fmb-1829-04-21-01
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London, 21. April 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Zusatz von fremder Hand: »Rotterdam / Steam Boat«
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Heine
Hamburg
Mendelssohn
Bartholdyaus Berlin
So eben in London glücklich angekommen, will ich nichts anders eher thun, als Dir von meiner Ankunft sogleich Nachricht geben. Unsre Fahrt war nicht schön und sehr lang, denn wir sind erst heut (Dinstag) um 12 am customhouse gelandet; von Sonnabend Abend bis Montag Nachmittag hatten wir den Wind entschieden entgegen, und solchen Sturm, daß die ganze Schiffsgesellschaft seekrank wurde; wir mußten einmal des dicken Nebels wegen, ein andermal um die Maschine wieder in Ordnung zu bringen, einige Zeit still liegen; noch vorige Nacht mußten die Anker an der Mündung der Themse geworfen werden, um nicht auf andre Schiffe zu stoßen; dazu nimm, daß ich von Sonntag früh bis Montag Abend mich von Ohnmacht zu Ohnmacht schleppte, vor Ekel an mir selbst und an allen übrigen, auf Dampfschiff, England und namentlich auf
Mittag essen, was ich seit 3 Tagen nicht gethan habe (o ich bin sehr elend!) muß mich rasiren lassen, kurz muß erst wieder Menschengestalt annehmen.
London. Dinstag den 21 April 1829Liebster Vater und liebstes Beckchen! So eben in London glücklich angekommen, will ich nichts anders eher thun, als Dir von meiner Ankunft sogleich Nachricht geben. Unsre Fahrt war nicht schön und sehr lang, denn wir sind erst heut (Dinstag) um 12 am customhouse gelandet; von Sonnabend Abend bis Montag Nachmittag hatten wir den Wind entschieden entgegen, und solchen Sturm, daß die ganze Schiffsgesellschaft seekrank wurde; wir mußten einmal des dicken Nebels wegen, ein andermal um die Maschine wieder in Ordnung zu bringen, einige Zeit still liegen; noch vorige Nacht mußten die Anker an der Mündung der Themse geworfen werden, um nicht auf andre Schiffe zu stoßen; dazu nimm, daß ich von Sonntag früh bis Montag Abend mich von Ohnmacht zu Ohnmacht schleppte, vor Ekel an mir selbst und an allen übrigen, auf Dampfschiff, England und namentlich auf meine Meeresstille fluchend, den Aufwärter nach Kräften scheltend, und ihn endlich Montag Mittag fragend, ob man nun endlich London sehn könne, worauf der gleichgültig erwiederte, daß wir vor Dinstag Mittag nicht daran zu denken hätten; dann aber, um auch von der Lichtseite zu sprechen, gestern Abend den Mondschein auf dem Meere, und viele hunderte von Schiffen um uns herum schleichend, heute früh die Fahrt auf der Themse, zwischen grünen Wiesen, rauchigen Städten, mit 20 Dampfboten um die Wette rennend, alle Kähne bald überflügelnd, und endlich der fürchterlich massenhafte Anblick der Stadt! Meine Ideen sind noch so ungeordnet, wie die vorige Phrase, und ich schreibe diesen Brief nur, um Dich von meiner glücklichen Überfahrt zu benachrichtigen; drum mach auch weiter keine Ansprüche daran, ich will sogleich noch nach Berlin schreiben, weil eine Post über Rotterdam in 4 Tagen da ankommt, muß auch nach meiner Wohnung gehen, (denn ich sitze hier noch in Klingemanns Stube, den Geschäfte abhalten sich eigenhändig zu empfehlen) muß Moscheles aufsuchen, der mich erwartet, muß zu Mittag essen, was ich seit 3 Tagen nicht gethan habe (o ich bin sehr elend!) muß mich rasiren lassen, kurz muß erst wieder Menschengestalt annehmen. Auf Wiedersehen Felix.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-04-21" xml:id="date_10f8c99e-d170-403b-af5d-185dc694c263">21. 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Meine Ideen sind noch so ungeordnet, wie die vorige Phrase, und ich schreibe diesen Brief nur, um Dich von meiner glücklichen Überfahrt zu benachrichtigen; drum mach auch weiter keine Ansprüche daran, ich will sogleich noch nach Berlin schreiben, weil eine Post über Rotterdam in 4 Tagen da ankommt, muß auch nach meiner Wohnung gehen, (denn ich sitze hier noch in <persName xml:id="persName_3d29e0a1-6305-44f4-a470-93548a522c37">Klingemanns<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> Stube, den Geschäfte abhalten sich eigenhändig zu empfehlen) muß <persName xml:id="persName_0244352c-b6c4-4e8b-be3c-450ab6ab9e13">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> aufsuchen, der mich erwartet, muß zu <hi rend="underline">Mittag essen</hi>, was ich seit 3 Tagen nicht gethan habe (o ich bin sehr elend!) muß mich rasiren lassen, kurz muß erst wieder Menschengestalt annehmen. <seg type="closer" xml:id="seg_a1037dbd-07fd-4dcc-b60a-c70c16d9b251">Auf Wiedersehen</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>