fmb-1827-10-31-01
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Berlin, 13. April und 31. Oktober 1827
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Dass der erste Teil des Briefes am 13. April 1827 geschrieben wurde, ergibt sich aus dem zweiten Briefteil, Z. 45.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Schopenhauer
Brahl.
Ich sollte wohl eigentlich anfangen „Verehrtes Fräulein“ oder „Ew. Wohlgeboren“ aber das geht nicht, es soll bei den alten Institutionen bleiben. Dann sollte ich wohl eigentlich mich entschuldigen, wegen meines unverzeihlichen Stillschweigens; aber das brauche ich nicht; denn daß ich längst geschrieben hätte, wenn es möglich gewesen wäre, wissen Sie recht gut. Ich habe aber nie soviel zu thun gehabt, als in der Zeit seit 3 Monaten bis etwa heut über 14 Tage, und jetzt eben da der Arbeitshimmel, so wie der wirkliche, heiter zu werden anfängt, will ich nicht säumen Ihnen Nachricht zu geben. Ich mußte mich nämlich auf das Examen zur
bis jetztetwas
darinzu liegen.
Nun gebe der Himmel, daß es Ihnen zusagen möge, und in dem Falle lassen Sie es von irgend jemand ausführen, zu dem Sie Zutrauen haben. Nur muß dann gegen’s Ende des Stücks, das ganze Thema so einfach, wie es da ist, wiederkommen, bis zum * und dann soll’s folgendermaßen schließen:
So mögte ich, daß das
Das schrieb’ ich am 13ten April nieder. Heute ist der 31 October, und ich finde Gelegenheit den Brief zu beendigen. Es ist mir dabey sonderbar zu Muthe. Freilich ist der Himmel frey geworden, aber nur um neue Wolken zu zeigen; denn nun bin ich schon ein alter Student, und
Damit denn doch aber auch der Ärger nicht fehle, so war ich in Cöln, und habe sie nicht gesehn. Durch Weimar kam ich nicht auf der Hinreise,
So werden wir uns denn ein Andermal sehen. Auf jeden Fall unverändert.
Nun leben Sie wohl, und vergnügt.
N.S. Eben habe ich
Liebe Adele! Ich sollte wohl eigentlich anfangen „Verehrtes Fräulein“ oder „Ew. Wohlgeboren“ aber das geht nicht, es soll bei den alten Institutionen bleiben. Dann sollte ich wohl eigentlich mich entschuldigen, wegen meines unverzeihlichen Stillschweigens; aber das brauche ich nicht; denn daß ich längst geschrieben hätte, wenn es möglich gewesen wäre, wissen Sie recht gut. Ich habe aber nie soviel zu thun gehabt, als in der Zeit seit 3 Monaten bis etwa heut über 14 Tage, und jetzt eben da der Arbeitshimmel, so wie der wirkliche, heiter zu werden anfängt, will ich nicht säumen Ihnen Nachricht zu geben. Ich mußte mich nämlich auf das Examen zur Universität vorbereiten, welches ich seit 8 Tagen, Gott sey Dank, überstanden habe; und zu gleicher Zeit die Theaterproben einer Oper beginnen die in 8 oder 14 Tagen hier aufgeführt wird. Nun denken Sie, auf der einen Seite mit Jahreszahlen und Syntax gefüttert, auf der andern von Choristen, Sängerinnen und Balletmeistern umgeben, zum Überflusse noch um die Gesundheit eines kranken Freundes sehr besorgt, wo sollen da ruhige Gedanken und Heiterkeit herkommen? Zum Glück zeigt sich mir alles günstig, bei der wirklich schwierigen Theaterangelegenheit, und so bin ich nur geschäftig, nicht verwirrt. Daß Sie aber einen Brief eines Stockmusikers oder Musikanten zu lesen glauben werden, ist eine unvermeidliche Folge von alle dem. Bitte also um Entschuld’gung, soll nächstens besser kommen. – Nun haben Sie ferner durch Gnuschke mir einen Auftrag gegeben, und der war schwer. Doppelt schwer, in dieser prosaisch confusen Zeit, und dann, weil ich erst eben, in der Nacht, am Krankenbette jenes Freundes, ein Stück componirt habe, was sich auf seinen Zustand bezieht. Daher kommt’s, daß ich Ihnen nichts ausgeführt, nichts fertig schicken kann. Doch als ich neulich mit Gnuschke über das Thema sprach, kam mir eine Melodie vor die Seele, und die will ich Ihnen denn hier schicken, wenn sie gleich nur eine Zeile lang, und sehr einfach ist. Es mag ein Thema seyn, zu Variationen, oder zu einer Phantasie, oder zu was es sey. Ausführen kann ich es jetzt nicht, dazu fehlt mir viel, unter andern alles. Aber hinschreiben muß ich es. Vielleicht finden Sie gar nichts drin, und ich habe mich getäuscht; mir aber scheint bis jetzt etwas darin zu liegen. Da ist’s : Nun gebe der Himmel, daß es Ihnen zusagen möge, und in dem Falle lassen Sie es von irgend jemand ausführen, zu dem Sie Zutrauen haben. Nur muß dann gegen’s Ende des Stücks, das ganze Thema so einfach, wie es da ist, wiederkommen, bis zum * und dann soll’s folgendermaßen schließen: So mögte ich, daß das Ganze schlösse . Endlich bitte ich Sie noch diese Zeilen wenig Leuten, namentlich Musikern nicht, zu zeigen, letztere möchten mich für verrückt halten. Das schrieb’ ich am 13ten April nieder. Heute ist der 31 October, und ich finde Gelegenheit den Brief zu beendigen. Es ist mir dabey sonderbar zu Muthe. Freilich ist der Himmel frey geworden, aber nur um neue Wolken zu zeigen; denn nun bin ich schon ein alter Student, und meine Oper ist längst aufgeführt, und mein Freund ist gestorben. Und doch bin ich noch derselbe, und aus den erfüllten oder unerfüllten Hoffnungen hab’ ich wenig gelernt. Doch aber machte mich alles dies den ganzen Sommer hindurch confus und zerstreut, den Frühling zu genießen habe ich dies Jahr vergessen, und im Sommer mich ennüyirt. Da kam mir der glückliche Gedanke im Herbste eine Reise zu machen, und das hat alles wieder ins Gleiche gebracht. Mit zwei bekannten Studenten ging es fort, zu Fuß, zu Leiterwagen, zu Extrapost, wie’s kam, so durchstrichen wir einen großen Theil von Deutschland, nämlich Thüringen, Franken, Schwaben, Würtemberg, Baden, die Rheinprovinzen, und zum Beschluß die Mark Brandenburg; wenn man da die unermeßliche Anzahl kleiner Welten sieht, die jeder einzelne Mensch sich selbst versammelt und bildet, und in der er dann lebt, glücklich oder betrübt, da wird einem etwas kosmopolitisch zu Muthe, und wohl. So ist mir die Reise vom größten Nutzen gewesen und da ich die Leute mir überall freundlich und wohlgesinnt fand (nicht etwa, daß ich ein Concert gegeben hätte mit 100 Subscribenten) so ist Belohnung, Nutzen, und Ermunterung diesmal zusammen gefallen, und ich arbeite wieder, und bin also heiter. Damit denn doch aber auch der Ärger nicht fehle, so war ich in Cöln, und habe sie nicht gesehn. Durch Weimar kam ich nicht auf der Hinreise, Herrn Goullet traf ich in Frankfurt am Mayn nicht, und so kam ich nach Cöln, ging fort, und als ich nach Frankfurt zurückkehrte war Goullit da, und sagte mir, Sie wären in Cöln. Es ist fatal. So werden wir uns denn ein Andermal sehen. Auf jeden Fall unverändert. Nun leben Sie wohl, und vergnügt. Dr. Gnuschke* ist ein höchst angenehmer, erfreulicher Mensch, und ich danke Ihnen für seine Bekanntschaft ganz von Herzen. Alle die Meinigen empfehlen sich dem geneigten Andenken, so wie auch der Unterzeichnete um dasselbe und recht baldige Antwort zur Erquickung bittet. Ergebenst Felix Mendelssohn Bartholdy. N. S. Eben habe ich obiges Stück gespielt, und es nicht ganz übel gefunden. Eine neue Aufgabe soll besser werden. der sehr grüßt.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1827-10-31" xml:id="date_0331337b-19b8-431a-8410-4c53e1b042ac">13. April und 31. 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August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> ist längst aufgeführt, und <persName xml:id="persName_7c4a6fe1-6185-4abd-b772-2b7d2bf86c4c">mein Freund<name key="PSN0111701" style="hidden">Hanstein, August (1806-1827)</name></persName> ist gestorben. Und doch bin ich noch derselbe, und aus den erfüllten oder unerfüllten Hoffnungen hab’ ich wenig gelernt. Doch aber machte mich alles dies den ganzen Sommer hindurch confus und zerstreut, den Frühling zu genießen habe ich dies Jahr vergessen, und im Sommer mich ennüyirt. Da kam mir der glückliche Gedanke im Herbste eine Reise zu machen, und das hat alles wieder ins Gleiche gebracht. Mit <persName xml:id="persName_1b9f8559-6605-4033-b6bb-37af56e5375d">zwei bekannten Studenten<name key="PSN0111960" style="hidden">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name><name key="PSN0113039" style="hidden">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName> ging es fort, zu Fuß, zu Leiterwagen, zu Extrapost, wie’s kam, so durchstrichen wir einen großen Theil von Deutschland, nämlich Thüringen, Franken, Schwaben, Würtemberg, Baden, die Rheinprovinzen, und zum Beschluß die Mark Brandenburg; wenn man da die unermeßliche Anzahl kleiner Welten sieht, die jeder einzelne Mensch sich selbst versammelt und bildet, und in der er dann lebt, glücklich oder betrübt, da wird einem etwas kosmopolitisch zu Muthe, und wohl. So ist mir die Reise vom größten Nutzen gewesen und da ich die Leute mir überall freundlich und wohlgesinnt fand (nicht etwa, daß ich ein Concert gegeben hätte mit 100 Subscribenten) so ist Belohnung, Nutzen, und Ermunterung diesmal zusammen gefallen, und ich arbeite wieder, und bin also heiter.</p> <p>Damit denn doch aber auch der Ärger nicht fehle, so war ich in Cöln, und habe sie nicht gesehn. Durch Weimar kam ich nicht auf der Hinreise, <persName xml:id="persName_2c428c7f-6f32-4b1e-bc67-6003ba096cf5">Herrn Goullet<name key="PSN0111492" style="hidden">Goullit, Herr</name></persName> traf ich in Frankfurt am Mayn nicht, und so kam ich nach Cöln, ging fort, und als ich nach Frankfurt zurückkehrte war <persName xml:id="persName_58604b84-ecf2-418e-96e0-c9d12b9d3e2a">Goullit<name key="PSN0111492" style="hidden">Goullit, Herr</name></persName> da, und sagte mir, Sie wären in Cöln. Es ist fatal.</p> <p>So werden wir uns denn ein Andermal sehen. Auf jeden Fall unverändert. </p> <p>Nun leben Sie wohl, und vergnügt. <persName xml:id="persName_604724a1-a7cc-40fb-bc5d-ca1302a640a9">Dr. Gnuschke<name key="PSN0111407" style="hidden">Gnuschke, Johann Eduard (1804-1834)</name></persName><ref target="#fn1" type="Footnotes_reference" xml:id="fnr1">*</ref> ist ein höchst angenehmer, erfreulicher Mensch, und ich danke Ihnen für seine Bekanntschaft ganz von Herzen.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_2c081afd-c88d-40ee-a189-556afc6b7c3b">Alle die <persName xml:id="persName_5d6f2818-249a-414d-a2bd-03739d0dc5a5">Meinigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> empfehlen sich dem geneigten Andenken, so wie auch der Unterzeichnete um dasselbe und recht baldige Antwort zur Erquickung bittet. </closer> <closer rend="right" xml:id="closer_21186820-d5e9-4e55-be3c-95d77f392391">Ergebenst</closer> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_74982312-511a-49b0-8bfc-3974c6d16a98"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">N.S. Eben habe ich <title xml:id="title_0dcc0840-d9f1-4322-9b22-71c020254f63">obiges Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lycrib1o-9jpa-xg9x-2hm0-g3hdhpblq5ok"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100413" style="hidden">Anfang und Ende eines Klavierstückes A-Dur, 13. April 1827<idno type="MWV">U 63</idno><idno type="op"></idno></name></title> gespielt, und es nicht ganz übel gefunden. Eine neue Aufgabe soll besser werden.</p> </div> <div type="footnotes_area" xml:id="div_4714b893-94e2-4fcf-b360-f8a141173779"> <note n="*" subtype="author" target="fnr1" type="footnote" xml:id="fn1">der sehr grüßt.</note> </div> </body> </text></TEI>