fmb-1828-10-06-01
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Berlin, 6. Oktober 1828
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
muß ich vor Allem um Entschuldigung bitten, daß ich mich nach so langem Stillschweigen, seit ich die Ehre Ihrer persönlichen Bekanntschaft hatte, nun unmittelbar an Sie wende. Aber die Freundlichkeit und Güte, von der Sie mir bei meinem Aufenthalt in Paris so viele Beweise gaben, machen mich dreist genug, dies zu tun und zu hoffen, daß Sie mir die Freiheit, die ich mir nehme, nicht übel deuten werden. Der Grund meines Schreibens ist folgender:
Der Bunsen in Rom, mit welchem meine
Die Gesetzgebung vom Sinaïverfaßt, und dem
ernstes,
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Der Für diesen außer den gesetzlichen Versammlungen (2mal wöchentlich) erschweren.
Was die Solosänger betrifft, so werden Sie aus den musikal. Zeitungen und andern Blättern darüber gewiß das Nähere erfahren haben. Wir sind fast nur auf die Mitglieder des
Zur Ausführung der Orchesterpartie eignen sich unstreitig die
Durch freundliches Übereinkommen mit
Es bleibt mir nun nichts weiter übrig, als die Bitte mir die Belästigung mit diesem langen Schreiben nicht übel zu nehmen, und der Wunsch, Sie mögen die Reise nach Berlin und die Aufführung
tenOct. 1828
Ew. Wohlgeboren muß ich vor Allem um Entschuldigung bitten, daß ich mich nach so langem Stillschweigen, seit ich die Ehre Ihrer persönlichen Bekanntschaft hatte, nun unmittelbar an Sie wende. Aber die Freundlichkeit und Güte, von der Sie mir bei meinem Aufenthalt in Paris so viele Beweise gaben, machen mich dreist genug, dies zu tun und zu hoffen, daß Sie mir die Freiheit, die ich mir nehme, nicht übel deuten werden. Der Grund meines Schreibens ist folgender: Der Herr Geh. Rath Bunsen in Rom, mit welchem meine Aeltern in Correspondenz stehen, schrieb neulich, daß Sie ein Oratorium: Die Gesetzgebung vom Sinaï verfaßt, und dem Könige von Preußen zugeeignet hätten, welches Sie in diesem Winter bei uns aufführen würden, und daß Sie zu diesem Ende selbst nach Berlin kämen. Er gab mir nun den Auftrag, Ihnen die Mittel der Ausführung, die sich bei uns dazu vorfinden, auseinanderzusetzen, da bei meinem langen Aufenthalt hier, und bei meinem persönlichen Umgang mit den meisten hiesigen Musikern, ich natürlich die Institute kennen muß, die fähig sind, ein ernstes, geistliches Werk würdig wiederzugeben. Daß bei bloßer Nennung Ihres Namens alle Mittel unserer Stadt Ihnen zu Gebot stehen werden, bedarf keiner Erwähnung, und jeder Musikliebende hat gewiß schon längst bei sich den Wunsch gehegt, endlich einmal die großen, schlummernden Kräfte, die bei uns zerstreut liegen, vereinigt, erweckt und zu einem großen Zwecke belebt zu sehen. Zu Ausführung des Chors sind drei verschiedene Vereine in Berlin vorhanden: die Singakademie unter Herrn Prof. Zelter, der Hansmannische Singverein und der königl. Theaterchor. Die Singakademie, jetzt ungefähr 300 Mitglieder stark, hat von allen diesen ohne Zweifel den besten Chor. Wohl eingeübt, stark, präcis, durch fortwährendes Wiederholen der classischen alten Musik befähigt, Oratorien in dem Geiste wiederzugeben, den sie erfordern, im Besitz des schönsten Concertsaales von Berlin, hat die Akademie seit Jahren Händelsche und andrer Meister geistliche Compositionen zum größten Genuß für Kenner und Laien öffentlich gegeben. Ist gleich nicht zu läugnen, daß das zunehmende Alter des Direktors ihn zuweilen hindert, sich mit Entschiedenheit und Kraft manchen einreißenden Misbräuchen entgegenzustellen, und die gesellschaftliche Trägheit der Dilettanten, aus denen allein der ganze Chor besteht, durch sein Feuer zu verbannen: so ist doch früher durch ihn ein zu fester und guter Grund gelegt, als daß nicht die Gegenwart eines kräftigen Anführers diesen Beschwerden schon in den Proben abhelfen könnte (wenigstens für den Augenblick) und daß nicht von der Singakademie in diesem Falle die vortrefflichste Leistung zu erwarten wäre. Der Hansmannische Singverein ist schwächer an Zahl, als der vorige, auch weniger feurig und präzis. Dagegen ist er mehr an das öffentliche Singen gewöhnt, da der Direktor, Organist Hansmann, sehr häufig für die Armen Concerte giebt in welchen er Oratoria aufführt; und weil er nun dazu meist neue Compositionen (z. B. die von Friedrich Schneider in Dessau) wählt, so ist der Chor zum einstudieren einer ihm unbekannten Musik keineswegs unvorbereitet, und Sie würden auf keinen Fall, glaub ich Grund haben unzufrieden mit ihm zu sein: Ich kenne dies Institut nicht so genau als das vorige (von dem ich Mitglied bin) und nur durch seine öffentlichen Leistungen; es steht aber an Vollkommenheit der Execution, und auch in der Meinung des Publikums der Zelterschen Singakademie weit nach. Der Theaterchor endlich ist zum Vortrag geistlicher Musik fast unbrauchbar zu nennen; da bei unserm Theater keine Scheidung der Gattungen stattfindet, so daß jeder einzelne Chorist auch untergeordnete Rollen in den Schauspielen übernehmen muß; da ferner bei der kleinen Zahl der neuen Opern, die man aufführt, doch die Zahl der Proben sehr groß ist, so fehlt der Geist zur Ausführung und die Zeit um Einstudieren. Freilich hat dieser Chor neuerdings einige Stücke von Seb. Bach und früher die Oratorien von Haydn und einige Händelsche gesungen: man hatte aber nie Ursache sich zu freuen; der Mangel an Proben offenbarte sich durch Fehler, sogar in den Eintritten, und durch falsche Noten; die tempi wankten, man hörte dem Ganzen den längeren Geschäftsgang eines königlichen Theaters, nicht das freye Zusammenwirken lebendiger Kräfte an, niemand nahm einen tiefen, erhebenden Eindruck aus dem Opernhause mit sich. Für diesen Chor läßt sich anführen, daß er leichter zu versammeln und zu vereinigen ist, als die beiden vorigen, die aus Dilettanten bestehen, deren verschiedene Geschäfte ihnen viele Proben außer den gesetzlichen Versammlungen (2mal wöchentlich) erschweren. Was die Solosänger betrifft, so werden Sie aus den musikal. Zeitungen und andern Blättern darüber gewiß das Nähere erfahren haben. Wir sind fast nur auf die Mitglieder des königlichen Theaters beschränkt, von denen einige, namentlich Mde. Milder und Hr. Devrient jun. durch ernste Auffassung und würdigen Vortrag geistlicher Musik sich sehr auszeichnen. An Dilettanten, die eine Solopartie öffentlich zu übernehmen im Stande wären, fehlt es fast gänzlich. Zur Ausführung der Orchesterpartie eignen sich unstreitig die Königl. Kammermusiker am Besten; denn obgleich hier ein Verein von Dilettanten besteht, der sich allein mit dem Spielen von Instrumentalstücken beschäftigt, und auch die Singakademie in öffentlichen Aufführungen schon mehrmals begleitet hat, so besteht er doch erst seit zu kurzer Zeit, um Vollkommenes leisten zu können. Die königl. Kapelle aber faßt die besten und geübtesten Musiker in sich; freilich mangelt auch hier, wie beim Chor, wegen der großen Anhäufung von Theaterproben, Ernst und tiefes Eindringen in den Geist der Kirchenmusik; doch sind sie voll Eifer unter einem guten Direktor, und durch Spontinis Einfluß leicht vom Dienst in Schauspielen, Balletten u. d. gl., die etwa in die Zeit Ihrer Proben fielen, zu befreyen. Durch freundliches Übereinkommen mit Prof. Zelter wird es Ihnen leicht sein, die Akademie, durch die Bekanntschaft Spontinis die Kapelle zu erhalten; und es bleibt dann noch unbenommen, von dem kleineren Orchester unseres zweiten Theaters (des Königstädters) und aus den verschiedenen Singvereinen die tüchtigsten Mitglieder zu wählen, um Chor und Orchester durch sie zu verstärken. Wenn es Ihnen gefiele, mich darüber mit Ihren gütigen Aufträgen zu beehren, so würden Sie mich herzlich erfreuen, und ich würde nichts versäumen, um Ihnen jeden Dienst zu leisten, der in meinen Kräften steht. Es bleibt mir nun nichts weiter übrig, als die Bitte mir die Belästigung mit diesem langen Schreiben nicht übel zu nehmen, und der Wunsch, Sie mögen die Reise nach Berlin und die Aufführung Ihres Werks nicht zu sehr verschieben, da mich sonst eine größre Reise, die ich im Anfang des Frühjahrs zu unternehmen gedenke, des Genusses Ihrer Gegenwart, und der mir so wichtigen Bekanntschaft mit Ihrem Oratorium berauben würde. Genehmigen Sie die Versicherung der vollkommensten Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe zu sein Ihr ergebenster Felix Mendelssohn Bartholdy. Berlin, d. 6ten Oct. 1828
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A collection of manuscripts and autographs presented on the occasion of the 50th anniversary of Mendelssohn’s death, Erasmushaus, Basel 1997, S. 4 (Teildruck, Faksimile der letzten Seite).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1828-10-06" xml:id="date_83c3033b-6444-4c0b-b1c2-fd9a08443bdc">6. 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Ist gleich nicht zu läugnen, daß das zunehmende Alter des <persName xml:id="persName_c240f3db-6a7f-421d-8e9e-6d07d1aeca6d">Direktors<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> ihn zuweilen hindert, sich mit Entschiedenheit und Kraft manchen einreißenden Misbräuchen entgegenzustellen, und die gesellschaftliche Trägheit der Dilettanten, aus denen allein der ganze Chor besteht, durch sein Feuer zu verbannen: so ist doch früher durch ihn ein zu fester und guter Grund gelegt, als daß nicht die Gegenwart eines kräftigen Anführers diesen Beschwerden schon in den Proben abhelfen könnte (wenigstens für den Augenblick) und daß nicht von der <placeName xml:id="placeName_7bbaedfd-97b9-4dee-a8f8-e46e970cbcf3">Singakademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in diesem Falle die vortrefflichste Leistung zu erwarten wäre.</p><p>Der <placeName xml:id="placeName_0a14a290-d937-4a8f-b43d-038e959b7c22">Hansmannische Singverein<name key="NST0100714" style="hidden" subtype="" type="institution">Hansmann’sches Gesangs-Institut (Hansmann’scher Singverein)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist schwächer an Zahl, als der vorige, auch weniger feurig und präzis. Dagegen ist er mehr an das öffentliche Singen gewöhnt, da der <persName xml:id="persName_1c8a1ec8-2ed2-4505-b252-12b13c5c47af">Direktor<name key="PSN0111700" style="hidden">Hansmann, Otto Friedrich Gustav (1769-1836)</name></persName>, Organist Hansmann, sehr häufig für die Armen Concerte giebt in welchen er Oratoria aufführt; und weil er nun dazu meist neue Compositionen (z. B. die von <persName xml:id="persName_af449ada-33d4-4af4-b090-be559954e1bc">Friedrich<name key="PSN0114646" style="hidden">Schneider, Johann Christian Friedrich (1786-1853)</name></persName> Schneider in Dessau) wählt, so ist der Chor zum einstudieren einer ihm unbekannten Musik keineswegs unvorbereitet, und Sie würden auf keinen Fall, glaub ich Grund haben unzufrieden mit ihm zu sein: Ich kenne dies <placeName xml:id="placeName_55725357-cb44-4baf-9fa4-692de20593d7">Institut<name key="NST0100714" style="hidden" subtype="" type="institution">Hansmann’sches Gesangs-Institut (Hansmann’scher Singverein)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nicht so genau <placeName xml:id="placeName_8a9676b3-1438-41ac-ae63-d0cff315b249">als das vorige<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (von dem ich Mitglied bin) und nur durch seine öffentlichen Leistungen; <placeName xml:id="placeName_e36cc9bf-b514-4de0-8c70-b8affc4c5d4e">es<name key="NST0100714" style="hidden" subtype="" type="institution">Hansmann’sches Gesangs-Institut (Hansmann’scher Singverein)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> steht aber an Vollkommenheit der Execution, und auch in der Meinung des Publikums der <placeName xml:id="placeName_1cd75c3e-2565-4efd-b633-102453eda76a">Zelterschen Singakademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> weit nach.</p><p>Der <placeName xml:id="placeName_28a819ca-2dd8-4727-8137-cee012addc58">Theaterchor<name key="NST0100471" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> endlich ist zum Vortrag geistlicher Musik fast unbrauchbar zu nennen; da bei unserm <placeName xml:id="placeName_16919ed2-9ab0-40a1-9a62-d1b96dec47be">Theater<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> keine Scheidung der Gattungen stattfindet, so daß jeder einzelne Chorist auch untergeordnete Rollen in den Schauspielen übernehmen muß; da ferner bei der kleinen Zahl der neuen Opern, die man aufführt, doch die Zahl der Proben sehr groß ist, so fehlt der Geist zur Ausführung und die Zeit um Einstudieren. Freilich hat dieser <placeName xml:id="placeName_62ac6d95-e5c5-4577-b2e0-783491f366f0">Chor<name key="NST0100471" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> neuerdings einige Stücke von <persName xml:id="persName_44a57f2f-08cd-4367-a29d-580b63b3c453">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> und früher die Oratorien von <persName xml:id="persName_1ecfefe7-8e82-422f-a7d0-fc0948295c82">Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name></persName> und einige <persName xml:id="persName_3aae31ef-1cc9-4893-947a-a9879b4e29ad">Händelsche<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> gesungen: man hatte aber nie Ursache sich zu freuen; der Mangel an Proben offenbarte sich durch Fehler, sogar in den Eintritten, und durch falsche Noten; die tempi wankten, man hörte dem Ganzen den längeren Geschäftsgang eines <placeName xml:id="placeName_da525062-c67a-44c7-91b3-aab2fd45452a">königlichen Theaters<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nicht das freye Zusammenwirken lebendiger Kräfte an, niemand nahm einen tiefen, erhebenden Eindruck aus dem Opernhause mit sich. <hi rend="underline">Für</hi> diesen <placeName xml:id="placeName_3204ef9e-ab25-4cb3-8249-44aaed0ec8de">Chor<name key="NST0100471" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> läßt sich anführen, daß er leichter zu versammeln und zu vereinigen ist, als <placeName xml:id="placeName_0f3576ed-3c44-4787-8294-3a0a54981b99">die beiden<name key="NST0100714" style="hidden" subtype="" type="institution">Hansmann’sches Gesangs-Institut (Hansmann’scher Singverein)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country><name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> vorigen, die aus Dilettanten bestehen, deren verschiedene Geschäfte ihnen viele Proben <hi rend="underline">außer</hi> den gesetzlichen Versammlungen (2mal wöchentlich) erschweren.</p><p>Was die <hi rend="underline">Solosänger</hi> betrifft, so werden Sie aus den musikal. Zeitungen und andern Blättern darüber gewiß das Nähere erfahren haben. Wir sind fast nur auf die Mitglieder des <placeName xml:id="placeName_9518d01d-79e6-4bfb-8e90-0806a4bdaf0b">königlichen Theaters<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> beschränkt, von denen einige, namentlich <persName xml:id="persName_fc7339ae-450c-4503-85de-2e99656e9416">Mde. Milder<name key="PSN0113344" style="hidden">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6d82f5a6-2b3e-49cc-804b-440c3bc15085">Hr. Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> jun. durch ernste Auffassung und würdigen Vortrag geistlicher Musik sich sehr auszeichnen. An Dilettanten, die eine Solopartie öffentlich zu übernehmen im Stande wären, fehlt es fast gänzlich.</p><p>Zur Ausführung der <hi rend="underline">Orchesterpartie</hi> eignen sich unstreitig die <placeName xml:id="placeName_fe4160d4-4d5a-4ac7-8add-a99d03c7404b">Königl. Kammermusiker<name key="NST0100406" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Hofkapelle</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> am Besten; denn obgleich hier ein <placeName xml:id="placeName_9c8eecb6-7f26-471e-a484-fb976a77baf3">Verein<name key="NST0100417" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonische Gesellschaft</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> von Dilettanten besteht, der sich allein mit dem Spielen von Instrumentalstücken beschäftigt, und auch die <placeName xml:id="placeName_65c7d9fc-826b-49ca-b400-d23998630772">Singakademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in öffentlichen Aufführungen schon mehrmals begleitet hat, so besteht er doch erst seit zu kurzer Zeit, um Vollkommenes leisten zu können. Die <placeName xml:id="placeName_211d969d-8f06-4bbc-8a4e-4287ea4edc80">königl. Kapelle<name key="NST0100406" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Hofkapelle</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aber faßt die besten und geübtesten Musiker in sich; freilich mangelt auch hier, wie beim Chor, wegen der großen Anhäufung von Theaterproben, Ernst und tiefes Eindringen in den Geist der Kirchenmusik; doch sind sie voll Eifer unter einem guten <persName xml:id="persName_8f936635-431c-41a7-9e79-873cdb6783bd">Direktor<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName>, und durch <persName xml:id="persName_c7c4df05-c5e6-4de0-a032-e1930e836277">Spontinis<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> Einfluß leicht vom Dienst in Schauspielen, Balletten u. d. gl., die etwa in die Zeit Ihrer Proben fielen, zu befreyen.</p><p>Durch freundliches Übereinkommen mit <persName xml:id="persName_05fa2e76-a308-4e69-b48b-b3d7047c5671">Prof. Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> wird es Ihnen leicht sein, die <placeName xml:id="placeName_3a9204ca-e21a-474b-a2ca-47b9db17fe99">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, durch die Bekanntschaft <persName xml:id="persName_cb49fa1d-ae4c-4b5e-9898-a4f8c92d369c">Spontinis<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> die <placeName xml:id="placeName_95a13268-63d9-4866-a548-743095008dfa">Kapelle<name key="NST0100406" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Hofkapelle</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu erhalten; und es bleibt dann noch unbenommen, von dem kleineren Orchester unseres <placeName xml:id="placeName_2de91f36-db14-467f-923e-b8559e14736b">zweiten Theaters<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (des Königstädters) und aus den verschiedenen Singvereinen die tüchtigsten Mitglieder zu wählen, um Chor und Orchester durch sie zu verstärken. Wenn es Ihnen gefiele, mich darüber mit Ihren gütigen Aufträgen zu beehren, so würden Sie mich herzlich erfreuen, und ich würde nichts versäumen, um Ihnen jeden Dienst zu leisten, der in meinen Kräften steht.</p><p>Es bleibt mir nun nichts weiter übrig, als die Bitte mir die Belästigung mit diesem langen Schreiben nicht übel zu nehmen, und der Wunsch, Sie mögen die Reise nach Berlin und die Aufführung <title xml:id="title_a45ae0fa-9b89-4db7-81f4-c385181356fb">Ihres Werks<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110203" style="hidden" type="music">Das Gesetz des alten Bundes, oder Die Gesetzgebung auf Sinai (Die zehn Gebote) NV 316</name></title> nicht zu sehr verschieben, da mich sonst eine größre Reise, die ich im Anfang des Frühjahrs zu unternehmen gedenke, des Genusses Ihrer Gegenwart, und der mir so wichtigen Bekanntschaft mit <title xml:id="title_f5faafed-d987-4279-ba28-0b7e758692d8">Ihrem Oratorium<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110203" style="hidden" type="music">Das Gesetz des alten Bundes, oder Die Gesetzgebung auf Sinai (Die zehn Gebote) NV 316</name></title> berauben würde. </p><closer rend="left" xml:id="closer_f7ee436d-f8b7-4120-b415-79a826a84108">Genehmigen Sie die Versicherung der vollkommensten Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe zu sein </closer><signed rend="right">Ihr ergebenster</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed><dateline rend="left">Berlin, d. <date cert="high" when="1828-10-06" xml:id="date_97c817d9-c030-4014-9fd7-0adcb2c46a5c">6<hi rend="superscript">ten</hi> Oct. 1828</date></dateline></div></body> </text></TEI>