fmb-1829-03-26-02
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Berlin, 26. März 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Er kündigt seinen 1ten Besuch in London an, und will die Ouvert: zum Sommernachtstraum mitbringen. / In Berlin hat er S. Bach’s PassionsMusik nach Mathäus 2 mahl aufgeführt / Paganini in Berlin.«
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Moscheles
Für Ihr freundliches Schreiben vom 23sten v.M. sage ich Ihnen den herzlichsten Dank. Sie haben den Plan meiner Reise dadurch entschieden, und Ihrem Rathe folgend, werde ich nun zuerst nach London gehen. Zürnen Sie mir aber auch nicht, wenn ich mich jetzt auf Ihre gütigen Anerbietungen berufe, und Sie gleich beim Worte nehme; aber Sie haben durch Ihre Güte und Freundlichkeit selbst Schuld an dieser Kühnheit, und somit kann ich auch wohl auf Verzeihung derselben hoffen, und vielleicht auf Erfüllung meiner Bitten. Ihre Beschreibung von London aber, und Ihr freundschaftliches Entgegenkommen sind allzu reizend, als daß Sie mich nicht gleich hätten bestimmen sollen.
Auf Ihren Rath habe ich mich nach der Dampfschifffahrt zwischen Hamburg und London erkundigt. Das erste Schiff geht den 4ten April ab, und von da an alle 8 Tage eines. Mit dem ersten und zweiten zu kommen, ist mir unmöglich; weil ich bisjetzt nichts zu meiner Abreise habe vorbereiten können. Ich habe nämlich eine
tenDampfschiffe, am 18
tenApril, von da nach London gehen, wo ich also am 20
tenApril eintreffen würde. Wenn alles so geht, wie ich wünsche, so verlasse ich Berlin am 10
tenApril, bin am 12
tenin Hamburg, und besuche Sie am 20
stenin Ihrer Wohnung. Sie glauben nicht, wie sehr ich mich darauf freue, Sie dort in Ihrer angenehmen Existenz, und in Ihren glänzenden Verhältnissen sehn zu können, und wie ich auf Ihre neusten Compositionen, namentlich auf die
Nun kommen aber meine großen Bitten, die ich in der Hoffnung thue, daß Sie mir auf keinen Fall sie übel deuten werden. Ist es Ihnen möglich, wie Sie mir in Ihrem Briefe sagten, mir für meine Ankunft eine Wohnung zu verschaffen? Wenn sie in Ihrer Nähe sein könnte, so wäre mir eine jede lieb, so klein und eng sie auch sein möchte. Ich würde Sie dann ersuchen, an
Berlin, d. 26 März 1829 Hochgeehrter Herr! Für Ihr freundliches Schreiben vom 23sten v. M. sage ich Ihnen den herzlichsten Dank. Sie haben den Plan meiner Reise dadurch entschieden, und Ihrem Rathe folgend, werde ich nun zuerst nach London gehen. Zürnen Sie mir aber auch nicht, wenn ich mich jetzt auf Ihre gütigen Anerbietungen berufe, und Sie gleich beim Worte nehme; aber Sie haben durch Ihre Güte und Freundlichkeit selbst Schuld an dieser Kühnheit, und somit kann ich auch wohl auf Verzeihung derselben hoffen, und vielleicht auf Erfüllung meiner Bitten. Ihre Beschreibung von London aber, und Ihr freundschaftliches Entgegenkommen sind allzu reizend, als daß Sie mich nicht gleich hätten bestimmen sollen. Auf Ihren Rath habe ich mich nach der Dampfschifffahrt zwischen Hamburg und London erkundigt. Das erste Schiff geht den 4ten April ab, und von da an alle 8 Tage eines. Mit dem ersten und zweiten zu kommen, ist mir unmöglich; weil ich bisjetzt nichts zu meiner Abreise habe vorbereiten können. Ich habe nämlich eine Kirchenmusik von Seb. Bach (die Passion nach dem Matthaeus) in den vorigen Wochen mit der SingAkademie und dem königl. Orchester zweimal aufgeführt zum Besten zweier milden Stiftungen, und das Publikum verlangt durchaus eine dritte Wiederholung. Obwohl ich diese nun auf keinen Fall veranstalten werde, so hat mich doch die Sache schon so sehr von meinen eignen zu beendigenden Compositionen und von allen andern Beschäftigungen abgehalten, daß ich wenigstens 14 Tage brauche, um zur Abreise fertig zu sein; auch wünschte ich, einige Tage in Hamburg zu verweilen, und werde daher erst mit dem 3ten Dampfschiffe, am 18ten April, von da nach London gehen, wo ich also am 20ten April eintreffen würde. Wenn alles so geht, wie ich wünsche, so verlasse ich Berlin am 10ten April, bin am 12ten in Hamburg, und besuche Sie am 20sten in Ihrer Wohnung. Sie glauben nicht, wie sehr ich mich darauf freue, Sie dort in Ihrer angenehmen Existenz, und in Ihren glänzenden Verhältnissen sehn zu können, und wie ich auf Ihre neusten Compositionen, namentlich auf die neue Symphonie, von der Sie mir schreiben, gespannt bin. – Paganini ist hier, und giebt Sonnabend sein letztes Concert; er wird unmittelbar von hier nach London gehen, wo er, meiner Meinung nach, unerhörtes Glück machen muß, denn seine Fertigkeit und Sicherheit in den furchtbarsten Schwierigkeiten übersteigt allen Glauben. Sie verlangen zu viel, wenn Sie eine Beschreibung seines Spiels von mir erwarten; sie nähme den ganzen Brief ein, denn er ist zu eigenthümlich und alleinstehend, als daß man mit einem kurzen Urtheile den Eindruck seiner Musik erschöpfen könnte. Nun kommen aber meine großen Bitten, die ich in der Hoffnung thue, daß Sie mir auf keinen Fall sie übel deuten werden. Ist es Ihnen möglich, wie Sie mir in Ihrem Briefe sagten, mir für meine Ankunft eine Wohnung zu verschaffen? Wenn sie in Ihrer Nähe sein könnte, so wäre mir eine jede lieb, so klein und eng sie auch sein möchte. Ich würde Sie dann ersuchen, an Herrn Klingemann Bescheid hierüber zu sagen, der mir dann wohl in einigen Zeilen, die er noch nach Berlin adressiren kann, Auskunft geben, und mir zugleich Ihre Adresse mitschicken wird. Zweitens wünschte ich von Ihnen zu erfahren, ob ich wirklich von meinen Musikalien einiges in Stimmen mitbringen soll, und was dazu wohl sich am besten eignete? Ich hatte an meine Ouvertüre zu midsummernightsdream gedacht; wäre diese wohl passend? Und werde ich nicht Manuscripte und geschriebne Musikalien überhaupt in meinen Koffer packen, und von Hamburg aus ohne Schwierigkeit beim Einpassiren und beim Zoll schicken können? In diesem Falle hätte ich Gelegenheit mehrere meiner Compositionen mitzunehmen, und Ihnen dann dieselben zur Beurtheilung und zur Auswahl vorzulegen. Auf alle diese Fragen muthe ich Ihnen keineswegs zu, mir selbst zu antworten, denn ich weiß, wie kostbar und gezählt Ihnen die Minuten in London sind; wenn es Ihnen aber möglich wäre an Klingemann über alles dies bestimmende Auskunft zu geben, und mir so durch ihn Ihre Entscheidung zukommen zu lassen, so würden Sie mich abermals ungemein verbinden, und mich zur lebhaftesten Dankbarkeit von Neuem verpflichten. Mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlinn aufs angelegentlichste zu empfehlen, habe ich die Ehre zu sein mit vollkommenster Hochachtung Ew. Wohlgeboren ergebenster Felix Mendelssohn Bartholdy.
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