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fmb-1826-07-18-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan <lb></lb>Berlin, 18. Juli 1826 Ich hoffe, liebster Vater, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 78

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. I/32. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan; Berlin, 18. Juli 1826 Ich hoffe, liebster Vater, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor

6 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Weissweiler, Briefwechsel, S. 49-52 (Briefteil an Fanny Mendelssohn Bartholdy).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

18. Juli 1826 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Doberan Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Berlin d. 18 July 1826.

Ich hoffe, liebster Vater, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor der Erkältung, die Dir in jetziger Zeit sehr lästig wäre, bewahrt hat! Es muß allerwenigstens sehr unangenehm seyn so in Kleidern das Salzwasser zu kosten, und dann die tausend Fragen von hundert Badegästen genügend zu beantworten, die sich der erwünschten Gelegenheit eine Conversation anzuknüpfen gewiß herzlich freuen; doch kommst Du ohne andre Unbequemlichkeit, als diese Langeweile weg, so wollen wir Gott danken und froh seyn, denn wer weiß, wie bedenklich es ein paar Schritte tiefer hinein, oder bei etwas bewegterem Meere hätte werden können.

Dir, geliebteste Vergnügen- Votum- und Rathgeberinn, mit einem Worte Fanny, habe ich doch etwas wenigstens zu melden. Sonnabend war Dorn’s neue Oper: Rolands Knappen<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name>, Text und Musik v. Heinrich Dorn. Das HausKönigsstädtisches TheaterBerlinDeutschland war bis auf Parquet und Parterre leider gänzlich leer, und im zweiten Range kein Mensch. Joseph FriedlaendersFriedländer, Joseph (1786-?), MarxsMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), RitzsRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), ReißigersReißiger, Christian Gottlieb (1762-1839), DehnsDehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858), HenochsHenoch, Israel Moses (1770-1844), MolieresMolière, Gaspard (1761-1844), etc. etc. Gesichter gucken von allen Seiten her. Ouvertüre<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name> fängt an, wird sehr lebhaft beklatscht; eben so alle folgenden Stücke, SpitzederSpitzeder, Joseph (?-1832) vortrefflich, in bester Laune, gleich beim Auftreten mit Applaus empfangen, kurz das Publikum, wie Du Deine KönigsstädterKönigsstädtisches TheaterBerlinDeutschland kennst, bis zum Ende des ersten Actes<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name> ungetheilter Beifall; er enthält aber auch viele sehr hübsche und gute Sachen, ja alles, worin DornDorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892) sich selbst gibt, wird Dir gewiß wohlgefallen und ist recht erfreulich, und es hat mich nicht sehr verdrossen, daß man überall deutlich sehn kann, wo er sich selbst verlassen hat, und RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) oder SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) sein wollte; denn das scheint mir anzudeuten, daß er diese Abschweifungen von der Eigenthümlichkeit nur aus falscher Furcht vor dem Publikum, die er durch den ersten Erfolg ermuthigt, wohl bald ablegt, gemacht hat. Auch hat StegmayerStegmayer, Ferdinand (1803-1863) viel darin gearbeitet, und ich glaube man kann das schlechte und fade in der Oper<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name> dem mit mehr Rechte zur Last legen, als Vater das in der Louis FerdinandischenPreußen, Friedrich Ludwig Christian (gen. Louis Ferdinand) Prinz von (1772-1806) Musik dem armen DussekDussek (Dusík), Jan (Johann) Ladislaus (Ladislav, Ludwig) (1760-1812). Doch weiter in der Erzählung. Der zweite Act<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name> beginnt mit mehreren sehr pathetischen und sentimentalen Musikstücken, in denen Schönheiten nur einzeln zerstreut liegen, und so mags wohl gekommen seyn, daß sich das kleine Publikum in zwei Partheyen theilte, die sich nur gegen’s Ende bei einem vortrefflichen SpitzederianumSpitzeder, Joseph (?-1832) wieder vereinigten, und nach dem Ende der Oper<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name> nochmal stritten, beide mit gleichem Unrecht, glaub’ ich; denn das Hervorrufen hat DornDorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892) nach meiner Meinung nicht verdient, eben so wenig aber, oder weniger das Zischen bis er erschien. Er ist auch nicht so erfreut über die Aufnahme, als ich gedacht hatte, und ist vor der zweiten Vorstellung sehr bange, denn er sagt alla DornDorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892): Schwerenoth, da war kein Gesicht im Parquet, das ich nicht gekannt hätte, und übrigens kein Mensch im Hause. Wenn nur nicht der Teufel die übrigen Vorstellungen nach der zweiten holt! Diese ist heute Abend und ich bin recht neugierig, wie sie ausfallen wird.

Zweitens! gestern war das Concert im Freien zum Besten seiner Frau und Kinder gegeben von MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851). Bei eintretendem Regenwetter werden die Posaunen nicht eintreten, weil das Publikum nicht ins Haus eintreten kann. Um 8 Uhr morgen’s die Probe. Da regnets. Ich gehe hin, und bin puncto halb neun pünctlich da. Da sind sie aber noch beim Aufrichten eines großen amphitheatralischen Orchesters beschäftigt, welches die ganze Breite des Grasplatzes der Terrasse gegen über einnahm, und auf welchem sich die einnehmende Musik für den einnehmenden MusikdirectorMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) gut ausnahm. Neun Contrabässe liegen im Grase ausgestreckt; ein Kerl mit dem Serpent in der Hand geht spazieren, zwei Contrafagotte und drei Posaunen kommen eben durch’s Souterrain; die Kanonen werden aufgestellt, Orchesterdiener laufen hin und her; Schockschwerenoth, sagt MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851); Kammermusiker sitzen auf den Bänken, lachen mit einem Mal laut auf, tragen einander Huckepack; RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) turnt weiter hinten mit 20 andern Blase- und Saiteninstrumenten; zwei zanken sich; Puff! läßt einer die Ratschen losgehn; haltet’s Maul, sagt MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851); zwei Bratschisten wetten auf’s schöne Wetter etc. etc. etc. in aeternum. Endlich geht’s los. Erst die Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name>. MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) ermahnt: Meine Herren bleiben Sie nur zusammen; was Sie spielen das ist mir einerley, und wir folgten seiner Ermahnung. So also ging die Probe an, MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) ging an (sein Pult nämlich) und die Ausführung ging auch an. Die Ouvertüre aus Olimpia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name> brauchen wir nicht zu probiren, die aus Faust<name key="PSN0114055" style="hidden" type="author">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name><name key="CRT0110373" style="hidden" type="music">Compositionen zu Goethe’s Faust</name> ging gut. Nun kommt die aus Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name>. Mit heiligem Respect lege ich meine Geige in den Kasten, und gehe zuzuhören auf den Grasplatz, ein bischen gespannt. Mit einem himmlischen Andante beginnts. Es ist der schönste Ouvertüren Anfang von Weber:<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> ungefähr: Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. etc. Die Elfen in den Blaseinstrumenten spielen gleich mit, der Türkenmarsch<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> klingt auch an, und dann kommt ein Satz in Cello’s und Bratschen, wie er ihn oft instrumentirt, aber wohl eine der rührendsten und edelsten Melodien die er je erfunden; lange hat mich nichts so entzückt, wie der Gesang, der dann endlich immer leiser wird, bis er endlich so auseinandergeht Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. Nun strömt das Allegro zu; sie fangen feurig an, es geht gut; ein kleiner Regen fällt; weiter weiter schreit MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851); der Regen wird stärker, die Töne schwächer; „Sakerment, weiter“! Da gießt’s mit einemmal gewaltig und im Moment war alles durcheinander; alle suchen nach ihren Kasten, bedecken mit Schnupftüchern die Bogen und die Geigen; nehmt die Noten untern Arm schreit Möser und in zwei Secunden ist das ganze große Orchester verlassen, und keiner bleibt, als ein einziger Clarinettist, der sehr kläglich das Lied aus dem Zinngießer<name key="PSN0115377" style="hidden" type="author">Treitschke, Georg Friedrich (1776-1842)</name><name key="CRT0111104" style="hidden" type="dramatic_work">Der Zinngießer</name>: „O Jemine!“ zu spielen anfängt. Das Gelächter kannst Du Dir denken. Nach einigen Minuten hörte es zwar auf zu regnen, wir hörten aber nicht auf (Möser’sMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) Ruf nämlich) sondern turnten wieder, und so wurde die Oberonsouvertüre<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> bei Seite gelegt, und die 3 Lieder von ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) probirt, bis uns ein Trompetenstoß zum Wiederkommen, und der Soldat seine Büchsen zur Schlacht bei Vittoria<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name> lud. Denke Dir 9 Posaunen, alle Blaseinstrumente doppelt, zwei Chöre von Regimentsmusik, 4 Trommeln, Ratschen, Schüsse, Kanonen, eine Regenmaschine und ein königl. Orchester, die alle zusammen präludiren und phantasiren, und die Sonne schien uns senkrecht auf den Kopf; das ist kein Spas. Dann ging die Ouvertüre<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name> und die Schüsse los; erstere abscheulich schlecht, das that aber nichts; RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) und ich spannten einen Regenschirm gegen die Sonne auf, und spielten drunter, und das Orchester kam abwechselnd sich darunter abzukühlen.

Zur Aufführung des Abends um 1 2 7 hatte MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) den Sautreffer schönstes Wetter und an 1000 Menschen zu bekommen. – Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name> – alles still; Olympia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name> – alles mäuschenstill; FaustRadziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833) – alles todtenstill; Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> – donnernder Applaus von allen Seiten her; das war hübsch; ein böses Omen wars aber daß MöserMoeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851) in den ersten Tacten der Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name> seinen Tactstock auf die Wiese fallen ließ, und uns ohne Direction spielen ließ, bis ein Höflicher ihn ihm wiederreichte; er war aber sehr aergerlich. Die Schlacht<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name> ging sehr gut, wir waren alle ganz auseinander in der Mitte; aber das thut nichts; SchubringSchubring, Karl Julius (1806-1889) hat sie doch auf seinem Zimmer in der Mohrenstraße gehört. Nun ist der Brief geendigt; sowohl weil ich ausgehe, als weil der Stoff ausgeht, meine Liebe zu Dir geht aber nicht aus, sondern sie geht aus Emoll seit Du weg bist.

Fine.Felix
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Polymeter.

N. S. Grüß SaalingSaaling (vorh. Salomon), Ferdinand Louis (eigtl. Löb) (1783-1867),

und sie alle, und sie möchten

das Tempo nicht zu rasch nehmen, sie

die aus Haar, Mohn und J zusammengesetzt

sind, und MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) läßt sich Dir und Vater sehr empfehlen, und

die andern auch. FranckFranck, Georg Hermann (1802-1855) war krank.

KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) ist brummig, ich heut

ein Possenreißer, LindbladLindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)

reis’t unaufhaltsam nach

Schweden zurück. Leb’

Recht wohl.

Wohl.

            Berlin d. 18 July 1826. Ich hoffe, liebster Vater, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor der Erkältung, die Dir in jetziger Zeit sehr lästig wäre, bewahrt hat! Es muß allerwenigstens sehr unangenehm seyn so in Kleidern das Salzwasser zu kosten, und dann die tausend Fragen von hundert Badegästen genügend zu beantworten, die sich der erwünschten Gelegenheit eine Conversation anzuknüpfen gewiß herzlich freuen; doch kommst Du ohne andre Unbequemlichkeit, als diese Langeweile weg, so wollen wir Gott danken und froh seyn, denn wer weiß, wie bedenklich es ein paar Schritte tiefer hinein, oder bei etwas bewegterem Meere hätte werden können.
Dir, geliebteste Vergnügen- Votum- und Rathgeberinn, mit einem Worte Fanny, habe ich doch etwas wenigstens zu melden. Sonnabend war Dorn’s neue Oper: Rolands Knappen, Text und Musik v. Heinrich Dorn. Das Haus war bis auf Parquet und Parterre leider gänzlich leer, und im zweiten Range kein Mensch. Joseph Friedlaenders, Marxs, Ritzs, Reißigers, Dehns, Henochs, Molieres, etc. etc. Gesichter gucken von allen Seiten her. Ouvertüre fängt an, wird sehr lebhaft beklatscht; eben so alle folgenden Stücke, Spitzeder vortrefflich, in bester Laune, gleich beim Auftreten mit Applaus empfangen, kurz das Publikum, wie Du Deine Königsstädter kennst, bis zum Ende des ersten Actes ungetheilter Beifall; er enthält aber auch viele sehr hübsche und gute Sachen, ja alles, worin Dorn sich selbst gibt, wird Dir gewiß wohlgefallen und ist recht erfreulich, und es hat mich nicht sehr verdrossen, daß man überall deutlich sehn kann, wo er sich selbst verlassen hat, und Rossini Spontini oder Spohr sein wollte; denn das scheint mir anzudeuten, daß er diese Abschweifungen von der Eigenthümlichkeit nur aus falscher Furcht vor dem Publikum, die er durch den ersten Erfolg ermuthigt, wohl bald ablegt, gemacht hat. Auch hat Stegmayer viel darin gearbeitet, und ich glaube man kann das schlechte und fade in der Oper dem mit mehr Rechte zur Last legen, als Vater das in der Louis Ferdinandischen Musik dem armen Dussek. Doch weiter in der Erzählung. Der zweite Act beginnt mit mehreren sehr pathetischen und sentimentalen Musikstücken, in denen Schönheiten nur einzeln zerstreut liegen, und so mags wohl gekommen seyn, daß sich das kleine Publikum in zwei Partheyen theilte, die sich nur gegen’s Ende bei einem vortrefflichen Spitzederianum wieder vereinigten, und nach dem Ende der Oper nochmal stritten, beide mit gleichem Unrecht, glaub’ ich; denn das Hervorrufen hat Dorn nach meiner Meinung nicht verdient, eben so wenig aber, oder weniger das Zischen bis er erschien. Er ist auch nicht so erfreut über die Aufnahme, als ich gedacht hatte, und ist vor der zweiten Vorstellung sehr bange, denn er sagt alla Dorn: Schwerenoth, da war kein Gesicht im Parquet, das ich nicht gekannt hätte, und übrigens kein Mensch im Hause. Wenn nur nicht der Teufel die übrigen Vorstellungen nach der zweiten holt! Diese ist heute Abend und ich bin recht neugierig, wie sie ausfallen wird.
Zweitens! gestern war das Concert im Freien zum Besten seiner Frau und Kinder gegeben von Möser. Bei eintretendem Regenwetter werden die Posaunen nicht eintreten, weil das Publikum nicht ins Haus eintreten kann. Um 8 Uhr morgen’s die Probe. Da regnets. Ich gehe hin, und bin puncto halb neun pünctlich da. Da sind sie aber noch beim Aufrichten eines großen amphitheatralischen Orchesters beschäftigt, welches die ganze Breite des Grasplatzes der Terrasse gegen über einnahm, und auf welchem sich die einnehmende Musik für den einnehmenden Musikdirector gut ausnahm. Neun Contrabässe liegen im Grase ausgestreckt; ein Kerl mit dem Serpent in der Hand geht spazieren, zwei Contrafagotte und drei Posaunen kommen eben durch’s Souterrain; die Kanonen werden aufgestellt, Orchesterdiener laufen hin und her; Schockschwerenoth, sagt Möser; Kammermusiker sitzen auf den Bänken, lachen mit einem Mal laut auf, tragen einander Huckepack; Ritz turnt weiter hinten mit 20 andern Blase- und Saiteninstrumenten; zwei zanken sich; Puff! läßt einer die Ratschen losgehn; haltet’s Maul, sagt Möser; zwei Bratschisten wetten auf’s schöne Wetter etc. etc. etc. in aeternum. Endlich geht’s los. Erst die Pastoralsymphonie. Möser ermahnt: Meine Herren bleiben Sie nur zusammen; was Sie spielen das ist mir einerley, und wir folgten seiner Ermahnung. So also ging die Probe an, Möser ging an (sein Pult nämlich) und die Ausführung ging auch an. Die Ouvertüre aus Olimpia brauchen wir nicht zu probiren, die aus Faust ging gut. Nun kommt die aus Oberon. Mit heiligem Respect lege ich meine Geige in den Kasten, und gehe zuzuhören auf den Grasplatz, ein bischen gespannt. Mit einem himmlischen Andante beginnts. Es ist der schönste Ouvertüren Anfang von Weber: ungefähr: etc. Die Elfen in den Blaseinstrumenten spielen gleich mit, der Türkenmarsch klingt auch an, und dann kommt ein Satz in Cello’s und Bratschen, wie er ihn oft instrumentirt, aber wohl eine der rührendsten und edelsten Melodien die er je erfunden; lange hat mich nichts so entzückt, wie der Gesang, der dann endlich immer leiser wird, bis er endlich so auseinandergeht Nun strömt das Allegro zu; sie fangen feurig an, es geht gut; ein kleiner Regen fällt; weiter weiter schreit Möser; der Regen wird stärker, die Töne schwächer; „Sakerment, weiter“! Da gießt’s mit einemmal gewaltig und im Moment war alles durcheinander; alle suchen nach ihren Kasten, bedecken mit Schnupftüchern die Bogen und die Geigen; nehmt die Noten untern Arm schreit Möser und in zwei Secunden ist das ganze große Orchester verlassen, und keiner bleibt, als ein einziger Clarinettist, der sehr kläglich das Lied aus dem Zinngießer: „O Jemine!“ zu spielen anfängt. Das Gelächter kannst Du Dir denken. Nach einigen Minuten hörte es zwar auf zu regnen, wir hörten aber nicht auf (Möser’s Ruf nämlich) sondern turnten wieder, und so wurde die Oberonsouvertüre bei Seite gelegt, und die 3 Lieder von Zelter probirt, bis uns ein Trompetenstoß zum Wiederkommen, und der Soldat seine Büchsen zur Schlacht bei Vittoria lud. Denke Dir 9 Posaunen, alle Blaseinstrumente doppelt, zwei Chöre von Regimentsmusik, 4 Trommeln, Ratschen, Schüsse, Kanonen, eine Regenmaschine und ein königl. Orchester, die alle zusammen präludiren und phantasiren, und die Sonne schien uns senkrecht auf den Kopf; das ist kein Spas. Dann ging die Ouvertüre und die Schüsse los; erstere abscheulich schlecht, das that aber nichts; Ritz und ich spannten einen Regenschirm gegen die Sonne auf, und spielten drunter, und das Orchester kam abwechselnd sich darunter abzukühlen.
Zur Aufführung des Abends um 1 2 7 hatte Möser den Sautreffer schönstes Wetter und an 1000 Menschen zu bekommen. – Pastoralsymphonie – alles still; Olympia – alles mäuschenstill; Faust – alles todtenstill; Oberon – donnernder Applaus von allen Seiten her; das war hübsch; ein böses Omen wars aber daß Möser in den ersten Tacten der Pastoralsymphonie seinen Tactstock auf die Wiese fallen ließ, und uns ohne Direction spielen ließ, bis ein Höflicher ihn ihm wiederreichte; er war aber sehr aergerlich. Die Schlacht ging sehr gut, wir waren alle ganz auseinander in der Mitte; aber das thut nichts; Schubring hat sie doch auf seinem Zimmer in der Mohrenstraße gehört. Nun ist der Brief geendigt; sowohl weil ich ausgehe, als weil der Stoff ausgeht, meine Liebe zu Dir geht aber nicht aus, sondern sie geht aus Emoll seit Du weg bist.
Fine. Felix
Polymeter.
N. S. Grüß Saaling,
und sie alle, und sie möchten
das Tempo nicht zu rasch nehmen, sie
die aus Haar, Mohn und J zusammengesetzt
sind, und Marx läßt sich Dir und Vater sehr empfehlen, und
die andern auch. Franck war krank.
Klingemann ist brummig, ich heut
ein Possenreißer, Lindblad
reis’t unaufhaltsam nach
Schweden zurück. Leb’
Recht wohl.
Wohl.          
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Wenn Dich nur der Schreck vor</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_8c3645f0-3899-4836-abc8-2d2253ecce0f">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 1, 78 </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. I/32.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1826-07-18-01" type="letter" xml:id="title_f6044e4b-57eb-47b7-b01f-ff8de0323423">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan; Berlin, 18. Juli 1826</title> <incipit>Ich hoffe, liebster Vater, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>6 beschr. S.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 49-52 (Briefteil an Fanny Mendelssohn Bartholdy).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1826-07-18" xml:id="date_ee6de913-c2fa-4e7b-91d0-fb3da1f4009d">18. Juli 1826</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_6a363217-cc2f-4c01-9b03-8f37b30f11ed">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_58084354-fd9f-4328-84f1-6237ff154100"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0117585" resp="receiver" xml:id="persName_098a5ebd-ec1b-4e47-a093-10b2286a2a08">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_ea32c772-ff80-4e8e-b93d-eb0eb0872677">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f15c02cc-08c9-4f31-8bc2-59b85dfea864"> <settlement key="STM0100144">Doberan</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b94456b4-dbea-4ab5-add3-7adf409816a9"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Berlin d. <date cert="high" when="1826-07-18" xml:id="date_5d8bf897-343b-4dac-b565-4071eb14327d">18 July 1826.</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Ich hoffe, <seg type="salute">liebster Vater</seg>, daß Dein neulicher Unfall ohne alle bösen Folgen sein wird, oder vielmehr gewesen ist, denn Du hast doch sine cura Deine Cur wieder anfangen können? Wenn Dich nur der Schreck vor der Erkältung, die Dir in jetziger Zeit sehr lästig wäre, bewahrt hat! Es muß allerwenigstens sehr unangenehm seyn so in Kleidern das Salzwasser zu kosten, und dann die tausend Fragen von hundert Badegästen genügend zu beantworten, die sich der erwünschten Gelegenheit eine Conversation anzuknüpfen gewiß herzlich freuen; doch kommst Du ohne andre Unbequemlichkeit, als diese Langeweile weg, so wollen wir Gott danken und froh seyn, denn wer weiß, wie bedenklich es ein paar Schritte tiefer hinein, oder bei etwas bewegterem Meere hätte werden können.</p><p>Dir, geliebteste Vergnügen- Votum- und Rathgeberinn, mit einem Worte Fanny, habe ich doch etwas wenigstens zu melden. Sonnabend war <title xml:id="title_f6ed72ba-b9bb-47b9-8b6f-3e6795ae4900">Dorn’s neue Oper: Rolands Knappen<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title>, Text und Musik v. Heinrich Dorn. <placeName xml:id="placeName_b16d09e9-1e9a-4b8b-a2d6-84cc9aeec09e">Das Haus<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war bis auf Parquet und Parterre leider gänzlich leer, und im zweiten Range kein Mensch. <persName xml:id="persName_741b355a-fa4c-4b19-877c-958d50f1caf1">Joseph Friedlaenders<name key="PSN0111205" style="hidden">Friedländer, Joseph (1786-?)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5b4ff61f-ba42-43e2-9fdf-bfaaa03a6e4f">Marxs<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, <persName xml:id="persName_17b6d1b6-96b5-4387-86f3-82862eb6e1d7">Ritzs<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5f10a8ad-19eb-4874-9775-7a98f19e2bcc">Reißigers<name key="PSN0114130" style="hidden">Reißiger, Christian Gottlieb (1762-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f3053979-535c-4ba2-8d21-2b74d78ead1f">Dehns<name key="PSN0110589" style="hidden">Dehn, Siegfried Wilhelm (urspr. Samuel) (1799-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2d98feb7-bce0-427d-8835-c309c004046c">Henochs<name key="PSN0111886" style="hidden">Henoch, Israel Moses (1770-1844)</name></persName>, <persName xml:id="persName_fbeafc87-3bf5-419e-9383-0d33ed78ad58">Molieres<name key="PSN0113380" style="hidden">Molière, Gaspard (1761-1844)</name></persName>, etc. etc. Gesichter gucken von allen Seiten her. <title xml:id="title_3ef00763-3226-43ac-9820-d07f399e8e19">Ouvertüre<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title> fängt an, wird sehr lebhaft beklatscht; eben so alle folgenden Stücke, <persName xml:id="persName_8824335c-0f1c-4e98-a1b9-f0a134ed34f3">Spitzeder<name key="PSN0115028" style="hidden">Spitzeder, Joseph (?-1832)</name></persName> vortrefflich, in bester Laune, gleich beim Auftreten mit Applaus empfangen, kurz das Publikum, wie Du <placeName xml:id="placeName_9a716d40-2cba-4134-899e-9d35ee0c57ce">Deine Königsstädter<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kennst, bis zum <title xml:id="title_a349f0f9-3282-405f-ab92-83b05a9f16f7">Ende des ersten Actes<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title> ungetheilter Beifall; er enthält aber auch viele sehr hübsche und gute Sachen, ja alles, worin <persName xml:id="persName_93075504-48b7-472f-979f-dd0bb07bf55a">Dorn<name key="PSN0110712" style="hidden">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name></persName> sich selbst gibt, wird Dir gewiß wohlgefallen und ist recht erfreulich, und es hat mich nicht sehr verdrossen, daß man überall deutlich sehn kann, wo er sich selbst verlassen hat, und <persName xml:id="persName_e38cd4d0-0424-481c-aa9b-808155a483d9">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> <persName xml:id="persName_c38d8efb-3727-4f9d-a267-5cf2dfb40f80">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_5eb40ba9-efb6-4c3a-8945-cd8dbf4f7570">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> sein wollte; denn das scheint mir anzudeuten, daß er diese Abschweifungen von der Eigenthümlichkeit nur aus falscher Furcht vor dem Publikum, die er durch den ersten Erfolg ermuthigt, wohl bald ablegt, gemacht hat. Auch hat <persName xml:id="persName_084a3e14-336e-45ed-8252-c3a5d0898a5b">Stegmayer<name key="PSN0115081" style="hidden">Stegmayer, Ferdinand (1803-1863)</name></persName> viel darin gearbeitet, und ich glaube man kann das schlechte und fade in der <title xml:id="title_faa4a54e-797d-4265-ba52-928cb8365c4b">Oper<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title> dem mit mehr Rechte zur Last legen, als Vater das in der <persName xml:id="persName_8e2f6b5f-c962-40db-bee2-038a97b32da2">Louis Ferdinandischen<name key="PSN0113995" style="hidden">Preußen, Friedrich Ludwig Christian (gen. Louis Ferdinand) Prinz von (1772-1806)</name></persName> Musik dem armen <persName xml:id="persName_82f90d92-8af1-440b-af8d-4ce70d5f4f5c">Dussek<name key="PSN0110801" style="hidden">Dussek (Dusík), Jan (Johann) Ladislaus (Ladislav, Ludwig) (1760-1812)</name></persName>. Doch weiter in der Erzählung. <title xml:id="title_4bd1142e-eaf2-42bb-a044-6952f69ce565">Der zweite Act<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title> beginnt mit mehreren sehr pathetischen und sentimentalen Musikstücken, in denen Schönheiten nur einzeln zerstreut liegen, und so mags wohl gekommen seyn, daß sich das kleine Publikum in zwei Partheyen theilte, die sich nur gegen’s Ende bei einem vortrefflichen <persName xml:id="persName_1520fff0-1494-497e-a0ee-c62790389fc2">Spitzederianum<name key="PSN0115028" style="hidden">Spitzeder, Joseph (?-1832)</name></persName> wieder vereinigten, und nach dem <title xml:id="title_9b2cf9e8-4f14-42e8-abd1-53a3db2161d5">Ende der Oper<name key="PSN0110712" style="hidden" type="author">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name><name key="CRT0108600" style="hidden" type="music">Rolands Knappen op. 1</name></title> nochmal stritten, beide mit gleichem Unrecht, glaub’ ich; denn das Hervorrufen hat <persName xml:id="persName_6f102943-632d-479c-b29e-ccea369c61d2">Dorn<name key="PSN0110712" style="hidden">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name></persName> nach meiner Meinung nicht verdient, eben so wenig aber, oder weniger das Zischen bis er erschien. Er ist auch nicht so erfreut über die Aufnahme, als ich gedacht hatte, und ist vor der zweiten Vorstellung sehr bange, denn er sagt alla <persName xml:id="persName_51e272bb-3268-4d39-80bc-91dca1400bec">Dorn<name key="PSN0110712" style="hidden">Dorn, Heinrich Ludwig Egmont (1804-1892)</name></persName>: Schwerenoth, da war kein Gesicht im Parquet, das ich nicht gekannt hätte, und übrigens kein Mensch im Hause. Wenn nur nicht der Teufel die übrigen Vorstellungen nach der zweiten holt! Diese ist heute Abend und ich bin recht neugierig, wie sie ausfallen wird.</p><p>Zweitens! gestern war das Concert im Freien zum Besten seiner Frau und Kinder gegeben von <persName xml:id="persName_10be25ad-6c89-4ee6-881f-22a56767f1e5">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName>. Bei eintretendem Regenwetter werden die Posaunen nicht eintreten, weil das Publikum nicht ins Haus eintreten kann. Um 8 Uhr morgen’s die Probe. Da regnets. Ich gehe hin, und bin puncto halb neun pünctlich da. Da sind sie aber noch beim Aufrichten eines großen amphitheatralischen Orchesters beschäftigt, welches die ganze Breite des Grasplatzes der Terrasse gegen über einnahm, und auf welchem sich die einnehmende Musik für den einnehmenden <persName xml:id="persName_85a55343-78a6-4135-9c9e-5ab162477bdf">Musikdirector<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> gut ausnahm. Neun Contrabässe liegen im Grase ausgestreckt; ein Kerl mit dem Serpent in der Hand geht spazieren, zwei Contrafagotte und drei Posaunen kommen eben durch’s Souterrain; die Kanonen werden aufgestellt, Orchesterdiener laufen hin und her; Schockschwerenoth, sagt <persName xml:id="persName_6803fc9a-c706-4e8c-99a9-5265fcca6a8f">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName>; Kammermusiker sitzen auf den Bänken, lachen mit einem Mal laut auf, tragen einander Huckepack; <persName xml:id="persName_ef8957d1-7f1c-4cf5-9d58-11cbf879a81b">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> turnt weiter hinten mit 20 andern Blase- und Saiteninstrumenten; zwei zanken sich; Puff! läßt einer die Ratschen losgehn; haltet’s Maul, sagt <persName xml:id="persName_b7f20397-d326-4659-8f86-7945150e29f2">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName>; zwei Bratschisten wetten auf’s schöne Wetter etc. etc. etc. in aeternum. Endlich geht’s los. Erst die <title xml:id="title_9e01603b-2a72-4fab-94fd-ee547ad873ee">Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name></title>. <persName xml:id="persName_c21a7a97-6d1b-488e-b13e-b89c7d1b715a">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> ermahnt: Meine Herren bleiben Sie nur <hi rend="underline">zusammen</hi>; <hi rend="underline">was</hi> Sie spielen das ist mir einerley, und wir folgten seiner Ermahnung. So also ging die Probe an, <persName xml:id="persName_62a3bc8c-47bc-47eb-b556-0bd2e1aad0bf">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> ging an (sein Pult nämlich) und die Ausführung ging auch an. Die <title xml:id="title_96147a4f-e585-4f14-ac07-8aaa043db1a2">Ouvertüre aus Olimpia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name></title> brauchen wir nicht zu probiren, die aus <title xml:id="title_c9a781cb-7ed2-4b9c-a846-11c79f6c3af4">Faust<name key="PSN0114055" style="hidden" type="author">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name><name key="CRT0110373" style="hidden" type="music">Compositionen zu Goethe’s Faust</name></title> ging gut. Nun kommt die aus <title xml:id="title_42c705f5-e498-4c9f-838c-f584ca1793f6">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title>. Mit heiligem Respect lege ich meine Geige in den Kasten, und gehe zuzuhören auf den Grasplatz, ein bischen gespannt. Mit einem himmlischen Andante beginnts. Es ist <title xml:id="title_5b4292cc-9d4d-48f6-aeee-19fc33be6ddf">der schönste Ouvertüren Anfang von Weber:<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> ungefähr: <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_b1101c33-be62-32668-b4ad8-be52444defcf" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> etc. Die Elfen in den Blaseinstrumenten spielen gleich mit, der <title xml:id="title_6ec919be-52f1-4e34-bcc0-605342086920">Türkenmarsch<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> klingt auch an, und dann kommt ein Satz in Cello’s und Bratschen, wie er ihn oft instrumentirt, aber wohl eine der rührendsten und edelsten Melodien die er je erfunden; lange hat mich nichts so entzückt, wie der Gesang, der dann endlich immer leiser wird, bis er endlich so auseinandergeht <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_142c5bcc-b295-fe63c-3ec77-dd549eabe681" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> Nun strömt das Allegro zu; sie fangen feurig an, es geht gut; ein kleiner Regen fällt; weiter weiter schreit <persName xml:id="persName_3aad3256-f440-43d6-8390-8d735e033cbe">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName>; der Regen wird stärker, die Töne schwächer; „Sakerment, weiter“! Da gießt’s mit einemmal gewaltig und im Moment war alles durcheinander; alle suchen nach ihren Kasten, bedecken mit Schnupftüchern die Bogen und die Geigen; nehmt die Noten untern Arm schreit Möser und in zwei Secunden ist das ganze große Orchester verlassen, und keiner bleibt, als ein einziger Clarinettist, der sehr kläglich <title xml:id="title_216da7a8-04f0-47af-8a6d-873503f66c1a">das Lied aus dem Zinngießer<name key="PSN0115377" style="hidden" type="author">Treitschke, Georg Friedrich (1776-1842)</name><name key="CRT0111104" style="hidden" type="dramatic_work">Der Zinngießer</name></title>: „O Jemine!“ zu spielen anfängt. Das Gelächter kannst Du Dir denken. Nach einigen Minuten hörte es zwar auf zu regnen, wir hörten aber nicht auf (<persName xml:id="persName_48415cae-fda3-43dd-862c-d995bf1948cf">Möser’s<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> Ruf nämlich) sondern turnten wieder, und so wurde die <title xml:id="title_cddef972-1077-405e-aaca-6925c11ce8d3">Oberonsouvertüre<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> bei Seite gelegt, und die 3 Lieder von <persName xml:id="persName_dbe153b5-d015-4cab-8676-cd8da5dae388">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> probirt, bis uns ein Trompetenstoß zum <title xml:id="title_ed759c7c-9a5d-4945-bb72-a6ab6dd7a060">Wiederkommen, und der Soldat seine Büchsen zur Schlacht bei Vittoria<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name></title> lud. Denke Dir 9 Posaunen, alle Blaseinstrumente doppelt, zwei Chöre von Regimentsmusik, 4 Trommeln, Ratschen, Schüsse, Kanonen, eine Regenmaschine und ein königl. Orchester, die alle zusammen präludiren und phantasiren, und die Sonne schien uns senkrecht auf den Kopf; das ist kein Spas. Dann ging die <title xml:id="title_40fa9a0d-4010-4438-b0a6-98c1bd5323c9">Ouvertüre<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name></title> und die Schüsse los; erstere abscheulich schlecht, das that aber nichts; <persName xml:id="persName_e937e059-0342-479b-a1bd-3ac70e61a64b">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> und ich spannten einen Regenschirm gegen die Sonne auf, und spielten drunter, und das Orchester kam abwechselnd sich darunter abzukühlen.</p><p>Zur Aufführung des Abends um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 7 hatte <persName xml:id="persName_9f9498c1-90e8-4b56-b5bd-6cf2717847b8">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> den Sautreffer schönstes Wetter und an 1000 Menschen zu bekommen. – <title xml:id="title_9ad11fbd-261a-4211-bebc-3253dd2eb66f">Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name></title> – alles still; <title xml:id="title_c4b15b14-0a0f-4efc-a3bf-f9acd1c77908">Olympia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name></title> – alles mäuschenstill; <persName xml:id="persName_36ccab3e-f701-4495-89b4-2229993344c2">Faust<name key="PSN0114055" style="hidden">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name></persName> – alles todtenstill; <title xml:id="title_13e659ad-e203-4f19-8555-7af415470e8e">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> – donnernder Applaus von allen Seiten her; das war hübsch; ein böses Omen wars aber daß <persName xml:id="persName_983921aa-6164-46a2-b621-b13e08002c14">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> in den ersten Tacten der <title xml:id="title_ce8e629c-e844-4118-90cd-614bf8af0a6a">Pastoralsymphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108067" style="hidden" type="music">6. Sinfonie F-Dur, op. 68 (»Pastorale«)</name></title> seinen Tactstock auf die Wiese fallen ließ, und uns ohne Direction spielen ließ, bis ein Höflicher ihn ihm wiederreichte; er war aber sehr aergerlich. <title xml:id="title_100d7bba-537f-4bb2-82af-8533d6c8dcb1">Die Schlacht<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108108" style="hidden" type="music">Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria op. 91</name></title> ging sehr gut, wir waren alle ganz auseinander in der Mitte; aber das thut nichts; <persName xml:id="persName_9a700aa3-d9d1-484d-bfbb-58aae3bf68c6">Schubring<name key="PSN0114732" style="hidden">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName> hat sie doch auf seinem Zimmer in der Mohrenstraße gehört. <seg type="closer" xml:id="seg_71fbbfdb-60ce-416a-8eb6-e4b9aea99269">Nun ist der Brief geendigt; sowohl weil ich ausgehe, als weil der Stoff ausgeht, meine Liebe zu Dir geht aber nicht aus, sondern sie geht aus Emoll seit Du weg bist.</seg></p><closer rend="right" xml:id="closer_fb9fd6cc-b572-40c2-9db5-f6e848f8bff2">Fine.</closer><signed rend="right">Felix</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_496ef33f-88fd-4363-a949-3166217952e0"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"> <hi rend="underline">Polymeter.</hi></p><p style="paragraph_without_indent">N. S. Grüß <persName xml:id="persName_5d5c0367-6d24-435e-92ed-e056fb3512f7">Saaling<name key="PSN0114386" style="hidden">Saaling (vorh. Salomon), Ferdinand Louis (eigtl. Löb) (1783-1867)</name></persName>, </p><p style="paragraph_without_indent">und sie alle, und sie möchten</p><p style="paragraph_without_indent">das Tempo nicht zu rasch nehmen, sie</p><p style="paragraph_without_indent">die aus Haar, Mohn und J zusammengesetzt</p><p style="paragraph_without_indent">sind, und <persName xml:id="persName_bca98338-1c88-42d3-8b96-9ead08be2ef2">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> läßt sich Dir und Vater sehr empfehlen, und</p><p style="paragraph_without_indent">die andern auch. <persName xml:id="persName_5ed74d62-11ad-40cf-90d1-a08a2c3b060d">Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> war krank.</p><p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_8ab04ee7-834f-423d-881b-670f105a3cb1">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> ist brummig, ich heut</p><p style="paragraph_without_indent">ein Possenreißer, <persName xml:id="persName_de9613c7-cc12-412c-9772-21b2118d4472">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> </p><p style="paragraph_without_indent">reis’t unaufhaltsam nach</p><p style="paragraph_without_indent">Schweden zurück<seg type="closer" xml:id="seg_0b0d49d5-d560-4f9c-9c78-865af0604474">. Leb’</seg></p><p style="paragraph_without_indent"> <seg type="closer" xml:id="seg_e8505c15-f253-42ab-911d-3e6f40328b80">Recht wohl.</seg></p><p style="paragraph_without_indent"> <seg type="closer" xml:id="seg_38ceb27c-2f23-4c4b-88c2-7bae355d68cd">Wohl.</seg></p></div></body> </text></TEI>