaft eine meiner Compositionen zur Aufführung geben, ließ sich die Titel meiner gedruckten Sachen von mir aufschreiben, um sie sich anzuschaffen, und ein andrer ließ sich aus Dankbarkeit in eine lange englische Conversation ein, und corrigirte mich. <persName xml:id="persName_099b96b3-710c-42bc-94da-e9ee9deea1a0">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName>, der auch da war, und auch alle herzlich grüßt, und der mir morgen Abend bei <persName xml:id="persName_a41f83b2-f6fb-4416-822a-b4d184e6df0b">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> seine neuen Compositionen vorspielen will, schüttelte mir die Hand und war zufrieden; ich bin ihm sehr gut, er ist so sehr freundlich und ohne Rückhalt oder Ziererey. Das war alles prächtig und schön, mir fehlte nichts, ich fühlte mich wohl; wie ich aber nun allein im fallenden Nebel nach Hause ging, und niemanden mittheilen konnte, was mich gefreut hatte, was ich auffallend gefunden, was mir misfallen, kurz wie ich nicht das Vergnügen alles Gesehne noch einmal mit andern mir vorüberzuführen, so recht genoß, so kam es mir vor, als sey ich allein, und die stillen Augenblicke in der Nacht nach solchen rauschenden Tagen und nach allen Vergnügungen werden mich noch oft schmerzlich daran erinnern. <seg type="closer" xml:id="seg_8429096c-df8c-4be7-b0fa-d085d237d48d">Lebt wohl. </seg></p><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix MB</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ce8c8f6b-70c6-4cab-988b-2d2a9a11004b"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><hi rend="underline">Nachträge</hi> I. <persName xml:id="persName_67d0c66c-d89d-4dae-9179-03d2a495ba8c">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_252039b3-7053-480a-bc35-865bec72b03d">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> mit denen ich gestern Mittag zusammen aß, grüßen herzlich. Beide sind wohl und gesund und – vergnügt. II. Briefe, die nur auf einem Bogen, und sey er noch so stark und groß, geschrieben sind, kosten nur einfaches, die auf zweien doppeltes Porto, daher <persName xml:id="persName_23fb9956-5dee-4ab7-b22e-436d59ff5f42">Klingem.s<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> kleine Schrift, und nur die Menge Stoff zwang mich heute zur Doppelzahl. III. <title xml:id="title_da25bcb4-7e36-4883-aa50-31560d8de717">Die dublirten Stimmen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mksxzd5o-ixw6-s3yh-a62f-ijgeqrpo7qs2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zuqqa59i-fiw0-atem-r9ys-pjd97ipodc8k"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9lqrxx8j-gr4o-8auj-qb6i-sjbxge0tgifx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ys45aypd-fyvl-nt46-3qpb-yharvk2txre5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100358" style="hidden">Ouvertüre C-Dur (»Trompeten-Ouvertüre«), [Herbst 1825] bis 4. März 1826; Umarbeitung bis 10. April 1833<idno type="MWV">P 2</idno><idno type="op">101</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2dubmmee-zwp6-qjva-lsdn-qhcjlapg0ttl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100391" style="hidden">Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, 15. Oktober 1825<idno type="MWV">R 20</idno><idno type="op">20</idno></name></title>, die <persName xml:id="persName_af5f03d0-8dc8-4ad4-8b33-f6a25ea90224">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hoffentlich nach Hamburg geschickt hat, werde ich mir durch <persName xml:id="persName_d552f489-44be-4bf0-b01d-974cda7bf87f">Herm. Heine<name key="PSN0111819" style="hidden">Heine, Hermann (1804-1831)</name></persName> zusenden lassen, ich brauche sie nothwendig. IV. Nächstens schicke ich einen Preiscourant mehrerer Lebensbedürfnisse, damit ihr euch entsetzt. V. Ich kann nicht versprechen, nächsten Dinstag wieder zu schreiben, bei der großen Anzahl Visiten, die ich von morgen an wo ich meine Carten bekomme, machen muß, denn noch ist kein Brief abgegeben; kann ich’s möglich machen, so schreibe ich ein Paar Worte, wo nicht am Freitag wieder ein Breites. VI. Ich wohne Great Portland Street no. 103. VII. O ihr geliebten <persName xml:id="persName_db90aa99-c3cf-4340-8897-31434ca125ac">Fischottern<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. VIII. Die Contrabässe und <persName xml:id="persName_ef883c5a-b7f8-4d39-b4e8-17a6367665a9">Dragonetti<name key="PSN0110731" style="hidden">Dragonetti, Domenico Carlo Maria (1763-1846)</name></persName> à la tête soll der Teufel holen, ihr tiefster Ton ist – a!! was soll ich mit der <title xml:id="title_f638da88-d9ec-4a3e-9e5d-38c157a16dd5">Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ik5ehibn-vt8n-ga64-zibn-2ikeaun5nvdm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> machen? Soll ich die Engländer reformiren? Das will ich wohl. Werden sie’s leiden? Das ist die Frage! Es macht mich betrübt. IX. Grüßt <persName xml:id="persName_9ecbef9b-08b2-4ef3-ad66-7576a3c54f93">Herrn Berger<name key="PSN0109868" style="hidden">Berger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839)</name></persName> und dankt ihm sehr für seinen Brief; er kann mir aber nichts helfen, weil <persName xml:id="persName_69a77731-17d5-4f5f-8869-ad333595ec89">Clementi<name key="PSN0110421" style="hidden">Clementi, Muzio (1752-1832)</name></persName> 100. Meilen von hier wohnt, und nicht mehr nach London kommt. X. Die Arie der <persName xml:id="persName_97180745-336f-4846-be2d-f4395b2c5b3e">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> will ich bald beendigen, sagt es ihr. XI. Nächstens würde ich auch an <persName xml:id="persName_1f464005-bf3d-4126-9da3-c7c42a846faf">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> schreiben. XII. <persName xml:id="persName_dd84b5aa-ef43-49a5-9cc6-1f05896f6803">Laski<name key="PSN0112694" style="hidden">Laski, Herr</name></persName>, den ich in der Oper traf, läßt <persName xml:id="persName_cdc4fc97-06e8-4448-9fb6-73dee8757557">M. Magnus<name key="PSN0113036" style="hidden">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName> grüßen und wünscht Nachrichten über seine Krankheit, ich auch! XIII. Grüßt .........</p><p>XIV. Sagt <persName xml:id="persName_bc68fc6b-5d30-4387-a4a7-1e9890284ff4">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, sie hätten <title xml:id="title_51befa0c-a74e-47bd-9a6b-5a8d92f41398">die Menuett der Pastorale<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name></title> gekürzt, und wißt, daß <persName xml:id="persName_14316638-2a78-4f30-a94a-543757b461ac">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d499c175-7e53-4555-9376-36fd22bae61a">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> über <title xml:id="title_6775b568-b60e-492a-a8ca-369ee437250b">Hensels Portrait</title> von ihm entzückt sind, so wie ich über <title xml:id="title_248d52eb-78a6-490d-9cf2-ef6d59157bfa">sein niedliches Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109213" style="hidden" type="art">Zeichnung zu → Fanny Hensels Duett Schlafe du, schlafe du süß (Hellwig-Unruh Nr. 233, verschollen)</name></title> zu <title xml:id="title_7e7c6d16-f646-4512-9761-34e15705d0fd">Fannys Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111452" style="hidden" type="music">»Schlafe du, schlafe du süß«, Duett für Sopran, Alt und Klavier HU 233 (11. April 1829)</name></title>. <persName xml:id="persName_544b7a50-26d1-4e73-b69a-a860fc74f964">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_6f4755e6-ced4-40cd-a7fe-c126ee7536e9">danke ihm noch in meinem Namen dafür re</seg></p></div></body></text></TEI>