fmb-1829-01-10-01
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Berlin, 10. Januar 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 beschr. S.; Adresse, Bemerkung auf der Adressenseite von Ignaz Moscheles’ Hand: »Von Felix Mendelssohn Bartholdy. / Vom 10ten Januar 1829 / Ueber seine Reisepläne«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Moscheles
tenJanuar 1829 / Ueber seine Reisepläne«.
Vor allem muß ich Sie bitten, mir zu verzeihen, daß ich mich geradezu mit meinem Schreiben an Sie wende, und Sie dadurch belästige; aber Ihre mir so oft bewiesene Güte und Freundlichkeit ist es, welche mir dafür bürgt, daß Sie mir es nicht übel deuten werden, zumal da ich Ihres Rathes in einer Sache bedarf, wo ich Niemand kenne, der sie besser zu beurtheilen wüßte, als Sie. Folgendes ist nun die Angelegenheit, über die ich Ihre geehrte Meinung zu wissen wünsche und hoffe:
Ich habe vor, in diesem Jahre vom Anfang Aprils an, eine große Reise zu unternehmen, welche mehrere Jahre dauern soll, und deren Hauptzweck ein längrer Aufenthalt in Italien und Frankreich ist. Da es mir aber aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswerth ist, in der Mitte des Decembers dieses Jahres auf einige Tage wieder in Berlin zu sein, und erst von da aus dann nach Rom zu gehen: so habe ich die 8 1 2
Sie, der Sie so lange Zeit in beiden Städten verweilt haben, und deren Musiker und musikalischen Einrichtungen gewiß am genausten kennen, werden mir am leichtesten diesen Zweifel auflösen und die mir so wichtige Frage beantworten können. Sie haben mich stets so viele Beweise Ihrer Güte und Gefälligkeit sehen lassen, daß ich hoffen darf, Sie werden auch diesesmal mir nicht Ihre Freundlichkeit entziehn, sondern mir mein Anliegen erfüllen.
Noch habe ich Ihnen für das zweite Heft Ihrer
Hochgeehrter Herr! Vor allem muß ich Sie bitten, mir zu verzeihen, daß ich mich geradezu mit meinem Schreiben an Sie wende, und Sie dadurch belästige; aber Ihre mir so oft bewiesene Güte und Freundlichkeit ist es, welche mir dafür bürgt, daß Sie mir es nicht übel deuten werden, zumal da ich Ihres Rathes in einer Sache bedarf, wo ich Niemand kenne, der sie besser zu beurtheilen wüßte, als Sie. Folgendes ist nun die Angelegenheit, über die ich Ihre geehrte Meinung zu wissen wünsche und hoffe: Ich habe vor, in diesem Jahre vom Anfang Aprils an, eine große Reise zu unternehmen, welche mehrere Jahre dauern soll, und deren Hauptzweck ein längrer Aufenthalt in Italien und Frankreich ist. Da es mir aber aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswerth ist, in der Mitte des Decembers dieses Jahres auf einige Tage wieder in Berlin zu sein, und erst von da aus dann nach Rom zu gehen: so habe ich die 8 1 2 Monate meiner diesjährigen Entfernung von Berlin bestimmt, die Städte von Deutschland, die mir noch unbekannt sind, nämlich Wien und München, und zuletzt wo möglich, auch London zu besuchen. Da ich die ganze Reise nicht machen will, um mich zu produciren, sondern um mich in musikalischer Hinsicht mehr auszubilden, und um durch die Vergleichung der verschiedenen Urtheile und Meinungen, die eigne mir fester zu stellen, da es mir also nur daran liegt das Merkwürdige dieser beiden Städte und Ihre ausgezeichneten Künstler kennen zu lernen, nicht aber mich selbst hören zu lassen, oder öffentlich aufzutreten: so hoffe ich, daß die bestimmte Zeit nicht zu kurz dazu sein wird. Es entsteht aber nun die Frage, ob es besser sey, bei dieser Reise zuerst oder zuletzt nach London zu gehn, und dies ist es worüber ich Sie um Ihre Entscheidung bitten wollte. Denn ich würde dann entweder zu Anfang des April in Wien sein, daselbst etwa bis Mitte July bleiben, durch Tyrol nach München gehn, und im October den Rhein herunter nach London, wo ich bis in den December verweilen könnte, um dann über Hamburg hieher zurückzukehren; oder ich müßte mit London im April den Anfang machen, bis July da bleiben, den Rhein herauf nach München, durch Tyrol nach Wien, und von da nach Berlin zurück gehn. Offenbar ist bei dem ersteren dieser Pläne die Reise selbst viel angenehmer, als bei dem zweiten, und es wäre mir in dieser Hinsicht sehr lieb ihn zu befolgen, doch frägt es sich, ob ich nicht beim letzteren die beiden Hauptstädte mehr im Glanze sehn würde, da man mir sagte, daß die saison in Wien schon im May aufhöre, in London aber bis zum Juny und noch länger daure. Sie, der Sie so lange Zeit in beiden Städten verweilt haben, und deren Musiker und musikalischen Einrichtungen gewiß am genausten kennen, werden mir am leichtesten diesen Zweifel auflösen und die mir so wichtige Frage beantworten können. Sie haben mich stets so viele Beweise Ihrer Güte und Gefälligkeit sehen lassen, daß ich hoffen darf, Sie werden auch diesesmal mir nicht Ihre Freundlichkeit entziehn, sondern mir mein Anliegen erfüllen. Noch habe ich Ihnen für das zweite Heft Ihrer herrlichen Etudes zu danken. Es sind die schönsten Musikstücke, die mir seit langer Zeit bekannt geworden, gleich lehrreich und fördernd für den Spieler, als erfreulich für die Hörer. Sollten Sie nicht vielleicht gesonnen sein, noch ein drittes Heft erscheinen zu lassen? Sie wissen, welchen Dienst Sie allen Freunden der Musik dadurch leisten. Mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlinn ergebenst zu empfehlen, habe ich die Ehre zu sein mit vollkommenster Hochachtung Ihr Ergebenster Felix Mendelssohn Bartholdy. Berlin 10/1 29.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-01-10" xml:id="date_e85923b5-d788-4ca4-8e49-95d0c3c74fdb">10. 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Folgendes ist nun die Angelegenheit, über die ich Ihre geehrte Meinung zu wissen wünsche und hoffe:</p> <p>Ich habe vor, in diesem Jahre vom Anfang Aprils an, eine große Reise zu unternehmen, welche mehrere Jahre dauern soll, und deren Hauptzweck ein längrer Aufenthalt in Italien und Frankreich ist. Da es mir aber aus verschiedenen Gründen sehr wünschenswerth ist, in der Mitte des Decembers dieses Jahres auf einige Tage wieder in Berlin zu sein, und erst von da aus dann nach Rom zu gehen: so habe ich die 8 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> Monate meiner diesjährigen Entfernung von Berlin bestimmt, die Städte von Deutschland, die mir noch unbekannt sind, nämlich Wien und München, und zuletzt wo möglich, auch London zu besuchen. 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Denn ich würde dann entweder zu Anfang des April in Wien sein, daselbst etwa bis Mitte July bleiben, durch Tyrol nach München gehn, und im October den Rhein herunter nach London, wo ich bis in den December verweilen könnte, um dann über Hamburg hieher zurückzukehren; oder ich müßte mit London im April den Anfang machen, bis July da bleiben, den Rhein herauf nach München, durch Tyrol nach Wien, und von da nach Berlin zurück gehn. Offenbar ist bei dem ersteren dieser Pläne die Reise selbst viel angenehmer, als bei dem zweiten, und es wäre mir in dieser Hinsicht sehr lieb ihn zu befolgen, doch frägt es sich, ob ich nicht beim letzteren die beiden Hauptstädte mehr im Glanze sehn würde, da man mir sagte, daß die saison in Wien schon im May aufhöre, in London aber bis zum Juny und noch länger daure.</p> <p>Sie, der Sie so lange Zeit in beiden Städten verweilt haben, und deren Musiker und musikalischen Einrichtungen gewiß am genausten kennen, werden mir am leichtesten diesen Zweifel auflösen und die mir so wichtige Frage beantworten können. 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