fmb-1827-09-29-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Horchheim, 29. September 1827
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Mendelssohn Bartholdy
sten, daß Du noch einigermaßen über die
Nun aber zu Euch allen mit Erzählung meiner Abentheuer; sie soll aber diesmal nicht lang werden, denn da ich nun keine Antwort erhalte, so muß ich auch auf das belohnende Lob verzichten, und morgen über acht Tage wälze ich mich wahrscheinlich schon in Euren Armen herum. (vid.
In Darmstadt war ich beim
1
2
In Frankfurt war ich viel bey
Die Fahrt durch’s Rheingau war unaussprechlich himmlisch; es war der schönste Abend den ich gesehn habe, der Rhein spiegelglatt, und von unserm Kähnchen schnell durchschnitten; wir alle lagen ausgestreckt auf unsern Mantelsäcken, verschlangen den Himmel mit den Augen und genossen schweigend. Wie denn eine Stadt nach der andern, eine Insel nach der andern, eine goldne Wolke nach der andern vorüberflogen – o, da hättet Ihr alle seyn müssen. Dann in Rüdesheim der Niederwald, und das Binger Loch! Wie der Rhein saust!
A propos! Kapellmeister
Bei Stolzenfels sprang ich aus der Jacht in einen Kahn, und ein schwarzer unbekannter Mann setzte mich im halben Mondschein über. Es war herbstlich kalt.
Da bin ich in Horchheim, wohl aufgehoben vergnügt, kurz behäbig. Alle sind freundlich und angenehm, und das Recht, böse, und einen Gruß.
Nun wird es Zeit zurück zu kommen, denn ich sehne mich wieder entsetzlich. Grüßt noch einmal alle von mir. Lieber
Horchheim, d. 29 Sept. 1827. Lieber Vater! Du schreibst mir in Deinem Briefe vom 23sten, daß Du noch einigermaßen über die Robertsche Opernangelegenheit im Zweifel und in Sorgen schwebtest, und ich freue mich, Dir zu Deiner Beruhigung versichern zu können, daß sich die Sache sehr angenehm gewendet hat, und daß wir scheidend beßre Freunde waren, als bey der Ankunft. Ob ich aber von ihm einen Text, wie ich ihn haben muß, bekommen werde und bekommen kann, ist noch nicht ganz entschieden, wird es aber bald nach meiner Rückkehr in Berlin seyn, und ich bin deshalb unbesorgt. Diese ganze Reise hat mich wieder von Neuem überzeugt, daß die Leute von mir etwas Besondres erwarten, und weit mehr, als in der Hochzeit des Camacho geleistet ist. Auch weiß ich, daß ich diese Erwartungen nicht zu täuschen brauche; daß es aber darauf ankomme heut oder morgen so aufzutreten, daran zweifele ich sehr. Die „Hochzeit“ ist nun einmal in Berlin in Vergessenheit gerathen; sie werden die Oper wieder hervorsuchen, und dann wird sich’s zeigen, ob sie leben oder sterben muß. Hält sie sich, so werden die andern Theater sie schon aufsuchen, hält sie sich nicht, so helfen die Aufführungen auf andern Bühnen, dieser Oper nicht, mir aber schaden sie, und das ist der Grund, warum ich weder mit Guhr, noch mit Ganz über die Sache Näheres verhandelt habe. Ich werde nicht aufhören überall mich nach einem Dichter umzuthun, und über kurz oder lang muß ich ihn doch finden. Die Zeit bis dahin ist ja nicht verloren, denn sie ist nicht in Unthätigkeit zugebracht, und wenn ich arbeite, so gehe ich auch vorwärts. In der Instrumentalmusik (und das sind Deine eignen Worte, lieber Vater) habe ich mir meinen eignen Weg gebahnt, im Übrigen aber noch nicht. Ich weiß, daß ich es auch im Opernfache werde thun können; aber ich bin auch überzeugt, daß ich in der Instrumentalmusik nur erst angefangen habe; drum werde ich fortarbeiten, bis ich Gelegenheit finde, meine Ideen über die Oper ins Klare, und ans Licht zu bringen, und daß ich dann, das Werk mag gefallen oder nicht, damit durchdringen werde, das mögest Du mir auf meine Versicherung fest glauben. Nun aber zu Euch allen mit Erzählung meiner Abentheuer; sie soll aber diesmal nicht lang werden, denn da ich nun keine Antwort erhalte, so muß ich auch auf das belohnende Lob verzichten, und morgen über acht Tage wälze ich mich wahrscheinlich schon in Euren Armen herum. (vid. Horn, med. et chir. Dr. ) In Darmstadt war ich beim Rubens (Guten Morgen lieber Marx!) und beim Hofkriegsrath in musikalischen Angelegenheiten, Gottfr. Weber. Der war freundlich und ich sollte bei ihm wohnen, aber vom Herr Beethoven (Gott hab’ ihn seelig) sprach er, wie ein Pächter von seiner Kuh, die die Seuche hat. Er bedauerte ihn, daß er nicht genug Steinsalz bekommen habe, dann wäre er ein großer Mann geblieben (vid. ein berühmtes Gedicht von Goethe) und er sey doch jetzt 1 2 £ mehr verrückt, als göttlich. Ich frug ihn auch alsbald nach den Großherzogl. Marställen. In Frankfurt war ich viel bey Schelble, bey Herz, bey – Hauser, bey Hiller, bey Ferd. Ries, bey Louis Saaling, bey Oberon von Carl M. v. Weber; (ich hab’ ihn nämlich gesehn) mündlich mehr. Die Fahrt durch’s Rheingau war unaussprechlich himmlisch; es war der schönste Abend den ich gesehn habe, der Rhein spiegelglatt, und von unserm Kähnchen schnell durchschnitten; wir alle lagen ausgestreckt auf unsern Mantelsäcken, verschlangen den Himmel mit den Augen und genossen schweigend. Wie denn eine Stadt nach der andern, eine Insel nach der andern, eine goldne Wolke nach der andern vorüberflogen – o, da hättet Ihr alle seyn müssen. Dann in Rüdesheim der Niederwald, und das Binger Loch! Wie der Rhein saust! A propos! Kapellmeister Ganz habe ich auch in Mainz gesehen. Da ich nach der ersten Bekanntschaft kein Urtheil wagen will, so sage ich blos, daß er ein Rindvieh ist. – Das scheint aber in der Familie zu liegen; denn meine Briefe waren alle, ausgenommen die physicalische Orthographie, sehr ungeschickt verfaßt. Zwei behalt ich zum Andenken. Ferd. Hiller fuhr aus Humor mit uns bis Coblenz. Bei Stolzenfels sprang ich aus der Jacht in einen Kahn, und ein schwarzer unbekannter Mann setzte mich im halben Mondschein über. Es war herbstlich kalt. Da bin ich in Horchheim, wohl aufgehoben vergnügt, kurz behäbig. Alle sind freundlich und angenehm, und das neue Ehrenmitglied des Mendelssohnschen Hauses gefällt mir ganz ungemein. Alle lassen von Herzen grüßen, und Tante Hinni läßt Dir sagen, lieber Vater: Mit Recht, böse, und einen Gruß. Nun wird es Zeit zurück zu kommen, denn ich sehne mich wieder entsetzlich. Grüßt noch einmal alle von mir. Lieber Paul, Du mußt nicht zu viel arbeiten, sonst verachtest Du Deinen müßigen Bruder zu sehr. O geliebtes Beckchen, im rothen Kleide, Du großer General Augereau, warum bist Du uns nicht über den Weg gelaufen, wie Du wolltest! Inliegend einen Kuß. O Fanny! O Fanny! O Fanny! Generalfeldmarschall!! Ich werde sentimental, und schließe. Lebt wohl, geliebte Eltern, und das war der letzte Brief. Euer Felix MB
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1827-09-29-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1827-09-29-01" xml:id="title_14a466bd-76a2-473c-b37b-88ac0d32bcaa">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Horchheim, 29. September 1827</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_42e710a5-3c8e-4c5a-a638-8adb1c084e22">Lieber Vater! Du schreibst mir in Deinem Briefe vom 23sten, daß Du noch einigermaßen über die Robertsche Opernangelegenheit im Zweifel und in Sorgen schwebtest, und ich freue mich, Dir zu Deiner Beruhigung versichern zu können,</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_5ed3aa85-6fd2-4505-a97d-f8c09865c3b9">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 109 </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. I/47.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1827-09-29-01" type="letter" xml:id="title_9f36bfe3-76db-49b5-8cab-f21391deea12">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Horchheim, 29. September 1827</title> <incipit>Lieber Vater! Du schreibst mir in Deinem Briefe vom 23sten, daß Du noch einigermaßen über die Robertsche Opernangelegenheit im Zweifel und in Sorgen schwebtest, und ich freue mich, Dir zu Deiner Beruhigung versichern zu können,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 S.; Adresse, 1 Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Elvers, Briefe, S. 53-55.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1827-09-29" xml:id="date_acf28da7-c27d-43e5-a1d0-9ca541861a81">29. September 1827</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_ea4e1637-2c5a-46c0-b9fb-7230dd6f417a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_1b7e26b9-3cac-4c16-b277-ce7afa6e7db9"> <settlement key="STM0100149">Horchheim</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_8aabac9f-99a3-4f02-9abf-cb7b7b961246">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_ae461a78-9e7f-42f4-88e8-41cb025310e3">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_a75d148c-9e87-4e86-9c95-5279cae6dce6"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_302aa0da-6a58-4ba3-b121-75301678bc82"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Stadtrath A. <hi n="1" rend="underline">Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeb</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Leipziger Str. No. 3</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_76bafe2e-3cf6-4704-ac8b-9a42bdac2152"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Horchheim, d. <date cert="high" when="1827-09-29" xml:id="date_4959a64d-01dc-459e-9186-d623737d559f">29 Sept. 1827</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Vater!</seg> Du schreibst mir in Deinem Briefe vom 23<hi rend="superscript">sten</hi>, daß Du noch einigermaßen über die <title xml:id="title_5e025463-cd50-4bf2-aeb1-487bfff0c027">Robertsche Opernangelegenheit<name key="PSN0114232" style="hidden" type="author">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name><name key="CRT0110524" style="hidden" type="dramatic_work">Die Amazone oder Der Frauen und der Liebe Sieg (Libretto)</name></title> im Zweifel und in Sorgen schwebtest, und ich freue mich, Dir zu Deiner Beruhigung versichern zu können, daß sich die Sache sehr angenehm gewendet hat, und daß wir scheidend beßre Freunde waren, als bey der Ankunft. Ob ich aber von <persName xml:id="persName_13044a39-1b7c-4d34-a86c-360fe8f3ecf2">ihm<name key="PSN0114232" style="hidden">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name></persName> einen Text, wie ich ihn haben muß, bekommen werde und bekommen kann, ist noch nicht ganz entschieden, wird es aber bald nach meiner Rückkehr in Berlin seyn, und ich bin deshalb unbesorgt. Diese ganze Reise hat mich wieder von Neuem überzeugt, daß die Leute von mir etwas Besondres erwarten, und weit mehr, als in der <title xml:id="title_efab937e-a7bd-4cf2-b3ed-a4559d505f2f">Hochzeit des Camacho<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ndpacd2j-juuz-cegl-1b9r-guhsfmnpoger"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> geleistet ist. Auch weiß ich, daß ich diese Erwartungen nicht zu täuschen brauche; daß es aber darauf ankomme heut oder morgen so aufzutreten, daran zweifele ich sehr. Die <title xml:id="title_a98365a9-ca99-47d2-90ea-8f5e88a18226">„Hochzeit“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jfyqwkgm-pcii-bv8a-tp3s-t51f0mfcjffw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> ist nun einmal in Berlin in Vergessenheit gerathen; sie werden die <title xml:id="title_d7263b12-2a7f-40e2-a2b5-e5c34ba38dd5">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0iyofjlx-elmx-cptn-fj1x-fpu5vawdgvkz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> wieder hervorsuchen, und dann wird sich’s zeigen, ob sie leben oder sterben muß. Hält sie sich, so werden die andern Theater sie schon aufsuchen, hält sie sich nicht, so helfen die Aufführungen auf andern Bühnen, dieser <title xml:id="title_95249049-7441-4442-94e8-b52f89dc7543">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_orgfg0az-vuuw-dx1e-fg0s-0b1nutroobvr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> nicht, mir aber schaden sie, und das ist der Grund, warum ich weder mit <persName xml:id="persName_535cb276-7e48-4572-8b8d-c91d3aeaa2a4">Guhr<name key="PSN0111614" style="hidden">Guhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848)</name></persName>, noch mit <persName xml:id="persName_e99b59ac-7378-4f55-ad11-d87b07f51b31">Ganz<name key="PSN0111283" style="hidden">Ganz, Adolph (vor 1808: Aron) (1795-1869)</name></persName> über die Sache Näheres verhandelt habe. Ich werde nicht aufhören überall mich nach einem Dichter umzuthun, und über kurz oder lang muß ich ihn doch finden. Die Zeit bis dahin ist ja nicht verloren, denn sie ist nicht in Unthätigkeit zugebracht, und wenn ich arbeite, so gehe ich auch vorwärts. In der Instrumentalmusik (und das sind Deine eignen Worte, lieber Vater) habe ich mir meinen eignen Weg gebahnt, im Übrigen aber noch nicht. Ich weiß, daß ich es auch im Opernfache werde thun können; aber ich bin auch überzeugt, daß ich in der Instrumentalmusik nur erst angefangen habe; drum werde ich fortarbeiten, bis ich Gelegenheit finde, meine Ideen über die Oper ins Klare, und ans Licht zu bringen, und daß ich dann, das Werk mag gefallen oder nicht, damit durchdringen werde, das mögest Du mir auf meine Versicherung fest glauben.</p><p>Nun aber zu Euch allen mit Erzählung meiner Abentheuer; sie soll aber diesmal nicht lang werden, denn da ich nun keine Antwort erhalte, so muß ich auch auf das belohnende Lob verzichten, und morgen über acht Tage wälze ich mich wahrscheinlich schon in Euren Armen herum. (vid. <persName xml:id="persName_91c9de50-a7a0-4eb5-91c2-63d58a695b41">Horn, med. et chir. Dr.<name key="PSN0112093" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName>)</p><p>In Darmstadt war ich beim <title xml:id="title_ee46e83b-b1dc-415c-9d46-e225745bbd29">Rubens<name key="PSN0114342" style="hidden" type="author">Rubens, Peter Paul (1577-1640)</name><name key="CRT0110601" style="hidden" type="art">Dianas Heimkehr von der Jagd</name></title> (Guten Morgen lieber <persName xml:id="persName_c83b5004-373c-4964-bf9d-480e30b19030">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>!) und beim Hofkriegsrath in musikalischen Angelegenheiten, <persName xml:id="persName_95099f86-406d-4fd0-b0bc-ff1d5bdbc0e7">Gottfr. Weber<name key="PSN0115654" style="hidden">Weber, Jacob Gottfried (1779-1839)</name></persName>. Der war freundlich und ich sollte bei ihm wohnen, aber vom <persName xml:id="persName_2008d4da-d1ff-4095-b28f-eba2821bde62">Herr Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> (Gott hab’ ihn seelig) sprach er, wie ein Pächter von seiner Kuh, die die Seuche hat. Er bedauerte ihn, daß er nicht genug Steinsalz bekommen habe, dann wäre er ein großer Mann geblieben (vid. ein berühmtes Gedicht von <persName xml:id="persName_7a9de267-ffe8-4ab4-a990-ad6d3f862109">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>) und er sey doch jetzt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> £ mehr verrückt, als göttlich. Ich frug ihn auch alsbald nach den Großherzogl. Marställen.</p><p>In Frankfurt war ich viel bey <persName xml:id="persName_152a8f7b-d429-4a8d-807e-08c949e7515a">Schelble<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName>, bey <persName xml:id="persName_231d0f47-0078-4da7-be38-9dd818006458">Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName>, bey – <persName xml:id="persName_65f03f95-7774-46c0-866c-f8e428a7c8b9">Hauser<name key="PSN0111775" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName>, bey <persName xml:id="persName_502c929c-b0e4-4249-8062-17e8ecfc220d">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName>, bey <persName xml:id="persName_e1d41619-1225-481b-a622-0849b86c0cb2">Ferd. Ries<name key="PSN0114191" style="hidden">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name></persName>, bey <persName xml:id="persName_2873dde7-56ce-41df-9314-e93eae872adc">Louis Saaling<name key="PSN0114386" style="hidden">Saaling (vorh. Salomon), Ferdinand Louis (eigtl. Löb) (1783-1867)</name></persName>, bey <title xml:id="title_c3d12bc2-a63f-479d-a788-d6f5235ce43e">Oberon von Carl M. v. Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title>; (ich hab’ ihn nämlich gesehn) mündlich mehr.</p><p>Die Fahrt durch’s Rheingau war unaussprechlich himmlisch; es war der schönste Abend den ich gesehn habe, der Rhein spiegelglatt, und von unserm Kähnchen schnell durchschnitten; wir alle lagen ausgestreckt auf unsern Mantelsäcken, verschlangen den Himmel mit den Augen und genossen schweigend. Wie denn eine Stadt nach der andern, eine Insel nach der andern, eine goldne Wolke nach der andern vorüberflogen – o, da hättet Ihr alle seyn müssen. Dann in Rüdesheim der Niederwald, und das Binger Loch! Wie der Rhein saust!</p><p>A propos! Kapellmeister <persName xml:id="persName_e781dbcd-717a-4921-9382-148d86ec9caf">Ganz<name key="PSN0111283" style="hidden">Ganz, Adolph (vor 1808: Aron) (1795-1869)</name></persName> habe ich auch in Mainz gesehen. Da ich nach der ersten Bekanntschaft kein Urtheil wagen will, so sage ich blos, daß er ein Rindvieh ist. – Das scheint aber in der Familie zu liegen; denn meine Briefe waren alle, ausgenommen die physicalische Orthographie, sehr ungeschickt verfaßt. Zwei behalt ich zum Andenken.</p><p><persName xml:id="persName_068783b8-d6de-4ea4-846f-6f618c1191b2">Ferd. Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> fuhr aus Humor mit uns bis Coblenz.</p><p>Bei Stolzenfels sprang ich aus der Jacht in einen Kahn, und ein schwarzer unbekannter Mann setzte mich im halben Mondschein über. Es war herbstlich kalt.</p><p>Da bin ich in Horchheim, wohl aufgehoben vergnügt, kurz behäbig. Alle sind freundlich und angenehm, und das <persName xml:id="persName_36c65e67-dc1c-4fc3-9d21-fce23ea9344f">neue Ehrenmitglied des Mendelssohnschen Hauses<name key="PSN0113212" style="hidden">Mendelssohn, Adolph Georg Carl (1826-1851)</name></persName> gefällt mir ganz ungemein. Alle lassen von Herzen grüßen, und <persName xml:id="persName_c86fd034-a7ad-437e-98f1-9e42a17b219d">Tante Hinni<name key="PSN0113223" style="hidden">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName> läßt Dir sagen, lieber Vater: Mit <hi rend="underline">Recht</hi>, böse, und einen Gruß.</p><p>Nun wird es Zeit zurück zu kommen, denn ich sehne mich wieder entsetzlich. Grüßt noch einmal alle von mir. Lieber <persName xml:id="persName_a075e1b6-dfe4-403e-8d0d-422b48f7fc53">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, Du mußt nicht zu viel arbeiten, sonst verachtest Du Deinen müßigen Bruder zu sehr. O geliebtes <persName xml:id="persName_0f9f4a0a-8365-4443-950b-6fd059afe90c">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, im rothen Kleide, Du <persName xml:id="persName_6772e5fd-6770-40aa-a71b-9cce52773d37">großer General Augereau<name key="PSN0109582" style="hidden">Augereau, Pierre François Charles (1757-1816)</name></persName>, warum bist Du uns nicht über den Weg gelaufen, wie Du wolltest! Inliegend einen Kuß. O <persName xml:id="persName_1785585c-921f-4b7e-8446-33016e63dff7">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>! O <persName xml:id="persName_f7a9b6b0-8786-4bc1-8b5e-ecd0ccbf81c5">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>! O <persName xml:id="persName_243030f0-044a-4b3b-94be-922ad62e0d76">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>! Generalfeldmarschall!!</p><closer rend="left" xml:id="closer_4834a50c-1b5c-4089-824d-0dd3f1117eb0">Ich werde sentimental, und schließe. Lebt wohl, geliebte Eltern, und das war der letzte Brief. </closer><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body> </text></TEI>