fmb-1827-09-14-01
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Baden, 14. September 1827
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
A. Mendelssohn Bartholdy
Berlin.
Vor allen Dingen bitte ich wegen meines schlechten letzten Briefes um Verzeihung. Aber das schöne Wetter, der nahe Besuch des
andernSaal, wo ein
andresInstrument stand, eine sehr hübsche Gesellschaft. Erst las
Du siehst nun wohl deutlich, liebste
In diesem Augenblicke, wie so sehr oft, sehne ich mich wieder ganz unglaublich, nach Euch Allen, Allen; liebe Eltern, und Du, o
N.S. Ist
Baden d. 14 Sept. 1827. Vor allen Dingen bitte ich wegen meines schlechten letzten Briefes um Verzeihung. Aber das schöne Wetter, der nahe Besuch des alten Schlosses, und die Hoffnung der angenehmsten Tage lagen mir so sehr in dem Kopfe, daß es mir schlechterdings unmöglich wurde, einen Gedanken ruhig und zum Schreiben reif zu verfolgen. Heute, wo die grauen Wolken die Berge drücken, jeden Augenblick mit Regen drohend, so daß Magnus und Heydemann schon seit einer halben Stunde Piket spielen, heute will ich meinen Fehler einigermaßen zu verbessern suchen, und ausführlicher erzählen, wie vergnügt und froh wir bis jetzt die Zeit in Baden zugebracht haben. Roberts sind gegen uns alle über jede Erwartung freundlich und gefällig. Wir sind auf jeden Abend zu ihnen geladen, er selbst geht des Nachmittags gewöhnlich mit uns spazieren, verschafft uns angenehme Bekanntschaften, und ist so guter Laune, so aufgeräumt, wie ich ihn nie in Berlin gekannt. Auch haben wir schon mehreremal ernsthaft über die Oper gesprochen, und ich darf hoffen, die Sache bald zu einem erfreulichen Ende geführt zu sehn. – Dennoch lebe ich gewissermaßen hier, wie der hochseel. Tantalus; es liegen mir eine Menge Ideen im Kopf, die ich gar zu gerne mir einmal vorspielen möchte, und im Gesellschaftshause ist auch ein ganz erträglicher Flügel. Ich schleiche hinein, aber ein Franzose mit seiner jungen blonden Frau, die zu meinem Unglücke musikalisch seyn muß, haben die Stube und das Instrument in Beschlag genommen. Ich, in der Hoffnung daß die Leute nach gebüßter Lust das Feld räumen würden, fordre die Dame auf, zu spielen, ich wäre amateur, hätte schon alles mögliche Schöne gehört, und die glaubt es und stümpert 3 Rondo’s und ein Dutzend Variationen her, ich sagte nach Herzenslust brava, comme un ange, (zum Glück war sie ziemlich angenehm und graziös) nur am Ende wurde mir es zu toll, ich wollte mich empfehlen, Gott bewahre! muß spielen, und spielen, und da kam denn Amedée Perier dazu, und noch ein Paar Franzosen, und denen mußte ich denn alles, was mir nur ins Gedächtniß kommen wollte, vorreiten. Ich wurde an Paris erinnert, denn ich war auch in Arkadien, und als ich die Franzosen verlasse, begegnet mir im Garten Haizinger mit seiner Frau (Mde. Neumann), die alte Bekanntschaft wird erneuert, aber sie müssen bald fortreisen, wir sollten noch ein wenig musiciren, Roberts kommen dazu, und wir gehn alle zusammen in den Gesellschaftssaal zurück. Da war es zwar dunkel, denn die saison ist schon vorbey, aber das genirt wenig, ich gehe an den Flügel, und nach den ersten Griffen versammelt sich im finstern Saal eine Gesellschaft von 30-40 Personen; Franzosen, Engländer, Strasburger, Weltbürger (ich meine Constant mit seiner Frau) und die applaudiren nach Herzenslust in der Finsterniß. Ich mußte zweimal spielen, Haizinger sang zwei Arien, und so war ein Concert organisirt. Ich wurde einer Menge Leuten vorgestellt, deren Gesicht ich aber gar nicht sah, erhielt auch Einladungen unter andern eine zum diner nach Strasburg; weiß nicht, wie die Leute aussehen! Robert nimmt mich beim Arme und geht mit mir auf und ab, über die Oper hin und her sprechend; auf einmal aber stürzt Herr Charpentier, Verfasser des Chaperon rouge v. Boyeldieu und mehrerer Opern von Herold auf mich zu: mon cher ami!! vous êtes musicien, je suis poëte .. . il faut, que nous nous fassions applaudir à Paris! und schlägt mir vor, mir einen Text zu geben, der sey schon halb fertig, heißt Alfred le Grand, ist eine komische Oper, il y a du tapage et du pastorale, ich sey grade der Mann für ihn, und wir müßten mit einander zu den Wolken fliegen; oh, que ça sera beau! Was Robert zu dem allen für ein Gesicht machte! Wie er den sich betrachtete! Und wie er dann wegging, von Fat u. d. gl. murmelnd! Das hätte man sehn sollen. Und nun kommt das Beste. Der Entrepreneur der Spielbank war wüthend auf mich. Ich hätte ihm durch das Spielen eine Menge Leute von der Roulette weggelockt; das sey gegen seinen Contract, und er brachte es dahin, daß das Clavier gestern weggenommen wurde. Sogleich verschworen sich Roberts und Haizingers und gaben gestern in einem andern Saal, wo ein andres Instrument stand, eine sehr hübsche Gesellschaft. Erst las Robert mit der Haizinger ein neues Lustspiel, und sie las wirklich vortrefflich, und erhielt vielen Beifall; später wurde Musik gemacht; Haizinger jodelte Oestreichisch, Fräulein von Wittenbach piepte Italienisch, die Neumann sang mit ihrem Mann 50 Verse von Fidelin (Mutter, wie wird Dir?) dazwischen trommelte ich Etudes v. Moscheles, die in Baden großes Glück machen, phantasirte auch, und die Leute waren vergnügt und zufrieden. Einige alte Damen weinten bittre Thränen, und Heydemann tröstete und rührte sie wechselsweise, von der Zähre der Wehmuth oder der Wehmuth der Zähre vieles sprechend, dagegen hielt sich Magnus mehr zu den jungen Damen, und ich paßte auf die weisen Worte, die Benjamin Constant – verschwieg, denn er war den ganzen Abend stumm; so fand denn ein jeder sein Vergnügen, und auf’s höchste wurde der Spas getrieben, da Haizingers und Roberts mit uns Studenten oder vielmehr Jungens nach der goldnen Sonne, unserm Wirthshause, hingingen, da einiges warme Abendbrod aßen, und mehr tranken. Eine lustige Erzählung jagte die andre, die Neumann copirte das ganze Carlsruher Theater, vom Souffleur an; auch die Berliner Bühne mußte dran, und ein Gespräch zwischen Seidel und Esperstedt war besonders ergötzlich. So blieben wir burschikoserweise bis 12 Uhr zusammen, und ich mußte Haizinger mehrere Mal versprechen, ihn bey der Durchreise in Carlsruh zu besuchen. – Heute nun will mir Robert selbst seine Oper vorlesen; auch Charpentier’s zweiten Act soll ich vor Gewalt zuhören – und das alles, wegen einiger Passagen auf einem alten Flügel!! Du siehst nun wohl deutlich, liebste Mutter, daß ich mir wirklich denken kann, daß Du mich nicht meinst, wenn Du sagst „der sey stupide und albern, der seine Ausbildung, wegen .. .. Grillen verabsäumte, und daß ich auch nicht aus Consequenz schlimme Finger habe, wenn ich gesunde brauche. “ Bei Stegemann’s kommts freilich nicht darauf an. Denn da ist die Langeweile gleich groß, ich mag spielen oder nicht. Außerdem werde ich aber nicht „mein Licht unter den Scheffel stellen“ und Du hast wohl auch schon aus meinen früheren Briefen ersehen, daß ich Deinen strengen Tadel nicht so ganz verdiene, oder doch wenigstens von Tage zu Tage vom gerügten Fehler zu befreyen suche. In diesem Augenblicke, wie so sehr oft, sehne ich mich wieder ganz unglaublich, nach Euch Allen, Allen; liebe Eltern, und Du, o Fanny!! und Du, mächtiger General im rothen Kleide, und die ganze frohe Umgebung, das zieht mich alles nach Hause mit Gewalt, und ich freue mich königlich auf den Winter. Wenn doch nur wenigstens Einer hier wäre, und selbst Briefe erwarte ich vergebens. Aber ich will nicht sentimental seyn. Gefühle nehmen sich eben so steif, geschrieben aus, wie Gegenden. Drum Lebt wohl. Für alle Befreundeten die besten Grüße Euer Felix. N. S. Ist Ritz zurück, so muß er laut Übereinkunft schreiben. Auch der schwarze Paul könnte wohl mit seinem reisenden Bruder zu brummen, und zu verstummen aufhören! Dir, Fanny, geb’ ich zu Überlegung, ob ich das Quartett nicht mit dem Liede a dur, ohne Coda, schließen soll? Einige sentimentale Floskeln ergeben sich von selbst. – Überleg’s und antworte! – Nach Coblenz nämlich antwortet, wo wir bis zum 30 Sept. bleiben. Dank für den Auszug ! Tausend Dank! Adieu
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Ich schleiche hinein, aber ein Franzose mit seiner jungen blonden Frau, die zu meinem Unglücke musikalisch seyn muß, haben die Stube und das Instrument in Beschlag genommen. Ich, in der Hoffnung daß die Leute nach gebüßter Lust das Feld räumen würden, fordre die Dame auf, zu spielen, ich wäre amateur, hätte schon alles mögliche Schöne gehört, und die glaubt es und stümpert 3 Rondo’s und ein Dutzend Variationen her, ich sagte nach Herzenslust brava, comme un ange, (zum Glück war sie ziemlich angenehm und graziös) nur am Ende wurde mir es zu toll, ich wollte mich empfehlen, Gott bewahre! muß spielen, und spielen, und da kam denn <persName xml:id="persName_9fdde711-caa9-481f-993e-44fd178abc08">Amedée Perier<name key="PSN0113808" style="hidden">Périer, Amédée Auguste Joseph (1785-1851)</name></persName> dazu, und noch ein Paar Franzosen, und denen mußte ich denn alles, was mir nur ins Gedächtniß kommen wollte, vorreiten. 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Was <persName xml:id="persName_0a3eb82a-7e87-45d0-940f-4bc3ea174b7d">Robert<name key="PSN0117970" style="hidden">Robert, Familie von → Ernst Friedrich Ludwig R.</name></persName> zu dem allen für ein Gesicht machte! Wie er den sich betrachtete! Und wie er dann wegging, von Fat u. d.gl. murmelnd! Das hätte man sehn sollen. Und nun kommt das Beste. Der Entrepreneur der Spielbank war wüthend auf mich. Ich hätte ihm durch das Spielen eine Menge Leute von der Roulette weggelockt; das sey gegen seinen Contract, und er brachte es dahin, daß das Clavier gestern weggenommen wurde. Sogleich verschworen sich <persName xml:id="persName_674faeb7-2b4c-44cd-905f-562cdd93acdd">Roberts<name key="PSN0117970" style="hidden">Robert, Familie von → Ernst Friedrich Ludwig R.</name></persName> und <persName xml:id="persName_d5ebac3b-0c51-406b-974c-2f3b912e2a76">Haizingers<name key="PSN0111675" style="hidden">Haizinger, Anton (1796-1869)</name><name key="PSN0111674" style="hidden">Haizinger, Amalie (1800-1884)</name></persName> und gaben gestern in einem <hi rend="underline">andern</hi> Saal, wo ein <hi rend="underline">andres</hi> Instrument stand, eine sehr hübsche Gesellschaft. Erst las <persName xml:id="persName_4b9af958-f287-45d0-a997-66b058ec8249">Robert<name key="PSN0114232" style="hidden">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name></persName> mit der <persName xml:id="persName_6031fe33-2f5d-43bb-b106-3c4404d493dc">Haizinger<name key="PSN0111674" style="hidden">Haizinger, Amalie (1800-1884)</name></persName> ein neues Lustspiel, und sie las wirklich vortrefflich, und erhielt vielen Beifall; später wurde Musik gemacht; <persName xml:id="persName_41add181-3499-4061-9fe2-334226a66c6f">Haizinger<name key="PSN0111675" style="hidden">Haizinger, Anton (1796-1869)</name></persName> jodelte Oestreichisch, <persName xml:id="persName_f4a77e34-5a15-4dd0-90ae-99f2450546a2">Fräulein von Wittenbach<name key="PSN0115825" style="hidden">Wittenbach, Fräulein</name></persName> piepte Italienisch, die <persName xml:id="persName_5fb8ba47-dddd-443a-8b0c-2c9c5339209d">Neumann<name key="PSN0111674" style="hidden">Haizinger, Amalie (1800-1884)</name></persName> sang <persName xml:id="persName_605de6f5-c704-4fee-bc63-04b4c8fdf67c">mit ihrem Mann<name key="PSN0111675" style="hidden">Haizinger, Anton (1796-1869)</name></persName> 50 Verse von Fidelin (<persName xml:id="persName_786c49d9-e531-4861-b11a-8f36b1c2ce4f">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, wie wird Dir?) dazwischen trommelte ich Etudes v. <persName xml:id="persName_63975d3d-b965-4768-85a6-bb55e9951e08">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, die in Baden großes Glück machen, phantasirte auch, und die Leute waren vergnügt und zufrieden. Einige alte Damen weinten bittre Thränen, und <persName xml:id="persName_13994fa1-bbe4-4f31-b3ee-7eb8d04aed0e">Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> tröstete und rührte sie wechselsweise, von der Zähre der Wehmuth oder der Wehmuth der Zähre vieles sprechend, dagegen hielt sich <persName xml:id="persName_9ff48f75-7aaf-4563-83ac-45c46feba09f">Magnus<name key="PSN0113039" style="hidden">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName> mehr zu den jungen Damen, und ich paßte auf die weisen Worte, die <persName xml:id="persName_6925dc14-57ab-4cac-8312-14288a79f19c">Benjamin Constant<name key="PSN0110452" style="hidden">Constant de Rebeque, Henri Benjamin (1767-1830)</name></persName> – verschwieg, denn er war den ganzen Abend stumm; so fand denn ein jeder sein Vergnügen, und auf’s höchste wurde der Spas getrieben, da <persName xml:id="persName_15e5c44f-8738-4648-b5fa-1f14a827e3d9">Haizingers<name key="PSN0111675" style="hidden">Haizinger, Anton (1796-1869)</name><name key="PSN0111674" style="hidden">Haizinger, Amalie (1800-1884)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e5551ec0-5465-49bf-a1d6-da651eed9ac5">Roberts<name key="PSN0117970" style="hidden">Robert, Familie von → Ernst Friedrich Ludwig R.</name></persName> mit uns Studenten oder vielmehr Jungens nach der goldnen Sonne, unserm Wirthshause, hingingen, da einiges warme Abendbrod aßen, und mehr tranken. Eine lustige Erzählung jagte die andre, die <persName xml:id="persName_e1dd487d-a471-444f-8130-14ed694232f5">Neumann<name key="PSN0111674" style="hidden">Haizinger, Amalie (1800-1884)</name></persName> copirte das ganze Carlsruher Theater, vom Souffleur an; auch die Berliner Bühne mußte dran, und ein Gespräch zwischen <persName xml:id="persName_dbadb87c-7860-4ae4-bf57-f797427a547b">Seidel<name key="PSN0114846" style="hidden">Seidel, Friedrich Ludwig (1765-1831)</name></persName> und <persName xml:id="persName_750c87a2-9575-494d-8c75-c3736a52f829">Esperstedt<name key="PSN0110953" style="hidden">Esperstedt, Johann Friedrich von (1783-1861)</name></persName> war besonders ergötzlich. So blieben wir burschikoserweise bis 12 Uhr zusammen, und ich mußte <persName xml:id="persName_8ac06dff-aef1-43d6-b252-a5d9f5ec70b1">Haizinger<name key="PSN0111675" style="hidden">Haizinger, Anton (1796-1869)</name></persName> mehrere Mal versprechen, ihn bey der Durchreise in Carlsruh zu besuchen. – Heute nun will mir Robert selbst seine <title xml:id="title_9cfbafdd-8b8d-41d5-a0a3-a3e46bb5c5ec">Oper<name key="PSN0114232" style="hidden" type="author">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name><name key="CRT0110524" style="hidden" type="dramatic_work">Die Amazone oder Der Frauen und der Liebe Sieg (Libretto)</name></title> vorlesen; auch <persName xml:id="persName_542f38e5-9979-47d2-90a9-7ef36a7bdc05">Charpentier’s<name key="PSN0110353" style="hidden">Charpentier, Herr</name></persName> zweiten Act soll ich vor Gewalt zuhören – und das alles, wegen einiger Passagen auf einem alten Flügel!!</p><p>Du siehst nun wohl deutlich, liebste <persName xml:id="persName_98ef5128-63f2-482d-9e3f-e92095b7853d">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, daß ich mir wirklich denken kann, daß Du mich nicht meinst, wenn Du sagst „der sey stupide und albern, der seine Ausbildung, wegen .... Grillen verabsäumte, und daß ich auch nicht aus Consequenz schlimme Finger habe, wenn ich gesunde brauche.“ Bei <persName xml:id="persName_5d4897b5-bfad-454a-983e-f966acafac5e">Stegemann’s<name key="PSN0115054" style="hidden">Staegemann, Friedrich August von (1763-1840)</name></persName> kommts freilich nicht darauf an. Denn da ist die Langeweile gleich groß, ich mag spielen oder nicht. Außerdem werde ich aber nicht „mein Licht unter den Scheffel stellen“ und Du hast wohl auch schon aus meinen früheren Briefen ersehen, daß ich Deinen strengen Tadel nicht so ganz verdiene, oder doch wenigstens von Tage zu Tage vom gerügten Fehler zu befreyen suche.</p><p>In diesem Augenblicke, wie so sehr oft, sehne ich mich wieder ganz unglaublich, nach Euch Allen, Allen; liebe Eltern, und Du, o <persName xml:id="persName_d353308e-20d6-4b30-a2aa-9693c69b7dd8">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>!! und Du, <persName xml:id="persName_c7070ed7-4c17-4ddb-9c90-d9558c46c5da">mächtiger General im rothen Kleide<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, und die ganze frohe Umgebung, das zieht mich alles nach Hause mit Gewalt, und ich freue mich königlich auf den Winter. Wenn doch nur wenigstens Einer hier wäre, und selbst Briefe erwarte ich vergebens. Aber ich will nicht sentimental seyn. Gefühle nehmen sich eben so steif, geschrieben aus, wie Gegenden. <seg type="closer" xml:id="seg_834f752f-9824-4584-a4bb-9ddf5c887012">Drum Lebt wohl. Für alle Befreundeten die besten Grüße </seg></p><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix.</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_fe157554-0596-477f-a6ca-16e5fbdb1113"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">N.S. Ist <persName xml:id="persName_4dcc48b0-2a16-43db-af82-a9a217a44a6b">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> zurück, so muß er laut Übereinkunft schreiben. Auch der schwarze <persName xml:id="persName_731bdf4a-85e5-4e92-b227-a26155bcdb54">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> könnte wohl mit seinem reisenden Bruder zu brummen, und zu verstummen aufhören! Dir, <persName xml:id="persName_6cb59fd7-3d85-4043-93c5-69ae04cbcd81">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, geb’ ich zu Überlegung, ob ich das <title xml:id="title_f52ffe59-56db-42c0-a1a9-f95704c862dd">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fls6ktdv-t16a-2p3t-hhvi-k9dpepjzmftg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100393" style="hidden">Quartett a-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [Juli 1827] bis 26./27. Oktober 1827<idno type="MWV">R 22</idno><idno type="op">13</idno></name></title> nicht mit dem Liede a dur, ohne Coda, schließen soll? Einige sentimentale Floskeln [ergeben] sich von selbst. – Überleg’s und antworte! – Nach Coblenz nämlich antwortet, wo wir bis [zum] 30 Sept. bleiben. <title xml:id="title_e820be60-4864-45ea-859f-56f9a9e257e3">Dank für den Auszug<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qoedm2ll-e5wy-mzcr-q9s2-288dtqia9xzp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title>! <seg type="closer" xml:id="seg_36bc5eee-2952-4e84-b1c1-81ae80cf4248">Tausend Dank!</seg></p><closer rend="right" xml:id="closer_bf39dd22-869c-4d5a-882f-2ff2f8aefc8e">Adieu</closer></div></body> </text></TEI>